Hateno-Festival

  • Kotari 9


    Nachdem M den Hügel hinaufgelaufen war, dauerte es nicht lange, bis sie verschwand. Kotari blickte ihr eine Weile hinterher, doch schon bald konnte er ihren Schemen nicht mehr ausmachen. Was für eine seltsame Begegnung, dachte er. Aber wenn sie wirklich Hilfe braucht... Er schaute zu seinen Gefährten. "Wie denkt ihr darüber?", fragte er. "Sollen wir ihr helfen?"


    "Hmm..." Kamui dachte angestrengt nach. Sie hat gesagt, dass es vielleicht gefährlichere Sachen als Bokoblins gibt. Da ich schon mal einen Leunen getötet habe, werde ich mit den Gefahren bestimmt auch zurechtkommen... "Falls ihr geht, will ich euch helfen. Erstens weiß ich viel über Monster und zweitens würde ich gerne meine Forschungen voranbringen."Muri war der Gedanke gegen den Kerl aus der Höhle zu kämpfen zuwider. Aber er fühlte sich gezwungen mitzukommen. "Ich habe schon gesagt, dass ich euch begleiten werde. Drei Gefährten sind besser als zwei." Er lächelte zuversichtlich, während er eigentlich überlegte wie die Unternehmung zu stören sei ohne aufzufallen. Würde er sich als Verräter offenbaren, müsste er die anderen töten, ansonsten bliebe nur noch der Rückzug. "Meint ihr, dass wir Proviant brauchen? Ich würde jedenfalls welches mitbringen."

    "Hm... Unsere Bekannte M will allerdings schon was mitbringen...", erwiderte Kamui. "Allerdings: Wer weiß, wen sie sonst noch aufgabelt oder ob sie das Essen vergisst. Es wäre nicht schlecht, wenn jeder eine Notfallration mitnimmt."

    Kotari schaute zu Kamui und nickte. "Ja, es wäre schlau, wenn jeder etwas mitnähme." Er musste an die Pilze für seinen Vater denken und verzog innerlich das Gesicht. "Ich habe noch ein paar Sachen dabei, aber sicher können wir auch in Hateno noch Vorräte kaufen. Falls wir kämpfen müssen, auf alle Fälle auch Verbandszeug, nur für den Fall der Fälle." Er pausierte kurz. "Ich glaube nicht, dass ich heute gut schlafen werde können."


    Warte, bis du siehst, wie dein Bruder vor deinen Augen getötet wird. Dann weißt du, was schlechter Schlaf ist!
    "Verbandszeug habe ich auch noch. Da könnte ich noch was mitbringen..." Kamui hoffte zumindest, dass er drandachte, es mitzunehmen. Da er mittlerweile gut genug darin war, die Kämpfe zu überstehen, ohne sich wirklich bedrohlich zu verletzen, vergaß er öfters, es einzupacken.

    "Wenn jeder für sich selbst sorgt herrscht Ordnung - hat mir mal mein Lehrer gesagt." warf Muri ein. "Dort drinnen werden wir uns aber gegenseitig helfen. Das ist auf jeden Fall beruhigend. Und ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten, auch wenn ich nicht der stärkste der Welt bin." Muri stemmte seine beiden Hände in die Seiten.

    "Lehrer wissen auch nicht alles- sagt zumindest meine Mutter. Sie ist auch Lehrerin", erwiderte Kamui. "Aber keine Sorge - ich kann kämpfen und weiß auch, dass du es kannst!"


    Der grüne Orni schaute zwischen den beiden hin und her. Stimmt, die beiden waren zusammen unterwegs und sind sicher schon daran gewöhnt, gemeinsam zu reisen, fiel ihm ein. Er hoffte, gut dazu zu passen. "Ich wollte schauen, ob das Fest noch läuft, auch wenn es schon spät ist", sagte er, während er aufstand. Außerdem muss ich noch Gerz finden und ihn fragen, ob ich wieder übernachten darf. Er fragte sich, ob der Bauer noch auf dem Festplatz oder bereits zu Hause war. Kotari streckte die Flügel. Er fühlte sich plötzlich doch etwas erschöpft.

    "Na na, nur weil du Angst hast, dass du schlecht schlafen könntest, heißt das nicht, dass du die ganze Nacht durchfeiern musst", entgegnete Kamui dem anderen Orni. "Schlechter Schlaf ist besser als kein Schlaf."

    Kotari war nicht sicher, ob das so stimmte, sagte aber nichts dazu. "Keine Sorge, ich möchte nur schauen, ob das Feuer noch brennt, und vielleicht eine Kleinigkeit essen."

    Muri versuchte einen Witz zu machen: "Ich nehme zur Sicherheit lieber noch eine Decke mit." Er grinste. "Würdest du eigentlich darauf Wert legen, mich auf dem Festgelände etwas besser kennenzulernen? Oder trennen wir uns bis morgen?", fragte er Kotari.


    Kurz zögerte Kotari. "Wir können gerne zusammen zum Festplatz gehen", willigte er ein. Eigentlich wollte er wirklich nur kurz zum Festplatz. Andererseits hatten sie wohl alle das gleiche Ziel, da konnten sie auch gemeinsam in die Richtung gehen. "Was ist mit Kamui?" Er schaute den Forscher-Orni an.

    "Und falls du die Decke vergisst - notfalls können wir auch kuscheln", warf Kamui ein. Sein Herz schlug schneller, dann bemerkte er, dass Kotari ihn angesprochen hatte. "Meine Hütte liegt auch in der Richtung. Ich kann euch ruhig begleiten, wenn es euch genehm ist." Kotari blickte von Kamui zu Muri und zurück. Er überlegte, ob er was sagen sollte oder besser nicht. Doch da Muri keine Anstalten machten, zu antworten, räusperte er sich und sagte: "Alles klar." Er hatte gar nicht gewusst, dass Kamui in der Nähe wohnte. Er kannte nicht viele Orni, die außerhalb des Orni-Dorfes wohnten. "Dann lass mal losgehen." Er setzte sich in Bewegung.


    Das Kuscheln ließ Muri erst einmal so stehen und fragte Kotari: "Deine Schießkunst interessiert mich. Ich weiß wie ich mit Gegnern im Nahkampf umgehen muss. Als Schütze habe ich weniger Talent, euer Volk hat aber viele fähige Bogenschützen, habe ich gehört."

    Kotari war überrascht über den plötzlichen Themawechsel. "Das stimmt", antwortete er zögerlich. "Mein Volk kämpft seit langer Zeit mit Pfeil und Bogen und wir haben viele geübte Krieger und Meister. Viele Orni lernen bereits in jungen Jahren, mit dem Bogen umzugehen, damit wir uns vor Feinden schützen können. Wann immer möglich, ziehen wir den Fernkampf aus der Luft vor." Er nahm seinen Falkenbogen vom Rücken. "Fast jeder erwachsene Orni trägt einen Bogen, sei es zur Selbstverteidigung oder für die Jagd." Während er über die bunten Verzierungen strich, erinnerte er sich daran, wie er oft mit seinen Brüdern geübt hatte, auf Ziele am Trainingsplatz des Dorfes zu schießen. Es kam ihm vor wie eine lange Zeit her. Dann steckte er den Bogen wieder ein. "Ich kann dir bei Gelegenheit gerne zeigen, wie man damit umgeht."


    Kamui ließ sich zurückfallen, während seine Mitstreiter über die Waffenwahl der Orni diskutierten. Er hatte sich oft genug vor anderen Leuten rechtfertigen müssen, warum er das Schwert dem Bogen vorzog, da wollte er auch dieses Mal nicht wirklich in eine ethische Debatte reingezogen werden.

    Natürlich, da liegt ein Abenteuer vor uns und das einzige, wofür sie sich interessieren, sind Waffen. Zwar mochte er es, zu kämpfen, aber im Moment konnte er sich ironischerweise kein langweiligeres Thema als Waffen vorstellen.

    Muri nickte anerkennend: "Das ist durchaus beeindruckend. Meine Nahkampfkünste habe ich mir jedenfalls in der Wildnis selbst beigebracht." ...was eigentlich nicht stimmte und mahnte: "Hoffentlich ist die Höhle nicht zu eng. Da bliebe nur deine Treffsicherheit. Andererseits ist es wahrscheinlich auch windstill."


    Ah, jetzt reden sie von Kampfkünsten! Kamui hörte genauer hin - immer in der Hoffnung, dass sie jetzt zu einem Thema wechselten, dass ihn mehr interessierte!

    "Vielleicht könnten wir uns gegenseitig helfen. Ich habe einen Dolch, um mich zu schützen, aber habe kein besonderes Training damit absolviert", erwiderte der grüngefiederte Orni. "Je nachdem, was für Gefahren dort drin lauern, könnte er sich aber als nützlich erweisen, wenn ich nicht fliegen kann."

    "Ich kenne so einige Höhlen, die zwar hoch sind, aber gleichzeitig auch schlecht belichtet", rief Kamui von hinten. "Es scheint mir ein Vorteil zu sein, wenn man in ihnen einfach auf dem Boden bleibt, denn sonst knallt man gegen die Decke!"

    Kotari blickte zurück Kamui. Ihm war bereits vorher aufgefallen, dass dieser ein Schwert und einen Schild trug. Untypisch, aber nicht ungewöhnlich. "Danke für die Warnung. Sollte es zu dunkel sein, werde ich auf jeden Fall am Boden bleiben."

    Muri erwiderte: "Der Wille zählt, auch ohne Training. Es ist gut, einen Plan B zu haben." Und zu Kamui: "Der Typ dort drinnen muss ja auch etwas sehen. Licht wird es dort also schon geben."

    "Trotzdem - sicher ist sicher! Ich bin nicht gut darin, Verletzungen am Kopf zu behandeln", antwortete Kamui, während er sich fragte, warum der Weg zum Fest so lang war. Vorhin waren wir doch auch schneller am Treffpunkt!

    Während Kamui überlegte, ob sie vorhin nicht doch schneller unterwegs waren oder ob der Weg in die andere Richtung einfach nur länger wirkte, sah er in den Himmel - der Sternenhimmel sieht echt schön aus... Zu schade, dass die Feiernden das nicht bemerken. Er war so in das Philosophieren über die Sterne beschäftigt, dass er gar nicht merkte, dass das Fest schon in Sichtweite kam.


    Schließlich waren sie am Festplatz angekommen. Kotari sah ein wenig enttäuscht, dass die meisten Besucher bereits heimgegangen waren und die Stände geschlossen hatten. Wahrscheinlich würde der Abbau bald beginnen. In der Mitte des Festplatzes glimmten noch schwach die Reste des Feuers. "Es scheint vorbei zu sein. Schade."

    "Nicht so schlimm - die anderen haben kurzzeitig eine Freude gehabt, während wir ein Abenteuer bekommen werden!", entgegnete Kamui, während er seine eigene Enttäuschung runterschluckte. Allerdings: Es wäre gut möglich, dass ich in Zukunft auch nach der Höhlenforschung noch mehr Zeit mit Muri und Kotari verbringen kann. Da die beiden sympathisch sind, ist das nicht tragisch. "Außerdem: Es gibt bestimmt auch noch mehr Feste als dieses!"

    "So soll es sein!" munterte Muri Kamui auf und klopfte ihm auf den Rücken.

    "Sollen wir dann zurückgehen und uns morgen am Glywyrm-Teich treffen?", fragte Kotari und gab den beiden innerlich Recht. Wenn er ehrlich war, spürte er die Erschöpfung nun doch deutlich und freute sich auf ein warmes Bett.

    "Können wir machen - Schlaf ist wichtig, auch, wenn er schlecht ist", widerholte sich Kamui, während er überrascht vom plötzlichen Rückenklopfer zusammenzuckte. Hätte ich gewusst, dass Feste mich in solche Mysterien reinreiten, hätte ich sie bestimmt öfters besucht... Er zuckte mit den Schultern, dann meinte er: "Naja, egal. Bis morgen dann! Ich schätze mal, hier gibt es für mich nichts mehr zu tun." Mit Schwung drehte er sich um und stapfte zu seiner Hütte.


    "Was ist denn mit ihm?" fragte Muri und kratzte sich am Kopf, während er Kamui hinterherguckte. Kotari blickte dem Orni ebenfalls hinterher. "Vielleicht ist er müde?", entgegnete er. "Es ist wirklich spät."

    Kamui hielt inne, dann drehte er sich um und winkte lächelnd. Nicht, dass die beiden am Ende noch denken, dass ich wütend auf sie wäre- ich bin ja wohl gerade etwas plötzlich abgehauen...


    Kotari winkte zurück, dann breitete er die Flügel aus. "Bis morgen dann, nicht wahr?", sagte er noch zu Muri, dann erhob er sich in die Luft. "Jawoll!" rief dieser dem aufsteigenden Orni zu und winkte Kamui dann auch lächelnd zurück. Er blieb noch eine ganze Weile stehen und schaute der Glut des Feuers zu, bis er gedankenversunken auch seinen Heimweg antrat.

  • [Hateno-Festival #5]


    Die Nacht schlief das Mädchen unruhig. Sie wälzte sich auf ihrem Stroh hin und her. Eigentlich störte sie sich wenig daran, dass sie kein richtiges Bett oder ein Dach über dem Kopf hatte, doch heute war es anders. Es musste die Nervosität sein, welche das Kind drangsalierte, doch davon wollte sie sich nicht beirren lassen.


    Dementsprechend müde war M am nächsten Morgen, doch sie war auch frohen Mutes. In einen Jutesack steckte sie ihre bescheidenen Vorräte. Äpfel, ein bisschen getrocknetes Fleisch und gar eine Schwertbanane hatte sich in ihre Vorräte gesammelt. Sich selbst legte sie nur eine kleine Portion bei Seite, der Rest sollte als Proviant und Lohn für die mutigen Abenteurer fungieren. Für ihren eigenen Bedarf konnte sie jederzeit wieder etwas stehlen.


    Trotz der Müdigkeit, und mit ihrer abgewetzten Waffe im Gepäck, machte sie sich auf dem Weg zum Treffpunkt, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen den Boden wirklich berühren konnten. Grillen sangen ihr nächtliches Lied und nur ein paar geschäftige Bauern waren schon wach, um sich um ihr Vieh zu kümmern. Ansonsten war die Welt in idyllischer Ruhe, sodass man gar nicht glauben konnte, irgendwo würden Gefahren lauern.


    M stand hinter der Anöhe, von der sie gestern bereits gekommen war und trat von einen Fuß auf den anderen, um auf die Ankunft der Helden zu warten. Der Sack war schwer, für eine Göre ihrer Statur, doch sie beklagte sich nicht – ein zartes Lächeln lag auf ihren Lippen, als die ersten goldenen Lichter über den Horizont quollen und das Land mit einem süßen Honiggold überzogen…

  • Kotari 10


    An Schlaf war nicht zu denken. Obwohl Kotari sich erschöpft und müde gefühlt hatte, als er bei Gerz' Hof angekommen war, war es ihm schwer gefallen, innerlich zur Ruhe zu kommen und einzuschlafen. Da der Bauer bereits geschlafen hatte, als er ankam, hatte Kotari ihn nicht nach dem Fest fragen können. Stattdessen war er direkt zum Stall gegangen und hatte es sich dort inmitten von etwas Heu gemütlich gemacht. Zwar hatte er zuvor im Gästezimmer übernachten könnten, doch er wollte den gastfreundlichen Bauer nicht stören. Dem Orni machte es nichts aus, im Stall zu schlafen.


    Immer wieder hatte er über die Worte des mysteriösen Mädchens nachgedacht. Bionische Waffen? Er hatte noch immer keine besonders genaue Vorstellung davon, wie so etwas funktionieren sollte. Kamui hatte einen Vergleich mit den Wächtern in den Feldern von Hyrule gezogen. Kotari kannte diese Wächter, hatte sie bislang allerdings nur von Weitem gesehen. Angeblich waren sie Überreste aus lang vergangenen Zeiten. Er wusste jedoch nicht, wie sie funktionierten oder warum sie sich bewegten.


    Und so etwas soll in dieser Höhle gebaut werden?, wunderte er sich, während er sich herumwälzte. Wer ist dieser Unbekannte?


    Es fiel ihm schwer, die Zusammenhänge zu verstehen. Eigentlich hatte er nur die Lieferung für seinen Vater übernehmen und sich das Fest ansehen wollen. Nun aber winkte ein Abenteuer. Natürlich könnte ich einfach die Pilze mitnehmen und morgen ins Dorf der Orni zurückkehren, dachte er. Aber gleichzeitig wusste er auch, dass er das nicht tun würde. Ich kann nicht einfach wegschauen, wenn jemand nach Hilfe fragt. Noch dazu habe ich Kamui und Muri versprochen, sie wieder zu treffen.


    Erneut drehte der Orni sich um. Seine Gedanken kreisten weiter um die Wächter, seine neuen Freunde, das Mädchen und die Höhle, während er in einen unruhigen Schlaf glitt.




    Es war noch immer finster, als Kotari wenige Stunden später wieder wach wurde. Er blickte durch das Dachfenster der Scheune in den Himmel. Das Mädchen wollte uns bei Sonnenaufgang treffen.


    Da er sich nach dieser kurzen und eher unruhigen Nacht wie erschlagen fühlte, überlegte Kotari kurz, doch noch einmal die Augen zu schließen. Allerdings stellte er fest, dass er ziemlichen Hunger hatte, da er das Abendessen ausgelassen hatte. Während sein Magen knurrte, richtete er sich schließlich doch auf und griff nach seinem Beutel. Er stülpte ihn über dem Boden aus und sah zu, wie ein wenig Obst und anderer Proviant herausfiel. In der Scheune konnte er unmöglich kochen und Gerz wollte er auch nicht aufwecken. Also begnügte er sich mit ein wenig rohem Gemüse, dann steckte er den verbliebenen Proviant wieder in den Beutel. Das musste zuerst reichen - vielleicht konnte er unterwegs in der Stadt noch eine Kleinigkeit kaufen.


    Dann kramte er in seinem Beutel nach einer Feder - grün - und einem kleinen Zettel. Darauf schrieb er ein paar Dankesworte an Gerz und versprach, ihn wieder zu besuchen. Gleichzeitig entschuldigte er sich für seine abrupte Abreise, aber es war etwas Dringendes dazwischen gekommen. Eigentlich untypisch für mich, aber mir bleibt keine Wahl, dachte sich Kotari, während er den Zettel faltete. Dann stand er auf, griff nach seinem Bogen, den er gegen die Wand gelehnt hatte, und verließ das Gebäude.


    Der Hof des Bauern war nur von schwachem Mondlicht erleuchtet, während Kotari zum Haus des Bauern ging. Alle Fenster waren dunkel. Er zögerte kurz, dann schob er den Zettel unter dem Türspalt durch.


    Als das erledigt war, machte der grüngefiederte Orni sich auf den Weg in Hatenos Zentrum. Zu dieser Stunde war die Stadt wie ausgestorben, aber mit ein wenig Glück würde er einen Boten-Orni finden, den er bitten konnte, die Pilze bei Gerz abzuholen und seinen Eltern mitzuteilen, dass er sich verspäten würde. Und wenn das erledigt war, konnte er sich auf den Weg zum Treffpunkt machen - kurz, bevor die Sonne aufging. Er hoffte, dass er dort Kamui und Muri treffen würde - und das Mädchen.

  • Seufzend ließ sich Kamui auf sein Bett fallen. Das war wohl was... Was wohl Talux sagen würde, wenn er die Geschichte von M hören würde? Auch, wenn es komisch war, genau in diesem Moment an ihm zu denken- über M und ihre Geschichte hatte er schon in der letzten Stunde genügend nachgedacht, weshalb er sich im Moment etwas zu müde fühlte, um nach neuen Erkenntnissen in dieser Angelegenheit zu forschen. Wo er überhaupt ist? Er wirkte zwar interessiert an mir, als wir auf dem Festplatz miteinander geredet hatten, aber irgendwie hatte er sich in einem unbeobachteten Moment schnell aus dem Staub gemacht... Vielleicht langweilten wir ihn stärker, als es aussah. Oder... Vielleicht sah er ja auf dem Fest noch eine Person, mit der er dringend reden musste, und hatte in der Aufregung ganz vergessen, uns Bescheid zu sagen... Mein Vater hätte jetzt bestimmt gesagt, dass man nicht immer das Schlimmste von einer anderen Person annehmen soll, wenn etwas nicht so läuft, wie erwartet, denn Missgeschicke passieren immer!

    Nach einer traumlosen Nacht erwachte er kurz vor dem Morgengrauen. Nachdem er sich angezogen hatte und seinen Rucksack geschultert hatte, verließ er seine Hütte und machte sich auf dem Weg zum Treffpunkt. Hoffentlich kommen die Drei pünklich... Es wäre ja zu komisch, wenn wir warten müssten, weil jemand verschlafen würde! Warum die antiken Zivilisation irgendwelche Kriegsmaschinen bauen konnte, aber keine Geräte, die einen zu einer bestimmten Zeit aufwecken, ist mir nicht klar.


    Der Treffpunkt war schon in Sichtweite, als die ersten Sonnenstrahlen das Land langsam erleuchtete. Unbewusst ging Kamui langsamer- ich scheine wohl zuerst angekommen sein. Da kann ich mir auch noch etwas Zeit lassen... Die Anderen werden mich ja schon sehen, wenn sie den Teich erreichen!


    Er lief bis ans Ufer und kniete sich nieder, um einen alten Wasserschlauch zu füllen, den er vor dem Einschlafen noch unter seinem Bett gefunden hatte. Wie konnte ich dieses Teil nur vergessen? Zum Glück habe ich es noch einmal gefunden....

    Welcome back to Trench

  • Muri schlief auch unruhig, allerdings weil er immer noch darüber nachdachte wie er den Typen aus der Höhle schützen könnte, ohne sich als Verräter zu offenbaren. Während er einige Szenarien in seinem Kopf durchspielte glitt er schließlich doch langsam in das Reich der Träume.


    Als er in aller Frühe wach wurde, sich frisch machte und anzog, verstaute er drei Messer an drei Stellen in seiner Kleidung - außerdem noch mehrere gut verpackte Essensrationen, Wasser, aber auch Rauchbomben, K.o.-Tropfen und Gifte. Er atmete tief durch bevor er sich auf den Weg zum Treffpunkt machte. Alles schien so friedlich zu sein.


    So wie es langsam hell wurde sah er auch schon den knienden Kamui am Treffpunkt. Er machte sich mit einem Lächeln bemerkbar: "Na, gut geschlafen? Hast du etwas verloren? Ist alles in Ordnung?" Während er sich Kamui näherte, streckte er seinen ganzen Körper mit einem Seufzer und prüfte den Sitz seiner Kleidung.

    Durch Schaden wird man klug - sagen die klugen Leute. Schaden litt ich genug, doch bin ich ein Thor noch heute.

  • Kotari 11


    Ein schmaler Lichtstreifen war am Horizont zu sehen, als Kotari sich dem Treffpunkt näherte. Die Suche nach einem Orni-Boten hatte etwas länger als gedacht gedauert, aber immerhin hatte er schließlich doch einen Kollegen gefunden, der sich bereiterklärt hatte, die Pilze von Gerz ins Orni-Dorf zu bringen. Es hat auch seine Vorteile, dass ich sie nicht mitnehmen muss, dachte Kotari. Manche riechen ja schon etwas stark. Er konnte sich Besseres vorstellen, als tagelang nur in Begleitung von Pilzen durch die Gegend zu fliegen.

    Kotari war sich sicher, dass seine Eltern dem anderen Boten eine Belohnung für seine Mühen geben würden, und hoffte, dass sie sich nicht zu sehr um ihn sorgten. Den Grund für sein längeres Fortbleiben hatte er ihnen nicht genannt; vermutlich wären sie nicht allzu erfreut, wenn sie wüssten, dass er sich auf der Suche nach einem merkwürdigen Mann in eine Höhle wagen wollte.


    Da es dann aber schon bereits kurz vor Sonnenaufgang war, war Kotari keine Zeit mehr zum Essen geblieben. Aber dem grünen Orni war ein leerer Magen wesentlich lieber als ein leeres Versprechen und so hatte er sich, nachdem er sich bei dem anderen Orni bedankt hatte, auch schon auf den Weg zum Treffpunkt gemacht. Hier und da sah er dann doch den ein oder anderen Hylianer, der seinen Laden vorbereitete, zum Acker ging oder nach dem großen Fest schlicht und ergreifend die Nacht im Freien verbracht hatte.


    Ein wenig schade ist es schon, dass ich so viel von dem Fest verpasst habe, dachte Kotari, während er eine Ansammlung von Steinen passierte, die sich bei näherer Betrachtung als Goronen entpuppte. Offenbar hatten sie nach der Feier den Weg zurück zum Gasthaus nicht mehr gefunden. Aber andererseits erwartet uns jetzt ein spannendes Abenteuer.


    Der Orni blickte wieder in Richtung Himmel. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Besser, ich beeile mich. Mit diesem Gedanken schwang Kotari seine Flügel und erhob sich in die Lüfte. Zwar flog er bei Dunkelheit nicht gerne, aber glücklicherweise war Hateno durch vereinzelte Fackeln zumindest ein wenig erhellt.


    In der Luft kam Kotari auch deutlich schneller voran, sodass es nicht mehr lange dauerte, bis er den Glywyrm-Teich sehen konnte. Es war schön anzusehen, wie die Schleichwürmchen tanzend durch die Dunkelheit glitten, wie leuchtende Punkte. Die aufgehende Sonne erhellte die Gegend gerade gut genug, dass Kotari zwei Schemen am Ufer ausmachen konnte. Sobald er zur Landung ansetzte, erkannte er Muri und Kamui. Letzterer war wohl dabei, einen Wasserschlauch zu füllen. Kotari begrüßte seine beiden Gefährten und blickte dann noch einmal zum Horizont, der immer heller wurde.

  • [Hateno-Festival #6]


    Die Freude wollte sich das Mädchen nicht anmerken lassen, als sie die kleine Gruppe vom Vortag sah – deswegen blieben ihre Mundwinkel starr, bevor sie in eiligen Schritten zu den vier Helden huschte. Noch einmal beäugte sie diese mutige Truppe, bevor sie doch einen kleinen Teil ihrer Emotionen durchdringen ließ und eifrig nickte.


    »Wie versprochen!« Sie bot ihren Sack mit den Gütern ungeniert vor sich. Es war nicht viel, aber immerhin hatte sie den Abenteurern eine kleine Gegenleistung versprochen – und nun, da sie wahrhaftig vor ihr standen und keinen Rückzieher gemacht hatten, war es an der Zeit ihr Soll zu erfüllen.


    Sobald sie die Ware übergeben hatte, zog sie sich M sofort wieder einige Schritte zurück. Vor ihr mochten Verbündete stehen, doch nur weil sie auf ihre Bitte eigegangen waren, konnte das Kind nicht bereits Vertrauen fassen.


    »Ich werde euch nun zur Höhle leiten, folgt mir.«


    Obwohl sie ein junges Leben hatte, kannte sie keine Geduld. M wünschte, dass sie stärker wäre und dieses Problem eigenhändig aus der Welt schaffen konnte, doch sie war gebrechlich und dürr – wie eine Puppe, die bei der feinsten Berührung in tausend Teile zerspringen würde.

    Eines Tages würde sie stark werden und mehr für dieses Land tun, noch war ihre Zeit jedoch nicht gekommen und sie musste sich auf andere verlassen…


    Während sie einige Meter voraushuschte, blickte sie immer wieder verstohlen über ihre Schultern zurück. Der Tag war schön und diese Helden sollten für sie Hoffnung bedeuten, aber in dem unschuldigen Herzen war noch viel zu viel Zweifel gesät.

    Am Ende würden sich ihre Wege sowieso trennen… am Ende wäre sie wieder alleine.


    Sie seufzte und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Weg, während ihre zusammengetrommelte Bande ihr nachkommen konnte. Fragen würde sie nach bestem Gewissen beantworten, dabei wusste M eigentlich nicht sehr viel mehr.


    Jetzt hieß es erst einmal Laufen.




    »Da vorne!«, kam es über ihre schmalen Lippen und wie bereits am Vorabend deutete sie in Richtung des Ebenholzbergs und man konnte schon jetzt den dunklen Schlund sehen, der tiefer in das Gestein führte.

    Während sich das Morgengold des Sonnenlichts, wie ein feiner Schleier, über das Land legte und einige Vögel eine Symphonie trällerten, wirkte der Eingang in die Höhle bereits aus einigen Fuß Entfernung irgendwie beängstigend.


    Vielleicht nur, weil sie in die Augen des verrückten Mannes gesehen hatte, der versuchte mit den Göttinnen mitzuhalten und ins Leben einzugreifen. Alleine bei dem Gedanken daran schauderte es ihr und ihre Beine fühlten sich auf einmal schwer wie Blei an.


    Ihr Körper wollte sie warnen; Nicht! Es ist gefährlich!; aber Wille war stärker als das Zögern ihres Körpers. Nur kurz wurden ihre Schritte langsamer, bevor sie das Tempo anzog und die letzten paar Meter auf das Gewölbe zu rannte.

  • Kamui zuckte zusammen, als er Muris Stimme vernahm. Er schraubte den Schlauch zu, dann richtete er sich auf und meinte: "Guten Morgen- keine Sorge, ich hab nichts verloren. Ich hab nur kurz Wasser in den Schlauch gefüllt, dessen Existenz ich monatelang vergessen habe... Normalerweise nehme fülle ich mein Wasser immer in einen anderen, deshalb habe ich vergessen, dass ich mehrere habe!"


    In genau diesem Moment kam schon Kotari angeflogen, der nach der Landung die Beiden begrüßte. Kaum grüßte Kamui zurück, kam schon M mit einem Sack in der Hand angelaufen, den sie nach dem Anhalten in Richtung Gruppe streckte. Kurz sah Kamui zwischen ihm und ihr hin und her, dann schnappte er sich ihn zögerlich und meinte: "Danke, dir auch einen guten Morgen!"

    Sie muss wohl ziemlich nervös sein, wenn sie glatt vergisst, uns einen guten Morgen zu wünschen!


    Dieses Gefühl wurde noch bestärkt, als die immer mal wieder Blicke auf die Drei führte, während sie sie zur Höhle führte, was Kamui etwas irritierte. Sie hat wohl nicht gerade viel Vertrauen in uns, wenn sie sich ständig vergewissern muss, dass wir ihr folgen. Was erwartet sie denn? Dass wir uns die Mühe machen, früh aufzustehen, nur, um spontan abzuhauen? Oder, dass wir sie überfallen wollen? Ernsthaft, wenn wir an ihrem Geld interessiert wären, hätten wir sie schon in der Nacht angegriffen, anstatt dann, wenn sich die Straßen langsam füllen... Entweder hat sie schon ziemlich seltsame Sachen erlebt oder sie hat keine Ahnung, wie sich echte Banditen verhalten!


    So langsam wurde es für Kamui auch schwerer, M zu folgen. Je näher sie dem Ziel kamen, desto schneller wurde das Tempo, das sie vorlegte- wenige Meter vor der Höhle legte sie sogar einen richtigen Sprint hin.
    "Jetzt warte doch mal!", rief Kamui. "Wir können nicht so schnell! Willst du etwa auch in der Höhle irgendwelche Geschwindigkeitsrekorde brechen?"

    Verdammt, was ist denn hier los? Geht denn hier gleich die Welt unter? Wieso hat sie es überhaupt so eilig, zu dieser Höhle zu kommen?

    Kamui warf einen Blick über die Schulter. Nein, keine Monster, keine Banditen, kein Sonst-Noch-Was. Entweder ist sie einfach nur aufgeregt oder sie weiß mehr, als sie zugibt...

    Welcome back to Trench

  • Kotari 12


    Das Mädchen war für ihre zierliche Körpergröße erstaunlich flink. Ob sie wohl auf der Straße lebt?, fragte sich Kotari, als sie loslief. Den Zettel hatte sie ihm auch zugesteckt, ohne dass er etwas bemerkt hatte. Andererseits war er auf dem Fest auch abgelenkt gewesen. In der Höhle würde er auf der Hut sein. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich in der Höhle auf dem Boden bleibe, dachte er. Zwar mochte er es nicht, sich eingeengt zu fühlen, doch das war immer noch besser, als durch eine Höhle zu fliegen, deren Decken und Wände er nicht gut ausmachen konnte.


    Während seine Gefährten dem Mädchen folgten, blieb Kotari noch zurück. Er blickte sich um. Wenn wir gleich in eine dunkle Höhle gehen, wäre es sicher nicht verkehrt, vorbereitet zu sein. Auf seinem Weg hatte er am Wegesrand vereinzelt Fackeln stehen sehen. Vermutlich sollten sie es den Besuchern ermöglichen, nach der Feier den Weg zu finden, sollten sie sich den Glywyrm-Teich mit seinen tanzenden Leuchtkäfern ansehen wollen.


    "Verzeiht kurz, ich hole euch gleich wieder ein", rief er seinen Gefährten zu und breitete die Flügel aus. Hoffentlich macht es niemandem Umstände, wenn ich einige mitnehme. Gut möglich, dass Kamui einige dabei hat, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Er griff nach zwei der Fackeln und zog sie vorsichtig aus dem Boden, ehe er sich auf den Weg zu seinen Freunden machte, die den Höhleneingang schon fast erreicht hatten. Aus dieser Entfernung sah er wie ein gigantischer Schlund aus, der die Abenteurer verspeisen würde. Bei dem Gedanken wurde Kotari unwohl. Natürlich hatte es in seiner Laufbahn gefährliche Situationen gegeben, aber das hier fühlte sich anders an.

    Der Unterschied ist, dass diese Situationen nicht geplant waren. Hier aber bewege ich mich direkt darauf zu, ohne zu wissen, was mich erwartet. Zwar er nicht so sicher, ob er das Richtige tat, aber nun war es zu spät, wieder zu gehen. Ich habe es ihr versprochen und daran halte ich mich auch. Mit diesen Gedanken machte er sich wieder auf den Weg zu den anderen.


    Als Kotari kurz hinter ihnen aufsetzte, warf er einen neugierigen Blick zu Kamui hinüber. Dieser hielt noch immer den Beutel fest, den das Mädchen ihnen überreicht hatte. Was wohl darin sein mag?

    Allerdings musste Kotari auch zugeben, dass es gar nicht so wichtig war. Schließlich hatte er ja nicht wegen einer möglichen Belohnung zugestimmt! Wenn es stimmt, was sie sagt, dann können wir das nicht ignorieren. Noch einmal schaute er zu Kamui und Muri, die vor ihm herliefen. Er hatte zwar noch nicht viele Worte mit seinen Gefährten wechseln können, aber er spürte, dass er ihnen vertrauen konnte. Zum Glück bin ich nicht allein.


    Nun waren sie dem Eingang der Höhle schon sehr nahe gekommen. Aus der Nähe wirkte er noch bedrohlicher. Ein wenig Sonnenlicht fiel hinein, doch auf den ersten paar Metern Entfernung konnte Kotari nichts Besonderes in der Höhle entdecken. Alles dahinter befand sich in tiefer Dunkelheit. Der Gedanke, hineinzugehen, bereitete ihm Unbehagen.


    Er wandte sich das Mädchen und hielt ihm eine der Fackeln hin. "Hier", sagte er. "Vielleicht solltest du hinter uns bleiben, falls es gefährlich wird." Dann sah er zu den anderen beiden. "Tut mir leid, ich konnte nicht zu viele mitnehmen. Aber wenn wir zusammenbleiben, sollten zwei Fackeln ausreichen." Er hielt seine verbliebene Fackel Muri hin. "Falls es zum Kampf kommt, brauche ich zwei freie Arme. Vielleicht ist es besser, wenn du die Fackel hast", sagte er zu dem Hylianer, während er sie ihm überreichte. Damit drehte er sich wieder zum Höhleneingang zu und machte einen Schritt hinein.

  • Einstieg


    Er hinterfragte es immer noch nicht, wer und wieso gerade er diesen Zettel zugesteckt bekommen hatte - auch die Zukunft des Landes war etwas, das ihm hätte nicht egaler sein können. Alleine die Vorstellung, das am Ende etwas für ihn herausspringen könnte, waren Anlass genug für den Hünen sich ohne jeden weiteren Zweifel auf den Weg zu machen. Zugegeben: es brauchte einige Anläufe bis er offensichtlich den richtigen Weg fand - er verfolgte letztendlich nur Fährten anderer Reisender, die seine Richtung eingeschlagen hatten. Je weniger er sich damit beschäftigen musste, umso besser für ihn. Dennoch schlich sich der Gedankengang, was passieren konnte immer wieder ein und obwohl er etliche negative Möglichkeiten nennen konnte - gar seinen eigenen Tod - bereute er die Entscheidung nicht, denn selbst das eigene Sterben fürchtete er nicht. Viel zu groß war die Neugierde und Gier nach einem eventuellem Gewinn.

    Es war durchaus naiv von Caelan anzunehmen, dass er Entlohnung für seine Hilfe bekommen würde, schließlich war davon bislang noch nichts erwähnt worden, weshalb er sich eher ruhig auf den Weg machte und erst zunehmend einer Gruppe aus drei Personen - die er in der Distanz ausmachte - näherten.


    Die Augen zusammengekniffen beobachtete er wie jemand aus dem Gespann… sich in die Lüfte erhob - ganz offensichtlich Flügel schwingend. Nichts, was ihn überraschend sollte - betrachtete er seine eigenen Umstände - dennoch warf es fragen auf: Wer zum Teufel waren diese Personen? Worin war nun geraten? Lange darüber zu grübeln lag Caelan jedoch nicht. Viel lieber wollte er die Antworten sofort, weshalb sein ruhiger Schritt an Tempo gewann und er binnen kürzester Zeit zu ihnen aufschließen würde. Er käme nicht mehr drum herum mit seinen Gedanken alleine zu sein, eine Feststellung die ihn für einen flüchtigen Augenblick seufzen ließ, ehe er ein Lächeln - das hätte nicht falscher sein können - aufsetzte, bevor er den rechten Arm hob um aus der Entfernung zu winken. Caelan verzichtete bewusst darauf laut nach der Gruppe zu rufen. Einerseits konnte er es nie ausschließen, dass sie beobachtet wurden oder sich sonst etwas hier herumtrieb, andererseits wollte er sie - falls sie ihn noch nicht entdeckt hatten - erschrecken und ihn möglicher Weise zur Zielscheibe machen.


    Letztendlich wollte der Hylianer nichts schlechtes, sondern nur dem was der Zettel versprach, auf den Grund gehen und gegebenenfalls noch die eigenen Taschen füllen. Er wäre jedoch nicht er selbst gewesen, hätte er sich nicht bereits zurecht gelegt, was für ihn im Zweifelsfall zählte: selbstverständlich er selbst. Alle anderen waren nicht mehr als Mittel zum Zweck und je näher er sich den anderen näherte, die verschwommenen Umrisse immer mehr an Gestalt gewannen, verstand er erst, wem er gefolgt war: Orni.

    Bekannt waren ihm diese Wesen nur durch Hörensagen, denn zu seinen Lebzeiten war er diesen bislang noch nie begegnet - weshalb er schlichtweg beschloss, dass es sich bei ihnen darum handeln musste. Schließlich war vor kurzem noch einer in der Luft gewesen - als wäre es nichts weiter, als sich lästigen Ballast zu entledigen und abzuheben. „Hallo ihr!“, meinte er mit aufgesetzter Freundlichkeit, um schlussendlich auf sich aufmerksam zu machen, dennoch war er gewappnet, die Muskeln angespannt, bereit zu reagieren, falls sie ihn als Eindringling oder bedrohlich einschätzten.

    NOW, CAN'T YOU SEE THE TRUTH? SOMETIMES IT'S CRUEL THE BARE FACE OF THE TRUTH.

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    YOU NEED THE DARKNESS TO STEP OUT OF THE DARKNESS. I AM READY FOR THE DARK.

    ˗ˋˏ ♡ ˎˊ˗

  • [Hateno-Festival #7]


    Sie waren dem Ziel so nahe, als etwas geschah, was wohl keiner in der kleinen Gruppe vorhersehen konnte. Ein hochgewachsener Mann folgte ihnen. Ms erster Instinkt war, einfach in die Höhle zu flüchten, denn der Neuankömmling wurde immer größer, je näher er sich an die kleine Ansammlung an Abenteurern annäherte.

    Für sie war nicht einzuschätzen, welche Intentionen der Neue hatte – verwirrt und vielleicht ein bisschen Hilfe suchend, schaute das Mädchen zwischen ihren Kameraden umher. Alle schienen genauso verblüfft wie sie… dabei war es eigentlich gar nicht so ungewöhnlich.

    Selbst hatte sie so viele Zettel verteilt und nur so wenige hatten sich gemeldet… wie konnte der Neue aber wissen, wo sie sich trafen? Hatte er sie bereits am Vorabend, nach dem Fest, heimlich beobachtet, wie ein hungriges Raubtier?


    Schwach lächelnd bedankte sie sie sich nach dem kurzen Schreck für die Fackel. Mit dieser hatte das junge Kindchen auch eine Aufgabe, wodurch sie sich weniger nutzlos fühlte… und falls einer von ihnen auf die Idee kommen sollte, sie anzugreifen, wäre sie nicht schutzlos.

    War alles vielleicht nur ein Hinterhalt?


    Innerlich zuckte sie mit den Schultern. »Hast du dich ebenfalls entschieden zu helfen?« Würde sie sich nicht daran erinnern, einem so großen Mann einen Zettel gegeben zu haben? Hylianer waren doch nicht alle so riesig!

    Auch diesen Gedanken schob sie bei Seite und wendete sich ab, um in die Höhle zu trotten. »Wir sollten keine Zeit mehr verlieren… wenn du da bist um zu helfen, folge uns! Ansonsten verschwinde.« Ihre Art wirkte etwas kalt, aber sie wollte einfach nicht riskieren, dass sich die Gruppe wieder auflöste, nur weil ein Tumult ausbrach. Also musste sie stoisch bleiben.


    Der Anfang der Höhle war noch gut beleuchtet durch das Tageslicht, sodass die Fackeln zwecklos waren. Das natürliche Gestein öffnete sich fast wie eine Eingangshalle, doch M erinnerte sich nicht mehr wirklich, welchen Weg sie genommen hatte, als sie die Entdeckung gemacht hatte… sie lauschte aufmerksam, doch den Alten, der versuchte aus Schrottteilen irgendwelche Monster zu basteln, konnte sie nicht hören. Auch sonst hörte sie nichts.


    Die Höhle spaltete sich in drei Wege ab. Einer war schmal und würde nur zulassen, dass sich alle nacheinander durch die enge Steinöffnung quetschten. Der andere führte durch eine Mulde, in der sich brusthohes Wasser gesammelt hatte; es war unmöglich zu erkennen, wie weit sie durch Wasser waten müssten; und der Letzte war halb mit Geröll zugeschüttet, sodass man ihn erst freilegen müsste.


    »Vielleicht sollten wir… Ihn erst einweihen.« Misstrauisch deutete sie mit der Fackel in die Richtung des Neuen.

  • Kotari 13


    Als Kotari sich umdrehte, erblickte er einen Hylianer, groß gewachsen und mit hellem, ja schon fast weißem Haar. Er hatte ein Lächeln aufgesetzt und winkte ihnen zu, während er sich ihnen näherte. Kotari blickte zu seinen Gefährten. Alle schienen erstaunt über das Auftauchen des Fremden und aus ihren Blicken folgerte er, dass niemand ihn kannte.


    Kotari wusste nicht, wie lange er ihnen gefolgt war, doch offensichtlich hatten sie das gleiche Ziel. Hatte der Hylianer auch einen Zettel von M bekommen? Er blickte zu dem Mädchen hin, um es zu fragen, doch es hatte sich bereits wieder zur Höhle umgedreht und war ein paar Schritte hineingegangen.


    Der Orni war nicht sicher, ob sie den Neuankömmling erst begrüßen oder ob er dem Mädchen folgen sollte. Die Entscheidung wurde ihm jedoch abgenommen, denn nur wenige Meter später drehte M sich doch um und zeigte auf den Hylianer. "Vielleicht sollten wir... ihn einweihen", schlug sie vor.


    Kotari blickte wieder zu dem Fremden und runzelte leicht die Stirn. Er hatte bereits viele Hylianer getroffen, doch keiner war so groß gewesen. Selbst den grünen Orni überragte er um ein gutes Stück. War er auch auf dem Fest gewesen? Kotari konnte sich nicht erinnern. Aber bestimmt wäre er mir aufgefallen.

    "Hallo", entgegnete er die Begrüßung schließlich. Dann hob er einen Flügel und deutete kurz auf M. "Hast du auch eine Nachricht bekommen?"


    Während er den Flügel wieder senkte, warf er einen kurzen Blick in die Höhle hinein. Schwach konnte er drei Wege ausmachen, die sich von hier abspalteten. "Offenbar soll sich hier ein Mann aufhalten, der bio..." Kurz stockte er, dann setzte er wieder an: "Bio..." Er blickte Kamui etwas verzweifelt an, da ihm das Wort nicht einfiel, doch der andere Orni blieb stumm, wahrscheinlich tief in Gedanken versunken. Dann sah Kotari wieder zu dem Fremden und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. "Er baut Monster aus Schrottteilen, so ähnlich wie die Wächter draußen vor Hyrule. M sagt, er plant etwas mit diesen Maschinen. Etwas Schlimmes."


    Er zuckte mit den Achseln. Wenn er ehrlich war, begriff er das Ganze immer noch nicht so ganz - zu viel entzog sich seinem Verstand. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, Kamui sprechen zu lassen. Doch dass er eine mögliche Gefahr nicht ignorieren konnte, war Kotari dagegen sehr klar.


    "M bat uns, nachzuschauen, was es damit auf sich hat." Er blickte dem Hünen vor ihnen ins Gesicht, konnte dessen Ausdruck aber nicht deuten. "Und deshalb sind wir hier", schloss der Orni.

  • Ein Neuling? Verwirrt musterte Kamui den Mann. Woher er wohl kommt... Naja, egal.


    Bevor der Fremde jedoch irgendwie auf Kotaris Geschichte antworten konnte, erklärte Kamui: "Ich glaube, sie heißen bionische Monster. Leider weiß ich selbst nicht wirklich, was das besondere an ihnen wäre, da ich bis jetzt noch keines gefunden habe... Wenn man bedenkt, dass ich eigentlich damit beschäftigt bin, solche und ähnliche Wesen zu erforschen, ist das irgendwie überraschend!"

    Er schüttelte den Kopf: "Mein Name ist übrigens Kamui, und der Orni neben mir heißt Kotari. Und sie... Sie nennt sich M. Leider weiß ich nicht, ob das ihr richtiger Name ist oder nur ein Spitz- oder Tarnname."
    M sagte dazu nichts.


    Kamui machte auch wieder ein paar Schritte in die Höhle rein und sah sich um. Nach ein paar Sekunden wandte er sich an M. "Um ehrlich zu sein... Mich spricht keiner der Gänge so wirklich an. Der erste Gang verengt sich da hinten etwas- wenn wir von einem der bionischen Monster angegriffen werden, können wir uns wahrscheinlich nicht richtig verteidigen. Andererseits werden unsere Feinde vielleicht auch Probleme haben, sich zu wehren..."
    Er ließ seinen Blick weiterschweifen und blieb an einem der anderen Gänge hängen. "Wo ist denn die Person überhaupt, die wir suchen? Einerseits fände ich es recht komisch, wenn unser Zielobjekt kein Interesse daran hätte, das Geröll dort hinten wegzuräumen, besonders, wenn er nachher auch noch seine Monster wieder aus der Höhle rausholen will, andererseits könnte das auch eine falsche Fährte sein... Vielleicht will er Eindringlinge auch nur ausbremsen!"
    Der Orni ging etwas näher auf den letzten Gang hinzu. "In ein paar Metern kann ich eine Mulde mit Wasser erkennen... Ob die Monster wasserfest sind? Sollten sie hier gebaut werden, will ich nicht wissen, wie er sie dann wieder aus der Höhle bekommt, besonders, da ich nicht wirklich einschätzen kann, wie lange wir dort durchwaten müssten."


    Er wandte sich wieder an M. "Kannst du uns mehr zum Aufbau der Höhle sagen? Ich kann von hier aus leider schlecht den weiteren Verlauf der Wege einschätzen..."

    Wenn wir am Ende eh am gleichen Ziel ankommen, dann würde ich auf jeden Fall zwischen dem Gang mit Geröll und dem engen Gang schwanken. Mit etwas Glück sind die ganzen Steine die einzige Hürde, die wir überkommen muss, und die Engstelle... Vielleicht können wir sie auch zu unserem Vorteil einsetzen, falls wir angegriffen werden!

    Welcome back to Trench