Gestern habe ich Es schließlich beendet, nachdem ich die letzten 150 Seiten lang nichts anderes mehr tun konnte. Ganz kurz angeschnitten: Es ist wirklich ein grandioses Buch, wobei mich Der Anschlag aber mehr umgehauen hat. Bei Der Anschlag war die Prämisse eine andere und es kam mir irgendwie tragischer vor, da weniger übernatürlich. Gut, der Anschlag ist beileibe nicht realistisch, aber im Kern schon eher. Deswegen ist Es aber nicht schlechter.
Ich bin an dieses Buch mit der Erwartung, dass ich mich gruseln werde, herangegangen. Diese wurde eigentlich nur einmal erfüllt und auch da hatte ich keine schlaflosen Nächte. Von einem Freund habe ich aber auch gehört, dass Es nicht wirklich gruselig ist. Den Eindruck hatte ich aber, als ich Ausschnitte des Films gesehen habe. Der Gruselfaktor war schon mal anders als erwartet, aber das sehe ich nicht so eng.
Die Spannung war dafür umso größer. Vor allem gegen Ende hin konnte ich den Kindle kaum aus der Hand legen, trotz des langsamen Erzähltempos. Es ist beileibe nicht kurz und den Aspekt nutzt King auch, indem er viele kleine Einzelheiten beschreibt, die aber doch stimmig sind. Genau das hat die Charaktere auch mMn so stark gemacht und mir im Gedächtnis erhalten. Man verbringt so viel Zeit mit ihnen, dass man alle ihre Eigenheiten ganz genau weiß und schon fühlt, wie ein Charakter handeln könnte. Die Freundschaft war zentrales Thema des Buches und wenn ich so an das Ende denke, finde ich es doch irgendwie traurig (aber das werde ich hier nicht verraten). Auch die anderen Charaktere wie Henry Bowers waren klasse. Bei Henry dachte ich mir einige Male einfach nur "Ach du scheiße, wenn ich so einen im echten Leben kennen würde, ich wüsste nicht, was ich machen sollte". Doch auch dieser ist nicht nur schlecht und man erfährt im Laufe des Buches auch, warum er wirklich so ist, wie er nun mal ist. "Es" zeigt schön die Ängste dar, die jeder so hat und tief im Inneren vergräbt. Bei den Kindern merkt man noch, wie banal manche Ängste sind, die ihnen aber auch helfen, gegen Es bestehen zu können. Das Finale des Buches war ihm ebenbürtig, das erstreckt sich mal eben auf gute 300 Seiten und spitzt sich immer mehr zu.
Eine letzte Erwähnung hat die Erzählstruktur noch verdient. Anfangs ist man eher in der "Gegenwart", dann vermehrt in der Vergangenheit und man meint, es ginge in der Gegenwart überhaupt nichts weiter. Aber auf den letzten 400 Seiten wird es richtig spannend. Da kann es mal passieren, dass in der Gegenwart "Bill sagte: 'Ich w-weiß nicht, ob...'" da steht und der Satz in der Vergangenheit weitergeführt wird. So gibt es sehr dynamische Wechsel, die auch extrem gut zu der Geschichte passen.
Nun werde ich wohl Shining lesen, darauf freue ich mich bereits besonders. Im Vergleich zu Es wird das wohl recht kurz ausfallen. :D