Besser spät als nie, aber als mich plötzlich der Reiz überkam habe ich mir heute auch mal die 48-minütige Demo angeschaut. Sollte das alles wirklich durchs komplette Spiel durchgezogen werden, dann erwartet uns hier ein Brett. Aber ehrlich gesagt kann ich mir noch gar nicht vorstellen, dass sich derart viele Freiheiten auf so ziemlich alles übertragen lassen und jeweils eigene Auswirkungen mit sich ziehen, sonst gäbs am Ende gefühlt eine Million verschiedene Wege und Ausgänge. Irgendwo müssen die Stränge ja auch wieder zusammenführen, zumindest bei der Hauptstory. Wie diverse Nebengeschichten enden wird mit Sicherheit weniger von Belang sein und individueller werden.
Cyberpunk 2077 sieht für mich derzeit wie ein Spiel aus, das man nicht einfach mal abends zocken kann. Ich glaube hier muss man sich richtig Zeit nehmen und abtauchen, sonst entfaltet es nicht seine Wirkung. Wer nicht Teil von Night City wird, dem entgehen einige Details, die man alle paar Schritte finden kann. Das Stadtdesign erinnert mich ungemein an Ghost in the Shell, ebenso das Andocken an andere Personen. Auf Gebäudeebene betrachtet schoss mir wiederum sofort Observer in den Kopf, spätestens als der Scanner dazukam. In beiden Fällen muss ich aber ganz klar sagen, dass die große Begeisterung bei mir ausblieb. Vereinzelte Sachen gefielen mir gut, aber das Gesamtpaket stimmte nicht so richtig. Insbesondere Oberserver konnte abseits seiner Traumfresser-Sequenzen, die für mich a la Layers of Fear fast alles ausmachen, doch eher weniger bieten. Würde ich das Setting bei Cyberpunk anders wahrnehmen? Höchstens marginal nehme ich an. Eine dystopische Zukunft lässt mein Herz nicht wie manch andere Spielwelten höher schlagen, aber mein Interesse ist zumindest soweit vorhanden, dass ich mich mit einigen Elementen definitiv näher beschäftigen möchte.
Ebenfalls hat das Kampfsystem meine Aufmerksamkeit erweckt. Was in den ersten Minuten noch wie ein simpler Deckungsshooter aussah, entpuppte sich nach einiger Zeit als Innovation. Mir fiel auf, dass die Umgebung wie Wände und Säulen in Mitleidenschaft gezogen werden können. Spätere Skills können aber u.a. auch dazu führen, dass Kugeln von Wänden abprallen, durch Wände hindurchgleiten oder gar ihr Ziel bogenförmig um Hindernisse verfolgen. Die Zeitlupen sahen dabei verdammt episch aus. An sich sind Deckungsshooter überhaupt nicht mein Fachgebiet, denn mir mangelt es an Geduld in der Deckung und der Treffsicherheit beim Kurzen Aufstehen gleichermaßen. Fähigkeiten wie der Doppelsprung gestalten alles aber wieder mehr nach einem Action Adventure wie Metroid Prime, das dank Agilität leicht von der Hand geht. Über den Schwierigkeitsgrad kann man sich letztendlich überhaupt keine Meinung aus dem Video bilden, aber mir scheint, als würde hier ein Spagat versucht werden.
Ob Cyberpunk 2077 ein Spiel für mich sein wird, halte ich derzeit für unklar. Mit Medien in diesem Setting oder Gameplay habe ich nicht die besten Erfahrungen gemacht. Andererseits hält sich meine Neugier im Genre konstant und wurde auch hier wieder geweckt. Nähere Infos in Zukunft begrüße ich demnach auf jeden Fall und ich lasse mich überraschen.