Angelstedt {Siedlung}

  • Das Gespräch lief wie von selbst. Sie redeten über alles mögliche, und wann immer Anya einen Versuch wagte, etwas über seine Vergangenheit aus ihm herauszukitzeln, lenkte er sie mit irgendeinem Witz davon ab. Erfolgreich, sie kicherte jedes Mal darüber und wechselte gleich zum nächsten Thema. Er stellte fest, wie unkompliziert es war, mit ihr zu reden - er könnte sich ihr gegenüber einfach nicht so verschliessen, wie er es den meisten anderen Menschen gegenüber tat. Er schätzte, dass sie entlang ihrer Reiserouten viele Bekannte und Verehrer hatte. Von ihrer unkomplizierten Art einmal abgesehen war sie hübsch, das musste er sich eingestehen. Jedoch ließ er sich selbst von Äußerlichkeiten nicht täuschen. Das hier war der Anfang einer gemeinsamen Reise, und natürlich versuchte man da stets, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Hinter einem schönen Gesicht konnten immernoch einige unerfreuliche Charakterzüge liegen. Dann witzelte Sie, dass sie ja eine Yiga sein könnte - Hatte Tono ihr heimlich Alkohol in den Saft gemischt? - und er musste erst einmal einen großen Schluck Wein nehmen, um die Fassung zu bewahren. Als er sicher war, dass er einen neutralen Gesichtsausdruck beibehalten konnte, blickte er sie direkt an.


    "Mit solchen Witzen solltest du vorsichtig sein. Ein echter Yiga gibt sich nur zu erkennen, wenn er plant, umgehend jeden in Hörweite und danach auch noch alle Augenzeugen zu massakrieren. Am Stall der Ebene hat sich mal ein betrunkener Landstreicher damit gebrüstet zu ihnen zu gehören und die Anwesenden waren kurz davor, ihn zu vierteilen. Viele Menschen haben durch die Yiga Freunde und Familie verloren und finden an dem Thema überhaupt nichts lustig. Das ist mein Rat für die Zukunft. Reiss' lieber weiter Witze darüber, jemandem Armbänder basteln zu wollen, das ist für alle Beteiligten angenehmer." Seine Worte waren schärfer als beabsichtigt, die Atmosphäre hatte sich innerhalb von Sekunden abgekühlt. Er atmete durch und nahm erneut einen großen Schluck Wein. Das Thema musste schleunigst vom Tisch, er wusste nicht, wie verdächtig sein Wissen wirkte. Dummerweise war sein Kopf nun wie leergefegt, und das vertraute Gespräch wich einem unangenehmen Schweigen. Da betrat allerdings auch der Krog die Bildfläche (Es war ein Weibchen, hatte er nun erfahren). Das dürfte die Situation entschärfen. Ein Blick auf die wie vom Donner gerührte Anya bestätigte ihm jedoch, dass dieser Ausrutscher nun zwischen ihnen stand und von ihr heute nur noch aufgesetzt heitere Stimmung zu erwarten war, was er irgendwo tief in sich bedauerte.

  • Gustl war auf dem Weg zum Gasthaus. Sie hatte am Nachmittag zunächst bei Kara vorbeigeschaut und ihr erzählt, dass sie am nächsten Tag weiter reisen würde und mit wem. Kara mahnte noch einmal zur Vorsicht, war aber beschäftigt und Gustl wollte sie nicht weiter aufhalten. Auf dem Weg zum Strand kam sie an einer Menschengruppe vorbei. Es wurden Briefe gelesen und Päckchen geöffnet, doch Gustl spürte, das die Menschen unruhig waren. Da es ihr selbst nicht besser erging, wollte sie wissen, was man sich so erzählte. Sie ließ sich auf einer Wiese hinter einem Holzgatter nieder, wo niemand sie entdecken würde und lauschte ein wenig.

    Sie konnte nur Fetzen von Gesprächen hören, aber sie hörte mehrmals das Wort "Yiga" und "Phirone-Wald", auch von Monstern war die Rede. Ein Mann rief einmal ganz laut dazwischen: "Sollen sie doch kommen, sie werden schon sehen, dass wir uns nichts gefallen lassen!" Aber eine Frau - vermutlich seine eigene - zog ihn sofort aus der Gruppe heraus und leise auf ihn einschimpfend ging sie mit ihm davon.

    Gustl wusste nicht so recht, was sie von all dem halten sollte, aber es trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Sie sollte lieber nach Anya oder Zoltan suchen und von den beunruhigenden Neuigkeiten berichten. Sie hatte keine Ahnung, wo Anya im Moment war, aber Zoltan hatte sie vorhin kurz gesehen, als er vom Strand kam, er würde bestimmt wieder im Gasthaus sitzen. Also los, half ja nichts!

    Schon von weitem hörte sie weiteres Stimmengewirr, es kam aus dem Gasthaus. Heute war ja ganz schön was los. Sie trat ein und sah sich um. Tonos Gasthaus war brechend voll. Leute saßen und standen am Tresen herum, auch alle Tische waren besetzt. Oh Mann, sie sollte wohl lieber aufpassen, dass niemand über sie stolperte, so was gab regelmäßig Ärger. "Nun, als Krog hat man durchaus Vorteile", fiel ihr ein. Sie startete ihren Propeller, schwirrte nach oben und sah sich um. Sogleich fiel ihr Blick auf Zoltan, der sie schon gesehen hatte, sich aber sofort wieder der Frau zuwandte, die bei ihm am Tisch saß. Oh, das war ja Anya. "War ja klar, Hylianer und Hylianerin!" dachte sie spöttisch, dann sah sie genauer hin. Auweia, Anya sah alles andere als fröhlich aus. Und Zoltan guckte auch ziemlich finster, war etwas vorgefallen?

    Gustl stürzte ab. "Verdammt!" Sie hatte nicht aufgepasst und war mit ihrem Propeller an die Decke gestoßen. Beim Runterfallen hatte sie einem Orni den Drink aus der Hand gewischt und jemand anderem mit dem Propeller die Jacke zerfetzt. Der Orni packte sie und hob sie hoch, aber - dankbar für die so nicht gedachte Hilfe - startete sie sofort durch, entwischte ihm und flog über die Köpfe der Leute hinweg so schnell wie möglich wieder zur Tür raus. Uff, geschafft. Sie war draußen! Sie stieg sofort auf und landete zunächst auf dem Dach des Gasthauses, um den Schaden an ihrem Propeller zu begutachten. Der war zum Glück nicht groß. Heli, so hieß ihr Propeller, hatte ein paar neue Zacken am Rand, aber Gustl wusste, ein paar Stunden in sauberem Wasser und der Schaden wäre behoben. Einstweilen würde er weiter seinen Dienst tun, was gut war, denn im Moment wusste sie nicht recht, was sie als nächstes tun sollte. Ins Gasthaus zurück zu gehen, kam gerade jetzt nicht in Frage, sie konnte sich allzu gut vorstellen, was dann passieren würde. Dummerweise hatte sie ihren Rucksack auf ihrer Pritsche gelassen, sie konnte sich also auch keine ihrer anderen Masken überstreifen und so tun, als wäre sie jemand anders. Mist! Nochmal Mist!

    Sie wollte wirklich mit Anya oder Zoltan reden, die beiden mussten wissen, was sie gehört hatte und könnten leichter als sie selbst herausfinden, ob ihnen auf ihrem Weg Gefahr drohte. Was tun?
    Unter ihr war es wieder etwas ruhiger geworden. Sie glitt leise vom Dach herab und suchte nach dem Fenster, an dem Anya und Zoltan saßen. Und da waren sie, nach wie vor in Schweigen vertieft. Gustl schwebte vor dem Fenster und winkte in der Hoffnung, dass einer der beiden zu ihr hinsah.

  • Pff, weißt du, Fremder, ich kann auch einfach ohne dich reisen. Mal im Ernst, muss das sein?

    Anya war stinksauer. Jeder andere Mensch machte um Zoltan einen großen Bogen und sah zu, bloß nichts mit ihm zu tun haben zu müssen. Anya jedoch wollte ihm die Hand reichen und ihm eine faire Chance geben. Sie wollte völlig unvoreingenommen auf ihn zugehen und ihm damit eine Möglichkeit geben, dasselbe zu tun. Doch weil sie offensichtlich ein heikles Thema ansprach, trat er sofort um sich. Auf sowas hatte sie überhaupt keine Lust. Sollte er sich doch weiterhin wie ein Idiot aufführen und in 40 Jahren seine verpassten Chancen im Leben hinterher trauern. Nicht mein Problem.
    Anya sagte nichts mehr. Sie überlegte, ob sie einfach schon nachts ohne diesen Typen und auch ohne Gustl weggehen sollte. Allein, so wie sie es gewohnt war. Ihre eigene Richtung, ihre eigene Geschwindigkeit und frei von irgendwelchen Zwängen und unausgesprochenen Regeln, die sie beachten musste, damit auch ja kein harter Kerl verletzt werden könnte. Sie trank ihren Saft aus, stand auf und ging nach draußen; den Fremden beachtete sie gar nicht mehr. Draußen waren verdächtig viele Menschen unterwegs, doch das war ihr gerade egal. Sie ging auf die Weide zu Tristan. Sie war sich sicher, dass er der einzige in ganz Hyrule war, der sie ohne Vorbehalte akzeptierte und liebte. Die letzten gemeinsamen Stunden wollte sie mit ihm in Ruhe verbringen und diesen Typen da vergessen. Sie krauelte seine Mähne und summte ihm eine Melodie vor, als sie Gustl hörte. Das Klackern war laut und schnell, sie schien sich zu beeilen.
    "Anya, ich muss dir was erzählen. Ich habe gerade ein seltsames Gespräch belauscht." Gustl war völlig aus der Puste.
    Es ging irgendwie um die Yiga. Na perfekt, dachte Anya, da haben wir ja offensichtlich einen höchsterfahrenen Weggefährten unter uns, der sich damit auskennt. Gustl erzählte, dass die Straße von Phirone wohl gerade ziemlich gefährlich war. Also doch die Daskida-Hochebene, überlegte Anya.
    "Wir müssen Zoltan Bescheid sagen", drängte Gustl. "Vielleicht hat er ja eine Idee, was wir jetzt machen sollen."
    Oh ja, die hat er ganz bestimmt. "Rede du doch mit ihm darüber. Ich bin zu müde dafür und ich muss auch bald wieder aufstehen. Ich bin auf der Weide, wenn ihr mich sucht." Anya drehte sich einfach weg und widmete sich wieder Tristan, was Gustl mit Sicherheit ziemlich irritierte, doch Anya war einfach am Limit mit ihrer Geselligkeit.
    Angelstedt war ein paradiesischer Ort, aber dieser Aufenthalt war eine einzige Katastrophe. So schnell würde sie hier nicht mehr herkommen.
    Kurz darauf war Gustl verschwunden und Anya, Seven und Tristan verbrachten die Nacht auf der Weide.

  • Hylia sei Dank, Anya stand auf und verließ die Kneipe. Sie schien nichts von der Aufregung mitbekommen zu haben, die Gustl vorhin ausgelöst hatte. Gustl sah rüber zu Zoltan, der weiterhin auf seinem Stuhl saß und Statue spielte. Was war denn da los? Egal, sie musste zu Anya und berichten, was sie gehört hatte.


    Laut klackernd vor lauter Eile wieselte sie hinter Anya her, diezu Vinas Weide lief. Dann hatte sie sie endlich eingeholt und erzählte, was sie gehört hatte und dass ihr Weg vielleicht gefährlich war, aber Anya ging kaum auf sie ein. Und nicht nur das, sie wurde regelrecht pampig und schickte Gustlzu Zoltan, sie solle dem alles erzählen. Und dann drehte sie ihr einfach den Rücken zu!


    Was war das denn? Gustl war kurz davor, ihr mitzuteilen, dass sie gerne allein weiter reisen könne, falls es ihr dann besser ginge. Langsam hatte sie es satt, ständig anzuecken, wenn sie es doch bloß gut meinte. Andererseits, vielleicht hatte es ja gar nichts mit ihr zu tun, sondern Zoltan hatte Anya irgendwie verärgert. Oder ihr war sonst was über die Leber gelaufen. Nun, Gustl würde sich erstmal unsichtbar machen und morgen früh sehen, wie es weiterging. Siekonnte immer noch auf geradem Weg nach Hateno fliegen, dann wäre sie ohnehinschneller am Ziel.


    Einstweilen ging sie wieder in Richtung Gasthaus, vielleicht war Zoltan ja noch da und sie konnte mit ihm reden. Mittlerweile würde die Kneipe sich bestimmt wieder geleert haben und sie könnte vielleicht ein Schläfchen halten. Mal sehen.

  • Der Abend war also gelaufen. Als Anya nach weiteren Minuten des Schweigens aufstand und ging war ihm klar, dass sie nicht wiederkommen würde. Er gab sich jedoch auch keine Mühe, sie aufzuhalten. Natürlich hatte er etwas empfindlich reagiert, aber er hatte nicht übertrieben damit, dass mit den Yiga nicht zu scherzen war. Aber so waren die Leute nunmal - man erklärte ihnen, wie die Welt wirklich funktionierte und sie liefen davon, bevor ihre kostbare Seifenblase zerplatzen konnte. Die Frage war nur, was er nun tun sollte. Er hatte so das Gefühl, dass seine Teilnahme an der Reise nach Hateno keine Selbstverständlichkeit mehr war. Wenn er seine Begleitung schon an einem Abend vergraulte, könnte die Lage innerhalb einer ganzen Woche sehr ungemütlich für alle Beteiligten werden. Aber ihm würde garantiert nicht zweimal an einem Tag eine Möglichkeit in den Schoß fallen, etwas sinnvolles zu tun. Dachte er zumindest, bis Gustl zum wer weiss wievielten Mal an diesem Tag in den Schankraum platzte, diesmal jedoch gezielt auf ihn zukam.


    Viel von dem aufgeregten Geplapper verstand er nicht, aber das Wesentliche drang zu ihm durch: Die Yiga waren in Phirone und auf Vergnügungstour. Wunderte es ihn? Es war, als hätte seine Vergangenheit beschlossen, ihn in dieses Küstenkaff zu verfolgen, damit er sich mindestens einem Dämon stellen musste. Aber nun gut. Er hatte etwas übrig für die Monsterjagd, und die eigenen Dämonen waren eine verlockende Herausforderung.
    "Also, was tun wir jetzt?" Fragte Gustl, von einem Bein auf das andere tretend. Zoltan schnaubte.
    "Wir tun überhaupt nichts. Ich allerdings denke, die Party in Hateno wird ohne mich stattfinden." Er stand auf, rüstete sich und kramte einen roten Rubin hervor.
    "Sei so nett und bezahl Tono für mich. Den Rest kannst du behalten. War nett, dich kennengelernt zu haben."
    Ohne auf Protest zu warten, eilte er nach draußen.


    Die Nacht brachte eine starke Brise mit sich, und er zog seine Kapuze auf. Er hatte nicht lange zögern müssen, was nun sein nächstes Ziel war. Er würde erstmal die Lage sondieren und sollte es darauf ankommen, gegen die umherziehenden Yiga kämpfen. Als dummer Junge ohne Heimat und ohne Perspektive hatte er sich einst auf diesen Wahnsinn eingelassen. Wenn auch nur als kleiner Teil des Ganzen, hatte er etwas dazugesteuert, die Yiga aufrecht zu erhalten. Nun war es seine moralische Verpflichtung, dem die Stirn zu bieten, wenn es sein musste. Adrenalin begann ihn zu durchfliessen. Hatte er wirklich geglaubt, dass er sein Glück in der Gesellschaft anderer Menschen finden würde? Dass er eine wundersame Wandlung zum fröhlichen Reisekumpan durchmachen würde? Wenn er ehrlich zu sich war: Für einige Momente hatte er genau das getan. Jetzt allerdings wurde ihm bewusst, wie töricht das war. Das war eine Utopie. Losziehen und kämpfen - das war sein Leben. Nicht melancholisch in Kneipen zu sitzen oder lustige Geschichten am Lagerfeuer auszutauschen. Zoltan merkte es nicht, aber auf seinem Gesicht lag das entspannteste Lächeln seit langer Zeit. Es wirkte jedoch unheimlich, abwesend. Als hätte etwas von ihm Besitz ergriffen und einen Teil seiner Menschlichkeit zurückgedrängt.


    verlässt Angelstedt in Richtung Dasikda-Hochebene

    Einmal editiert, zuletzt von Vincent Delacroix ()

  • Ääh... Gustl war wieder mal verdattert. Das hatte sie nun davon. Weg war er. Und Anya war irgendwie auch weg. Gustl wäre am liebsten auch weg gewesen.


    Heute hatte alles so nett angefangen, dann war dieser Zoltan aufgetaucht und ... Mistkerl! Hatte sie es doch gewusst!


    Sie musste mit Anya reden, ob die wollte oder nicht. Wenn es wirklich Yiga unterwegs gab, wäre es nicht schlecht, männliche Begleitung zu haben. Der Kerl war zwar ein Idiot, aber er hatte ein Schwert und würde es einzusetzen wissen. Er hatte offensichtlich den gleichen Weg wie sie und Anya, also wäre es blöd von ihnen, wenn sie ihn laufen ließen. "Nee, so nicht Freundchen. Einfach abhauen, nicht mit mir!"

    Sie lief zum Tresen, bezahlte Zoltans Rechnung und ließ Tono wissen, dass sie wahrscheinlich heute nicht hier übernachten würde. Dann schnappte sie ihren Rucksack und lief zur Weide.


    Anya war noch dort, sie saß bei Tristan im Gras und redete leise mit ihm. Gustl zögerte, eigentlich wollte sie nicht stören, womöglich bekäme sie schon wieder einen Abputzer verpasst. Aber sie wollte zumindestens mit ihr reden.


    "Hallo Anya", sagte sie leise. "Entschuldige, dass ich schon wieder nerve, aber es ist wirklich wichtig. Ich habe eben mit Zoltan geredet und als er von den Yiga hörte, ist er sofort aufgestanden, hat seine Sachen gepackt und ist losmarschiert. Er machte ein Gesicht, als habe er den Yiga gerade den Krieg erklärt. Meinst du nicht, wir sollten ihm folgen? Wenn es wirklich Monster und Yiga da draußen gibt, dann wäre es gut, wenn wir beide nicht allein unterwegs sind. Er ist Richtung Dasikda-Hochebene gegangen, wenn wir uns beeilen, holen wir ihn vielleicht noch ein. Bitte, es wäre vernünftig." Sie sah Anya an und wartete.

  • Anya hatte beschlossen, die Augen für heute geschlossen zu halten. Egal, was kommen sollte, sie würde sich nicht daran beteiligen. Sie erzählte Tristan alles, was heute passiert war und dass sie sich wünschte, niemals nach Angelstedt gekommen zu sein. Dann war auch schon wieder dieses Klackern zu hören. Gustl. Man man man.
    Zoltan hatte Angelstedt also verlassen. Ihn hatte es wohl tatsächlich aufgeschreckt, dass die Yiga hier waren. Das waren tatsächlich beschissene Neuigkeiten, das stimmte schon. Aber nach dem Vorfall vorhin in der Kneipe stand das ganze natürlich unter einem anderen Licht irgendwie. Zoltan und die Yiga hatten irgendeine gemeinsame Vergangenheit, da war sie sich sicher. Es war nur so völlig außerhalb ihrer Vorstellungskraft, was das konkret gewesen sein könnte. Er konnte diese Wahnsinnigen auch einfach hierher gelockt haben, beabsichtigt oder unbeabsichtigt; es spielte keine Rolle.
    "Du hast Recht gehabt, Gustl", sagte Anya schließlich. "Der Typ ist nicht ganz sauber. Ich habe keine Absicht, mich in seine so gut verborgenen Angelegenheiten zu mischen. Wenn es so ist, wie du sagst, dann ist es so. Nicht mein Problem."
    "Jetzt ist aber mal Schluss!", polterte Gustl auf einmal. "Ihr beide geht mir so auf die Nerven langsam. Was ist denn hier los? Ja, er ist unheimlich, aber er rennt trotzdem gerade in sein Verderben und du tust nichts dagegen? Was ist, wenn ihm was passiert? Was ist, wenn wir morgen seine Leiche finden? Vielleicht hat er auch Eltern oder Geschwister, deren Leben mit seinem Tod keinen Sinn mehr hat? Vielleicht ist es aber auch einfach nur Schicksal, dass wir drei uns hier trafen! Wir könnten nicht unterschiedlicher sein, doch trotzdem sollen wir zusammen gehen. Das geht nicht ohne ihn!"
    Anya sah Gustl erschrocken an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Die Stimme dieses kleinen Baumwesens war bedrohlich und laut gewesen. Beeindruckend.
    Anya atmete einmal tief durch. Gustl hatte Recht, so ungern sie das zugab. Sie würde es sich niemals verzeihen, wenn dem was zustoßen würde und ganz ehrlich: so kalt ließ es sie nicht. Ich sollte aufhören, mir Vorsätze einzureden, wenn ich sie nie einhalte! Also gut! Sie stand auf und sagte: "Mach deinen Propeller klar, ich hole schnell meine Waffen."
    Anya hatte heute Vormittag gesehen, wie der Schiffsverleiher ein riesiges Gerudo-Messer unter einem Stein versteckt hatte. Das würde sie jetzt brauchen, denn ihr Reiseschwert würde gegen Yiga nicht viel ausrichten können. Als sie alles geholt hatte, wartete Gustl bereits ungeduldig auf der Weide. Anya schwang sich auf den Rücken von Seven.
    "Na schön Gustl, gehen wir Yiga jagen."
    Insgeheim meinte sie damit auch den Fremden. Würden sie das überstehen, mussten sie nochmal miteinander sprechen. Und dieses Mal würde er sie nicht mit seiner Grobheit abwehren können. Da war sie sich sicher.
    Sie verließen Angelstedt in Richtung Daskida-Hochebene.