So, ich versuche mich momentan an einer längeren Fanstory zu der The Legend of Zelda Reihe :D Ich habe schon ne Menge geschrieben würde ich mal sagen. Ich hoffe, ich habe nicht allzu viele Fehler. Also... viel Spaß beim Lesen wünsche ich ^^ Edit: Ich habe mich mal daran gesetzt, den Anfang meiner Story hier etwas zu überarbeiten, weil ich damit einfach schlichtweg nicht mehr zufrieden war und ein paar Fehler müssen auch dringend ausgebessert werden. Also, ich hoffe mal, dass es dadurch besser und auch schöner zu lesen ist ^^
Mein Leben ist ziemlich normal, keine besonderen Ereignisse, nichts weltbewegendes. Ich gehe wie jeder Teenager auch zur Schule, mit meinen 15 Jahren bin ich bereits am Ende der neunten Klasse angelangt und die Oberstufe steht mir kurz bevor. An und für sich war ich also nichts Besonderes, jedenfalls hatte ich das immer angenommen. Trotzdem gibt es eine Sache, die mich von anderen Menschen unterscheidet. Nun ja, genau genommen zwei Sachen. Punkt Nummer 1: Aus welchem Grund auch immer habe ich spitze Ohren, wie eine Elfe aus dem Märchen. Zwar war dieses Merkmal für meine Familie absolut normal, trotzdem war es nun mal so, dass der Rest der Menschen in meinem Umkreis viel mehr rundliche Ohren besaß. Es gab sogar eine Zeit, in der ich deswegen gehänselt wurde, aber das ist zum Glück schon vorbei. Mittlerweile bin ich sogar recht beliebt und die anderen Ohren sind zu so einer Art Markenzeichen geworden. Ich kann sogar sagen, dass ich in gewisser Weise stolz auf sie bin. Punkt Nummer 2: Auf meinem linken Handrücken trage ich eine Art Zeichen. Ein goldenes Dreieck, welches selbst aus drei kleineren Dreiecken besteht. Was das genau zu bedeuten hat konnte mir nie irgendjemand sagen, aber es machte mich zu etwas besonderem, selbst wenn ich mich nie als einzigartig empfunden habe. Manche bezeichnen es als angeborenes Tattoo und finden die Vorstellung ziemlich cool, für mich jedoch ist dieses Zeichen nach wie vor nie etwas Besonderes gewesen, ich war dieses Ding ja gewohnt. Manche bezeichnen mich, weshalb auch immer, als mutig. Vermutlich weil ich immer überall ohne Hemmungen dabei bin, egal wie absurd die Sache ist. Ich erinnere mich daran, wie ich und ein paar Kumpels im letzten Jahr diese Bierflaschen aus dem Laden zu der Party... ja und da war dann diese Sache mit der Polizei- egal, das ist nicht wichtig. Und trotzdem stehe ich eigentlich nicht gerne im Mittelpunkt, es ist nicht so wirklich mein Ding das Gesprächsthema des Tages zu sein. Ach ja, mein Name ist übrigens Link.
Es war ein Tag wie jeder andere. Das grausame Piepen des Weckers hatte mich aus dem Schlaf gerissen. Ich tat mich immer sehr schwer damit aus dem Bett zu kommen und die Tatsache, dass ich fast jeden Tag um halb sechs aufstehen musste raubte mir den letzten Nerv. Völlig entnervt schlug ich einmal auf meinen Wecker, um ihn auszuschalten und vergrub stöhnend mein Gesicht im Kissen. Ich hätte augenblicklich wieder einschlafen können. Diesen Moment hasse ich, jeden einzelnen Morgen könnte ich deshalb schon beinahe kotzen. Man fühlt sich schwer und kann sich nicht rühren, es ist als ob du an deinem Bett festkleben würdest oder eine Art von magischer Anziehungskraft hält dich fest. Deine Augen wollen nicht aufgehen und wenn sie es doch tun fallen sie sofort wieder zu. Es war schon beinahe komatös, dieser verdammte Halbschlaf. Ich blieb noch eine Weile liegen und kämpfte gewissermaßen mit mir selbst, auf keinen Fall durfte ich wieder einschlafen, sonst würde ich erneut zu spät zur Schule kommen. Vielleicht sollte ich nicht immer erst um 23 Uhr ins Bett gehen.
„Link, steh auf du Schlafmütze! Oder willst du schon wieder verschlafen?!“ Die Stimme meines Onkels war die Rettung. Ich stieg vorsichtig aus dem Bett, rieb mir über die Augen und gähnte einmal herzhaft, gleichzeitig streckte ich mich ein wenig, einfach um auf diese Weise besser und effektiver wach werden zu können. Dann erhob ich mich langsam und begab mich zu der Kommode, auf der ich stets meine Sachen zum Anziehen am Vortag bereitlegte, um deshalb nicht unnötig in Stress zu geraten. Seltsam, dass ich mir in der Hinsicht überhaupt solche Mühe machte, für gewöhnlich war ich für so was viel zu faul. Jedenfalls bestand mein Outfit für diesen Tag aus einer Jeans mit braunem Gürtel und einem schwarzen T-Shirt. Nichts großartiges, aber dieses Schlichte war nun mal mein Stil, mit mehr konnte ich auch gar nichts anfangen.
Ich schleppte mich ins Bad und spritzte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, was mir immer sofort half, um noch wacher zu werden. Ich blickte mich im Spiegel über dem Waschbecken an und bemerkte, dass es Wirkung zeigte - meine blauen Augen wirkten nicht mal mehr annährend so verschlafen und trüb wie noch kurz davor. Schnell fuhr ich mir noch durch meine dunkelblonden Haare, ehe ich mir meinen Rucksack schnappte und die Treppe zu meinem Onkel herunter stieg. Mein Onkel, dessen Name übrigens Tom war, hatte mich wohl bereits erwartet und grinste mich an, dabei hielt er mir eine Frühstückstüte vor mein Gesicht. Wie großzügig, für gewöhnlich musste ich mein Essen für die Schule selbst zusammenstellen.
„Hast du mal auf die Uhr gesehen? Du musst jetzt los, es ist schon spät!“ „Oh, verdammt! Danke für das Essen! Ich mach mich dann schnell auf.“ Hektisch nahm ich die Tüte entgegen und stopfte sie in meine Tasche. „Bis dann, Link. Und schlaf mir ja nicht im Unterricht ein.“ „Mach ich nicht“, entgegnete ich ihm mit einem Lächeln und stürmte aus dem Haus, zuvor war ich noch so schnell wie möglich in meine weißen Sneakers geschlüpft und hatte mir ein graues Jackett übergeworfen.
Ihr fragt euch jetzt vermutlich, warum ich bei meinem Onkel wohne. Es ist nicht so, dass ich meine Eltern hasse, oder dass sie total verantwortungslos sind und ihnen deshalb das Sorgerecht vom Jugendamt entzogen wurde oder gar schlimmeres. Nein, ich habe sie bloß nie kennen gelernt. Mein Vater ist bereits vor meiner Geburt gestorben und meine Mutter kurz danach, jedenfalls war dies mein Wissensstand über deren Verbleib. Mein Onkel hatte mich seitdem adoptiert und bei sich aufgenommen und er sorgte gut für mich. Er war wie ein Vater, nur, in gewisser Weise, sogar noch besser. Eben wie ein Onkel bei dem man wohnt. Und er behandelte mich nicht wie seinen Sohn, sondern wie seinen Neffen. Das war mir auch lieber. Wobei ich nichts dagegen hätte meine leiblichen Eltern einmal wirklich kennen lernen zu können, aber da konnte man wohl nichts machen.
Kaum hatte ich die Tür geöffnet wurde ich schon beinahe von dem Geräusch allerlei hupender Autos erschlagen. Ein Leben in der Stadt hatte nun einmal auch leider seine Nachteile. Dieser Lärm war manchmal einfach nicht zum Aushalten. Draußen warteten bereits zwei Kumpel von mir – Jan und Luke. Unser Weg zur Schule befand sich auf demselben Weg, weshalb wir gelegentlich gemeinsam dorthin liefen, auch wenn ich dazu an diesem Morgen recht wenig Lust hatte.
„Was dauert denn so lange, Elfenkopf?“, fragte Jan mich mit einem provozierenden Grinsen und starrte mich mit seinen braunen Augen an. Elfenkopf, dieser Spitzname war so kindisch, warum nannten mich so viele so? Aber sie meinten es ja nicht böse, zumindest nicht im Normalfall. Ich gab darauf, wie eigentlich immer, keinen Kommentar ab und nahm mein Handy aus der Hosentasche, um mir Kopfhörer in die Ohren stecken und etwas Musik hören zu können, damit ich die Beiden nicht ertragen musste. Versteht mich bitte nicht falsch, ich mag die Zwei, aber früh morgens wollte ich meine Ruhe haben, vor allem weil ich heute sowieso ziemlich müde und auch wenig gut gelaunt war. Sie verdrehten belustigt die Augen und unterhielten sich. Wie bereits erwähnt, ein Tag wie jeder andere.
„Alter, heute kommt dieses Mädchen in unsere Klasse“, sagte Jan und wollte wohl ein Gespräch anfangen. „Boah, stimmt ja. Hoffentlich ist sie wenigstens hübsch.“ Damit hatten sie es geschafft, dass ich hellhörig würde. Davon wusste ich tatsächlich noch nichts. Ich steckte einen Stöpsel aus meinem linken Ohr, um die Zwei besser verstehen zu können. „Welches Mädchen?“, fragte ich sie ein kleinen wenig verwirrt. Nur kurz darauf schlug Luke sich mit der Hand auf die Stirn und versuchte nicht zu lachen. Er fand es voll äußerst belustigend, dass ich mal wieder irgendetwas Großes verpeilt hatte. „Junge, du bekommst aber auch gar nichts mit. Darüber reden wir doch schon die ganze Zeit!“ „Ja, aber bis jetzt kennt noch keiner den Namen oder anderes.“, erwähnte Jan, dabei ist das fette Grinsen auf seinem Gesicht wirklich erwähnenswert. „Stimmt, da war was…“, sagte ich nachdenklich. Zwar konnte ich mich an etwas in der Richtung erinnern, aber bloß verschwommen.
Mein Platz in der Klasse war ganz weit hinten. Es heißt ja bekanntlich, nur die Coolen sitzen in der letzten Reihe. Und wenn ich ehrlich sein sollte konnte ich sagen, dass ich mich auch wirklich so fühlte. Wenn man mal etwas unaufmerksam war und im Unterricht ein wenig… ich sage mal „Blödsinn trieb“ wurde der Lehrer nicht allzu schnell darauf aufmerksam. Das erleichterte einem die teilweise qualvollen Unterrichtsstunden erheblich. Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen und warf meinen Rucksack achtlos auf den Boden. Die Klasse war wie immer ein einziges Chaos, die Tafel war beschmiert, auf dem Boden lagen Papierschnipsel und Stühle standen sinnlos in der Gegend herum. Darüber brauchte man sich einfach nicht zu wundern, dieser Zustand war absolut normal für unsere Klasse – insbesondere wenn Ingo und Ben Ordnungsdienst hatten.
Wie bestellt kam Ben daraufhin auch schon hereingestürmt. Seltsamerweise musste man wirklich sagen, dass er mir unheimlich ähnlich sieht, wenn man von seinen normalen Ohren absah. Nur sein Grinsen ließ jedem einen Schauer über den Rücken laufen. Es war wie ein Stich in die Seele, aus welchem Grund auch immer wirkte es einfach nur komplett wahnsinnig. Ich konnte es nicht abhaben, wenn er mich so ansah. Nur natürlich musste es heute, so wie eigentlich immer, auch so sein. Schnell starrte ich das Display meines Handys an, um beschäftigt zu wirken und ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen, trotzdem fühlte ich mich von ihm beobachtet. Während er mich weiterhin angrinste ging er an mir vorbei und setzte sich auf seinen Platz. „Das macht der doch mit Absicht“, murmelte ich so leise, dass es niemand sonst hören konnte. Ich war verdammt noch mal davon überzeugt, dass er sein gruseliges Grinsen total ausnutzte.
Einen Sitznachbar hatte ich nicht. Wir waren insgesamt 29 Schüler in der Klasse, also musste einer ohne Partner übrig bleiben. Ich hatte mich freiwillig dazu bereitgestellt und es war, meinen Erwartungen entsprechend, toll. In keinster Weise bereute ich diese Entscheidung. Nicht nur, dass ich viel Platz hatte, ich wurde auch nie gestört und bei Partnerarbeiten musste ich immer in einem Dreierteam mitarbeiten, was wesentlich mehr Spaß machte als bloß zu zweit.
An diesem Tag hatten wir in der ersten Stunde Englisch. Ich war zwar nicht sonderlich gut darin, aber es gab definitiv schlimmeres. Unsere Englischlehrerin – Mrs Clarence, welche auch zugleich unsere Klassenlehrerin war – kam pünktlich auf den Gong herein und stellte sich aufrecht vor uns zurecht. Sie setzte ihr freundliches Lächeln auf, ihre blonden Haare hatte sie wie üblich hochgesteckt. Ihr Look war absolut typisch für einen Lehrer – weite Jeans mit schwarzem Gürtel, eine weiße Bluse, die sie in die Hose gesteckt hatte und schwarze Schuhe. Dazu hatte sie eisblaue Augen, welche alles zu sehen schienen. Und mit „alles“ meine ich wirklich ALLES. Egal wie raffiniert und geschickt, ja auch egal wie schnell du bist, Mrs Clarence ist schneller. Bei ihr sollte man es also gar nicht erst versuchen während einer Arbeit zu schummeln, sie würde das wohl bereits bemerkt haben, bevor du etwas auf dein Blatt schreiben kannst. Und ja, in der Hinsicht spreche ich aus Erfahrung…
Wir stellten uns hin und warteten auf die Begrüßung ihrerseits. „Good morning, classe”, begann sie auch sogleich damit. „Good morning Mrs Clarence“, erwiderten wir wie üblich im Chor. Warum reicht ein einfaches „Hello“, für das man sich auch nicht unbedingt aufstellen musste, denn bitte nicht aus? Ich fand dieses morgendliche „Ritual“ – als was ich das Ganze gerne bezeichnete – einfach nur so dermaßen unnötig.
“Sit down, please.” Das Zeichen dafür, dass wir uns wieder setzen durften. Für ein paar Sekunden aufstellen und wieder hinsetzen, hurra, wie spaßig und auch produktiv. Jedenfalls starrte so gut wie jeder schon zu Anfang der Stunde gelangweilt in der Gegend herum, während Mrs Clarence, was eigentlich recht ungewöhnlich war, auf Deutsch mit uns redete. Das hatte wohl zu bedeuten, dass irgendwas ziemlich wichtiges anstand.
„Wie die meisten von euch sicher bereits mitbekommen haben, bekommen wir heute eine neue Mitschülerin. Würdest du bitte hereinkommen?“ Erst nachdem sie es erwähnt hatte fiel mir auf, dass die Tür noch immer offen stand. Wir sahen allesamt mehr oder weniger gebannt zur offenen Tür und warteten darauf, dass das Mädchen in die Klasse kam. Doch mit so jemandem hatte ich im Leben nicht gerechnet. Da kam nun mal ein Mädchen neu zu uns, was ungewöhnliches war das nicht, aber sie war so dermaßen hübsch, dass mir der Mund urplötzlich weit offen stand. Und auch den anderen schien es nicht anders zu gehen, einige der anderen Mädchen hatten sogar eine Spur Neid im Gesicht stehen.
Das neue Mädchen trug eine schwarze Mütze, auf der mit weißen Buchstaben die Worte „Bad Hairday“ eingestickt waren. Sie trug schwarze Chucks, eine hellblaue und wirklich sehr enge Jeans, welche bestimmte Stellen unterhalb ganz besonders betonte – das musste einfach erwähnt werden - und ein ärmelloses, blass rosafarbenes Top, dazu trug sie eine beigefarbene Handtasche von „Longchamp“ bei sich. Ihr glattes, goldblondes Haar reichte ihr bis knapp über den Po und war nach vorne gestülpt. Ihre Augen waren verführerisch große und blau, ihre Lippen waren zart und hatten einen rosa Farbton, der absolut natürlich zu sein schien, jedenfalls konnte ich keinen Lippenstift oder ähnliches erkennen. Aber ihre Augen waren geschminkt, wenn auch nur dezent. Sie strahlten ein bestimmtes Maß an Selbstsicherheit, aber auch etwas Verlegenheit aus.
Ich stieß unweigerlich ein leises „wow“ aus, als sie sich aufrecht vor uns aufstellte und hoffte im Nachhinein innerlich, dass das keiner mitbekommen hatte. Es konnte sogar sein, dass ich sie total angestarrt hatte, aber das war mir in dem Moment ziemlich egal, ich war einfach nur hin und weg. So etwas hatte ich wirklich noch nie, es war einfach komisch und auch neu für mich.
„Nun“, warf Mrs Clarence ein, „Magst du dich nicht vorstellen?“ Ich war mir zwar nicht wirklich sicher, aber ich glaubte zu sehen, dass sie daraufhin ein wenig errötete und, verdammt, es sah einfach nur süß aus. Sie öffnete ihren Mund und sprach mit der glockenhellen Stimme eines Engels: „Also… ich heiße Zelda, bin 15 Jahre alt und erst vor kurzem hierher gezogen. Weil meine alte Schule etwas weiter weg liegt musste ich dann hierher wechseln.“ Zelda… irgendwie war der Name… vertraut.
Nachdem sie das ausgesprochen hatte wandte sie sich wieder an Mrs Clarence und wartete auf eine Reaktion von ihr, darauf dass sie weiter sprach, auf irgendwas von ihr. Die Lehrerin ließ auch nicht lange auf sich warten, räusperte sich und sprach mit ihrer freundlichen Stimme zu Zelda: „Gut, Zelda. Dann setz dich doch mal neben Link dort hinten, der Platz neben ihm ist noch frei.“ Als Mrs Clarence das sagte spürte ich wie ich rot wurde und senkte meinen Blick ein wenig, damit es nicht sofort auffiel. Gott, war mir das gerade peinlich. Zelda nickte und ging sogleich auf mich zu. Die Jungs gafften ihr hinterher – ich konnte nicht leugnen, dass mich das nicht ein wenig eifersüchtig machte – und ein paar Mädchen warfen ihr neidische Blicke zu. Verständlich, was das Aussehen anging konnte es in unserer Klasse wohl keiner mit ihr aufnehmen.
Sie setzte sich auf den Platz neben mir und flüsterte mir ein leises „Hallo“ zu. Ich versuchte lässig zu wirken und lehnte mich an die Stuhllehne, streckte dabei meine Beine ein wenig aus. Nur leider sah das ganz schön steif und unnatürlich aus. Eindruck verschaffte ich mir auf diese Weise jedenfalls nicht. Mit leiser und schon fast quietschender brachte ich nur ein weiteres „Hallo“ heraus. Zelda musste leise lachen und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.
Die ganze Stunde lang konnte ich mich absolut nicht konzentrieren, meine Gedanken waren nur bei ihr. „Was soll das, man?“, dachte ich mir die ganze Zeit über und hätte mir mehrere Male selbst eine reinhauen können, um wieder klarer zu denken. Immer wieder blickte ich unauffällig auf die Uhr und hoffte, dass der Unterricht bald zu Ende war, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit und die Abstände, in denen ich mich nach der Uhrzeit vergewisserte wurden auch immer kürzer. Mit jeder Minute wurde ich ein wenig angespannter, ich konnte nur hoffen, dass ich nicht schon längst rot wie eine Tomate war.
Da war er, der erlösende Gong. Mrs Clarence verabschiedete sich schließlich von uns und verließ das Klassenzimmer. Ich atmete – unauffällig - erleichtert aus und sah kurz darauf zu Zelda herüber. Sie hatte ihre Sachen bereits in ihre Handtasche gepackt und lächelte mich leicht an, ihre Hände hatte sie in den Schoss gelegt. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie auf ihrem linken Handrücken ein großes Pflaster trug. „Was hast du da gemacht?“, fragte ich sie und hätte mich direkt danach für diese Frage umbringen können, diese Frage kam so unpassend.
„Oh, das hier meinst du?“ Sie zeigte mit einem Finger auf die Wunde. „Ach, nichts besonderes. Ich habe mich hier vor ein paar Tagen ziemlich tief geschnitten und der Arzt meinte ich soll das Pflaster hier…. sehr lange tragen.“ „Achso…“, brachte ich daraufhin nur heraus und starrte ihre Verletzung an. Ich hoffte inständig, dass sie nicht bemerkte wie nervös und angespannt ich war. Ich hörte die Anderen ganz deutlich hinter meinem Rücken über uns tuscheln, scheinbar fanden sie es total lustig, dass der „Elfenkopf“, der ja sonst immer so mutig war und jeden Scheiß mitmachte, bei einem Mädchen die schüchterne Seite raushängen lässt. Aber ich bin mir sicher, dass sie nicht anders reagiert hätten, würde neben ihnen das schönste Mädchen, das sie je gesehen hatten, sitzen und sie anlächeln. Da kann man schon mal kalte Füße bekommen, denke ich.
Die peinliche Stille war wirklich unerträglich, konnte sie nicht irgendjemand brechen? Anstatt über uns zu lästern konnten sie ruhig hierher kommen und vor Ort mit dem neuen Schüler sprechen. Zelda musterte mich derweil sorgfältig, bis sie ihren Blick auf meinem „Tattoo“ ruhen ließ. Ihre Augen wurden auf einmal ganz schön groß, vermutlich dachte sie nun ich wäre so ein total schlimmer Kerl, der sich mit 15 Tattoos stechen lässt und in den Pausen fleißig ein paar Zigaretten raucht, natürlich durfte der Alkohol bei Nacht dabei nicht fehlen.
Sie ließ den Mund leicht offen stehen. „Woher hast du das?“, fragte sie mich leicht verwirrt und sah mir wieder in die Augen. „Äh…“, ich konnte nicht wirklich klar denken und wusste dem entsprechend nicht was ich antworten sollte, hoffte aber inständig, dass sie wirklich nicht der Ansicht war, ich hätte mir das stechen lassen. Ich mochte Tattoos im Allgemeinen, aber für mich war es dann wohl doch noch etwas zu früh. Und überhaupt, wenn schon, dann garantiert kein solches Motiv, besonders nicht in Gold. Also beschloss ich einfach zu sagen, was ich darüber wusste, ohnehin hatte ich davon bereits jedem erzählen müssen „Also, das Ding hier habe ich glaube ich seit meiner Geburt, keine Ahnung woher das kommt. Vielleicht ’ne Art Muttermal oder so. “ Ich grinste und hielt dabei meine linke Hand hoch, damit sie sich das genauer anschauen konnte, wenn sie denn wollte. „Oh…“, kommentierte Zelda meine Erklärung und sah sich meine Hand wirklich genau an.
„Willst… willst du dich vielleicht heute nach dem Unterricht mit mir treffen? Ich bin noch neu hier und würde mich freuen, wenn du mir etwas von hier erzählst und mir alles erklärst.“ „Öh…“ Okay, das kam unerwartet. Sie fragte mich so schüchtern und unsicher, da konnte ich einfach nicht nein sagen. Und ich freute mich natürlich auch riesig darüber, dass sie mich gefragt hatte. Vielleicht konnten wir tatsächlich so was wie Freunde werden.
„Natürlich, ich würde mich gerne mit dir treffen.“
Endlich, da war er. Der Schulgong, der das Ende des Unterrichttages bestätigte. Es war Freitag, also stand das Wochenende bevor. Glücklich warf ich mir den Rucksack über die Schultern und wartete nur noch darauf, dass Zelda fertig wurde. Sie nahm sich ihre Tasche, warf sie sich auf die Schulter und lächelte mich, wie schon den ganzen Tag über, an. Ich tat es ihr gleich und gemeinsam machten wir uns auf den Weg, das Gebäude zu verlassen. Die anderen musterten uns mit großen Augen und breitem Grinsen, ich war mir sicher, dass irgendjemand sagte „Uh, da läuft was“ und das auch noch mit einem dämlichen Grinsen untermalte. Wenn ich gewusst hätte wer es war hätte ich ihm ordentlich meine Meinung gesagt – und zwar mit meiner Faust. Aber ich wollte auch vor Zelda nicht wie ein hirnloser Schläger rüberkommen. Also ignorierte ich die anderen und folgte Zelda mit übertrieben stolzem Gang, um die anderen ein wenig zu provozieren, das Ganze rundete ich dann noch mit einem leicht kecken Lächeln ab.
Nachdem wir das Gelände unserer Schule verlassen hatten führte Zelda mich von den anderen menschlichen Seelen weg, geradewegs zu einer recht einsamen Gasse. Ich dachte fürs erste nicht wirklich darüber nach was dieser Ort für eine Bedeutung hatte, nicht zuletzt, weil ich zuvor eigentlich noch nie hier vorbeigekommen war, und folgte ihr weiter, bis sie abrupt zum Stehen kam. Sie drehte sich zu mir um und sah mich mit funkelnden Augen an. „Könntest du vielleicht jetzt schon… mit zu mir kommen?“, fragte sie mich mit schon fast erstickender Stimme. Ich sah ihr freundlich in die Augen und meinte: „Aber natürlich, mein Onkel ist nicht so streng bei so etwas. Er vertraut mir. Ich dachte ja eigentlich sogar, dass wir schon auf dem Weg zu dir waren, mein zu Hause liegt ja auf einem ganz anderen Weg.“ Erleichtert sah Zelda mich an. „Dann folge mir.“
Sie betrat die Gasse, die von innen etwas weniger beleuchtet war als außerhalb, aber das war auch irgendwo logisch, immerhin war das eine Gasse. Da erwartete man nicht unbedingt wunderbaren Sonnenschein, auch nicht im Hochsommer. Warm war es hier allerdings trotzdem noch ganz schön. Ich folgte Zelda immer weiter und wartete darauf, dass wir bald das Ende erreichen würden. Knappe zehn Minuten liefen wir durch den doch recht engen Gang, bis wir am Ausgang ankamen. Warum war der Weg so lang? Jedenfalls verließ ich anschließend die Gasse und Zelda schloss eine Tür, die den Ausgang dieses düsteren Weges versperrte.
Ich riss meine Augen leicht auf und blickte mich voller Erstaunen um. So ein großes Gelände hatte ich bei weitem nicht erwartet. Das Gebiet war groß und weitreichend, als hätte es kein Ende! War das in einer Stadt überhaupt möglich, selbst wenn es nur eine Kleinstadt war? Saftig grünes Gras wuchs auf dem Boden und kleine bunte Blumen besprenkelten das Grün wie kleine Farbtupfer. Ein kleines Baumhaus in dem prächtigsten Holz war etwas weiter weg aufgestellt. Auf der anderen Seite des Grundstückes erstreckte sich eine riesige Villa, aufgebaut aus schönstem und strahlend weißem Marmor. Man könnte meinen, es sei ein winziger Palast. Riesige Fenster zierten das Gebäude, vollkommen makellos, ohne Kratzer, Flecken oder sonstiges. In der Mitte stand eine Art See, oder mehr ein Teich, mit kristallklarem Wasser, aus dem ich sogar getrunken hätte, selbst einen kleinen Brunnen gab es hier. Die Sonne schien auf das Wasser drauf und ließ es wunderschön glitzern. Ungefähr im Zentrum des Teichs war eine riesige Statue aufgestellt, die eine Frau darstellte, bestehend aus weißem Gestein. Sie hielt eine Art Harfe in die Höhe und hatte einen ernsten Blick aufgesetzt. Ich wusste einfach nicht, wie ich das Ganze hier beschreiben sollte. Es wirkte schon fast… magisch.
„Wohnst du hier?“, fragte ich Zelda mit vollster Bewunderung und großem Erstaunen, aber auch leichter Ungläubigkeit. Etwas verlegen senkte sie ihren Kopf. „Ja, das ist mein zu Hause. So besonders ist es nun auch nicht.“ „Machst du Witze? Es ist wunderscherschön hier. Ich würde sofort hierher ziehen“, widersprach ich ihr, mit einer leicht belustigten Stimme, wobei man das Staunen immer noch heraus hören konnte. „Ja ja, hör auf, ich werde ja noch ganz rot. Komm, oben in dem Baumhaus haben wir unsere Ruhe.“ Ich nickte und folgte ihr, selbst wenn ich der Ansicht war, dass es am Ufer des Teichs sicher noch viel schöner sein würde, aber so ein Baumhaus hatte natürlich auch seinen Reiz.
Sie bedeutete mir als erstes die Leiter hochzusteigen. Ich machte mich auch sogleich daran und kletterte die hölzerne Leiter hoch. Oben angekommen öffnete ich die Bodenplatte und stieg in das kleine Mini-Gebäude hinein. Und selbst hier drin sah es einfach nur umwerfend aus. Kleine, gemütliche Sessel und Sitzkissen waren auf dem Boden verteilt und ein kleiner Tisch stand in der Mitte, so klein, dass man sich hinknien musste, um etwas darauf machen zu können, Stühle ergaben da keinen Sinn. Zelda kam hinterher und setzte sich auf eines der Kissen. Mit ihrer rechten Hand tippte sie auf ein Kissen neben ihr um mir zu zeigen, dass ich mich dorthin setzen sollte. Ich nickte zur Bestätigung und ließ mich auf dem weichen Sitzplatz nieder.
Ihre Miene verfinsterte sich ein wenig, als sie mein „Tattoo“ anblickte. „Ich… ich muss dir etwas zeigen“, flüsterte sie mir leise zu. Ich sah sie ein wenig verwundert an. „Ach ja? Und was?“ Leicht zitternd führte sie ihre Hand zu ihrer Mütze und nahm diese vorsichtig ab. Sie legte die Kopfbedeckung auf den Boden und strich ihre Haare hinter ihr linkes Ohr. Was ich dann sah ließ meine Augen um einiges wachsen. „Du.. du hast ja auch…“ Sie nickte. „Ja, ich habe auch solche Ohren wie du. Mein Vater hat sie auch, aber er meinte, ich solle sie in der Öffentlichkeit nicht zeigen. Das könnte nur Probleme bedeuten oder ungebetene Menschen anlocken.“ Verwirrt starrte ich sie an. Was sollte das denn für Probleme bereiten? Ohren waren immerhin noch Ohren, ob sie nun spitz waren oder nicht. „Aber ich zeige meine doch auch ständig. Ich wurde zwar früher gemobbt deswegen, aber das ist jetzt auch schon längst vorbei.“ Ratlos schüttelte Zelda ihren Kopf und sah mich betrübt an. Dieser Gesichtsausdruck passte überhaupt nicht zu ihr, dieses traurige und ratlose, so war ich der Ansicht. „Ich weiß es ja nicht. Ich habe noch nie jemand anderes mit solchen Ohren getroffen. Ich hatte gehofft du wüsstest etwas…“ Ich sah nun gleich noch verwirrter und auch sehr viel dümmer aus, da war ich mir ziemlich sicher. Wollte sie sich etwa nur deshalb mit mir treffen? Dieser Gedanke gefiel mir nicht ganz so gut, deshalb schlug ich ihn schnell aus meinem Kopf.
„Aber das ist noch nicht alles…“, sagte sie nach einer kleinen Weile und hob ihre linke Hand. Ich konnte mir bereits denken, was sie mir nun zeigen wollte und ich hielt schon fast unbemerkt meinen Atem an. Vorsichtig nahm sie das Pflaster ab und eine Art Zeichen war zu erkennen. Meine Augen weiteten sich, irgendwie konnte ich es trotz meiner Befürchtung nicht wirklich glauben. Ich blickte daraufhin meine linke Hand an und wechselte den Blick hin und her, zum Vergleich. „Aber du hast ja dasselbe wie ich… du hast dich überhaupt nicht geschnitten…“ Sie nickte. „Es tut mir Leid, dass ich nicht die Wahrheit gesagt habe, aber in der Schule waren zu viele andere. Ich wollte nicht, dass sie es auch mitbekommen.“ Ja, das war verständlich. Aber immer zu mit Pflaster rumlaufen? Irgendwann würde auch das auffallen.
„Und weißt du vielleicht was es bedeutet?“, fragte ich sie. Zelda schüttelte ihren Kopf und sah auf einmal noch enttäuschter aus. Doch hielt das nicht lange, nur kurz darauf setzte sie wieder fröhliche Gesichtszüge auf. „Aber ich weiß vielleicht, wo wir eine Antwort finden können. Mein Vater hat ein ziemlich altes Buch. Auf dem Einband ist genau dasselbe Zeichen abgebildet. Er hat mir ausdrücklich verboten es zu lesen, aber ich kann und will jetzt nicht mehr warten. Ich muss es einfach wissen.“ Ohne auf eine Reaktion meinerseits zu warten sprang sie auf und ging zum Ausgang. „Warte, ich bin gleich wieder da.“ Und dann war sie auch schon weg. Immer noch sehr verwirrt senkte ich meinen Blick und starrte weiterhin dieses „Tattoo“ an. Aber ich wollte auch schon immer wissen, was es mit dem Ding auf sich hatte, selbst wenn ich mich bereits mit dem Ding angefreundet hatte. Vor allem freute ich mich aber darüber jemanden getroffen zu haben, der dieselben Merkmale wie ich hat, die ich immer für einzigartig gehalten hatte, bei denen ich immer gedacht hatte, ich wäre der Einzige.
Mein Blick erhellte sich ein wenig, als die Bodenplatte sich bewegte und Zelda zurück in das Baumhaus hineinkletterte. Sie war schneller wieder zurück, als ich es vermutet hatte. Ihr Lächeln war breiter als je zuvor. Sie setzte sich zurück auf ihr Kissen und stellte das dicke Buch mit dem braunen Einband vor unseren Füßen ab. Es war mit demselben goldenen Zeichen verziert, dass ich und Zelda auf unserem Handrücken trugen, genauso wie sie es mir erzählt hatte. Mit großen, leuchtenden und neugierigen Augen betrachtete Zelda das Stück Schrift und auch mein Herz begann vor Aufregung ein wenig schneller zu schlagen. Was mochte wohl darin niedergeschrieben sein? Gab es darin tatsächlich Antworten auf alles, was ich mir nie erklären konnte?
Ich blickte Zelda in ihre Augen und sie erwiderte meinen Blick freudestrahlend. „Wollen wir?“, fragte sie mich. Ich nickte vorsichtig und sah ihr dabei zu, wie sie langsam die erste Seite aufschlug. Zelda las mit sanfter Stimme vor was dort geschrieben stand.
„Vor langer Zeit, als unsere Erde noch nicht existent war, durchstreiften drei Göttinnen das kalte und leere Weltall – die Göttin des Mutes Farore, die Göttin der Weisheit Nayru und die Göttin der Kraft Din. Ihr Ziel war die Erschaffung einer ganzen, neuen Welt, mit ihren ganz persönlichen Eigenheiten. Ein bewohnbarer Planet mit zahlreichen Lebewesen und einer einzigartigen Umwelt. Din begann mit der Arbeit und brachte den ersten, großen Stein ins Rollen. Mit ihrem feurigen Odem und ihren flammenden Armen schuf sie das Grundgestein, auf dem diese Welt geschaffen werden sollte. Nayru führte die Arbeit fort und schenkte dieser Welt die Gabe der Weisheit und bestimmte alle Gesetze der Physik, alle Logik stammt aus ihrer Hand. Der letzten Aufgabe widmete sich schließlich Farore. Sie war letzten Endes diejenige, die alle Formen des Daseins schuf; Pflanzen, Tiere, Insekten. Auch schuf sie intelligente Lebensformen, welche sich weiterbilden können und den Großteil der Bevölkerung ausmachen sollten. Die Goronen – das Volk des Feuers und eine stolze Gemeinschaft – schickte sie in die Berge. Die Zoras – Wesen des Wassers – ließ sie Meer und Fluss bevölkern. Die Dekus – hölzernes Waldvolk – sollten den Wald bewohnen. Die Menschen hatten als Abbild ihrer selbst die Aufgabe, die restliche Welt zu bereisen und sich ihren eigenen Wohnsitz zu suchen. Im Gegensatz zu heute hatte der Großteil spitze Ohren und waren der Magie bemächtigt. Nur einige wenige besitzen diese Eigenschaften heute noch.“ Zelda ließ ihre Stimme senken und betrachtete mich. Sie hatte solche Ohren wie beschrieben, genauso wie ich sie hatte.
„Aber… aber wieso haben nur noch so wenige diese Eigenschaft?“, fragte ich mit vorsichtiger Stimme. „Ich weiß nicht“, wusste Zelda nur zu sagen. „Ich schätze, das wird hier noch irgendwo stehen. Mich würde noch mehr interessieren, was mit den ganzen anderen Wesen geschehen ist. Mit den Goronen zum Beispiel.“ Ich nickte zustimmend. Was war wohl mit ihnen geschehen? Stimmte das, was in dem Buch stand, oder war das bloß eine erfundene Geschichte? Und wenn das alles tatsächlich der Wahrheit entsprach, wie konnte es sein, dass ich noch nie von alledem gehört hatte? Die Schöpfungsgeschichte war doch eine ganz andere, selbst wenn ich nicht wirklich religiös war und nicht unbedingt an sie glaubte. Und auch wie bereits erwähnt wunderte ich mich über der Verbleib der anderen Kreautren, von denen etwas geschrieben stand. Man musste doch irgendwas von ihnen erfahren können, warum waren sie so gänzlich unbekannt?
Zelda blätterte ein wenig weiter. „Hier steht noch etwas über andere Wesen.“ „Ach ja? Lies vor“, bat ich sie. Selbst wenn ich dem ganzen doch etwas skeptisch entgegen trat interessierte der Inhalt des Buches mich sehr. „Also gut. Zu sehr alten Zeiten existierten noch viele andere Bewohner, welche allerdings im Laufe der Zeiten ausgestorben sind, ein Beispiel wäre das alte Wasservolk der Parakwa, zumindest ist über eben diese nichts weiteres mehr bekannt, seit Ewigkeiten hat man nichts mehr von ihnen gehört. Einige andere unsterbliche Wesen haben sich gewandelt und verändert… Hier steht noch etwas über Menschen. Das wichtigste Menschenvolk waren die Hylianer, sie waren diejenigen, die die spitzen Ohren besaßen. Es lag inmitten vom Königreich Hyrule, das wohl wichtigste Land der vergangenen Zeiten. Ein Schattenvolk diente dem Königshaus, die Shiekah. Doch wurden sie von der königlichen Familie verraten und starben mit der Zeit ebenfalls fast vollständig aus, nur noch wenige Überlebende existieren… Wie alt ist dieses Buch denn? Wenn das stimmt könnte es schließlich bedeuten, dass es heute noch immer solche Shiekah gibt.“ „Hm…“ Ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Die gesamte Geschichte klang für mich einfach so unwirklich.
„Oh, hier ist etwas wichtiges!“, sagte Zelda etwas aufgeregter als zuvor. „Ich glaube etwas über das Zeichen auf unseren Händen. Warte ich lese vor… Nachdem das Werk der Göttinnen vollbracht war hinterließen sie ihrer Welt noch ein letztes Geschenk. Ein göttliches Artefakt, auf das sie selbst keinen Zugriff haben sollten. Es besteht aus drei Fragmenten: das Fragment der Kraft, das Fragment des Mutes und das Fragment der Weisheit. Sie nannten es das Triforce. Ihm wohnt die Kraft inne einem jedweden Wunsch zu erfüllen, vollkommen gleich von welchen Überzeugungen dessen Herz erfüllt ist. Doch müssen die Eigenschaften des Artefakts in der Person, die den Wunsch ausspricht, im Gleichgewicht stehen, ansonsten zerspringt es in seine drei Fragmente. Dabei wird dem, der den Wunsch aussprach das Fragment überreicht, dessen Tugend er am meisten verkörpert, die anderen suchen sich einen Träger, der es am meisten wert ist ihre Eigenschaft zu verkörpern…“ „Aber das würde ja bedeuten, wir tragen so ein Fragment in uns…“ Zelda blätterte um, musste aber schließlich verdutzt feststellen, dass die folgenden Seiten allesamt leer waren. Hektisch blätterte sie darin hin und her, doch auch die Vorderseiten waren nicht mehr beschriftet, so als hätte ein magischer Radiergummi sie alle ausradiert. „Was soll das? Wie ist das möglich?“, fragte sie verwirrt, mehr zu sich selbst, als zu mir. „Ich habe keine Ahnung…“, antwortete ich nichts desto trotz.
Vorsichtig klappte Zelda das Buch zu und legte es auf dem Boden ab. Ich starrte sie mit leicht geöffnetem Mund an und wartete auf eine Reaktion ihrerseits. „Jetzt wissen wir wenigstens ein bisschen mehr“, sagte sie und brachte ein fröhliches Lächeln zustande. Es steckte mich ein wenig an, sodass sich meine Mundwinkel ebenfalls ein kleines bisschen nach oben bewegten. „Und jetzt… lass uns etwas essen. Ich habe Hunger.“ Das verwunderte mich dann doch ein wenig. Zuerst war sie enttäuscht, weil das Buch aus welchem Grund auch immer leer war und dann wollte sie etwas essen? Ich musste wohl sehr verwirrt ausgehen haben, Zelda hielt sich bei meinem Anblick die Hand vor den Mund und begann leise zu kichern, bevor sie sich von ihrem Platz erhob. Ich stand ebenfalls auf und folgte ihr.
Zelda öffnete die Falltür und stieg die Leiter hinab. Sie rief mir von unten hinterher und rannte anschließend in das Haus. Ich sah ihr zufrieden nach und wollte ihr schließlich folgen, wurde allerdings von einem dumpfen Geräusch hinter mir aufgehalten. Ich drehte mich langsam um und sah, dass das Buch, warum auch immer, aufgeschlagen war. Es hatte sich irgendwie von selbst geöffnet. Ich war mir unsicher, beschloss allerdings zu dem Buch zu gehen und es mir genauer anzusehen. Bücher konnten sie schließlich nicht von selbst öffnen, das musste irgendeine Bedeutung haben. Ich kniete mich davor und betrachtete eine der leeren Seiten.
Meine Augen weiteten sich, einerseits vor Verwunderung, andererseits vor Schock, als ich Folgendes zu sehen bekam. Auf dem Buch erschienen ganz plötzlich Buchstaben, wie von Geisterhand geschrieben. Sie bildeten Wörter und mit diesen Wörtern bildeten sich ganze, mehr oder weniger ausführliche Sätze.
„Link…“, stand dort zunächst geschrieben. Ungläubig bückte ich mich weiter vor und nahm es schließlich in die Hand, legte dabei ungläubig meine Stirn in Falten „Auserwählter… Nachkomme der legendären Helden… du bist der Einzige, der es aufhalten kann.“ Mein Mund stand weit offen, nachdem diese wenigen Zeilen sich gebildet hatten. „W-was?“, stammelte ich und starrte das offene Buch weiter an. Wie war das möglich? „Doch um dich deine Bestimmung erfüllen zu lassen, musst du erst erfahren woher du kommst und wer du wirklich bist. Du musst von den verloren Geschichten erfahren und sie am eigenen Leib erleben.“
Nach diesen Worten verschwand die Schrift und das Buch war erneut bloß ein Einband mit leeren Blättern. Zunächst stand ich wie paralysiert auf der Stelle, konnte mich aber wieder fangen und blätterte ein wenig in dem Buch herum, aber es war nichts Seltsames zu entdecken. „Halluziniere ich schon?“, fragte ich mich leise. Ich klappte das Buch zu und beschloss mich schließlich auf dem Weg zu Zelda zu machen, sie fragte sich sicher schon, wo ich so lange blieb. Gerade war ich dabei das Buch wegzulegen, doch schien das fürs erste nicht möglich zu sein. Das Buch öffnete sich erneut von selbst, diesmal in meinen Händen, und blätterte von sich allein in rasender Geschwindigkeit durch die Seiten, blies mir dabei einen leichten Wind ins Gesicht, bis es begann sich aufzulösen. Ich realisierte nicht wirklich, was passiert war. Wie war das...?
Nur noch eine Art goldener Staub, der in der Luft schwebte blieb übrig. Vollkommen irritiert und fassungslos starrte ich es an und hatte aus irgendeinem Grund das seltsame Bedürfnis meine Hand hineinstecken zu wollen. Es besaß keine Materie, ich konnte nichts fühlen und auch ein Geruch fehlte vollständig, obwohl ich meine Hand hinein hielt konnte ich keinen großen Unterschied zum Gefühl an gewöhnlicher Luft feststellen. Aber ich konnte mich nicht vom Fleck bewegen, ich kam gar nicht erst auf die Idee von hier weg zu gehen. Wie hypnotisiert schaute ich dem Tanz des goldenen Staubes zu, der um meine Hand herum stattfand. Ich war auf gewisse Weise fasziniert von diesem Spektakel. Man könnte sogar sagen, dass ich mit dem Zeugs spielte.
Doch plötzlich fror es in der Luft ein. Ich blinzelte ein paar Mal und konnte mich von meinem tranceartigen Zustand lösen. Langsam nahm ich meine Hand zurück und stand wie angewurzelt da, ohne glauben zu können, was sich vor ein paar Sekunden ereignet hatte. Eine gefühlte Ewigkeit stand ich auf der Stelle, mit dem Stillstehen des Goldstaubs schien auch die Zeit eingefroren zu sein.
Alles was sich danach ereignete geschah so schnell, dass ich keine Zeit hatte, um zu reagieren. Mit einer viel zu schnellen Geschwindigkeit flog der Staub in Richtung meines Gesichtes, geradewegs in meine Augen. Ich stöhnte einmal qualvoll auf, für einen Moment brannte es höllisch in den Augen. Aber genauso schnell wie es sich ereignet hatte war es auch wieder vorbei. Es war so, als wäre nie etwas geschehen. „Das glaubt mir keiner“, flüsterte ich scherzhaft, um meine Verwirrtheit und den Unglauben zu überspielen und verließ das Baumhaus.
In Zeldas riesiger Villa angekommen blickte ich mich wieder einmal erstaunt um. Die Eingangshalle zierte ein riesiger Kronleuchter und der Boden musste aus dem teuerstem Marmor gefertigt worden sein. Ein roter Teppich mit goldenen Fransen lag in der Mitte des Raumes und die Wände waren mit Bildern dieses ‚Triforce’ und Familienportraits verziert. Wie konnte man nur an so einem Ort wohnen, es war einfach unglaublich!
Zelda stand am Ende des Raumes und lächelte mich leicht schief an. „Sei nicht so erstaunt. So toll ist es nun auch wieder nicht.“ Nicht so toll? Was verstand sie denn unter toll? Flüsse aus Schokolade und Häuser aus Lebkuchen? Wobei, das war vermutlich sogar tatsächlich besser…
„Wo warst du denn so lange? Du siehst plötzlich so blass aus...“, fragte sie und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich sah blass aus? Kein Wunder, nachdem, was vorhin geschehen war. Nur leider konnte ihr nicht davon erzählen, das würde sie mir nie im Leben glauben. „Ich war… nichts Wichtiges. Tut mir Leid.“ „Achso? Na dann, wenn du meinst. Lass uns auf mein Zimmer gehen, dort können wir uns in Ruhe unterhalten.“ Ich war ein wenig erleichtert darüber, dass sie nicht weiter nachgefragt hatte, nickte und folgte ihr.
Aber etwas war verdammt seltsam. Immer mal wieder hatte ich auf diesem kurzen Weg kleine Schwindelanfälle. Woher hatte ich die so plötzlich? Einmal musste ich sogar stehen bleiben und fasste mir an den Kopf, um nicht einfach umzukippen. Besorgt fragte Zelda mich, ob es mir gut gehen würde. Ich nickte immer wieder nur und folgte ihr weiter, wobei ich mir sicher war, dass sie mir nicht glaubte. Und ja, mir ging es total mies, dabei konnte ich mir nicht erklären, warum es auf einmal so war. Ich war seit Jahren nicht mehr wirklich krank gewesen, wie kam es also dazu, dass ich auf so kurzem Wege bereits mehrere Male fast das Bewusstsein verloren hatte und mir dazu mittlerweile auch noch speiübel wurde?
In Zeldas Zimmer angekommen blieb mir schließlich keine Zeit, um mich umzusehen. Vor meinen Augen verschwamm auf einmal alles und sie wurden immer träger, ich konnte sie nicht mehr offen halten. Ich hatte die Befürchtung, dass dieser goldene Staub der Grund für das Verschlechtern meines gesundheitlichen Zustandes war, anders konnte mir das nicht erklären. Aber das war für das erste unwichtig. Das Letzte, was ich noch vernommen hatte, war, wie ich auf dem Boden aufschlug. Dann bemerkte ich nichts mehr von meinem Umfeld und wurde von absoluter Dunkelheit umhüllt.