Phirone {Region}

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  • Jenseits der Zwillingsberge beginnt das Gebiet von Phirone und zieht sich weit nach Südosten bis ans Meer von Necluda. Die wie verzaubert wirkende Region ist dicht von alten Urwäldern bewachsen, Moose und Schlingpflanzen breiten sich aus. Es gibt viele Quellen, Seen und Flussläufe, die oft nur zu finden sind, wenn der Wanderer von den wenigen Wegen abweicht, die das Gebiet durchziehen.


    Riesige Bäume gedeihen im warmfeuchten Klima dieses Regenwaldes und überwuchern die Ruinen der vielen Tempel und Gebetsstätten aus der Zeit vor der großen Verheerung. Alle Arten von Wildtieren haben hier ihre Heimat gefunden, von der kleinsten Ausdauerheuschrecke bis zum großen Flusswisent.


    Die Natur hat das Gebiet so gründlich zurück erobert, dass es kaum Ansiedlungen gibt. Man kann tagelang wandern, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Erst weit südlich, an den hohen Fällen des Floria-Sees, lädt der „Stall am See“ die Reisenden zum Verweilen ein und noch ein paar Wegstunden weiter liegt das kleine Fischerdorf Angelstedt.




    ****


    Nass!
    Das war Gustls erster Gedanke, als sie aufwachte. Seit Tagen regnete es, scheinbar hatte der himmlische Schleusenwärter seinen Urlaub genommen und vergessen, vorher die Dämme zu schließen.


    Gustl hatte ihre Familie in den Verlorenen Wäldern besucht und gerade erst den Weg nach Hateno angetreten, als der große Regen kam. Hätte sie geahnt, dass das tagelang so weiter gehen würde, wäre sie flugs mal wieder zurück gegangen. Andererseits wäre sie dann womöglich doch wieder in eine Zankerei mit ihrem Bruder geraten. Sie hatten sich beide - dem Rest der Familie zuliebe - sehr zusammen genommen, um nicht wieder über das ewig gleiche Thema zu streiten, aber die Spannungen zwischen ihr und Beninus konnte Gustl fast körperlich spüren und so hielt sie es für angebracht, sich wieder auf den Weg zu machen.


    Doch kaum lag der Stall des Waldes hinter ihr, begann es zu schütten. Eigentlich mochte Gustl Regen gern und nach der Zeit im angenehmen Nebel der Wälder hatte sie sich fast davor gefürchtet, sich wieder auf die staubige Savanne zu begeben. So tat es ihr zunächst richtig gut, die Regentropfen auf der Rinde zu spüren und sie machte sich einen Spaß daraus, durch Wasserpfützen zu hüpfen und die nassen Hügel hinunter zu schlittern. Aber nach ein paar Tagen reichte es ihr dann doch, sie wollte nur noch irgendwo ein trockenes Plätzchen. Das fand sich dann in den Hickory-Wäldern in einer verlassenen Spechthöhle, in der sie nun schon seit Tagen festsaß.


    "Nass", sagte sie laut. Sie lauschte, etwas störte sie, aber sie wusste nicht was. Dann fiel es ihr plötzlich auf: Stille, absolute ruhige Stille. Es regnete nicht mehr!


    Gustl lugte aus ihrer Baumhöhle. Der Tag war noch jung, alle Pflanzen glänzten vor Nässe, aber die Sonne schien und Dampf stieg vom Boden auf. Gustl war erleichtert. Schnell ihren Kram zusammen gepackt, den Pilzsack geschnappt und sich durch den engen Höhleneingang gezwängt. Sie warf den Rotor an und schwirrte los. Schnell ließ sie das Wäldchen hinter sich, stieg höher und betrachtete ihr geliebtes Hyrule, das nach dem Regen wirkte wie von den Toten auferstanden.


    Während ihres Zwangsaufenthalts in der Höhle hatte sie sich überlegt, dass sie, statt direkt nach Hateno zu fliegen, einen kleinen Umweg über Angelstedt machen könnte. Sie wollte weitgehend den Nebenstraßen folgen und an Ställen Rast machen. Dort und unterwegs könnte sie vielleicht doch noch einige Pilze verkaufen, denn damit hatte sie sich im Laden ihres Vaters reichlich eingedeckt. Wegen des Wetters waren ihr unterwegs kaum Wanderer begegnet und so war ihr Jutesack noch immer gut gefüllt und recht schwer. Je eher sie die Waren an den Mann brachte, desto kürzer musste sie den Sack schleppen und könnte gleichzeitig mit genügend Rubinen in Hateno ankommen, um nicht gleich wieder Arbeit suchen zu müssen.


    Ja, so würde sie es machen – zuerst nach Angelstedt! Gustl drehte sich einmal um sich selbst, orientierte sich und nahm Kurs auf Phirone.


    Geht nach: Angelstedt

    Einmal editiert, zuletzt von Hyrokkin () aus folgendem Grund: mit Ednas Einverständnis Bild eingefügt

  • aus Angelstedt kommend
    "Klarinetta-Küste"


    Warscheinlich war es bereits gegen Mittag, als Anya sich entschloss, wieder umzudrehen und nach Angelstedt zurückzukehren. Der Ausflug hatte sich mehr als gelohnt: Zum einen hatte sie nun eine beträchtliche Menge der begehrten Krabbeltierchen gefangen; zum anderen hatte sich herausgestellt, dass Seven ordentlich Energie hatte. Ein derartiges Tempo war sie eigentlich gar nicht mehr gewohnt und freute sich über die Möglichkeiten, die sich da auftun würden. Mit dem Pferd könnte sie innerhalb von wenigen Tagen quer durch Hyrule reisen und bräuchte nicht mehr Wochen und Monate. Weiterhin hatte Anya bemerkt, dass es außerodentlich gut zugeritten war und schon kleinste Komandos befolgte. Ein Blick ins Maul des Tieres verriet, dass es vielleicht 5 oder 6 Jahre alt war und damit noch blutjung. Während sie zurücktrabten grübelte Anya, wer wohl der Reisende war, der dieses ausgezeichnete Pferd einfach bei Bob am Stall am See abgegeben hatte und warum. Wer gibt ein so gutes Pferd weg?
    Nach einiger Zeit begrub sie diese Grübeleien wieder. Wenn sie in Angelstedt ankam, würde sie Vina wegen Tristan ansprechen und mit ihr klären, ob sie ihn versorgte. Es lohnte sich kein Stück vorzustellen, wie schnell die Reise mit einem Pferd war, wenn sie Angelstedt mit dem Esel verlassen müsste. Sie musste heute für klare Verhältnisse sorgen. Der Gedanke daran, ihn hier zurückzulassen, schmerzte seit dem Morgen nicht mehr. Anya war sich sicher wie nie, dass er es hier gut haben würde und ihr schlechtes Gewissen hatte sich in Luft aufgelöst. Es musste einfach klappen.
    Sollte Vina dem allen zustimmen, würde Anya wohl morgen nach dem Sonnenaufgang Richtung Hateno aufbrechen. Wenn nicht, dann bereits heute noch, so schnell wie möglich. Denn bald fand das Gründerfest in der kleinen Metropole statt und die wohl beste Gelegenheit, ihren Bruder wiederzusehen und die gefangenen Käfer und Echsen zu verkaufen, die es in Hateno und Umgebung nicht gab und die Nachfrage entsprechend hoch sein durfte. Anschließend, plante sie, würde sie Kakariko aufsuchen. Die Sheikah waren ein wissendes Volk und vielleicht würde jemand von ihnen eine Idee haben, was das Amulett zu bedeuten hatte, welches Anya um den Hals trug. Auch die Ranelle-Spitze war von dort aus ein Katzensprung entfernt und auch dieser Ort musste nochmal aufgesucht werden. Diese seltsame Melodie an diesem Berg - sie ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
    Irgendwann später dann käme das Gebiet in Ranelle an die Reihe, welches Anya noch nie gesehen hatte. Gustl hatte beim Frühstück berichtet, dass die Zora dort leben würden und eine wunderschöne Stadt hätten. Sie sollte blau schimmern; so wie fast alles dort in der Gegend. Außerdem erfuhr sie von Gustl, dass die Zora außerordentlich gastfreundlich waren, jedenfalls die jüngeren, und über unvergleichlich gute Betten verfügten. Von einer Gerudo hatte Anya auch unlängst erfahren, dass die Zora sehr an neuen Handelsbeziehungen interessiert wären, einen stattlichen jungen Prinzen hätten und noch einiges mehr. Und wenn sie sich danach wieder auf die Reise machte, wollte sie den Wald der Krogs erreichen. Zumindest falls Gustl ihr verriet, wie man durch die Verlorenen Wälder kommt.


    Doch alles nach und nach. Anya schüttelte den Kopf und bemerkte, dass Angelstedt in Sicht war. Schon von hier aus war zu sehen, dass Vina auf der Weide stand. Von den nächsten Minuten würde alles abhängen.


    Richtung Angelstedt

  • Kommt von Angelstedt

    Die Straße aus Angelstedt zog sich ungefähr über eine Stunde, bevor Zoltan die Abzweigung erreichte, die rechterhand zur Daskida-Ebene führte. Er beschloss, für eine Weile zu rasten und sein nächstes Vorgehen zu überdenken. Ihm war bisher nichts Verdächtiges aufgefallen, und außer Gustls überstürztem Bericht hatte er keine Informationen darüber, mit welchen Ausmaßen er es zu tun hatte. Zunächst hielt er fest, dass die Yiga selten aus dem Hinterhalt angriffen. Sie tarnten sich gern als harmlose, verirrte Reisende, um ihre potentiellen Opfer anzulocken und aus nächster Nähe zu begutachten, um nicht doch eine unangenehme Überraschung zu erleben. Was ehrlich gesagt nicht gerade für ihren Mut sprach. Aber wenn es zum Kampf kam, hieß es: Volle Konzentration. Yiga legten mehr Wert auf Geschwindigkeit als rohe Angriffkraft, eine nicht zu unterschätzende Taktik, die er sich auch angeeignet hatte. So weit, so gut. Es ärgerte ihn gerade nur, dass er seinem Körper am heutigen Tag schon so einiges zugemutet hatte. Vielleicht war sein Aufbruch zu überstürzt gewesen. Vielleicht...


    "Ich dachte wir hätten uns darauf geeinigt, dass du ein toter Mann bist, solltest du noch einmal unsere Wege kreuzen."


    Er fuhr herum und verfluchte seine Unaufmerksamkeit. Einen Yiga hatte er also schonmal gefunden.

  • Kommt von: Angelstedt


    "Gehn wir Yiga jagen!"
    Aahja! Sicher! Gustl, die große Yiga-Jägerin. Ähm, irgendwie war da was schief gelaufen.


    Gustl hatte eigentlich gedacht, dass Zoltan sie und Anya vor den Yiga beschützen würde, nicht umgekehrt. Aber im Eifer, Anya davon zu überzeugen, dass sie los mussten, war sie wohl heftig übers Ziel hinaus galoppiert. Jetzt flog sie neben Anya her, um einen Typen zu suchen, den sie nicht mal leiden konnte. Wie hatte sie das nun wieder hingekriegt?


    Egal, sie waren unterwegs. Zoltan hatte einen gute Stunde Vorsprung, aber er war zu Fuß unterwegs. Anya hatte noch ihre Waffen gerichtet und Seven gesattelt, dann waren sie auch schon los galoppiert. Seven war ein wirklich schnelles Pferd, doch Anya war eine gute Reiterin, die wusste, dass sie ihr nicht zu viel abverlangen durfte. Sie wechselte ab und zu die Gangart, ließ Seven auch mal traben, aber die Stute zeigte auch jetzt, nachdem sie eine halbe Stunde gelaufen war, nicht die geringsten Anzeichen von Müdigkeit.


    Gustl musste zugeben, dass sie beeindruckt war, sowohl von Seven als auch von Anya, die nicht einen Moment gezögert hatte, als es darum ging, jemandem bei zu stehen, der Hilfe brauchte.


    Gerade hatten sie den Hohlweg hinter sich gebracht als Anya Seven zügelte und sich zu ihr um drehte. "So", sagte sie. "Wir müssen jetzt rechter Hand zur Deskida-Ebene abbiegen, aber von hier an sollten wir sehr vorsichtig sein. Es ist eine Nebenstrecke, auf der nur wenige Menschen unterwegs sind. Wie wärs, hast du Lust, dir die Strecke mal kurz aus der Luft an zu sehen, vielleicht kannst du ja sogar Zoltan irgendwo entdecken." "Klar", antwortete Gustl, "gucken kostet nichts. Bin gleich wieder da". Froh, sich endlich einmal nützlich machen zu können, flog sie los.

    Einmal editiert, zuletzt von Edna ()

  • Ein bekanntes Gesicht. Mit kurzen, blonden Haaren, einem dazugehörigen Backenbart und einem spöttischen Glanz in den Augen. Zoltan stand seinem ehemaligen Ausbilder gegenüber.


    "Guten Abend, Cassius. Ich hörte, ihr wärt in der Gegend und dachte, wir können über alte Zeiten plaudern. Die Bewohner von Angelstedt fühlen sich scheinbar momentan von euch bedroht. Juckt euch wieder der Schuh, weil ihr die Rückkehr eines toten Mannes befürchtet?"


    Der hochgewachsene Mann namens Cassius schnaubte. "Wo drückte dir damals der Schuh, als du dich wie ein sterbender Köter an uns geklammert hast? Als du nichts weiter warst als ein heimatloser Wurm, der sich behaupten wollte?"


    Zoltan hielt dem Blick stand.
    "Nun, ich habe dir einiges zu verdanken. Zum Beispiel eine gute Kampfausbildung. Vielen Dank. Aber nun..."


    Cassius brüllte auf. "Verräter! Der Meister mag dich trotz allem am Leben gelassen haben, weil du seinen Sohn gerettet hast! Aber ich werde dich..."
    Zoltan parierte den Hieb seines Kopfabschneiders und sprang zur Seite, sein Schild ziehend.
    "Richte Koga aus, dass es mir ein Bedürfnis war, ein Menschenleben zu retten. Ich hoffe, er macht das Beste aus dieser Erfahrung und endet nicht wie ihr..."
    Cassius lächelte.
    "Nicht nötig, ihm irgendwas von dir auszurichten", spottete er und parierte einen horizontalen Hieb Zoltans. "Weil du nicht mehr lang genug leben wirst, um diese kleine Gefälligkeit zu nutzen. JETZT!"


    Zoltan blickte um sich, sah einen Pfeil auf sich zukommen und schaffte es, diesen mit seinem Schwert beiseite zu schlagen. Aber dennoch fühlte er plötzlich einen sehr schmerzhaften Stich in seiner Brust. Natürlich. Doppelschussbogen. Er blickte an sich hinunter und sah den Schaft des zweiten Pfeils aus seiner Brust ragen. Dann schaute er nochmal auf und sah Cassius' selbstgefälliges Grinsen, bevor dieser mit einem Wink zu seinen verborgenen Lakaien verschwand.


    Zoltan konnte nur noch das von einem Schwall Blut begleitete Wort "Feiglinge" husten, bevor alles um ihn herum schwarz wurde.

  • aus Angelstedt kommend
    Daskida-Hochebene, Daskida-Berg

    Gustl piepste auf: "Oh mein Gott, sie haben ihn getroffen!"
    Sie schwirrte davon und Anya ritt hinterher. Nahe am Daskida-Berg lag Zoltan am Boden, um ihn herum eine Blutlache. Sie eilten zu ihm und mussten erkennen, dass er schlimm getroffen worden war. Verdammter Mist! Gustl und Anya verstanden sich blind: sie würde bei ihm bleiben, während Anya die Gegend absuchte. Als sie etwa ein hundert Meter Richtung Schuppenkap geritten war, fand sie einen Doppelschussbogen auf dem Boden. Als sie abstieg und ihn aufhob, hörte sie ein tiefes Lachen hinter sich.
    Ein Yiga-Offizier!
    Vor einigen Monaten war sie schon mal einem begegnet. Im Nahkampf hatte man keine Chance gegen ihn, also würde sie es mit dem Bogen versuchen müssen. Leider stand Bogenschießen nie auf ihrem Lehrplan. Es gelang ihr nicht und der riesige Typ kam immer näher. Aber gerade durch seine Größe war er langsam; viel langsamer als sie. Sie nahm all ihren Mut zusammen, ließ den Bogen fallen und wartete, bis er mit seiner Windklinge zuschlug. Dann machte sie einen Satz nach rechts und rannte auf ihn zu. Kurz vor ihm schlug sie noch einen Haken und schwang sich athletisch um ihn herum. Ehe sich der Typ versah, saß sie auf seinen Schultern und schnitt mit dem Gerudo-Messer durch seinen Hals. Dann war alles vorbei.
    Wie von Geisterhand verschwand der tote Yiga unter ihr und es war wieder mucksmäuschenstill. Anyas Knie schlotterten ganz plötzlich. Seven kam angetrabt und stubste sie mit der Nase an. Zitternd saß sie auf und kehrte zum Geschehen zurück.

  • Gustl hatte kaum die Anhöhe überwunden, als sie auch schon Zoltan entdeckte. Er unterhielt sich ganz zivilisiert - mit einem Yiga! Verdammter Verräter! Hätte sie nur auf ihr Bauchgefühl gehört. Gerade wollte sie zurück zu Anya fliegen, als der Yiga plötzlich etwas schrie, sein Schwert zog und Zoltan angriff. Der parierte problemlos die Schwerthiebe des Yiga, doch plötzlich fasste er sich an die Brust und sank zu Boden, während der Yiga von einem Augenblick zum anderen verschwunden war.


    "Oh mein Gott, sie haben ihn getroffen!" Gustl schoss los. Vage nahm sie Sevens Hufschlägehinter sich wahr, Anya war hinter ihr, aber Gustl konnte nur daran denken, dass Zoltan tot war.


    Da war sie auch schon bei ihm angekommen. Ein Pfeil ragte aus seiner Brust, war das Herz getroffen? Vielleicht nicht, Zoltan atmete noch, vermutlich war der Pfeil knapp am Herzen vorbei gegangen. Sie sah Anya an, die starrte nur kurz zurück, dann sprang sie aufs Pferd und galoppierte die Ebene hinauf, den Yiga hinterher.


    Gustl wandte sich wieder Zoltan zu und überlegte rasend, was nun zu tun war. Der Pfeil musste raus, aber zuerst musste sie sich vergewissern, dass sie die Blutung stoppen konnte. Sie untersuchte ihn genauer und nickte. Sie suchte kurz in ihrem Rucksack herum,nahm Deku-Blätter und ihre Kräutersäckchen heraus. Dann bestrich sie ein Blatt mit einem blutstillenden Kraut und legte es auf Zoltans Brust neben die Wunde. Sie krabbelte auf ihn, atmete tief ein und zog den Pfeil vorsichtig heraus. Geschafft! Er blutete stark und sie presste schnell das Deku-Blatt auf die Wunde. Wieder einmal verfluchte sie ihre Winzigkeit, wäre sie nur etwas schwerer, dann könntesie viel fester drücken, aber es musste genügen.


    Ängstlich beobachtete sie Zoltans Gesicht. Es war leichenblass. Sie drückte ein Ohr an seine Brust, seinHerz schlug zu schnell, aber regelmäßig und die Atmung schien normal."Heiliger Dekubaum, hilf ihm" betete sie, ohne es auch nur zu merken.Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Zoltan gerichtet, was konnte sie noch tun?


    Vorsichtig hob sie das Dekublatt an, es blutete weniger, aber immer noch zu viel. "Hör auf zubluten, hör auf zu bluten" beschwor sie ihn. Aber weder der Dekubaum noch Zoltan würden sie hören. Ob sie die Wunde besprechen sollte? Das hatte sie einmal bei einer wandernden Heilerin gesehen. Gustl selbst war nicht besonders gut darin, weil niemand sie unterrichtet hatte, und sie wusste, dass es gewaltig schief gehen konnte, doch wenn sie nichts tat, wäre Zoltan schon bald tot. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich und begann, vor sich hin zu flüstern.


    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie von einem Klopfen aus ihrer Versunkenheit gerissen. Sie schreckte auf, sah sich um und erkannte, dass das Klopfen von Sevens Hufschlägen stammte. Anya kam zurück.


    Gustl kontrollierte erneut die Wunde und stellte erleichtert fest, dass sie sich geschlossen hatte. Zoltan war immer noch bewusstlos, aber sein Gesicht hatte etwas Farbe angenommen. Gut. Sie versorgte die Wunde und sah zu Anya.


    Sie stieg vom Pferd, band Seven an einem umgestürzten Baum fest und kam auf Gustl zu. Die stutzte."Was ist denn passiert, ist das Blut an deiner Kleidung? Geht es dir gut?" fragte sie und sprang aufgeregt auf Anya zu

  • Daskida-Berg


    "Es ist alles ok Gustl. Nur ein Kratzer." Verdammt. Das Blut war nicht ihrs und würde ihre Tat verraten. Es würde rauskommen, dass sie jemanden getötet hatte und entweder würde man sie anklagen oder sie dafür feiern. Beides war eine Horrorvorstellung. "Ich bin blöde gestolpert und habe mich nur ein bisschen verletzt", fügte sie noch schnell hinzu. "Ist er tot?"
    "Nein, ich konnte den Pfeil entfernen und das Blut mit einer Kräutermixtur stillen. Aber er ist nicht bei Bewusstsein und bestimmt nicht transportfähig. Was machen wir denn jetzt?"

    Anya überlegte kurz. Sie sah ihn an und war froh, dass er nicht auch noch tot war.

    "Ich reite zurück nach Angelstedt. Dort hole ich die Zeltplane, Holz, einen Feuerstein und Proviant. Ich brauche circa anderthalb Stunden, dann bin ich zurück. Sei leise und beweg dich nicht."
    Es war nicht die beste Lösung für den schwerverletzten Zoltan. Aber es gab keine andere.
    Als sich Anya auf Sevens Rücken hievte und lostrabte, übermannte sie der Schock. Tränen rannen ihr über das Gesicht, Arme und Beine zitterten unkontrolliert. Sie sah auf ihre Hände und konnte es nicht begreifen.
    Heute morgen noch, ja heute Mittag, war sie Anyanka aus Hebra, die Tochter eines Eselzüchters. Eine, die eigentlich nun hätte im Schloss Blumen pflanzen sollen und saubere und gute Kleidung trug. Die Sonne würde stets scheinen und alles war friedlich und bunt.

    Jetzt aber war sie eine Mörderin. Eine, die Schande über ihre Familie gebracht hatte.


    Seven blieb stehen. Doch sie waren nicht in Angelstedt. Die Stute war ihres Weges gelaufen und stand nun vor dem Stall am See.

  • Zoltan blinzelte und sah den Sternenhimmel über sich. Warum? Er sollte tot sein! Er richtete sich ächzend auf und sah auf seine Brust, die immernoch höllisch schmerzte. Doch der tödliche Pfeil war verschwunden, stattdessen war dort ein dicker Verband, der sogar professionell wirkte. Wer...? Er sank stöhnend zurück. Die Wunde schmerzte immernoch und er spürte, dass er vor Fieber glühte.


    "Nicht bewegen!", kam von rechts eine hohe, strenge Stimme. Ein Gesicht schob sich in sein Sichtfeld. Viel mehr ein Ahornblatt, das ein Gesicht darstellen sollte. Gustl. Hatte sie etwa...? Wie der kleinste Doktor der Welt wuselte sie um ihn herum, überprüfte den Verband, trug etwas von einer Paste auf. Er wollte irgendetwas sagen. Wollte ihr danken, wollte sie dafür verfluchen, dass sie ihm gefolgt war... wollte ihr erklären, was da vor sich gegangen war. Warum es ihm wichtig war, die Yiga zu suchen. Warum er Futter für die Wölfe am Wegesrand geworden wäre, wäre Gustl nicht aufgetaucht und hätte... was eigentlich getan?


    "Du hattest so eben noch mehr Glück als Verstand. Himmel hilf, ihr Hylianer, vor allem ihr Männer! Den Verstand verloren, allesamt! Sich mit Yiga einzulassen... bleibst du wohl endlich still liegen! Deine Wunde ist versorgt, aber du bist noch lange nicht über den Berg! Oh Anya... wo steckst du denn bloß?" Gustl entfernte sich und klapperte irgendwo nervös vor sich hin. Anya war hier? Nein, momentan offenbar nicht, aber... war sie in Gefahr? War dieses törichte Mädchen ihm gefolgt und steckte nun ebenfalls in Schwierigkeiten? Verdammt noch mal... wann hatten die Dinge angefangen, so aus dem Ruder zu laufen? Gustl würde ihm mehr erzählen können. Er wandte sich an den Krog. "Anya...?" Doch mehr bekam er nicht hinaus. Ihm schwindete, und wieder war da nur noch Schwärze.

  • Gustl drehte sich zu Zoltan um. Da! Ist er schon wieder weggetreten! Schöner Held!
    Sie klapperte zu ihm, lauschte noch einmal auf seinen Herzschlag, aber der war stark und regelmäßig. Sie wusste selber nicht, ob er wegen seines starken Körpers überlebt hatte oder ob ihre Besprechung geholfen hatte. Egal, Hauptsache, er lebte noch.


    Wo blieb Anya nur, sie müsste doch längst zurück sein. Gustl war nervös. Zwar war sie jetzt sicher, dass Zoltan durchkommen würde, aber er war sehr schwach und sollte erst mal still halten. Deshalb war es gut, wenn er bewusstlos blieb, aber andererseits wäre es ihr lieber gewesen, er würde nicht gut sichtbar mitten auf der Wiese liegen. Ein Versteck wäre gut, denn wenn die Yiga wieder auftauchen würden, wäre es um ihn geschehen. Was hatte er sich nur gedacht, ganz allein aufzubrechen. Und jetzt saß sie da, mit einem schwerverletzten Mann und ohne Anya.


    Um sich abzulenken, hatte sie in der Umgebung nach Kräutern und Pilzen gesucht, wenn er wieder aufwachte, wollte sie versuchen, ihm etwas zu essen zu geben, damit er schneller zu Kräften kam. Wasser hatte er zum Glück genug bei sich. Sie hätte ihm gerne etwas davon eingeflößt, traute sich aber nicht. Seine Wasserflasche war fast so groß wie sie selber, sie konnte sie nicht zuverlässig handhaben und wenn er sich verschluckte... nicht auszudenken!


    Wo blieb Anya nur!


    Gustl lauschte noch einmal auf Zoltans Atemzüge, dann flog sie auf den nächsten Felsen und ließ sich dort in einer Nische nieder. So hatte sie den Weg nach Angelstedt im Blick und konnte gleichzeitig Zoltan im Auge behalten. Sie überprüfte noch einmal ihren Vorrat an Nüssen und Steinen, falls wirklich ein Yiga auftauchte, aber nur zur Beruhigung. Ihr war durchaus klar, dass sie mit ein paar Steinchen keinen Yiga verjagen konnte.


    Sie wartete.

  • vom Stall am See kommend
    Daskida-Berg, Phirone


    Es dauerte natürlich viel länger als gedacht. Aber dafür war sie nicht allein zurückgekommen.

    Als sie die Stelle erreichten, lag Zoltan unbewegt am Boden und Gustl wuselte um ihn herum. Die Erleichterung war ihr anzusehen, als Anya endlich zurück war.
    "Tur mir leid, dass es so lange gedauert hat", stammelte Anya. "Irgendwie ist Seven zum Stall gelaufen. Das war aber gut, denn Bob kann helfen."
    Der begutachtete Zoltan eingehend und sah besorgt aus. "Jetzt müssen wir ihn erstmal auf den Wagen kriegen." Noch einmal mobilisierte Anya all ihre Nerven und Kräfte und schaffte es, ihren Körper zu koordinieren. Zusammen hievten sie ihn auf die Ladefläche. Er ist nicht kalt, er lebt.


    Anya hob Gustl hoch und setzte sie neben Zoltan. "Du hast ihn versorgt. Gut gemacht! Gustl, wenn du nichts wärst, wäre er tot! Ohne dich würde er hier liegen und verbluten!" Anya machte eine kleine Pause, und fuhr dann fort: "Ich bin völlig fertig, ein Stückchen noch, dann sind wir am Stall. Halt dich fest."
    Als Anya wieder aufgesessen hatte, blickte sie noch einmal zum Berg. Dahinter hatte sie gemordet, ein Leben ausgelöscht. Sie werden keine Leiche finden. Wenn ich niemandem etwas sage, wird es auch keiner merken. Dass du zitterst, ist normal. Doch schon bald wirst du es vergessen haben und dann wirst du mit deinem Weizen und Reis weiter fröhlich durch die Lande ziehen und andere bekochen. Und im See baden. Jetzt musst du schlafen, Anya. Du musst aufwachen.


    Während Bob den Wagen in Gang setzte, lauschte Anya noch mal in die Nacht hinein. Es war nichts zu hören. Waren die Yiga verschwunden? War ihnen aufgefallen, dass einer von ihnen fehlte? Wussten sie, was sie getan hatte?
    Das Blut gefror in ihren Adern.


    zum Stall am See reitend

  • Gustl wartete und wartete. Immer wieder lief zu Zoltan, prüfte seinen Verband und seinen Herzschlag, lief wieder zurück, hielt Ausschau und so immerfort. Zumindest hielt sie das wach, sie war so müde.


    Auf einmal hörte sie in der Ferne Hufschläge. "Yiga", dachte sie erschrocken, bis ihr einfiel, dass die nicht zu Pferde unterwegs waren. Es konnte nur Anya sein. Schnell stieg sie auf und hielt Ausschau. Auf der Straße vom Stall des Sees sah sie einen Wagen, Anya ritt direkt dahinter. Oh, deshalb kam sie so spät! Aber das war klug gedacht, mit einem Wagen konnten sie Zoltan von hier wegbringen.


    Schnell flog sie zu ihm, richtete noch einmal den Verband, suchte ihre Sachen zusammen und stopfte alles in ihren Rucksack. Und da war Anya auch schon da. Sie sah völlig erschöpft aus, nahm sich aber dennoch die Zeit, Gustl zu loben, weil sie Zoltan versorgt hatte und half dann dem Fuhrmann, Zoltan auf die Pritsche zu legen. Sie selbst wurde von Anya neben ihn gesetzt und dann ging es auch schon los. Anya ritt hinter ihnen und Gustl hätte ihr gerne angeboten, doch ebenfalls auf dem Wagen mit zu fahren. Doch das ging wohl nicht, Bob musste fahren und Anya passte auf sie alle auf.


    Das gleichmäßige Schaukeln des Wagens machte Gustl schläfrig. Eigentlich wollte sie sich um Zoltan kümmern, aber die Aufregung und das Besprechen der Wunde hatten sie ausgelaugt. Und jemand anders hatte die Verantwortung übernommen. Gustl wurde ruhiger und schlief ein.


    geht nach: Stall am See

  • kommt vom Stall am See
    in der Nähe des "Floria-Sees"


    Bei Zoltan hielt jetzt Anya Krankenwache und so hatte Gustl sich die Zeit genommen, ihren Propeller in einem kleinen Teich einzuweichen, damit er wieder schön glatt und glänzend wurde. Da sie ihn nicht gerne unbeaufsichtigt ließ, suchte sie um den Teich herum nach Heilpflanzen. V.a ihr Vorrat an blut- und schmerzstillenden Kräutern war durch Zoltans Behandlung arg geschmälert, und gerade Letztere würde er in den nächsten Tagen noch brauchen können.


    Gustl war selbst überrascht, wie gut Zoltan sich von der Stichwunde erholt hatte. Sie wusste, dass das Besprechen das bewirkt hatte, aber sie war auch ein wenig verärgert, weil sie noch immer nicht herausgefunden hatte, warum es funktionierte oder manchmal eben nicht. Hoffentlich fand Zoltan nicht heraus, wie wenig sie gewusst hatte, was sie da tat. Er wäre bestimmt nicht begeistert,wenn er wüsste, dass sie es auch hätte schlimmer machen können. Andererseits, hätte sie es nicht gewagt, wäre er auf jeden Fall gestorben. Jetzt aber ging es ihm schon viel besser und morgen würde er bestimmt schon aufstehen können. Sie würde schon noch dahinter kommen, was es mit diesen Kräften auf sich hatte.
    Einstweilen war sie einfach froh, dass es geklappt hatte. Sie wackelte fröhlich klackernd um den Teich herum, sammelte Kräuter, drehte Heli in seinem Teichbad um und nahm auch selbst ein Bad. Es war so ein schönes Gefühl, wie ihre Rinde sich wieder mit Feuchtigkeit voll sog. Gustl ließ sich im Wasser treiben und träumte vor sich hin.


    Als sie Bob hörte, der sich bei den Pferden zu schaffen machte, war die Sonne schon hinter den Bergen versunken, es würde gleich dunkel werden. "Also los", seufzte sie. Es war Zeit, Anya abzulösen und Zoltans Verband zu erneuern. Sie zog Heli aus dem Teich, schüttelte ihn aus, sammelte ihre Kräutersäckchen ein und machte sich auf den Rückweg zum Stall.


    geht zum Stall am See

    Einmal editiert, zuletzt von Hyrokkin ()

  • Kommt von: Stall am See


    Sie war wieder unterwegs! Gustl war sehr froh darüber.


    Die Ereignisse der letzten beiden Tage hatten ihre Spuren bei ihr hinterlassen. Nicht nur die Yiga-Geschichte, sondern auch die ständigen Spannungen zwischen Anya und Zoltan hatten Gustlchen zugesetzt. Hatte sie anfangs noch Angst gehabt, Anya und Zoltan würden etwas miteinander anfangen und sie zurücklassen, gingen ihr die ständigen Sticheleien zwischen den beiden langsam an die Nerven. Was hatten die bloß?


    Nun, die nächsten Tage würden es wohl zeigen. Jetzt aber hatten sie sich auf den Weg gemacht, und es tat gut, wieder ein Ziel zu haben. Auch Seven war sichtlich froh, den Stall hinter sich zu lassen. Der Ruhetag hatte ihr sehr gut getan, sie wollte laufen, doch wegen Zoltan und Gustl musste Anya sie zügeln. Seven zeigte ihr, was sie davon hielt, indem sie hin und wieder einen kleinen Hopser machte, bis Anya schließlich kaptitulierte und sie ein wenig laufen ließ. Sie verabredeten, dass Anya sie spätestens an der Abzweigung am Sardon-Wald wieder treffen würde, von dort würden sie dann zur Sardon-Brücke und durch den Phirone-Wald Richtung Hylia-See weiter wandern.


    Zoltan und Gustl waren allein. Zunächst beobachtete sie ihn ein wenig, war aber zufrieden, er schien ein mittleres Geh-Tempo gut durchhalten zu können. Gustl flog neben ihm her und überlegte, worüber sie sich unverfänglich mit ihm unterhalten könnte. Sie war ja eigentlich nicht auf den Mund gefallen, aber jetzt wollte ihr partout kein harmloses Gesprächsthema einfallen, zumal ihr Weg bisher sehr ereignislos gewesen war. Ein paar Wanderer waren ihnen begegnet, von denen sie aber nicht aufgehalten wurden, sonst hatten sie nur einen Sumpfbüffel und ein paar wilde Ziegen gesehen. Gustl überlegte, dass Zoltan bei dem Anblick doch eigentlich das Wasser im Munde zusammen laufen musste. Er hatte seit zwei Tagen außer ein paar Pilzgerichten und Obst kaum etwas gegessen, und egal wie fit er sich fühlte, ein ordentliches Stück Grillsteak würde ihm jetzt bestimmt schmecken. Na bitte, da hatte sie doch ein unverfängliches Thema.


    "Jonnyboy, was meinst du, sollten wir unterwegs auf die Jagd gehen? Dir würde ein ordentliches Stück Fleisch gut tun, es hilft dir beim gesund werden. Und Wild gibt es hier genug. Wenn du möchtest, kann ich unterwegs Ausschau halten, Wild scheut vor uns Krogs nicht zurück, wenn wir es nicht erschrecken. Ich könnte dir oder Anya dann sagen, wo ihr hin müsst." "Hmja", knurrte er. "Kann man machen. Mal sehen." Und das war es auch schon wieder. Nicht mal auf das "Jonnyboy" hatte er reagiert. Er war offensichtlich tief in Gedanken und wollte sich nicht unterhalten.


    Gustl seufzte leise und flog ein wenig höher. Sie waren jetzt fast drei Stunden unterwegs und hinter der nächsten Wegbiegung sollten sie die Abzweigung zur Sardon-Brücke sehen können. Und da sah sie auch schon Anya. Sie kam aus Richtung Brücke und stieg gerade von Sevens Rücken, um auf Gustl und Zoltan zu warten.


    Gustl setzte Zoltan in Kenntnis und sie gingen weiter, bald würden sie Anya treffen.

  • aus Richtung Stall am See kommend
    Sardon-Wald, Phirone


    "Das war nicht sehr weit, oder Seven?" Anya klopfte ihrer Stute auf den Hals und ärgerte sich, dass sie nicht einfach weiterlaufen konnte. Diese Stute hatte so viel Power, dass sie mindestens bis zur Tabanta-Brücke hätte galoppieren müssen, damit sie sich abreagiert hatte. Anya seufzte.
    Zoltan und Gustl waren noch nicht zu sehen, da setzte sie sich ans Wasser des kleinen Baches und wusch sich die Füße. Das kühle Nass war einfach so schön angenehm. Überhaupt wäre ein Bad mal wieder drin, überlegte Anya. Und schon tauchte sie mit samt ihren Klamotten ins Wasser und planschte vergnügt. Sie nahm einen ganzen Schwall und schleuderte es zu Seven, die das mit Wiehern und heftigem Schütteln quittierte. Zum ersten mal seit Tagen öffnete Anya ihre Haare und ließ sie im Wasser treiben. Sie genoss es so sehr, dass sie nicht bemerkte, dass ihre Reisegesellschaft inzwischen eingetroffen war und nur da stand und glotzte.
    Als Anya sie sah, rief sie vergnügt zu: "Kommt rein, es ist herrlich!" Doch weder Gustl noch Zoltan rührten sich, sondern taten einfach nichts. Och na wunderbar! Seufzend stieg sie aus dem Wasser und konnte ihre Enttäuschung nur so halb verbergen. Wortlos wrang sie ihre Haare aus, strich sich das Wasser von Armen und Beinen, nahm Sevens Zügel und stapfte los. Wieder tänzelte die Stute hinter ihr hin und her und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
    "Zoltan", sagte sie schließlich. "Ich werde dir das Reiten beibringen. Sobald wir den Djungel hinter uns haben, wirst du aufsitzen und dich daran gewöhnen. Mach dir keinen Kopf, ich pass schon auf, dass dir nichts passiert. Aber du bist zu Fuß einfach zu langsam." Das kam genervter rüber, als es sollte, und doch stand sie so hinter ihrer Aussage, wie sie nun mal getroffen wurde. Sein Gesicht allerdings sprach Bände. "Was, siehst du nicht, dass mein Pferd Qualen leidet?", fügte Anya hinzu und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Wieder Stille. "Bin ich die einzige, die redet heute? Was soll das hier, was ist denn mit euch los?"
    Inzwischen hatten sie die Grenze zum Gebiet der Hylia-Brücke erreicht. Doch bis sie diese dann erreichten, würde es wohl noch ewig dauern. Zum ersten Mal überlegte Anya, wie wohl die kommende Nacht werden würde und wo sie diese wohl verbringen würden. Und bis nach Hateno war es noch ein sehr sehr weiter Weg.


    Richtung Hylia-Brücke laufend

  • "Auweia", dachte Gustl. Und schon geht es wieder los!
    Zoltan hatte doch klargestellt, dass er nicht reiten wollte (sie war gar nicht so sicher, ob er es tatsächlich nicht konnte), trotzdem drängte Anya ihn jetzt dazu. Gustl konnte es ja verstehen, Zoltan war einfach zu Fuß zu langsam, sie könnten den Wald schon fast hinter sich haben, wenn sie schneller voran kämen und er könnte sich auch mehr schonen. Sie war gespannt auf Zoltans Reaktion. Sein Gesicht sagte wieder einmal gar nichts, aber wirkte er nicht angespannter als gerade eben?


    Möglicherweise hatte aber auch Anyas Wet-T-Shirt-Anblick ihm die Sprache verschlagen. Sie stand pudelnass vor ihnen, hielt Seven an den Zügeln, das nasse Haar war dunkler und röter, und sie strahlte Zoltan an.


    Gustl sah zwischen den beiden hin und her, konnte aber beim besten Willen nicht erahnen, was als nächstes passieren würde. Also tat sie wie immer in solchen Fällen, sie tat so, als sei sie gar nicht da. Sie ging zu Seven, streichelte ihr über die Nase und erzählte ihr, was für ein tolles Pferd sie sei und was für eine Brave. Und Seven schien ihre Meinung zu teilen, zumindest widersprach sie nicht. Aber da nahm Anya auch schon die Zügel auf und führte sie Richtung Hylia-Brücke.


    geht nach: Hylia-Brücke

  • Die Aufforderung ein Bad zu nehmen, wirkte auf Zoltan im ersten Moment äußerst verlockend: Seit Angelstedt hatteer keine wirkliche Gelegenheit mehr gehabt, sich ausgiebig zu reinigen, und durch die tropische Hitze fühlte er sich von oben bis unten verschwitzt und verklebt. Sein einziger Trost war, dass sich vor ihrem Aufbruch am Stall ein altes Rasiermesser fand und wenigstens sein Gesicht etwaa Pflege abbekam - auch wenn die rostige Klinge ihre besten Tage hinter sich hatte und seine Haut nun zwar frei von Bartstoppeln, dafür aber ziemlich wund war. Dann beschloss er, dass sein Bad noch bis zum See warten konnte. Anya schien sich im kühlen Nass ein wenig zu sehr zu amüsieren und er hatte keine Lust, am Ende in Albereien wie eine Wasserschlacht verwickelt zu werden. Gustl hatte offenbar ähnliche Gedanken, sie stand stumm neben ihm und schien darauf zu warten, dass sie ihre Reise fortsetzten.


    Leider hatte Anya ein anderes Attentat auf ihn vor: Sie bestand darauf, dass sie ab Demnächst gemeinsam auf Seven sitzen würden, damit er nun doch das Reiten lernte. Mein Durchsetzungsvermögen leidet ziemlich stark unter dieser Frau. Trotz dem albernen Bild in seinem Kopf, wie er sich hilflos auf dem Rücken des Pferdes an Anya klammerte (spätestens danach würde er ihr konsequent nicht mehr in die Augen sehen), musste er zugeben, dass es ihm entgegen kam. Er war körperlich noch immer nicht ganz auf der Höhe, und sie würden wirklich unnütz viel Zeit verlieren.
    "Dann muss ich wohl in den sauren Apfel beissen, nicht wahr?" Die Gesichter seiner Begleiterinnen waren unbezahlbar. Offensichtlich hatten sie nicht damit gerechnet und standen dort nun wie vom Donner gerührt. Vor allem die tropfnasse Anya sah in ihrem verdutzten Zustand äußerst erheiternd aus. Der Moment war es nun doch wert, einfach mal nachzugeben. Er ging an Anya vorbei, die ihn weiterhin skeptisch musterte. Zoltan schnaubte.
    "Bevor du weiterreitest, solltest du dich gut abtrocknen. Sonst erkältest du dich im Zugwind, und wir hatten für's Erste genug Kranke, findest du nicht?" Und nun ein empörter Todesblick. Warum bereitete es ihm nur so viel Freude, sie aufzuziehen? Er erreichte Seven, tätschelte den Hals des Pferdes und fügte sich seinem Schicksal.

  • Gustl wartete mal wieder. Und zwar ab.
    Zoltan stand bei Seven, als gäbe es nichts außer ihm und dem Pferd auf der Welt, während Anya ihm einen Pfeilblick nach dem anderen in den Rücken jagte, was er aber nicht mit bekam.


    Gustl verdrehte die Augen. Die letzten drei Tage rekapitulierend hatte sie mehr Sinneswandel und Stimmungsschwankungen erlebt als sonst in einem Jahr. Irgendwann hatte sie den Durchblick verloren. War es, als Zoltan beschlossen hatte, ebenfalls dringend nach Hateno zu müssen? Oder war es, als Anya mir nichts dir nichts los geritten war, um ihm gegen die Yiga zu helfen? Oder als Zoltan ihr erzählte, dass die Yiga hinter ihm und Anya her seien und sie ihre Spuren verwischen müssten, Anya aber beschloss, dass sie sofort aufbrechen wollte? Wann auch immer, jetzt gerade eben verstand sie wieder mal die Welt nicht mehr. Ihr Gespür sagte ihr, dass zwischen den beiden irgendetwas ablief, aber da ihr keiner was erklärte, ging sie der Einfachheit halber davon aus, dass es sie sowieso nichts anging. Aber es nervte! "Doofköppe!" murmelte sie unwillkürlich vor sich hin und sah dann erschrocken auf, doch zum Glück hatte keiner der beiden was mitbekommen.


    Immerhin, Anya nahm Sevens Zügel wieder auf und ging weiter, Zoltan folgte ihr und Gustlchen wackelte hinterher. Sie hielt Abstand, weil sie hoffte, dass die beiden unter vier Augen vielleicht endlich mal klären würden, was immer sie zu klären hatten, aber es sah nicht so aus, als ob sie miteinander redeten.


    Gustl verlor die Geduld. Jetzt reichte es ihr aber. Sie hob ab, gab Heli Zunder und überholte die zwei. Sie landete etwas zu dicht vor Sevens Hufen, weshalb diese scheute, doch Anya hatte sie schnell wieder im Griff. "He," rief Anya, "pass doch auf! Was soll denn das?"
    Gustl hob wieder ab, blieb auf Augenhöhe vor Anya und Zoltan in der Luft stehen und zeterte aufgebracht los:"Mir reicht es jetzt langsam mit Euch. Habt ihr euch mal Gedanken gemacht, dass Zoltan gestern noch dem Tod nahe war und dass er vielleicht mal eine Pause braucht? Und hat mal einer von Euch überlegt, dass hier noch eine dritte Person anwesend ist? Mal schweigt ihr euch an, mal kommandiert ihr herum, mal reden wir miteinander und schmieden Pläne, aber dann machen wir doch wieder ganz was anderes und keiner erklärt mir, was eigentlich los ist. So wie wir es jetzt machen, könnten wir genau so gut jeder für sich unterwegs sein. Und wenn ihr beiden euch nicht bald einkriegt, werde ich wohl wirklich alleine losziehen. Und bilde dir ja nicht ein, Zoltan, dass ich hier bleibe, nur um dich weiter zu versorgen. Du passt ja nicht mal selber auf dich auf, oder hast du mal nachgesehen, was deine Wunde macht? Und du, Anya, hast du mal ihn oder mich gefragt, wie es ihm geht? Und interessiert es auch nur einen von euch, wie es mir geht?" Sie musste Luft holen, dann teilte sie den beiden in etwas ruhigerem Ton mit: "So, wir suchen jetzt einen Rastplatz. Dann bereitest du, Anya, etwas zum Essen vor und Seven solltest du mal grasen lassen. Und du Zoltan, wirst mich deine Wunde untersuchen lassen! Und während wir essen, werden wir besprechen, wie die Reise weiter geht oder von mir aus auch nicht weiter geht. Und dann gehen wir weiter! So, ich bin fertig!"


    Erschöpft von ihrem Ausbruch plumpste sie zu Boden und sah zu den beiden hoch.