Angelstedt {Siedlung}


  • Weit im Südosten Hyrules liegt das Meer von Phirone mit dem beschaulichen Fischerdorf Angelstedt. Von Norden führt zwischen hohen Berghängen ein Weg zum Meer und dem Dorf hinab und noch jenseits der Berge kann der Reisende schon das Rauschen der Wellen vernehmen.



    Die Bewohner von Angelstedt sind ein gastfreundlicher und aufgeschlossener Menschenschlag. Sie leben hauptsächlich von dem, was das Meer ihnen gewährt, geben sich aber auch Mühe, den Reisenden einen angenehmen und kurzweiligen Aufenthalt zu bieten. So gibt es neben dem Gasthaus auch einem kleinen Strandladen, in dem man sich mit Pfeilen und Meeresfrüchten versorgen kann.


    Wem dies nicht genügt, der kann die langen weißen Sandstrände entlang wandern und mit etwas Glück ein Herde von Wildpferden beobachten, oder man übt sich im Klippenspringen. Auch Glücksrittern hat Angelstedt Einiges zu bieten, denn es gibt ein kleines Spielcasino und im flachen Wasser der Lagune sind noch immer einige Schätze zu finden, die nach der großen Verheerung zurück geblieben sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Hyrokkin () aus folgendem Grund: mit Ednas Einverständnis Bild eingefügt

  • Kommt von: Phirone


    Gustl atmete erleichtert auf, Angelstedt war in Sicht!


    Die Reise war anstrengender gewesen, als sie es sich vorgestellt hatte und sie bereute fast, nicht direkt nach Hateno gegangen zu sein. Indes, was sie sich erhofft hatte, war eingetreten: sie war fast alle ihre Pilze losgeworden.


    Sie hatte zunächst die Engelar-Hochebene überquert, aber hier waren kaum Leute unterwegs. Doch am Farori-Berg hatte sie unter sich einen Edelsteinsammler entdeckt, dem zu ihrem Glück allmählich die Verpflegung ausging und so wollte er ihre Pilze genau so gerne haben, wie Gustl sie loswerden wollte. Sie wurden schnell handelseinig und alle ihre Spurtlinge, Ausdauerlinge und Glutzpilze wechselten zu einem angemessenen Preis den Besitzer. Ihr nun viel leichterer Pilzsack enthielt danach nur noch ein paar Hyrule-Pilze, die Gustl kurzerhand in "Proviant" umbenannte und selber verspeiste. Den Umweg zum Stall am See sparte sie sich deshalb und flog über die Kühne-Ebene hinweg geradewegs nach Angelstedt.
    Sie war froh, endlich am Ziel zu sein, denn sie war müde. Nicht nur ihr Propeller, auch sie selbst bedurfte dringend der Pflege, und so beschloss sie, ausnahmsweise im Gasthaus zu übernachten. Es würde ihr gut tun, mal wieder in einem Bett zuschlafen, und die nötigen 20 Rubine wären gut angelegtes Geld. Gustl landete kurz vor dem Hohlweg, der ins Dorf führte, und nahm den restlichen Weg zu Fuß in Angriff.


    Es war bereits später Nachmittag, als sie in Angelstedt ankam und so war Gustl recht erstaunt, dass noch so viele Leute unterwegs waren. Auf dem Weg zum Gasthaus traf sie Jonsy, einen alten Bekannten. "Hey Gustl" begrüßte er sie, "lässt Du Dich auch mal wieder sehen? Wie geht es Dir denn?" "Ganz gut" erwiderte sie, "hab aber einen langen Weg hinter mir und bin echt geschafft. Aber sag mal, was ist denn in Angelstedt los? Sonst kann man froh sein, hier mal drei Leute auf einem Fleck zu sehen, aber heute habe ich schon einige Reiter und Wanderer entdeckt, alle auf dem Weg nach Angelstedt. Seid ihr neuerdings ´ne Touristenhochburg?"


    Jonsy lachte, "nein, leider noch nicht, aber wir arbeiten dran. Nach dem miesen Wetter der letzten Wochen sind die Leute wohl einfach froh, wieder unterwegs sein zu können. Die meisten bleiben auch nicht, sondern machen nur kurz Rast, decken sich mit Marschverpflegung ein und gehen wieder ihrer Wege. Tono ist etwas sauer darüber, aber was will man machen."


    Sie grinsten sich an. Tono war der Inhaber des Gasthauses und sauer war er eigentlich immer. Wenn er kein volles Haus hatte, jammerte er über die schlechten Zeiten, waren aber alle Betten belegt, beklagte er die viele Arbeit und dass heutzutage einfach kein gutes Personal zu finden sei. Kurz, er war nicht leicht zufrieden zu stellen und deshalb - oder aus Prinzip - meist ziemlich kurz angebunden.


    "Na,meinte Gustl, "dann will ich mal hingehen und Tono glücklich machen. Ich hab gute Geschäfte gemacht und werde mir ausnahmsweise mal eine Übernachtung im Gasthaus gönnen. Und sonst, was macht die Familie?" "Ach, uns geht es gut, wenn man die schlechten Zeiten bedenkt. Ich hatte in letzter Zeit ein paar Probleme, weil Monster mir meine besten Fischgründe abspenstig gemacht haben, aber bisher haben Kara und ich die Jungs noch immer satt bekommen. Besuch uns doch morgen mal, Kara würde sich freuen." "Gern, ich brauch wirklich mal einen Tag Pause und komme morgen bestimmt mal vorbei." Damit verabschiedeten sie sich und Gustl machte sich auf den Weg zum Gasthaus.

    2 Mal editiert, zuletzt von Edna ()

  • vom Stall am See kommend


    Die Reise verging viel schneller als Anya es gewohnt war. Es musste gerade mal später Nachmittag geworden sein, als Angelstedt in Sichtweite kam. In dem Moment riss sich Tristan los und galoppierte laut wiehernd in das Dorf. Überrascht gab sie Seven die Sporen und eilte hinterher. Hoffentlich würde er niemanden umrennen! Als sie das Dorf erreichte, suhlte er sich bereits voller Freude im feinen Sand, um danach aufzuspringen und sich ausgiebig an der nächsten Palme zu schubbern. Dabei fiel eine Palmfrucht herab und landete nur Zentimeter neben ihm, doch er schien überhaupt keine Notiz davon zu nehmen. Als er den Hund entdeckte, machte er sofort Jagd auf den armen Köter und rannte durch das ganze Dorf.
    Anya war inzwischen abgestiegen und kratzte sich verlegen am Kopf. Ihr Gesicht wurde sehr heiß und sie ahnte, dass sie knallrot geworden war. Schnell band sie sich die Haare zusammen, da sie dies völlig vergessen hatte. In Dörfern waren Frauen mit langen offenen Haaren stets der Mittelpunkt von Klatsch und Tratsch und das wollte sie sich definitiv nicht antun. Tristans ausgelassene Freude war inzwischen die Dorfattraktion und alle schauten dabei zu, wie durchgeknallt der Esel war. Wo er diese Energie plötzlich her hatte, war ihr ein Rätsel. Doch schon bald war deutlich zu merken, dass ihm die Puste ausging und er langsamer wurde. Anya lief zu ihm herüber und begutachtete Tristan sofort. Er hatte sich am scharfkantigen Blätterwerk eines Strauchs einen kleinen Schnitt zugezogen, aber sonst war alles ok.
    Als er endlich wieder zur Ruhe gekommen war, band sie ihn zusammen mit Seven am Zaun des Gasthofes fest und kehrte ein. Es war fast leer, nur ein Krog lag auf einem der Betten und versuchte zu schlafen.
    "Hallo, bitte entschuldigen sie den Krach. Tristan liebt Angelstedt und hat sich einfach extrem gefreut, dass wir hier sind. Wer hat denn das Sagen hier im Dorf? Ich habe eine wichtige Angelegenheit zu besprechen." Es war nicht einfach für Anya, aber früher oder später musste sie dadurch und sie war nicht der Typ dafür, etwas auf die lange Bank zu schieben.
    Das Gesicht des Gasthausinhabers sprach Bände. Offensichtlich war er ziemlich zerknirscht, vielleicht weil Tristan so viel Krach gemacht hatte, vielleicht hatte es aber auch andere Gründe. Dunkel konnte sich Anya an ihn erinnern; es war Tono und der war nicht unbedingt für ein freundliches Gemüt bekannt. "Angelstedt benötigt keinen Bürgermeister. Wir Bewohner können gut auf uns selbst auspassen."
    Super, danke für die Hilfe. "Wem gehören die Kühe?"
    "Den Angelstedtern natürlich. Aber versorgt und bespaßt werden sie von Vina. Sie wohnt hier schräg gegenüber."
    Anya bedankte sich für die Auskunft und trat nach draußen. Inzwischen standen einige Kinder um Tristan herum und streichelten ihn, was er sehr zu genießen schien. Erst jetzt fiel Anya auf, wie viele Leute hier waren. Zum Beispiel war es nicht möglich auf direkten Wege zum Haus von Vina zu gelangen, sondern musste einen weiten Bogen um die Ansammlung machen. Als sie endlich die Tür erreichte, räusperte sie sich nervös und klopfte zaghaft am Holzrahmen.
    "Herein!" Drinnen saß eine Frau mittleren Alters, die ein freundliches Gesicht hatte und sich gerade die Hände wusch. Sie trug einen gelben Wickelrock und ein weißes bauchfreies Shirt, auf denen Muster abgebildet waren. Auf ihrem Kopf und um ihren schlanken Bauch trug sie Blumenkränze. Ihre olivfarbene Haut war glatt und ihre blauen Augen glänzten.
    Eine Schönheit. "Guten Tag, mein Name ist Anyanka. Ich bin Händlerin und in ganz Hyrule unterwegs. Sie sind Vina, und kümmern sich um die Kühe?"
    "Das ist richtig. Wollen sie mir nun meine Kühe abkaufen?" Natürlich war das nicht so und die Frau zeigte sich erleichtert, als Anya verneinte. Sie erzählte Vina die ganze Geschichte, aber als sie an dem Punkt angelangt war, dass Angelstedt Tristans letzte Heimat werden sollte, rannen wieder dicke Tränen über ihr Gesicht und sie schaffte es nicht, den Satz zu beenden.
    Vina zeigte sich besorgt und bat Anya zunächst erstmal einen Stuhl und etwas zu trinken an. Schließlich sagte sie, dass sie etwas Bedenkzeit braucht und überlegen muss, ob es überhaupt machbar ist, einen Esel zu versorgen. "Der Dauerregen hat auch unseren Vorrat an Heu ruiniert und im Moment ist alles überschwemmt. Mal sehen, was ich tun kann."
    Anya erklärte, dass sie nun auf jeden Fall bis morgen oder gar übermorgen hier bleiben werde und bot ihre Hilfe an, wenn es darum ginge, das Vieh zu versorgen. Und außerdem berichtete sie davon, dass sie einigermaßen gut kochen konnte und bot an, die Mahlzeiten zu übernehmen. Obwohl Vina ihr anbot bei ihr zu übernachten, lehnte Anya ab. Wenn man schon mal in Angelstedt war, musste man die Gelegenheit ergreifen und unter freiem Himmel schlafen. Die Nächte waren so mild und warm, und der Himmel war so nah, dazu kam das Meeresrauschen und die einmalige salzige Luft. Für Anya war das Luxus und nach den Strapazen der letzten Wochen hatte sie etwas Luxus auch bitter nötig. Doch zunächst versorgte sie ihre Tiere und stellte sie mit Erlaubnis auf die Weide.
    Wie versprochen half sie Vina bei ihren Aufgaben. Als die Nacht hereinbrach, legte sich Anya auf das weiche Gras der Weide und kaute auf einem langen Grashalm herum. Tristan hat es echt gut, wenn er hier bleiben darf. Ich bin es ihm schuldig. Er hat das hier verdient.

    Kurz danach schlief sie erschöpft ein.

  • Draußen dämmerte es, als Gustl aufwachte. Sie fühlte sich munter, obwohl sie unruhig geschlafen hatte, wegen der seltsamen Träume. Sie erinnerte sich vage an einen Esel, der unbedingt ihren Propeller futtern wollte und sie deshalb durch halb Angelstedt gejagt hatte. Komischer Traum.


    Sie streckte sich, schüttelte ihren Propeller aus und strich die Blattfedern glatt. Dann stopfte sie ihre Sachen in ihren Rucksack und ging zum Eingang. Tono war nicht zu sehen. Sie zuckte die Schultern, vielleicht war er draußen. Sie legte 20 Rubine auf die Theke, ging zur Tür raus und da stand er, auf der Veranda - ein Esel. Er sah kurz zu ihr hinüber, fand sie uninteressant und fraß friedlich weiter an den Geranien herum. Wo kam der denn her? Gustl schüttelte den Kopf.


    Sie sah sich um, Angelstedt schlief noch. Die Weglampen brannten noch, nur hier und da sah sie ein beleuchtetes Fenster, und am Strand stand ein Fischer und beschäftigte sich mit seinen Netzen. Gustl hatte Frühstück im Sinn, und da Tono nicht zu finden war, ging sie nach gegenüber zu Vina, um auf der Wiese hinter ihrem Haus nach Kräutern zu suchen. Die sollten ihr als Würze dienen, wenn sie ihre letzten Pilze aufaß. Der Esel, der ihr neugierig gefolgt war, lief an ihr vorbei zur Weide. Dort sah Gustl eine Frau im Gras liegen, die scheinbar hier die Nacht verbracht hatte.


    Ein Fuß lugte unter der Decke heraus, sonst konnte Gustl nur noch einen zerzausten roten Haarschopf erkennen, denn die Frau hatte ihr Gesicht abgewandt. Ihr Schwert lag wie griffbereit neben ihr, was Gustl zu dem Schluss brachte, dass sie wohl keine unerfahrene Reisende sei. Hmm, was sie wohl in Angelstedt wollte?


    Gustl wollte nicht stören, deshalb ging sie zum anderen Ende der Weide und begann zu sammeln.

  • Klack klack klack... Klack klack klack
    Ein seltsames Geräusch weckte sie auf. Erst war sie sich nicht sicher, ob sie noch träumte oder ob ihr jemand einen Streich spielte. Doch als dann noch leises Murmeln dazu kam und die Person offensichtlich überlegte, welche Kräuter nun optimal zum Pflücken wären, wusste Anya, dass sie Gesellschaft hatte. Langsam tastete sie nach ihrem Schwert, verwarf aber schnell wieder den Gedanken, davon Gebrauch zu machen. Ein Dieb oder ein Moblin würden sich nicht für Kräuter interessieren und schon gar nicht laut klackernd umherlaufen. Sie schlug die Augen auf, musste aber feststellen, dass eine Decke ihr Gesicht und Körper bedeckte. Jemand, wahrscheinlich Vina, musste sie nachts zugedeckt haben. Das fand Anya einerseits rührend, anderseits bereitete es ihr Unbehagen, nichts davon gemerkt zu haben. Sie musste stets wachsam bleiben, auch im Schlaf, denn ihr Leben hing davon ab.


    Vorsichtig zog sie die Decke runter und drehte sich um. Sie hatte erwartet, einen Angelstedter zu erblicken, doch sie sah niemanden. Das Klackgeräusch war aber deutlich zu hören. Anya rieb sich die Augen und fragte sich, ob sie möglicherweise dehydriert war oder so ähnlich. Dann bewegten sich Grashalme und sie richtete sich auf. Ein Krog! Na klar, jetzt machte auch das Geräusch Sinn. Neugierig betrachtete sie dieses wundersame Geschöpf. Auf ihren Reisen war sie bereits einigen begegnet, wenn auch nur sehr selten. Und obwohl sie schon fast überall in Hyrule war, wusste sie nie, woher diese Baumwesen kamen. Sie hatte mehrere Vermutungen: entweder kamen sie aus dem seltsamen Ranelle-Gebirge; einem Ort, den Anya wegen ihres Esels nie betreten konnte. Oder die Krogs hatten gar kein richtiges Zuhause, sondern würden in allen Wäldern leben und heranwachsen. Vielleicht aber stammten sie aus dem sehr schwer begehbaren Gebiet nördlich des Schlosses, um das Anya bislang stets einen riesen Bogen machte, da es sie einfach dort gruselte.
    Das Geschöpf bemerkte, dass sie aufgewacht war und drehte sich langsam zu ihr um. Es hatte einen kleinen Jutebeutel in der einen Hand und einen Grasbüschel in der anderen. Das Gesicht sah etwas verängstigt aus; wahrscheinlich hatte Anya es erschreckt, was wohl daran lag, dass ihr Gesicht bis auf ein paar Zentimeter an den Krog heran gerutscht war. Das war unbeabsichtigt und sofort zog sich Anya wieder etwas zurück.
    "Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin nur neugierig." Anya zuckte mit den Schultern und machte ein freundliches Gesicht.
    Das winzige Geschöpf sah erleichtert aus und lachte: "Ach so, naja, nicht so schlimm. Lieber so, als mich zu ignorieren."
    Einen Moment lang wusste keiner, was er sagen sollte. Anya hatte genau diesen Krog gestern im Gasthaus gesehen, aber überhaupt keine Notiz von ihm genommen. Der Tag gestern war auch ein einziger Albtraum.
    Schließlich sagte der Krog: "Ich suche nach Kräutern, habe aber gerade auch ein paar Pilze entdeckt. Ich muss meine Beutel wieder füllen, schließlich bin ich Händlerin."
    Aha, weiblich. "Oh, dann begrüße ich dich, liebe Kollegin, denn ich bin es auch. Ich kam gestern mit meinem Esel und meinem Pferd hier an. Vielleicht übernimmt Vina meinen Esel. Aber wenn ich schon mal hier bin, so dachte ich, kann ich auch gleich Käfer und Echsen fangen. Ich brauche dringend wieder Rubine, denn meine ganzen Ersparnisse musste ich in den letzten Tagen hergeben. So viele Ausdauerkäfer gibt es nur hier und die sind ja goldwert." Wieder zu viel geredet. "Ich bin Anyanka, aber alle sagen Anya."

    "Freut mich, ich bin Gustl."
    "Ich gehe mich erstmal frisch machen und bereite das Frühstück vor. Bestimmt kannst du dich zu uns gesellen."


    Nachdem Anya eine große Runde in der Bucht von Angelstedt geschwommen war und sich wieder abgetrocknet hatte, briet sie ein paar Eier und fügte etwas Speck und die Kräuter hinzu, die Gustl ihr gegeben hatte. Dann machte sie die Milch warm und schnitt einige Scheiben vom Brotleib ab. Dazu gab es Bratforelle, Krabbenfleisch und gekochte Pilze. Außerdem hatte sie einen Krug mit frischem Wasser aus der Bergquelle nebenan gefüllt. Vina war entzückt vom reichhaltigen Frühstücksangebot und machte ein sehr glückliches Gesicht. Gustl hatte sich dazu gesellt und plauderte ein bisschen aus dem Nähkästchen. Es war ein schöner Morgen. Als sie fertig waren, spülte Anya das Geschirr und verabschiedete sich für einige Stunden, da sie mit Seven zusammen den Strand abreiten und nach Käfern suchen wollte. Nach drei Stunden hatte sie 20 Ausdauerkäfer, 17 Schwertkäfer und 23 Rüstungskäfer, sowie 15 Maxi-Echsen gefangen. Das würde ihren Rubinbeutel wieder etwas auffüllen, wenn sie in Hateno ankam.

  • Gustl war froh, Anya kennen gelernt zu haben.
    Zunächst war sie ja erschrocken, sie hatte sich so aufs Sammeln konzentriert, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, dass Anya aufgewacht war. Das sollte ihr eigentlich nicht passieren, aber die friedliche Umgebung Angelstedts hatte sie wohl etwas unvorsichtig werden lassen. Zum Glück gehörte Anya aber zum freundlicheren Teil der Hyrule´schen Bevölkerung. Gustl fand sie sogar ausgesprochen nett. Zudem verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt ebenfalls mit Handeln, wodurch sich genügend Gesprächsthemen ergeben hatten - hm, und sich vielleicht noch ergeben würden? Gustl überlegte.


    Anya hatte erwähnt, dass sie auf dem Weg nach Hateno war und das war ja eigentlich auch Gustls Ziel. Ob Anya wohl einverstanden wäre, wenn sie sich gemeinsam auf den Weg machten? Ihr selbst würde das gefallen, es hätte schließlich Vorteile, zusammen zu reisen:
    - erstens sahen vier Augen mehr als zwei (sechs, wenn man das Pferd dazu rechnete).
    - zweitens wirkte Anya wie jemand, der sich wehren konnte. Gustl hatte sie eine Weile beim Käfersammeln beobachtet und festgestellt, dass Anya wirklich verdammt flink war.
    - drittens hatte Gustl es nach dem langen Weg hierher einfach satt, alleine zu sein.
    - viertens und letztens war Anya eine richtig gute Köchin!


    Krogs ernährten sich zwar hauptsächlich von Wasser, das normalerweise genügend Nährstoffe hergab. Aber bei anstrengenden Tätigkeiten, wie zum Beispiel Reisen, pflegte Gustl gelegentlich ein paar Pilze oder etwas Obst zu sich zu nehmen, damit sie bei Kräften blieb. Gustl kochte selbst eigentlich nie, denn wie alle Krogs musste sie sich vor Feuer in Acht nehmen. Sie hatte zwar immer ihre Anti-Feuer-Krogmaske griffbereit und konnte auch aus Kräutern eine Paste herstellen, die sie vor Flammen schützte. Doch instinktiv vermied es Gustl, einem Feuer zu nahe zu kommen und so war sie im Kochen eher ungeübt. Als sie aber die Pilze probierte, die Anya zubereitet hatte, war sie hin und weg. Sie hätte sich nicht träumen lassen, dass jemand aus Pilzen und ein paar Kräutern so etwas Leckeres zaubern könnte. Sie hätte nichts dagegen, wenn Anya sie noch öfters bekochen würde. "Schäm dich", schimpfte sie sich selber aus, "du denkst wirklich nur mit dem Bauch!" Hmm, aber trotzdem...


    Nun, das war ohnehin Zukunftsmusik. Gustl wollte Anya nicht gerade heute darum bitten, mit ihr zu reisen, denn Anya ging es nicht gut. Ihr Esel Tristan - derselbe, der sich morgens über Tonos Geranien hergemacht hatte - war nicht mehr der Jüngste und Anya wollte ihm keine weiteren Reisen mehr zumuten. Sie wollte ihn gerne in Angelstedt bei Vina lassen, aber die hatte scheinbar Probleme, ihn unter zu bringen und mit durch zu füttern. Solange dieses Problem nicht gelöst war, würde Anya kaum über etwas Anderes nachdenken wollen. Gustl beschloss, abzuwarten.


    Einstweilen ging sie rüber zu Jonsy, sie wollte ein wenig mit Kara plaudern und die neuesten Neuigkeiten austauschen. Bei der Gelegenheit erwähnte sie auch, dass sie vielleicht eine Reisegefährtin gefunden hatte. Kara fand das prinzipiell gut, mahnte aber auch zur Vorsicht. "Gustl, du bist zwar kein Kind mehr, aber so klein, wie du bist, wirkst du wie eines. Du kennst diese Frau doch gar nicht. Und nur weil sie nett zu ihren Tieren ist, muss sie nicht auch nett zu dir sein." "Ist sie aber", widersprach Gustl. "Sie weiß zwar nicht viel über Krogs, aber sie hat mich von Anfang an respektvoll behandelt. Das tut nicht jeder!" "Da magst du Recht haben", räumte Kara ein, "sei aber trotzdem vorsichtig." "Bin ich doch immer und vielleicht will sie ja auch gar nicht mit mir reisen. Aber sie hat mich gestern ein bisschen ausgefragt und sehr interessiert zugehört, als ich von den Verlorenen Wäldern und unserer Art zu leben erzählt habe. Und wenn ich auch klein und im Kampf nicht besonders nützlich bin, bin ich doch ein guter Kundschafter, von den Vorteilen der Luftunterstützung ganz zu schweigen. Denk nur an die Möwen vom letzten Jahr!"


    Kara lachte, als die daran dachte, wie sie und Jonsy damals das Boot ausgeladen hatten und plötzlich von einem Schwarm ausgesprochen aggressiver Möwen angegriffen wurden, die ihnen den Fang abspenstig machen wollten. Jonsy hatte kaum eine Chance, die flinken Vögel mit seiner Fischerharpune abzuwehren und beinahe hätten sie den ganzen Fang verloren. Plötzlich drehten die Möwen aber ab, nachdem sie aus dem Nichts heraus von irgend etwas getroffen wurden. Es hatte sich herausgestellt, dass Gustl die ganze Aktion aus einem Palmenwipfel heraus beobachtet und die Möwen mit Nüssen bombardiert hatte. So hatten die drei sich kennen gelernt.


    Sie plauderten noch ein wenig, dann ging Gustl zurück zum Strand um zu sehen, ob Anya vom Sammeln zurück war.

  • Zoltans nächstes Abenteuer begann damit, dass er reichlich unzufrieden war. Seit er vor zwei Tagen in Angelstedt eingekehrt war, wollte sich vor ihm kein Weg auftun, den es als nächstes zu beschreiten galt. Niemand suchte eine Reisebegleitung, niemand hatte Informationen über besondere Vorkommnisse, die es zu untersuchen galt, nichtmal eine gut bezahlte Monsterjagd wurde ihm in Aussicht gestellt. In dem Küstendorf Wurzeln schlagen kam für ihn jedoch auch nicht in Frage. Oh, er hasste diese Tage, in denen er einfach nur irgendwo festsaß und nicht wusste, was mit sich anzufangen sei. Deshalb war es nur recht und billig, dass er beschloss, den Tag bei diversen Drinks im Gasthaus ausklingen zu lassen, bevor dieser überhaupt angefangen hatte.


    Denn auch heute schien es so, als gäbe es nichts, was die Küstenbewohner trüben könnte. Sie fuhren hinaus zum fischen, lümmelten am Strand oder bereiteten das Mittagessen vor. Für jemanden, der immer wieder mal Action suchte, war es das reinste Fegefeuer. Es könnte natürlich dramatisch werden, wenn eine der nicht selten vorkommenden Sturmfluten die Siedlung am Meer heimsuchte - doch die Sonne schien unbekümmert auf dieses Fleckchen Hyrule herab und machte keine Anstalten, schwere Gewitterwolken in ihre Nähe zu lassen.


    So stimmte Zoltan in seinem Kopf einen monotonen Singsang an (langweilig, laaaaangweilig, langweeeeeilig...), als er beim Betreten des Schankraums beinahe einen (eine? Das wusste man bei diesen Geschöpfen nie so genau...) Krog über den Haufen lief. Wie seltsam, dass einer dieser menschenscheuen Waldbewohner tarnungslos durch das Land zog. Er grummelte eine Entschuldigung und setzte seinen Weg zum Tresen fort - ohne darauf zu achten, ob seine flüchtige Bekanntschaft ihm seine Unaufmerksamkeit verzieh oder zu einer Schimpftirade ansetzte. Er schwang sich auf den Barhocker, den er auch in den letzten beiden Nächten schon besetzt hatte und ließ seinen Blick über die Flaschenetiketten gleiten. Der Wirt lächelte allzu freundlich, er hatte sich gestern und am Tag davor an einem großzügigen Trinkgeld des wortkargen Reisenden erfreuen können. Und sofern der Fremde mit dem braunen Haar seine Reisekasse nicht nun endgültig durchgebracht hätte, würde es heute wohl ähnlich laufen. Zoltan beendete seine Flaschenstudie. "Das Gleiche wie gestern," sagte er nur. Der Wirt verstand - der Mann vor der Theke hatte einen Kater und hielt sich an die goldene Säuferregel - mit dem anfangen, womit man am Vorabend aufgehört hatte. Erfahrener Bursche. So wie der Becher mit dem Palmfruchtlikör vor ihm stand, stürzte sein momentan einziger Gast ihn in einem Zug runter und seufzte wohlig. Mit einem Finger schob er den Becher seinem Gönner zu und vollführte mit der Hand eine kreisende Bewegung. Noch einen. Der Barmann kannte das Spiel bereits. Er kam dem Wunsch nach, ließ diesmal jedoch direkt die ganze Flasche vor seinem Gast stehen. Dieser nickte wohlwollend, kippte Drink Nummer zwei und entspannte sich allmählich. Zoltan hätte fast gelächelt. So könnte das mit dem Wurzeln schlagen vielleicht doch ganz angenehm werden. Der Likör stimmte ihn optimistisch, dass sein Schicksal bald eintreffen würde und jemand ein Angebot für ihn hätte, wie er die nächste Zeit sinnvoll nutzen könnte. Aber bis dahin... Drink Nummer drei würde gekippt, und der vierte ließ nicht lang auf sich warten.


    Ja. Warten...

    Einmal editiert, zuletzt von Vincent Delacroix ()

  • Der Strand war leer, von Anya keine Spur. Gustl warf ihren Propeller an und stieg auf. Sie entdeckte Anyas Pferd weiter unten an den Felsen, also war sie scheinbar noch auf der Käfer-Jagd. "Na dann, Halali!" murmelte Gustl. Was nun?


    Ihr fiel ein, sie hatte Tono heute morgen noch gar nicht gesehen. Bestimmt stand er mittlerweile wieder hinter seinem Tresen, mal gucken gehen!

    Sie schwirrte los, landete vor dem Gasthaus und ging hinein. Tono stand wie erwartet hinter dem Tresen, aber er war nicht allein. Ein Mann saß an der Theke, so, dass er die Tür im Blickfeld hatte. Sie sah genauer hin. Mist, das war doch der Typ, der sie morgens fast umgerannt hatte. Er hatte sie aber nicht weiter beachtet, sondern irgendwas gemurmelt und war einfach weitergegangen. Blödmann!

    Er musste sie bemerkt haben, nahm aber keine Notiz von ihr, sondern widmete seine Aufmerksamkeit dem, was er vor sich stehen hatte: eine ganze Flasche Likör! Tono war eigentlich nicht so großzügig, also musste der Typ schon ordentlich zugelangt haben.
    Gustl musterte ihn. Er war schlank, trug eher zweckmäßige Kleidung und wirkte irgendwie wenig Vertrauen erweckend. Die braunen Haare hingen ihm ins Gesicht, so dass nur ein Auge erkennbar war, das dafür umso abweisender blickte. `Hui´, dachte Gustl, `so einem will man lieber nicht im Finstern begegnen. Fehlt bloß noch ein Schild über der Stirn: wer Dresche will, hinten anstellen.´

    Ihr war ein wenig bange vor dem Burschen, aber Tono war ja hier und sie konnte auch schlecht wieder gehen. Und außerdem: sie kannte den Kerl ja gar nicht, der erste Eindruck musste nicht unbedingt der Richtige sein.

    Gustl nahm all ihren Krog-Mut zusammen, richtete sich kerzengerade auf und marschierte schnurstracks zur Theke. "Hi, Tono", sagte sie betont locker. "Ich hab Dich heute morgen nicht gefunden und Dir deshalb die 20 Rubine auf den Tresen gelegt. In Ordnung?"
    "Ja," brummte Tono, "hab mir schon gedacht, dass die von dir sind. Demnach willst du nicht noch ein paar Tage bleiben! Hätte mich auch gewundert." Er sah sie gewohnt grimmig an. "Äh", machte Gustl verlegen, "nun, eigentlich wollte ich das, aber im Moment weiß ich selber noch nicht, wann ich weiter reise. Sollte ich noch ein paar Tage hier sein, komm ich bestimmt wieder vorbei." "Jaja, sicher", meinte Tono mürrisch. "Bis dann"!

    `Puh, geschafft, der war ja für seine Verhältnisse richtig zugänglich heute´ dachte Gustl. Sie warf dem Fremden, der sie weiterhin beharrlich ignorierte, noch einen schnellen Blick zu und machte, dass sie davon kam.

  • Sowie Zoltan sein fünftes Glas leerte, bekamen Tono und er Gesellschaft. Der Krog, den er unlängst fast über den Haufen gerannt hätte, kam hereingeklackert und blickte sich skeptisch im Schankraum um. Scheinbar hatte er - oder sie - jene Begegnung auch noch in lebhafter Erinnerung, denn das Geschöpf schien ihn für den Bruchteil einer Sekunde vorwurfsvoll zu mustern. Es bewegte sich Richtung Tresen und Zoltan verspürte das Bedürfnis, sich nochmals für den Zusammenstoß zu entschuldigen - das Männlein - oder Weiblein - aus dem Walde strahlte Unsicherheit aus. Tonos schroffer Ton schien dem keine Abhilfe zu verschaffen, den nach einem sehr kurzem, geschäftlichen Gespräch suchte es das Weite. Seltsam, aber er rief sich erneut in Erinnerung, dass Krogs den Umgang mit Menschen von Natur aus nicht gewohnt waren.


    "Krogs, hm? Seit wann reisen die umher und treiben sich in Kneipen rum?", fragte er den Wirt. Tono schnaubte. "Frag mich was leichteres. Seit dieser Verheerung vor 50 Jahren hört man allerlei seltsames Zeug. Irgendwelche Spinner behaupten, eine Wächtermaschine dabei gesehen zu haben, wie sie über die Ebene lief. Sehr viele Leute fangen wieder an, Hylia-Statuen anzubeten. Und nun ja, die Krogs verlassen die Wälder. Ist was im Busch, wenn du mich fragst. Vielleicht nicht heute, morgen oder in einem Monat, aber irgendwann passiert nochmal etwas sehr merkwürdiges. Hoffe nur, dass es nicht wieder den Großteil der Bevölkerung dahinrafft. Man muss als Gastwirt immer an seine Existenz denken, verstehst Du..." Während dieser Ansprache polierte er mit nachdenklichem Blick an einem Glas rum, und Zoltan gab sich mit der - für Tonos Verhältnisse - großzügigen Auskunft zufrieden. Er pflichtete dem Älteren jedoch im Stillen bei - in seinen zehn Jahren auf Reisen kam auch er nicht umhin zu bemerken, dass etwas in der Luft lag. Und ein sehr großes Anzeichen war es, dass die Yiga sich auf dieses Etwas vorbereiteten. Aber dieses Wissen teilte er lieber nicht mit dem Wirt. Zu den Yiga zu gehören oder gehört zu haben, war nichts, was man in einer geselligen Runde - mochte sie auch nur aus zwei Personen bestehen - ausplauderte.

    Einmal editiert, zuletzt von Vincent Delacroix ()

  • von der Klarinetta-Küste, Phirone, kommend


    Anya trabte mit Seven bis zur Weide und führte ihr Pferd dann durch das Gatter. Danach ging sie hinüber zu Vina und seufzte geräuschlos. Jetzt!
    "So da bin ich wieder. Ich bin fast bis zur Araisto-Küste geritten; der Strand ist traumhaft schön! Schade, dass die vielen Monster einen dieses Erlebnis madig machen wollen. An fast jeder Palme bin ich fündig geworden, schau her!" Anya hielt stolz den Beutel mit den Krabbeltierchen hoch. "Das macht die Verluste der vergangenen Tage und Wochen wieder wett!" Das war in der Tat so. In diesem Beutel befanden sich umgerechnet 400 bis 500 Rubine.
    Vina staunte, als sie die Ausbeute sah. Ein kurzes Weilchen lang redeten sie noch darüber, doch dann sagte sie: "Du brauchst mir nichts vorzumachen; ich sehe, wie nervös du bist. Lass uns über Tristan sprechen."
    Anya nickte und ging mit Vina ins Haus. Bei einem Glas Wasser setzten sie sich an den Tisch und besprachen sich. Anya erzählte alles, was sie von Tristan wusste. Sie erzählte, dass er sehr kinderlieb war, dass er andere Tiere neben sich duldete und dass er für ein Esel ein eher stiller Zeitgenosse war. Sie berichtete von seinen Eigenheiten, zum Beispiel dass sich manchmal fürchterlich beim Donner erschrecken kann oder dass er Stalmonster verjagt, wie ein Hund. Außerdem ließ sie nicht unerwähnt, dass sich er sich letztes Jahr seinen linken Vorderhuf verletzt hatte und es ihr seitdem auffiel, dass er Mühe als Lasttier hatte. Vina hörte sich das alles geduldig an und stellte ab und an ein paar Fragen. Sie wollte zum Beispiel wissen, woher er kam und wie alt er war. Diese Fragen konnte Anya ihr nicht beantworten und räumte ein, dass sie es damals einfach versäumt hatte; an jenem Tag, als sie von jetzt auf gleich einen Esel hatte und die Frau oder ihren Sohn danach nie wieder getroffen hatte.
    Irgendwann waren alle Fragen beantwortet und alle Geschichten erzählt. Scheu und fragend blickte Anya in Vinas Augen und diese schien endlose Minuten lang nachzudenken. Schließlich ergriff sie das Wort: "Anya, ich kann spüren, dass er dir sehr ans Herz gewachsen ist. Ich habe ihn mir eben auf der Weide angesehen. Der Riss in der Hufe ist mir aufgefallen, aber ich habe sonst keine Narben oder Fehlstellungen an ihm entdecken können. Er wurde gut gepflegt." Vina wischte sich eine Locke von der Stirn. "Du hast aber recht, dass er seine Pflicht getan hat und so langsam in Rente gehen kann. Vielleicht mag er mich trotzdem hin und wieder bis zum Stall am See oder auf den Lockfrit-Berg begleiten, wenn ich mal eine Pause von Angelstedt brauche. Gerade auf dem Berg eignet sich das Gras ganz gut für die Heuherstellung und einen Gefährten kann ich immer gut gebrauchen. Also, wenn es immer noch dein Wunsch ist, dann nehme ich Tristan gern in meine Obhut."
    Anya sprang sofort auf und umarmte Vina stürmisch. Es kullerten sogar ein paar Freundentränen. Tausendmal bedankte sie sich bei ihr; sie konnte ihr Glück kaum fassen. Ehrlich gesagt hatte sie keinen Plan B gehabt. Die einzige Alternative wären ihre Eltern gewesen. In Hebra. Am anderen Ende Hyrules. Das hätte Tristan niemals geschafft. Laut jubelnd hüpfte Anya nach draußen und wirbelte Gustl ein Mal herum, die zufällig gerade ihres Weges entlanglief. Erst dann bemerkte sie, dass sie die Blicke auf sich gezogen hatte und beruhigte sich langsam wieder.
    Anya spürte, wie ein riesiger Stein von ihr abfiel. So erleichtert und so zufrieden mit sich war sie schon lange nicht mehr. Ihr kam der Gedanke, dass sie sich ausnahmsweise mal einen Drink gönnen wollte und betrat Tonos Gasthaus. Der machte einen genervten Eindruck, wahrscheinlich war ihm das Gejubele draußen wieder mal zu laut. An der Theke saß einer von diesen düsteren Gestalten, die es eigentlich immer gab, wo sich mehrere Leute zusammenfanden.
    "Ein Sex On The Beach, bitte", witzelte Anya und korrigierte sich sofort. "Nein, lass mal. Ich nehme ein Bier. Ein kleines." Kurze Zeit später saß sie auf der Terrasse und schaute aufs Meer. Morgen früh würde sie aufbrechen, ohne Tristan.

  • Nach ihrem kurzen Gedankenaustausch beließen der Gastwirt und sein derzeit einziger Kunde es dabei und verfielen erneut in ein nicht unangenehmes Schweigen. Ein Zug, den Zoltan an Tono zu schätzen wusste: Der Besitzer des Gasthauses wollte am Ende des Tages nur seine Einnahmen in der Kasse wissen, ohne seinen Gästen mehr Fragen zu stellen, als es der Anstand gebot. Nach all den Jahren entwickelte er in diesem Punkt Verständnis für seinen alten Herren: In einer Kneipe zu sitzen war, als beträte man für wenige Stunden eine Parallelwelt, in der alle Sorgen der Welt vor der Tür bleiben mussten. Aber Hylia wusste, er hatte in zehn Jahren mehr erlebt und erreicht als sein Vater in über fünfzig, und es wäre sehr ärgerlich, ausgerechnet jetzt seine schlechten Angewohnheiten zu erben. Deshalb beschloss er gerade, sein Gelage zu unterbrechen und ein wenig Luft zu schnappen, als die Schwingtür erneuten Besuch ankündigte.


    Hereinspaziert - oder viel mehr hereingehüpft - kam eine junge Frau, die ein Grinsen trug, das in solchen Ausmaßen einfach nicht in ein menschliches Gesicht passen konnte, ohne den Kopf horizontal zu zerreißen. Und überhaupt sah die Fremde mit ihrer roten Haarmähne, den vielen bunten Armbändern und nicht zuletzt den vor sich hinklingelnden Glöckchen an ihren Stiefeln aus, als hätte sie den Begriff "Lebensfreude" erfunden. Ihre Augen durchsuchten kurz den Schankraum, ohne dass sie ihr Schritttempo zügelte. Was auch immer ihr derart gute Laune bereitete, sie schien darüber hinaus sogar zu vergessen, ihn skeptisch zu mustern, und dafür war Zoltan ihr beinahe dankbar - das passierte selten. Dafür verschluckte er sich an seinem Getränk und konnte kaum einen Hustenanfall unterdrücken, als die quirlige Frau ohne Vorrede Tono dazu aufforderte, ihr am Strand beizuschlafen. Bevor Zoltan jedoch darüber nachdenken konnte, von welchem verdorbenen Hyrule-Pilz sie gekostet hatte, änderte sie ihre "Bestellung" in ein Bier um, mit dem sie auch sogleich hinaustänzelte. Tono hatte Zoltans entgeisterten Blick bemerkt und man glaubte es kaum, der Wirt brach in dröhnendes, untonohaftes Gelächter aus. "Hör auf zu glotzen wie ein Leune ohne Eier. Die Kleine hat mir kein unmoralisches Angebot gemacht, sondern wollte einen Drink, auf den die jungen Leute momentan abfahren. Der heißt nunmal 'Sex on the Beach'." Beruhigend. Es war also nicht so, dass eine Verrückte den Laden stürmte und einfach so ihren Körper anbot. Die seltsame Szene ergab Sinn. Trotzdem wollte Zoltan seinen Plan, den Kopf ein bisschen weniger alkoholschwer zu bekommen, in die Tat umsetzen.


    Er entschuldigte sich bei Tono und trat auf die Terasse, wo auch die Fremde saß und mit mittlerweile ernsteren Gesicht auf das Meer schaute. Zoltan schritt an ihrem Tisch vorbei zum Geländer, kramte in seiner Tasche und fand, was er suchte: Einen Tabakbeutel, dessen Inhalt zuneige ging. Er begann eine Zigarette zu drehen und überlegte, wo er sich wohl Nachschub besorgen konnte. Ackerbau war ein schwieriges Thema in Angelstedt, und somit war auch Tabak Mangelware. Vor seinem Inneren Auge tauchte kurz sein Heimatdorf Hateno mitsamt seinen üppigen Feldern auf, aber er schob den Gedanken beiseite. So entschlossen er die kleine Metropole damals verlassen hatte, so wenig verspürte er Lust, noch einmal dorthin zurückzukehren. Für so eine Lapaille wie Tabak schon gar nicht. Aber irgendwo musste er als Nächstes hin, das stand fest. Seufzend riss er ein Schwefelholz an und entzündete eine der letzten Zigaretten für unbestimmte Zeit.

    3 Mal editiert, zuletzt von Vincent Delacroix ()

  • Gustl war verdattert. Nachdem sie sich eine Weile in Angelstedt rumgetrieben hatte, war sie gerade auf dem Weg zu Vina, um vielleicht Anya zu treffen. Da kam diese auch schon aus Vinas Haus direkt auf sie zugestürzt, packte Gustl, wirbelte sie ein paar mal herum, setzte sie wieder ab und war auch schon weiter gerannt. Uff!
    Gustls Hirn schaltete wieder auf Betrieb und schloss messerscharf, dass Vina wohl gute Nachrichten für Anya hatte. Na, das war doch mal was!


    Da sie eh nichts Besseres zu tun hatte, setzte sie sich in Bewegung und wackelte hinter Anya her, die geradewegs zu Tono gelaufen war. Als Gustl ankam, saß sie auf der Veranda, trank ein Bier und sah sehr entspannt aus. Gustl wollte gerade zu ihr fliegen, als der Likör-Typ aus der Tür kam, sich eine Zigarette drehte und in die Gegend schaute.


    Auch gut, stand er eben da. Na und?
    Sie flog um ihn herum zu Anya, und erfuhr von ihr, dass Vina sich künftig um Tristan kümmern würde und Anya darüber sehr erleichtert war. Als Anya darauf zu sprechen kam, dass sie am nächsten Tag nach Hateno aufbrechen würde, fragte Gustl, welchen Weg sie nehmen wolle. Anya gedachte zuerst durch Phirone, dann über die Hylia-Brücke und den Stall der Zwillingsberge zu gehen und von dort aus nach Hateno. Gute Route, zwar etwas umständlich und nicht ganz ungefährlich, aber ein Weg, der von Händlern gern genutzt wurde.


    Gustl druckste dann noch eine Weile herum, bis Anya sie fragend ansah. Sie fasste sich also ein Herz und fragte einfach: "Anya, wäre es dir recht, wenn ich mit dir nach Hateno reise? Ich will ja auch dorthin und hätte gern Gesellschaft. Keine Sorge, ich bin zwar klein, aber du müsstest nicht auf mich aufpassen, und weil ich fliegen kann, kann ich prima den Weg auskundschaften, und ich kann dir beim Sammeln helfen, ich meine, falls du noch weiter sammeln willst und ich würde dir bestimmt nicht lästig fallen und vielleicht willst du ja lieber alleine weiter reisen, das würde ich auch verstehen, aber wenn wir ja doch den selben Weg haben, könnten wir auch zusammen gehen, falls du willst, meine ich..." Gustl verstummte etwas verzweifelt.

  • Die Sonne im Gesicht, ein Bierchen in der Hand... Anya kippelte mit dem Stuhl, während ihre Beine auf der Tischfläche ruhten. Ihre Augen waren geschlossen. Vielleicht gehe ich noch baden. Oder Fische fangen. Oder ich bleibe hier sitzen. Ich könnte ja doch noch ein Nickerchen machen. Oder ich statte dem Lockfrit-Berg einen Besuch ab und schaue nach, ob mein Traummann dort auf mich wartet. Haha, wer´s glaubt.
    Diese Idylle hätte auch einfach weitergehen können, aber leider bekam sie direkt Besuch. Auch ohne, dass sie ihre Augen öffnete, wusste sie, dass es der Typ vom Tresen war. Er steckte sich direkt neben ihr eine Kippe an und der Qualm stieg ihr in die Nase. Es gibt nur wenige in ganz Hyrule, die rauchen und genau einer davon steht direkt neben mir. Sie beschloss einfach sich nicht zu regen und sich schlafend zu stellen, als in diesem Moment dieses Klackern wieder zu hören war und Sekunden später ein Wasserfall auf sie einprasselte. Gustl redete und redete. Hateno... woher wusste sie, dass die Reise nach Hateno geht? Achja, ich hatte es beiläufig heute früh erwähnt.
    Es war kein Problem, mit anderen zu reisen. Das passierte sogar gar nicht so selten und meistens stellte es sich als gar nicht so verkehrt heraus. Man konnte nie genug Leute kennen, wenn man handelte und wenn die dann auch noch nett waren, dann waren sogar lockere Freundschaften drin. Aber Anya kannte auch die Kehrseite. Sie hatte es erlebt, dass die harmlos wirkenden Bekanntschaften letztlich skrupellose Diebe waren; oder Yiga, die sie in einen Hinterhalt locken wollten; oder irgendwelche Spinner, die versuchten, sie für ihre absurden politischen Ansichten zu rekrutieren. Erst letztens versuchte so ein Knirps unangenehm hartnäckig, sie von Ganons "unerreichter Perfektion" zu überzeugen. Nur mit Mühe konnte sie diesen lästigen Mitreisenden abschütteln.
    Und dann war da noch die Tatsache, dass sie nicht der Typ für lange gemeinsame Zeiten war, sondern relativ schnell wieder ihre eigenen Wege gehen wollte. Sie war auch nicht sehr redseelig und sie war auch irgendwann keine gute Zuhörerin mehr, wenn sie ein bestimmtes Level erreichte hatte. Sie würde sich den Sattel mit einem permanent klackernden Krog teilen müssen...
    Ein bisschen ärgerte sich Anya, dass sie Bob versprochen hatte, noch mal am Stall am See vorbeizuschauen, wenn sie Angelstedt verließ. Es gab einen schnelleren Weg von hier aus bis nach Hateno, der nicht mal eine Tagesreise dauerte, nämlich Querfeldein über die Daskida-Hochebene bis zum Glywyrm-Gebiet. Diese Route war auch mit Pferd zu bewältigen. Doch nun hatte sie es versprochen und sie stand eben zu ihrem Wort.


    Inzwischen war Gustl fertig mit ihrem Anliegen und schaute Anya fast verzweifelt an. Doch sie kam gar nicht dazu, irgendwie zu reagieren, denn diese dunkelgekleidete Person mit der stinkenden Zigarette drehte sich zu den beiden um und schaute sie an. Er warf seine Kippe auf den Boden und quetschte sie mit der Hacke aus. Als er anfing zu reden, stieg noch blauer Qualm aus seinem Mund. "Hateno klingt gut."
    Aha. Dann stand er da und guckte wieder einfach nur, ohne noch etwas zu sagen. Wollte er damit sagen, dass er auch noch mitkommen wollte? Vor ungefähr einer Minute noch versprach der Tag erfolgreich und sorglos zu werden, doch nun war das Gefühl irgendwie vorbei.
    Laut seufzend richtete sich Anya auf. "Ja Gustl, na klar kannst du mitkommen. Alle können mitkommen. Ich werde morgen früh bei Tagesanbruch das Pferd satteln und aufbrechen. Wer mitkommen will, sollte dann schon wach sein." Anya deutete mit dem Finger auf den unbekannten Fremden. "Für... Sie können wir ein Pferd bei Bob besorgen, der ist froh, wenn er nicht so viele versorgen muss."

    "Ich reite nicht. Nicht mein Ding", grummelte der Typ, der schon wieder mit seinen Fingern im Tabakbeutel herumwühlte.

    "Ähm, wir würden ziemlich lange bis nach Hateno brauchen. Ich war eigentlich froh, dass die Reise dank Seven keine Woche dauern würde."
    Der Typ funkelte sie mit einem ernsten Blick an. "Die Straßen sind gefährlich. Immerhin wird euch niemand was zu Leide tun, solange ich euch begleite. Also was ist?"
    Oh, ich bin so hilflos! Held, oh rette mich, ich falle gleich in Ohnmacht! Unrecht hatte er trotzdem nicht. Würden sie auf drei Moblins treffen, hätten sie keine Chance. Ja, ok, also nichts mit eigenen Wegen und nichts mit ausgedehnten Galoppstrecken. "Na schön, machen wir so."

  • Irgendjemand da oben, da unten oder der dreimal verfluchte Ganon selbst wollte ihn zum Narren halten. Anders konnte Zoltan sich nicht erklären, wieso wenige Sekunden, nachdem er an Hateno gedacht hatte, die Reisende und der Krog (Witzig, dass sich hier irgendwie alle kannten) Pläne machten, ebendort hinzureisen und was am sonderbarsten war: Dass er nach wenigem Zögern anbot, sie zu begleiten. Ihm kam ein altes Abenteurer-Sprichwort in den Sinn: Wenn du nicht weisst, wohin du als nächstes sollst, kehre zum Anfang zurück. Und konnte es so viel schaden? Der halbwüchsige Junge, der das Dorf damals beinahe fluchtartig verlassen hatte, war nicht mehr wiederzuerkennen. Wenn er den Kopf unten hielt und nicht ins Plaudern geriet, würde niemand eine Verbindung herstellen oder ihn gar erkennen.


    Die Fremde (Er hatte dem Gespräch entnommen, dass sie "Anya" hieß) stimmte tatsächlich direkt zu. Allerdings war von ihrer Fröhlichkeit von vorhin nicht viel übrig, sie wirkte nun eher besorgt. Das sollte sie auch sein, wenn sie jeden Dahergelaufenen mit sich Reisen lässt , flüsterte eine gehässige Stimme in seinem Kopf. Zumindest wusste er, dass er kein Interesse daran hatte, ihr oder dem Krog Leid zuzufügen. Also sei ihre Naivität ihr dieses eine Mal verziehen.


    Aber was war mit dem Pferd? Er hatte sich soeben zum Bremsklotz gemacht, so viel war sicher. Natürlich könnte er sich am Stall nach einem eigenen Reittier umsehen. Aber er war nicht sehr erfahren, und ein bockiges Tier war eine unnötige Komplikation. Mal ganz davon abgesehen, dass er dann auch noch darauf achten musste, dass es nicht in Schwierigkeiten geriet. Ihm kam eine vage Idee in den Sinn, und er richtete sich an Anya.


    "Ich sehe ein, dass du mit deinem Pferd schneller unterwegs wärst und meine Weigerung, ein eigenes zu nutzen, dir Scherereien machen würde. Wie wäre es mit einem Angebot? Ich würde es begrüßen, wenn du einmal am Tag vorreiten würdest um nachzusehen, ob irgendwo Probleme auf uns warten. Du würdest sozusagen sicherstellen, dass auch ich in einem Stück in Hateno ankomme. Da ich besser als jeder andere weiss, dass man Arbeit nicht umsonst machen sollte, hier ist der Deal: Sobald wir heil in Hateno ankommen, zahle ich dir 200 Rubine für deine Mühen. Für deine Stallunterkunft komme ich ebenfalls auf. Und sollte mich irgendetwas dazu bewegen, dass unsere Wege sich vor Hateno trennen, sind dir immernoch 100 Rubine sicher. Nun?"


    Er streckte seine Hand aus und bemühte sein freundlicheres Lächeln. Seine Gesichtmuskeln waren mit den Jahren nicht unbedingt entspannter geworden, aber es funktionierte. Auch wenn es nicht auf seine Augen überzugehen schien. Wenn die junge Frau vor ihm so lustig drauf war, wie sie sich kleidete, könnte er in den nächsten Tagen ja vielleicht tatsächlich mal Grund zu lachen haben.

  • "Oje", dachte Gustl, "hätte ich mal bloß die Klappe gehalten". Sie hätte doch besser unter vier Augen mit Anya sprechen sollen. Zwar hatte Anya - wenn auch nicht gerade himmelhoch jauchzend - ihrer Begleitung zugestimmt, aber der Likör-Typ würde jetzt auch mitkommen. Mist, wer hätte denn auch ahnen können, dass der ausgerechnet nach Hateno wollte?


    Und nicht nur das, gerade erst hatte sie Anya erzählt, was für eine tolle Kundschafterin sie sei, und dann bot dieser Typ Anya massenweise Rubine, damit die den Kundschafter für ihn spielte. Toll, dann brauchte Anya wohl auch gar nicht mehr zu sammeln, also wäre ihre Hilfe auch dabei nicht nötig. Der Kerl hatte sie doch tatsächlich mit ein paar Sätzen überflüssig gemacht! Frechheit!


    Moment mal, woher hatte der so viele Rubine? Wieso war Anya nicht misstrauischer? Ihre Unterhaltung mit Kara kam ihr ungebeten in den Sinn und Gustl fiel auf, dass sie selber mindestens genau so vertrauensselig Anya gegenüber war. "Aber das ist schließlich etwas Anderes" beruhigte sie sich selbst.


    Sie überlegte: wenn der Typ ehrlich war, war es ja vielleicht wirklich nicht so schlecht, wenn noch ein weiterer Hylianer mitreisen würde. Eine Reise war durchaus gefährlich, und so, wie er sein Schwert trug, sah es nicht so aus, als würde er es nur zur Zierde mit sich herum tragen. Und wenn er nicht ehrlich war, nun, sie würde auf der Hut sein. Und wenn Anya voraus ritt, hätte sie Gelegenheit, dem Typen - wie hieß der eigentlich, der hatte sich bisher noch nicht mal vorgestellt, phh - mal auf den Zahn zu fühlen. Wenn sie rasteten, würde sie sich ein Plätzchen in der Krone eines Baumes suchen und gut auf Anya aufpassen. So! Dann sollte der mal was versuchen! Ha! Bei dem Gedanken fühlte sie sich gleich einen Zentimeter größer.


    Nun ja, morgen würde es losgehen, so oder so. Sie sollte jetzt wohl zusehen, dass sie ihren Rucksack packte und zurecht legte. Dann wollte sie sich ein lauschiges Plätzchen in einem Palmenwipfel in der Nähe suchen und dort die Nacht verbringen. "Oh nein", fiel ihr ein, "ich hab ja Tono versprochen, dass ich noch mal bei ihm übernachte, wenn ich noch hier bleibe! Wie blöd! Jetzt werde ich noch mal 20 Rubine los." Wann würde sie endlich mal lernen, nichts zu versprechen, was sie eigentlich gar nicht halten wollte. Sie grummelte leise vor sich hin. Am liebsten wäre sie gleich abgereist, aber weder Anya noch der Unbekannte würden sich darauf einlassen, bloß damit Gustl 20 Rubine sparte. Naja, die Suppe hatte sie sich eingebrockt, sie würde sie jetzt auch auslöffeln. Sie griff sich ihren Rucksack und marschierte ins Gasthaus, um mit Tono die Übernachtung klar zu machen.

  • Anya nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. Das war ja absurd. Warum sollte sie das Angebot dieses Mannes annehmen? Was kostete daran 200 Rubine, wenn sie ein paar Mal mit dem Pferd vorausreiten würde? Komischer Deal. Während sie trank, beschloss sie, niemals Geld von ihm anzunehmen. Aber ihr war auch klar, dass es im Moment ganz offensichtlich die einzige Möglichkeit für ihn war, irgendeinen Vorteil anzubieten, damit er mitkommen durfte. Na gut, lassen wir ihn in den Glauben. Sie nahm seine Hand, die sich unerwartet weich anfühlte. Es war seine Schwerthand und das konnte man auch fühlen, aber sie war nicht rau oder kalt. Sie sah ihm in die Augen und nickte. "Morgen früh dann."


    Anyas Nerven beruhigten sich wieder. Sie war vielleicht einfach nur genervt gewesen, dass man sie Minuten zuvor in ihrer geliebten Ruhe gestört hatte. Das aber ist normal, wenn man sich in einem Dorf aufhält, liebe Anyanka. Daran musste sie definitiv noch arbeiten. Gustls sichtbare Skepsis war ganz hilfreich. Was Anya an Sorglosigkeit fehlte, machte sie wieder wett.


    Das Bier war leer und mit einer schiefen Augenbraue und einer Handbewegung entschuldigte sich Anya und brachte die Flasche zurück ins Gasthaus. Als wieder zurück war, landete gerade ein Orni im Dorf. Er hatte die Post bei sich. Sofort versammelten sich die Anwohner um ihn herum und hofften auf Nachrichten aus der Ferne. Der Postbote grüßte alle und verkündete, dass Hateno zum alljährlichen Fest einlädt und sich über Besuch aus dem Nachbardorf sehr freuen würde. Danach verteilte er Briefe und Pakete. Anya, Gustl und der Fremde standen auf der Terrasse und schauten dem Treiben zu. Da sie selbst Besucher in Angelstedt waren, würde der Orni sicher keine Nachrichten für sie dabei haben.

    Demnach erschrocken war sie, als der Bote in ihre Richtung stapfte. "Guten Tag, sind sie Anyanka aus Hebra?"
    "Äh..." Anya hatte ihre Sprache verloren, deswegen nickte sie.
    "Ein Glück, wir haben sie schon länger gesucht. Ich habe einen Brief ihrer Eltern dabei."
    Ein Brief? Das ist unmöglich.

    Wortlos und zaghaft nahm Anya ihre Post entgegen. In sauberer Schift hatte jemand etwas auf den Umschlag geschrieben. Da stand sie jetzt mit dem Brief und blickte ratlos. Noch nie hatte sie einen Brief erhalten und sie ängstete sich vor dem Inhalt. Sie sah auf die Schrift und blickte wieder auf. Der Bote war inzwischen zurückgestapft und steckte sich gerade die Post der Angelstedter in seine Tasche. Sie lief ihm hinterher und sagte: "Warten sie bitte, Sir. Helfen sie mir bitte. Ich kann nicht lesen."

    Der Bote schaute sie kurz an und nickte. "Ich bin hier gleich fertig, dann lese ich ihnen den Brief vor."

    So war es dann auch. Der Brief enthielt Kunde, dass ihre Eltern nun entgültig zum Stall der Orni gezogen waren. Tabanta-Dorf war aufgegeben worden, da es dort immer kälter geworden war und die Monster immer näher gekommen waren. Mit nur noch einem Esel hatten sie das Dorf verlassen, das seit Generationen die Heimat ihrer Familie war. Es ging ihnen gut und sie wurden gut am Stall empfangen. Lise, ihre Freundin aus Kindertagen, war mit ihrer Familie zum Stall von Maritta aufgebrochen. Anyas Eltern würden sie vermissen und sie gern eines Tagen wiedersehen. Im Briefumschlag steckte noch ein Ring, den ihre Mutter ihr als Geschenk beigelegte hatte.
    Anya war ganz kalt geworden. Sie war am anderen Ende der bekannten Welt. Das war gerade etwas schwierig für sie. Sie blickte den Orni an. "Ich danke ihnen für die Post."
    "Soll ich ihren Eltern etwas für sie ausrichten? Ich kann heute auf dem Rückweg nach Hause schnell noch am Stall halten, das ist kein Problem."
    "Das würden sie tun? Ja sehr gern. Sagen sie ihnen bitte, dass ich in Angelstedt bin und es mir gut geht. Sagen sie ihnen, dass ich nun nach Hateno aufbreche und ich nicht allein bin. Sagen sie ihnen, dass ich jeden Tag an sie denke und ich so schnell es geht vorbeikomme."

    "Das werde ich." Der Orni legte einen Flügel auf ihre Schulter. "Sie werden sich sicher freuen."
    "Wissen sie, wer den Brief geschrieben hat? Meine Eltern können ebenso wenig wie ich lesen und schreiben."

    "Das wird dann wohl jemand aus dem Orni-Dorf gewesen sein. Wir bieten das für alle an, die diese Hilfe in Anspruch nehmen müssen."


    Puh, was für ein Tag. Was für ein Tag!

  • Zoltan nahm sich fest vor, den nächsten scharfen Gegenstand der ihm in die Hände fiel dazu zu nutzen, sich die Zunge abzuschneiden. Ich habe ihr 200 Rubine für ein wenig herumreiten angeboten. Ich muss wahnsinnig geworden sein. Das dachte seine neue Begleiterin vermutlich auch gerade, sie zog die Augenbrauen zusammen und nahm einen längeren Schluck von ihrem Bier, als nötig wäre. Aber nun war das Kind in den Brunnen gefallen. Als Anya scheinbar beschlossen hatte, dass man sich nicht über zu viel Geld beklagen kann, nahm sie schließlich seine Hand und sah ihn direkt an. Er erwiderte den Blick und stellte zufrieden fest, dass in ihren Augen nichts hinterlistiges oder etwas, das auf andere düstere Absichten schließen lassen konnte, lag. Auf so etwas musste man heutzutage einfach achten. Ein kleiner Teil von ihm, der stark von sich selbst überzeugt war dachte sich, dass sie ihm ohnehin kaum gefährlich werden könnte - aber es war ein angenehmes Gefühl, jemandem vertrauen zu können.


    Seine Manieren erinnerten ihn plötzlich daran, dass sie zu dritt hier auf der Terasse standen und er blickte hinunter auf den Krog. Er sollte langsam wirklich herausfinden, welches Geschlecht das Wesen hatte - etwas so grundlegendes nicht zu wissen, wäre ziemlich peinlich, wenn man zusammen reist. "Gut. Und wie lautet dein Urteil? Dir kann ich zwar momentan kein lukratives Geschäft anbieten, aber ich bin mir sicher, du hast ebenfalls nützliche Seiten, für die ich mich eventuell eines Tages revanchieren könnte." Das Baumwesen zögerte kurz - möglicherweise empört darüber, in den letzten Minuten wenig beachtet worden zu sein - nickte dann aber, blieb noch für ein paar weitere Sekunden unschlüssig stehen und ging dann ins Gasthaus. Auch Anya entschuldigte sich kurz, um ihre Flasche zurückzubringen. Zoltan beschloss, seine neuen Kameraden zur Feier des Tages auf einen Umtrunk am Abend einzuladen - es ging jetzt auf den Nachmittag zu und er wollte noch ein paar Vorbereitungen treffen. Vielleicht ein paar Schwertübungen am Strand - möglicherweise war er in den letzten Tagen etwas eingerostet. Anya kam wieder heraus, doch bevor er seine Einladung unterbreiten konnte, zog ein Orni-Postbote ihre Aufmerksamkeit auf sich und sie schloss sich der Menge an, die bereits wild durcheinander nach Briefen und Paketen fragte. Dann eben nicht. Vermutlich würde er die beiden ohnehin später im Gasthaus wiedertreffen. Und wenn nicht, würde er sich allein einen netten, letzten Abend in Angelstedt machen. Vorerst lenkte er seine Schritte nun ebenfalls wieder in den Schankraum, um sein morgendliches Trinkgelage zu zahlen und seine Ausrüstung zu holen.

  • "Hallo Tono", begrüßte Gustl den Gasthaus Inhaber, "ich bleibe jetzt doch noch bis morgen und wenn Du noch ein Bett frei hast, wäre ich froh, noch einmal unter einem Dach schlafen zu können." "Ja," brummte Tono, "hab zwar nicht mehr mit Dir gerechnet, aber ein Plätzchen für einen Krog wird sich finden lassen. " "Danke, Tono, und wenn es dir recht ist, zahle ich die Übernachtung im Voraus, ich habe keine Ahnung, wann wir morgen aufbrechen." Sie legte 20 Rubine auf den Tisch und wollte gerade weitersprechen, als Anya hereinkam und ihre leere Flasche zurückgab. Sie lächelte Gustl flüchtig zu und ging wieder hinaus.
    Als Gustl wieder mit Tono allein war, kam sie auf ihr Anliegen zurück: "Du, Tono, ich weiß ja, Du redest nicht gern über deine Gäste, aber dieser Typ, der hier fast den ganzen Morgen über herumgesessen hat, der reist morgen mit uns weiter. Was ist das für einer? Glaubst du, dem kann man trauen?" "Mit euch? Wer kommt denn noch mit, die junge Frau von eben? Ihr scheint Euch zu kennen!" "Ja, das ist Anyanka. Sie hat eingewilligt, den Typen auch mitzunehmen, aber ich weiß nicht recht, er ist schon ein bisschen unheimlich."
    Tono grinste sie an und das war so ungewöhnlich, dass Gustl erst mal gar nichts mehr sagte. Machte er sich etwa über sie lustig? "Hör zu, Kleine", sagte Tono, "Du hast recht, ich rede nicht gern über meine Gäste, das ist nicht gut für´s Geschäft und gehört sich auch nicht. Aber ich denke, du brauchst vor Zoltan keine Angst zu haben. Zwar habe ich ihn hier noch nie zuvor gesehen, aber er macht keinen Ärger, nicht mal, wenn er zu viel getrunken hat. Ich hab mit so vielen Leuten zu tun, ich durchschaue sehr schnell, ob einer nur harmlos tut. Der hier will wohl einfach nur seine Ruhe haben." "Aha", murmelte Gustl, "seine Ruhe. Naja, die kann er von mir aus haben!"
    Sie bedankte sich bei Tono, aber der hatte schon wieder auf grimmig geschaltet und antwortete nicht mehr.


    Draußen wurde es plötzlich ziemlich laut. Gustl spähte durchs Fenster und sah, dass ein wahrer Menschenauflauf einen Orni-Postboten umringte. Der sprach gerade mit Anya und gab ihr etwas in die Hand. "Hm", dachte sie, "hoffentlich gute Nachrichten."


    Was jetzt? Nochmal zu Anya zu gehen kam nicht in Frage, sie hätte zwar schon gerne gewusst, was Anya für Nachrichten erhalten hatte, wollte aber auch nicht zu neugierig erscheinen. Jonsy war bestimmt noch beim Fischen und Kara würde wohl das Abendessen vorbereiten. Da wollte sie nicht stören. Aber später könnte sie hingehen, vielleicht fiel ja eine Kleinigkeit für sie ab. Nicht dass sie Essen gebraucht hätte, aber es machte Spaß, mit anderen um ein gemütliches Feuer zu sitzen und leckere Paella zu essen (sie musste den Fisch und die Krabben immer rauspicken, denn sie vertrug nur Gemüse und Obst, aber das war egal). Außerdem wusste sie, dass sie dort ein gerngesehener Gast war.


    Aber erst mal würde sie ihren Rucksack zu der Pritsche bringen, die Tono ihr zugewiesen hatte und dann noch ein Gläschen trinken. Das würde zwar zu einem weiteren Loch in ihrem Rubin-Beutel führen, aber noch war der gut gefüllt und Tonos Worte zu dem Typ - nein, Zoltan, sie sollte sich an seinen Namen gewöhnen - hatten sie tatsächlich ein wenig beruhigt. Das wollte sie Tono vergelten, indem sie für ein wenig Umsatz sorgte.

    Einmal editiert, zuletzt von Edna ()

  • Zoltan marschierte zurück zum Gasthof und stellte fest, dass er guter Dinge war. Der Tag war letztendlich doch produktiver verlaufen, als er zunächst befürchtet hatte. Es hatte ihn tatsächlich in Richtung Strand verschlagen, wo er mehrere Stunden damit zubrachte, in voller Richtung mehrere Kilometer zu joggen und sein Schwert zu schwingen. Mehrere Büsche mussten bei diesem improvisierten Training dran glauben. Zum krönenden Abschluss genehmigte er sich noch ein Bad im Meer, nachdem er sich vergewissert hatte, dass kein unerwünschter Besuch in Sichtweite war. Alles in allem eine sinnvollere Beschäftigung, als sich den ganzen Tag lang in Fruchtschnaps zu ertränken.


    Im Schankraum ging es nun, wo der Abend reindämmerte weitaus lebhafter zu, der Tresen war vollständig besetzt. Er entdeckte jedoch einen freien Tisch, den er, nachdem er sich mit einem Krug Wein eingedeckt hatte, sogleich in Beschlag nahm. Er nahm sich einen der dort liegenden Flugzettel, auf denen eine Einladung zu einem Fest in - es überraschte ihn nicht mehr - Hateno ausgeschrieben war. Irgendeine höhere Macht wollte ihn wohl tatsächlich zumindest für kurze Zeit in die Arme seiner Heimatstadt treiben. Er las gerade einen Infotext über die Entstehung und Entwicklung des Dorfes in den letzten 50 Jahren, als eine bekannte Stimme ihn aufschrecken ließ.
    "Oh, der Fremde. Darf ich mich dazusetzen?" Er blickte auf und sah Anya, die seine über den Tisch verstreute Ausrüstung begutachtete. Er nickte, räumte hastig Schwert und Rucksack beiseite und deutete auf den freien Stuhl ihm gegenüber. Er überflog die letzten Zeilen auf dem Blatt in seiner Hand und überlegte sich einen Gesprächsanfang, aber diese Aufgabe nahm die Rothaarige ihm ab.
    "Ich weiß nicht mal, wie du heißt. Ich bin Anyanka, aber alle sagen Anya. Naja... ich bin Händlerin und stamme eigentlich aus Hebra. Übernächsten Monat ist mein 25. Namenstag. So viel zu mir. Mehr gibt es da eigentlich auch nicht groß zu wissen."
    Sie blickte ihn erwartungsvoll an, und ihm wurde erst jetzt bewusst, dass er seine eigene Vorstellung früher am Tag tatsächlich versäumt hatte. Das gab bestimmt Sympathiepunkte...
    "Zoltan," antwortete er und ein leicht beschämtes Lächeln zeichnete sich auf sein Gesicht. "Habe ich vorhin im Eifer des Gefechts wohl vergessen zu erwähnen. Dann hole ich das mit der Höflichkeit jetzt nach. Was trinkst du?" Für seine Verhältnisse kam er sich gerade ziemlich gesprächig vor.

  • "Was trinkst du?", wollte er wissen.
    "Einen Bananensaft. Ich liebe Bananen und hier in Phirone schmeckt es am besten. Das gibt Kraft und man weiß ja nie, wann sich das mal auszahlen könnte." Ein Räuspern von der Theke deutete auch schon an, dass Tono ihren Saft bereitgestellt hatte. Als sie sich ihr Getränk geholt hatte, fuhr sie fort: "Das sind beeindruckende Waffen. Manches davon habe ich noch nie gesehen. Darf ich?" Fragend legte sie ihre Hand auf den Knauf eines der Schwerter. Zoltan zögerte, nickte aber dann. Es war größer als ihres und viel besser geschmiedet. Sie betrachtete es von allen Seiten und legte es wieder zu den anderen Waffen. Dass sie sich für seine Schwerter interessierte schien ihn nervös zu machen und sie wollte nicht riskieren, dass er wütend wurde. Deshalb beschloss Anya es dabei zu belassen.
    Sie schaute aus dem Fenster. Das Meer war ruhig und glatt. Am Horizont konnte sie eine Insel erkennen. Sie lachte.
    Zoltan guckte sie verwirrt an. "Was ist denn so lustig?", wollte er wissen.
    Anya grinste immer noch. "Seit unserer Begegnung grüble ich woher du kommst. Ich errate gern die Herkunft anderer. Du allerdings stellst mich vor eine Herausforderung. Und jetzt dachte ich, du kommst vielleicht von der Insel dahinten. Quasi vom anderen Stern."
    "Jotwerde? Nein. Ich dachte, da kommst du her, mit deinen roten Haaren und bimmelnden Klamotten." Das amüsierte ihn. Naja, so dachte es sich Anya jedenfalls.
    "Soll ich dir auch ein Armband aus Muscheln und Ornifedern basteln?", lachte sie und zwinkerte ihm zu.
    Zoltan gab sich zwar die größte Mühe nicht zu grinsen, aber sein linker Mundwinkel zuckte verdächtig. "Hm-mh, ganz bestimmt."
    Anya kicherte und trank ihr Glas aus. "Ich wusste irgendwie gleich, dass du nicht übel bist. Aber Gustl scheint Angst zu haben. Wer weiß, warum das so ist."
    Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass Zoltan zunächst davon ausgegangen war, dass sich die beiden Mädels schon lange kannten und generell zusammen reisten. Entsprechend erstaunt war er, als er hörte, dass sie sich erst heute früh kennengelernt hatten.
    "Du siehst, für uns alle werden die kommenden Tage spannend und abenteuerlich. Ich für meinen Teil finde es durchaus erfrischend. Ich habe seit Monaten ein Auf und Ab erlebt und freue mich auf eine Abwechslung. Und wenn ich genug von euch habe, gebe ich Seven einfach die Sporen und weg bin ich", zwinkerte Anya. "Vielleicht bin ich ja gefährlich und nehme euch nach der ersten Kurve aus, wer weiß das schon heutzutage. Anyanka, eine Yiga."