Was lest ihr gerade?

  • Mein erstes Buch dieses Jahr war "Turtles All the Way Down" von John Green. Ich habe vor einigen Jahren schon mehrere seiner Bücher gelesen, und sein Debut "Looking for Alaska" ist auf jeden Fall in der Liste meiner liebsten Romane dabei, dementsprechend war ich sehr neugierig auf sein neuestes Werk.

    Ich würde sagen, dass das Buch ziemlich typisch in John-Green-Manier geschrieben ist: Jugendliche Helden, dazu ein bisschen Tragik und schweres Schicksal, ein bisschen Selbstfindung, ein bisschen Poesie. Die Protagonistin der Geschichte ist Aza, die an einer psychischen Erkrankung leidet (in Richtung Angst-/Panikstörung und Zwangsstörung, würde ich sagen) und sich deshalb ständig in kaum entkommbaren Gedankenspiralen wiederfindet. In der äußeren Handlung geht es dann hauptsächlich um einen Freund aus ihrer Kindheit namens Davis, der aus einer reichen Familie kommt und dessen millionenschwerer Vater - der wegen Betrugs polizeilich gesucht wird - wie vom Erdboden verschwunden ist. Angelockt vom großzügigen "Finderlohn" macht Aza sich mit ihrer Freundin, die riesiger Star-Wars Fan ist und am laufenden Band Fan-Fictions schreibt, auf Spurensuche und gerät so wieder mehr in Kontakt mit Davis. Naja, ich denke, man merkt schon, wie die Geschichte weitergeht... :z11:


    Ich finde, dass das Buch einen ziemlich guten Job dabei macht, Azas innere Kämpfe darzustellen - es war an vielen Stellen auch wirklich bedrückend zu lesen, wenn sie beispielsweise nach einem Kuss schließlich dem Bedürfnis nachgibt, sich ihren Mund mit Desinfektionsmittel zu "waschen". John Green schafft es hier ziemlich gut, dem Leser Einblick in ihren Kopf zu gewähren. Besonders "gefallen" hat mir die Interaktion mit Azas engsten Mitmenschen (vor allem mit ihrer Mutter und Davis) - hier wird recht intensiv thematisiert, wie solche Erkrankungen auch für das Umfeld erschütternd und eine schwere Last zu tragen sind. Dadurch entstehen auch, wie ich finde, sehr berührende Situationen und Dialoge, in denen beide Seiten ähnlich verzweifelt sind.


    Insgesamt gibt es (wie eigentlich immer bei John Green) überwiegend sympathische Figuren, die man als Leser schon nach wenigen Seiten ins Herz schließt, viele schöne und nachdrückliche Zitate, dabei viele Metaphern, und am Ende gemischte Gefühle - Trauer, Schmerz und doch irgendwie viel Hoffnung. Ich weiß noch nicht, wie ich das Buch zwischen Greens restlichen Werken einordnen würde (wenn ich gezwungen wäre, eine Rangfolge zu machen :z17:), aber es hat bei mir einen ziemlich positiven Eindruck hinterlassen.

  • Ich lese gerade immer noch den "Game of Thrones"-SpinOff Feuer und Blut. Auch wenn ich gerade ein langsamer Leser bin ich bin doch sehr angetan von der 300jährigen Geschichte der Targaryns in Westeros.
    Besonders hats mir bis jetzt die Geschichte um Jaeharys und Alysanne angetan.

    Dabei kam dann heute bei mir folgende Frage auf. Bastarde haben in Westeros immer einen sehr coolen Beinamen. Zum Beispiel haben die Bastarde aus Dorne alle den Beinamen Sand oder die aus dem Norden Schnee(Snow). Nur die Targaryens haben ja kein so richtiges Stammland also frage ich mich wie wohl ein Targarynbastard heißt. Vermutlich hat GRRM schon daran gedacht und ich habs nur wieder vergessen. Sollte es sowas noch nicht geben dachte ich mir Küken wär irgendwie passend. XD

    "Ich war die Welt in der ich wandelte und was ich sah und hörte und fühlte kam nur durch mich selbst!"

    "Vielleicht werde ich ewig Leben oder vielleicht ist das auch nur ein allerletzter Traum vor dem ewigen Tod!"

  • Zitat von Chrisael

    Nur die Targaryens haben ja kein so richtiges Stammland also frage ich mich wie wohl ein Targarynbastard heißt.

    Die Targaryen kommen aus dem alten Valyria, einer Inselgruppe an der Südküste von Essos. Es gab dort diese ganzen Querelen um Bastarde nicht - das gab und gibt es ausschließlich in Westeros. Nicht mal die freien Städte Essos' haben einen derartigen Brauch. Insofern haben die Targaryen (und Braavosi, Dothraki, Qartheen usw) keine Bezeichnung für Bastarde.

  • Die Targaryen kommen aus dem alten Valyria, einer Inselgruppe an der Südküste von Essos. Es gab dort diese ganzen Querelen um Bastarde nicht - das gab und gibt es ausschließlich in Westeros. Nicht mal die freien Städte Essos' haben einen derartigen Brauch. Insofern haben die Targaryen (und Braavosi, Dothraki, Qartheen usw) keine Bezeichnung für Bastarde.

    Mir ist schon bekannt woher die Targaryens eigentlich kommen und das ihre Bräuche ganz anders sind als jene der Westerosi. Dennoch werden sie wohl auch Bastarde gezeugt haben. Und auch wenn die Targaryens ihre Bastarde nicht benennen so werden es sicher die Stammbevölkerung von Westeros tun.

    Hab mal gegooglt, es ist wohl Water(Wasser) da Dragonstone und Kingslanding am Meer liegt.

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    Einmal editiert, zuletzt von Chrisael ()

  • Chrisael

    Soweit ich weiß, hatten die Targaryen selbstverständlich auch Bastarde, genau wie alle anderen auch in Essos, nur haben sie diese eben nicht mit entsprechenden Nachnamen gebrandmarkt. Dieser Brauch existiert meines Wissens nach nur in Westeros und das seit etlichen Zeiten, noch vor der Ankunft der Targaryen. Das hat etwas mit dem Glauben an die Alten Götter und der Sieben zu tun, die nur in Westeros verehrt werden. Daher mein Exkurs zu der Herkunft der Targaryen. Da wo die herkommen, kann ein Bastard ein ganz normales Leben führen und sogar als legitimer Erbe der Krone gelten.

  • Ich hab kürzlich ein Buch beendet, welches ich nun als mein zweitliebstes überhaupt bezeichnen kann: Der Medicus von Noah Gordon. Anlass für mich dieses Buch zu lesen war mein Interesse an anderen Genres zum Testen. Ich wollte mich mal etwas Historischem widmen und habe prompt dieses Werk mit den Worten "Das ist mein Lieblingsbuch" in die Hand gedrückt bekommen. Zuerst war ich von der kleinen Schrift erschlagen und die Handlung klang nicht so, als würde mich sie in ihren Bann ziehen. Aber oho, was habe ich mich getäuscht!


    Die 700 Seiten bei sehr kleiner Schrift haben mich zwar lange beschäftigt, genauer gesagt 4 Monate, von denen 1½ jedoch eine Pause darstellten, aber noch nie zuvor habe ich derart regelmäßig und mit Genuss ein längeres Buch gelesen. Offen gesagt haben mir die Passagen, in denen nicht geredet, sondern ausschließlich beschrieben wurde, noch besser gefallen. Bisher war immer genau das Gegenteil der Fall, insbesondere bei meinem Lieblingsbuch Todesmarsch. Aber Noah Gordon hat einen richtig guten Erzählstil, ich bin schon nach wenigen Seiten gefesselt worden.


    Die Handlung dreht sich um Rob Jeremy Cole und beginnt bei der Geburt, wobei die ersten Jahre zügig abgefrühstückt werden. Der erste große Teil beginnt schließlich im Alter von 9 Jahren. Als Gehilfe eines Baders zieht er durch Großbritannien und lernt währenddessen fürs Leben. Die medizinischen Eingriffe verleiten ihn dazu, ein Studium im fernen Persien zu beginnen. Früher waren derart lange Reisen aber ein riesiger Aufwand und dabei passiert stets viel. Der Medicus dreht sich um den Lebensweg von Rob und wie er sich hart durch schwere Anforderungen durchbeißt. Größtenteils wirklich genial geschrieben, nur vereinzelt ein wenig lascher. Man lernt extrem viel über verschiedene Kulturen, vorrangig die des nahen Ostens, und besonders den medizinischen Stand im 11. Jahrhundert. Immer wieder war ich über diverse Dinge verblüfft und fasziniert.


    Mein Interesse an historischen Romanen ist nicht kleiner geworden! Zum einen habe ich noch zwei ausstehende Bücher in der Antike, zum anderen gibt es auch eine Fortsetzung, die ich mir in baldiger Zukunft schnappen werde. Die Verfilmung würde mich ebenfalls reizen, wobei ich stark bezweifle, dass sie dem Roman auch nur halbwegs gerecht wird. Eine großartige Geschichte, die ich echt ans Herz legen kann.

  • Ich habe heute das Buch Two Summers von Aimee Friedman fertig gelesen.


    Dieses Buch behandelt parallele Universen beziehungsweise alternative Zeitstrahlen am Beispiel eines Mädchens namens Summer. Sie wollte eigentlich nur zu ihrem Vater nach Frankreich fliegen, doch als sie sich entscheiden muss, ob sie einen Anruf annimmt oder nicht, entstehen zwei verschiedene Zeitstrahlen:
    In dem Zeitstrahl, in dem sie den Anruf annimmt, bleibt sie kurzfristig in den Vereinigten Staaten, da ihr Vater ihr gesagt hat, dass er in besagter Zeit doch nicht in Frankreich ist, während sie in dem anderen Zeitstrahl nach Frankreich fliegt und erst dort erfährt, dass er nicht da ist.


    Die Geschichte war recht interessant, auch, wenn sie einige Klischees nutzte, die ich nicht mag- zum Beispiel reagiert Summer recht negativ, als sie erfährt, dass ihre Mutter einen neuen Freund hat. Um ehrlich zu sein, ich kann nicht beziehungsweise schwer nachvollziehen, warum manche Charaktere so ein großes Problem damit haben, wenn ihre Eltern Jahre nach der Scheidung einen neuen Partner suchen. Zwar kann ich in diesem Fall etwas nachvollziehen, dass Summer wütend ist, da ihre Mutter es ihr einen Monat lang verschwiegen hat, dass die beiden sich daten, aber dass sie gleich so zickig sein muss, dass er auch mit in ein bestimmtes Restaurant kommen muss, ohne ihn wirklich zu kennen, finde ich etwas übertrieben...


    Aber wahrscheinlich muss man wohl ein Scheidungskind sein, um das ganze vollständig nachvollziehen zu können.


    Wenigstens bemerkt Summer am Ende, dass ihr Verhalten etwas unfair war, nachdem sie erkennt, dass der neue Freund eigentlich ganz nett ist.


    Die Geschichte ist ansonsten eigentlich recht gut und interessant geschrieben, allerdings finde ich das Ende etwas seltsam:

    Es wird ziemlich stark angedeutet, dass dieses Ende so passieren würde, egal, ob Summer jetzt nach Frankreich fliegt oder nicht. Zwar finde ich es recht interessant zu sehen, dass es einige Ereignisse gibt, die gleichbleiben, egal, was vorher passiert ist, allerdings passiert am Ende etwas, was meiner Meinung nach nur Sinn macht, wenn Summer in den USA geblieben wäre:


    Ansonsten ist das Buch abseits von dem Ende recht gut.

    Welcome back to Trench

  • Ich habs lange aufgeschoben.. doch habe jetzt ENDLICH auch mal angefangen die HP - Teile zu lesen. Ich bin ein großer Fan und kenne die FIlme in und auswendig. Wir machen oft (3-4x im Jahr) einen HP-Marathon. Wo wir uns alle Filme ziemlich zeitnah geben. Ansonsten wenn sie auf Sky laufen, nehmen wir sie auch mit, etc.


    Meine Verlobte meinte zu mir, dass die Bücher, bis auf Kleinigkeiten und wohl auch dem Halbblutprinzen echt gut verfilmt worden sind.


    Da ich durch Amazonprime den Stein der Weisen gratis mir via kindle durchlesen kann, habe ich diese Gelegenheit genutzt und hab letzte Woche beim Plasmaspenden mal angefangen. Und was soll ich sagen? Also ich werde eh begeistert sein, davon mal abgesehen.. xD

    Aber ich finde das Buch bisher sehr schön zu lesen. Es ist sehr "einfach" zu lesen. Und was mir direkt aufgefallen ist, dass die ganze Geschichte halt seeehr viel weiter ausgedehnt ist. So beginnts halt erstmal mit den Dursleys. Man bekommt viel größere Einblicke. Die ich jetzt als Filmschauer nicht hatte. Dadurch, dass die Filme so stark in meinem Gedächtnis sind, sind mir die Unterschiede auch so klar.


    Eine Schande, dass ich das so lange aufgeschoben habe.

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    Leben ist, wenn man trotzdem lacht.

  • Vor ein paar Tagen habe ich einen Roman aus der Felidae-Reihe, nämlich "Göttergleich", von Akif Pirincci gelesen. Bisher habe ich nur den allerersten Felidae-Band gelesen, und das auch schon vor längerer Zeit, ich habe ihn aber immer noch recht positiv in Erinnerung. Als ich dann in der Bibliothek zufällig über dieses Buch gestolpert bin, hatte ich irgendwie Lust, es mitzunehmen und den Katzenkrimis mal wieder eine Chance zu geben.

    Die Felidae-Romane sind wie schon erwähnt Kriminalromane, in denen jedoch Katzen die Protagonisten sind, allen voran der besonders intelligente und gewitzte Kater Francis, der auf seinen vier Pfoten Fälle unterschiedlichster Art löst.


    In diesem Roman (Scheinbar der Achte - ich wusste nicht mal, dass es so viele gibt!) geht es hauptsächlich um das Phänomen der Zeit: Francis erleidet einen Unfall und hat danach komische Erlebnisse. Die Zeit scheint für ihn plötzlich rückwärts zu laufen. Bei der Suche nach des Rätsels Lösung gerät er dann in eine viel größere, weltbewegende Angelegenheit hinein, die die ganze Menschheit (und vor allem Katzenheit) betrifft.

    Das Buch war auf jeden Fall spannend und unterhaltsam, allerdings nicht besonders tiefsinnig (ich würde fast sagen: in keinster Weise tiefsinnig.) und gerade zum Ende wurde es mir persönlich etwas zu abgedreht - und das Buch bemüht sich nicht mal wirklich, logische Erklärungen zu liefern. (Für alle, die das Buch bestimmt niemals lesen werden, aber dennoch einen Eindruck haben wollen: ACHTUNG SPOILER. An einer Stelle fällt Francis mitsamt einer Atombombe durch einen übernatürlichen riesigen Schlauch durch das Weltall auf einen fremden Planeten, auf dem nur Katzen leben.)

    Für mich hat die Handlung nicht mehr viel mit Krimiliteratur zu tun, sondern fällt eher in die Kategorie Mystery oder Thriller, mit ziemlich stark fantastischen (zum Teil eher Science-Fiction!) Zügen. Das war etwas schade und enttäuschend. Trotzdem hatte ich irgendwie auch meinen Spaß mit dem Buch, was vor allem an dem doch sehr witzigen und ambitionierten Schreibstil liegt. Häufig schmunzelt man über Francis' Vergleiche und seine coole, wortgewandte Art selbst in gefährlichen Situationen. Der Kater ist einfach sympathisch.


    Ein fader Beigeschmack ist, dass der Autor Akif Pirincci in den letzten Jahren durch sehr grenzwertige Äußerungen im rechten Spektrum aufgefallen ist. Schade, Schreiben kann er wirklich.

    Einmal editiert, zuletzt von Emmy ()

  • Ich habe gerade von Michel Houllebecq "Gegen die Welt. Gegen das Leben" fertig gelesen, was ein Essay über Lovecrafts literarisches Wirken ist, wobei auch Aspekte seiner Persönlichkeit miteinbezogen werden. Auf jeden Fall ein gutes und lesenswertes Buch für alle Lovecraft-Fans... Den Rest dürfte es nicht sonderlich interessieren.

    Vielleicht sollte ich auch mal was anderes von Houllebecq lesen, scheint ja zumindest ein recht "interessanter" Mensch zu sein.


    Zudem lese ich den zweiten Band der gesammelten Werke von Clark Ashton Smith, laut Rückseite der "Vergessene literarische Gefährte" Lovecrafts, seine Geschichten seien von "halluzinatorischer Intensität" und an "dämonischen Ideenreichtum sei er unübertroffen" so Lovecraft (eventuell nicht ganz wörtlich, aber sinngemäß).

    Und ja, nachdem ich schon den ersten Band gelesen habe, kann ich das bestätigen. Schwer zu verstehen, weshalb kaum noch einer Smith kennt. Vielleicht finden unheimliche Kurzgeschichten generell nicht so viel Anklang, auch wenn der Fokus nicht ganz so stark auf dem Horror liegt, wie es bei Lovecraft der Fall ist.

    Generell kann man Smith schwer in ein Genre stecken, es ist ein Mix aus Science-Fiction, Fantasy und Horror.

    Die Geschichten sind unfassbar kreativ, die Welten die er erfindet, die Szenarien die er beschreibt, die Kreaturen, es wirkt alles so unglaublich lebendig und bunt während man es liest, dass man fast das Gefühl bekommt, die Welt schmecken und riechen zu können. Sicher, das klingt jetzt nach Marketing und völlig überdramatisiert, aber ich bin tatsächlich beeindruckt davon, wie lebendig die Geschichten wirken. Die letzte die ich gelesen habe, "Das Monster aus der Prophezeiung" war zwar kein Highlight was den Plot anbelangt, aber die Kreativität war auch hier unglaublich.

    Mal schauen was dieser Band so bietet... Besonders gefiel mir der Hyperborea-Zyklus aus dem ersten Band, hier gibt es nur einen kleinen Zyklus. Aber auch die unabhängigen Geschichten können sich ja durchaus sehen lassen.

    Ich habe bisher die Bände 1-3, 4-6 werden irgendwann auch noch folgen.


    Zudem lese ich noch "Feindliche Übernahme" von Thilo Sarrazin. Ich denke mal, eine Beschreibung erübrigt sich aufgrund der politischen Brisanz, die ich hier ungern ausbreiten möchte. Ich denke mal nur, dass man sich zumindest mal mit Sarrazins Werken beschäftigt haben sollte, bevor man ein Urteil über ihn fällt, und sich dann selbst eine Meinung bilden und nicht von den Medien treiben lassen. Aber wie gesagt, in diesem Thread soll das nicht diskutiert werden.

  • Ich lese gerade "Ungeduld des Herzens", der einzige Roman des 1942 verstorbenen Autors Stefan Zweig. Habe das mal vor zehn Jahren bei so nem Bücherbasar entdeckt, in irgendeinem Winkel meines Schrankes vergilben lassen und mich nun doch mal rangewagt. Bin gerade über Seite 60 und kann da nicht allzu viel zum Inhalt sagen. Nur dass die bitterböse und sarkastische Weltsicht Zweigs sich in nahezu jedem Absatz findet. Je mehr man in die Story reingezogen wird umso ersichtlichen wird, weshalb er sich für den Freitod entschied...

    Einmal editiert, zuletzt von Vincent Delacroix ()

  • Ich lese gerade Eine kurze Menscheitsgeschichte von Yuval Noah Harari. Wie ich gerade gesehen habe, bin ich damit auch nicht allein.


    Ich bin noch nicht ganz durch, aber ich bin von dem Buch echt begeistert. Es ist zwar nicht so das es mich von Seite zu Seite fesselt, aber ich verspüre trotzdem einen Drang das Buch weiterzulesen.


    Harari erzählt die Geschichte des Menschen nach, hat den Fokus auf das große Bild, zeigt auf wieso die Geschichte so eingetreten sein könnte und vorallem welche Rollen Kultur, Religion und Ideologien im Verlaufe der Zeit einnehmen.


    Nicht alle Informationen sind neu, aber es gibt einen so guten Überblick und macht gerne ein paar detaillierte Schlenker auf ein paar Geschehenissen, dass es immer unglaublich interessant bleibt. Dazu noch eine feine Prise Humor und die Bestätigung in so manch persönlicher Ideologie und schon bin ich begeistert.


    Allein schon die Geschichte das die Spanier damals dachten, dass die Azteken sie vergöttern würden weil sie mit einer Art Weihrauch verfolgt wurden, aber die bittere Wahrheit ist, dass die Azteken den Gestank nicht aushielten.


    Ein Autor mit dem ich mich mal mehr befassen müsste.

    Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diese Signatur zu lesen. Diese Signatur liebt sie.

  • Erst heute habe ich den Wolkenatlas von David Mitchell zu Ende gelesen - das Buch stand schon ewig auf meiner Will-ich-unbedingt-mal-lesen-Liste, und es jetzt geschafft zu haben fühlt sich ein bisschen so an wie ein abgehakter Punkt auf der Löffelliste. Ich denke, die meisten wird vielleicht eher die Verfilmung unter dem englischen Titel "Cloud Atlas" bekannt sein. Gerade bei diesem Roman ist mir beim Durchforsten des Internets aufgefallen, wie das Buch vom Film leider echt überschattet wird. Das kann ein wenig lästig sein, vor allem wenn es zwischen Buchvorlage und Verfilmung doch einige Unterschiede gibt.


    Nunja, das Buch zeichnet sich hauptsächlich durch seine besondere Struktur der Handlung aus: Erzählt werden insgesamt 6 Geschichten, die von unterschiedlichen Hauptfiguren in ganz unterschiedlichen Zeiten handeln. Es beginnt mit dem Seetagebuch eines reisenden Notars im 18. Jahrhundert, danach folgen Briefe eines begnadeten jungen Musikers an seinen Liebhaber im frühen 20. Jahrhundert, weiter geht es mit einem (ziemlich klassischem!) Kriminalroman, der im späten 20. Jahrhundert spielt. In der Gegenwart findet die Geschichte von Timothy Cavendish statt, der irrtümlich in ein seltsames Altenheim gelangt und in der fernen Zukunft geht es um das revolutionäre Aufbegehren eines koreanischen Klons. Schließlich, in der noch viel ferneren Zukunft, erschafft der Autor eine postapokalyptische Dystopie nach dem Untergang der Zivilisation, in der es nur einzelne überlebende Völker gibt, deren Lebensweise an steinzeitliche Verhältnisse erinnert. Zwischen den einzelnen Geschichten und ihren Protagonisten gibt es immer wieder Verbindungen (teils deutlich, teils subtil), sodass die Erzählungen alle miteinander verflochten sind.


    Es ist schwierig, viel zu dem Buch zu sagen, ohne etwas vorwegzunehmen. Mir hat es gefallen und es hat mich ab einem bestimmten Punkt sehr gefesselt und nicht mehr losgelassen. Besonders positiv aufgefallen ist mir der je nach Kapitel variierende Schreibstil, durch den jede Geschichte eine ganz eigene Stimme und einen eigenen Charakter erhält. Auf jeden Fall ein beeindruckendes Stück Literatur!

    Das Buch "zwingt" einem wie ich finde keine konkrete Botschaft auf, die sich letzten Endes aus dem Wechselspiel der Erzählungen ergibt - man kann aber selbst versuchen, sich einen Reim darauf zu machen. Für mich persönlich ging es beispielsweise viel darum, wie Menschen zeitübergreifend mit identischen Problemen und identischen Fragestellungen konfrontiert sind, auch wenn sich die äußeren Verhältnisse drastisch verändern.

    Gesellschaftskritische Töne sind doch sehr stark enthalten, wiederkehrende Motive sind beispielsweise Unterdrückung, Sklaverei und das unersättliche Streben nach Macht und Besitz, die nach dem Motto "Geschichte wiederholt sich" immer wieder aufgegriffen werden. Das kann schnell zu einem leicht deprimierten Gefühl beim Lesen führen.

  • Marc Elsbergs Helix - Sie werden uns ersetzen ist in die gleichen Fußstapfen wie seine Vorgänger Blackout und Zero getreten. Als hätte ich es nicht geahnt. Womöglich liegt es auch an mir, aber auch hier hat das Buch für mich ca. bei der Hälfte eine komplette 180° Wendung gemacht. Sobald die aufgebauten und unheimlich interessanten Stränge zusammengeführt wurden, damit die Geschichte vorangetrieben wird, hat der Erzählstil meines Erachtens wieder deutlich abgenommen. Das Lesen hat von da an wieder einmal nur wenig Spaß gemacht und einige Figuren handelten viel zu willkürlich. Für mich kamen einige Emotionen hoch, nicht dabei waren aber leider Spannung, Begeisterung oder Interesse. Stattdessen gab es mal wieder gefühlt 10 Charaktere, die es eigentlich nicht gebraucht hätte und nur dazu geführt haben, dass ich irgendwann den Faden verloren habe. Ausschließlich beim Ehepaar Helen und Greg konnte ich behaupten, dass der Handlungsstrang noch relativ lange interessant blieb, bevor auch er im Finale auf das Niveau der anderen herabsank.


    Sein neuer Roman "Gier - Wie weit würdest du gehen?" klingt langweiliger denn je, was ich thematisch von den ersten drei eben nicht behaupten konnte. Im Gegenteil, genau diese haben mich ja zum Lesen bewegt. Vielleicht muss ich dem Ganzen echt irgendwann nochmal eine zweite Chance geben, aber an das neue Buch werde ich mich auf jeden Fall nicht wagen.

  • Lese gerade "Schwarz" aus der "Der dunkle Turm" Reihe von Stephen King. Bin noch relativ weit am Anfang, aber das Buch gefällt mir nach einer gewissen Einlesezeit sehr gut. Der Erzählstil ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich passt er perfekt zur Geschichte. Es geht um einen Revolvermann in einer scheinbar apokalyptischen Welt - keine Ahnung worum es genau geht, bin sehr gespannt, weil Informationen über die Welt bekommt man nur sehr langsam. Ist ja aber immerhin auch eine achtbändige Buchreihe.


    Weiterhin lese ich "Aphorismen zur Lebensweisheit" von Arthur Schopenhauer. Schopenhauers Philosophie hat mich ziemlich interessiert, er ist ja vor allem für einen extremen Pessimismus bekannt. In diesem Buch versucht er Anweisungen für ein glückliches Leben zu geben, trotz der Annahme, dass grundsätzlich alles Leben schlecht ist. Nicht alle seine Thesen sind für mich schlüssig und annehmbar, aber es gibt auch viele Punkte, über die es Wert ist nachzudenken, auf jeden Fall lesenswert.


    Dann lese ich noch Männer-WG mit Trinkzwang, ein Buch, in dem der Autor über seine Erfahrungen und sein Leben in seiner Sängerschaft berichtet. Für Insider wie mich einfach witzig, für Außenstehende die einen Einblick bekommen wollen sicherlich auch sehr empfehlenswert, da die Schilderung ausgesprochen realistisch ist.

  • Aufgrund des wiedererwachten Hypes um den zweiten Teil von ES habe ich mir gestern ein Exemplar des Buches geholt - meine alte Edition ging vor Jahren bei einem Umzug verloren, also musste diese Lücke wieder gestopft werden. Und ich freue mich wahnsinnig darauf, mich wieder durch dieses 1500 Seiten-Monstrum zu lesen, in dem einfach so unglaublich viel passiert. So ist es auch kein Wunder, dass ich bereits auf Seite 180 angekommen bin :D Ich freu mich jedenfalls, da warten noch viele große Momente auf mich, denn wenn man diesen Backstein von einem Buch einige Jahre nicht gelesen hat, vergisst man ja auch einigen Details - vor allem die Verbindungen zur Dunklen Turm-Saga neu zu entdecken reizt mich.

  • Jetzt hat mich @Vincent Delacroix angesteckt. Ich habe ES vor ca zwei Jahren gelesen und war über viele Dinge überrascht, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Habe Bock nochmal einzutauchen auch wenn ich es eigentlich nicht vor dem zweiten Teil lesen wollte. Egal jetzt. Ich lege dann mal los......

  • Mit ES bin ich durch, und es war in der Tat nach all den Jahren mal wieder schick zu lesen. Verweise auf die DDT-Saga die mir bisher entgangen sind habe ich nicht entdeckt und auch sonst konnte ich mich noch an alles recht gut erinnern, aufgefallen ist mir aber, dass in der neueren Fassung das Gedicht, welches Bill als Sprachübung gegen sein Stottern benutzt, abgeändert wurde. Heftig war die Erkenntnis, sie mich auf den letzten Seiten überfiel: Allem Horror und Übernatürlichem zum Trotz ist ES wenn man so möchte ein Heimatroman... diese Stimmung macht sich extrem breit, wenn Bill am Ende davon träumt, wie er Derry ein für alle mal verlässt.


    Weiter geht's dann nun mit 1984.

  • Bin mit ES noch dabei.

    Das Kapitel, wo die gesamte Lebensgeschichte von Stanley Uris erzählt wird, fand ich ermüdend. Das war aber schon immer so. Ansonsten hatte ich viele Momente wo ich dachte: Ach jaaa stimmt so war das !


    Manche Details hatte man so nicht mehr in Erinnerung und wenn ich das Buch das nächste Mal lese, werde ich es wohl wieder vergessen haben. Genau das macht das Buch so aus.


    Es gibt halt auch nicht viele Bücher, welche ich mehrmals lese. ES ist da sogar die Ausnahme.


    Nur Brandzeichen von Dean Koontz habe ich bisher zwei Mal gelesen.


    Das könnte ich mir auch mal wieder vornehmen !!!

  • Ja, Stan Uris ist einfach ein Charakter, der einem am Arsch vorbeigeht. Da er schon recht am Anfang gestorben ist brauchte King sich nicht die Mühe machen, in den Rückblenden näher auf ihn einzugehen. Er war charakterlich ziemlich grau. Man hat seinen Tod so gar nicht bedauert und gedacht "Schade, hätte gerne mehr von ihm als Erwachsener gelesen". Einzig bemerkenswert ist, dass er schon als Kind dazu neigte, zu rational und fantasielos zu sein, um mit all den seltsamen Dingen um ihn herum etwas anfangen zu können. Wäre sein Freitod nicht so vorweggenommen worden hätte man auch von allein drauf spekuliert, dass er es nicht "ins Finale schafft".