Anime Empfehlungsthread

  • Auch wenn mir bewusst ist, dass wir bereits ein Empfehlungsthread haben, welcher aber nicht mehr sonderlich aktiv genutzt wird, wollte ich dieses Thema starten, um es auch weniger begeisterten Anime Fans oder auch nicht Fans es leicht zu machen den ein oder anderen besonderen Titel zu entdecken oder zumindest vorgestellt zu bekommen. Dies soll jedoch nicht nur als Sammelthread verwendet werden, wo jeder bis zu maximal zwei Anime pro Beitrag vorstellen darf, sondern auch der Diskussion wegen. Mir geht es nicht darum, dass hier jeder sein Lieblingsanime aus bestimmten Gründen vorschlägt, wobei das sich sicherlich irgendwo überschneidet, sondern darum, dass man hier explizit auf sehr spezielle Werke eingeht, welche in gewisser weise ein Unikat sind. Sei es in ihrer Darstellung, Erzählung, Zeichnung, Design etc.


    Den Anfang mache ich selbst mit folgenden Anime:



    Noein: To your other self


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    Das Originalwerk aus dem Jahre 2005 entstand unter der Regie von Kazuki Akane (bekannt uA durch Vision of Escaflowne) und ist aus genau zwei Gründen schon etwas sehr besonderes und zwar weil es vom gewöhnlichen Zeichenstil stark abweicht und diesen stark an die Atmosphäre anpasst, zudem besitzt es ein besonderes Charakterdesign und das wohl ungewöhnlichste: Es beschäftigt sich ausgiebig mit der Quantenphysik und der Idee rund um Parallelwelten. Wer also sich nicht von der eigenartigen und sowohl einzigartigen Darstellung abschrecken lässt und sich auf das Werk einlässt bekommt es mit einer guten physikalisch ausgearbeiteten Sci-Fi Geschichte zu tun.

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    - Spike Spiegel from Cowboy Bebop

  • Mugen no Ryvius


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    Wer kennt nicht den allegorischen Klassiker der englischen Literatur, Herr der Fliegen? Hierbei orientiert sich der Anime, basierend auf das Skript des berühmten Autorenteam Sunrise, Hajime Yatate, auf eben jeden Klassiker von Golding. Das Team von Autoren steuerte schon zu Werken wie The Big O, Cowboy Bebop, The Vision of Escaflowne, Gasaraki, Seikai no Senki, Argento Soma oder diversen Gundam-Teilen bei. Umgesetzt wurde der Anime unter der Regie von Gorou Taniguchi, welcher später bei Sunrise noch Werke wie Planetes oder Code Geass beaufsichtigte.
    Ein aus dem vergangenen Jahrhundert stammender Anime, der eben durch die Feinheit sich an ein Roman Klassiker zu orientieren, auch durchaus eine Empfehlung Wert ist für nicht Anime Fans und ins besondere für Sci-Fi Fans, da hier die Grundidee von Golding in den Weltraum verfrachtet wurde.
    Mit einer eher düsteren Farbpalette und der bunten Mischung von ruhigen Violine Stücken zu Hip Hop Parts, J-Pop und elektronischer Musik wartet hier ein sehr unbeachteter Anime auf, der gerade in seiner Erzählung und Charakterforcierung punkten kann.

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    - Spike Spiegel from Cowboy Bebop

  • The Tatami Galaxy


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    Will man jemanden die erzählerischen Stärken des Medium Anime mit nur elf Episoden näher bringen, kommt man nicht drum herum den Anime The Tatami Galaxy oder Yojouhan Shinwa Taikei, wie er in der japanischen Sprache heißt, was sich in etwa mit "Der Grundriss der Mythologie der viereinhalb Tatamimatten" übersetzten lässt, zu empfehlen.


    Basierend auf den gleichnamigen preisgekrönten japanischen Roman wurde der Anime beim renommierten Studio Madhouse unter der Regie des ambitioniertesten Animeregisseure Japans, Masaaki Yuasa, mit ein Team namenhafter Animatoren ins Leben gerufen. Bereits in der Vergangenheit machte Yuasa mit seiner kontroversen Arbeitsweise auf sich aufmerksam und scheint einer der letzten eigenwilligen Köpfe in der Anime Industrie zu sein. Ganz gegen den Mainstream von süßen Mädchen oder Highschool Geschichten produziert er ungewöhnliche Konzepte mit einer jeweils einzigartigen visuellen Sichtweise und übernimmt bei seinen Projekt größtenteils alle kreative Arbeiten selbst.


    Bei der Adaption des 2004 erschienen Komödie/Drama Roman handelt es aus der Sicht der Ich-Erzähler Perspektive und zeigt das der namenlose Kyoter-Student auch nach über 2 Jahren an der Universität sein Glück nicht gefunden hat. Guter Dinge trat er zu Beginn einem der vielen Klubs auf dem Campus bei, um Freunde und auch eine Liebe zu finden, doch hat sich davon nach zwei Jahren noch nicht viel eingestellt, bis auf die Bekanntschaft mit Ozu, einem Mitstudenten, der durch seine schrägen Aktionen und bösartigen Streiche den Unmut aller Leute auf sich zieht und unsere Hauptfigur auch noch in seine Schandtaten verwickelt. Was würde nicht jeder in dieser Situation am liebsten tun? Natürlich die Zeit zurückdrehen und alles anders machen. Auch wenn er es selbst nicht weiß, erhält der Hauptcharakter nun diese Möglichkeit und es wird in jeder Folge gezeigt, wie sein Leben verlaufen wäre, hätte er sich zu Beginn für einen anderen Klub entschieden.


    Auch wenn der Inhalt damit schon fast zu erschöpfend beschrieben ist, verbirgt sich in diesen visuellen Werk weitaus mehr, als man zu Beginn vermutet. Die einzelnen Fehlentscheidungen oder Schicksalsfügungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Handlung und verstricken sich in ein Netz um Ereignisse, welche den Pfand eröffnen zu einer der durchdachtesten Enden die ich je erleben dürfte.


    Das Werk wird von mir hier so ausreichend rezensiert, entgegen der kurzgefassten Erklärungen anderer Werke, weil es einer der kreativsten und intelligentesten Werke der letzten Jahrzehnte ist. Musikalisch untermalt von Michiru Ooshima, welche bereits an anderen bekannten Anime Serien wie z.B. Fullmetal Alchemist (2003) produzierte oder auch an Videospiele wie The Legend of Zelda: Twilight Princess mitwirkte, bekommt man hier eine abwechslungsreichen Score geboten. Sei es ruhige und melancholische Stücke, Abenteuermusik oder schönes streichen auf der Pianoforte. Auch das Open- und Ending sind musikalisch sehr außergewöhnlich und die von Yuasa selber umgesetzte Animation des Intro und Outro verraten erst spätestens in der letzten Folge ihren tieferen Sinn, so wie alles was in The Tatami Galaxy passiert oder angedeutet wird, sogar der Titel der Serie.


    Das besondere Merkmal von Shinwa Taikei ist wohl der Animationsstil: schrill, bunt, unkonventionell. Die Charaktere sind alle sehr simpel gehalten und werden auch immer wieder formverfremdet. Nebencharaktere haben z.T. sogar einen tierischen Charakter. Die Hintergründe bedienen sich öfters Mustern oder eines Farbtons und werden z.T. auch realitätsfern verzerrt dargestellt, was unterstreicht, dass es sich bei der ganzen Erzählung um die subjektive Wahrnehmung und Erinnerung des Protagonisten handelt.


    Evtl. muss man selber erst eine Gewisse Erfahrung mit sich bringen, selber das Leben am und innerhalb des Campus kennen, die Odyssee als Student und ein Faible für Kunst haben, um sich wirklich mit diesem Werk, in ihrer Darstellung, Satire und Parodie, anfreunden zu können, doch wer dies tut, bekommt es mit einer der cleversten und cineastischen stärksten Werken der asiatischen Zeichentrickanimation zu tun.

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    - Spike Spiegel from Cowboy Bebop

  • Erst einmal wollte ich sagen, dass ich die drei Vorschläge von @Noa vollkommen unterstütze und ich die Werke auch empfehlen würde.


    Da ich zu meinem Vorschlag gerne noch ein Thema machen würde, werde ich meine Empfehlung kurz halten:




    Mawaru Penguindrum


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    Ich finde leider keinen Trailer, welcher auch nur annähernd dem Anime gerecht wird. Die Serie ist in meinen Augen ein Meisterwerk und hat meiner Meinung nach noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen, welche sie definitiv verdient.


    Wenn man die niedlichen Pinguine sieht, wird man im ersten Moment kaum glauben, was für ein starkes Werk hier auf einen zukommt. Eines, welches nachhaltig zum Denken anregt, schwere Thematiken aufgreift und wie ein wertvolles Kunstobjekt präsentiert wird.
    Jede Folge scheint den Zuschauer mehr und mehr in den Bann zu ziehen und jegliche Emotion heraus zu kitzeln. Trauer, Freude, Wut, Verzweiflung, Liebe und Wahnsinn – das Spektrum nimmt kein Ende.


    Penguindrum ist ein Anime mit intelligenten, philosophischen und andersartigen Ansätzen, der an vielen Zeiten surreal wirkt und trotzdem berührt und dazu anregt eigene Perspektiven zu überdenken, sowie sich mit diversen Themen auseinander zu setzen.


    Dieser Serie MUSS man eine Chance geben. Sie ist augenöffnend und gehört ungeschlagen zu einer meiner Favoriten. Unvorhersehbar und voller Mut Neues zu zeigen. Bitte gebt dem eine Chance. Bis zum Schluss. Es lohnt sich.

  • Dennou Coil


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    Blick man in die erste Folge der kunterbunten Genremischung „Dennou Coil“, welche mit diversen Preisen ausgezeichnet wurde, wie unter anderem der 29. Nihon SF Taishou Award, der an japanische Science Fiction und Fantasy Autoren vergeben wird oder der 6. Tokyo Anime Awards, eine Verleihung die von den eigenen Veranstaltern der Tokyo International Anime Fair Messe an Werke vergeben werden, welche aus der Masse der animierten Serien und Filme herausstechen, .fühlt man sich mitten in den Film hinein geworfen. Bei der selben 6. TAA Verleihung musste die unter der Regie von Mitsuo Iso beim Studio Madhouse entstandene Serie, sich zwar gegen Evangelion 1.11 in der Kategorie „Beste Animation“ und „Beste Regie“ gegen das Werk von Hideaki Anno geschlagen geben, dennoch bekommen wir es mit der Cyberspule mit einem Ausnahmetitel der Animationsgeschichte zu tun.


    Dank modernen computergestützten Brillen macht sich eine Gruppe von Kindern in der fiktiven Großstadt Daikoku inmitten einer umfangreichen virtuellen Infrastruktur auf der Suche nach ihren Geheimnissen, ihren Schätzen oder versuchen Verkehrsunfälle aufzuklären. In der Unterscheidung zwischen der materiellen und der virtuellen Welt, welche von Schrein Tore getrennt werden, kommen die Kinder nach und nach hinter dem Geheimnis der Illegalen, ein Computervirus welches nur an veralteten virtuellen Räumen entsteht, dass, sofern man den Gerüchten glauben schenken mag, der Schlüssel in eine andere Welt sei oder auch durch diesen Virus ein mächtigen Cybergeist heraufbeschwören kann, der Wünsche erfüllt im Gegenzug aber Opfergabe als Tribut fordert.


    Das Mitsuo Iso als langjähriger und sehr talentierter Key Animator an Board ist, spürt man schon in den ersten Minuten der ersten Episode. Solch ein hohes Niveau in den realistischen Bewegung(sgründen) und auch das Detailreichtum in den Hintergründen, liegt an den Stab der erfahrenen Animatoren, welche es schaffen in kürzester Zeit die Stadt atmosphärisch aufzubereiten, um das furiose Drama ins Rollen zu bringen. Selten habe ich es bei ein Anime erlebt, dass mir die Stadt tatsächlich so lebendig vorkam. Auch das kreative Arrangement von Iso ist nur zu loben, welcher hier nicht nur das originale Drehbuch und Konzept der Serie entwarf, diese unter seiner Regie umsetzte, sondern auch zugleich als Animator noch viele wichtige Szenen ins Leben rufte.


    Auch der Soundtrack von Saito Tsuneyoshi tut sein Teil zur Unterstreichung der Atmosphäre. Bereits bei der sonst eher schwachen Serie, Kaze no Yojimbo, konnte er mit seiner Musik punkten. Seien es ruhige Scores die Stimmungsvoll im Takt zu ein abwechslungsreichen Klavierspiel übergeht und in der nächsten Szene das leichte Gruseln mit schaurigen Pianoklängen begleiten. Als passender Einstieg dient das Opening „Prism“ von der Sängerin Ayako Ikeda, die zugleich auch das gefühlsvolle Ending „Sora no Kakera“ als Ausklang der Serie besteuert.


    Das Regiedebüt einer der kreativsten, talentiertesten und zugleich besten Animatoren Japans ist nicht weniger kreativ als seine langjährige Arbeit die er an der Seiten von Kon, Anno, Tsurumaki oder auch Oshii geleistet hat. Gemeinsam mit der finanziellen Unterstützung von Madhouse, welche ihn eine Menge Freiraum für sein Projekt ließ und eine Vielzahl von talentierten Animatoren zur Seite stellen, bekommt man ein sehr unterhaltenen Mystery/Sci-Fi/Krimi-Thriller der höchsten Animationsschmiede, welche aber nicht ohne Schwächen verbleibt.


    Stören tun so in etwa die etwas länger Durststrecke im mittleren Teil der Geschichte, welche von Fillern bestückt wurden, die jedoch per se gar nicht mal so schlecht sind. Das Problem an den Fillern, ganz gleich ob einige davon in der Tat sehr stark mit ethischen Gedanken bespickt sind, ins besondere im Vergleich dazu, dass es sich hier um ein Anime mit der jüngeren Zielgruppe handelt, welche gekonnt ernste Themen und Botschaften locker erzählen kann und dies auch mit den alltäglichen Konflikten der Charaktere mit einbindet und das noch gekonnt humorvoll aufnimmt. Mein Problem an den meisten dieser Folgen sind, dass sie erzwungen wirken und im Kontext zum vorherig aufgebauten Fluss den Guss der Handlung stört und die Atmosphäre ein wenig vereitelt. Ist von meiner Seite aus aber meckern auf hohem Niveau, welchen den Anime die Höchstbewertung raubt.


    Summa summarum eine kreative und gewagte Aufarbeitung eines zeitgemäßen Konzept, verwickelt in ein lebendigen Setting, welches von seiner Atmosphäre und Soundtrack lebt, zum großen Teil gute (und in Bezug auf ihr Alter) sehr realistische Charakterzüge hat, die sehr individuell gestaltet sind, auch im Kontrast zueinander interagieren und eine kunterbunte Mischung mit sein Genrewechsel bietet, dessen Übergänge nicht immer reibungslos laufen. Dennou Coil ist ein Anime den man meines Erachten nach gesehen haben sollte, da er auch für nicht Mystery/Sci-Fi eben genug Abwechslung bietet und neue, sowie frische Ideen mit sich bringt.


    ---
    Ich kann @Yuffie nur zustimmen: Penguidrum ist ein Meisterwerk von Ikuhara, der bereits mit Utena bewiesen hat, was für ein Genie er in Sachen Regie und metaphysische Darstellung in so vielen unterschiedlichen Ebenen in Form von Visualisierung ist.

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  • Mobile Suit Gundam: Thunderbolt


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    Ja, das Gundam Franchise ist riesig und oft fragen sich Neueinsteiger, welche Teile zu empfehlen wären oder wo man am Besten mit einsteigt?
    Meine Antwortet lautet: Thunderbolt. 4 Episoden mit je einer Laufzeit von etwa 15 Minuten, die hochwertig produziert sind, zeigen was in den guten Gundam Teilen drin stecken kann, auch wenn Thunderbolt nicht unbedingt ein "klassischer" Gundam ist. Was bekommt man geboten?


    Gundam für Erwachsene mit ein hohen Detailgrad in den Zeichnungen, grandiose Jazz-Musik, sehr gute Animationen und Kämpfe. Zudem sind trotz der Kürze die Charaktere sehr sympathisch und handeln nachvollziehbar. Eine facettenreiche Handlung wie man es aus einigen anderen Gundam Teilen kennen mag, gibt es hier genauso wenig wie ein Anfang oder Ende. Man bekommt als Zuschauer die Facetten des schon vorherigen laufenden Krieg mit sein angerichteten Chaos, den Schmerz und der Zerstörung zu tun.
    Besonders hervorzuheben sind bei Thunderbolt das technische Niveau und die erzeugte Atmosphäre, welchen diesen kurzen Anime rundum zu einer sehenswerten Empfehlung machen.


    Aktuell kann man die ersten beiden Folgen in japanischer Vertonung mit englischen Untertiteln auf dem offiziellen Gundam Account auf YouTube sich ansehen oder auch alle vier Episoden zusammen gefügt in englischer Sprachausgabe.

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  • House of Five Leaves: Sarai-ya Goyou


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    Ein vergleichsweise ruhiger Anime, der sich sichtlich Zeit beim Aufbau seiner Grundhandlung lässt und dessen eigentliche Stärken eindeutig in den – sich aus dieser sanften Erzählweise gemächlich heraus schälenden – Charakteren sowie der leicht bedrückenden, durch humorvolle Einlagen jedoch aufgelockerten Atmosphäre begründet liegen. Außerdem überzeugt Sarai-ya Goyou mit einem interessanten, oftmals geschickt platziertem Soundtrack und sehr guten Animationen. Kleine Schwäche ist die für meine Begriffe letztlich zu schwache Handlung, was auch eine sehr gute Erzählweise nicht zu vertuschen vermag.


    Fuujin Monogatari


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    Machen wir direkt weiter mit Fuujin Monogatari, einer Slice of Life-Geschichte mit phantastischen Elemente, die sich dem Motiv Wind bedient. Optisch könnte man meinen, dass es sich hier um eine Arbeit des Studio 4°C handelt, wofür neben dem kantigen, leicht deformierten Charakterdesign vor allem auch die gelayerte Struktur der Hintergründe spricht. Kleines Manko ist der doch leicht episodisch gehaltene Handlungsverlauf, der in einem unbeständigen Qualitätsniveau der einzelnen Folgen resultiert. Die Tatsache, dass es von diesen nur 13 gibt, macht Windy Tales aber zu einer gut unterhaltenden Wohlfühlserie für zwischendurch.

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  • Cowboy Bebop


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    Sicherlich ist CB einer der bekanntesten Anime überhaupt, vor allem im Westen. Immerhin ist es einer der Werke die das Medium in den späteren 90er-Jahren auch ältere nicht Anime Fans zugänglich machte. Ich vertrete aber die recht radikale Meinung das viele gar nicht genau verstanden haben was genau diese Serie so besonders macht und in der filmischen Erzählung nirgends anders erreicht wurde. Um erstmal dieses Niveau zu erreichen sind viele wichtige Faktoren ausschlaggebend. Unter anderem braucht man einmal das gute Drehbuch welches diese gute Erzählung erzählt und auch die Tiefe der Charaktere darstellt. Diese Emotionen und Erzählung wird von einer grandiosen Musik getragen, technisch perfektioniert von den größten Talenten der Anime Industrie (u.a. Yutaka Nakamura, der für 12 Folgen als wichtiger Animator zuständig war) und der damals noch junge und wenig erfahrene Regisseur Shinichirou Watanabe der einige Jahre zuvor sein Können mit Macross Plus bewiesen hat.


    Obwohl ein großer Teil der Geschichten für sich alleine stehen, vermittelt die Serie von Anfang eins über seine Charaktere: Sie sind nicht ganz da. Sie stecken fest. Sie hängen in der Vergangenheit. Diese Leute haben ein Kapitel nicht abgeschlossen. Sie weichen aus. Sie sind - obwohl als Gruppe unterwegs - unter sich, kämpfen mit sich selbst, verarbeiten, aber zeigen es nicht. Sie zeigen es schon, doch - aber man muss aufmerksam sein. Sich konzentrieren. Interpretieren. Denn sie zeigen keine Schwäche. Sie vergeuden Zeit. Sie bauen Distanz auf. Sie trödeln. ... und nehmen doch von Beginn an Kurs auf das unvermeidliche Ende. Und erst ganz zum Schluss, in den letzten Episoden ... da zeigen sie Emotionen. Kurz. In ihren Gesten, in ihrer Stimmlage. Zum Schluss geben sie jedem einzelnen verdammten Moment, der vorhergegangen ist, eine Bedeutung. Zum Schluss sagen sie so wenig und doch so viel. Zum Schluss zeigen sie sich, legen alles offen. Keine Erzählung schafft es so perfekt mit Körpersprache und Musik zu arbeiten. Gerade bei ein Rewatch versteht man so vieles und erkennt wie wichtig die Details in diesen Anime sind.
    Viele mögen den Anime nur für seine chronografische Action loben, aber die Qualität der Serie kann ihr keiner absprechen. Sicherlich kommt der Film nicht an die erzählerische Stärke der Serie heran, bietet dafür aber die wohl beste Animation und Choreografie die man in diesen Medium finden kann.

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  • Weil es gut hier reinpasst: Hättet ihr vllt. ein paar Empfehlungen für Anime Filme an mich? 1-2 Stunden Filme passen mir im Moment von der Motivation her besser als ganze Serien. Von daher hätte ich nichts gegen ein paar Geheimtipps oder Klassiker als Empfehlung von euch. :P

  • @Roy kommt auf deine persönliche Vorlieben an, aber primär würde ich dir jetzt spontan mal vier Filme empfehlen.


    Da hätten wir einmal Colorful aus dem Jahre 2010. Ich hatte vor langer Zeit dazu auch mal ein Thread gemacht, wo du genauere Infos finden kannst.


    Dann gibt es noch Miss Hokusai, der in wenigen Tagen auch hierzulande auf DVD und Blu-ray raus kommt und vom selben Regisseur ist wie von Colorful. Hier handelt es sich um ein historischen Film der späten Edo-Zeit und setzt sich mit der Malerei auseinander. Ich hatte dazu auch hier mal was dazu geschrieben.


    Dann haben wir da noch Tenshi no Tamago. Ein sehr visuell starkes Werk von der selben Regie wie Ghost in the Shell. Ich finde mein uralten Beitrag dazu nicht mehr, aber Columbo hatte hier paar schöne Worte dazu geschrieben. Ich werde in naher Zukunft auch eine Gastrolle sprechen in ein Interpredationsvideo von ein Freund zu diesen Film.


    Zu guter letzt gibt es da noch Wings of Honneamise. Ist schon in die Jahre gekommen und erstaunlicherweise hält sich der Film für sein Alter sehr gut, ähnlich wie Akira. Liegt vermutlich daran, dass beide Werke zur selben Zeit entstanden sind und durch das extrem große Budget und zusammenfinden vieler Talente eine intensive Bildgewalt und Animationskraft besitzt. Mein Beitrag dazu findest hier.


    Das wären jetzt recht normale Empfehlen, wenn du da schon experimentelle Sachen sehen willst, kann ich diese auch gerne näher bringen.

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  • Mouryou no Hako

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    Eine Spätsommerliche Krimiserie rund um japanische Mythen und deren Volksglaubens stellen mit der Charakterzeichnung des Manga Zirkel CLAMP das Regiedebüt von Ryousuke Nakamura (unter anderem Run Melos aus Aoi Bungaku Series oder Hai to Gensou no Grimgar) dar. Der Begriff der Mouryou wird als Sammelbegriff für Geister, Mononoken oder Youkais aus Bergen, Flüssen oder Wäldern bezeichnet.


    Die Serie baut von Anfang an eine sehr gut präsentierte Atmosphäre, mithilfe seiner tollen Präsentation auf und gibt sich schwerer als es ist.
    Zunächst verfolgt man die Freundschaft von Kanako und Yoriko, bis einer von beiden ermordet wird und nach und nach die Ermittler in unterschiedlicher Form den Rätsel um den Serienmord auf die Spur kommen.


    Gleich vorweg sollte man warnen, dass es sich hierbei nicht um ein normalen Anime im Krimi-Genre handelt, da man auf der einen Seite sich hier mehr auf das mysteriöse und gruselige der japanischen Folklore konzentriert, die Charaktere allesamt ihre Schattenseiten haben und eine zentrale Schlüsselfigur in der Auflösung spielen und zuallerletzt ein sehr großer Teil des Anime aus Dialogen besteht. Wer also längere Dialoge rund um den japanischen Volksglauben meiden möchte oder diese überspringen will, sollte von den Anime sicher Abstand halten, da diese nicht nur ein essenziellen Teil des Anime aus macht, sondern auch einer der Hauptaspekte ist.


    Neben diesen präsentiert sich Mouryou no Hako mit vielschichtigen und verschiedenen Charakteren, wo jeder seine eigene Schattenseiten und Stärken hat. So sehr sie sich auch in ihrer Berufungen, Ambitionen und Charakter sich unterscheiden mögen, verbindet sie der Fall und nur gemeinsam können sie das Rätsels Lösung finden, wenngleich es auf klassische Detektivmanier aufgelöst wird. Auffällig wird das Alter der Charaktere und ihre Verschrobenheit sein. So etwas wie Stereotypen wird man hier nicht finden, dafür aber sympathische unperfekte Erwachsene, von den jeder seiner Arbeit auf eigene Weise nachgeht.


    Die große Stärke des Anime ist schlussendlich seine Präsentation und technische Vollkommenheit. Hintergründe sind phantasievoll und abwechslungsreich gezeichnet und ins besondere in den diversen Autofahrt-Szenen wird man sich an der sommerlichen Gegend nicht satt sehen können. Die Atmosphäre wird durch ein Filter in Regenbogenfarbe und tristeste Farbgebung gekonnt mit schauriger Musik getragen. Rundherum wird durch gute und flüssige Animation das Leben im Anime authentisch, während die Zikaden im Hintergrund den nahenden Unheil entgegen zirpen.

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  • Neon Genesis Evangelion


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    An die erfolgreiche Serie Neon Genesis Evangelion ohne Zweifel heran zu treten ist unmöglich. Genauso wie es fast unmöglich ist sie nur Bruchstückhaft einen fremden Zuschauer mit nur Worten näher zu bringen. Dementsprechend werde ich zwar versuchen viele Aspekte, technische Details, sowie Hintergrundwissen zum Anime zu beleuchten und versuche dabei möglichst neutral an den Anime heran zu treten, merke aber im Voraus an, dass dies als großer Fan der Serie schwer möglich ist.


    Zuallererst, noch bevor wir auf die eigentliche Serie zu sprechen kommen, möchte ich einiges zu der damaligen Situation innerhalb der Anime Industrie darstellen, ebenso auf die Krise des Studio Gainax. Das Studio und ihr Mitarbeiter waren untereinander wegen interne Streitigkeit und der zukünftigen Umgestaltung des Studio zerstritten. Viele Mitarbeiter verließen das Studio und Hideaki Anno, der nach dem Misserfolg von den Nachfolge Film zu Nadia: The Secret of Blue Water von Kritikern zerrissen wurde und der Film finanziell ein Misserfolg war verfiel in eine über 3 Jahre andauernde Depression und Schaffenskrise. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Emanationstheorie in Verbindung mit dem Sephiroth, ausgehend von der lurianischen Kabbala. Auch die Metaphysik und Erkenntnistheorie und sämtliche philosophischen Modellen aller Art, sowie Religionswissenschaft, Psychologie und das Konzept der Kommunikationsregeln sind in dieses Werk eingeflossen.
    Ich wiederhole es nochmal kurz: Der Anime entstand in einer kritischen Situation in einem gespaltenen Studio, mit einer Handvoll von Leuten und ein eher geringeres Budget, das Studio Gainax stand kurz vor dem finanziellen Aus, und der zuständige Regisseur war stark depressiv. Das Projekt ging also nach über 2 Jahren Planungen und Spannung innerhalb des Team im Herbst 1995 an den Start und bereits nach wenigen Folgen wurde dieser Anime stark kritisiert und nicht so verstanden wie Anno es wollte. Des weiteren wurde das Budget von TV Tokyo reduziert und später komplett abgestellt. Die Folge war das man während der Produktion das ursprüngliche Drehbuch aufgab und Anno es komplett umschrieb. Hierdurch konnte das ohnehin schon dürftige Budget nicht mehr für die ursprünglich geplante 37 Folgen verwendet werden und auch bereits konzipierte Szenen wurden nutzlos. Es gab also mitten in der Serie ein spürbaren Schnitt und die Serie wandelte sich viel früher und intensiver zum eigentlichen Thema. Das Resultat kennen wir alle als Serie, die am Anfang ziellos erscheint und gegen Ende den Zuschauer mit umfangreichen Fakten zu oben genannten Thema um die Ohren wirft und man als durchschnittlicher Zuschauer nur resignieren kann.


    Das Konzept geht aber erst auf, sobald man den abschließenden Film, The End of Evangelion, welcher, nicht wie irrtümlich geglaubt, ein alternatives Ende der Serie darstellt, sondern dass gleiche Ende wie die Serie darstellt, gesehen hat. Nur während man in der Serie in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere sieht, wird man in EoE mit dem Folgen der Außenwelt, also der Verschmelzung aller Individuen zum LCL-Meer, konfrontiert. Der Kernpunkt ist vor allem die Kommunikation zwischen Zuschauer und den Charakteren selbst. Die Interaktion ist die gescheitere Kommunikation zwischen zwei Menschen und die Kritik an der Lebensweise der Otaku. Ein Otaku ist jemand, der sein Leben verhältnismäßig übertrieben und beinahe in einem ungesunden oder zerstörenden Mass einer Leidenschaft, beispielsweise Anime, Videospielen oder Manga hingibt. Jemand, der viel Zeit und Geld in seine Leidenschaft investiert und in Folge dessen sozial verarmt. Diese Problematik wird aber nicht thematisiert, sondern die soziale Abschottung. Die Tristesse wird in den Charakteren symbolisiert. Fast jeder von ihnen hat mit psychischen Problemen, Ängsten und um die Anerkennung seiner Mitmenschen zu kämpfen und dieser Kampf wird dem Zuschauer ziemlich schonungslos vor Augen geführt. Ursache für diese Konflikte sind grundsätzliche Dilemmata, die das Leben eines jeden Menschen prägen und eine zentrale Rolle in der Philosophie Annos spielen. Hideaki Anno wollte, dass der Zuschauer nicht motiviert wird, sich mit den Charakteren zu identifizieren. Seiner Meinung nach sind Anime für das jüngere Publikum vor allem ein Mittel zur Realitätsflucht, weswegen sie nur die Anime sehen, bei denen die Charaktere zur Identifikation einladen. Satt dessen soll der Zuschauer dazu gebracht werden, sich ernsthaft mit dem Inhalt des Werkes auseinander zu setzten. Er zeigt die Problematik dieser Randgruppe auf.


    In Evangelion gibt es aber kein richtig oder falsch. Es gibt auch keine Wahrheit oder falsche Annahmen. Die Serie selbst sagt aus, dass es so viele Wahrheiten gibt, wie es Menschen gibt. Daher sind meine eigenen Interpretationen auch nur ein beschränkter Blick der objektiven Wahrheit. Es ist also klar, dass der Anime übergreifend einzigartig ist und mit sein kontroversen Themen und die Art wie er sie behandelt einfach zeitlos ist, wodurch sich auch erklären lässt, wieso der Anime bis heute noch relevant trägt und wie kein anderer das Medium Anime prägte. Die Bildgewalt, die Empathie, zwischenmenschliche Kommunikation und Leere in Evangelion ist oft kopiert worden, aber nie erreichte man den immensen Ideenreichtum, den Hideaki Anno da hineingesteckt hat. Evangelion ist sein Lebenswerk.


    Kommen wir aber nun zu dem subjektiven des Anime. Das was sich vor unseren Augen abspielt. Evangelion bedient sich ein Genre und ein Setting, dass alle Möglichkeiten gekonnt auslotet, auseinander nimmt und wieder zusammen fügt. Das äußere Erscheinungsbild, ein Weltuntergang-Szenario, Kameraeinstellungen, Regie Ideen, Die Sprache zwischen Bild und Ton und das vermischen aller mit der religiösen und philosophischen Frage nach dem Sein. Blickt man tatsächlich retrospektiv mit der vorangegangen Erfahrung zurück, auf das gesehene, versteht man von Mal zu Mal mehr die Ideologie des Anno und seine Intention in den Charakteren. Man etabliert diese nicht nur sinnig und facettenreich, sondern schuf im Kanon ein Brett von Akteuren, die letztendlich alle nur Menschen sind. Gebrochene Menschen, die versuchen in einer Welt voller Chaos und Gefahr zu überleben, ohne dabei sich zu verstellen und nach und nach merken, dass sie dafür sich ihren eigenen Ängsten und Problemen stellen müssen.
    Auf eine sehr eindringliche Art wird hier eine Neuinterpretation des HAL Konflikt und das Mysterium des Monolithen aus 2001, sowie die Offenbarung im Genesis bezüglich der Untergang der Menschen und die daraus resultierende Neuschöpfung des Menschlichen in der Geschichte des Noah.
    Evangelion entzieht sich bewusst aller subjektiver Wahrnehmungen und kann nur gänzlich als vollkommenes verstanden werden, sofern man bereit ist alles in sich aufzunehmen, was der Anime bietet.

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    - Spike Spiegel from Cowboy Bebop


  • Heute möchte ich Euch einen besonderen Anime vorstellen, der mir persönlich sehr zugesagt hat. Bei Boogiepop Phantom handelt es sich um eine zwölfteilige Serie aus dem Jahr 2000, animiert von Studio Madhouse, die auf einer Light Novel Reihe basiert, welche in Deutschland leider abgebrochen wurde. Hier wird es dem Zuschauer zur Aufgabe gestellt selbst herauszufinden, was hinter den Geschehnissen steckt und wie sie miteinander verknüpft sind. Die jeweiligen Episoden erzählen einzelne oder mehrere Geschichten, welche durchaus in sich abgeschlossen sind, aber weiterhin Fragen für das Gesamtbild offen lassen. Oftmals wird erst am Ende der Folge klar, worum sich die gesehenen zwanzig Minuten gedreht haben. Doch das Nachvollziehen einzelner Folgen ist lediglich der erste Schritt zur Vollendung des Puzzles.


    Worum dreht sich die Geschichte eigentlich? Der Schauplatz ist eine größere Stadt, über der eines Nachts kurzzeitig ein greller Lichtstrahl erscheint und Auswirkungen auf die Bevölkerung mit sich zieht. Demnach beschäftigt sich Boogiepop Phantom mit übernatürlichen Phänomenen, lässt sich dem Mystery-, Psychodrama- und Horror-Genre zuordnen und nimmt in seinen einzelnen Kurzgeschichten immer wieder neue Personen in den Fokus. Je weiter der Anime fortschreitet, desto mehr begreift man bereits gesehene Episoden. Dabei wird dem Zuschauer ein hohes Maß an Konzentration abverlangt. Scheut Euch nicht eine Folge auch mal doppelt anzugucken, falls Ihr es für nötig haltet. Das habe ich selbst auch zweimal gemacht und das war es mir wirklich Wert.



    Das Werk kommt mit einem genretypisch durchgängig düsteren Stil um die Ecke, wie man am Bild erkennen kann. Alles ist vom Design sehr dunkel gehalten und trägt zu einer der größten Stärken bei: der Atmosphäre. Durch diverse Klänge wird alles sehr rätselhaft dargestellt und bei entsprechenden Höhepunkten ein guter Track abgespielt. Generell kann ich den gesamten OST empfehlen. Zwar ist der Stil per se einwandfrei und überzeugend, aber man merkt ihm ebenso das Alter an. Ich persönlich finde ältere Designs aber unglaublich ansprechend und habe es sehr genossen. Grundsätzlich dürfte man hiermit aber kein Problem haben, ich wollte es lediglich anmerken.


    Rückblickend betrachtet hatte ich wirklich viel Spaß beim Schauen, auch wenn ich mich ziemlich anstrengen musste. Leser des Romans dürften sogar etwas im Vorteil sein, weil sie über die vielen Personen bereits Vorgeschichten erfahren durften. Boogiepop Phantom ermöglicht eine tolle Rätselstunde für diejenigen, die nicht alles hinterhergeworfen bekommen möchten. Dabei sollte man sich im Klaren sein, dass die einzelnen Geschehnisse nicht unbedingt ein Happy End besitzen, da es sonst niemals zur entsprechenden Kuriosität inmitten der Stadt gekommen wäre. Wem es dann am Ende gelungen ist alles miteinander zu verknüpfen, der bekommt nicht nur ein Erfolgsgefühl, sondern hat es ebenso geschafft in den vollen Genuss der Serie zu gelangen.

  • Umi ga Kikoeru (Das Flüstern des Meeres)


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    Sicherlich müsste man eigl. keine Filme von Ghibli empfehlen, da diese auch bei nicht Anime Fans ein hohen Bekanntheitsgrad haben, doch ein oder zwei Titel gibt es immer, die keiner kennt. Flüstern des Meeres ist einer von ihnen. Unter der Regie von Tomomi Mochizuki (weitere empfehlenswerte Sachen die unter seiner Regie entstanden sind Ai Monogatari, Zettai Shounen und Saraiya Goyou, dazu siehe weiter oben) entstand bei der weltbekannten Animationsschmiede ihr wohl ungewöhnlichstes Werk, neben Kaguya. Ein lebensnahes Coming of Age über das alltägliche und vergängliche. Wer achtet schon auf die kleinen Detail im gewöhnlichen Alltag? Es wirkt wie ein Jiro Taniguchi Manga, nur als Anime. Manchmal ist gerade das stille, unbeachtete flüstern und das kaum hörbare knistern weitaus aufregender, als es klingt.

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  • Berserk 97er TV-Version


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    Seit fast 30 Jahren geistert Berserk als Manga durch die Welt und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Über die Jahre folgten drei verschiedene Anime-Adaptionen. Meiner Meinung nach hat die erste Adaption alles richtig gemacht, in den man sich nur den guten Golden Age Arc annimmt.


    Berserk ist in seiner visuellen Exposition von Anfang bis Ende durchdacht und erzeugt ein harmonischen Stil, der meines Erachtens nach außergewöhnlich gut gelungen ist. Man überzeugt durch das grandiose Art Direction Talent von Shichirou Kobayashi. Viele wichtige Momente werden durch detailreiche und außergewöhnlich schöne Standbilder hervor geboten und zeigt, dass man nicht eine durchgängige Animation haben muss. Der Stil von Kobayashi lässt sich immer wieder erkennen durch seine feinfühlige Zeichnungen an Landschaften und das Gefühl, die Zeichnungen sei nie komplett fertig gezeichnet worden.


    Der Soundtrack wurde von Susumu Hirasawa komponiert. Die Musik sticht durch eine dunkle, atmosphärische und dichte Stimmung auf. Hochwertig produziert tragen die einzelnen Tracks die jeweiligen Momente und dadurch das gerade einmal 9 Soundtracks inklusive Opening und Ending auf der CD vorhanden sind, werden sie bedacht eingesetzt. In der Berserk Serie hat man es verstanden, dass man nicht massiv viele gute Soundtracks braucht, sondern sie nur effektiv einsetzen muss. Wodurch ihre Wirkung verstärkt wird.


    Blickt man auf die bisherigen Notationen des Regisseurs Naohito Takahashi, erscheint die Directionchoreographie einer der weniger Erfolgreichen zu sein. Über seine Arbeit als beteiligter Animator, Storyboardschreiber und auch das geschickte Auswählen der Zuständigen für das Projekt, kann man herzlich wenig klagen. Der Anime lässt zwar im Vergleich zur Vorlage viele vermeintlich wichtige Stellen außen vor oder nimmt sie gar nicht erst auf, wodurch aber erst nach einer Weile dem Zuschauer der Sinn dahinter, das forcieren der Charaktere und ihre Entwicklung umso stärker im Gedächtnis bleibt. Insgesamt gesehen überbrückt Berserk durch seine raffinierte Erzählung, starke Handlung, Soundtrack und ihre Umsetzung auch über merkbare Schwächen wie Animationen hinwegzusehen.

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  • Texhnolyze


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    Texhnolyze ist kein Anime den man gerne weiter empfiehlt, was an seiner depressiven Kulisse liegt. Ein Anime der nur zu selten sich an etablierte Regeln des Mainstream hält. Allein in der ersten Episode, wo der erste Dialog nach gut 15 Minuten beginnt und man gezwungen ist, sich sein eigenes Bild von der Handlung zu machen, hindert den gewöhnlichen Anime Fan zum weiter schauen. Doch Texhnolyze ist wie ein Abgrund voller Finsternis, dessen Dunkelheit ein magisch anzieht, sofern man zu lange hinschaut. Dazu trägt besonders der Sound des Anime bei, der weniger aus Songs, sondern aus einer Geräuschkulisse von elektronischen Tönen besteht, welche gut zum technologischen Aspekt von Texhnolyze passt. Andere wiederum klingen stark depressiv, was die bedrückende Stimmung nochmal verdeutlicht. Es ist aber vor allem hervorzuheben, wie die Musik genutzt wird.
    Texhnolyze ist ein vielschichtiger und nicht leicht zu verstehender Anime. Das liegt nicht mal daran, dass er komplex ist, sondern das er verschlüsselt über Bildersprache, Ton und Symbolik vieles auszudrücken vermag. Man sollte in einem geistig wachen Zustand sein, um dem Anime volle Aufmerksamkeit zu schenken. Im Gesamtbild ergibt sich aus allen Kategorien ein Meisterwerk, welches in der Darbietung wohl nur in der animierten Form möglich ist.

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  • Mushishi


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    Kann man Mushishi überhaupt treffend beschreiben? Es ist für mich der schönste Anime den ich kenne. Die down to earth erzählte Geschichte über den wandernden Mushishi Ginko, welcher bei sein Streifzügen durch das Land diversen Menschen hilft, die von Mushi befallen sind. Mushi kann man weder mit Tieren, Pflanzen, Geister oder Insekten vergleichen. Es sind Wesen die in den unterschiedlichsten Arten auf der Welt leben. Jede Episode beinhaltet eine eigene, kurze Geschichte für sich und behandelt oftmals ein neuartigen Mushi.


    Klingt nicht sonderlich spannend, ist aber sehr facettenreich und eine willkommene Abwechslung zu den sonst gewohnten Action Titeln. Die große Stärke von Mushishi ist seine meisterhafte Inszenierung der fremdartigen Kreaturen und der wunderschöne Soundtrack, der die tolle Atmosphäre des Anime aufbaut. Die malerischen Hintergründe und die langen Kamerafahrten durch die unberührten Landschaften, zeigt die Natur in ihrer vollen Pracht und erzeugt eine beruhigende Harmonie. Genau dieses Gefühl wird für die einzelnen Geschichte verwendet, wo klassisch japanisch über ethische Werte erzählt wird. Der Mensch macht sich seine Umgebung zu sein Feind. Die Natur in ihrer Gänze ist etwas was man mit Bedacht pflegen muss. Eine sehr altertümliche Philosophie, der sich in den Ton von Mushishi verinnerlicht. Es sind keine komplexen Handlunsstränge mit hundert gut charakterisierte Persönlichkeiten, es ist "nur" ein simpler episodischer Aufbau von Atmosphäre. Und in dieser Form gibt es kein anderes Werk in kein anderen Medium, welches an die Stärke von Mushishi heran reicht, mal abgesehen davon, dass der Anime auch sehr viele gut erzählte Episoden bietet und mit Ginko einer der cleversten Protagonisten zur Seite hat.

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  • Tenshi no Tamago (Angel's Egg)


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    Der Film vereint einige Meister auf ihren Fach. So ist hier Mamoru Oshii als Regisseur tätig gewesen. Die wunderschönen Hintergrunde wurden von Shichiro Kobayashi gezeichnet und das Charakterdesign, sowie das Original Konzept von Yoshitaka Amano. Das Werk dient als Kunststück und bedient sich vieler filmischer Elemente. In Folge dessen kommt es fast gänzlich ohne Sprache aus.
    Der sehr finstere, dystopische Ton des Films zieht den Zuschauer vom ersten Moment in seinen Bann, der selbst nach einer verhältnismäßig kurzen Laufzeit von gerade einmal 70 Minuten noch anhält.
    Trotz seiner trägen Szenenabfolge und der langen Bildsequenzen ist der Film auch heute noch gut animiert. Zwar wurde aus Kostengründen eine auffallend niedrige Framerate verwendet, dafür sind alle Animationen aber noch von Hand gezeichnet.
    Die wunderbar in Szene gesetzten Details, die Allegorie, der Soundtrack, die philosophischen Hintergedanken und die cineastische Umsetzung unter der Regie von Oshii ist in der Tat einzigartig und auch wenn er keinen so großen Impact auf das Anime-Medium wie Ghost in the Shell nachweisen kann, ist es der Stil von Oshii, der sich schon hier erkennen lässt, welchen er über die Jahre mit raffinierten Kamerafahrten, einfangen der Atmosphäre und cleveres Handlungstreiben durch Dialoge weiter verbessert hat. Für mich ist er der beste Film im Medium Anime.

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  • Pale Cocoon


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    Mochte ich jemand eine einzelne Anime Folge in Form einer OVA mit einer Laufzeit von etwa 25 Minuten empfehlen, dann gibt es dort für mich nur Pale Cocoon. Der kurze Anime ist wie eine gute Kurzgeschichte aufgebaut; Man beginnt direkt mit der alltäglichen und vertrauten Situation und lässt den Zuschauer an diese Welt teilhaben und erlaubt ein Blick. Während die Handlung dahin plätschert, offenbaren sich Fragen und eine dahinter stehende Moral, die zum offenen Ende mit der Selbsterkenntnis führen. Denn Pale Cocoon beschäftigt sich mit der allgegenwärtigen Frage: Woher kommen wir und wie sieht unsere Zukunft aus? Die Welt ist nicht mehr die, die sie einst war und befindet sich im Stillstand. Flora und Fauna, so wie wir sie heutzutage kennen, gibt es aus vielerlei Gründen schon lange nicht mehr und die Oberfläche scheint unbewohnbar. Die Menschen leben unterirdisch und versuchen die Vergangenheit zu archivieren. „Wenn wir wissen wollen, wohin wir gehen, müssen wir zuerst herausfinden, woher wir kommen“ lautet die Devise und so macht sich auch der Hauptprotagonist auf die Suche nach der Vergangenheit einer ihm unbekannten Welt, wobei er auf eine Datei stößt, die sein bisheriges Dasein komplett verändern wird.


    Wer hätte gedacht, dass CGI doch so gut aussehen kann und hier als Indikator für dunkle und futuristische Farben gemimt wird. Mit der Zeit entfaltet sich durch den ruhigen Soundtrack eine Ambiente, die der postapokalyptischen Zukunftsvision ein melancholischen Touch verleiht. Hier wird das Konzept des Höhlengleichnis vom Philosophen Platon neu aufgegriffen und als Gesellschaftskritik für Vernehmung von seiner Umwelt und die Erkenntnis daraus, die ein befreit.

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  • Kaiba


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    Ein weiteres Werk von Yuasa (ich hab weiter oben schon Tatami Galaxy von ihn vorgestellt). Wie kreativ und talentiert Yuasa ist, hat er in seiner zweiten TV-Serie gezeigt.
    In der Welt von Kaiba kann man Erinnerungen wie Daten speichern und aufbewahren. Wenn der Körper stirbt, können die Erinnerungen erhalten bleiben und in ein anderen Körper übertragen werden. Auch ist es möglich schlechte Erinnerungen zu löschen und mittels Downloads durch neue und schönere zu ersetzten. Durch diese Welt reist der Protagonist Kaiba in einem fremden Körper, ohne eigene Erinnerungen. Auf die Suche nach seiner eigenen Identität macht er sich auf ins Unbekannte ..


    Kaiba kommt bewusst mit ein kindlichen Design daher, der an die alten Tezuka Manga der 60er Jahre erinnert. Der kindliche und fröhlich erscheinende Look steht im Kontrast zur starken Erzählung und den ernsten Drama. Wie ungewöhnlich Kaiba ebenso ist, zeigt sich auch bei der Verwendung von Farbe. Genau wie beim Art-Stil, die Visuals verwenden niemals zu viel Abwechslung und Detail. Anstatt die Steigungen zu verfolgen und zu versuchen, ein realistisches Muster zu schaffen, geht die Show ganz auf helle, grundlegende Farben, die sofort umschalten können. In einem Moment ist der gesamte Bildschirm mit Roten Farben bedeckt, im nächsten ist es dickes Blau. Alles in einer Weise passt es natürlich in den Ton der Szene. Und es funktioniert! Wieder, vor allem dank der simplen, surrealen Kunst, die nicht vom Realismus abhängig ist, um das Eintauchen zu ermöglichen.
    Also ja, visuell ist Kaiba unglaublich ausdrucksvoll, um es gelinde auszudrücken. Es hat nicht das hohe Maß an Detail von anderen Serien, die für ihre Visuals gelobt werden, aber das ist nicht, weil es faul ist, oder kein Geld hat, sondern weil der Regisseur den Zweck der Visuals versteht und an erster Stelle etwas anderes steht: Storytelling. Es ist nicht hübsch, um hübsch zu sein, aber um seine Geschichte so effektiv wie möglich zu erzählen. Und das macht Kaiba perfekt.


    Aber was wäre ein tolle Geschichtenerzählung ohne eine großartige Geschichte, und auch darin verschlampt Kaiba nicht. Wenn man den Kunststil betrachtet, würde man davon ausgehen, dass dies eine Show für Kinder ist, aber es ist klarerweise genau das Gegenteil.
    Die Geschichte kann als eine Amnesie-Geschichte beschrieben werden, die Klischeehaft klingt, aber es ist sehr passend, wenn man die Welt und die Themen der Show betrachtet. In der Welt von Kaiba ist der Körper im Grunde bedeutungslos. Es ist möglich, nur die eigenen Erinnerungen in jeden anderen Körper zu übertragen, was bedeutet, dass Erinnerungen die eine Sache sind, die die Identität einer Person definiert. Nachdem er seine Identität verloren hat, will der Protagonist es jetzt zurückerhalten, indem er sich erinnert, was seine Rolle in dieser Welt war, bevor er seine Erinnerungen verlor und warum er sie sogar überhaupt verlor. Dies geschieht dadurch, dass er eine surreale Reise durch die bizarre Welt von Kaiba macht, die im Wesentlichen eine Projektion der eigenen Mentalität der Hauptfigur ist. Er reist an verschiedene Orte, trifft auf verschiedene Menschen, und alle teilen sich ihre eigenen inneren und äußeren Dämonen mit ihm. Es gibt Gewalt, da ist Perversion, und es gibt einen dicken Streifen des Nihilismus in der ganzen Geschichte von Kaiba. Und da die Geschichte sich ihrem Höhepunkt nähert, muss der Protagonist seinen Wille zum Leben behalten, obwohl er in dieser Welt lebt, die mit Gräueltaten und Konflikten bedeckt ist. Es ist eine großartige Geschichte, die Welt aus der Perspektive der anderen zu sehen, in die Gedanken anderer Leute zu tauchen, um zu sehen, dass sie nicht alle gut oder böse sein müssen, und die trippy Präsentation unterstützt sie perfekt. Es ist so eine Gegenüberstellung, um diese kindlichen, dumm aussehenden Charaktere durch solche tragischen Ereignisse zu sehen, und in irgendeiner Weise macht es es noch effektiver. Wie die Show will dieses unschuldige, glückliche Gesicht halten, aber das ist letztlich nur eine Fassade, um die wahre Natur zu verbergen, die zynisch und ganz erwachsen ist. Und am Ende kommt das grandiose Finale und es zerbricht ein das Herz.

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