Das Boogiepop Franchise basiert auf einer Light Novel Reihe, die dem Mystery-Genre zugeordnet wird und zu meinen absoluten Favoriten gehört. Neben der Anime-Umsetzung namens "Boogiepop Phantom" gibt es noch einen Realfilm, eine Manga-Umsetzung des ersten LN Bandes sowie einen eigenständigen Manga namens "Boogiepop Dual". Bis auf den Realfilm bin ich mit allem vertraut, die beiden Manga sind allerdings weniger empfehlenswert. Boogiepop Dual schafft es in zwei Bänden nicht sein Umfeld genau zu schildern. Die Story wird allerdings gegen Ende hin doch noch überraschend komplex und hinterlässt somit einen besseren Eindruck als der Anfang. Insgesamt darf man allerdings keinen wirklichen Tiefgang erwarten. Dem anderen Manga gelingt es schlichtweg nicht das Niveau des ersten LN Bandes zu erreichen, sowohl erzählerisch, als auch inhaltlich.
Was Boogiepop für mich so besonders macht ist seine Einzigartigkeit. Je weniger man von Anfang an weiß, desto besser. Die Serie dreht sich um eine Stadt, in der übernatürliche Kräfte in der Bevölkerung auftreten. Die Geschehnisse werden dabei aus verschiedenen Perspektiven geschildert und je weiter man fortschreitet, desto klarer wird das Gesamtbild. Zu den Light Novel Bänden, die ich gelesen habe, werde ich demnächst noch etwas schreiben. Zuerst möchte ich jedoch meine Vorstellung des Anime mit Euch teilen, die ich auf aniSearch im Rahmen des Anime der Woche erstellt habe. Sie ist sogar mit Bildern ausgestattet, die mir von einem dortigen User freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden ^^
Der von Studio MADHOUSE produzierte Anime basiert auf der Light Novel Boogiepop, welche seit 1998 läuft und derzeit 18 Ausgaben umfasst. In Deutschland wurde die Reihe allerdings nach vier Bänden abgebrochen und auch im Englischen sieht es nicht besser aus, was auf den zu geringen Bekanntheitsgrad und die offenbar schweren Übersetzungen zurückzuführen ist, zumal das Werk viel Aufmerksamkeit und Mitdenken erfordert.
Boogiepop Phantom spielt in einer Stadt, in der eines Nachts eine gigantische Säule aus Licht empor steigt und ein elektromagnetisches Feld über diese legt. Sämtliche elektronische Geräte fallen kurzfristig aus und starten sich wieder neu, aber auch einige Menschen kommen nicht ungeschoren davon, denn in manchen von ihnen scheinen sich mental übernatürliche Kräfte bemerkbar zu machen. Zusätzlich kursieren Gerüchte in der Gegend, dass zwei Schüler vom Todesengel geholt wurden und für immer verschwunden seien. Was genau in dieser Nacht, aber auch davor sowie kurz danach passiert ist und hinter all den Ereignissen wirklich steckt, gilt es im Laufe der Serie herauszufinden.
Die anfängliche Unwissenheit der Zuschauer ist der Aspekt, der Boogiepop Phantom so interessant macht. In jeder Folge wird ein anderer Charakter fokussiert und dessen Geschichte erzählt. Dabei wird auch immer wieder Bezug zu anderen Episoden hergestellt, da alle quasi im gleichen Zeitraum spielen und man lediglich aus einer anderen Perspektive Einblick sowie Informationen erhält. Grundsätzlich gilt, dass die Wichtigkeit der Charaktere mit steigender Episodenanzahl zunimmt. Man darf sich das Gesamtbild wie ein riesiges Puzzle vorstellen, bei welchem man typischerweise am Rand beginnt.
Folge 1 dreht sich um die schüchterne Moto Tonomura (links), die mit dem verschwundenen Schüler Masami Saotome (rechts) zu tun hatte. Dadurch werden die Zuschauer zuallererst mit den Gerüchten konfrontiert und welche Gefahren in den dunklen Ecken der Stadt verborgen liegen. Im Laufe der Episode wird eine Szene kommen, die ein wenig fehl am Platz wirkt und auch am Ende offenbar nichts mit den restlichen zwanzig Minuten zu tun haben scheint. Aber Folge 2 macht sofort klar, was es mit ihr auf sich hatte, da die entsprechende Person (Mitte) nun die neue Hauptfigur ist und man zum zweiten Mal die Szene zu Gesicht bekommt. In den ersten Episoden lässt sich immer wieder eine kleine Verbindung zur vorherigen bilden, als würde man den Rahmen des Puzzles legen. Mit der Zeit arbeitet man sich natürlich zur Mitte hin, was wie erwähnt die Wichtigkeit und das Gesamtbild entscheidend verändert bzw. voranbringt. Dabei ist es auch nur teilweise wichtig, dass Person A irgendwann auf Person B gestoßen ist, vielmehr verdeutlicht es einfach denselben Zeitraum und hält die Geschehnisse aus vergangenen Folgen im Gedächtnis.
Im Gegensatz zur kurz genannten ersten Folge sind die späteren nicht immer derart simpel gestrickt. Nicht nur gilt es das große Puzzle zu lösen, sondern einzelne Episoden sind auch in sich selbst gerne chronologisch etwas durchgewürfelt worden. Nicht selten kommt es vor, dass man am Ende ein *Klick* im Kopf spürt und auf vieles aus einer anderen Perspektive zurückblickt. Ausgelöst wird dies durch den Erhalt von Informationen, besonders die fünfte und achte Folge gehen damit alles andere als sparsam um. Tut Euch keinen Zwang an, aber wenn Ihr mal eine Folge nicht nur zur Hälfte sondern gar nicht verstanden habt, dann schaut sie am besten erneut. Der Anime ist kurz, manches erkennt man auch erst auf den zweiten Blick, aber es lohnt sich einfach viel mehr anstatt bis zum Ende dann planlos dazusitzen. Ich selbst hatte das beim ersten Durchlauf auch zweimal gemacht und empfand dies rückblickend als richtige Entscheidung, wobei sich der gesamte Rewatch nochmal als deutlich produktiver und folglich spaßiger erwies.
Die Schülerin Nagi Kirima (Mitte) gehört dabei zu den wenigen Personen, welche in mehreren Episoden zu sehen sind. Im Gegensatz zu den anderen sieht sie bereits wie eine junge Erwachsene aus und handelt in diesen Zeiten des Chaos komplett auf eigene Faust als Ermittlerin. An Informationen gelangt sie durch die vielen anderen Leute und zum Teil Hauptfiguren, welche nicht nur ihr eigenes, sondern zugleich auch das Wissen der Zuschauer erhöhen. Warum lässt Todesgott Boogiepop (links) Menschen verschwinden, was für einen Unterschied gibt es zum optisch nahezu identischen Doppelgänger Boogiepop Phantom (rechts) und welch enormen Einfluss anfangs unerwartete Figuren auf das Puzzle haben sind die Fragen und Rätsel, die den Anime spannend, interessant und mitreißend gestalten, sobald man in die Tiefen der dunklen Stadt abtaucht.
Die Animationen sind aus heutiger Sicht ziemlich veraltet und waren bereits damals nicht das Maß aller Dinge. Doch die Serie bedient sich lediglich selten recht hektisch gestalteten Szenen und ist im Gegensatz zu einem actionlastigen Werk auch nicht darauf angewiesen. Hinzu kommen die wenigen Farben und ähnlich aussehenden Charakterdesigns, die nicht auf jeden einen ansprechenden Ersteindruck hinterlassen. Dabei ist es die für das Mystery-, Horror- und Psychodrama-Genre typisch dichte Atmosphäre, die Boogiepop Phantom auszeichnet. Der wirklich sehr gelungene Soundtrack deckt ein breites Spektrum ab und kommt vereinzelt auch mal mit wirren oder kuriosen Elementen daher. Doch generell besitzt die Serie eine unglaublich stimmungsvolle Soundkulisse, die ebenso viel mit Klängen statt Tracks arbeitet und dadurch zu den besten gehört, die mir bisher begegnet sind.
Als ich mit dem Anime begann wusste ich noch nicht, wie sehr mich diese Stadt und ihre Ereignisse in den Bann ziehen werden. Durch seine fast schon einzigartige Erzählweise in Kombination mit meinen liebsten Genres entstand mit Boogiepop Phantom ein Werk, das genau meinen Geschmack getroffen hat. Nicht nur für den Review, sondern auch mich selbst habe ich mir beim Rewatch sage und schreibe 17 DinA4-Seiten mit Notizen gemacht, der mir erstklassigen Rätselspaß beschert hat. Eine derartige Aktion ist natürlich nicht nötig um in den Genuss des Anime zu kommen, aber hilfreich bei den kleinsten Details, da die meisten Sätze wirklich Gold sind und in diversen Episoden deswegen mehr Story vorhanden ist als in manch anderem Anime insgesamt. Nichtsdestotrotz konnte ich besonders in der zweiten Hälfte problemlos mehrere Folgen am Stück schauen und aufgrund des großen Interesses meinerseits hatte ich im Anschluss noch den Boogiepop Dual Manga sowie die ersten Light Novel Bände gekauft, wovon besonders Letzteres sehr überzeugen konnte.
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Danke für das Lesen meines Reviews! Boogiepop Phantom ist zwar nicht unbedingt für die breite Masse, aber in meinen Augen ein sehr sehenswerter Titel, wenn man sich für etwas in diese Richtung interessiert. Ich hoffe ich konnte Euch einen guten Einblick bescheren.
Wie gefällt Euch das Boogiepop Franchise und was habt Ihr schon alles gesehen oder gelesen?