Dunkirk

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  • Bei dem Film, der am 27. Juli 2017 in die deutschen Kinos kommen wird (kam) handelt es sich um das neueste Werk eines meiner Lieblingsregisseure, nämlich Christopher Nolan. Im Vorfeld habe ich, wie bei vielen anderen Nolan Filmen, wenig Infos herausbekommen. Wie bei ua. Inception oder Interstellar weiß ich bis jetzt noch nicht so genau, wovon der Film handelt und kann mich nur am Wikipedia Klappentext orientieren, aber im Gegensatz zu genannten Filmen wird es wohl weniger um Science Fiction und Brainfuck gehen. Nolan greift wieder auf einige seiner Lieblingsschauspieler (Tom Hardy, Cilian Murphy) zurück, die aber diesmal nur "Nebenrollen" übernehmen werden, die Hauptrollen übernehmen hauptsächlich Newcomer und eher unbekannte Schauspieler wie Fionn Whitehead oder Harry Styles.


    Der Film spielt im zweiten Weltkrieg, genau genommen im Jahr 1940 und dreht sie um die Evakuierung englischer Soldaten aus der nordfranzösischen Stadt Dunkerque. Mehr kann ich ehrlich gesagt aus dem Klappentext nicht entnehmen und ich bin mal sehr gespannt, wie Nolan nach Actionblockbustern wie den Batman Filmen und Sci Fi Meisterwerken wie genannte Inception und Interstellar hier ebenso Großartiges liefern wird. Gerade als Drehbuchautor versteht er sich hervorragend darin, Thriller und Action gekonnt zu vereinen, bleibt also zu erwarten, ob er sich in diesem Genre genauso wohlfühlt und tolle Arbeit abliefern kann oder ob er sich mit Dunkirk nur einmal eine "Auszeit" gönnen möchte.

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  • Also dem Kino Trailer nach, den ich vor kurzem bei Spiderman Homecoming gesehen habe, erwarten uns wieder richtig gut gemachte Szenen ähnlich wie bei Inception und auch die Musik verspricht wieder sehr atmosphärisch zu sein. Bin sehr gehypt und versuche auch direkt am Wochenende ihn zu sehen, denn Nolan ist zwar nicht mein Lieblingsregisseur, aber ohne Zweifel ein guter und viele seiner Filme stehen auch hoch im Kurs bei mir.

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  • Seit Prestige (2006) kenne und feier ich Nolan. Leider ist Dunkirk der erste Film von dem ich nicht gehyped bin. Zwar bin ich ein großer Fan von vielen Kriegsfilmen zwischen den 90er und 2000er wie Saving Private Ryan, Band of Brothers, Letters from Iwo Jima oder auch Black Hawk Down aber irgendwie bleibe ich bei den Trailern einfach nur kalt.


    Christopher Nolan hat meiner Meinung nach eine große Schwäche, die sich immer mal wieder aufzeigt. Seine Action-Szenen. Sie sind recht oft unglaubwürdig und das PG-13 Rating um es ja doch noch kindtauglich zu machen schadet den Szenen ungemein. Es erinnert mich dann zu sehr an Michael Bay und Transformers, was ich echt nicht ausstehen kann. The Dark Knight Rises, Inception und Batman Begins sind da die Hochburgen für mich.


    Dunkirk ist der erste wirklich historische Film von Nolan und ein neues Feld für ihn. Krieg war grausaum, dreckig und brutal. Es ist meiner Meinung nach schlecht und schädlich die Darstellung von Krieg wegen einem bescheuerten PG-13 Rating abzumildern. Es schafft eine Illusion eines Krieges ohne Blut, Leid und permanenten Tod und viele Menschen vergessen was Krieg bedeutet. Vorallem für jüngeres Publikum ist das meiner Meinung nach gefährlich. Dazu kann diese Darstellung einen großen Verlust von Intensität bedeuten.


    Und genau diese Probleme sehe ich schon bei den Trailern. Die Bilder sind aber ansonsten sehr schön. Hoyte van Hoytema als DOP, der mir auch schon in Her und Interstellar aufgefallen ist, hat einfach ein schönes Auge. Leider mag ich das Color Grading nicht so sehr.Die ständige Nutzung der Jericho-Trompete der Stuka's machen das auch nicht besser weil die nur sehr selten in den Niederlanden genutzt wurde.


    Nolan's Filme gehören ins Kino. Im Wohnzimmer gibt man ihnen keine faire Chance. Deshalb bewege ich wohl die nächsten Wochen meinen Arsch und fahre ins Kino. Aber ich sehe es schon kommen, dass ich bei bestimmten Action-Szenen ein kulturelles Minderwertigkeitsgefühl (:D) verspühre.


    Hier nochmal die Trailer weil die einfach in den Thread gehören:


    Das spoilerfreie Annoucement für das generelle Feeling des Films:

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    Und hier der offizielle Haupttrailer:

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  • Wie @Noa bin ich ebenfalls sehr gehyped und kann es kaum erwarten, am Freitag endlich Dunkirk zu sehen. Weil erstens: Nolan und zweitens: Zweiter Weltkrieg! Auch wenn ich persönlich sagen muss, dass mich die Trailer nicht wirklich gepackt haben, freue ich mich riesig, denn das selbe Problem hatte ich damals auch mit Interstellar, den ich einfach großartig fand.


    Im aktuellen Focus gibt es ein Interview mit Nolan, in dem auch etwas der technische Aspekt der Dreharbeiten aufgegriffen wurde. Mir war zum Beispiel gar nicht klar, dass Nolan auch ein Verfechter der klassischen Filmaufnahmen ist. Bislang war mir nur bekannt, dass Nolan kein Fan von 3D ist, worüber ich auch ehrlich gesagt total froh bin. In einer spoilerfreien Review auf YouTube wurde nebenbei bemängelt, dass die Darstellungen von Dünkirchen zum Teil etwas zu modern daher kommen sollen. Aber natürlich schreckt mich auch das nicht ab und ich lass' es sehr gerne einfach auf mich zukommen. :)


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  • Wer bei Dunkirk in die Vorstellung geht und einen klassischen Kriegsfilm mit übertriebenem Patriotismus und Action-Szenen im Fokus erwartet, der wurde klar enttäuscht. Selbst wusste ich, worauf ich mich einlasse; oder ich konnte es zumindest erahnen; aber im Kinosaal waren hinterher ein paar enttäuschte Zuschauer, die wohl mit anderen Erwartungen an den Film herangegangen waren. Wir haben hier aber keinen Film von einer Schlacht, sondern zu einem großen Teil den einer Flucht und einer Rettung.


    Für mich persönlich war der Gang ins Kino lohnenswert, weil der Film es schafft mit sehr wenig Dialog und einem fantastischen Sound- und Visual-Design konstante Spannung aufzubauen. Hierbei ist das Prickeln im Nacken aber nicht nur dem Score als Solches zu verdanken, sondern ganz bestimmt auch der generellen Geräusche-Kulisse. Manchmal ist es nur das konstante Ticken; mit der Genauigkeit eines Metronoms; welches für ein mulmiges Gefühl im Magen sorgt.
    Auch die Leistung der Schauspieler war wirklich gut, wobei mir Tom Hardy noch am besten gefallen hat – und das obwohl der gute Mann mal wieder eine Maske trägt und sein Spielraum durch das Skript auch deutlich eingeschränkter ist als bei manch anderem Darsteller. Aber gerade dies hat es für mich ausgezeichnet. Dafür, dass er praktisch fast nur in einem sehr begrenzten Schauplatz eingesetzt wurde und man zu einer guten Portion des Films lediglich seine Augen als Eckpunkt für Emotionen genutzt hat, hat er in mir einfach etwas ausgelöst.


    Beim Film wird man praktisch in drei unterschiedliche Szenerien geworfen, wovon natürlich alle zusammenhängen, so aber zeitlich versetzt gezeigt werden. Glücklicherweise ist die Erzählstruktur wirklich gut und die Fäden lassen sich ziemlich einfach zusammenführen ohne dass es großartig verbale Erklärungen braucht – „The Sea“ fand ich aber wohl den schwächsten Strang. „The Mole“ und „The Air“ haben bei mir weitaus besser gewirkt.


    Was mir sehr gut gefallen hat; neben dem Mangel an pompöser Action-Szenen, welche hier einfach nur fehl am Platz wären; war der Fakt, dass Nolan hier offensichtlich nicht versucht hat irgendwelche emotionalen Knackpunkte beim Zuschauer zu treffen – abgesehen vielleicht von ganz am Ende. Aber man hat zum Großteil nicht nur nicht auf diese „War Dream“-Veranschaulichung von vielen amerikanischen Filmen gesetzt, sondern auch kaum Kitsch mit eingebracht – das war in meinen Augen passend.
    Im Krieg sterben nun einmal viele Leute. Und ganz viele von diesen Leuten sind eben nicht ehrenvoll gestorben, sodass ein jeder Soldat salutierend daneben steht. Manche Krieger sterben so, dass es nicht einmal wirklich wahrgenommen wird.


    Ich denke, deswegen hat mir „The Sea“ auch am wenigsten gefallen. Hier hat man am meisten versucht eine traurige Hintergrundgeschichte (mit doch schon sehr „filmischer“ Auflösung am Ende) einzuflechten, welche mir einfach nicht recht gefallen wollte. Da haben mir die subtileren Szenen weitaus besser gefallen, zum Beispiel Kenneth Branagh, welcher einfach hilflos gen Horizont starrt.


    Alles in Allem: Ein Film der sehr enttäuschen kann, WENN man tolle Action-Szenen und Filme a la Black Hawk Down oder Pearl Habor erwartet. Für mich persönlich bei weitem nicht das beste Werk von Nolan und vielleicht auch kein Film, der die Massen so bewegen wird wie Inception oder Interstellar – aber für mich einer der besten Kriegsfilme, weil praktisch alles ausradiert wird, was ich an denen in 99% der Fälle nicht ausstehen kann. Mit einem anderen Ende, hätte mir das Ganze wohl noch einen Ticken besser gefallen.

  • Ich sah gestern ebenfalls Dunkirk und kann @Yuffies Eindrücke zu 100 % auch für mich selbst bestätigen. Perfekt geschrieben, dem kann ich wirklich nichts mehr hinzufügen.


    Ich ging mit fünf weiteren Personen ins Kino, zwei waren enttäuscht, die restlichen vier, mich eingeschlossen, waren begeistert. Ich muss aber dazu sagen, dass ich durch zwei vorherige Reviews darauf gefasst war, dass mich keine romantisierten Einzelschicksale erwarten, weswegen ich mich ohnehin sehr gut darauf einlassen konnte. :)


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  • Ich habe den Film doch eine Zeit lang sehnlich erwartet, bin ich doch ein großer Nolan Fan, und habe ihn mir gestern mit zwei Freunden im Kino angeschaut. Der Film selbst ist genau so, wie die Zeit davor. Kein großer Hype, keine dicken Trailer, nüchtern, am Boden. Ich wusste nicht recht, was ich mir erwarten sollte und habe im Vorfeld nur einen Auszug des Inhalts auf Wikipedia gelesen, um mich ein wenig zu informieren. Nach Inception und Interstellar, zwei mehr oder weniger Science Fiction Thrillern, wusste ich rein Garnichts über den Film, aber was ich wusste, ist, dass es diesmal kein Thriller werden wird. Wer nämlich die gewohnten nolanesken, verworrenen Handlungsstränge, Dialoge und die Überraschungen erwartet, wird diesmal nicht auf seine Kosten kommen.


    Dunkirk ist vielmehr Kriegsdokumentation, als Actionfilm. Er zeigt vielmehr Einblicke, Schicksale, als dass er eine Geschichte erzählt. Denn genau genommen ist die Geschichte Nebensache. Selbst für einen Antikriegsfilm gibt es zu wenig Erzählstruktur. Der Film verbindet bildgewaltig aber doch detailgetreu und ohne Pathos die einzelnen Schicksale von Männern im 2. Weltkrieg, die irgendwo miteinander verknüpft sind, auch werden die Eindrücke aus unterschiedlichen Blickwinkeln gezeigt. Im Film wird wenig gesprochen und noch weniger gibt es klare Rollen. Es gibt eigentlich keinen Antagonisten, der Antagonist, wenn man so will, ist der Krieg und seine Schrecken an sich. Der Film ist wirklich schwer verdaulich und kein Film, den ich mir jetzt auf DVD daheim noch einmal anschauen würde. Ich glaube auch, dass die Atmosphäre durch die Soundeffekte auch nur im Kino so richtig zur Geltung kommen. Dunkirk ist kein Film für daheim und kein Film, den man sich ein zweites Mal anschauen kann, zumindest nicht innerhalb kurzer Zeit. Es ist auch kein Popcornkino, oder Actionthriller. Ich denke, dass der Film bei Kritikern gut ankommen wird, aber viele Nolan-Fans und Kinogeher werden wohl auf Grund einer falschen Erwartungshaltung nicht so unterhalten werden, wie durch andere Nolan Filme.

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  • Ich habe mir den Film jetzt auch schon angesehen. Leider bin ich relativ ernüchtert aus dem Film rausgegangen. Ich weiß noch nicht wirklich was ich von Dunkirk halten soll, auch wenn ich es diesmal nicht so wirklich auf meine Erwartungen schieben kann. Denn wenn ich ehrlich bin, wurden diese eher erfüllt nach dem ich die Trailer gesehen habe.


    Zu aller erst muss ich sagen was für tolle Bilder entstanden sind. Vor allem die Flugzeug-Szenen mit Wasser bis zum Horizont waren unglaublich schön. Hoytema, der Director of Photography, weiß wie das geht! Genauso muss ich das Sound-Department loben. Das Feeling in den Flugzeugen war echt sehr überzeugend und es hat mir sehr gefallen. Es gab deutlich weniger Probleme wie mit Interstellar, zum Beispiel was die generelle Verständlichkeit von Dialogen angeht. Auch die schauspielerische Leistungen konnten überzeugen. Vor allem Jack Lowden und Kenneth Branaghist sind mir (zum ersten Mal) aufgefallen. Die Kostüme waren auch sehr überzeugend. Ich fand es auch klasse, dass es keine klassischen pompösen Action-Szenen gab. Man braucht keine Atombomben damit ein Action-Film interessant wird. Ignorieren kann man auch nicht, dass Nolan verdammt weit mit praktischen Effekten kommt. Ich muss hier wieder Flugzeugszenen nennen. Das sind echte Flugzeuge! Die Effekte waren einfach beeindruckend und trotzdem habe ich das Kino unbewegt verlassen. Das Problem waren nicht die Effekt die im Film sind sondern eher...


    ...die Effekte die es schlicht weg nicht gab. Bin ich der einzige der im Hintergrund ständig irgendwelche Container-Kräne von modernen Hafen die heutzutage üblich sind gesehen? Oder generell irgendwelche Gebäude die einfach nicht in die Kulisse gehören? Schon die erste Stadt-Szene war ein totaler Dealbreaker für mich. Fensterbänke aus Aluminium, moderne Lampen, aufgeräumte Straßen, Gemäuer die noch völlig im Takt sind. Ich dachte wir sind hier im zweiten Weltkrieg? So gut wie alle Kulissen sahen einfach viel zu aufgeräumt, leer und modern aus. Es war einfach nicht so organisch wie es sein sollte. Die Cointaner-Kräne stehen übrigens nicht einfach so ein wenig im Hintergrund herum sondern waren nicht selten ein großer Bestandteil des Bildes. Hier hätte man ohne Probleme CGI-Effekte nutzen können um diese loszuwerden. Das ist für so eine große Produktion kein großer Akt und sieht so gut aus, dass es eine Arbeit ist die später nicht mehr auffällt. Schaut euch einfach die erste Szene des VFX Breakdowns von The Wolf of Wall Street an um zu wissen was ich meine. Ich kann ja verstehen wieso Nolan grundsätzlich praktische Effekte vorzieht und, dass es auch noch heute zu schöneren Bildern führen kann. Aber hier ziehe ich die Grenze. Der Film hat wahrscheinlich stark darunter gelitten. Das Ding hat um die 100.000.000$ gekostet und trotzdem muss man über so etwas reden!


    Die aufgeräumten Kulissen sind wiederum ein anderes Problem, denn es ist mir ein Rätsel welchen Grund das genau hat. Dünkirchen war eigentlich völlig zerstört. Die Summe der Einheiten aller Konfliktparteien belief sich auf um die 2 Millionen. Am Strand wurden 300.000 britische und französische Soldaten evakuiert. Das ist im Film überhaupt nicht rübergekommen! Die Strände waren zum größten Teil leer, die Stadt aufgeräumt und heil und Equipment gab es wohl auch kaum.


    Der nächste Kritikpunkt war für mich zu erwarten. Nolan, oder das Filmstudio verharren auf ein PG-13 Rating. So gut wie kein Blut und schlafende Leute am Strand sind die Folge. Oft können Filme trotzdem das Rating einhalten ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Das kann man mit intelligenten Schnitten, Perspektiven oder irgendwelchen Vermeidungen erzielen. Bei Dunkirk war das aber nicht der Fall. Gleich am Anfang schlugen Granaten im Strand ein und trafen massenhaft Menschen. Von Explosionen werden Menschen in Stücke gerissen, verletzt oder komplett in alle Einzelteile zerlegt. Nicht zu vergessen ist das Shrapnel, dass pure Zerstörung hinterlässt und Lebewesen durchlöchert. Das sind Waffen die genau dafür geschaffen sind! Nach dem einer unser Protagonisten in der besagten Szene die Hände von den Ohren nimmt ist es nur Still, ein paar "schlafende" Soldaten liegen im Sand und jeder ist wieder Back-To-Business. Wo ist das Schreien, Winseln und rufen? Ich bin kein Sadist aber wenn man Krieg darstellen will muss man das auch richtig machen. Ich finde es gefährlich so etwas abzustumpfen. Bluteffekte und ein wenig mehr Leid hätte den Film nicht nur glaubwürdiger gemacht sondern hätten auch zur Atmosphäre beigetragen.


    Der Soundtrack von Hans Zimmer war nichts besonderes aber hat gut gepasst. Es war mit dem ständigen Ticken der Uhr und die ständig aufbauenden Suspense-Elemente sehr repetitiv. Interstellar hat mir da deutlich besser gefallen.


    Und nun zur Story... die leider nicht wirklich existent war. Ich will mich da eigentlich nicht zu sehr aufhängen weil der Film auch nicht storylastig sein wollte. Aber es hat mich einfach nicht überzeugt. Ich konnte keine Beziehung mit den verschiedenen Protagonisten aufbauen. Mir war es völlig wurscht was jetzt mit wem passiert. Der Pilot wird also gefangen genommen? Okay. Bei anderen Filmen würde ich mich fragen wie es wohl weiter geht mit ihm aber ich tat es hier einfach nicht. Außerdem wurde es einfach etwas langweilig nach dem das fünfte Mal mit offenen Mund gen Himmel geblickt wurde oder das dritte Schiff untergegangen ist. Der Film arbeitete dann noch mit einer nicht-lineare Erzählweise die für mich keinen Mehrwert darstellte und für mich keinen guten Grund hatte. Manchmal war es sogar schwer zu erkennen von welcher der drei Perspektiven man ein Geschehnis eigentlich betrachtet. Außerdem wurden bereits aufgelöste Handlungen noch immer mit Spannung unterlegt. Es hat außerdem dazu geführt, dass man letztendlich weniger Inhalt zu bestaunen hatte obwohl es noch genügend Futter gegeben hätte. Zum Beispiel hätte ich gerne ein wenig mehr Szenen in der Stadt gehabt nach der der Film schließlich benannt ist. Die Deutschen übrigens völlig gesichtslos zu machen fand ich übrigens sehr interessant. Umso mehr wünscht man sich aber einen Film aus deren Perspektive wie die beiden Filme Flags of our Fathers und Letters From Iwo Jima.


    Ich weiß anscheinend ziemlich genau wieso mich der Film nicht sehr begeisterte. Ein guter Film ja, aber wirklich kein Meisterwerk und vor allem für Nolan unterdurchschnittlich. Nolans Filme sind fürs Kino geschaffen und wirken da auch deutlich besser. Aber ich würde behaupten, dass Dunkirk ohne Kino nur schwer empfehlenswert wird. Trotzden muss ich mir den Film nochmal anschauen aber ich glaube irgendwie nicht, dass sich meine Meinung nochmal ändern wird. Selbst als Dokumentation, wie @Megaolf beschrieben hat, will mir der Film nicht funktionieren. Sehr Schade.


    Die Meinungen scheinen wie @Yuffie schon beschrieben hat einfach auseinander zu gehen. Meine Begleitung war begeistert. :z05:

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  • Ich habe vor etwa einer Stunde das Kino verlassen und muss wahrscheinlich auch erst eine Nacht drüber schlafen. Bin zwar sehr gehypt die Tage zuvor gewesen und gestern Abend recht locker rein gegangen, habe meine Erwartungen bewusst runter geschraubt. Den Kinosaal habe ich beeindruckt verlassen.
    Nolan will kein Film über Krieg erzählt. Es soll nicht die Sinnlosigkeit oder Brutalität dargestellt werden. Kein Gut oder Böse. Spezifische Rollen für eine Dramaturgie gibt es ebenso wenig. Dunkirk ist eine Montage. Keine Dokumentation. Kein Pathos. Jedes einzelne Konstrukt wird als Schraube dazu verwendet, die visuelle Ebene zu unterstützen. Man filmt nicht den Krieg und wie gewonnen oder verloren wird. Auch wird hier nicht von Schicksalen erzählt. Der Film hält die Zeit fest und nimmt den Zuschauer durch bildschöne Szenen mit in den Krieg, das bekannte Shepard Skala ticken und die aufgebaute Atmosphäre, all das funktioniert grandios. Nolan zeigt die Entscheidungen. Mimik und menschliche Emotionen. Die minimalistische Dialoge sind auf das wichtigste reduziert und werden im richtigen Takt verwendet, um so wenig wie möglich die Atmosphäre zu stören.
    Tom Hardy und Cillian Murphy waren in ihren Rollen grandios, obwohl beide wenig Texte und Spielraum hatten, vermutlich sogar deswegen. Ich bin kein Fan von Kriegsfime, aber dieser war sehr gut, nicht perfekt, denn einige Fehler hat er doch, aber für ein Film eines Genre was ich nicht leiden kann, hat er mich beeindruckt.


    Moody hat schon gut erklärt welche Probleme das Filmbild und die wenigen Effekte hatte. Ich persönliche sehe es nicht ganz so dramatisch, wenngleich mich die sauberen Straßen und die Architektur auch sehr gestört hat, vor allem dass die Gebäude zu heil waren. Zwischendurch hatte ich kurz den Gedanken, dass man simpel die Szenen aus Inception nach gebaut / wiederverwendet hat. In einer Szene hatte man auch ein niederländischen Industriehafen gesehen. Naja. Denke das Nolan und Hoytema hier eine bewusste Entscheidung getroffen haben, als Verfechter des analogen Aufnahmemedium.
    Auch die historische Inkorrektheit fällt auf, gab zu viele Fehler. Das Ende wirkt in mein Augen zu faul insziniert. Als wolle man sich darum herum schleichen eine filmische Erklärung abzuliefern, was aber auch kein Sinn machen würde und man gezwungen sei, die Hoffnung nicht sterben zu lassen und ein gutes Ende einzubauen. Es ist fehl am Platz und passt gar nicht zur Atmosphäre, die sonst perfekt auf die Sekunde genau im Zeittakt einer Atomuhr passt. Für die Szenen im Flugzeug und der Blick auf die See und den Horizont hat es sich besonders gelohnt. Diese Bilder vergisst man so schnell nicht.


    Von der Regie war es einer der besten Nolan Filme, weil er so optisch einprägend ist. Nolan hat es als Visionär weit gebracht. Dunkirk ist eine visuelle Atmosphäre, in welche eine Rettungsaktion zwei Stunden begleitet wird. Die Kulisse des Krieges war ein einmaliges Kinoerlebnis. Leicht unterschwellig wird auch politische Bezüge zur Moderne bezogen (Flüchtlingskrise und die Einsparungen im Mittelmeer).
    Meiner Meinung nach der zweitbeste Film von Nolan bisher und eine schwache 9 von 10.

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  • Gerade erstmalig auf amazon prime gesehen.


    Puh!!! Absofort einer meiner Lieblingsfilme, würde ich sagen. Alles spielt sich mehr oder weniger an nur einem Ort ab, die Farben sind kalt, genauso wie die Gischt. Sehr cool finde ich der etwas zeitversetzte Blick aus unterschiedlichen Perspektiven. Der rohe Überlebenskampf. Die deutsche Bedrohung bleibt komplett konfus; hier wird kein Deutscher zu Wort gelassen, man sieht sie fast nicht in Person und wenn, dann nur verschwommen.

    Durch Bild, Ton und Kamera fühlt man sich irgendwie stets mittendrin. Auf Soundtracks wird auch weitesgehend verzichtet, denn man soll ja hören, wie Soldaten schreien und um ihr Leben kämpfen, wie sie Wasser schlucken, wie quietschend ein Schiff nach dem anderen in den Wellen versinkt.


    Es geht kaum besser zu zeigen, wie scheiße Krieg ist.


    Der Cast ist interessant. Extrem viele nahmhafte Darsteller, auch wenn sie in ihren Rollen nicht immer zeigen können, was sie eigentlich könnten. Ein Tom Hardy sitzt eigentlich nur in seinem Cockpit, ein Cillian Murphy kann mehr zeigen, wird aber durch unruhige Schnitte oft "zerschnitten", finde ich.


    Interessant für mich, einfach weil er Teil des Casts ist: Tom Glynn-Carney, welcher hier mit seinem Film-Vater auf einem Privatboot reihenweise Soldaten rettet. Den kenne ich als Aegon Targaryen aus House of the Dragon (Episoden 8-10) und zuvor war er mir unbekannt.