Hateno {Siedlung}

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    Die Reise war still und ohne große Vorkommnisse verlaufen. Ein jeder der drei schien bei sich und seinen Gedanken gewesen zu sein. Ein jeder verarbeitete das Geschehen im Stillen. Morgan war bei seinen Gedanken längst nicht mehr bei dem unschuldigen getöteten Pärchen, sondern bei Mordred und seinen Leuten. Er hätte ihm und seinen zwei Begleitern fast das Leben gekostet und darüber hinaus siene Ambition, den verdammten Bruder endlich zu töten. Und doch... das Ganze hatte sein Vorhaben doch wieder in weite Ferne rücken lassen. Käme er je an Mordred heran? Oder würde Sal, über dies, auch noch verantwortlich für die Tode zweier Menschen sein, die ihm nach vielen Jahren zum ersten Mal begleiteten und mit ihm umgingen wie mit einem Menschen? So lange war es her, dass er Seite an Seite mit jemanden reiste. Mit der Kriegerin, Eve, die aufgrund all ihrer nicht zu vereinbarenden Charakteristiken schwer einzuschätzen war. Und mit Malkus, der guten Seele des Trios, der seine Moral offensichtlich nicht mit ihren Taten vereinbaren konnte. Und Sal? Er hatte sich den beiden schon ein stückweit anvertraut, was seine Schuld anging. Mehr, als er eigentlich gewollt hatte. Und tief in seinem Inneren musste er zugeben, dass er sich damit bereits verletzlicher machte, als er wollte. Auch wenn Morgan ein stiller, in sich gekehrter Geselle war, so genoss er das Ganze auch ein wenig im Stillen. Die beiden zwangen ihm mit ihrer Gegenwart, sich nicht sienen trübseligen Gedanken hinzugeben, zumindest nicht im gleichen Umfang wie sonst. Er fühlte sich etwas... freier. Und in seiner Einsamkeit weniger alleine.


    Auf dem Rücken seines treuen Rappen Blackwood blickte er Hateno bereits entgegen. Verdammt, wieder Hateno... wieder die Gräber seiner Familie. Wieder im Anblick seiner Vergangenheit. Dieser Ort war verflucht und doch fand sich Sal dort immer wieder selbst.

    "Also", räusperte er sich schließlich. Morgan klang schon viel besser, als er sich an seine Kameraden wandte. Dank des Prinzessinenenzinans, den Eve ihm gab, besserte sich seine Erkältung bereits. Sie hatte da was gut bei ihm...

    "Da jeder von uns nun seinen Gaul besitzt, müssen wir uns darum nicht mehr kümmern. Wir brauchen aber ne Unterkunft und Malkus seine Ausrüstung. Malkus? Wie wär's, wenn du die Pferde in die Stallungen gibst und dich um die Unterkunft kümmerst? Eve und ich werden dir dafür ne anständige Ausrüstung und ne Waffe besorgen", schlug er nun vor. Schließlich besaß Malkus kein geübtes Auge für eine anständige Ausrüstung und ein Schwert. Wenn er denn noch gewillt war, eine Waffe für Eve und ihr Vorhaben zu schwingen und notfalls auch zu töten. Alles Andere wäre eine Verschwendung an zeit und Ressourcen. Doch das musste die blonde Kriegerin wohl selbst entscheiden.


    Kurz vor der Stadt stiegen die drei vor ihren Pferden ab. Morgan verteilte das geklaute Geld unter ihnen, damit jeder seiner Aufgabe nahegehen konnte. Auch den Proviant hatten sie zuvor brüderlich geteilt.

    "Ähm... danke nochmal. Wegen der Medizin, Eve. Das hat geholfen", peinlich berührt rieb sich Sal den Hinterkopf und lächelte gequält. Er war es längst nicht mehr gewohnt von irgendwem eine solche Geste und Hilfe zu erfahren. Es war unangenehm für den Mann, der sich stets um sich selbst kümmerte und den guten oder praktischen Willen anderer längst vergessen hatte. "Wie wär's Schöne? Ich bin sicher dass wir unserem Zögling anständige Sachen besorgen können", witzelte er trocken und zwinkerte Malkus ob des Seitenhiebs zu. Sie kannten einander wohl mittlerweile gut genug, dass Malkus verstand, dass Sal trotz seines rauen Tons nur das Beste für ihm im Sinn hatte.

  • << Ost-Necluda (Region)


    Mit einem Pferd unter dem Hintern war die Reise unbeschwerlicher als gedacht. Die Zeit hielt sich ebenso in Grenzen. Die Gruppe war am späten Nachmittag angekommen. Die Sonne noch nicht den Horizont geküsst aber dennoch der Mond schon leicht schimmernd am Firmament zu erkennen. Die großen Schatten der Berge Hatenos weiteten sich bereits über die Wälder aus und verschluckten den Rest des Lichtes. Evelyn hatte auf der Reise nicht großartig viel geredet. Es gab auch nicht wirklich etwas zu besprechen. Sie hatte sich voll und ganz auf das Reiten konzentriert und darauf, mit ihrem Arm keine dummen Bewegungen zu machen. War der Überfall für sie schon ziemlich anstrengend gewesen und obgleich sie es niemals zugeben würde, er entkräftete sie sehr. Sie konnte bei den stechenden Schmerzen kaum einen klaren Gedanken fassen und bei jedem Durchzucken der Nervenbahnen, transparierte der Schweiß auf ihrer Stirn. Es war kein einfaches Unterfangen die Zügel gerade zu halten. Beschwerte sich die Frau? Nie im Leben, denn immerhin hatte sie es sich selbst zuzuschreiben.


    Man konnte schon gar nicht mehr soweit die Handelsstraßen der Stadt erkennen. Den beschwerlichen Aufmarsch der erst vom Wald aus in die hauptsächliche Stadt führte. Zu Fuß würde dieser Aufstieg gefühlt schon eine Ewigkeit dauern und viele Reisende mussten am Waldrand deswegen Rast machen, wenn die Nacht bereits hereinbrach. Niemand wollte so richtig im Finsteren im Wald oder an den Schluchten Hatenos rasten, also taten sie es meist am Fuße des Berges angrenzend zur Stadt.


    Die Drei stiegen nach einer kurzen Weile vom Pferd und nahmen die Zügel in die Hand, gingen den Rest zu Fuß bis sie die Holzformation des Torbogens durchquerten. Morgan machte einen guten Vorschlag gegen den die Frau nichts einzuwenden hatte. Es war besser sich zumindest ein wenig aufzuteilen um die Aufgaben parallel erledigen zu können. Sie nickte den Vorschlag leicht ab und gähnte dabei laut. Ihre müden Augen, die herausstachen durch ihre schwarzen Augenringe, blickten zu Malkus und Morgan. “Kennst du einen guten Schmied hier?“, wandte sie sich kurzerhand zu Morgan. Erschöpfung brach herein, dass fühlte die Kriegerin in jeder Faser ihres Körpers. Erschöpfung, abgewechselt mit Schmerz, der wieder in eine gewisse Müdigkeit überging. Auf ihrer Schulter vernahm sie leise Stimmen, die ihr ins Gewissen redeten. “Du solltest dich nicht allzu überanstrengen, sonst bringst du uns beide noch ins Grab!“ Sie ignorierte das leise Flüstern, dass sie sich auch eingebildet haben konnte. Als Malkus sich mit den Pferden davonstahl, reihte sich die Frau neben den Gauner auf und beide passierten die Straßen von Hateno. Sie waren schon ein sehr ungleiches Paar und doch passte ihr Auftreten so gut zur Gesamtsituation. Wuschelbart, der mit einer eher gekrümmten Haltung und mit den Händen in den Hosentaschen und seinem Standard kalten Blick alles durchschaute, rundete die Kriegerin mit ihrer aufrechten Gangart und ihrer Nase ab, die, wenn sie es könnte, noch höher heraufstrecken würde. Durch ihre Augenringe, durch das verteilte Blut auf den Klamotten, konnte man meinen, dass der Dämonenlord und seine Königin persönlich von Ganon gesandt durch die Straßen wanderten. Sie zogen einiges an Aufmerksamkeit auf sich. Viele Menschen huschten zur Seite, versuchten jeglichen Kontakt zu vermeiden, bis sie schließlich vor dem Schmied standen und beide die Waffen dort begutachteten.

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    Klück

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    Es roch schon nach Hateno, bevor sie das Dörfchen überhaupt erreicht hatten, Das Festival war wohl zu Ende oder zumindest waren sie beinahe die Einzigen, die in Richtung der Siedlung ritten. Malkus waren keine anderen Reisenden aufgefallen, die sie überholen konnten, denn obwohl sie wohl alle drei so Müde waren, wie sie aussahen, hatten sie ihren Pferden die Sporen gegeben, als würde Ganon persönlich hinter ihnen her sein. Erst das letzte Stückchen drosselten sie das Tempo, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erwecken und die letzten hundert Meter sattelten sie ab und führten die Pferde schließlich unter dem Torbogen hindurch. Es schien ewig her, seit er und Eve aufgebrochen waren, Morgan zu verfolgen, dabei war es nur wenige Tage her. Alles schien wie in einem Traum. Zwar wirkte alles real, aber dennoch lag dieser Schimmer auf allen Dingen, die Malkus sah. Es war fast so, als würde ihn die Sonne ständig blenden und als müsste er deswegen die Augen zusammenkneifen und sah deswegen alles ein wenig verschwommener. Vielleicht war es aber auch die Müdigkeit. Malkus seufzte. Als Sal ihm auftrug, die Pferde in die Ställe zu bringen und sich um einen Schlafplatz umzusehen, nickte er nur wortlos. Er würde beim ersten Anblick eines Betts einfach hineinfallen. Sich auszuziehen würde nur unnötige Zeit verschwenden. Schon jetzt sehnte er sich nach der Liebkosung eines weichen Kissens, nach der Umarmung einer feinen Daunendecke und nach den Küssen einer frischen Matratze. Er bemühte sich, nicht im Stehen einzuschlafen.


    Malkus führte die Pferde zum nahen Stall, dort, wo Eve und er die zwei Pferde geklaut hatten, um Sal zu verfolgen. Niemand hatte die beiden dabei beobachtet, es sollte also kein Problem werden und mit den Rubinen, die Sal ihm gegeben hatte, konnte er die drei Pferde mindestens für eine Woche unterstellen und hatte noch genug übrig, um die nächsten Nächte nicht auf der Straße verbringen zu müssen. Er grüßte den Stalljungen und verhandelte kurz, um seine drei Pferde einzustellen. Wie üblich erwiderte der Junge, dass sie nur mehr ein Pferd Platz hätten und dass es wohl extra kosten würde, die zwei anderen Gäule unterzubringen, doch Malkus ließ sich nicht so leicht übers Ohr hauen. "Dann bin ich mir sicher, dass wir noch einen anderen Stall finden werden" sagte er zu dem Stalljungen und machte schon eine Kehrtwende, als der Junge ihn an seinem Hemd zog. "Nein, Mister, bleiben sie, ich bin mir sicher, dass wir ihre Pferdchen Platz haben werden, jawoll. S'müssen halt ein wenig zusammenrücken, jawoll. Und s'kostet noch nich mal extra, jawoll." zwitscherte der Junge mit einem dämlichen Grinsen. Malkus bezahlte weniger, als er erwartet hatte und gab dem Jungen sogar noch einen Rubin Trinkgeld. Damit war wohl jeder zufrieden. Selbst in seinem Zustand war es beinahe unmöglich, ihn für dumm zu verkaufen.


    Er überlegte, in welchem Gasthaus sie unterkommen wollten. Bestimmt nicht mehr jenes, wo wir bereits waren dachte er sich. Dort wird uns dieser Halunke Mordred bestimmt am ehesten finden, sollte er hier nach uns suchen, und außerdem kennt man dort unsere Gesichter sprach Malkus zu sich. Nein, es sollte auf alle Fälle ein anderes Gasthaus sein. Vielleicht eines am Rande des Dorfes. Wenn das Festival zu Ende war, würden sie bestimmt keine großen Probleme haben, ein Zimmer zu finden. Vorausgesetzt, das Fest war zu Ende, aber den Dörflern nach zu urteilen, die ihm auf der Straße begegneten, konnte das Fest, wenn es denn nicht zu Ende war, nicht mehr lange andauern. Malkus ging das Kopfsteinpflaster entlang zu einem Gebäude, das sich am Rande des Dorfes befand. Es wirkte zwar von außen nicht besonders einladend, aber Malkus hatte es als Geheimtipp empfohlen bekommen, gerade weil das Häuschen nicht außergewöhnlich wirkt. Ein kleines Schild mit einem Wildschwein oberhalb der Eingangstüre verriet, dass man hier bewirtet wurde, aber wäre dieses kleine aus Holzplanken zusammengezimmerte Schildchen nicht, würde sich das Gasthaus nicht von den übrigen Häusern dort unterscheiden.


    Malkus betrat den Gasthof, Der Eingangsbereich öffnete sich nahtlos in einen Schankraum der, obwohl es draußen noch hell war, schummrig beleuchtet war. Es waren nicht viele Gäste an den Tischen und der Wirt polierte lustlos ein paar Gläser. Malkus ging direkt an die Bar. "Grüß euch." sagte Malkus. "ich suche drei Betten für mich und meine Begleiter" fuhr er fort. Der Wirt hob die Augenbraue. Er musterte Malkus und versuchte herauszufinden, wo denn die beiden Begleiter abgeblieben waren. "Meine Begleiter kommen nach" erwiderte er auf die ungestellte Frage, die dem Wirt ins Gesicht geschrieben war. "Wieviel?" fragte er. "5 pro Nacht pro Kopf" knurrte der Wirt. "Mir egal, wer von euch bezahlt, hauptsache ich bekomm meine Rubine" fuhr er fort. Malkus legte 60 Rubine auf den Tisch. Der Wirt deutete ihm auf die kleine Tür neben dem Eingang. "Im ersten Stock, rechte Seite ist ein Zimmer mit vier Betten. In einem der Betten ist mal einer gestorben, deswegen bekommst du es umsonst dazu. Ich sag dir aber nicht, in welchem" und er verzog sein Gesicht zu einem Grinsen, das seinen Schnurrbart zittern ließ. Malkus ging los, um seine Gefährten zu suchen. Er wollte keinen Moment länger, als nötig vergeuden. Um ein Haar wäre er fast alleine ins Zimmer hinaufgegangen und ins Bett gefallen. Es wäre ihm sogar egal gewesen, wenn es das Bett des Toten wäre. Nicht einmal dessen Geist hätte ihn noch aufwecken können, wäre Malkus erst einmal in den weichen Daunen des Betts eingeschlafen.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Nun war es an Sal und Eve, einen geeigneten Schmied aufzufinden und Malkus anständige Waffen zu besorgen. Das Geld dazu hatten sie und auch die Zeit, während der Dritte im Bunde sich um eine Unterkunft und die Pferde kümmerte. Seine beiden Begleiter sahen im höchsten Maße erschöpft aus. Malkus drohte im stehen einzuschlafen und Evelyn aus den Latschen zu kippen. Auch um Morgan stand es nicht besser. Seine Augenlider fühlten sich schwer an, genau wie sein Körper. ganz, als ob er aus Blei gemacht war. Doch auch der Bärtige beschwerte sich nicht. Außerdem war ihm der müde Zustand nicht fremd. Im Gegenteil. Da er an permanenten Schlafstörungen litt, konnte der Räuber ganz gut damit umgehen. Dennoch... er kannte seine Grenzen. Und diese wären bald erreicht. Sie mussten rasten - alle drei. Für ihre gemeinsame Sache wäre es nicht von Vorteil, wenn sie sich überarbeiteten. Das schwächte sie nur und machte sie für den Feind verletzlicher.


    "Ich kenn' jemanden, wirst seh'n, Schöne. Soll nicht lang dauern. Dann ruh'n wir uns erst einmal aus. Du kippst mir sonst noch mit der Nase lang aufs Pflaster", bemerkte er mit trockenem Humor, während die beiden voranschritten. Morgan gebeugt und mit gerunzelter Stirn, während seine müden und doch so wachsamen Augen die Straßen prüften. Und Eve neben ihm; grazil wie eine Königin und gefährlich wie ein Sturm. Doch sie trügte ihn mit ihrer harten Fassade nicht: ihre Augen verrieten, wie erschöpft und müde sie war und ihre Verletzung zerrte noch immer an Evelyn.

    "Musst besser auf dich Acht geben. Ist ja keinem geholfen, wenn du umkippst. Denk' dran... mein Bruderherz und seine Leute können hier genauso gut ums Eck lungern". so schroff es vielleicht auch klang, so war Sals Tadel nur gut gemeint. Er fing wohl tatsächlich an sich um diese verrückte Hexe und den blondhaarigen Charmeur zu sorgen...


    Fast am Rande der Stadt erreichte Morgan sein Ziel und seufzte leise. Für einen Bruchteil einer Sekunde hielt er inne, bevor er Eve die Türe zur Schmiede öffnete. Ja, er kannte den Waffenschmied. Leider...

    Asl sie eintraten, schmiss Morgan die knarrende Türe hinter sich zu. "Beweg' dienen Arsch her, Bones!" schrie der Räuber ungeduldig. Linker Hand stand die kleine Ladentheke der Schmiede; rechter Hand die Werkstatt selbst. Einige Schmiedelehrlinge waren gerade bei ihrer Arbeit und blickten überrascht auf, als der Schwarzhaarige und die blauäugige Frau eintraten. Die Hitze ließ Sal augenblicklich schwitzen und er rieb sich grob mit dem Handrücken über die Stirn, ehe Bones aus der hinteren Ecke angetrampelt kam.


    Ein riesen Kerl. Auf seiner Glatze konnte Morgan seine Säufervisage spiegeln sehen, während die schmalen, winzigen Augen, die meist nur als Schlitze sichtbar waren, nicht einmal die Augenfarbe verrieten. Ein Gesicht wie das einer riesigen, kantigen Dogge...

    "Scheiße, Morgan. Was suchst du hier, Arschloch? Ich hab' dir gesagt, dass du dich hier nicht mehr blicken lassen sollst!", knurrte der Schmied und er spannte seine riesigen Muskeln an. Einen Schlag wollte Sal nicht kassieren, der beschwichtigend eine Hand hob.

    "Wegen deiner dämlichen Fresse bin ich nicht hier. Und ich bin auch gleich wieder weg. Aber erinnerst du dich...? Vor n' paar Jährchen hab ich deinen Arsch vor den Soldaten gerettet, weil du betrunken auf sie losgegangen bist. Hättest fast einen von denen umgebracht. Und jetzt erinnern' dich mal... hm... was hast du da zu mir gesagt?", spielerisch tat Sal so, als müsste er nachdenken, um Bones die Worte zu entlocken. Dieser wandte sein verquollenes Gesicht ab, dessen Nase immerzu tiefrot war. Er knurrte wie ein Hund, der allerdings nicht zubiss.

    "War ja nur so betrunken, weil ich mit dir saufen war. Aber jaja, verdammt... hab' gesagt ich schuld dir was. Stimmt ja auch. Na schön, was willst du, Köter?", nun grinste Sal nickend.

    "Ich bin momentan geschäftlich unterwegs, Bones. Wir brauchen n paar Waffen. Schwert, paar Messer... du machst uns doch sicher nen guten Preis? Was brauchen wir noch, Eve?", fragte er sie mit erhobener Augenbraue.


    Und da erblickte Bones sie. Die königliche Kriegerschönheit, sodass er Morgan über den Haufen rannte und der ungehobelte, klobige Klotz vor Evelyn stehen blieb und ihre Hände euphorisch schüttelte.

    "Ohhhhh, Ma'm! Was sehen meine wunden Augen da? Mensch, Sie sind ja das hübscheste Blümchen, das hier die letzten zehn Jahre vorbei kam! Ich werde alles für Sie tun, was sie brauchen. Seien Sie unbesorgt, bei mir gibt's die besten Waffen! Aber echt mal... was haben Sie denn mit dem zu tun? Das ist so ein richtiger Mistkerl. Halten Sie sich fern, an ihm klebt das Pech. Am Ende stirbt immer jeder, der-" - "Bones, sitz' Genug jetzt!" zischte Morgan, der den weitaus größeren Mann leicht in die Seite schlug. Man, der klobige Trottel war mal wieder nervig... aber in seinem Gelaber lag er in einem goldrichtig: er war der beste Waffenschmied der Stadt. Auch wenn seine Schmiede von außen unscheinbar wirkte und er als Besitzer selbst wenig ansprechend, so sprachen seien Waffen für sich.

  • Zugegebenermaßen hatte sich die Frau treiben lassen. Es war ungewöhnlich gewesen nicht die Kontrolle über etwas zu behalten, aber sie war viel zu erschöpft gewesen um dem Treiben auf der Straße auch nur ansatzweise Gefolge zu leisten. Hier links abgebogen, dort rechts eine Kehrtwende dann an der nächsten Gasse wieder Links, Rechts, Rechts, Links, halbe Drehung schräg. … Es war einfach zu viel des Ganzen. Umso mehr sie voranstapften umso mehr brachen ihre Knochen innerlich vor Erschöpfung zusammen. Nur der gute Wille nachher ein schönes Bett unter sich zu haben, waren die einzigen Gedanken, die die Frau aufrecht gehen ließ. Sal hatte hin und wieder mit der Kriegerin ein kleineres Wörtchen geredet, sie versuchte ein Lächeln, ein bestätigendes Nicken, aber vielmehr war einfach nicht drin gewesen. Tiefere Konversationen konnten sie später am Tisch halten, doch Eve war nur froh, wenn sie ankommen würden.

    Und dann, blieb Sal plötzlich zufrieden stehen, vor einem unscheinbaren Haus, irgendwo in Hateno. Wäre Sal ein Hund gewesen, dann hätte er mit dem Schwänzchen gewackelt, das konnte die Frau an seiner Zufriedenheit an der Nasenspitze ablesen. Sie beobachtete seine Haltung die von Gebeugt in ein standhaftes Staunen überging. Wieder setzte die Kriegerin ein Lächeln auf. “Du hast es geschafft Wuschelbart! Lass uns reingehen und den Rest erledigen, dann was essen.“


    Drinnen angekommen herrschte ein typisch rauer Umgangston den man in einer Schmiede erwartete. Nur. … Der Umgangston kam nicht vom Personal, die die Schmiede betrieb, nein, es war Sal gewesen, der mit einem rauen Umgangston den Schmied von einer Ecke in die Nächste scheuchte. Irgendwie war es lustig anzusehen. Die Frau hatte sich vorerst bedeckt gehalten und dem ganzen Treiben ein Auge geschenkt. Nicht unweit von den beiden Diskutierenden entfernt, hatte sie sich den Schweiß von der Stirn gewischt und ‚Bones‘ näher begutachtet. Seine Art wie er Sprach und auch seine Ehrlichkeit gegenüber anderen Leuten war eine freudige Abwechslung gewesen und doch musste er vielleicht ebenfalls ein Halunke gewesen sein wie Wuschelbart? Sie hatte den Fetzen der Erinnerung den Sal ausgegraben hatte, mit Neugier entgegengenommen und so malte sie sich eine passende Geschichte aus. Woher die Zwei sich wohl kannten?

    Viel konnte die junge Frau nicht in ihrem Kopf herumwühlen und Fragen beantworten auf die sie nur anhand von Spekulationen an wilde Geschichten kam, denn Bones hatte Sal ohne jegliche große Mühe zur Seite gedrückt und dann die Hand der Kriegerin genommen. Kurz zuckte sie innerlich und vor ihren geistigen Augen zusammen. Ihr Ausdruck der Überraschung blieb noch weiterhin in ihrem Gesicht haften und dennoch lächelte sie freundlich. “Ihr seid ja vielleicht ein Charmeur.“ entgegnete sie sanft. Sie erwiderte seine große Hand die locker einmal um ihren Kopf gepasst hätte. Würde der Schmied ernst machen wollen, hätte er mit Sicherheit locker genügend Kraft, um ihren Kopf in beiden Händen wie einen Kürbis zu zerdrücken. Diese Vorstellung allein trieb die feinsten Nackenhärchen in die Höhe. Jedenfalls war sie überrascht gewesen, wie ein Mann von solcher Statur und diesem Handwerk, so sanfte und weiche Hände haben konnte. Keine großartigen Verletzungen, keine Schwielen. Evelyn bemerkte das sofort. Wieder ersuchte sie Augenkontakt mit Bones. “Freut mich Euch kennenzulernen, Bones. Mein Name ist Evelyn.“ Sie schloss kurz ihre Augen und ließ Bones Hand noch immer nicht los. Kurz drückte sie fester zu. “Ja dieser Mistkerl dort drüben hat mich vergangene Nächte beraubt und ich bin ihm gefolgt. Jetzt steht er in einer Weise unter meiner Schuld um mir das wiederzubringen was letztlich ihm entwendet wurde. Toller Meisterdieb nicht war Bones? Ein Dieb der jemanden beklaut um selbst beklaut zu werden von der Sache, die er geklaut hat. ….“ Sie warf Sal einen gehässigen und giftigen Blick zu. Es war ein scherzhafter Seitenhieb gewesen denn die Frau hatte gerade Gefallen daran gefunden ihn aufzuziehen. Und dabei hatte sie richtig Spaß vor allem dann, wenn andere Personen derselben Ansicht waren wie Eve.

    Letztlich ließ sie von Bones ab. “Spaß beiseite. Tatsächlich brauchen wir ein gut gearbeitetes Einhandschwert. Es darf gern etwas breiter sein als ein normales Soldatenexemplar und dazu ein passender Schild.“ Sie überlegte kurz und fasste sich dabei an ihr Kinn. Dann schnippte sie. “Ach und ich hab noch eine Bitte.“ Sie kramte hinter ihrem Rücken ihre Sense hervor. “Wäre es möglich am Ende der Stange so eine Art Kette anzubringen? Sie darf sehr gerne sehr lang sein denn ….“ Während Evelyn dem Schmied Bones erklärte was sie wollte und dieser zuhörte, oft nickte, manchmal selbst Verbesserungsvorschläge hatte und selbst Ideen miteinbrachte um sich das Endkonzept vorzustellen, verging eine ziemliche Zeit. Das machte den Profi aus, das hatte man gesehen. Er Bones war voll in seinem Element, das fing bei der Planung an und hörte bei der Schmiede auf, doch letzteres sollten die Reisenden nicht mitbekommen, da Bones sie bat zu gehen. Er hatte den Auftrag entgegengenommen und der Preis war ebenfalls verhandelt gewesen. Ein Schwer, ein Schild, ein Upgrade der Sense, Messer für den Wuschelbärtigen. Also machten sie sich auf dem Weg das Gasthaus ausfindig zu machen, da mittlerweile die Sonne bereits den Horizont küsste.


    Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert die passende Taverne zu finden. Zu allem Übel hatte die Gruppe es verpasst sich einen Treffpunkt auszumachen, um gemeinsam das reservierte Gasthaus aufzusuchen. So blieb es den beiden anderen nicht erspart, tatsächlich, vollbepackt mit neuen Gütern wie Fleisch, Brot, Schnaps, Tabak und anderen Dingen, jede Taverne und jedes Gasthaus aufzusuchen, mit jedem Inhaber zu quatschen, bis sie genau das gefunden hatten, was sich Malkus ausgesucht hatte. Es sah recht spartanisch von außen aus. Die Türe, sie führte ohne großen Widerstand in die Schenke und dort waren auch nur vereinzelt ein paar Tische aufgestellt, auf denen die Stühle ragten. Gäste waren keine mehr vor Ort und auch der Wirt machte mit seinem müden aber dennoch forschen Blick klar, dass er geradewegs dabei war in sein Bett zu huschen. Die Formalitäten waren schnell abgeklärt, der Besitzer recht wortkarg, aber das war egal gewesen. Die restliche Zeit ihres Abends hatten die Beiden genug damit verbracht unweigerliche Gespräche mit Leuten zu führen, die ihnen nicht weiterhelfen konnten. Eves Zustand war mehr schlecht als recht und es war ein Wunder gewesen, wie sie mit schweren Knochen den Treppenaufgang ins erste Obergeschoss geschafft hatte. Würde sie sich zurückerinnern müssen, hätte sie lügen und behaupten müssen, die Götter persönlich hätten ihr den Weg geleitet. Mit zittriger Hand drehte sie an der unverschlossenen Tür, zog sie leicht auf und blickte mit schwerem Blick einmal komplett durch das Zimmer. Sal baute sich neben ihr an der Schulter auf und tat dies gleich. Ihre schwarzen Augenringe vor Erschöpfung, waren einen bedrohlichen Schatten im Kerzenschein. Ihr erster Blick richtete sich auf die Stockbetten. Sie seufzte innerlich und verzog ihre Schnute bis zu den Ohren. “Naja. Eine 5 Sterne Absteige sieht anders aus.“ Damit sollte sie gar nicht mal so unrecht haben. Ihr nächster Blick huschte hinüber zur Wasserstelle. Sie drehte ihren Kopf zu Sal. “Ich hoffe der Knabe hat kein Vermögen dafür hingeblättert. Das Wasser dort ist genauso abgestanden wie der miefige Geruch hier drin.“ Sie musste keck lächeln. Sie trat herein und zur Begrüßung knarzte der Dielenboden unter ihr, als hätte man eine alte Spieluhr aufgezogen. Ihr erster Gang war ans Fenster. Sie hatte die Scheiben weit aufgezogen um erst einmal frische Luft hereinzulassen.


    Eve gesellte sich sogleich zum nächsten Bett. “Ich schlafe unten, nur damit du bescheid weißt, ok?“ Entgegnete sie eher murrend, da sie einfach k.o. war. Sie entledigte sich ihrer Stiefel, ihrer Ausrüstung, zog Handschuhe und andere metallenen Gegenstände aus und warf sich mit ihrer Stoffkleidung in die Federn. Sie drückte ihren Kopf gegen das Kissen, verzog dabei ihr Gesicht. “Hier riecht es. …“ Ihr Kopf drehte sich zur anderen Seite des Zimmers und begutachtete, wie Malkus ohne etwas mitzubekommen vor sich hin ratzte. Sie schüttelte den Kopf, streckte dann einen Finger aus und drückte ihn von unten an die Matratze über ihr. Sal lugte über die Kante und seine Haare fielen ihm dabei ins Gesicht. “Ich würde lachen, wenn hier in diesem Bett jemand gestorben ist. Riechen tut es jedenfalls danach. …“ Sie verschränkte die Arme, die Beine und setzte sich aufrecht mit dem Kissen im Rücken in das Bett und schloss ihre Augen. “Eine erholsame Nacht.“ Murmelte sie erneut und dann dauerte es schon nicht lange und sie war von dieser Erde verschwunden.


    Für Eve war die Nacht kurz gewesen. Ihr Arm schmerzte ungewöhnlich stärker als die Zeit davor, was ihr den Schweiß ins Gesicht trieb. Ihr Puls war beschleunigt und man konnte ihr Herz schlagen hören. Für eine kurze Zeit hatte sie die Orientierung verloren, als ihre Lider nach oben schreckten und sie sah, dass es noch immer tiefe Mitternacht war. Erst nach und nach, wie ein altes Zahnrad, dass erst in Bewegung gesetzt werden musste, dämmerte es ihr. Ihr Blick fiel auf die helle Nacht außerhalb des Fensters. Die Vorhänge wehten leicht in das Zimmer was bedeutete, frische Luft zirkulierte mit diesem abgestandenen Geruch im Zimmer. Sie setzte ein Bein über die Bettkannte und beugte sich mit ihren Ellenbogen darauf vorne über. Sie drückte mit ihrer Liken auf ihre rechte Schulter um den Schmerz zu betäuben. Es hatte keinen Sinn. Jedes Drücken oder Kneten hatte zur Folge, dass die Muskeln verkrampften und sie noch mehr zischend zusammenzuckte. Die großgewachsene Frau erhob sich langsam und stapfte mit nackten Füßen über die Dielen, öffnete die Tür zum Flur und stieg die Treppen hinunter zur Schenke. Es war still, mucksmäuschenstill. Vereinzelt konnte man in den Zimmern lautes Atmen oder sogar Schnarchen vernehmen, doch diese Stille, es war wie in einem verlassenen Spukhaus. Die Kriegerin setzte knarrend einen Fuß nach dem Anderen auf der Treppe auf und hielt sich verkrampft am Handlauf, bis sie unten angekommen war. Mit steifem Blick lugte sie hinter den Bartresen und schnappte sich eine Flasche die zufällig dort herumstand. Sie biss in den Korken, spuckte ihn auf die Seite und roch mit einem tiefen Atemzug an der Öffnung des Flaschenhalses. Kurz blitzten ihre diesigen Augen auf und sie nickte bestätigend. Ein guter Fusel war eben ein guter Fusel. Sie nahm einen Schluck und merkte, wie der stechende Alkohol ihr der Kehle hinunterbrannte, als hätte man die Braunhaarige zuvor in Öl getaucht und dann angezündet. Solch einen Brand konnte man am Besten dann löschen, wenn man noch einen Schluck hinterherjagte. Umso mehr sie sich von diesem Gebräu einverleibte, umso leichter wurden die Schmerzen in ihrer Schulter und das, war genau das, was sie eigentlich bezwecken wollte. Sie lehnte halb auf dem Tresen und hatte ein Bein angewinkelt auf einem Vorsatz des Barhockers gestellt und mit ihrem Blick die Wände des Gasthauses untersucht. Es war wie zuvor, nichts Besonderes. Keine großartigen Verzierungen, Trophäen oder sonst etwas. Es hingen vereinzelte Bilder an den Wänden die nicht sonderlich gut gezeichnet waren und ein großes Portrait eines Mannes, dessen Schnauzer darauf schließen ließ, dass es der Besitzer der Stube hier war. Der Unterschied war nur, dass die gezeichnete Person etwas glücklicher zu sein schien und noch viel jünger war. Irgendwann setzte sich die Frau gänzlich auf den Barhocker und umarmte die grünliche Flasche so, als wäre es ihr Kind. Sie nuckelte daran, immer wieder einmal und stierte ohne große Gedanken vor sich hin.


    Plötzlich schreckte die Frau hoch. Ihre Haare ganz zerzuselt, warf sie ihren Blick von einer Seite zur Anderen. Ihr Kopf drehte sich wie ein Kreisel in einem Wirbelsturm und ihre Sicht war leicht benebelt. Sie fasste sich mit ihrer freien Hand an die Stirn, dann an die Wangen. Sie glühten leicht, war aber nicht weiter sonderlich schlimm. Auf dem alten Holztresen lag die ausgetrunkene, grüne Flasche die mit dem Kopf zur Seite hinweggekippt war. Sie schluckte kurz und fasste sich wieder an den Kopf. “Verlammt, bin wohl eingeschlafen …“ Sie stieß kurz auf und blies die angestaute, mit Alkohol getränkte Atemluft aus ihren Nasenlöchern. Sie blinzelte einmal, dann zweimal. Eine schwarze Gestalt in der Ferne schien auf sie zuzukommen. “Wuschelbart? Malkus?“ Sie setzte ein gehässiges Lächeln auf. “Wohl neidischhh, dass ich den ganzen Alll – Allohol alleine gefunden ha-hab?“ Sie prustete indem sie die Arme vor ihrer Brust verschränkte. Doch irgendetwas stimmte nicht. Sie blinzelte wieder. Die Gestalt vor ihr, es war seltsam. Die Statur stimmte nicht und war zu keinen ihrer Kameraden zuzuordnen. Ihr Blick verfinsterte sich. “Was willst du?“ Harschte die Kriegerin zielsicher und klar der fremden Person entgegen.


    Hinter ihr baute sich ein weiterer Schatten auf und kalter Stahl legte sich an ihren Hals, als würde sie mit dem kompletten Kopf in eine Schüssel voll Eiswasser tauchen. Ihr Puls ging schlagartig eine Oktave höher und setzte zugleich einen Schlag aus. Ihr Hals, er spannte sich an. Sie schluckte schwer. Wie eine Giraffe, zog sie ihren Kopf in die Höhe. Die Kälte auf ihrer Haut kitzelte sanft und tanzte mit ihrer Wärme an den Wangen einen seltsamen Tanz. Ihre Augen schenkten der Waffe erst keine Bedeutung, noch immer hatte sie ihren Gegenüber fixiert. Nun legte sich eine kalte, zarte Hand auf Eves kaputter Schulter und übte dort einen gehässigen Druck aus. Sie zischte leise. “Wer seid ihr und was wollt ihr?“ Ein gut kleinerer Mann trat langsam aus dem Schatten in den Kerzenschein und offenbarte sein Gesicht. Es war ziemlich rund, aber nicht dick. Seine Haare waren vorne an seiner Stirn zu schneckligen Locken gekräuselt und er leckte sich permanent über seine Lippen. Über die Gestalt hinter der Kriegerin, konnte sie nicht viel sagen. Es war wohl eine Frau, das spürte sie an den Fingern, die auf ihrer Schulter lagen. Ebenfalls war der Druck des Dolches, der sich immer mehr in die Haut bohrte, ein anderer gewesen, als wenn ein Mann diese Waffe gehalten hätte. Wieder genervt seufzte sie laut. “Was wollt ihr? Ich frag jetzt ein letztes Mal, bevor ich euch das Genick umdrehe. …“ Sie klopfte mit den Fingern genervt auf dem Tresen. Der Mann gegenüber der Kriegerin fing an zu lachen. Die Stimme hinter Eve, stimmte mit ein und sie hatte mit ihrer Vermutung recht behalten. Ein kratziges Frauengelächter durchflutete den Raum, ehe es so abrupt aufhörte, wie es anfing. Der schmalzige Kerl ging wieder einige Schritte auf die Kriegerin zu. Nun konnte sie seinen schweißlichen Geruch wahrnehmen. Sie rümpfte angewidert die Nase, dann setzte der Mann ein Bein auf den Barhocker am unteren Ende, dort, wo die Füße zusammengehalten wurden. >>“Mordred war ganz angetan von deinem Geschenk. … Ja ja …“<< Eve biss sich auf die Lippen und verkniff sich jegliche Emotion. Wenn sie es könnte, hätte sie dem Kerl gegenüber bereits eine Kopfnuss verpasst. Der Mann fuhr weiter, ohne auf eine Antwort zu warten. >>“Wir haben die Rollen geöffnet und entziffert. Es dauerte nicht lange um zu verstehen, was du die ganze Zeit mit dir herumgeschleppt hattest. Unsere Männer sind Spezialisten in dem was sie tun. …“<< Wieder leckte er sich über die Lippen. >>“Jedenfalls …“<< wieder fixierte er die tiefblauen Augen der Kriegerin. >>“… Ich fragte mich, wieso du die Rollen nicht für dich selbst eingesetzt hast? Ich meine, solch eine große Macht? Ein Teil der Macht für das Ganze?“<< Nun blickte er fragend in das tiefe Gewässer um auf eine Antwort zu warten, doch er lachte lauthallend los, als Eve ihre Nase verzog. >>“Oh Gott du hast keinen blassen Schimmer was da drinsteht, oder? HA! Leverin, hör dir das an! Unsere Kleine hier hat das Geschenk der Götter herumgetragen und wusste nicht einmal was es war!“<< Nun fingen wieder beide an zu lachen. Eve tastete sich mit ihren Fingern langsam über den Tresen hin zur leeren Flasche, die sie zuvor ausgetrunken hatten und legte zwei Finger auf den Hals. Unbemerkt natürlich, sodass es nicht auffallen würde. Der komische Typ drehte sich wieder um, dann verschränkte er seine Arme hinter seinen Rücken und beugte sich vor. Wieder leckte er sich über die Lippen. >>“Eigentlich war unser Befehl euch ohne Umwege auszuradieren. Mordred war ziemlich strikt, was das anging. Ich konnte es mir allerdings nicht nehmen, mich mit dir zu unterhalten, Evelyn. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum du nicht diese Macht genutzt hast? Evelyn...“<< Seine Augen waren weit aufgerissen. Wieder ließ er ihr keine Zeit zu einer Antwort und er griff seiner Frage vor. >>“Die Rollen sind eine komplexe Karte zu Orten an denen ein jeder durch ein Artefakt eine Fähigkeit erhält, wir wissen noch nicht ganz wie man diese Macht aktiviert oder kontrolliert, aus dem Grund wollte ich eigentlich mit dir reden, Evelyn. Eine Art göttliche Geheimwaffe um wohl gegen das „Böse“ zu bestehen. Doch, warum sollte man diese Gaben nicht nutzen um sein eigenes Königreich zu erschaffen und die Welt zu beherrschen?“<< Er legte seinen Kopf schräg. >>“Es spielt keine große Rolle für dich dir großartig deinen hübschen Kopf darüber zu zerbrechen nachdem du genauso wenig weißt wie wir. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auch dieses Rätsel gelöst haben, meine Liebe. Ich meine, du bist sowieso in wenigen Minuten tot. Mich hatte es nur interessiert, warum du so loyal gegenüber einem Königreich bist, dass seinen Untergang selbst besiegelt und seine Mitmenschen in Stich gelassen hat.“ Er setzte sich auf und nickte seiner Kollegin zu, unterdessen drehte er der Kriegerin den Rücken zu. Er machte eine komische Handbewegung, eine Gestik, die sie genau kannte. Er signalisierte der Frau, den Schlussstrich zu ziehen.


    Die Frau spürte, wie der Stahl immer kälter und kälter wurde und sich langsam in das Fleisch brannte. Evelyn blieb nicht fiel Zeit, deswegen handelte sie schnell. Sie verkeilte ihre Füße zwischen Stuhlbeinen und lehnte sich ruckartig nach hinten. Dabei ergriff sie die Flasche auf dem Tresen und schnellte sie über ihren Kopf, auf den Kopf ihrer Angreiferin hinter ihr. Ein sehr lautes Klirren zerbrach die kurze Stille in der Schenke und ein dumpfer Aufschrei der Frau war zu hören. Sie taumelte nach Hinten und stieß den Dolch mitsamt der Klinge bis zum Anschlag des Griffs in die Brustwunde der Kriegerin, um dort Halt zu finden. Eve schrie auf. Ihr Stimmbänder verzerrten das grauenvolle Geschrei. Sie spürte wie eine komische Kälte drohte sich durch den kompletten Körper zu bahnen. Ihr Herz, es schlug unregelmäßig. Leverin ließ nicht von Eve ab. Sie drückte weiter zu. Die tiefblauen Augen waren aufgerissen zu einem gigantischen See, der nach und nach gefror. Der Dolch, der in Eves Brust steckte, er begann zu leuchten. Ein lautes Zischen, als würde heißer Stahl in ein Ölbad getaucht, durchzuckte die Luft. Abwechselnd schwarze und lila Runen leuchteten auf der Klinge auf, die man unter dem Fleisch der Frau sehen konnte. Der Rauch färbte sich schwarz und umhüllte den rechten Arm der Kriegerin. Sie schlug nach hinten aus und traf Leverin, die mit einer solchen Wucht nach hinten geschleudert wurde, dass sie einen kompletten Tisch mitsamt den Stühlen mit sich riss. Eve ging zu Boden. Ihre Knie schlugen auf. Sie biss sich auf die Zähne. “VERDAMMT! WAS HABT IHR MIT MIR GEMACHT?!“ Ihre Stimme donnerte durch die Taverne und sollte nun den letzten aufgeweckt haben. Sie keuchte schwer und schrie weiter. Es war längst kein körperlicher Schmerz gewesen, der sich durch die Nerven der Kriegerin zogen. Es war kein bekannter Schmerz wie die Klinge von Mordred, die sich durch ihre Schulter bohrte oder wie die Klinge des Goblins, die ihr Gesicht zerschnitt. Nein, das war anders gewesen. Viel schmerzhafter. Es war, als würde ihr Geist, ihr Verstand angegriffen.


    Weitere Runen zeichneten sich über ihre Hand hinweg, der Rauch breitete sich nun auf ihrer Schulter aus, wo er in ihre Wunde zog. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Als sie nach der Waffe in ihrer Brust greifen wollte, griff sie ins Leere. Die Klinge zerfiel zu Asche und verschloss ihre Wunde an der Schulter sowie an ihrer Brust. Sie atmete schwer, kniff immer und immer wieder die Augen zusammen. Sie hielt sich selbst im Arm, wippte energisch nach vorne und nach hinten. Ihr Schädel war zum Zerbersten nahe und ihre Augen, ihre Knochen, ihre Muskeln, einfach alles tat weh bis es schlagartig aufhörte. Der Rauch verzog sich in die letzten Poren der Frau, wieder leuchteten lila Runen auf die sich in ein schwarz färbten und ein Mal bildeten, dass über ihre Narbe im Gesicht gezogen war und ihr rechtes Auge einnahm. Das tiefblaue war verschwunden. Zu sehen waren dämonische Katzenaugen, die mit kompletter Schwärze durchtränkt waren. Sie zischte wieder. “Was habt ihr …“ Ihre Stimme klang befremdlich. Es war nicht die bekannte, kratzige Stimme der Frau, es klang irgendwie dämonisch, nicht von dieser Welt. Der Mann, der dem ganzen Spektakel zusah und mit weit offenen Augen auf Eve herabblickte, verstand. >>“Leverin! Wir haben es gelöst! Dein Artefakt, das wir gefunden haben! Es bedarf ein Opfer“<< Freude standen dem Mann tief in den Augen, doch Eve hatte nicht vor noch eine weitere Silbe von diesem Gauner zu vernehmen. Sie stand auf. Ihre Haare schwebten leicht in der Luft und ein mordlüsterner Ausdruck lag auf ihren Lippen. Sie ballte die Faust und setzte einen Schritt nach vorne. Dieser Schritt, den Eve dachte zu tun, war in Wirklichkeit ein voranschreiten, dass man an Geschwindigkeit nicht messen konnte. Als wäre sie plötzlich an ihrem Feind aufgeploppt, hatte sie ihre Faust mit einem wuchtigen Schlag in seine Magengrube gesetzt, dass sie denn Schall hören konnte, wie seine Knochen darunter zerbarsten. Ein leichter Windzug sauste dabei durch die Schenke. Die Rippen knackten und alles was sich dahinter befand, fühlte sich wabbelig und matschig an. Der Kerl, er wusste gar nicht wie ihm Geschah, denn das Spektakel spielte sich mit einem Wimpernschlag ab. Seine Augen waren weit aufgerissen. Aus seinem Mund tropften sein Blut und er preschte regungslos auf die Holztreppen nieder, die zum oberen Stockwerk führten. Eve stand nun wieder aufrecht und blickte zu Leverin, doch sie konnte die andere Frau nirgends finden. Sie hatte sich aus dem Staub gemacht.


    Das Gefühl wie in einem Traum gehüllt zu sein ließ nach. Es war, als würde man aufwachen. Das Mal über ihrem rechten Auge verschwand wieder so, wie es spontan gekommen war und ihre Haare fielen ihr auf die Schultern. Sie keuchte schwer und knickte leicht zusammen. An ihrer rechten Faust klebte das schwere Blut ihres Feindes, den sie noch einige Zeit beobachtet hatte. Die Schmerzen sowie die Wunden und Narben an ihrer Schulter waren verschwunden gewesen und nur der Verband erinnerte an die vergängliche Sache mit Mordred. Evelyn hörte dumpfe Schritte die Treppe hinunterstapfen doch ehe sie sich aufsetzen und nach oben blicken Konnte, kippte sie vorneweg über und fiel in einen Schlummer der Ohnmacht.

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  • Alptraum


    Malkus riss sich aus den Fängen des Schlafes und wollte soeben das Zimmer verlassen, um nach seinen Gefährten zu suchen, als er hörte, wie die Tür zur Schänke lautstark aufging. Die brummende Stimme von Sal war nicht zu überhören, der sich wohl über etwas zu beschweren schien. Malkus konnte seinen eigenen Namen hören mit einem Unterton aus Verachtung. Wie lange hatte er gedöst? schoss es ihm durch den Kopf. Er wollte ursprünglich gleich los, um seine Gefährten zu suchen, aber das Bett fühlte sich so weich und herrlich an, dass er es doch gleich ausprobieren musste. Und es konnte ja auch nicht schaden, seine Augen kurz auszuruhen. Als Malkus zum Fenster sah, stellte er fest, dass die Sonne beinahe untergegangen war. Er huschte nach unten und empfing seine Begleiter. Sal und Eve würden seine Ausflüchte wohl ohnehin nicht glauben, daher versuchte er erst garnicht, sie zu belügen. Er half ihnen, die schweren Beutel ins Zimmer zu tragen und legte sich, ohne viele Worte zu verlieren, in eines der Betten, nachdem er sich ausgezogen hatte. Binnen kürzester Zeit war er wieder eingeschlafen und konnte auch nicht mehr hören, wie Eve sich über den Geruch im Zimmer beschwerte. Selbst, wenn hier tatsächlich jemand gestorben war, so störte das Malkus nun in diesem Moment nicht mehr. Er schlief traumlos und wachte nur einmal auf, um Wasser zu lassen.


    Gerade, als er aus dem Bad, welches am Ende des Ganges lag, zurück ins Zimmer huschte, hörte er einen ohrenbetäubenden Schrei aus dem Schankraum kommen, gefolgt von Gepolter und Getümmel. Es klang, als wäre eine handfeste Keilerei im Gange. Draußen war es Stockfinster und Malkus war noch etwas desorientiert, aber selbst für eine Wirtshausschlägerei waren die Schreie unüblich. Meist waren sie begleitet von betrunkenen Drohgebärden, Flüchen und Wutausbrüchen, weniger von Schmerzensschreien, wie jenem, den Malkus gerade gehört hatte. Soll ich Sal aufwecken dachte er sich, doch prompt kam ihm ein zweiter Gedanke in den Sinn was, wenn ich Sal wegen einer Wirtshausschlägerei aufweckte. Er wird mich sicher umbringen dafür, dass ich ihm den kostbaren Schlaf raube. Außerdem war Sal wohl nicht so gut auf ihn zu sprechen, da er eingeschlafen war, anstatt ihn und Eve zur Schenke zu führen und ihnen beim Tragen zu helfen. Oder was, wenn Sal selbst der Grund für die Schlägerei war? Malkus schlich den Gang entlang und lugt die Treppe hinab und bemerkte dabei garnicht, dass Sal bereits aus seinem Zimmer auf den Gang geschlichen war und dem leichtbekleideten Spieler folgte. Malus konnte nur Schatten an der Wand tanzen sehen. Den Schatten folgten weitere Schreie und Schmerzenslaute. Dann Stimmen. Er konnte nicht ausmachen, was gesagt wurde, aber es war eindeutig Eves Stimme, die er hörte. Malkus versuchte vorsichtig die Treppe hinunterzuschleichen, als das Poltern wieder losging, gefolgt von weiteren Schreien. Er konnte nun nicht mehr warten, Eve war in Gefahr. Wer oder was auch immer dort unten gemeinsam mit der Kriegerin war, es verhieß nichts Gutes. Malkus stürmte die Treppe hinunter, unbewaffnet und in seiner Nachtbekleidung, aber bereit, zu helfen und zu prügeln, wenn es notwendig war. Als er endlich die Schenke erblickte, bot sich ihm ein seltsames Bild. Eve stand da, beinahe unversehrt, vor ihr lag blutüberströmt ein fremder Mann. "Mordred..." flüsterte Malkus zu sich, aber bei näherer Betrachtung stellte er fest, dass er Mann am Boden jenem nicht glich, der ihnen zuvor in der Steppe die wertvolle Fracht genommen und sie zum Sterben zurückgelassen hatte. Er wandte sich wider Eve zu, ihre Augen schienen zu blitzen, ihr Gesicht zu einer Fratze verzerrt. Malkus hatte eine weitere Frauenstimme gehört, er blickte sich um, sah aber weit und breit niemanden, dem sie gehören konnte. Nun bemerkte Eve den Halbnackten, wie er im Eingang zur Schänke stand. "Was bei den Göttinnen ist hier passiert?" fragte er, auf den blutenden Mann, der vor ihren Füßen lag, schauend. Erst jetzt bemerkte Malkus, dass er nicht alleine im Türbogen stand. Beinahe geräuschlos hatte sich Sal hinter ihm positioniert. Ein kurzer Blick nach hinten bestätigte, dass es nicht der zornige Wirt war, der sich hinter ihm aufbaute.


    Tisch und Barhocker lagen wild verstreut am Boden, dazwischen Splitter einer Glasflasche und Blutspritzer. Es roch seltsam, irgenwie ölig und nach verbranntem Fleisch. Eve starrte ihn weiter wortlos an. Selbst im Halbdunkel konnte er etwas in ihren Augen erkennen. Schritt für Schritt kam er auf sie zu. Ihre Muskeln waren angespannt, wie ein wildes Tier, das seine Jungen verteidigt. Erkannte sie ihn etwa in ihrem Blutrausch nicht? Dass es ein Traum sein könnte, daran dachte Malkus in dem Moment am allerwenigsten, obwohl dies im Nachhinein für ihn die warscheinlichste Variante gewesen wäre. "Eve... ist alles in Ordnung mit dir?" fragte er vorsichtig. Er hob seine Hände, um ihr zu zeigen, dass er nicht bewaffnet war und keine Gefahr darstellte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ein kühler Luftzug herrschte. Knarrend wies ihn die offene Tür zur Schenke darauf hin, woher der Luftzug kam. Die Tür war sperangelweit offen. Wohl hatte jemand die Schenke fluchtartig verlassen. Vermutlich die Frau, der die Frauenstimme gehörte. Was war hier nur passiert.

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    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Sal hatte nicht geschlafen. Nach den Besorgungen hatten sie schließlich die richtige Schlafstätte gefunden und Malkus gefunden. Es wäre wohl klüger gewesen, hätten sie sich zuvor abgesprochen, aber seis drum. Müde und erschöpft wie sie alle waren, fehlte ihnen die Kraft zum diskutieren und ohnehin wäre es nicht nötig gewesen. Doch schlafen... konnte Morgan nicht.


    Seine Gedanken kreisten wie immer fortwährend wie in einem Karussell. Ein Karussell mit den immer gleichen Figuren und Umdrehungen. Mordred, Eve, Malkus, Mordred, Eve, Malkus,... doch mit jedem Mal drehte es sich schneller und schneller! Figuren vermischten sich wie grelle Melodien zu einem Brei an Emotionen und scheußlichen Visagen! War er doch leicht im Dösen abgedriftet? Mit einem schweren Seufzer starrte Sal auf die Decke. Sein Fuß hing vom Bettrand hinab und seine Hände lagen unter dem Kopf; die Arme angewinkelt. Er konnte die Gedanken und Sorgen nicht stoppen. All das ergab noch immer keinen Sinn für ihn. Eves Auftrag, der doch so wichtig war und mehr Feingeschick und Kampfkraft erforderte, als sie zu dritt aufbringen konnten. Warum vertraute sie einem herzenguten, aber simplen Charmeur ohne Erfahrung? Und überdies einem ruhelosen und abtrünnigen Mörder und Räuber wie ihm, der kein interesse besaß, die Welt zu retten? Und sie selbst... schien vor allem eben mit sich selbst beschäftigt. Mit Kampf, Krieg und Blut, aber nicht mit dem Mitgefühl für andere. Und was genau hatte Mordred also mit diesen Schriftrollen vor? Warum hatte er sie drei verschont?

    Fragen und Fragen. Aber keine einzige Antwort, die das lodernde Feuer seines gierenden Durstes löschen mochte. Mit dem kleinen Finger kratzte sich Morgan sacht am Mundwinkel und strich sich den Bart zurecht, als er Geräusche vernahm. Nur die Stirn in Falten legend und den Kopf leicht erhebend erblickte er Evelyn, wie sie den Raum verließ.

    Stell' nicht schon wieder was an, Weib, dachte er sich und senkte den Kopf wieder. Ach, die würde noch pissen gehen... nicht einmal sie konnte mit jeder Sekunde und jedem ihrer Schritte Chaos und Drama anrichten und...


    ... doch sie konnte. Einige Zeit nach dem sie hinab ging erfolgte Krach. Kurze,r aber intensiv lauter Krach und Sal, dessen Sinne auf Hochtouren arbeiteten, sprang sofort barfuß vom Bett auf. Er verließ das Zimmer jedoch nicht, ohne einige seiner versteckten Messer in den Innentaschen seines Hemdes mitzunehmen. In gebeugter Haltung schlich er leise aus dem Zimmer und lukte vorsichtig um die Ecken, ehe er langsam die Treppe hinab geschlichen kam. Auch Malkus erblickten seine Augen. Der hatte das Zimmerchen zuvor auch kurz verlassen. Morgan, der sich noch versteckt hielt, versuchte aus dem erstreckten Chaos vor ihm einen Sinn zu finden. Ein toter, blutender Mann. Zuvor hatte Sal Stimmen vernommen, wenn er die Worte auch nicht ausmachen konnte. Irgendetwas war vorgefallen. Und Eve... ihr Blick.

    Morgan richtete sich auf und kam aus seiner Ecke hervor. Ihm brannten ähnliche Fragen wir Malkus auf der Zunge, doch da er sie schon aussprach, musste er sie nicht mehr stellen. Vorsichtig navigierte er die nackten Füße über den Boden, um auf keinen Splitter zu treten und kam der Dunkelhaarigen näher, betrachtete sie mit eisernen Blick. Dieser Blick... der verhieß jedenfalls nichts gutes.

    "Ich verlier' hier die scheiß Geduld!", platzte es schließlich aus dem Räuber heraus und er packte mit der Rechten Eve am Kragen, "was zur Hölle ist eigentlich los mit dir, Weib? Hältst du uns nur zum Narren? Vielleicht nutzt du uns ja nur aus und steckst in Wirklichkeit mit Mordred unter einer Decke? Ja, vielleicht war das alles dein Schema!", knurrte er so leise, wie es ihm möglich war. "Wie kann's sein, dass du ausgerechnet mit uns angeblich die Welt retten willst? Wenn dem so wäre, würdest du dich doch nicht mit uns in der Wildnis und in ner billigen Absteige aufhalten! Sondern würdest dir starke Mitstreiter suchen. Los, erklär; dich! Und was liegt da für ein Arschloch rum?" mit dem Kopf nickte er in die Richtung des Toten, bevor Sal eines seiner Messer zückte und Eve an den Hals legte.

    "

    Steh'n wir wirklich auf einer Seite, Eve!?"

  • Es war kein Gefühl an das sich die Kriegerin gewöhnen konnte. Sie hatte kaum durch ihre verschwommene Sicht Malkus und Sal ausfindig gemacht, schon hatte sie wieder dieses kalte, beklemmende Gefühl einer Klinge an ihrem Hals. Ihre Augenringe legten sich in Falten und sie musste genervt ausatmen. Sie hatte keine Zeit sich auch nur ansatzweise zu sammeln. Immer wieder schwankte ihr verlorener Blick zwischen den beiden Männern hin und her. Sie schluckte schwer, da Sals griff an ihrem Kragen sehr an ihrer Luft zog. Sie bemerkte, wie ihr Hals über sein scharfes Messer kratzte. Sie legte eine Hand um sein Handgelenk, versuchte einen Druck auszuüben um die Situation unter Kontrolle zu behalten, doch es gelang ihr nicht. Entkräftet saß sie wie ein nasser, schwerer Sack halb auf dem Boden, mit einer leichten Hand sein Armgelenk umschlossen und ihren Blick, immer wieder zur Tür werfend. “Die Tür! Sie …“ Sal erhärtete seinen Griff und ihr blieb die Luft weg. Sie versuchte aus ihrem Mund Worte zu formen die ihr auf der Zunge lagen, aber heraus kam nichts als ein weinerliches Krächzen. Malkus wurde nervös. Das konnte man deswegen gut erkennen, da er stets von einem Bein auf dem Anderen umherwippte und versuchte auf den Bärtigen einzureden.


    Eve schloss ihre Augen und sie entspannte sich. “Komm tu es. Befrei mich aus dieser Farce und dann kann mir der Rest egal sein.“ Waren ihre scharfen Gedanken zwischen Messersschneide. Wieder öffnete sie ihre blauen Augen dessen tiefen Schatten ihre Augenringe waren, die mittlerweile ihr Gesicht zeichneten. Ihr Blick war ernst und voller Zuversicht, streng und unbeugsam. Sie ließ von Sals Hand ab und griff stattessen mit beiden Händen seine wuschelbärtigen Wangen, drückte ihren Kopf zu ihn hin und küsste ihn. Sie merkte wie das Messer in ihre Kehle drang und sie leicht ritzte. Ihre warmen Lippen umschlossen in einer tiefen Leidenschaft die Seinigen. Ein Knistern in der Luft zuckte auf ihre Lippen und hinterließen ein wärmendes Gefühl, ehe sie sich leicht von ihm entfernte und mit einer donnernden Ohrfeige hinterhersetzte. Dieses Klatschen war so laut gewesen, dass es ohne Probleme das Herunterfallen des Messers auf dem Boden übertönte. Sie fletschte die Zähne. “VIELEN DANK FÜR DEINE HILFE!“ Schrie sie ihn an und setzte sich erst einmal auf ihren Hintern. Sie verschränkte die Arme und blickte auf den Toten, der eingedrückt in der Treppe lag. “Schrei mich nicht an! Und für die Zukunft! Wenn du jemanden Drohst und Fragen stellst dann stell auch sicher, dass man diese beantworten kann du Vollidiot!“ Sie rümpfte sich ihre Nase und setzte sich langsam auf und rannte zur offenstehenden Tür, blickte hinaus, doch es war keine Menschenseele zu sehen. Sie seufzte. “Das hast du ja wunderbar angestellt. …“ Flüsterte sie leise und drehte sich nachdenklich um, fixierte dann ihren Blick auf Sal. “Ich sehe gerade nur ein einziges Arschloch was mir tierisch die Laune raubt, weil genau wegen diesem Jemand eine weitere Person entkommen konnte. …“ Giftete sie Sal an. Sie drehte einen Barhocker zur Seite und setzte sich darauf, griff blindlinks nach einer Falsche um ihre Lippen daran zu setzen und einen Schluck Alkohol zu nehmen. “Ich habe keine Ahnung was hier passiert ist. Dieser Typ hat mich überfallen und hoch getönt, dass er von Morded geschickt wurde um uns kalt zu machen. Er hat mir Fragen über die Rollen gestellt, sich darüber lustig gemacht, dass sie bereits Dinge herausgefunden haben.“ Sie setzte mit einem weiteren Schluck nach. “Ich habe keine Ahnung von nichts, demnach konnte er von mir nichts erfahren. Er hatte gesagt, dass die Rollen irgendeine Karte wären auf denen Artefakte zu finden seien die einem irgendwelche Kräfte geben. Sie wissen allerdings nicht wie man diese aktiviert. Nachdem er seine Komplizin darauf angesetzt hat mir den Gar auszumachen, erinnere ich mich nur noch daran, dass er gebrüllt hat, er hätte jetzt herausgefunden wie man diese Artefakte aktiviert dann weiß ich nur noch, dass er tot in der Treppe lag und seine Begleitung verschwand. Das war unmittelbar nachdem du mich festgehalten hast. Also ja. Wenn Morded jetzt einen Vorteil aus der Sache zieht dann, weil du Genie es ihm ermöglichst hast.“ Sie wippte energisch mit dem Fuß und seufzte. “Und außerdem ist es jetzt reichlich spät sich über die Situation aufzuregen. Etwas paranoid scheinst du schon zu sein? Ist dir entfallen, dass du der triebgebende der ganzen Sache bist? Ich hatte vor das Ganze allein zu regeln. Du bist der Langfinger der seine Griffel nicht bei sich lassen konnte und musstest mir ausgerechnet das wegnehmen, was über den Untergang der Welt entscheidet. Und dann hast du dich auch noch bestehlen lassen von dem Typen, mit dem du eine alte Fehde hast. Klingelts jetzt bei dir?“ Sie nahm die Flasche mit solch einer energischen Wut, dass ihre Fingerknöchel weiß hervorblitzten. “Wir haben denselben Feind aus dem Grund arbeiten wir zusammen. Ich habe dich nicht ausgesucht, weil du der größte Charmeur der Welt bist, Vollidiot. …“ Sie verschränkte die Arme mit der Falsche in ihnen und plusterte ihre Wangen auf. Nach einer kurzen Zeit streifte sie sich über den Hals und verwischte das seichte Blut durch Sals Klinge. “Wenn jetzt das Frage-Antwortspielchen zu ende ist? Oder willst du noch mehr wissen? Soll ich dir noch sagen wann ich meine Tage krieg? Willst du das auch noch wissen oder hinterfragen, hu?“ Sie haute mit der Flasche auf den Tresen, sodass dessen Inhalt sich über den Flaschenhals ergoss. Sie stand auf und ging ernster Schritte wegen auf Sal zu. Sie starrte ihn tief an. “Können wir jetzt wieder wie normal zivilisierte Menschen sein?“ Sie wandte sich um und schmiss ihre Arme in die Luft. “Bei den Göttinen!“ Sie stemmte ihre Arme in die Hüfte. Ein letztes Mal hatte sie sich umgedreht und mit entspanntem, aber ernsten Blick den Bärtigen und auch Malkus gemustert. “Ich weiß nicht, Morgan Sullivan, stehen wir auf derselben Seite? Du siehst diese Tür?“ Nun wandte sich ihr Blick zu Malkus. Ihr Finger deutete auf die halboffene Tür, dessen Schlitz eine kalte Luft hereinließ. “Ich halte keinen von euch beiden fest. Nur seid euch bewusst, dass wenn ich euch das nächste Mal sehe, ihr einen Kopf kürzer seid, weil ich euch nicht wiedererkennen werde. Wir können jetzt weitermachen wo wir angefangen hatten oder wir beenden das Ganze hier. Eure Entscheidung. Ich werde Mordred auf jeden Fall finden und ihn kalt machen. Ob das durch deine Klinge passiert oder durch meine, dass entscheidest du, Morgan Sullivan.“ Sie schnappte sich die Flasche Schnaps auf dem Tresen mit einem schwungvollen Griff und schmiss die Tür zum Gasthaus auf, trabte mit kalten und patschigen Füßen vor die Tür und ging einen Schritt nach links um sich an die Wand zu lehnen. Sie steckte sich eine Zigarette an und stieß den angestauten Rauch in die feinste, kühle Luft des Nachthimmels, während der Mondschein in ihren Augenringen komplett erlosch. Sie senkte ihren Blick und musste dabei keck lächeln. Vor all dem Trubel, hatte sie nicht einmal Zeit gehabt zu bemerken, dass ihre Verletzungen an ihrer Schulter komplett verschwunden waren und sie eigentlich nur durch Sals Klinge am Hals blutverschmiert war. “Was war eigentlich gerade eben passiert? Wer hat diesen Typen umgebracht?“ Kreiste es in ihrem Kopf, suchend nach einer Antwort.

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  • Entscheidung


    Malkus musste sich erst einmal setzen. Man konnte die Spannung, die sich in den letzten Sekunden im Rauma usgebreitet hat, förmlich schneiden. Das gedämpfte Licht der Öllampen flackerte in einem sanften gelb-orange und ließ seinen Schatten über den Tresen tanzen, als er auf dem Hocker Platz nahm. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er fest damit gerechnet, dass entweder Eve oder Sal leblos zu Boden gehen würden, aber im nächsten Moment küsste die Frau den Krieger, nur um ihn zurecht zu weisen. Genau so schnell, wie sich die Situation kam, ging sie nun schon wieder. Malkus griff den Flaschenhals, der leicht vom Inhalt benetzt war. Eve hatte noch einen guten Schluck der brennenden Flüssigkeit darin belassen und der Spieler brauchte nun etwas starkes, um seine Nerven zu beruhigen. Was hätte er nur gemacht, wenn Sal die Frau hier an Ort und Stelle erstochen hätte? Wäre er der Nächste gewesen? Oder was, wenn Eve ihm das Genick gebrochen hätte, er konnte noch vor kurzem in der Wildnis sehen, wozu sie fähig war, was sie imstande war, mit völlig Unschuldigen anzustellen, nur weil sie Pferde brauchen. Sie würde keine Sekunde zögern, den Frauenhelden zu beseitigen, wenn ihr danach war.


    Der Alkohol brannte in seiner Kehle, als er die Flasche an die Lippen setzte und daran zog. Die klare Flüssigkeit, die im Lampenschein bernsteinfarben war, tat jedoch ihre Wirkung. Malkus' Fingerspitzen hörten auf, zu zittern und das Wippen in seinem rechten Schenkel wurde langsamer und verschwand nach dem zweiten Schluck völlig. Er spürte, wie der starke Schnaps bereits nach dem dritten Ansetzen in sein Gehirn zog und dort versuchte, seine Sinne und seinen Geist mit einen zarten rosa Nebel zu umgeben. Nach dem nächsten Schluck war die Flasche nun entgültig leer und er stellte sie achtlos auf den Tressen, wo sie noch kurz auf dem feucht gewordenen Holz entlang rutschte, ehe sie knapp vor dem Eck des hölzernen Untergrunds zum Stehen kam. Es waren nur wenige Augenblicke vergangen, ehe sich Malkus mit dem Schnaps beruhigt hatte, er wandte sich wieder seinen Begleitern zu und Worte formten sich auf seinen Lippen.


    Was wollen wir als nächstes tun? fragte er, während er seinen vom Alkoholduft getränkten Atem ausstieß. Wenn wir uns gegenseitig töten wollen, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, denn ich spür' langsam, wie der Schnaps meine Sinne betäubt fuhr er beiläufig fort. Er sah sich um, einerseits, ob es noch mehr Gebranntes gab, andererseits ging er gedanklich die Möglichkeiten durch, wie sie dem Wirt diese Sauerei erklären konnten. Kneipenschlägereien waren nicht unüblich, aber das hier war etwas mehr, als ein bloßes Handgemenge. Jemand lag in seinem eigenen Blut zu ihren Füßen, die Einrichtung wirkte, als hätte der Meister des Windes hier persönlich ein Konzert gegeben und langsam füllte die kalte Nachtluft den Raum. Malkus stand vorsichtig auf, er versuchte nicht, über den Toten zu stolpern oder einem seiner Begleiter zu nahe zu kommen, da er nicht wusste, ob sie ihren Groll an ihm auslassen würden, und ging vorsichtig zur Tür. Dabei musste er über zwei umgestürzte Tische und etwas, das wohl einmal ein Stuhl gewesen sein mochte, steigen. Er schloss die Türe, der Luftzug erstarb augenblicklich und das Flackern der Öllampen beruhigte sich ein wenig. Wenn wir hier bleiben, müssen wir uns unangenehme Fragen anhören. Außerdem kann der oder diejenige, die entkommen konnte, mit jeder Minute, die wir verstreichen lassen, mehr Distanz zwischen uns und sich bringen. Wenn wir also handeln wollen, sollten wir das gleich tun und unseren Streit er sah dabei zu Sal sowie unsere emotionalen Differenzen dabei sah er vorsichtig Eve an beiseite lassen. Wir sind hier gemeinsam in einem Boot und selbst, wenn dieses Boot auf einen Wasserfall zutreibt, nützt es keinem, Löcher in den Bug zu bohren.


    Er ging wieder zu Eve, beinahe in Erwartung, dass sie ihn für seinen Blick nun strafen würde, aber sie tat nichts dergleichen. Vorsichtig schob er ihr stoffenes Oberteil zur Seite, als wollte er ihren Busen entblößen. Gerade, als sie protestieren wollte, strich er ihr über die Schulter. Sal dürfte es wohl auch bemerkt haben, denn er verkniff sich einen anzüglichen Kommentar darüber, Eve zu entkleiden. Malkus Finger strichen erst über ihren Hals, dann ihre Schulter und stoppten knapp oberhalb des Ansatzes ihrer Brust. Deine Schulter flüsterte er. Die Verletzung, die dir zugefügt wurde. Sie ist... völlig verheilt. Wie kann das sein? Er schaute ihr tief in die Augen. Für einen Moment kam es ihm so vor, als würden sie in einem bedrohlichen lila Feuer lodern.

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    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Weiber. Die wollte mal einer verstehen! In seiner Verwirrung und dem stetig wachsenden Misstrauen hatte Sal Eve das Messer an den Hals gelegt. Sie zu schneiden, das hatte er dabei nicht einmal beabsichtigt, aber dieses Weib küsste ihn einfach! Heiß und innig, sodass sein kleiner Freund gar nicht anders konnte, als in Verzückung zu springen! Und dann ließ sie ab und knallte ihm derart eine, dass ein paar Sternchen um Sals müde Augen tanzten. Nun, für ein paar Augenblicke war er definitiv wach, doch ehe er sie anschreien konnte, was zur Hölle das sollte, setzte sie schon an und keifte. Uuuuund... keifte. Man, diese Frau war wirklich theatralisch. Morgan blieb nicht einmal Zeit, um wütend zu reagieren, weil sie wieder so viel schwatzte. Dabei ignorierte Sal nun großzügig die Vorwürfe und Beleidigungen, sondern versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

    "Mordred sagst du...? Verdammt", brummte er und legte die Stirn in Falten, während er sich knapp die Wange rieb. Das nächste Mal, wenn die Situation nicht so prekär war, schlug er zurück. Jetzt aber war für solche Streitereien keine Zeit. Dennoch brummte der Schwarzhaarige entnervt und rieb sich nervös das kräftige Haar durch. Sah sich gehetzt um.

    "Karte... Artefakte... was zur Hölle soll das überhaupt alles bedeute und was sollte er damit wollen", brummte Sal mehr zu sich und riss seinen Kopf ob der nächsten Anschuldigungen zu Eve.

    "Ja, verdammt, ja! Ich bin paranoid! Schön, wenn's dir auffällt", knurrte er wie ein Hund durch seine zusammengebissenen Zähne und seufzte tief. Kurz nur formte Sal die Händen zu Fäusten, ehe sie wieder locker ließ.


    Ja. Er war paranoid; wurde sein ganzes Leben lang verraten und lebte viele Jahre nun alleine. Vertraute keiner Seele mehr, weil es keine Seele mehr gegeben hatte, der er hätte vertrauen können. Wenn das eine Beleidigung sein sollte, stand dahinter mehr Wahrheit, als Evelyn vielleicht annahm.

    "Du und ich, Eve, wir sind Tiere. Keine zivilisierten Menschen. Wir sind nicht wie Malkus", bemerkte er bei ihren provozierenden Fragen nur. Als sie ihn jedoch vor die Wahl stellte und meinte, Mordred selbst kalt zu machen, da holte er sie wie eine Dampflok ein und packte Eve am Arm.

    "DER GEHÖRT MIR!", brüllte er ungehalten, "das hab' ich dir schon erklärt...!", wieder um Ruhe bemüht, schnaubte der jähzornige Räuber und ließ Evelyn wieder los.


    Malkus hatte sich zurückgehalten und trank. Ordentlich. Es war schon ironisch, dass Sal gerade der Einzige war, der es nicht tat. Zügig wechselte sein braunes Augenpaar zwischen den beiden hin und her. "Auf welcher Seite ich steh'... ich weiß nicht. Ich hoffe, wir steh'n auf der gleichen. Aber eigentlich kenn' ich euch Typen kaum. Und ihr mich nicht. Wie soll man einander vertrauen? Nach n' paar Tagen. Und dann passieren Dinge, die mir hier keiner logisch erklären kann. Auf was soll man da bauen", erklärte er schließlich nachdenklich und sah der Kriegerin lange in die Augen.

    Sie hatte Kameraden gehabt, denen sie vertraut hatte, bis der Tod sie einholte. Das hatte Sal mitbekommen und sich auch gemerkt, doch er... am Ende stand er doch wieder alleine da. Verraten und verkauft. Vertrauen war keine Sache, die man sich, trotz eines gemeinsamen Ziels, so einfach erkämpfen konnte. "Ja... ist meine Schuld, dass, wer auch immer... entkommen ist. Und wir suchen wohl alle die gleichen Antworten auf die Fragen. Es... tut mir Leid", reagierte er auf Malkus' Worte, die er mit viel Vernunft sprach und nickte ihm anerkennend zu.

    "Malkus hat Recht. Nehmen wir erst die Beine in die Hand und seh'n weiter", mit einem tiefen Seufzen entriss er Eve die Schnapsflasche und nahm ebenfalls einen kräftigen Schluck. Er musste seine Nerven beruhigen und wieder zur Vernunft kommen! Bevor sie den Laden jedoch verließen, beobachtete er konzentriert Malkus dabei, wie er Eves Hals und Schulter inspizierte. Und dann fiel es Sal erst auf: ihre Verletzung...!

    "Was zum...?", mit leicht geöffnetem Mund und blinzelnden Auge starrte er Eve in die Augen, die so einen komischen Glanz beiseiten zu haben schienen. Jetzt... erinnerte sie ihn nicht mehr an seine Alice.

  • Die Nacht war klar und vor allem kalt, was die junge Frau daran bemerkte, wie langsam ihre Fußsohlen taub wurden. Das kalte Pflaster brannte sich mittlerweile mit seiner unangenehmen Kälte über die Sohlen hinweg zu den Knöcheln, hinaus zu den Schenkeln. Der aufkeimende Wind, der zusätzlich einige Wolken am Firmament hin und her schob, machte das Ganze nicht besser.

    Ihr heißer Atem, getränkt und benetzt durch die schon wieder leer gewordene Flasche Alkohol in ihrer Hand, stieg mit jedem Atemzug aus ihrer Nase in den freien Nachthimmel. Sie hatte die Flasche an ihrem Hals gepackt und sie unachtsam, eigentlich schon jähzornig, an die Hausmauer gegenüber geschleudert sodass sie in einem lauten Klirren zerbarst. Die Frau fletschte die Zähne und zündete sich eine weitere Zigarette an. Nachdenklich hatte sie eins ihrer langen Beine an die Hausmauer gesetzt, ihre Arme verschränkt und immer wieder mal an dem Glimmstängel gezogen, sodass sie in einer vollkommenen Geschmacksexplosion den Alkohol auf ihrer Zunge mit dem verbrannten Tabak mischen konnte. Jeder Normalsterblicher hätte bei solch einem exzessiven Alkohol und Tabakkonsum das Kotzen bekommen. Die Frau hingegen, ihr ließ das vollkommen kalt.


    Kalt war das Stichwort denn nachdem sie die Zigarette zu ende geraucht und auf den Boden geschnippt hatte, musste sie zurück in die warme Stube gehen, da der Wind immer unangenehmer wurde. Zuerst stapfte sie mit schweren Schritten durch die Tür, schloss sie allerdings sanft hinter sich, begann damit einen umgekippten Stuhl aufzustellen und die Stube der Taverne aufzuräumen. Dabei ignorierte sie Sal vollkommen und nur im Augenwinkel hatte sie kurz, wenn auch unbewusst, vernommen, dass Malkus sich auf den Weg zur Frau machte und ihr an die Klamotten ging. Zuerst war sie empört von seiner Handlung doch die Reaktion brannte nicht lange nach. Auf Malkus Ausspruch erst bemerkte die Kriegerin, dass etwas nicht stimmte. Mit ungläubigem Blick verfolgte sie die Fingerspitzen des Manne der zuerst über ihre Brustknochen hinweg zur Schulter fuhr, an am Gelenk Halt machte und dabei seine Kreise zur Wunde zog, wo keine Wunde zu sehen war. Die Schulter war vollkommen verheilt und hatte zudem keine Narbe hinterlassen, wie es für gewöhnlich der Fall war. Die Braunhaarige streifte sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und zuckte mit den Schultern. Ihr ernster Blick verriet, dass sie noch immer ziemlich sauer war, was sie besonders Sal spüren lies. Sie ignorierte den Wuschelbärtigen vollkommen. Sie blickte ihn nicht an, sie sprach ihn nicht an. Alles was sie tat war hier ein paar Stühle aufzustellen, dort den Tisch wieder gerade rücken und dann drückte sie sich mit angespannter Haltung an Sal vorbei, gab ihm einen mächtigen Klaps mit ihrer Schulter auf seiner, bevor sie sich über den Toten beugte, ihn versuchte zu schultern, um ihn die Treppen hinauf zu wuchten. Es verging eine geraume Zeit, dann stapfte die Frau wieder in den Raum zu den anderen Beiden, die Leiche hatte sie derweil auf das Zimmer in ein Bett gelegt.


    Sie rückte einen Stuhl zur Seite und stellte ihn neben einem Tisch auf, setzte sich darauf und verschränkte dabei ihre Füße, stellte einen Ellenbogen auf die Tischkante auf und faltete zugleich ihre beiden Hände ihn sich zusammen. Sie sagte nicht viel, blickte nur mit schweren Augen zwischen Malkus und Sal hin und her. “Ach Beine in die Hand?“ Sie deutete mit ihrem Blick auf die geschlossene Tür. “WIR, sollen die Beine in die Hand nehmen? Hmh aha …“ Sie schloss für einen Augenblick ihre Lider, dann öffnete sie ihre Augen zu Schlitzen und zuckte mit den Schultern. “Dann viel Spaß. Ich habe keine Ahnung wo diese Frau hin ist, welchen Weg sie folgt oder wo sie hinwill. Sie ist einfach weg. Ich hatte meine Gelegenheit, doch die ist verwirkt. Wenn ihr also 2 Ultrasuper-Spürnasen habt, dann viel Spaß. Ich kann bei der Suche nicht helfen da ich mich nicht auskenne und mit meiner Rüstung keine Chance habe eine verdeckte Mission durchzuführen ohne Kilometerweit den nächsten Wachhund aufzuwecken. Ich warte hier und halte die Stellung.“ Evelyn tat nichts als starr auf die beiden Männer zu sehen. Sie bewegte sich nicht, sie verzog keine Mimik oder blinzelte gar. Ihr wachsamer und vor allem misstrauischer Blick galt besonders Sal. Sie war bereits zu warten, sollten die Männer tatschlich losziehen um die Frau auszukundschaften. Vielleicht hatten sie Glück und sie fanden eine Spur auf den Dächern, zwischen den Gassen oder sogar auf der offenen Straße? Sie würde auf jeden Fall in der Taverne warten und überlegen wie es weiterging. Evelyn wusste wo ihre Grenzen lagen und das fing an, wenn es um Heimlichtuereien ging. Man war mit einer Plattenrüstung und einer Waffe so groß wie 1 ½ Männer nicht heimlich. Wenn man nicht in der Dunkelheit sehen konnte so wie es die Diebe konnten, war man nicht heimlich. Wenn man nicht den geschickten Tanz der Nacht beherrschte dann war man nicht heimlich. Und so machte die Frau das, was sie besonders gut konnte und das war nachdenken. Nachdenken und einen Plan schmieden. Vielleicht war es auch so, dass Sal die Chance ergriff und verschwand, so, wie es die Kriegerin andeutete? Sie konnte nicht sagen was die Zukunft bringen würde und ob jemals die Gruppe ein gewisses Vertrauen entwickeln konnte, damit alle zusammen funktionierten. Das wusste keiner der Drei. Jedenfalls saß Eve noch immer auf ihrem Stuhl, und wartete auf eine Reaktion.

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  • Entscheidung


    Er war erstaunt, wie beiläufig Eve das Heilen ihrer schweren Wunde abtat. Malkus hatte von Magie gehört, er hatte Geschichten über magische Tränke und Elixiere gelesen und Händler hatten mit bunten Tinkturen gehandelt, von denen sie versprachen, dass Hexen selbst sie gebraut hätten, dass diese Tränke die Lebensgeister wieder erwecken, Verletzungen verheilen und Verbrennungen genesen lassen, aber Malkus war auch nicht dumm. Er konnte Märchen von der Realität unterscheiden. Zumindest war er sich dessen sicher, aber das, was hier mit Eve passiert war, hatte etwas von Beidem.


    Als sie zurück in die Schankstube kam, wirkte es so, als hätte sie die Kälte mit herein gebracht. Malkus fröstelte es, die Nacht war frisch und der Wind blies ihnen die frostige Luft herein. Als Eve die Tür hinter sich schloss, flackerten die Öllampen auf und tanzten ums Überleben. Sie begann langsam die Unordnung in der Schänke zu beseiten, während der Tote vor ihnen lag, als wäre es das natürlichste auf der Welt. Du willst einfach hier bleiben... und warten wiederholte Malkus ein wenig ungläubig. Selbst wenn der Wirt keine unangenehmen Fragen stellen würde, so würde es spätestens die Stadtwache tun, wenn jemand ihn finden würde. Sein Blick schweifte über den Toten, während er sich in Gedanken schon von der Stadtwache verhaftet sah. Es wird ihn wohl niemand vermissen, aber...die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er wusste, was Eve vor hatte. Jemand wie sie, hatte für so etwas immer einen Plan. Es war nicht der erste, der durch ihre Hand gestorben war und es würde auch nicht der Letzte bleiben. Was willst du mit ihm... machen? fragte er Eve, während er den Leichnam musterte. Kurzerhand schulterte Eve den Toten und trug ihn weg. Seine Gliedmaßen baumelten leblos am grazilen Körper der Kriegerin herab, fast wie ein Betrunkener, der zu Bett gebracht wurde, nur war der Betrunkene hier tot und Malkus bezweifelte, dass Eve ihm einen Gutenachtkuss gab. Kurz, nachdem Eve im Durchgang zu den Zimmern verschwunden war, flüsterte er Sal zu. Du hast es doch auch gesehen. Ihre Verletzung, meine ich. Hast du so etwas schon einmal gesehen? Irgendwas verheimlicht sie uns doch. Bei uns im Dorf gab es Geschichten darüber, dass Leute wie durch ein Wunder von schweren Verletzungen geheilt wurden, ja sogar von den Toten auferstanden sind. Die meisten der Geschichten haben aber mit dunkler Magie, Hexenmeisterei und dergleichen zu tun. Er wartete die Reaktion des Kriegers ab, aber noch bevor dieser ihm antworten konnte, hörten beide Eves Schritte auf der schweren Holztreppe, als sie zurück in den Schankraum kam. Trotz ihrer weiblichen Züge hatte sie den Toten, und dieser war bestimmt kein Hänfling, wie einen Sack Mehl geschultert gehabt und innerhalb kürzester Zeit ins Zimmer gebracht. Zumindest vermutete Malkus, dass sie ihn dorthin gebracht hatte. Jemandem wie Eve war zuzutrauen, dass sie ihn irgendwohin gebracht hatte. Der Spieler machte sich schon gefasst darauf, herzzerreißende Schreie die Nacht durchstoßen zu hören, weil jemand einen Leichnam in sein Zimmer gelegt hat. Aber es blieb Still. Niemand schrie. Niemand weinte. Es war einfach nur still.


    Worauf sollen wir hier noch warten, fragte Malkus fordernd. Was hält uns hier noch?fügte er hinzu. Sie waren hierher gekommen, um nach Spuren zu suchen, die Mordred hinterlassen haben könnte, aber wie es schien, hatte er sie schon aufgespürt. Einer seiner Leute war tot und die Frau war bestimmt schon auf halbem Weg zu seinem Lager, noch bevor der Morgen graute würde er wissen, was sich in der Schänke zugetragen hat. Malkus wusste nicht, worauf sie warten sollten. Mordred wird zurückkehren. Wenn wir hier auf ihn warten, ist das unser sicheres Verderben. Er wandte sich an Sal. Sag doch etwas? Spreche ich nicht die Wahrheit? Du kennst Mordred besser, als jeder andere. Was wird er als nächstes tun?


    Sal stand da, an einen Tisch gelehnt, mit unveränderter Miene. Malkus versuchte, aus ihm schlau zu werden. Es gab nichts, was Sal sehnlicher wünschte, als Mordred für seine Sünden büßen zu lassen, aber er musste doch einsehen, dass sie hier wie die Maus in der Falle saßen. Mordred konnte sie überall überraschen. Ein offener Kampf wäre selbst für sie beide nicht zu gewinnen, selbst wenn Eves Verletzungen sich wie von selbst geheilt hatten. Auch, wenn sie die Hälfte von Mordreds Bande ausschalten würden, ihr Anführer würde sich erst zeigen, wenn Eve, Sal und Malkus vor ihm in ihrem eigenen Blut lagen, um sie von ihrem Leiden zu erlösen. Malkus war für eine Sekunde wie erstarrt, seine schreckliche Vision kam ihm so real vor, dass er seine Hände für einen Augenblick heben und schützend vor sein Gesicht halten wollte. Sein Herz pochte wild, wieder sah er zu Eve, die ebenfalls unverändert dasaß. Ihr war es ernst, sie wollte wohl tatsächlich hier auf ihren sicheren Tod warten. Ganz davon abgesehen, dass ein Toter in ihrem Zimmer lag. Er wandte sich wieder der Schönen zu. Bei den Göttinnen, das ist Selbstmord, hier auf Mordred zu warten. Wenn du so wenig an deinem Leben hängst, warum hast du es überhaupt für mich riskiert, oder für Sal? Warum hast du dich uns angeschlossen, warum bist du mit uns hierher zurückgekehrt? Ich verstehe dich nicht. Seine Stimme bebte nun etwas. Selbst, wenn wir hier nicht unerkannt wegkönnen, so wäre hier zu bleiben unser sicheres Todesurteil. Wieder blickte er zu Sal, in der Hoffnung, dass er ihm zustimmen und ein Machtwort sprechen würde. Malkus wusste, dass er seinen neuen Gefährten bis in den Tod folgen würde, aber er wusste auch, dass ihre Reise ein jähes Ende nehmen konnte, wenn sie nun nicht handelten. Nicht nur sein eigenes Leben hing nun von dieser Frau ab, die im Begriff war, bereitwillig ihrer aller Leben zu verwirken. Oder hatte diese Verrückte etwa einen Plan? Der Ausdruck in ihren Augen gefiel Malkus überhaupt nicht.

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    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Man hatte ihm keine zeit zum reagieren gelassen. Eve war nicht darauf eingegangen, dass sie hier besser die Beine in die Hand nahmen. Stattdessen hatte sie den Toten mit Leichtigkeit geschultert und fortgetragen. Sal zog die Stirn leicht kraus und brummend schüttelte er sacht den Kopf. Trug sie die Leiche etwa auf ihr Zimmer? Bis jemand jene finden sollte und die Spur ebenso zu ihnen dreien verfolgte, weil das leblose Stück Fleisch eben in ihrem Zimmer lag, während sie hier unten verweilten? Wenn es dafür eine Logik gab, sah Morgan sie jedenfalls nichts.

    Erst, als die schöne Kriegerin wieder unten war, antwortete sie verzögert auf Sals Frage, der deutlich seufzte. "Jetzt ist's auch zu spät, die Spur zu verfolgen, so es eine gab." Mehr konnte er dazu nicht sagen und er blickte kurz zu Malkus. Seine Worte zuvor hatte er durchaus vernommen und so nickte er. Vermutlich war es besser darauf nichts zu sagen, wenn Evelyn nicht noch zorniger werden sollte. Aber auch der erfahrene und weit gekommene Räuber hatte schon von dunkler Magie und Hexerei gehört, die mit einer solchen Sonderheilung einher ging. Dieser Umstand machte Eve für Sal nicht gerade vertrauter. Im Gegenteil. Doch ob sie selbst wusste, was vor sich ging? Vorher hatte Eve verwirrt gewirkt ob der verheilten Verletzung. Groß zu kümmern shcien es sie allerdings auch nicht und so zupfte Morgan an seinen Barthärchen am Kinn.


    Die Situation ließ sogar ihn ratlos zurück und dann drängte man ihn noch zu Reaktionen, obwohl man ihm dafür keine Zeit ließ, da die beiden um Worte und Fragen nicht verlegen waren.

    "Wenn ihr beiden auch mal ne Sekunde den Schnabel halten würdet", begann Sal zwar ruhig, aber mit einer gewissen Schärfe im Ton, "...könnte ich auch reagieren. Na gut. Jedenfalls hat Malkus Recht. Mordred wird seine Leute hierher schicken. Vielleicht bricht er uns hier sogar selbst das Genick. Seine Leute...", kurz hielt der Mann mit der verkrüppelten Hand inne und wirkte besorgt, "... bedeuten ihm viel. Ich weiß. Als Feind lässt er uns nicht viel Menschlichkeit, was? Aber das eine weiß ich: er lässt die Toten nicht ungesühnt. Wenn wir also für unser Überleben; für Rache oder das Wohlergehen aller kämpfen wollen", damit zählte er die drei Wünsche der jeweiligen Personen auf und blickte zwischen Eve und Malkus einher, "dann sehen wir zu, dass wir hier weg kommen. Vertrauen können wir nur aufbauen, wenn wir anfangen, an einem Strang zu ziehen. Du willst wütend und nachtragend auf mich sein, Eve? In Ordnung. Macht mir nichts aus. Aber wenn wir dein Ziel wichtiger ist als dein Hass auf mich, dann halt dich ne Sekunde damit zurück", bat er sie vernünftig und schnappte sich einer der Flasche hinterm Tresen, öffnete jene mit geübter Handbewegung.


    "Wenn wir allerdings fliehen, dann verwischen sich auch die Spuren zu Mordred, wie auch Eves Wunsch, ihm die Schriftrollen abzunehmen. Vielleicht... hmm...", ungeniert kratzte er sich am Hintern, ehe Sals Augen sich weiteten und er schnippte, "... wir sollten uns in der Stadt verstecken. Gut verstecken. Die Kämpfer meines Bruders suchen uns bestimmt, so viel ist klar. Aber nach dem was vorgefallen ist, wird mein Bruder seine Fühler auch nach außen ausstrecken. Er wird davon ausgehen, dass wir die Flucht ergreifen. Vielleicht sogar die Wege abschneiden. Wär genauso unser Tod. Doch was wär', wenn ich hier ein gutes Versteck kenn'? Nahe am Feind zu bleiben ist oft die beste Strategie. Versteckt im Dunkeln, jenseits seines Blicks und doch bereit zuzuschlagen. Vielleicht können wir uns dann in Ruhe überlegen, wie wir die Spur wieder aufnehmen können. Also... wie machen wir's? Unsere Entscheidung sollten wir bald treffen", erneut blickte er zwischen Malkus und Eve einher. Ob sie ihm genug vertrauten, um seinen Plan zu folgen?

  • Die Frau tippte in einem unregelmäßigen Takt mit ihren Fingern auf der Tischplatte und lauschte dabei den Worten von Sal. Sie hatte ihn undurchdringlich angesehen und mit ihrem Blick schon fast durchbohrt. In diesem Gespräch kristallisierte sich ziemlich schnell heraus, dass die Beiden keine Verfolgung starten würden. So wäre diese Fährte auf abgehackt und verschwunden. Es war ärgerlich gewesen, da ihr Feind aufgrund Dessen nun mehr Informationen erlangte, als der Frau lieb war, aber so war es nun einmal. Auf dem Schlachtfeld ging es immer darum im Vorteil zu sein, möglichst seine Strategie geheim zu halten und Informationen nur spärlich nach außen dringen zu lassen. Es passierte hin und wieder, dass durch ein Leck, durch einen Spion oder gar anderen Geschehnissen Informationen nach Außen drangen, das konnte man nicht verhindern, sondern das Beste daraus machen.


    Jetzt galt es das Ruder wieder herumzudrehen und weiter zu machen, um aus der Situation einen Vorteil zu ziehen. Die Frau schloss müde ihre Augen und drückte zwei Finger in diese, rieb sich das Gesicht und blinzelte verträumt durch ihre schwarzen Augenringe. Sie sagte nicht viel dazu, hörte sich das alles behutsam an. Ihre Gedanken ratterten wie in einem Uhrwerk, dass gerade erst in Gang gesetzt wurde. Bilder ploppten vor ihrem geistigen Auge auf, wägten jede Entscheidung sorglich ab um erahnen zu können, was als nächsten passieren würde.


    Kurz setzte sie mit dem Getippe auf dem Tisch aus und blickte zu Malkus, der ziemlich aufgeregt erschien. Sie hatte keine beruhigenden Worte für ihn. Nichts was sie sagen würde, könnte ihn auf den Boden zurückbringen. Dafür war er in so einer Situation zu unerfahren. Und Sal? Eve hatte gute Lust ihm erneut eine zu klatschen als er von Vertrauen sprach. Darüber, dass es keinen Sinn machte auf ihn sauer zu sein. War das seine Masche? Seinen Kameraden an den Hals zu gehen, sie zu bedrohen und dann von der Verantwortung davon zu laufen indem er beiläufig erwähnte, dass das Verhalten hier ein Kindergarten sei, dass man nicht sauer auf ihn sein solle? Sie hatte ihre Augen halb geschlossen und Sal kein Stück aus dem Auge gelassen. Was wollte er denn erreichen? Sah er jetzt ein, dass er allein aufgeschmissen war und brauchte er die anderen Zwei nur um sich selbst zu schützen? Man wurde aus diesem Mann nicht schlau. Viele Gedanken kreisten bereits um ihn, zu viele. Das Vertrauen mit seiner Aktion war gebrochen und seine Art machte es nicht besser. Das war die Quintessenz aus dem Ganzen und doch waren Eve sowohl auch Malkus auf ihn angewiesen. Es war ein Spiel mit dem Feuer oder besser, es war, als würde man mit einem Stock in ein Bienennest stechen um an den süßen Honig zu gelangen, ohne dabei gestochen zu werden.


    Kommentarlos stand die Kriegerin auf und schlich wie eine Katze um den Tisch, hatte ihre Hüfte daran gestrichen und setzte sich nun darauf. Sie verschränkte die Arme. “Wo liegt dieses Versteck?“ entgegnete sie nur kurz, rümpfte ihre Nase als sie weiter nachdachte. Eine Pause und Genesung konnte jeder von ihnen brauchen. Nicht nur waren Sal und Malkus noch immer körperlich angeschlagen, es galt jetzt auch zu beobachten, was mit einem selbst passierte. Was war vorhin geschehen, als die zwei Rabauken in der Taverne auftauchten? Warum hatte Eve Erinnerungsaussetzer und wieso ist ihre Wunde verheilt? Das war ebenfalls ein Punkt, den es zu untersuchen galt. Sie trat es zwar nicht großartig an ihre Gefolgsleute, doch das beschäftigte sie schon sehr. Aber Antworten auf solche Fragen zu finden konnte man nur, wenn der Umstand passte, und der Umstand gerade war alles andere als grandios. Sie nickte wieder kurz und knapp. “Wichtig ist vom Radar zu verschwinden, vorerst. Suchen wir das Versteck auf und lassen etwas Zeit vergehen. Ein jeder braucht eine gewisse Abkühlung seines Gemüts und eines körperlichen Zustandes. Wenn wir vorerst verschwinden, sehe ich keinen Nachteil daran.“ Sie blickte auf die Treppe. “Dann lasst uns unser Zeug schnappen, oder?“ Sie blickte zwischen den Beiden hin und her. “Oder braucht ihr noch etwas anderes?“ Sie watschelte in einem aufrechten Gang zum Tresen und griff sich ein zwei Flaschen vom Alkohol die sie einsteckte und am Treppengeländer dann wartete.

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  • Versteck


    Für Malkus schien es ein Rätsel, wie Sal in diesem Augenblick nur so ruhig bleiben konnte. Warscheinlich machte ihn das auf dem Schlachtfeld umso gefährlicher. Er verlor selbst in so angespannten Situationen nicht den Kopf und wirkte kühl, berechnend, ja fast so, als würden ihm jegliche Emotionen, die notwendig waren, so etwas wie Furcht oder Stress zu empfinden, einfach fehlen. Als wären ihm diese Gefühle herausgeschnitten und die Wunden versengt worden, damit er nie mehr etwas derartiges fühlen würde. Er versuchte mit seiner ruhigen, monotonen Stimme seine Begleiter zu beruhigen und ihnen ein wenig Vernunft einzuhauchen. Malkus, der langsam spürte, wie er die Nerven verlor, mit jeder Sekunde, die sie länger in diesem Wirtshaus blieben, versuchte, sich zusammenzureißen. Er wollte nicht derjenige sein, der Verrückt wurde, obwohl er nur einen Hauch davon entfernt war. Sals Worte ließen ihn wieder etwas durchatmen. Er hatte das, was sie momentan am nötigsten brauchten, einen Plan. Malkus hände zitterten noch leicht, als Sal von einem Versteck in der Stadt erzählte. Jemand wie er musste wohl immer für alle Möglichkeiten vorbereitet sein, darum verwunderte es Malkus nicht sonderlich. Wenn Sal wirklich ein gutes Versteck hier in Hateno kannte, dann sollten sie nicht länger zögern, denn mit jeder Sekunde, die verstrich, schmälerten sich ihre Chancen, ungesehen in Sals Versteck zu gelangen. Denn selbst das beste Versteck ist keinen Pfifferling wert, wenn man seine Feinde direkt dorthin führt.

    Als Eve langsam ihren Körper auf in Bewegung setzte, hörte auch das Zittern in Malkus Fingern auf und wurde nur mehr zu einem sanften Kribbeln. Allein, sie in Bewegung zu sehen, wie sie sich, geschmeidig wie eine Katze und zugleich gefährlich wie ein Panther, um den Tisch bewegte und schließlich darauf Platz nahm, ließ Malkus Herz eine Oktave höher schlagen. Zwischen seine Furcht mischte sich nun ein anderes, vertrautes Gefühl, nämlich jenes, das er zuvor gefühlt hatte, als er mit Eve im Fluss badete. Sie war verrückt, aber dennoch fühlte er sich ... hingezogen zu ihr? War das das richtige Wort? Oder war Malkus einfach süchtig nach ihr geworden, nach ihren Launen, ihren Bewegungen, ihrem Sein. Er war müde und sein Geist wollte ihm nicht mehr so richtig gehorchen. Für den Augenblick schob Malkus seine Gedanken auf den Schlafmangel und die Ereignisse der letzten Stunden und Tage. Wenn er erst einmal ausgeruht war und in Sicherheit, in Sals Versteck, würde er wieder klar denken können, doch bis es so weit war, musste er wohl damit leben, dass irgendetwas in ihm sich dieser Wahnsinnigen hingeben wollte, die dort vor ihm auf dem Tisch saß, die Füße übereinander verschränkt, eine Hand auf die Tischplatte gestützt, mit der anderen eine Schnapsflasche fest umschlungen. Wie sie so dasaß, wurde ihm ganz warm, obwohl es immer noch sehr kühl im Schankraum war. Diese verfluchte Frau. Malkus wusste, wie man solche Frauen in Märchen für Kinder nannte, die mit ihrer Schönheit und Kühnheit dafür sorgten, dass die Männer ihnen zu Füßen lagen. Wie durch einen starken Zauber beeinflusst hatten sich ganze Heere für Frauen wie sie in die Schlacht, in den sicheren Tod gestürzt. Und Malkus war nun im Begriff, genau das selbe zu tun, wenn er nicht acht gab. Er wandte sich wieder Sal zu.

    Es gibt hier in dieser Schenke nichts, woran mir etwas liegt. Wenn es nach mir ginge, können wir sofort in dein Versteck aufbrechen. Er zögerte kurz. Sofern dieses Versteck denn noch unentdeckt ist. Malkus befürchtete, dass Mordred, sein eigen Fleisch und Blut kannte. Es war ihm scheinbar nicht schwer gefallen, sie am Flussufer aufzuspüren und auch jetzt, in der Schenke, hatte es nicht lange gedauert, bis seine Schergen ihre Fährte aufgenommen hatten. Waren sie in Sals Versteck wirklich so sicher, wie er glaubte? Er wandte sich wieder Eve zu, die lasziv an der Schnapsflasche leckte und die Tropfen daraus gierig aufsaugte, ihre Wangen röteten sich leicht, als der Alkohol ihre Adern weitete. Bevor sie den letzten Schluck aus der dunkelgrünen Flasche herauskitzeln konnte, griff er nach der Flasche und zog sie ihr weg, widerstandslos ließ sie ihn die Flasche an seine Lippen führen, während sie das bauchige Glas noch immer fest hielt. Die Flasche schmeckte noch nach ihr, als er den letzten Rest des Gebrannten daraus seine Kehle hinunterschüttete. Es würde noch sehr viel mehr Alkohol brauchen, um die Stimmen in seinem Kopf zu betäuben, die ihn davor warnten, mit Sal und Eve zu gehen, die ihn mahnten, seinen Geist und vor allem seine Finger von Eve zu lassen und die ihm rieten, einfach fortzugehen, die Beiden hinter sich und Hyrule seinem Schicksal zu überlassen. Aber dafür war es schon zu spät. Lasst uns aufbrechen sagt er zu Eve, als er die Flasche losließ. Es ist schon zu viel Zeit verstrichen setzte er fort, als er sich erneut Sal zuwandte, führ uns zu deinem Versteck

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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Die Sachen waren schnell zusammengesucht, die Rüstung mit Leichtigkeit angezogen und ihr letzter, schweifender Blick huschte über die Stockbetten, in denen die Gruppe eigentlich nächtigen wollten. Sie trabte langsam aber dennoch mit schwerem Schritt an das Fenster, welches sie leicht öffnete um den Raum mit frischer Luft zu durchfluten. Ein letzter Blick auf den Toten in ihrem Bett gerichtet, merkte sie sich markante Gesichtszüge und Haarfarbe, ehe sie die Decke über den gesamten Leichnam zog und die Tür hinter sich verschloss.


    Eve konnte man dank ihrer Stiefel schon von Weitem ausmachen, denn mit jedem sanften Gang, donnerte das Metall auf das marode Holz und hinterließ eine Mischung aus einem langgezogenen Knarren und dem Klappern ihrer Stiefel. Die Treppenstufen überwältigte sie mit Leichtigkeit um nicht noch mehr Geräusche von sich zu geben, dann schloss sie an der Gruppe auf. Sie ziepte an ihren Haarsträhnen und gähnte leise mit einem offenen Mund, band sich einen Pferdeschwanz und schulterte dann ihre große Stangenwaffe, blickte zielorientiert auf die geschlossene Zimmertür die nach draußen führte. “Also, los geht’s?“ Warf sie eher murrend in den Raum. Es war ihr unverkennbar anzusehen, dass sie alles Andere im Sinn hatte, als jetzt in später Nacht aufzubrechen. Der Mond stand noch lange am Firmament und die Sonne kündigte sich mit keinen ihrer Strahlen an. Der Himmel war tiefschwarz gewesen durch die Regenwolken die aufzogen und der kalte, nächtliche Wind, sauste mit seinen rasiermesserscharfen Klauen durch die Gassen, als kenne er nichts.

    Es hätte keine andere Alternative gegeben. Spätestens nachdem der Schankraum verwüstet war und die Putzfrau in ihrer morgendlichen Routine das Zimmer der 3 auf den Kopf stellte um die Betten zu machen, würden sie die Leiche entdecken und das gäbe nur unnötig viel Stress, den die Drei so und so nicht gebrauchen konnten. Sie hätten spätestens in ein paar Stunden sowieso die Biege machen müssen. Das redete sich die Frau jedenfalls ein.


    Auf den Straßen war es ruhig. Man hörte keine Menschenseele nur das Geklapper der Rüstung der Frau. Hier und dort huschte eine vereinsamte Katze über die Pflastersteine in der Nacht und verschwand sogleich hinter einigen Containern, wo der Hausmüll einer Familie gesammelt war. Die Drei redeten wieder einmal nicht viel miteinander. Sal ging voraus und die Gruppe hatte Mühe und Not ihm zu folgen, da sein Schritttempo von einem Male schneller und schneller wurde. Aus dem leisen Rascheln der Rüstung wurde ein lauteres Gepolter, da auch die Schrittfolge immer länger und mehr wurde. Nachdem sie um unzählige Ecken und Gassen bogen, war es passiert. Malkus und Eve hatten Sal aus den Augen verloren. Die Frau stoppte in einem Hof, dessen Platz mit Häusern eingezäunt war und nur vereinzelte Gassen zurück auf den Hauptweg geleiten würden. Sie drückte ihre Fäuste fest zusammen, sodass man das Leder unter ihrem Plattenhandschuh knarzen hören konnte. “Oh wow. Sehr gut gemacht. Wir haben ihn verloren.“ Zischte sie wie eine Viper, dabei hatte sie Malkus im Visier. Sie hatte innerlich gehofft, er würde ihrem Missmut zustimmen. Ihr Blick wanderte von einer Gasse zur Nächsten. Insgesamt 5 an der Zahl und jede Gasse wieder verbunden mit einer Weiteren, die irgendwo hinführen konnte. Eve stemmte ihre Hände in die Hüften und versuchte die Situation zu überblicken. “Was machen wir jetzt? Sieht nicht so aus, als würden wir in der nächsten Zeit unser Ziel finden. Wo ist unser Gauner eigentlich schon wieder?!“ Sie zündete sich eine Zigarette an und stieß empört den Rauch aus ihren Lungen.


    Der Wind pfiff stärker durch die Gassen als zu vor und man bemerkte die nächtliche Kälte besonders gut an den Ohren, da diese langsam rot und kalt wurden. Wie tausend Nadeln fühlte sich das unangenehme, brennende Stechen an und Eve kam nicht drum herum, ihre Ohren mit ihren Händen zu decken. Es dauerte nicht lange, dann hörte man auf dem Innenhof ein seichtes plätschern. Ein Wassertropfen, der sich auf dem Boden ergoss und seinen Weg in das Erdreich suchte. Gefolgt von einem Weiteren, einem Weiteren, einem Weiteren, bis das Geräusch von fallendem Wasser selbst den Wind durch die Gassen übertonte und das stille und leise gequälte Jaulen zwischen den Häusern verstummen ließ. Ein plötzlicher Platzregen durchnässte die zwei Abenteurer und beide standen hilflos und betröpfelt im Regen, der sich mit vollem Genuss auf den beiden niederbrach.


    Wirklich genervt, schnippte die Kriegerin die angerauchte Zigarette auf den Boden und blickte mit nassem Haar zu Malkus. “Wow. Der Tag hat nicht einmal angefangen und schon läuft alles, aber wirklich ALLES wie am Schnürchen.“ Während sie ihrem Ärger kundtat, überhörte sie durch das fallende Wasser herantrabende Schritte und wurde erst dann aufmerksam, als windiger Fackelschein durch die Gassen hervortrat. Ihr Blick fiel zuerst auf eine Bande Männer, die sich gegenüber ihnen aufbauten, dann erkannte sie, dass aus jeder Gasse mindestens eine Handvoll Männer sich auftürmten. Eve und Malkus, die inmitten des Hofes standen, waren umzingelt. >>“Ich dachte die Stadtwache hätte begriffen unser Terrain in Ruhe zu lassen, Gebold?“<< Rümpfte einer der Männer durch seine Nase hervor. Ein weiterer Mann zuckte mit den Schultern. >>“Ich habe keine Ahnung, Tenar. Jedenfalls müssen wir etwas unternehmen!“<< Eve hatte nicht den Hauch einer Chance auch nur ansatzweise nach ihrer Waffe zu greifen, denn unmittelbar nachdem sie die Stange in ihren Händen auf dem Rücken hielt, hörte sie einen dumpfen Schlag auf dem Boden, der sich zusammen mit der Wasserpfütze die sich gebildet hatte, vermischte. Malkus war an ihrer Seite nach vorne übergekippt und hatte seine Augen geschlossen. Ehe sie auch ihren Blick nach vorne richten Konnte, spürte sie einen quälenden Druck in ihrem Genick, der sich mit einer schwarzen Masse auf ihre Augen ausbreitete. Den Fall auf den Boden, das kühle Nass auf dem Pflaster, das hatte die Frau schon gar nicht mehr mitbekommen. Im Hintergrund standen 2 Bogenschützen im Gebälk eines Hauses, dessen Fenster so klein waren, dass man nur ihre Augen hervorblitzen sehen konnte. Sie hatten Pfeile mit Hardledersäckchen an die Pfeilspitzen gebunden um ihre Feinde mit einem gezielten Schuss ins Genick kampfunfähig zu machen.


    Eine undefinierbare Zeit verging und Eve blinzelte schwer durch ihre Augen. Ihre Sicht war verschwommen, ihr Kopf schmerzte, als hätten 10 Goblins mit ihren Keulen auf sie eingeschlagen. Ihre Arme taten weh oder zumindest konnte sie davon ein starkes Kribbeln spüren. Sie waren wohl eingeschlafen. Ein Gefühl, auf welches sie gerne verzichten konnte. Die Kriegerin versuchte sich zu bewegen, doch mehr als ein Rascheln lauter Ketten, konnte sie nicht verursachen. Sie saß auf einem mit Stroh ausgelegten, warmen Boden und erst nach und nach, gewöhnten sich ihre Augen an das diesige, dunkle Licht, das nur durch ein paar Fackeln erleuchtet wurde. Der Raum war sehr spärlich eingerichtet. Es gab keine Fenster, keine Einrichtung. Einen Tisch, zwei Stühle, keine Betten, keinen Schrank. Das Gemäuer hatte eine seltsame Struktur und ließ darauf schließen, dass sie in einer Art Höhle sein mussten, da keinerlei Ziegelformen zu erkennen war. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit der Trance riss sie ihre Augen vollständig auf, blickte wild um sich her und sah zu Malkus, der unmittelbar neben ihr gefesselt war. Malkus war schon längere Zeit wach gewesen, denn er begrüßte die Frau mit einem breiten Lächeln das so viel aussagte wie: „Tja, scheiße gelaufen wie?“. Die Frau konnte nicht anders und entgegnete ihm ein seichtes Lächeln zurück. “Alles ok bei dir?“ Erkundigte sich die Kriegerin. Die Frau hatte nichts weiter an als eine zerfledderte Stoffhose und ein viel zu kleines, weißes Stoffhemd, welches durch ihre großen Brüste nur ihren Oberkörper bedeckte und eben dadurch immer wieder über den Bauch geschoben wurde. Ihre Füße waren dreckig und trotz Allem war ihr nicht kalt. Im Gegenteil, es war sehr sehr warm gewesen und auch die Luftfeuchtigkeit war sehr trocken, das bemerkte man sehr schnell, da die Frau nach wenigen Worten sich räuspern musste und ihre Lippen trocken waren wie Staub.


    Nachdem die Ketten immer lauter und lauter raschelten und sie sich versuchte aufrecht an die Wand zu setzen, wurde ein lichter Fackelschein um die Ecke heller und heller. Sie hörte Schritte, sah wie eine Wache an Gitterstäben vorbeimarschierte, kurz in die Zelle blickte und dann weiter ging. Eve, sie biss sich auf die Zunge, pfiff sehr laut durch ihren Mund und fing an zu zetern. “HEY! ARSCHLOCH! WO SIND WIR?“ Die Wache vollkommen desinteressiert hielt kurz inne, blickte erneut durch die Stäbe und zog die Vollbusige mit seinen Blicken vollkommen aus, leckte sich dabei über die Lippen und ging dann kommentarlos weiter. Das Rascheln wurde energischer, da die Frau sich bebend versuchte zu bewegen. Nachdem das warme Eisen bereits in ihre Handgelenke drückte, ließ sie es bleiben. Wieder sah sie zu Malkus. “Hast du eine Ahnung wo wir uns befinden oder was passiert ist?“ Sie hatte unterdessen noch gar nicht bemerkt, dass ein Dritter im Bunde fehlte. Wo war Sal? Hatte er es geschafft zu entkommen? War er deswegen in der Stadt nicht im Innenhof anzutreffen? Jedenfalls waren die beiden Abenteurer nun auf sich alleingestellt, vorerst.


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    Klück

  • >>>Kommt aus dem Dorf der Orni



    Nach zwei Tagen Fliegen und laufen erreicht Milo das kleine Dorf und fing sofort an, sich hier wohlzufühlen. Er ging auf das Gasthaus zu, wo er auch sofort freundlich begrüßt wurde. ,,Hallo, Herr Orni, möchten sie hier übernachten?'' Selbstverständlich antwortete er mit ,,Ja''. Als Milo auf seinem Zimmer war, war er sehr zufrieden. Er war sich sicher, dass er seine Bögen gut verkaufen würde, was er am nächsten Tag auch tat. Alle 2 Minuten kam jemand vorbei, den seine Wahre interessierte. Milo erklärte sich das mit: ,,In solchen Zeiten muss man eben aufpassen.'' Als er sich von seinen Einnahmen ein kleines Mahl gönnte und dann durch Hateno wanderte, sah er einen Teich. Er fragte einen vorbeikommenden Hylianer schüchtern: ,,Was ist das für ein Teich?'' Der Hylianer antwortete Milo wortkarg:,, Der Glywrm-Teich.'' Sich über die leicht unfreundlich Aussage wundert, ging Milo zum Teich hinab, setzte sich auf einen Felsen und betrachtete den wunderschönen Mond, der in dieser Nacgt besonders glänzte.

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    Dies war ein weiterer Beitrag von mir. :3

  • Während Malkus in Erinnerungen schwelgte, an die Abenteuer mit Morgan und Eve und seine lange Reise, die ihn schließlich von seinen Gefährten trennte, bemerkte er, wie eine geflügelte, fast schneeweise Gestalt sich wenige Meter entfernt von ihm am kleinen Teich niederließ. Das sanfte Blau des Mondes, das sich im Teich spiegelte und das gelegentliche Leuchten der Glühwürmchen sorgten für ausreichend Licht, dass Malkus die Gestalt etwas besser mustern konnte. Es schien ein Orni zu sein. Viele seines Volkes hatte Malkus noch nicht gesehen, schon garnicht, so weit von ihrer Heimat entfernt. Ihr Heimatdorf musste mehrere Tagesritte entfernt sein. Für einen Orni vielleicht zwei oder drei Tage in der Luft, aber jemand hatte ihm einmal erzählt, dass Orni, außer in Zeiten großer Not, selten ihr Dorf weiter als einen Tagesflug hinter sich lassen. Dieser da musste also entweder ein Abenteurer sein, ein Händler oder von großer Not geplagt. Er wandte sich dem Orni zu.

    Eine wunderschöne Nacht, nicht wahr sagte Malkus fast ein wenig beiläufig. Ich komme oft hierher, wenn mir der Trubel der Wirtshäuser zu viel ist, um ein wenig nachzudenken. Was bringt euch denn hierher, so weit weg von zu Hause? fragte er den Orni. Ich heiße übrigens Malkus. stellte sich der Hylianer vor. Es musste wohl das erste Gespräch seit langem sein, das er nicht mit einem Betrunkenen, einer vollbusigen Maid oder dem Gastwirt führte, seit er von seinen Gefährten getrennt wurde. Der Schmerz nagte noch in seinem Inneren, aber es ist, wie es war und Eve würde ihm jetzt sagen, dass er in die Zukunft blicken solle. Er konnte ihr Gesicht praktisch vor seinem geistigen Auge sehen, wie sie ihm zuzwinkerte mit einem Ausdruck, der eine Mischung war aus Verlockung, Hohn und Zuversicht. Malkus nahm ein wenig Tabak aus seinem Beutel, legte ihn behutsam auf ein Stück gefaltetes Papier, rollte den Tabak auf, leckte das Ende mit seiner Zunge an, um es festzukleben und steckte sich die gefüllte Papierrolle in den Mund, bevor er sie behände mit einem Streichholz anzündete. Morgan hatte ihm die Vorzüge des Rauchens nähergebracht und seit seiner gemeinsamen Reise hatte er sich angewöhnt zu rauchen, um die Erinnerung an ihn wach zu halten. Er schaute in die Richtung des Orni, nicht wissend, ob Orni auch rauchen oder sich in den Genuss blauen Dunstes und verbranntem Krautes hingeben. Möchtest du auch eine?

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    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • ,,Nein, danke'', antwortete Milo leicht zögerlich. ,,Ich rauche nicht.'' Ich bin als Händler und Reisender hier und verkaufe Bögen. Was ist dein Beruf?'' Milo bemerkte, dass er ein wenig Hunger bekam. Er fragte: ,,Wollen wir etwas Essen gehen?'' ,,Ja, selbstverständlich!'' Während die Beiden aßen, musterte Milo sein Gegenüber. Ein leicht kräftig gebauter Hylianer, der offenbar aus der Gegend hier stammte. Nach dem Essen zahlten die Beiden getrennt, schliesslich kannten sie sich noch nicht sonderlich gut. Als der Hylianer, sein Name war offenbar Malkus, ein Paar Goldstücke auf den Tisch legte, wurde Milo misstrauisch. Ein gewöhnlicher Hylianer wie er kann mit Goldstücken zahlen? Nachdem wir bezahlt hatten, gingen wir zu einem Baumstumpf und saßen uns hin. Nun fragte Milo: ,,Woher hast du diese Goldstücke?''

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    Dies war ein weiterer Beitrag von mir. :3

  • Obwohl Malkus kein Hungergefühl verspürte, wollte er den Vorschlag des Fremden nicht ablehnen. Er hatte ohnehin nichts besseres zu tun und vielleicht konnte er trotz fehlenden Appetits doch etwas runter bringen. Nach wenigen Metern hielt Malkus vor einem Gasthaus, das von außen so wirkte, als ob es Geschlossen hätte. Immerhin musste es bald Mitternacht sein, aber der Schein trügte. Malkus klopfte zweimal und ein schmuddeliger, schmieriger Wirt, der ein fleckiges Tuch unter seinem Arm eingeklemmt hatte, öffnete und bat sie griesgrämig herein.

    Malkus bestellte eine Hyrule Grundel mit Kartoffeln und hoffte, dass er sich nicht übernahm. Zwar hatte er heute noch nichts anständiges zu essen gehabt, aber schon seit Tagen war er mit fehlendem Appetit geplagt. Es konnte also nicht schaden, mal wieder etwas ordentliches zu essen. Der Fremde, der sich ihm als Milo vorgestellt hat, aß etwas, das Malkus noch nie zuvor probiert hatte, aber es schien dem Orni sichtlich zu schmecken. Malkus war sich noch nicht einmal sicher, dass er recht wusste, was Orni aßen. Er wusste, dass Vögel Nüsse, Insekten und gelegentlich auch Fische aßen, aber einen Orni mit einem herkömmlichen Vogel zu vergleichen war wohl nicht ganz richtig. Der Schnabel des Orni klackte mit jedem Bissen leicht und trotz seiner fedrigen Flügel schien er sehr geschickt mit Besteck umgehen zu können.

    Nachdem die beiden zu Ende gegessen hatten, der Hylianer hatte doch wesentlich mehr verdrückt, als er gedacht hätte, legte er ein paar Rubine auf den Tisch um seine Zeche zu begleichen. Es war ihm nicht danach gewesen, gebranntes oder vergorenes zum Essen zu trinken und deshalb hatte er nur einen Krug frisches Quellwasser bestellt, wovon er sichtlich überrascht war, dass dieser schmierige Wirt imstande war, das zu servieren. Eher hätte er vermutet, dass der Wirt ihm Spülwasser in einem fleckigen Glas reichen würde.

    Als er den Rubinsack öffnete, kullerten zwei goldene Anhänger heraus, die der Orni wohl fälschlicherweise als Goldstücke erkannte. Das war ein Geschenk einer guten Freundin erwiderte Malkus beinahe etwas melancholisch, als er einen der Anhänger, er hatte eine ovale Form und war in eine schöne Verzierung eingefasst, zwischen Daumen und Zeigefinger nahm. Gedankenversuchen spielte er mit dem Anhänger, packte ihn aber gemeinsam mit dem zweiten Amulett zurück in den Rubinbeutel, den er sich anschließend wieder under das Hemd schob und dort mit dem Gürtel verband, denn er wusste nur zu gut, dass es Diebe nur auf achtlose Reisende abgesehen hatten, die nicht auf ihren Rubinbeutel aufzupassen vermochte.

    Ich habe euer Gesicht hier noch nicht gesehen. Ich selbst bin nicht von hier aber kenne mich in Hateno ein wenig aus. Was führt euch so weit weg von eurem Zuhause?

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    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"