Mit Ego Is the Enemy bin ich nun fertig. Die anfängliche Begeisterung hat noch lange angehalten, aber das letzte Drittel des Buches war dann doch zu viel für mich. Da jedes Kapitel gleich aufgebaut ist (Geschichte einer Person, belehrendes Beispiel), besteht die Chance, dass man irgendwann einfach genug hat. Ich habe das Buch aber auch innerhalb von ein paar Tagen durchgelesen, jemand, der sich mehr Zeit nimmt, könnte das eventuell anders empfinden. Hier noch einmal das, was ich bereits zum Buch geschrieben habe, da das immer noch so gilt.
In Ego Is the Enemy erfährt man erst, wie oft man in seinem Kopf stecken bleibt und sich von seinem Ego aufplustern lässt. Das Ego ist es, das dich einerseits mit Lob überhäuft, bei Fehlern andererseits aber mit harschster Kritik nicht spart. Holiday zeigt auf, wo unser Ego am Werk ist und wie wir es teilweise abschalten können. Gerade heutzutage hört man dauernd den Rat, "seiner Leidenschaft zu folgen". Doch Ego Is the Enemy behauptet, dass das fatal wäre. Denn Leidenschaft ist kurzsichtig, auf sich selbst bezogen, lässt einen kaum Fortschritte machen und führt - wie das deutsche Wort vermuten lässt - zu Leid. Ein tolles Mantra wird im Buch erwähnt: "passion is to do, purpose is to be" (so oder so ähnlich). Bei der Leidenschaft sieht man sich irgendwo in der Zukunft, erfolgreich, berühmt, alles eher Dinge, die auf sich selbst bezogen sind, und scheinen die Hintergründe noch so edel. Man ist eher leidenschaftlich, so zu sein und nicht unbedingt, das dann auch zu tun. Napoleon wird als Beispiel angeführt. Er erscheint uns heute noch sehr leidenschaftlich, mitunter gerade deshalb, weil er nicht immer erfolgreich war. Lebenssinn ist dafür etwas, dass sich auf das Handeln konzentriert. Man unterstellt sich etwas Größerem, nimmt sich selbst nicht so wichtig und konzentriert sich größtenteils darauf, die Ziele zu verwirklichen. Denn die Menschen, die in der Geschichte Großes geleistet haben, hatten ihre größten Erfolge meist dann, wenn sie ihr Ego abschalten konnten.
In der Zwischenzeit habe ich mir Eine kurze Geschichte der Menschheit gekauft. Und das Buch ist exakt das, was der Titel suggeriert. Angefangen bei den Affen, wird hier grob zusammengefasst, wie sich die Menschheit entwickelt hat. Das wird anhand von vier Kapiteln dargestellt, die sich mit verschiedenen Revolutionen der Menschheitsgeschichte und der Vereinigung der Menschheit befassen. Der Leser erfährt, wie sich die Menschen damals organisiert haben, warum es keine Neandertaler mehr gibt und welche Auswirkungen die neuen Erfindungen und Errungenschaften auf unsere Spezies hatten. Das ist insofern interessant, als z.B. die landwirtschaftliche Revolution auf den zweiten Blick extrem viel Leid gebracht hat. Dadurch haben viele Menschen eine unausgewogene Ernährung erfahren, die sie durch reines Jagen nie gehabt hätten. In dem Buch wird ebenfalls beschrieben, wie sich Menschen in größeren Gruppen organisieren können: Mythen. Es ist wirklich unglaublich zu lesen, dass unsere Staaten, Unionen und alles drumherum eigentlich nur Mythen/Erfindungen des Geistes sind. Das fällt einem erst so richtig auf, wenn man es liest. Das wird am Beispiel von Peugeot gezeigt. Jeder glaubt an Peugeot als Marke, dabei gibt es sie nicht. Wo ist sie? Ist die Marke die Fabrik? Oder das Auto? Oder der Chef? Bei dem Buch bekommt man viel interessantes Wissen mit, auf das man so nicht so schnell stößt. Dazu ist das Buch sehr angenehm geschrieben, das Lesen geht flüssig und der Autor weiß es, die Sache mit etwas Humor weniger trocken zu machen.
Eine kurze Geschichte der Menschheit sollte als Standardwerk gelten, denn einen so schönen Überblick wird man so schnell nicht finden.
Auch Stefan Zweig darf nicht fehlen: Sternstunden der Menschheit lese ich parallel. In diesem Werk werden, welch Überraschung, die Sternstunden der Menschheit nacherzählt. Die erste Sternstunde handelt von der Entdeckung des Pazifiks durch einen spanischen "Halsabschneider" (kann man schon so sagen). Diese hat mir schon sehr gut gefallen, Stefan Zweig weiß es, Geschichte spannend zu verpacken, fast so, als wäre er selbst dabei gewesen. Hier ist natürlich die Frage, inwiefern die Details wahr sind, doch ich glaube, dass Zweig hier nicht herumpfuscht. Die zweite Sternstunde hat mir fast noch besser gefallen: die Eroberung Konstantinopels durch Mahomet/Mehmed II.. Auch hier wird packend nacherzählt, wie das byzantinische Reich langsam in die Hände der Andersgläubigen fiel, verzweifelt auf Hoffnung aus dem Rest Europas hoffend. Die Kindle-Version kann man sich gratis herunterladen, also gibt es zumindest für Kindle-Besitzer kein Hindernis mehr. Dieses Buch hat das Zeug dazu, neben "Ungeduld des Herzens" und "Schachnovelle" einen Platz in meinen Favoriten zu ergattern.
Sonst habe ich mir noch Ändere die Welt: Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen von Jean Ziegler und Power: Die 48 Gesetze der Macht von Robert Greene gekauft. Und To Kill a Mockingbird wartet ebenfalls darauf, gelesen zu werden. ^^