Nachdem M den Hügel hinaufgelaufen war, dauerte es nicht lange, bis sie verschwand. Kotari blickte ihr eine Weile hinterher, doch schon bald konnte er ihren Schemen nicht mehr ausmachen. Was für eine seltsame Begegnung, dachte er. Aber wenn sie wirklich Hilfe braucht... Er schaute zu seinen Gefährten. "Wie denkt ihr darüber?", fragte er. "Sollen wir ihr helfen?"
"Hmm..." Kamui dachte angestrengt nach. Sie hat gesagt, dass es vielleicht gefährlichere Sachen als Bokoblins gibt. Da ich schon mal einen Leunen getötet habe, werde ich mit den Gefahren bestimmt auch zurechtkommen... "Falls ihr geht, will ich euch helfen. Erstens weiß ich viel über Monster und zweitens würde ich gerne meine Forschungen voranbringen."Muri war der Gedanke gegen den Kerl aus der Höhle zu kämpfen zuwider. Aber er fühlte sich gezwungen mitzukommen. "Ich habe schon gesagt, dass ich euch begleiten werde. Drei Gefährten sind besser als zwei." Er lächelte zuversichtlich, während er eigentlich überlegte wie die Unternehmung zu stören sei ohne aufzufallen. Würde er sich als Verräter offenbaren, müsste er die anderen töten, ansonsten bliebe nur noch der Rückzug. "Meint ihr, dass wir Proviant brauchen? Ich würde jedenfalls welches mitbringen."
"Hm... Unsere Bekannte M will allerdings schon was mitbringen...", erwiderte Kamui. "Allerdings: Wer weiß, wen sie sonst noch aufgabelt oder ob sie das Essen vergisst. Es wäre nicht schlecht, wenn jeder eine Notfallration mitnimmt."
Kotari schaute zu Kamui und nickte. "Ja, es wäre schlau, wenn jeder etwas mitnähme." Er musste an die Pilze für seinen Vater denken und verzog innerlich das Gesicht. "Ich habe noch ein paar Sachen dabei, aber sicher können wir auch in Hateno noch Vorräte kaufen. Falls wir kämpfen müssen, auf alle Fälle auch Verbandszeug, nur für den Fall der Fälle." Er pausierte kurz. "Ich glaube nicht, dass ich heute gut schlafen werde können."
Warte, bis du siehst, wie dein Bruder vor deinen Augen getötet wird. Dann weißt du, was schlechter Schlaf ist!
"Verbandszeug habe ich auch noch. Da könnte ich noch was mitbringen..." Kamui hoffte zumindest, dass er drandachte, es mitzunehmen. Da er mittlerweile gut genug darin war, die Kämpfe zu überstehen, ohne sich wirklich bedrohlich zu verletzen, vergaß er öfters, es einzupacken.
"Wenn jeder für sich selbst sorgt herrscht Ordnung - hat mir mal mein Lehrer gesagt." warf Muri ein. "Dort drinnen werden wir uns aber gegenseitig helfen. Das ist auf jeden Fall beruhigend. Und ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten, auch wenn ich nicht der stärkste der Welt bin." Muri stemmte seine beiden Hände in die Seiten.
"Lehrer wissen auch nicht alles- sagt zumindest meine Mutter. Sie ist auch Lehrerin", erwiderte Kamui. "Aber keine Sorge - ich kann kämpfen und weiß auch, dass du es kannst!"
Der grüne Orni schaute zwischen den beiden hin und her. Stimmt, die beiden waren zusammen unterwegs und sind sicher schon daran gewöhnt, gemeinsam zu reisen, fiel ihm ein. Er hoffte, gut dazu zu passen. "Ich wollte schauen, ob das Fest noch läuft, auch wenn es schon spät ist", sagte er, während er aufstand. Außerdem muss ich noch Gerz finden und ihn fragen, ob ich wieder übernachten darf. Er fragte sich, ob der Bauer noch auf dem Festplatz oder bereits zu Hause war. Kotari streckte die Flügel. Er fühlte sich plötzlich doch etwas erschöpft.
"Na na, nur weil du Angst hast, dass du schlecht schlafen könntest, heißt das nicht, dass du die ganze Nacht durchfeiern musst", entgegnete Kamui dem anderen Orni. "Schlechter Schlaf ist besser als kein Schlaf."
Kotari war nicht sicher, ob das so stimmte, sagte aber nichts dazu. "Keine Sorge, ich möchte nur schauen, ob das Feuer noch brennt, und vielleicht eine Kleinigkeit essen."
Muri versuchte einen Witz zu machen: "Ich nehme zur Sicherheit lieber noch eine Decke mit." Er grinste. "Würdest du eigentlich darauf Wert legen, mich auf dem Festgelände etwas besser kennenzulernen? Oder trennen wir uns bis morgen?", fragte er Kotari.
Kurz zögerte Kotari. "Wir können gerne zusammen zum Festplatz gehen", willigte er ein. Eigentlich wollte er wirklich nur kurz zum Festplatz. Andererseits hatten sie wohl alle das gleiche Ziel, da konnten sie auch gemeinsam in die Richtung gehen. "Was ist mit Kamui?" Er schaute den Forscher-Orni an.
"Und falls du die Decke vergisst - notfalls können wir auch kuscheln", warf Kamui ein. Sein Herz schlug schneller, dann bemerkte er, dass Kotari ihn angesprochen hatte. "Meine Hütte liegt auch in der Richtung. Ich kann euch ruhig begleiten, wenn es euch genehm ist." Kotari blickte von Kamui zu Muri und zurück. Er überlegte, ob er was sagen sollte oder besser nicht. Doch da Muri keine Anstalten machten, zu antworten, räusperte er sich und sagte: "Alles klar." Er hatte gar nicht gewusst, dass Kamui in der Nähe wohnte. Er kannte nicht viele Orni, die außerhalb des Orni-Dorfes wohnten. "Dann lass mal losgehen." Er setzte sich in Bewegung.
Das Kuscheln ließ Muri erst einmal so stehen und fragte Kotari: "Deine Schießkunst interessiert mich. Ich weiß wie ich mit Gegnern im Nahkampf umgehen muss. Als Schütze habe ich weniger Talent, euer Volk hat aber viele fähige Bogenschützen, habe ich gehört."
Kotari war überrascht über den plötzlichen Themawechsel. "Das stimmt", antwortete er zögerlich. "Mein Volk kämpft seit langer Zeit mit Pfeil und Bogen und wir haben viele geübte Krieger und Meister. Viele Orni lernen bereits in jungen Jahren, mit dem Bogen umzugehen, damit wir uns vor Feinden schützen können. Wann immer möglich, ziehen wir den Fernkampf aus der Luft vor." Er nahm seinen Falkenbogen vom Rücken. "Fast jeder erwachsene Orni trägt einen Bogen, sei es zur Selbstverteidigung oder für die Jagd." Während er über die bunten Verzierungen strich, erinnerte er sich daran, wie er oft mit seinen Brüdern geübt hatte, auf Ziele am Trainingsplatz des Dorfes zu schießen. Es kam ihm vor wie eine lange Zeit her. Dann steckte er den Bogen wieder ein. "Ich kann dir bei Gelegenheit gerne zeigen, wie man damit umgeht."
Kamui ließ sich zurückfallen, während seine Mitstreiter über die Waffenwahl der Orni diskutierten. Er hatte sich oft genug vor anderen Leuten rechtfertigen müssen, warum er das Schwert dem Bogen vorzog, da wollte er auch dieses Mal nicht wirklich in eine ethische Debatte reingezogen werden.
Natürlich, da liegt ein Abenteuer vor uns und das einzige, wofür sie sich interessieren, sind Waffen. Zwar mochte er es, zu kämpfen, aber im Moment konnte er sich ironischerweise kein langweiligeres Thema als Waffen vorstellen.
Muri nickte anerkennend: "Das ist durchaus beeindruckend. Meine Nahkampfkünste habe ich mir jedenfalls in der Wildnis selbst beigebracht." ...was eigentlich nicht stimmte und mahnte: "Hoffentlich ist die Höhle nicht zu eng. Da bliebe nur deine Treffsicherheit. Andererseits ist es wahrscheinlich auch windstill."
Ah, jetzt reden sie von Kampfkünsten! Kamui hörte genauer hin - immer in der Hoffnung, dass sie jetzt zu einem Thema wechselten, dass ihn mehr interessierte!
"Vielleicht könnten wir uns gegenseitig helfen. Ich habe einen Dolch, um mich zu schützen, aber habe kein besonderes Training damit absolviert", erwiderte der grüngefiederte Orni. "Je nachdem, was für Gefahren dort drin lauern, könnte er sich aber als nützlich erweisen, wenn ich nicht fliegen kann."
"Ich kenne so einige Höhlen, die zwar hoch sind, aber gleichzeitig auch schlecht belichtet", rief Kamui von hinten. "Es scheint mir ein Vorteil zu sein, wenn man in ihnen einfach auf dem Boden bleibt, denn sonst knallt man gegen die Decke!"
Kotari blickte zurück Kamui. Ihm war bereits vorher aufgefallen, dass dieser ein Schwert und einen Schild trug. Untypisch, aber nicht ungewöhnlich. "Danke für die Warnung. Sollte es zu dunkel sein, werde ich auf jeden Fall am Boden bleiben."
Muri erwiderte: "Der Wille zählt, auch ohne Training. Es ist gut, einen Plan B zu haben." Und zu Kamui: "Der Typ dort drinnen muss ja auch etwas sehen. Licht wird es dort also schon geben."
"Trotzdem - sicher ist sicher! Ich bin nicht gut darin, Verletzungen am Kopf zu behandeln", antwortete Kamui, während er sich fragte, warum der Weg zum Fest so lang war. Vorhin waren wir doch auch schneller am Treffpunkt!
Während Kamui überlegte, ob sie vorhin nicht doch schneller unterwegs waren oder ob der Weg in die andere Richtung einfach nur länger wirkte, sah er in den Himmel - der Sternenhimmel sieht echt schön aus... Zu schade, dass die Feiernden das nicht bemerken. Er war so in das Philosophieren über die Sterne beschäftigt, dass er gar nicht merkte, dass das Fest schon in Sichtweite kam.
Schließlich waren sie am Festplatz angekommen. Kotari sah ein wenig enttäuscht, dass die meisten Besucher bereits heimgegangen waren und die Stände geschlossen hatten. Wahrscheinlich würde der Abbau bald beginnen. In der Mitte des Festplatzes glimmten noch schwach die Reste des Feuers. "Es scheint vorbei zu sein. Schade."
"Nicht so schlimm - die anderen haben kurzzeitig eine Freude gehabt, während wir ein Abenteuer bekommen werden!", entgegnete Kamui, während er seine eigene Enttäuschung runterschluckte. Allerdings: Es wäre gut möglich, dass ich in Zukunft auch nach der Höhlenforschung noch mehr Zeit mit Muri und Kotari verbringen kann. Da die beiden sympathisch sind, ist das nicht tragisch. "Außerdem: Es gibt bestimmt auch noch mehr Feste als dieses!"
"So soll es sein!" munterte Muri Kamui auf und klopfte ihm auf den Rücken.
"Sollen wir dann zurückgehen und uns morgen am Glywyrm-Teich treffen?", fragte Kotari und gab den beiden innerlich Recht. Wenn er ehrlich war, spürte er die Erschöpfung nun doch deutlich und freute sich auf ein warmes Bett.
"Können wir machen - Schlaf ist wichtig, auch, wenn er schlecht ist", widerholte sich Kamui, während er überrascht vom plötzlichen Rückenklopfer zusammenzuckte. Hätte ich gewusst, dass Feste mich in solche Mysterien reinreiten, hätte ich sie bestimmt öfters besucht... Er zuckte mit den Schultern, dann meinte er: "Naja, egal. Bis morgen dann! Ich schätze mal, hier gibt es für mich nichts mehr zu tun." Mit Schwung drehte er sich um und stapfte zu seiner Hütte.
"Was ist denn mit ihm?" fragte Muri und kratzte sich am Kopf, während er Kamui hinterherguckte. Kotari blickte dem Orni ebenfalls hinterher. "Vielleicht ist er müde?", entgegnete er. "Es ist wirklich spät."
Kamui hielt inne, dann drehte er sich um und winkte lächelnd. Nicht, dass die beiden am Ende noch denken, dass ich wütend auf sie wäre- ich bin ja wohl gerade etwas plötzlich abgehauen...
Kotari winkte zurück, dann breitete er die Flügel aus. "Bis morgen dann, nicht wahr?", sagte er noch zu Muri, dann erhob er sich in die Luft. "Jawoll!" rief dieser dem aufsteigenden Orni zu und winkte Kamui dann auch lächelnd zurück. Er blieb noch eine ganze Weile stehen und schaute der Glut des Feuers zu, bis er gedankenversunken auch seinen Heimweg antrat.