Ost-Necluda {Region}

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  • Maybe I'm not alone

    Maybe if you take my hand...


    Kurz wandte Morgan den Blick ab, während er Eves weiteren Worten lauschte. Das Weib wurde des Redens auch nicht müde und er lächelte resignierend. Gerade er war all dieser Worte doch gar nicht Wert? Nun, wenn sie allerdings dachte, dass Sal zufrieden mit seinen Taten war und die Schuld nur von sich weisen wollte, irrte sie sich. Das Gegenteil war der Fall: er hatte nie das Gefühl etwas richtig zu machen oder gar unschuldig zu sein. Er war ein Sünder, so viel stand fest. Nur ein Schandfleck eines Menschen. Aber nun wandte er eben noch auf dieser Erde, ob es ihm oder anderen gefiel oder nicht. und so lange er noch lebte, würde er um sein Überleben kämpften.

    Ihren Eindruck von ihm wollte er nicht revidieren. Eve hatte sich ihre Meinung gemacht und wenn sie Sal als einen Heuchler sah, dann ließ er ihr diese Ansicht. Es war ihm egal, wie andere ihn sahen und er hatte es nicht nötig, sich deshalb zu rechtfertigen. Wenn sie allerdings glaubte, er wüsste nicht, um was er seine Opfer bestahl, dann irrte sie sich gewaltig und sein müdes, resignierendes Lächeln wurde länger.

    "Ich bin mir bewusst, was ich Anderen stehle", war alles, was der wortkarge Räuber darauf zu sagen hatte. Was auch sonst sollte er ihr noch dazu sagen? Warum sollte er ihr eröffnen, dass er sich selbst dafür verabscheute, aber keine andere Möglichkeit mehr zum Überleben sah und seine Moral verloren hatte, nachdem ihm so kalt und herzlos jene Menschen entrissen wurden, die er über alles liebte? Dass er genau wusste, wie es sich anfühlte, wenn man dieser Dinge beraubt wurde? Aber gerade, weil er der gleichen Sache beraubt wurde, sein Mitgefühl für andere verlor? Und dass er sich deshalb doch oft wie menschlicher Abschaum fühlte? Wohl möglich glaubte sie ihm sowieso kein Wort mehr und selbst wenn, dann änderte das auch nichts. Es war gut, wenn sie die Dinge so sah! Mit ihren Annahmen machte es sich Evelyn leichter, Sal zu verteufeln und zu hassen. Und solange dies bedeutete, dass sie sich deshalb nicht näher kamen, war das genau richtig. Denn wenn es so wäre und sie mehr als eine zärtliche Nacht verband, dann musste sich Morgan doch nur ängstigen, eine weitere geliebte Person zu verlieren. Seinetwegen. Wenn sie ihn so verabscheute und es sich mit ihren Erklärungen so einfach machte, war ihm das nur Recht. Es war besser gehasst zu werden, als geliebt und dann alleine gelassen. Eine harte Lektion, die er längst verinnerlicht hatte.

    Aber so wortkarg Sal auch auftrat, sah man ihm deutlich an, dass ihre Worte ihn beschäftigten.


    Es war ihm nicht egal, auch wenn er es so nach außen trug. Morgans Wut verkochte allmählich mit Eves weiteren, zahlreichen Worten. Sie redete zwar groß um den Brei, aber Morgan lauschte. So geduldig er nur konnte - und seine Geduld war tatsächlich sehr gering! - und fixierte sie mit müden Blick, während seine Hände ihren Weg in die Hosentaschen fanden. Hatte er das richtig verstanden und die Kriegerin hatte in ihm jemanden gesucht, um sich von ihrem Leben als Kriegerin ablenken, gar verabschieden zu können? Der Schwarzhaarige wirkte einen Moment tatsächlich überrascht und blinzelte. Das verstand er nicht. Nun, doch, er verstand Eve sicher sogar: erhoffte sich nicht sogar der hoffnungsloseste Mensch tief im Inneren, doch so etwas wie Frieden und Seelenheil zu finden? Aber doch nicht mit IHM!? Einem Gauner, Taugenichts und Vatermörder... einen Versager, der stets nur verlieren konnte. Spätestens nach dem Tod seiner Familie hatte Sal sich dies tief verinnerlicht. Mit ihm konnte niemand glücklich werden. Nicht einmal er selbst. Aber: er hatte Eve keine Sekunde belogen oder sich verstellt. Er mochte seine hinterlistigen Pläne gehabt haben, um sie zu bestehlen. Aber er hatte ihr dabei nichts vorgespielt. In ihrer Unterhaltung hatte er ehrlich geantwortet und er hatte die Stunden im Bett mit ihr wirklich genossen. Nicht nur den Sex, sondern auch jene zeit, in der sie schlafend neben ihm lag und ihr rhythmischer Atem ihn beruhigte.

    "Willst du sagen, dass du dein Leid nicht für einen Moment vergessen hast? Hat nicht so auf mich gewirkt", erwiderte Sal nun und er wirkte dabei so ungewöhnlich sanft, während seine Schultern sich senkten und er mit seinen eingefallenen Augen Eve noch immer fixierte. Doch seine braunen Augen wirkten in sich gekehrt; nachdenklich. "Ich hatte meine Absichten, das leugne ich nicht. Aber ich hab' dich nicht angelogen, Evelyn. Meine Worte waren aufrichtig. Und auf dem Zimmer... das war auch echt. Ich genoss die Zeit mir dir wirklich, auch wenn du mir das nicht glaubst" und das wäre in Anbetracht der Geschehnisse nur verständlich. Sie musste ihm nicht glauben, aber mit ein bisschen Menschenkenntnis war leicht zu erkennen, dass Morgan nicht log. Seine Augen bekamen einen melancholischen Schein, ehe er sie kurz schloss, als er weiter erzählte: "... es waren deine Augen", sprach er leise weiter, "deine Augen haben mich auf dich aufmerksam gemacht und mich an jemanden erinnert. Ja, ich töte meine Opfer, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Doch bei dir wollte ich's unbedingt vermeiden. Dass ich mich bei dir wohlfühlen würd', hätt' ich nicht geahnt", gab er ihr Preis, während Sal seine müden Augen wieder öffnete.

    Sie hatte da eine recht passende Umschreibung, wie er empfand. Ein schwerer Anker, der es anderen nur schwer machte und sie hinab zog. Ja, das stimmte. Er hatte seinen Vater, Alice und Scarlett, seine Schwiegerfamilie in den Abgrund gerissen. Beiläufig fragte sich Sal, ob sich Eve noch an seine Worte in jener Nacht erinnerte, als er beiläufig meinte, er wäre sich selbst sein größter Feind. Gegen ihre Anschuldigungen wehrte er sich nicht und ohnehin hatte er davon nie abgelenkt; es war schlicht kein Thema gewesen. Die ganze Schuld der Papiere aber alleine auf sich zu laden, damit sie es sich leichter machte, das war schlicht alles, gegen was er sich wehrte. Wer also mit dem Kindergarten anfing, lag auf der Hand, aber das machte Morgan nichts aus. Er gab ihr stillschweigend nur Recht und nickte zu ihren Aussagen.


    Sal sah sich sicher nicht als etwas besonderes an und schon gar nicht als etwas besseres. Auch wenn Eve das wohl mit ihren Worten aussagen wollte. Ihren richtenden, scharfen Blick hielt er stand. Auch hier ließ er ihr schlicht ihre Meinung, die er sicher nicht mit Worten ändern konnte oder wollte. Nur gelogen, das hatte er genau genommen nie. Ausgenutzt hatte er Eve für sein Überleben. Doch in seinen wortkargen Sätzen und dafür kräftigeren Taten war alles aufrichtig gewesen.

    Sal erkannte Eves Wunsch, jemanden finden zu wollen, mit dem sie ganz normal sein wollte. Das war nobel, wie er empfand. "Bin sicher, du könntest in dieser weiten Welt jemanden finden, der dein Herz heilt." Er würde ihr das sogar gönnen, selbst, wenn seine eigenen Wünsche längst zerbrochen waren. Aber er... nein. Morgan konnte daran längst nicht mehr glauben.

    Es war gut, wenn sie ihm nicht mehr vertrauen würde. Das hieß, dass sich keiner von ihnen band und nur so konnte Morgan andere vor sich und seinem Schicksal, alles zu zerstören, schützen. Schweigend beobachtete er Eve dabei, wie sie zitternd seinen Mantel aufhob.

    Die Chance, die Sal ihr bot, ihn nun zu töten, wurde abgelehnt. War er darüber froh? Enttäuscht? Er war sich nicht sicher. Anscheinend aber hatte sie nicht wirklich den Wunsch verfolgt, ihn zu töten. Denn sonst hätte sie ihre beste Chance dazu nun nicht genutzt. Was nur? was wollte das Weib nur von ihm? Morgan wurde aus der Kriegerin nicht schlau. Gerade jetzt wirkte sie nicht wie eine Kriegerin, sondern wie eine Frau. Ein menschliches Wesen. Gerade spuckte sie keine großen, zornigen Worte oder wurde herrisch. Nun, melodramatisch war sie noch immer und Sal hatte mit all den gequollenen Worten Schwierigkeiten, ihr zu folgen. Vorwürfe, Vorwürfe... die machte er sich zwar zu genüge, aber sie hatte jedes Recht nachzutreten. Nein, eine Last war sie wohl nicht für ihn, aber gut. Zwar konnte Morgan ihr nicht vergeben, sich in die Fehnde ungefragt einzumischen, aber er spürte, dass sein Zorn deshalb verraucht war. Was sie da faselte von Erfolg zu haben oder eben nicht... keine Ahnung. Fragend blickte er den Kopf schief. Warum erklärte sie stattdessen eigentlich nicht mal, was Sache war? Was es anscheinend mit diesen papieren, die zu ihren Worten in Relation standen, auf sich hatte? Vielleicht verstünde Morgan sie dann besser. Wohlmöglich hielt sie ihn dafür aber zu dumm. Eve ließ einem eh keine Zeit, nachzuhaken.

    "Erfüllt? Durch rauben und morden?", da musste er doch verächtlich auflachen. Nicht ihr gegenüber verächtlich. Sondern sich selbst. Nein, erfüllt fühlte er sich sicher nie...


    Brummend zog er den Mantel vom Gesicht und zog ihn stattdessen an. Die femme fatale indes verabschiedete sich und wollte, kopflos wie sie wohl oftmals reagierte - zumindest bisher - einfach abhauen. Durch die kalte, regnerische Nacht. Verletzt. Ohne Proviant und alleine. Erneut seufzte Sal resignierend. Er hatte es ihr doch erklärt? Sie konnte so kaum überleben. Sie alle brauchten nun einander und wenn sie ihre Mission, ihren Kampf oder was auch immer sie da ansprach gewinnen wollte, musste sie ihren Stolz doch auch einmal ablegen und zusammenarbeiten können...?

    Morgan jedoch wiederholte sich nicht. Was nun? Sollte er sie doch nicht einfach mal sanft am Arm packen und versuchen, ihr das Ganze nochmal in Ruhe zu erklären? Ah, aber wie machte man das nochmal? Seine Menschlichkeit wurde ihm doch mit Alice und Scarlett geraubt. "Woher kennst du meinen Nachnamen?", fragte er sie noch, doch Eve war schon drauf und dran ohne jede Vernunft einfach abzustampfen.

    "Wa-"rte!, er hatte seine Bitte nicht einmal aussprechen können, bevor ihm, im gleichen Ton, Malkus zuvorkam. Dieser war durch das Streitgespräch wohl geweckt worden. Und dann tat er genau das Vernünftige, zu was Sal gerade nicht im Stande gewesen war. Nein, er stand nur wieder starr da und sah zu, wie ein Anderer genau das richtig machte, was er nicht konnte. Sal musste wohl froh darum sein, würde er sich nicht so hilflos mit sich selbst fühlen.


    Malkus ging wiederholt auf das ein, was Morgan schon zuvor erwähnte. Ob er damit mehr Erfolg hätte? Vermutlich würde die Kriegerin eher auf den Charmeur hören als auf ihn, der ihr Vertrauen zerstört hatte. Er wollte Eve wohl mit weiter Hilfe der gestohlenen Papiere wegen locken und führte sie an Morgan vorbei ans Feuer, der noch immer ungerührt stehen blieb, nun die Hände in den Manteltaschen, ehe er sich allmählich zu den beiden drehte.

    "Ihr könnt die Papiere niemals zu zweit holen. Eve ist alleine nicht stark genug, um sich gegen Mordreds Bande zu stellen... und du", er blickte Malkus nachdenklich an, "bist kein Kämpfer. Das wär' euer Tod. Zumal die Kerle nicht so leicht aufzuspüren sind. Die sind gut im verstecken", brummte er und näherte sich ebenfalls dem Feuer; zündete sich daran eine weitere Zigarette an.

    "... Mordred gehört mir. Merkt euch das mal. Er... hat mir alles genommen. Dafür muss er zahlen", mehr mussten die beiden nicht wissen und Sal glaubte ohnehin nicht, dass sich jemand für seine privaten Gründe interessierte, warum es diesen Kampf überhaupt erst gegen hatte, den keiner hinterfragte.

  • Eve hatte sich wieder gefangen und raffte sich auf. Der Schwindel nahm weiter zu und ihr Kopf kreiste noch immer wie ein alter Kreisel. Zumindest hatten sich die Sterne weitestgehend verabschiedet. Sie war gerade an ihrer Rüstung angekommen, als sie Malkus herantreten sah. Sie kramte in ihrem Beutel, war dabei in die Hocke gegangen und lauschte den Worten des Mannes. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen. “Kann ich nicht? Was hält mich davon ab jetzt zu …“ Der Schönling hatte ihr nicht einmal Zeit gelassen ihren Satz zu beenden. Sie hatte ihre Armschiene in der Hand und hielt inne, blickte den Spieler von unten empor an. Sie dachte nach, während vereinzelte Argumente zusammen mit dem leichter werdenden Regen auf sie hereinprasste. Sie blickte nun an Malkus vorbei, beobachtete Sal, dann sah sie hinauf zum Baum. “Malkus hat recht. Er trifft den Nagel auf den Kopf und seine Argumente sind schlüssig. Er scheint sich ernsthaft um mich zu sorgen. …“ Die Pferde waren abgehauen und nur Sals treuer Begleiter war fest angebunden. Es wäre ein Unding jetzt zu versuchen zu verschwinden. Sie seufzte langanhaltend und legte ihre Armschiene wieder auf den Boden, kramte unterdessen unter ihrem Harnisch und zog einen kleinen Tabakbeutel hervor. Sie nickte kurz. “Überredet. Vielleicht sollte ich tatsächlich hierbleiben. Jetzt alles zu überstürzen hätte keinen Sinn.“ Sprach sie leise. Sie blickte wieder zu Sal und erhob sich langsam. Wieso hatte er nichts gesagt, sie davon abgehalten? Wollte er nicht, dass sie blieb? Sie verzog unbewusst verärgert die Nase “Wie es aussieht, hast du mich noch eine Weile an der Backe, Wuschelbart.“ Sie schlurfte mit entkräfteten Schritten zusammen mit den beiden Männern zum Feuer. Die Flammen des feurigen Elements erhellten ihre tiefblauen Augen. Sie starrte belanglos in die glühende Asche, versuchte mit einer Hand sich eine Zigarette zu drehen, was ihr allerdings nicht gelang. Immer wieder fiel ihr das Papier aus der Hand und sie verteilte den kostbaren Tabak auf der Wiese. Sie zischte verbissen. “Dann halt nicht …“ Entgegnete sie verärgert.


    Sie blickte müde in Richtung von Sal, der gegenüber ihr saß, zu ihrer Rechten hatte es sich Malkus bequem gemacht. “Ich habe unsere Nacht genossen. Sehr. Für einen Augenblick, auch wenn es ein kurzer war, wollte ich aus dieser schönen und doch befremdlichen Welt nicht mehr verschwinden, weil ich wusste, dass es unsere war, die wir erschaffen hatten. Nichts mehr wünschte ich, jemand wäre bereit sich mit mir mein Leben zu teilen, doch die Chance ist relativ gering.“ Sie zuckte mit den Schultern und biss sich vor Schmerz auf die Lippen. Ihre linke Hand tätschelte den weißen, mit Regen durchtränkten Stoff und streichelte ihn. “Wer würde denn in mein Bild passen? Fahrende Händler? Stolze Soldaten? Obdachlose Penner auf den Straßen? Vielleicht Schönlinge wie er hier?“ Sie witzelte und zeigte auf Malkus, grinste dabei hämisch. “Nein Spaß. Ich habe aufgehört zu suchen. Es gibt nicht viele Männer die mit meiner dominanten Ader oder gar meinem Berufsstand klarkommen.“ Sie winkte ab. “Lass uns unsere Zeder vergessen. Es ist passiert und daran lässt sich nichts mehr ändern. Jemanden dafür die Schuld zuzuweisen, hat nachblickend keinen Sinn.“ Ihr Stolz war gekränkt. Nicht wegen Sal, sondern gegenüber dem Tabak. Sie versuchte es erneut. Hatte das Papier auf ihre Schenkel gelegt, mit ihren zarten Fingerspitzen träufelte sie vereinzelte Fetzen darauf und versuchte es wieder mit einer Hand. Sie biss sich dabei hochkonzentriert auf ihre Zunge. Sie hatte es nach wenigen Versuchen geschafft das Papier einzurollen. Es war zwar keine Glanzleistung und einen Schönheitswettbewerb würde die Zigarette ebenfalls nicht gewinnen, doch sie erfüllte ihren Zweck. Am Feuer entzündete sie den Glimmstängel und atmete den Rauch tief ein. Sie seufzte, streckte dabei ihre Beine aus und lehnte sich ein wenig zurück. Wie ein Geschichtenerzähler, holte sie tief Luft, schloss ihre Augen dabei. Als ihre Lider wieder nach oben gingen, war ihr Blick ernst. Erneut nahm sie einen festen Zug.


    “Das was ich euch jetzt offenbare, darf nie, NIE an jemand anderen gelangen, klar soweit?“ Sie schweifte ihren Blick prüfend in der Runde. Schloss dabei ihre Augen. “ Um den ganzen Sachverhalt zu verstehen, muss ich bei dieser Geschichte etwas ausholen. …“ Man merkte ihr an, dass sie keine großartige Lust hatte das zu erzählen, von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Intimes, Gedanken, Persönliches, all das waren Faktoren, die Leute zusammen und näher brachten. Einen weiteren Verlust kostbare Freunde zu verlieren, würde sie nicht ertragen. Wieder in aufgerissenen Wunden bohren, wieder diesen Schmerz von vorne spüren. Wann sollte das endlich aufhören? Eins stand fest. Wenn sie nun ihre Geschichte vom ersten Kapitel aus an aufschlagen würde, so mussten Sal und Malkus bei ihr bleiben. Die Asche ihrer Zigarette löste sich und verflog tänzelnd im Wind. Sie nahm erneut einen Zug. “Wenn ihr aufgeklärt seid, habt ihr keine Chance mehr umzudrehen. Seht die Information die ich euch gebe als verbindendes Rechtsgeschäft an. Ihr müsst es durchziehen, es gibt keine andere Möglichkeit. Keine weitere Option.“ Wieder richtete sie ihren entschlossenen, prüfenden Blick an beide. Sie waren gespannt. Besonders Malkus konnte man ansehen, dass er aufgeregt war, so wippte er nervös mit den Füßen. “Angefangen hat alles in unserem kleinen Dorf. Ich war nicht von Anfang an die, die ihr jetzt vor euch habt. Sagen wir, ich war unschuldiger. Mein Vater einst Schmied, meine Mutter, Näherin. Ich habe mich um die Ställe gekümmert und meinem Vater dabei geholfen sein Tagwerk zu verrichten, bis eines Tages. …“ Sie erzählte. Sie erzählte ihre Geschichte im Dorf, wie sie das erste Mal in ihrem Leben alles verlor. Ihre Geliebten, ihre Freunde, ihre Familie. Sie erzählte in einer monotonen Haltung, um den Schmerz so weit es ging von ihrem Herzen abzuschirmen.


    Während sie erzählte, drehte sie sich eine weitere Zigarette, steckte sie unmittelbar an, als sie ihre alte aufrauchte und in die Nacht hineinschnippte. “Ich war auf der Flucht. Auf der Flucht mehr von mir selbst, als Mörderin gebrannt Markt, entstellt von dieser komischen Kreatur.“ Sie fuhr mit ihren Fingerspitzen den Furchen ihrer Narbe im Gesicht nach. “ Von den Monstern auf dem Plateau die lang kein Interesse mehr an mir hatten, wollte ich so weit wie möglich entkommen. Ich rannte so weit mich meine Füße tragen konnten, bis ich vor die Füße meiner damaligen Kameraden fiel. Sie nahmen mich auf, gaben mir ein Zuhause und bildeten mich aus, bis ich meinen eigenen Trupp als Anführerin leitete.“ Sie knackte mit ihrem Genick, starrte weiterhin ins Feuer. “Wie sich herausstellte, war das kein gewöhnlicher Söldnertrupp. Es waren tatsächlich wenige der königlichen Brigade, Untergeordnete von Prinzessin Zelda und des Königs persönlich. Der Krieg nagte an ihnen. Sie kämpften einen weitaus hoffnungsloseren Kampf als wir es tun würden. Die Zeit dezimierte sie auf eine Handvoll wichtiger Leute. Sie vertrauten mir und meinem Trupp und so kamen wir zu einer Mission, die für alle unser Verderben garantieren sollte.“ Sie blickte nun verloren in die Augen der beiden Männer. Sie wussten bereits auf was sie hinaus wollte. Es konnte nur mit den Schriftrollen zu tun haben.


    In ihrem Augenwinkel entdeckte sie einen geflochtenen Trankbeutel. Ohne zu zögern öffnete sie ihn und bereits ein altbekannter Geruch stieg ihr in die Nase. Oh süße Verführung, herzlich willkommen. Sie musste kurz lächeln. Nahm einen kräftigen Schluck des Schnapses und zog wieder an ihrer Kippe. Stieß den Rauch konstant aus ihren Lungen. “Ich bekam eine Schriftrolle in den Informationen standen, dass all das, was hier passiert, ein Insider Job gewesen sein soll. Anfangs verstand ich nicht so ganz. Was sollte die dunkle Verheerung mit uns zu tun haben?“ Sie zuckte leicht mit der Schulter. “Darauf wurde nicht weiter eingegangen. Jedenfalls soll es ziemlich große Mächte und einflussreiche Leute geben die einige Informationen versteckt halten. Angefangen von den Kampfmaschinen die „plötzlich“ ihr eigenes Bewusstsein erhielten und gegen uns arbeiteten sowie die gigantischen Titanen.“ Sie murmelte zum Schluss hin ein wenig. Sie ersuchte den Blick der beiden Männer. Überprüfte, ob sie wussten was Titanen waren. “Wir glauben, dass in unseren Reihen Ganon geholt worden war. Warum, wissen wir nicht. Wie? Wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass er es nicht von allein geschafft hat. Es muss also einen Drahtzieher dahinter geben.“ Sie war verbissen. “Diese Information sollte in das Hateno Institut, in dem man eben alles rund um die neuen Technologien und Maschinen erforscht. Wer außer die Leute dort oben wäre besser für diese Information geeignet? Vielleicht finden sie einen Weg die Maschinen wieder umzuprogrammieren damit wir den Krieg drehen können? Ich weiß es nicht.“ Abwechselnd saugte sie am Alkohol und zog an ihrer Zigarette, bis auch diese aufgeraucht war. Sie stellte ihr Getränk zur Seite. “Vom Hateno Institut also habe ich weitere Rollen bekommen die mir Sal abgenommen hat. Jede Rolle sollte zu einem der Hoheitsgebiete in unserem Land. Gronen, Zoras, Ornis, Gerudos. … Sie erhalten allesamt wichtige Informationen die verschlüsselt nur zusammen einen Sinn ergeben. Dort steht zum Beispiel geschrieben, dass tief in den Wäldern in unserem Land eine heilige Waffe versteckt ist, die einst dem Recken Link gehörte. Ebenso ist dort offenbart, was mit den anderen Recken geschehen ist, was es mit ihrem Ableben zu tun hat und es wird weiter auf die Titanen eigegangen. Wenn also jemand diese Informationen für sich nutzen würde, könnte er im Stande sein sich diese Waffe an sich zu reißen, Link aufzuspüren, die Titanen zu kontrollieren und ein mächtigerer Feind sein als Ganon der im Schloss umherwütet.“ Sie stieß all ihre Luft aus den Lungen und streckte ihre Beine. Sie mied den Blickkontakt ihrer Mitstreiter. “Versteh ihr jetzt, warum ich so ultra angepisst war, als mir diese Dinger abhandengekommen sind? Ich kann keinen Verrückten gebrauchen, der sich mit Mächten prügelt die viel zu hoch für ihn sind, nur um an die Weltherrschaft zu gelangen. Wer weiß, vielleicht findet er einen Weg um an altvergessene Magie oder Technologien heranzukommen?“ Schon fast neckend warf sie ihren Blick zu Sal. Sie musste dabei keck grinsen. Sie patschte Malkus heiter auf die Schulter. “Jetzt wäre natürlich der perfekte Augenblick die Geschichte zu beenden indem ich sage HA VOLL VERARSCHT ES WAREN NUR MEINE EINKAUFSLISTEN!“ Sie prustete los, fing sich allerdings wieder schnell und ihre Mimik verdunkelte sich dabei. “Aber so ist es leider nicht. Da ihr nun wisst mit wem ihr es mit meiner Wenigkeit zu tun habt, kann ich euch anbieten die Welt zu retten, oder die Konsequenz daraus ist weitaus weniger erfreulich. Ich wäre gezwungen etwas zu tun, was mir vor wenigen Stunden noch Spaß bereitet hätte, ich jetzt aber sehr gerne vermeiden wollen würde.“ Sie musste es nicht direkt aussprechen, jeder wusste was gemeint war. “Versteht ihr jetzt, was ich vorhin meinte? Es wird niemanden geben, der sich meinem Schicksal mit annehmen kann und ich werde nicht eher ruhen bis ich das erfüllt habe, was mir aufgetragen wurde. So ist es ein wandelnder Kreis den ich alleine nicht durchbrechen kann und so finde ich nie einen Mann an meiner Seite. Denn unser Leben wäre nie in Frieden. Hier und dort mal für einen Moment zum Verweilen, aber ich könnte nie eine Hausfrau sein die sich um ein schönes kleines Haus kümmert, Kinder großzieht während mein Ehemann seinem Tagwerk nachgeht um sich ein bestehendes Leben aufzubauen. Es funktioniert nicht, dafür stecke ich zu tief drin.“


    Sie ersuchte noch einmal den Blick von Sal. “Mordred diente zur selben Zeit wie ich. Wir starteten unsere Ausbildung parallel. Ich hatte nie wirklich mit ihm etwas zu tun, da er in einem anderen Lager untergebracht war. Nur hin und wieder ist man sich über den Weg gelaufen, mal kurz ein zwei Blicke ausgetauscht, wenn wir eine allgemeine Versammlung hatten. Sein Ruf sowie auch meiner, eilten uns allerdings stets voraus und aus dem Grund wollte ich auch mit ihm nichts zu tun haben. Er erinnert sich nicht mal an mein Gesicht, vielleicht an meinen Namen. Man hörte allerlei Geschichten von ihm, später von seinem Schlägertrupp, von seiner überheblichen Art. Er driftete immer mehr von seinem Pfad ab und eines Tages war es ganz aus mit ihm. Warum? Das interessierte mich nicht, jedenfalls hatte man in unseren Reihen erzählt, dass man ihn rausgeworfen hätte. Obs stimmt, weiß ich nicht. Jedenfalls vergisst man sein Gesicht und seinen Namen nicht. Ich konnte ihn vorhin nur nicht zuordnen. Ich war zu sehr beschäftigt mir Gedanken darüber zu machen, was wohl passieren würde, wenn er die Rollen in die Hände bekäme. Als gutherziger Samariter ist er ja nicht bekannt. Jedenfalls sieht er dir ähnlich, Wuschelbart. Es fehlt dir zwar an mehr Männlichkeit obenrum, aber eure Haare, euer Blick, dasselbe Feuer in den Augen. Ich schloss von 1 auf 2 und hatte einfach wild einen Namen in den Raum geworfen. Ohne wirkliche Gewissheit ob ihr die Sullivan Brüder seid, es war nur meine reine Vermutung. Nachdem du allerdings meine Idee bestätigt hattest, lag ich wohl richtig. Du bist ein alter Händler, der irgendwie den Groll auf seinen Bruder zieht, der wiederum hat scheinbar ein Problem mit dir, weswegen es in seiner Karriere steil bergab zu gehen scheint.“ Sie hielt schützend ihre Hand vor sich. “Also reine Spekulation. Wie gesagt, uns wurde nur erzählt er wäre rausgeworfen worden wegen seinem plötzlichen Wandel. Aber man erzählt sich ja stets viel. Du meintest vorher, Wuschelbart, er hätte dir etwas genommen? Könnte es damit zusammenhängen, dass er sich so verändert hat?“ Fragend legte sie ihren Kopf zur Seite. “Jap, soweit das Ganze grob zusammengefasst.“ Grob zusammengefasst war weitaus untertrieben. Unterdessen Eve vor sich hin erzählte, hatte der Regen aufgehört was keiner wirklich mitbekommen hatte. Auch die Sonne spitze schon am Horizont hervor und Eve ließ es sich nicht nehmen und legte ihren Kopf auf Malkus Schulter um sich an ihn zu kuscheln. Dabei blickte sie in Sals Augen. Sie versuchte zu deuten, ob er ihre Worte, ihre Erzählung verstand. Irgendwie war es ihr wichtig gewesen und genauso war es ihr auch wichtig zu erfahren, für was sich die Männer entscheiden würden.

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    Klück

  • Bound by fate


    Augenscheinlich konnte der bärtige Schönling ein wenig Vernunft in Eve wecken. Komisch... Sal fühlte sich direkt ein klein wenig erleichtert. Pah... warum sollte er sich um das blöde Weib sorgen? Wo er sich ständig von ihr beleidigen lassen musste, belehrt wurde und teilweise ignoriert. Aber er scherte sich doch mehr, als Morgan es zugeben wollte. Aus Schuld? Weniger. Vielleicht sogen ihn tatsächlich ihre blauen Augen in eine Art Strudel? So recht kam der schlanke Mann mit den schwarzen, leicht gelockten Haar nicht dahinter.
    "Sieht wohl so aus, Hexe", brummte er mit sarkastischem Humor, als sie meinte, er habe sie noch länger an der Backe. Na ja. Er hatte wohl schon schlimmere an der Backe kleben gehabt. Eve versuchte vergebens sich eine Zigarette zu zünden, schaffte es aber ohne Hilfe nicht. "Gib' schon her", brummte Morgan, der sich zur Seite beugte, um die gefallene Zigarette aufzuheben, am Feuerchen zu entzünden und schließlich an Eve weiterzureichen.


    Nachdem er ihr die Zigarette reichte, lauschte Morgan Evelyns Worten. Die tanzenden Flammen warfen dabei ein schummriges Licht auf sein Gesicht, welches größtenteils von Haaren und Bart umgeben war. Und doch... so waren die tiefsitzenden, braunen Augen klar zu erkennen. Die Flammen spiegelten sich darin wider, während das schwarze Haar im Schein der Lichtquelle sanft leuchtete. Seine klugen, halboffenen Augen sprangen zwischen Malkus und Eve einher. Herje... was tat er hier eigentlich? Das fragte sich Sal durchaus. Dass sie gemeinsam die Nacht überleben wollten, hieß doch nicht, dass sie plötzlich ein Team waren, oder? Obwohl... ganz tief in sich musste Sal doch zugeben, dass es durchaus nett war, nach langer Zeit wieder nicht alleine am Feuer zu sitzen. Zu reden. Es gab wohl angenehmere, leichtere Themen, aber jene Themen wären ohnehin nicht seins gewesen.

    "Es gibt Berufe und Lebenssituationen, die einsam machen, ja", brummte er als schlichte Zustimmung auf ihre Worte, während Sal einen tiefen Zug von seiner Zigarette nahm und das ganze mit einem ordentlichen Schluck Schnaps aus der Beutelflasche nachspülte. Gottseidank hatte ihm das immerhin niemand genommen. Viel war es nicht mehr, dennoch hielt er Eve die Flasche hin und bedeutete Malkus mit einem Blick, dass er sich bei Bedarf ebenso bedienen durfte. Wenn sie diese gottverdammte, kalte und verrückte Nacht schon teilten, dann auch den Alkohol.

    Jetzt lauschte er wieder dieser Frau, die ihn ständig beleidigt hatte, schlug und die Schuld an allem zuwies. Jetzt sprach auch sie davon, dass die Schuldweisung keinen Sinn hatte und unwillkürlich musste Morgan bitter schmunzeln.

    Du musstest mir erst in die Fresse schlagen, mich einen Bastard nennen und mir drohen alles zu nehmen, was mir lieb ist. Auch wenn ich das gar nicht mehr besitze. All das, um endlich zu verstehen, dass es nicht um Schuld geht. Na herzlichen Glückwunsch, er behielt seine zynischen Gedanken nur schwer bei sich. Jedoch hatte Eve etwas wichtiges aus dem Herzen, das konnte der Gauner ihr ansehen. Und so behielt er seine Gedanken für sich. Wenn er ihr in die blauen Augen sah, konnte er sowieso nicht nachtragend sein und welchen Sinn hätte dies?


    Eve verlangte von den Männern, dass das, was sie nun erzählte nie nach außen gelangen durfte und sie weiter ausholen müsste. Zu ihren Worten schwieg Sal nur und zuckte mit den Schultern. Was auch immer, solange sie endlich aufhörte so ein großes Geheimnis zu machen und endlich mit der Sache rauszurücken, damit Ruhe wäre!

    "Fräulein, ich muss gar nichts außer sterben, in Ordnung?", reagierte der Brummbär doch grimmig, als sie meinte, ihre Erzählung wäre ein bindendes Rechtsgeschäft. Wieder führte sie sich auf wie eine Kommandantin. Nur war er nicht ihr Soldat oder ein Hündchen wie Malkus. "Ich werd' meine Klappe halten. Vielleicht dir helfen. Aber nur, wenn ich es möchte oder es mir dabei hilft, Mordred zu töten, klar? Sicher nicht, weil du es mir befiehlst. Ich bin nicht dein Soldat", erinnerte Morgan sie weniger scharf und seufzte. Damit wäre das geklärt.


    Und dann folgte die gaaaanze Lebensgeschichte von Evelyn. Von ihren ersten Schrittchen bis zur großen Tragödie ihres Lebens. Gesprochen wie ein Theaterstück. Morgan war dabei durchaus geduldig und auch empathisch für ihr Leid und ihren Verlust. Ja, er wusste genau, wie es sich anfühlte, geliebte Menschen zu verlieren. Das Problem war nur, dass Sal im Gegensatz zu den beiden nicht geschlafen hatte. Er hatte mit dem Feuer gekämpft, beide versorgt und eine Erkältung bahnte sich, weil er vorhin völlig durchnässt und kalt keinen Mantel anhatte, auch noch an. So war es freilich schwer, ihren zahlreichen Worten zu folgen, was nichts mit dem Inhalt per se zu tun hatte. Morgan war einfach ausgelaugt und fertig; sie hatten nichts zu essen und er war völlig kraftlos und erschöpft. Im Anbetracht ihrer Sache, die sie vertrat, war das nicht wichtig. Allerdings war es nur zu verständlich, dass er Mühe hatte, ihr zu folgen. Aber Morgan folgte ihr. Ungeduldig schob er gelegentlich seine Zigarette im Mundwinkel hin her her. Zündete sich während sie sprach noch eine. Und noch eine. Und... dann keine mehr, weil sie ihm allmählich ausgingen. Über das Feuer hinweg blickte er dabei mit müden, aber vom Geiste her wachen Augen zu Eve; beobachtete ihren Mund mit den fein geformten Lippen, wenn sie sprach und musste dabei doch gelegentlich an die letzte Nacht denken. Lieber würde er diesen Mund ja jetzt küssen, als sich diesen Schwall Worte anzuhören. Dieses blöde Weib, dass ihn immer wieder wie einen Untertan behandeln wollte und dass er doch irgendwie zu mögen schien. Verdammt. Nein. Er durfte sie nicht mögen! Sie würde nur sterben! Genau wie das ahnungslose schöne Kerlchen, der die Härte der Realität nicht zu kennen schien. Der ihn aber doch bedingungslos mit der Wunde aus der Patsche half. Warum nur war es ihm nicht egal...?


    Eve erzählte von ihrem Verlust; von der Narbe. Dabei versuchte sie kalkuliert und monoton zu wirken, doch Sal konnte deutlich erkennen, wie es hinter der Fassade bröckelte. Ja, so ein Verlust schmerzte und der Schmerz verhallte niemals gänzlich. Auch wenn er schwieg, so wurde seine Miene für einen Moment mitfühlend und er versuchte mit einem kläglich wirkenden, sanften Lächeln ihn den letzten Schluck Schnaps zu schenken. Er war wahrlich kein so kalter, empathieloser Bastard wie man vielleicht meinte.

    Eve erzählte davon, wie sie an eine Schriftrolle und einen sehr wichtigen, königlichen Auftrag kam, der mit der Verheerung Ganons selbst zu tun hatte. Sie erzählte von wichtigen Informationen, die in falschen Händen zu haarsträubenden Ergebnissen führen könnte. Und diese geklauten Papiere eben waren ja gerade links in Mordreds Hände gefallen. Was dieser mit jenen anfing, konnte such auch Morgan selbst nicht vorstellen... allerdings verstand er Eves Zorn schon. Ihr war die Welt wohl nicht so egal wie ihm selbst und ob sie unterginge oder die Menschheit ausstarb. Morgan... war es völlig egal.

    "Droh' mir nicht damit mich zu töten, wenn ich dir nicht bei deiner Rettung helfe. Das ist nicht nötig", warf Sal schließlich ein, der sich meist zurückhielt und zuhörte, "diese Welt interessiert mich nicht. Hat mir nichts als Scheiße gebracht, mein Leben lang. Ich bin niemanden etwas schuldig, Eve. Auch wenn du mein leben nicht kennst...", er strich sich über das nasse Haar, "wenn ich dir helfe, dann nur, damit ich an Mordred rankomme. Schreib' dir das hinter die Löffel. Wenn die Schriftrollen so wichtig sind und du uns hier keine Lüge auftischt, na dann rette von mir aus die Welt. Ich hab' kein Interesse mehr an den Schriftrollen."

    Er wollte nur, dass die Fronten geklärt waren. Er sah sich keineswegs als Mitstreiter ihrer Sache. Sie waren damit viel mehr... Geschäftspartner. "Ich kann dir Informationen zu Mordred und seiner Bande liefern udn wie wir sie aufspüren. Im Kampf werden wir einander helfen. Von mir aus helf' ich dir und Malkus mit den Schriftrollen. Aber Mordreds Kopf ist meiner." Er blickte sie ernst an.


    Erneut suchte Eve Sals Blick und erzählte, dass sie gemeinsam mit seinem Bruder gelernt haben soll. Den Nachnamen zu erraten war dennoch geraten und aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit der Brüder zurückzuführen.

    "An mehr Männlichkeit obenrum? Pah", brummte er beiläufig, war gedanklich aber damit beschäftigt, was sie über seinen Bruder erzählte.

    "...ich habe sein Leben zerstört. Deshalb", flüstere Sal plötzlich und fasste sich an seine Nase. Kurz strich er mit seinem Zeigefinger über die Narbe, die weit über seinen Nasenrücken ins Gesicht führte. "Ich... ich habe... ich...", unseren vater getötet. Er konnte es nicht. Nicht hier und nicht jetzt. Doch Sals kraftloser, vom Leben verwirkter Blick sagte viel mehr aus als Worte. "... ich habe ihn zu dem gemacht, was er ist. Und dafür habe ich büßen müssen. Er hat...", wieder schwieg er und sah zwischen Malkus und Eve einher. Sollte er ihnen das erzählen? Nein, Hölle, nein! Niemand ging es etwas an und was hatten sie schon davon? Aber wenn dies wirklich eine Art Zweckgemeinschaft war, war Ehrlichkeit wohl unermesslich. Eve hatte den beiden etwas anvertraut, von dem niemand wissen sollte. Wenn sie denn ihnen keinen Bären aufband. Sal war von Natur aus misstrauisch. Aber er besaß Menschenkenntnis und so erkannte er auch die Wahrheit in ihren Worten. Vielleicht also...

    "... er hat aus Rache meine Frau und unsere Tochter getötet. Ein Kind von ein paar Monaten. Ich... ich habe dieses Monster aus ihm gemacht. Er hat mir alles genommen..." und ob Eve nun sah, dass er nicht nur ein schamloser Räuber einst gewesen war? Die Worte rollten nur schwer über Morgans Zunge. Seine Stimme war schwache und brüchig geworden. Sein Herz stand im Flammen, als er erzählte und die Details ausließ.

    "Wenn ich mit euch reise, wenn auch nur aus meinen eigenen Gründen... er wird euch töten. Wird denken, ihr steht mir nahe. Mordred ist kräftig und ein sehr erfahrener Kämpfer. Überlegt euch, ob ihr das wirklich wollt. Jeder, der an meiner Seite steht, stirbt früher oder später", er konnte nicht anders, als kurz bitter aufzulachen. Seine Augen spiegelten seine von Schmerz gepeinigte Seele wieder. "Wie du sagtest, Eve. Ich bin wie ein schwerer Anker, der andere nur herunterzieht. Ich bin nur ein Verlierer. Wenn ihr beiden Pappnasen euch also sicher seid... sagt nicht, ich hätt' euch nicht gewarnt."

    Nun senkte er beschämt seinen Blick und fühlte sich so, als ob er wie eine Pfütze einfach in die Erde versinken wollte. All die Scham; die Schwäche die er verstecken wollte, hatte er den beiden nun - wenn auch nicht im Detail - offengelegt. Sal hatte aufgrund Eves wichtigen Auftrag seine Verletzlichkeit nach außen gelegt und war verwundbar geworden. Nicht, weil er diese Welt retten wollte. Sondern weil ihm wirklich etwas daran lag, diese beiden vor sich selbst zu schützen.

  • Eve nickte resignierend, als Sal ihr zustimmte, dass es Berufe gab in diesem Leben, die mehr Risiko als Ertrag mit sich brachten. Vor allem zu solch einer Zeit, zu solch einem Leben. Es klänge wohl surreal und schon allein die Vorstellung wäre absurd gewesen, aber was wäre wohl gewesen, hätten sich die Drei zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort getroffen? Fernab von Sorgen, von Pflichten. Eve spannte den Gedanken weiter, versuchte sich vorzustellen wie es wohl wäre, einfach so mit denen Zwei sorgenfrei ins Land zu ziehen. Ihre Stirn setzte sich in Falten als sie darüber nachdachte und doch, zuckte sie kurz und verwarf diese frevelhafte Fantasie, als Sal weiter auf sie einging. “Natürlich musst du nichts. Es tut mir leid, wenn ich forsch war. Ich habe meinen Posten einfach nie aufgeben können und so hängt mir der Befehlston hinterher.“ Sie lächelte verschwitzt und kratzte sich am Hinterkopf. “Wenn wir wie eine Einheit funktionieren wollen, dann sollte ich aufhören euch mir unterzustellen.“ Sie nickte bestätigend und doch musste sie grinsen. “Was Wuschelbart? Du nicht mein Soldat? Och, du würdest einen Prima Schuhputzer abgeben, hehe.“ Sie winkte lachend ab.


    Sie hörte sich seine präzisen Worte an. Es war erstaunlich, wie wohlbedacht er seine Töne formte, wie jedes Wort, nein, jeder Buchstabe wohlüberlegt über seinen Lippen kam. Sie fragte sich, ob er schon immer so gewesen sei? Sie legte ihren Kopf unbewusst schief, vernahm seine Worte nur noch teilweise, da ihre Gedanken sich mehr mit seiner Person beschäftigten. Woher der ganze Schmerz? Woher diese Unsicherheit? Sie schluckte kurz und übergab dem Gauner eine selbstgedrehte Zigarette, weil sein Tabak leer war. “Eine Hand wäscht die andere, hier.“ Sie steckte sich ebenfalls erneut eine an. Gekonnt und eigentlich schon als Reflex zu bezeichnen, nahm sie die Kippe mit ihren zwei Fingern und legte ihren Arm über ihren Oberschenkel, den sie von einem Bein über das Andere schlug. Mitten drin unterbrach sie. “Woher kommt dein Sinn der Vorsicht? Ich meine. Man merkt dir an, du bist kein großer Redner. Das bin ich ebenfalls nicht. Ich erzähle meist nie mehr als das was ich muss.“ Spitzfindig sah sie zu Malkus. “Aber ich sehe, du tust dir schwer dich im Gesamtbild einzufügen. Du kennst deine Position nicht. Dein Schmerz, der ist mir schon in unserer ersten Begegnung aufgefallen. Es scheint, als hättest du vor langer Zeit nicht nur etwas Wichtiges verloren, sondern dich selbst aufgegeben.“ Sie zog wieder am Tabak, leckte sich über ihre Lippen. Das was folgte, damit hatte Eve nicht gerechnet. Sal rang tatsächlich mit sich selbst. Er fing an zu erzählen und beantwortete damit unbewusst ihre Frage.


    Eve bemerkte wie schwer er sich tat. Natürlich tat er das. Immerhin lastete auf ihm ein ganz anderes, aber nicht geringeres Kreuz wie auf jedem von den Dreien. Sie setzte sich wieder in die aufrichte Position um Sal den Respekt zu zollen den er verdiente. Sie blickte ihn mit einem aufmerksamen Blick an und durchbrach dabei die Wand zwischen seinen Augen und ihren. Dann fing er an sein Herz auszuschütten. Er redete mit Bedacht, ließ viele Details aus. Es war allerdings nicht von Nöten, auch nur ansatzweise ins Detail gehen zu müssen. Sie verstand. Als er von seiner Familie erzählte, wie Mordred, dieses Drecksschwein, ihm alles nahm wofür er stand, war es kein Wunder, warum Sal der gebrochene Mann war, der er jetzt war. Eve knirschte mit den Zähnen, vor Wut über Mordred und doch hielt diese Emotion nicht lang. In ihrem Kopf hallten seine vergangenen Worte wider. “ deine Augen haben mich auf dich aufmerksam gemacht und mich an jemanden erinnert.“ Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Wie konnte sie nur so ignorant sein? Wieso ist es ihr nicht schon früher in den Sinn gekommen oder hatte diesen Satz hinterfragt? War es ihr egal gewesen? Sollte es ihr, doch es war ihr nicht, zumindest jetzt nicht mehr. In ihren Augen setzte sich leichtes Wasser nieder. Sie war geschockt, zutiefst gerührt und das erste Mal in ihrer langen Zeit auf Reisen, wusste sie nicht was sie fühlen sollte, wie sie handeln sollte. Sie öffnete ihren Mund. “Sal. …“ Hauchte sie heraus, doch ihren Worten fehlten die Kraft. Die verlorene Kraft in ihrer Stimme, der immer stärker werdende Herzschlag und das Gesamtbild, das Sal gerade machte, als er noch verlorener schien als zuvor, machten es der Frau sehr schwer darauf zu reagieren. Sie fühlte sich plötzlich so schuldig. Schuldig für etwas, was sie nicht in der Hand hatte. Sie wünschte sich, sie hätte ein Zeitreisegerät um das alles zu verhindern, um Sal aus der Patsche zu helfen. Sie fühlte sich verantwortlich. War das Empathie? Der Mann vor ihr hatte ein Leben, ein Leben wie jeder andere auch. Er hatte ein Kind. Jetzt fühlte sie sich als Heuchlerin. Das ist genau das, was sie permanent predigte, dass andere Leute Leben hätten, die beschützt gehörten und doch sie sich zugleich einen Scheiß daraus machte, solange es nicht in ihrem Interesse war mit Menschen in Kontakt zu treten, sondern wie ein Einsiedler nur auf sich selbst sah. Jetzt allerdings war es etwas anderes und sie fühlte sich schuldig, schuldig gegenüber ihm, ihm Dinge gesagt zu haben die ihn mehr in einen Abgrund reißen konnten, als eine Klinge es jemals täte. Sie hatte keine Erfahrung mit solch einer Situation. Wie auch? Sie hatte nie Probleme mit Anderen und sie wusste nicht, wie man angemessen darauf zu reagieren hatte. Sie musste etwas tun, das spürte sie, aber sie wusste nicht was. Aus diesem Grund war sie ehrlich. Ehrlich zu ihm, ehrlich zu sich selbst. Sie tat das, was sie besonders gut konnte. Sie schloss ihre Augen. Stand auf, klopfte sich den Dreck von den Beinen. Sie zog an der Zigarette und schnippte sie weg. “Wuschelbart.“ Sprach sie aufrichtig. “Ich kann dir nicht das geben, was du verloren hast. Ich kann dich auch nicht aus dieser Lethargie befreien, das kannst nur du und ich verstehe deinen Schmerz und deine Trauer aufrichtig. Es tut mir leid. Es tut mir leid was dir widerfahren ist, und es tut mir leid, wenn ich in vergangenen Zeiten etwas forsch mit dir war. Das ist das Problem bei dieser Lebensphilosophie die ich pflege. Keinen Kontakt zu Menschen und aus dem Grund ist mir egal wie sie sind und was aus ihnen wird und warum sie so geworden sind. Da wir nun eng zusammen agieren werden und ich euch als Teil meiner „Kameraden“ betrachte, möchte ich die Diskrepanzen aus der Welt schaffen. Ihr zwei seid keine Fremden mehr, aus dem Grund dreht sich die Sicht der Dinge. … Ich schwöre dir bei den Göttinen, dieser Dreckskerl gehört dir. Ich helfe und unterstütze dich bei deinem Vorhaben, wenn es das ehrlichste und aufrichtigste in der Welt ist, was du dir wünscht. Wenn es dir danach besser geht, um dich aus dieser Farce zu befreien, stehe ich bei dir.“ Dann tat sie etwas, was für einen Soldaten ihres Ranges etwas wie ein Segen und zugleich unüblich war. Sie salutierte aufrichtig vor ihrem Gegenüber. “Sal Sullivan, hiermit weiche ich nicht von deiner Seite bis dein Vorhaben abgeschlossen ist!“


    Sie ging um das Feuer herum, setzte sich neben Sal. Beugte sich leicht vor, gab ihm einen Stups in die Seite. “Ich kann mir denken, warum du mich ausgesucht hast, in der Taverne. Dein Satz von vorhin, meine Augen. Ich erinnere dich an deine Frau, richtig?“ Sie musste traurig schmunzeln und dabei verspürte sie einen leichten Klos im Hals. “Du musst nichts darauf antworten. Du musst generell nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Wenn die Zeit kommt und dir nach Reden zumute ist, oder du einen Rat brauchst, dann bin ich für dich da. Jederzeit. Immer. Egal wann. Wenn wir uns verlieren, schreiben wir uns. Wenn der Krieg vorbei ist, gehen wir ein Saufen.“ Sie zeigte sich nun von einer anderen Seite. Es war ungewohnt die Frau in solch vielen Facetten zu sehen, doch die Jungs konnten sich allein durch ihre mitfühlende Art und ihrer kämpferischen Natur von vorhin ausmachen, dass sie ziemlich bliebt sein musste in ihrem Regiment. Sie war diszipliniert und organisiert und auf der anderen Seite hegte sie ein sehr großes Wohl für ihre Kameraden. Immerhin sah sie ihre Leute als Familie an, die sie seit sehr langer Zeit nicht mehr hatte. Und so waren es auch Malkus und Sal, die nun zu ihrer Familie gehörten. Sie hatte es nicht ausgesprochen, doch die beiden konnten es verstehen, wie Evelyn fühlte und dachte. Eine Familie. …

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  • Aushilfsheld


    Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen. Noch vor einem Moment wollte Eve alles hinter sich lassen, bereit, alleine in den sicheren Tod zu marschieren und sich ihrem Zorn zu ergeben und im nächsten Moment schon war sie wie ausgewechselt. Malkus wusste nicht, ob es seine Worte der Vernunft waren oder Sals Versuch, sich zu entschuldigen, wobei nur jemand mit scharfem Verstand und hellem Geist hier eine Entschuldigung erkennen konnte, wenn da eine versteckt gewesen war, aber Evelyn machte kehrt und kam wieder auf die Beiden zu, die nun nahe an der Feuerstelle saßen. Fast wie ein himmlisches Zeichen ließ auch der Regen ein klein wenig nach, als Eve sich setzte, und begann, ihre Geschichte zu erzählen.


    Malkus zitterte am ganzen Leib. Wo war er da nur hinein geraten. Evelyn sprach von Mächten jenseits seiner Auffassungsgabe, davon, dass das Erscheinen von Ganon geplant war, dass es jemanden in Hyrule gab, der dem Herrscher der Finsternis bei seiner Rückkehr half, die Kräfte Hyrules sabotierte und so dafür sorgte, dass die Welt, die sie kannten, an den Rand der Zerstörung gelangte. Er biss sich auf die Lippen und merkte garnicht, wie er die Hände verkrampft zu Fäusten ballte, als Eve fortfuhr und erklärte, was in diesen Schriftrollen stand und warum sie so wichtig waren. Wie leichtsinnig es doch gewesen war, diese Schriftrollen einer einzigen Person anzuvertrauen, oder es war eine Verzweiflungstat. Malkus machte sich nichts aus dem Krieg, er hatte ihn bisher so gut es ging vermieden und war immer geflüchtet, sobald Ganons Schergen im Anmarsch waren. Es wäre ihm auch niemals in den Sinn gekommen, der königlichen Garde beizutreten und für die Freiheit seines Landes zu kämpfen. Er war kein Feigling, aber er wusste, wo seine Fähigkeiten lagen und er wusste auch, dass er keinen Kampf länger als bis zum ersten Aufeinandertreffen der Kontrahenten überstehen würde. Noch bevor die ersten Speer splittern und Schilde zerbersten würde sein Körper leblos im Schlamm liegen. Er war kein Held, sein Leben war nicht das eines Recken und wenn ihm jemand erzählt hätte, dass einmal das Schicksal eines ganzen Landes von seinen Tagen abhängen würde, hätte er ihn nur ausgelacht und anschließend seines Hab und Gutes erleichter.


    Der Frauenheld lauschte weiter Evelyns Geschichte, wie sie Sals Bruder kennen lernte, jenen Kerl, der sie noch vor wenigen Stunden mühelos töten hätte können und sie wohl nur am Leben ließ, um Sal selbst zu verhöhnen. Evelyn kannte ihn also und sie selbst war, wie Malkus bereits vermutete hatte, eine Söldnerin im Dienste der Prinzessin selbst. Der Spieler fühlte sich auf einmal richtig schlecht. Er hatte seine Familie verlassen, weil er ein Dummkopf war, ein selbstsüchtiger Tropf, während seinen beiden Kameraden hier ihre Lieben gewaltsam entrissen wurden. Malkus hatte nicht zu schätzen gewusst, dass sein alter Vater und seine arme Mutter sich Sorgen um ihn machten und es ihnen das Herz brach, als er das Dorf verließ. Doch jetzt waren beide tot und ihm wurde speiübel bei dem Gedanken, dass er das achtlos weggeworfen hatte, was Evelyn und Sal brutal genommen wurde, wofür beide wohl ihr Leben geben würden, um es wieder zu bekommen. Er wollte sich übergeben, doch plötzlich spürte er Eves warme Haut auf seiner Schulter. Sie hatte sich näher zu ihm gesetzt und an ihn gelehnt, den Kopf sanft gegen ihn gelegt. Beinahe erschrak er und blickte verwirrt in die Richtung des Dunkelhaarigen, als ob er sich dafür entschuldigen wollte, dass sein Mädchen sich an ihn schmiegte. Obwohl Malkus sich auf dem Ritt mit Evelyn, während sie Sal verfolgten, auf viele verschiedene Weisen ausgemalt hatte, wie er die Vollbusige verführen wollte, war er jetzt auf einmal überwältigt davon, dass sie ihm ihre Nähe anbot. Dankbar nahm er den Trinkbeutel an und setzte ihn an seine Lippen. Normalerweise machte er sich nichts aus gebrannten oder gegorenen Früchten, aber heute war kein Tag wie jeder andere uns so ließ er die scharfe Flüssigkeit, die so schmeckte, wie das Mittel roch, das ihm Sal auf seine Wunde gab, seinen Hals hinuntergleiten. Er hustete und spürte sofort, wie sich sein Magen von innen erwärmte. Es tat gut.


    Als Sal weiter über seine Vergangenheit erzählte, lief es Malkus kalt den Rücken herunter. Nicht nur hatte er seine Familie durch Mordreds Hand verloren, er gab sich selbst die Schuld daran. Was konnte Sal nur angestellt haben, das seinen eigenen Bruder dazu brachte, so etwas Schreckliches zu tun. Er wollte es sich garnicht ausmalen und er war viel zu feige, um Sal danach zu fragen. Schließlich erzählte Sal zögerlich, dass Eve ihn an jemanden erinnerte und Malkus verstand nun, warum jemand wie er jemanden wie sie lieben konnte. Denn es war Liebe, dessen schien sich Malkus sicher. Selbst, wenn sie beide es noch nicht wussten, so konnte Malkus es förmlich spüren, wie sich ihre Blicke trafen, als Sal fortfuhr. Als Eve aufstand und zu Sal hinüberging, sich neben ihn setzte vorsichtig die richtigen Worte zu finden versuchte, war sich Malkus sicher. Eve erinnerte Sal an seinen verstorbene Schatz.


    Malkus Kopf fühlte sich leicht an und ihm war etwas schwindelig geworden, hatte er innerhalb kurzer Zeit alle möglichen Gefühlsstadien durchgemacht. Er hatte erfahren, dass das Schicksal ihres Landes nicht nur von ihnen drei abhing, er hatte über die Schicksale und Verluste seiner neuen Gefährten gehört, Sal hatte sich ihnen beiden, vor allem aber Eve, offenbart und nun saßen sie zu dritt am Feuer, der Regen hatte bereits wieder aufgehört, die Morgenröte war am Horizont zu erkennen und er war immer noch bis auf die Knochen nass. Er wusste nicht, was er als nächstes tun sollte, ob er einfach weglaufen und in sein altes Leben zurückkehren wollte oder ob er warscheinlich durch die Klinge einer von Mordreds Männern bald zu den Göttinnen geschickt werden würde. Eines wusste Malkus aber mit Bestimmtheit. Er musste höllisch pissen und deshalb verabschiedete er sich kurz vom Lagerfeuer um sich seine Blase ordentlich zu entleeren. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er an die Hausmauer gelehnt das letzte Tröpfchen aus sich herauspresste, während Eve und Sal an die Wand der Taverne gelehnt miteinander sprachen und er sich ausmalte, wie er den Beiden am Besten die Rubine aus den Taschen holen würde. Und jetzt stand er wieder da, an die umgeknickte Palme gelehnt, es brannte ihm immer noch dort, wo ihn der Cuccoo erwischt hatte, als er sich erleichterte und er dachte so darüber nach, wie es denn sein würde, wenn man stirbt.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Elec the dead?


    Mit einem leichten Zucken seiner Mundwinkel nahm Sal Eves Entschuldigung für ihre harschen Befehlsworte an und nickte leicht. Er konnte sich vorstellen, dass es nicht leicht für sie war, ihre Gewohnheiten abzulegen. So ging es wohl jedem; Menschen waren schließlich Gewohnheitstiere. "Denkste? Ich glaube ich würde Schuhe mit ordentlich Spucke putzen. Da würdest du es dir anders überlegen", führte er ihren Scherz trocken weiter. Und doch schafften sie es nun gemeinsam zu scherzen. Das war schon beeindruckend, wenn man bedachte, dass sie sich vor wenigen Augenblicken noch fast an die Gurgel gingen und einander beleidigten.


    Morgans Worte waren ihm sehr schwer gefallen. Aber das lag keineswegs nur daran, dass er immer eher still war und lieber Zuhörer; es lag nicht nur an der jahrenlangen Einsamkeit, die er fristete. Er hatte sich selbst geschworen nie mit jemanden über Alice und Scarlett zu sprechen. Und jetzt hatte er sich zwei fast Fremden anvertraut, um ihnen eine wohl gemeinten Rat zu geben, sich besser von ihm fernzuhalten. Und was geschah stattdessen? Sie wendeten sich nicht misstrauisch ab, wie es wohl gesünder wäre. Nein. Eve reichte ihm eine Zigarette und teilte ihren Tabak mit dem Vatermörder, so wie er zuvor teilte. Es herrschte allgemein ein geben und Nehmen; zwischen Worten und Anvertrautem, zwischen Alkohol und Tabak und vor allem der Menschlichkeit, die geteilt wurde. Evelyn teilte vorsichtig ihre Thesen und Gedanken, warum Sal so reagierte, wie er nun reagierte.

    Ihre Antwort erhielt sie in Form von Morgans Erzählungen. Wenn er Details auch ausließ, so teilte er gerade sein Innerstes mit den beiden. Sie überließen ihn dabei das Wort und lauschten respektvoll. Es hätte dabei so vieles schief gehen können, aber das tat es nicht. Nein, zum ersten Mal seit einer sehr, sehr langen zeit fühlte sich Sal nicht alleine. Denn auch unter Menschen und betrunken in den Tavernen war er doch alleine gewesen. Seit er seine Familie verlor und sich selbst aufgab war es stets so, als ob zwischen ihm und anderen Menschen eine Art Mauer bestand. Unsichtbar, aber fest und meterdick. Erst jetzt bröckelte diese Wand zum ersten Mal und hatte Löcher. Löcher, durch welche er Eve und Malkus sah. Sie sahen ihn an, während er mit seinen Worten kämpfte, aber sie verurteilten ihn nicht mit ihren festen Blicken. Aber wie man oftmals so schön sagte: ein Bild sagte mehr als tausend Worte. Nachdem der Räuber geendet hatte und Eve nur seinen Spitznamen hauchte, während Malkus gänzlich schwieg, hätte sich Morgan nicht besser verstanden gefühlt, hätten sie etwas gesagt. Sie waren einfach hier und gingen nicht. Verdient hatte einer wie er das sicher nicht. Er, der für das Leid im eigenen Leben selbst verantwortlich war und sich deshalb nie beschwerte. Und doch teilte er das Leid zum ersten Mal. Dabei war er nicht einmal besoffen und das machte das Ganze noch unerträglicher. Erträglich machte es nur die Tatsache, dass er wohl, wie der Zufall es wollte, an zwei Individuen geraten war, die ihn nicht voller Abscheu verurteilten, selbst wenn er es verdiente. und es tat... gut. Auch wenn er sich selbst gerade für seine Schwäche und Verletzlichkeit hasste.


    Mit leicht geöffneten Mund beobachtete Morgan überrascht, als Eve sich dann doch erhob und sich den Staub abklopfte. Würde er nun doch die Rechnung für seine gewagten Worte bekommen? Hass ernten? Würde sie sich abwenden? Wie egal sollte es ihm doch sein! Warum nur war es aber nicht so...?

    In Erwartung schluckte der Mann mit den müden Augen. Es war ihm nicht egal, was Eve ihn nun zu sagen hätte. Doch sie reagierte nicht so, wie Sal es zuerst befürchtete. Im Gegenteil. Er empfing Mitgefühl und Empathie, wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Diese Dinge waren ihm derart fremd geworden, dass er Evelyn einen Moment schockiert ansah. Aber verstand sie denn nicht? Er wollte sie vor sich und seinem Pech schützen, genau wie Malkus! Ob der Schweigende verstand? Noch immer verwirrt sah er zwischen den beiden her.

    "Du... du musst dich nicht entschuldigen. Es ist passiert. Und du hast nur Recht, wenn du misstrauisch und vorsichtig bist. Ich weiß selbst genau, wie es ist... wie gefährlich es ist, jemanden zu nahe an sich kommen zu lassen." Er blickte ihr tief in die Augen. Sie hatten geliebte und geschätzte Menschen verloren. Da musste man keinen großen Unterschied machen. Doch im gegensatz zu ihm hatte Eve nicht die Fähigkeit verloren, sich anderen erneut zu öffnen und zu vertrauen. Nun legte sie ihre Philosophie also ab und wollte sich mit ihrem wichtigen und gefährlichen Unterfangen ausgerechnet ihnen beidne anvertrauen? Obwohl das Schicksal aller auf dem Spiel stand?

    "Eve... danke, dass du mir Mordred lässt. Es ist das Einzige, was mir noch bleibt. Aber darum ging es mir nicht", er seufzte und atmete den Rauch seiner Zigarette tief ein. Ob der Zigarettenrauch Malkus wohl störte?

    "Ich will euch nicht in Gefahr bringen. Hab' euch wohl genug Ärger gemacht. Mit jemanden wie mir werdet ihr nicht gewinnen können. Ich denk' mal, du brauchst für dein Unterfangen starke und kluge Köpfe. Fähige Menschen. Wenn die Schriftrollen das Leid des Landes beenden können, dann solltest du kein Risiko eingehen. Malkus wird dir sicher ne gute Hilfe sein, aber mit mir... da hat man nur Ärger", gab er zu und zuckte mit den Schultern, "ich hab euch vorgewarnt. Ist es wirklich das, was ihr wollt?", fragte er die beiden und ein melancholisches Lächeln zierte sein müdes Gesicht erneut, als Eve vor ihm salutierte. "Tu' das nicht..." murmelte er nur machtlos.


    Sie ging um das Feuer herum, setzte sich zu dem zynischen Griesgram und gab ihn einen Stubs, während sie ihre Fragen stellte. Mit gerunzelter Stirn blickte er aus der Peripherie nun zu ihr, bevor er ins Feuer blickte und allmählich nickte. Sal zögerte, ob er ihr nun antworten sollte. Sie zwang ihn nicht dazu. Als er ihr also antwortete, wagte Morgan es tatsächlich aus freien Stücken - und weil er das sanfte Pflänzchen der gemeinsamen Zusammenarbeit und des Vertrauens gießen wollte. Vielleicht... vielleicht wollte er ihnen helfen? Auch wenn das ganze Unterfangen noch immer so verloren auf ihn wirkte. Gewiss war Eve eine geübte und erfahrene Kriegerin. Zäh war sie sehr, das wusste er mittlerweile zu gut. Das alleine konnte sie aber nicht davor bewahren zu versagen!

    "Alice...", sprach er schließlich stockend. Er konnte das Zittern in seiner Stimme einfach nicht besiegeln und ihren Namen auszusprechen und damit Eves Vermutung zu bestätigen, schmerzte ihn. "... ja, du erinnerst mich an meine Frau. Zumindest deine Augen", murmelte er und strich sich durch das kräftige und volle Haar, ehe er seinen Kopf nun doch zu Eve wendete. Kurz legte er seine kaputte, linke Hand auf Evelyns Arm.

    "Du wärst für mich da? Ausgerechnet für mich...?", er wirkte aufrichtig verwirrt und schüttelte leicht den Kopf. "Wenn wirklich einmal alles gut ausgehen sollte... wenn Mordred tot ist und ich sollte leben... nein, du solltest diene zeit nicht mit mir verschwenden, Hübsche. Genieß' das Leben mit jemanden, der kein zynischer Mistkerl ist. Ich glaub' Malkus wär' da die bessere Wahl", er sah den Mann mit dem aschblonden Haar mit einem knappen Lächeln an und zwinkerte ihm zu, bevor Sal wieder ernst wurde.


    "... bist du wirklich sicher, du willst mich für dein Unterfangen? Du vertraust mir?" Er schluckte erneut und bemerkte nicht, dass ihm die Asche der Zigarette auf die Hose fiel. Konnte sie ihm nach dem Vertrauensbruch denn noch vertrauen und dann ausgerechnet mit einem so wichtigen Auftrag? Denn wenn ja... dann war das ein wirklich starker Vertrauensbeweis, den Sal nicht erneut brechen wollte! Wenn er ihr Wort hätte, dann würde er tatsächlich alles tun, um seine Treue und Zusammenarbeit unter Beweis zu stellen. Sein Blick wurde fest, während er Eves Antwort erwartete. Noch immer ruhte seine Hand selten sanft auf ihren Arm. Es faszinierte ihn, wie sanft und einfühlsam die zuvor herrische Kriegerin nun war. In jedem noch so dicken Panzer ruhte eben oft doch ein weicher Kern und vielleicht traf das auch auf sie beide zu. Innerlich bereute auch Morgan nun seine vorherigen Worte und Reaktionen. Vielleicht hatten sie sich beide ein wenig in dem Anderen getäuscht...? Oder hatten sie in all dem Ärger nur vergessen, was sie in der ersten gemeinsamen Nacht schon voneinander kennengelernt hatten?

    Indes war Malkus kurz weggegangen und Sal sah ihm hinterher. Er wirkte etwas blass. All das musste für den einfachen, aber herzensguten Kerl wohl viel sein. Am besten nahm er ihn sich anschließend mal zur Seite.

  • Die Kriegerin blies gekonnt eine Haarsträhne von ihrer Nase und musste dabei grinsen, als Sal auf ihren Kommentar hin antwortete, dass er seine Stiefel mit extra viel Spucke behandeln würde. Sie rümpfte sich spielerisch ihre Nase. “Siehst du, du bist eingestellt. Was meinst du, mit was wir unsere Stiefel sonst behandeln, wenn uns die Oktorok Tinte ausgeht?“ Ein breites Grinsen zierte ihre Lippen und kurz war sie in ihrer sorglosen Vergangenheit zurückversetzt. Sie schwelgte in Erinnerungen, alles, das knisternde Feuer, die Gespräche in einer tiefen Nacht, all das kam ihr vor wie ein Déjà-vu, dass sie gerade durchlebte. Sie fühlte sich durch diesen neuen Umstand, neue Kameraden gefunden zu haben, heimelig und dieses Gefühl wollte sie unter allen Umständen beschützen.


    Sie schüttelte abweisend den Kopf. “Einer allein richtet selten etwas aus. Um in einem Team zu funktionieren braucht es Disziplin. Disziplin muss nicht immer etwas mit Strängen zu tun haben oder gar negativ behaftet sein. Es kann auch Spaß machen, wenn jeder seinen Platz in seinen Reihen kennt, läuft das Uhrwerk meist von allein. Ob unser Erfolg mit deinen Taten abhängt, liegt allein an unserer Fähigkeit zusammenzuarbeiten. Keiner zieht jemanden runter. Nur dann, wenn man anfängt sich gegenseitig aufzugeben, wenn man sich selbst aufgibt und nicht mehr für das Kämpft, für das man eigentlich steht. Das ist etwas, was ich sehr früh gelernt habe. Es mag zwar stimmen, dass ein Team nur so gut funktionieren kann wie das schwächste Glied, doch ist meine Meinung, dass man eben seine Kameraden oder eben seine Familie mitzieht so gut es geht um das zu erreichen, wofür man kämpft. Was man sich selbst eingesteht und wofür man eigentlich bereit ist, so einen hohen Preis zu zahlen. Wenn in einer Gruppe ein Gesamtbild, ein Ziel über allem steht und jeder das macht, wofür er lebt, dann steht dem Erfolg nichts im Wege, wenn sich diese Gedanken mit den anderen decken. Aus diesem Grund weiche ich nicht von deiner Seite, Sal, oder du von meiner, oder von Malkus‘. Deswegen habe ich vorher gefragt, ob dein Ziel wirklich das ist, was du dir am meisten und vom Herzen aus wünscht. Nur wer sein Ziel im vollen Fokus vor seinen Augen hat, ist bereit den vollen Preis dafür zu zahlen, koste es was es wolle. Das steigert die Moral, das steigert den Einsatz in dieser Familie. Ich bin bereit mein Leben für dich zu geben so wie du bereit sein solltest, es in gegebener Zeit für uns zu tun. Nur so funktioniert diese Riege. Eine Truppe zu führen oder in einer Truppe zu agieren, ist inniger als so manche Beziehung und Aufrichtiger als jede Erfahrung im Leben. Jede Entscheidung triffst du nicht für dich selbst, sondern triffst sie für das Allgemeinwohl. Und so habe ich mich dazu entschlossen mein Leben als Ganzes für Euch einzusetzen. Es spielt keine Rolle, ob du uns mit deiner Mission Ärger bereitest, ob wir deswegen draufgehen. Es ist allein meine Entscheidung dieses Schicksal anzunehmen und ich bin mir dieser Konsequenz im Vollsten im Klaren. Es ist unsere Entscheidung, unsere Konsequenz die wir daraus ziehen. Und solltest du vom Weg abkommen, hast du mich, der dir wieder in den Arsch tritt um dich zu erinnern, dass wir drei zusammen mehr sind als nur Kameraden oder flüchtige Bekannte.“ Ihre Worte waren so voller Herz, voller Leidenschaft und jedes Wort das sie aussprach, meinte sie genauso, wie sie es sagte. Es war eine Sache, sich einem Fremden anzunähern aber etwas anderes, seine Gefühle und seine Aufrichtigkeit deren zu offenbaren, die wie eine Familie für Eve werden sollte.


    Sie hatte ein Strahlen auf ihrem Gesicht, dass man zuvor bei ihr nur kurz sah, zu diesem Zeitpunkt, als sie ihre Situation erkannte, für sich selbst entschloss, wie ihre Reise enden sollte. Es war dieser Schritt gewesen, sich zu öffnen und den neuen Platz in diesem Spiel anzuerkennen. Sie nickte kurz, gähnte dann lauthals. Sie war erschöpft gewesen und lange würde sie nicht mehr wach bleiben können.


    Sie schmunzelte müde, als Sal ihr erklärte, dass Evelyns Augen ihn an seine Frau erinnerten. Kurz überkam sie eine Art Schuld, obwohl sie nichts dafürkonnte. Seine Hand, die nun ihren Arm berührte, sie wirkte so ungewohnt, es war befremdlich und doch so angenehm und tief verbunden. Was verband die Zwei so sehr, dass Evelyn nicht aufhören konnte von seiner Seite zu weichen? Was faszinierte sie so an ihn? Sie lies es zu, rückte näher an Sal heran und spürte wie ihr Herz in einem neuen, ungewohnten und längst vergessenen Takt schlug. Sie war innerlich aufgeregt. Sie genoss diese Nähe. “Ich habe mich entschieden diese Reise mit Euch anzutreten und ich müsste lügen würde ich sagen, dass ich lieber mit anderen auf diese Mission gehen wollen würde. Sal, du faszinierts mich genauso wie es Malkus tut. Ihr beide wirkt wie Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich würde nie meine Zeit mit jemanden verschwenden, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass er für mich nicht interessant wäre. Und dabei geht es nicht um deine Geschichte, Sal, oder um deine Malkus. Jeder hat eine Geschichte und für jeden ist sie schwerwiegend. Mich interessiert der Mensch der hinter dieser Geschichte steckt. Es seid ihr selbst, die mir diesen Antrieb geben bei euch bleiben zu wollen und diese Tatsache alleine, ist keine Zeitverschwendung für mich und wird es nie sein. Ich bin bereit ein neues Kapitel zu schreiben, auch wenn es damit verbunden ist, mit Verlusten zu rechnen. Doch der Verlust gehört zum Leben dazu, mag er noch so groß sein, das verstehe ich jetzt. Doch ich kann nicht länger in der Vergangenheit leben und meinen Kopf in der Zukunft haben, wenn ich das wertvollste was ich besitze, mein Leben im Hier und Jetzt, dafür aufgebe. Ich habe jetzt die Macht Dinge zu ändern und allein den Kopf in den Sand zu stecken was passieren würde, das ist reine Zeitverschwendung, genauso seinen Kopf in der Vergangenheit zu haben und sich selbst damit aufzugeben. Ich meine, ich will nie den Schmerz vergessen, nie die Dinge und meine Familie vergessen, die mich in meiner Vergangenheit begleitet haben, denn sie sind ein Teil von mir das mich zu dem Menschen macht, was ich jetzt bin, doch es wäre unfair sein Leben wegzuwerfen um nur für diesen einen Moment zu leben, wenn man genügend Zeit hat sein Kapitel im Jetzt so zu schreiben, wie man es selbst für richtig hält. Der Schmerz macht das aus, um seine Liebsten nicht zu vergessen, doch er sollte kein Anker sein, der einen herunterzieht, das hätten unsere Toten Brüder, Schwestern, Familienmitglieder, Frauen, Kinder, das hätte niemand verdient. Damit macht man deren Tod nur bedeutungslos.“ Noch immer lächelte sie, streifte dann mit ihrer gesunden Hand über den Handrücken des Mannes. Seine Haut, seine Berührung, sie war so fremd und zugleich doch so vertraut.


    Wieder nickte sie knapp. “Ich möchte niemand anderen für dieses Unterfangen, Sullivan.“ Müde schloss sie ihre Augen halb. “Ihr beide, seid mir nicht böse aber ich hau mich aufs Ohr. Ich bin fertig für heute.“ Es fühlte sich nicht an wie eine der vielen durchzechten Nächte, die die Frau gewohnt war. Es war das erste Mal seit Langem wieder eine Müdigkeit, die nicht mit tiefer Dunkelheit und einem Karussell in Verbindung stand. Sie erhob sich langsam und setzte sich angelehnt neben der Feuerstelle an den Baum und schloss ihre Augen, um nachzudenken, sich auszuruhen und sich zu entscheiden, was wohl als nächstes passieren sollte.

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  • Die muscht du gesehn hab'n


    Als Malkus zurück zur Feuerstelle kam, blickten ihn zwei Augenpaare an, die beinahe vergessen hatten, wie es ist, zuversichtlich zu sein. Er setzte sich wieder auf den herbeigebrachten Stamm eines abgestorbenen Baumes, der ihm diese letzte Nacht als Sitzplatz gedient hatte, der Platz, wo er gesessen hatte, strahlte eine angenehme Wärme aus, die sich gut anfühlte, während seine Kleidung noch nass und schwer am Körper hing. Das Feuer trocknete diese zwar langsam, aber es würde bestimmt noch einen Tag dauern, bis auch der letzte Tropfen aus den Fasern seines Gewands verschwunden war.


    Er lauschte gespannt Eves Worten. In ihnen schwang echte Hoffnung und sie unterstrichen jenen zuversichtlichen Blick, den sie ihm zugeworfen hatte. Sie waren jetzt tatsächlich Kameraden. Nicht jene, die eine Nacht gemeinsam durchzechen und sich dann, wenn der Alkohol versiegt und jeder ein Plätzchen gefunden hat, in dem er zu übernachten vermochte, sondern jener Schlag von Kameraden, mit denen man gemeinsam in die Schlacht ziehen würde. Malkus war noch in keine Schlacht gezogen, aber würde jetzt und heute ein Kampf bevorstehen, so würde er sich nicht davor fürchten, denn diese beiden Krieger, die ihm gegenüber saßen, würden ihren neuen Gefährten zu verteidigen wissen. Das neu geschmiedete Band der Freundschaft war noch nicht einmal richtig abgekühlt, aber es war fest genug, um dieser Aufgabe gewachsen zu sein.


    Malkus bemerkte, dass Sal ihn nicht aus den Augen ließ, als Eve sich müde auf den Boden niederließ. Es schien, als wollte ihm der Krieger noch etwas sagen. Worte, die nur für Männerohren bestimmt waren. Warscheinlich würde er ihm sagen, wie es um ihn und Eve stand und er würde ihm klarmachen, dass er, Sal, und die schöne Frau... ein noch engeres Band knüpfen wollten. Immerhin waren Eves Worte und Sals Blicke eindeutig. Die Beiden waren für einander geschaffen und wenn diese Aufgabe erledigt war, bei den Göttinnen, wenn es ihnen wahrhaftig gelang, das Land aus den Fängen des Bösen zu befreien, dann würden sich die Beiden irgendwo niederlassen und eine neue Familie gründen. Dessen war sich Malkus sicher. Er hatte schon oft genug Liebende in ihrer Hochzeitsnacht bestohlen, um solche kurze Gesten, sich treffende Blicke und süße Worte zu erkennen, wenn er sie vernahm. Vielleicht mochte es der Alkohol sein, der Malkus Gespür, so etwas zu erkennen, vernebelte, aber er war sich sicher, dass Eve und Sal eine gemeinsame Zukunft bestimmt war. Er zwinkerte Sal zu, während er in sich hineinflüsterte:"Keine Sorge, du hast von mir nichts zu befürchten." Er lächelte.


    Der Frauenheld sah noch einige Zeit wortlos der Schönen zu, wie sich ihre Brust hob und senkte. Er hörte Vogelgezwitscher in der Ferne, die Sonne war beinahe über die Berge gekrochen und tauchte das Land in ein sanftes Orange. Der Bach plätscherte zufrieden, fast so, als würde auch er sich darauf freuen, dass diese drei ungleichen Kameraden im Begriff waren, Heldenhaftes zu vollbringen, wenn ihnen gelang, was sie sich vorgenommen hatten. Malkus hob die Trinkflasche und zog kräftig daran. Er hatte schon lange nichts mehr getrunken, aber wenn es einen Zeitpunkt für Schnaps gab, dann war es hier und jetzt. Es gab Gedanken, die er sich aus dem Kopf schwemmen wollte und es gab Sorgen, die ihn zumindest jetzt gerade nicht bedrücken sollten. Hier war nur Platz für Hoffnung und Zuversicht, alles andere wurde im Gebrannten ertränkt. Er bemerkte garnicht, wie er immer besoffener wurde und schließlich nur mehr lächelnd dasaß, während sich alles zu drehen begann. Er zwinkerte Sal abermals zu, dessen Gesicht zu einer verschwommenen, lustigen Fratze verkam und hielt ihm den leeren Trinkbehälter hin.


    Unsicher, ob Sal seine Geste verstehen hatte können, was auch immer Malkus ihm mit der Geste sagen hatte wollen, kippte er zur Seite und schlief sturzbetrunken ein. Er hatte mehr Alkohol getrunken, als sein armer Körper seit langem zu spüren bekommen hat und der starke Schnaps war ihm sofort zu Kopf gestiegen. Schnarchend flüsterte er noch in sich hinein:"Die Hübsche? ... Hick... Ja, die hab ich gesehn... hick... sehr hübsch... und ihr Busen erst... die muscht du dir angucken... die wirst du mögen", als er sich zusammenrollte, die Beine anzog und von schönen Frauen aus fernen Ländern träumte.

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    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • cold comes the night


    Und so geschah es, dass Sal sich nun alleine am Lagerfeuer fand. Eve hatte ihnen versichert, dass sie sich, aller Gefahren und Bedenken zu trotz, für Sal und Malkus als Begleiter entschieden hatte. Dafür fand sie große Worte und Erklärungen und wenn Morgan wieder darüber nachdachte, musste er schmunzeln. Sie sagte zwar von sich selbst, sie wäre eher still, aber... nein. Sie war eine Frau großer Worte. Fast einer Gelehrten gleich sprach sie. Etwas, das Sal normalerweise nicht sonderlich mochte. Doch in diesem Fall sprach aus Evelyn die Leidenschaft für ihren Auftrag, ihr unzerbrechlicher Wille für die richtige Sache. Gewissermaßen beneidete er die willensstarke Frau dafür, dass sie weder ihren Ehrgeiz verlor, noch ihre Stärke. Diese Welt hatte sie verletzt und man hatte ihr geliebte Menschen genommen. Ihre Eltern... ihre Untergebenen. Das alles zog an der Kriegerin, dich sich stark gab, aber innerlich doch einen verletzlichen Kern hatte, den sie zu verstecken versuchte. Und doch stand sie fest auf ihren Beinen und verlor ihr Ziel nicht aus den Augen. Dafür war sie bereit einem kampfunerprobten Kerl und ihm, einen Räuber und Vatermörder zu vertrauen.

    Und der unerprobte Malkus... tja. Der Typ war ne Marke für sich, so viel stand fest. Sah er in Sal einen Konkurrenten? Warum glaubte er, dass er etwas von Eve wollte? Nun gut, sie schliefen miteinander. Und so bedeutungslos war es nicht einmal gewesen. Zumindest hätte Wuschelbart nicht sagen können, dass er nichts empfand. Dennoch war sie so gut wie eine fremde, auch wenn sie die beiden wie Freunde einbezog und mit ihnen fortan kämpfen würde. Ja, eigentlich... nun, er wusste Eves ganze erzählte Lebensgeschichte. Aber er kannte sie kaum. Und Malkus? Die beiden teilten Schnaps und Eves Ziel, aber sonst...? Hatte er vor mit Eve zu schlafen? Der Typ war wohl ziemlich notgeil oder ein Frauenheld. Aber gut, es lag ja an der toughen Frau selbst, ob sie ihn ranließe oder nicht. Wichtig war Sal eher, dem kerl zumidnest zu lehren, wie man ein Schwert in den Händen hielt. Das hatte er ihm vor dem Schlafengehen auch noch gesagt. Dennoch ließen Malkus' Worte ihn nicht los. Warum sollte er Eifersucht verspüren bei einer Frau, die nicht ihm gehörte? Sie waren kein Paar und nicht verheiratet. Aber zugegeben: wenn sie wollte, würde Sal sicher nicht nein sagen. An was dachte er da überhaupt? Ausgerechnet sie drei sollten also für das Wohle aller kämpfen?

    Tja. Sind wir wohl alle dem Untergang geweiht, dachte er mit schwarzem Humor. Sowohl Eve, als auch Malkus hatten sich schlafen gelegt. Den Letzten bissen wohl die Hunde und so gähnte der schlafkranke Morgan am Feuer und zuckte mit den Schultern. Was solls. Als ob er überhaupt schlafen könnte nach so einem Tag...



    Selbst wenn er es versucht hätte und seine Augen geschlossen, so hätte ihn vieles wach gehalten. Wie ein Fels in der Brandung verharrte Morgan, auf dessen Gesicht die Schatten der Flammen ihren Reigen tanzten. Das brennende Holz knackte, während er das leichte Schnarchen von Malkus und Eves Atmung in der Nacht vernahm. Der ergab fast ein eigensinniges Konzert, während Sal sich alleine seinen Gedanken hingab. Bilder; Erinnerungen durchfluteten seine Gedanken. Der Kampf mit Mordred; Eve... Malkus. Die Verletzungen, der Streit, Eves Auftrag. ja, es waren viele Informationen und Geschehnisse, die vor allem noch mehr Fragen aufwarfen als Antworten gaben. Was war ihr nächstes Ziel? Wohin würden sie reisen?

    Ich werde auf euch Achtgeben, kam es Morgan dann. Er blickte zuerst zu der schlafenden Kämpferin, dann zum Charmeur. Sie vertrauten ihn. Eve mit großen Worten und Malkus... nun, er bog sich all dem wie ein braves Hündchen. Irgendwie. Warum auch immer. Vielleicht wollte er tatsächlich einfach Evelyn näher kommen? Der Typ war eigen, aber das war wohl auch sien Charme und Morgan musste unweigerlich lächeln,ehe er nieste. Na toll... bekam e nun doch eine Erkältung?


    Seine Gedanken kreisten sich bis zum Morgengrauen unaufhörlich. Er dachte an Mordred. An unbeschwerte Kindertage, bis zum Bruch, als er den Vater tötete und Mordred Jahre später daraufhin Alice und Scarlett. An Eve, mit der er eine schöne Nacht verbrachte, über alles offen redete; die ihn schlug und doch auch sanft gestupst hatte. An Malkus, der ihm in all dem Chaos wie ein verirrtes Hündchen vorkam, dem er unbedingt zeigen musste, wie man sich verteidigte. An Alice, Scarlett... an sich und seine Einsamkeit. Der nächste Tag würde gewiss anders als ursprünglich erwartet. Dennoch ließ Morgan ihn kommen. Hatte er denn eine Wahl?

    Stunden verharrte er still und starrte nachdenklich ins Feuer. Er hielt eisern Wache und beschützte Eve und Malkus so vor eventuellen Gefahren. Bis der Morgen graute und er zu einer aufsteigenden Sonne blickte. Müde hustete Morgan, der sich tatsächlich erkältet hatte und träge aufstand. Sein Körper war schwer geworden und die Nase lief, aber er ignorierte es so gut wie möglich. Stattdessen dachte er an seine Gruppe. Die Gruppe, die ihn trotz seiner Schwächen und seiner Fehler annahm. Die mit ihm siegen oder untergehen wollte. Dieses Mal aber wollte er alles dran setzen nicht zu versagen! Nicht für die Menschheit. Nicht für sich selbst. Nur für die beiden, die trotz seiner Taten und Worte noch immer bei ihm waren. Auch, wenn sie beileibe nicht die ganze Wahrheit kannten. Ob er diese noch erzählen würde? ob dafür das Vertrauen eines Tages ausreichen würde?


    Sal war grimmig; eigenbrötlerisch und jähzornig. Aber er war auch loyal und rational. Das zeigte sich nun daran, dass er, bevor die beiden wach waren, sich um ein Frühstück kümmerte, damit sie alle gestärkt den nächsten Schritt planen konnte. und das, obwohl er ebenfalls verletzt und zudem erkältet war. Er hatte im Fluss nach Fischen gejagt und mittels seiner Dolche gefangen, die er nun am Feuer briet. Zudem hatte er an nahen Sträuchern und Bäumen Beeren gesammelt, die es als nahrhafte Vitaminbeilage gab. Große Blätter hielten als Schalen her, die er herrichtete. Frisches Wasser aus dem Fluss sammelte er ebenfalls und sie Pferd, Blackwood, hatte er auch gefüttert.

    Eve, die als Kriegerin einen zeitigen Aufstehplan in dne Knochen hatte, erwachte zuerst und Morgan, der mit triefender Nase am Feuer saß, begrüßte sie mit einem trockenen Lächeln. "Morgen, Dornröschen. Hab hier Frühstück für dich. Müssen ja gestärkt in die reise starten", meinte er mit näselnden Ton dank der Erkältung, "lass mich mal deine Wunde sehen und neu verarzten, bevor unser Charmeur aufwacht".

  • Es war erstaunlich wie sich der Schlaf verzog, wenn man reine Gedanken hatte, wenn die Seele ausgeglichen war. Wie störende Gedanken geklärt und ein Zusammenhalt in einer Gruppe jemanden nur bestärkte. Sie war diese kurze Zeit traumlos gewesen und das kam ihr besonders zugute, da sie viel Energie tanken konnte, die sie noch einige Zeit zuvor so verausgabt hatte.


    Der sanfte Wind wischte ihr einige Haarsträhnen durch ihr Gesicht und die strahlende Sonne am Horizont vermittelte gar nicht den Eindruck, dass vor wenigen Zeiten noch so ein Unwetter herrschte. Ihre Klamotten waren noch immer nicht ganz trocken und klebten ihr stellenweise zusammen mit dem Verband an ihrer Haut, was die gute Frau allerdings nicht störte. Schon recht früh öffnete sie ihre Augen, denn ihre innere Soldatenuhr tickte. Es war eine Gewohnheit, die sich nicht abstellen ließ. Immer die Flamme zum Nachschüren bereit und stets unter Spannung sein, nur seine Lider auszuruhen um dem Körper die nötige Kraft zu geben um kampfbereit für die Schlacht zu sein, das war bisher ihr Leben gewesen und das konnte man nicht so einfach abstellen. So brauchte sie generell nicht viel Schlaf.


    Sie gähnte, richtete sich sanft auf und rieb sich die Augen. Sie sah verträumt von einer Seite zur anderen, stand mit wackligen Schritten auf und wankte zu Sal, der noch immer am Feuer saß. Sie konnte nicht einschätzen ob er schlafen gewesen war, oder ob er wirklich die ganze Zeit die Gruppe beschützte. Sie lächelte jedenfalls sanft und legte ihren gesunden Arm auf seine Schulter. “Guten Morgen Schnarchnase.“ witzelte sie. Als er antwortete, hörte man, dass seine Worte gedämpft durch seine Nase hauchten und ihr war klar, eine hereinbrechende Erkältung würde in heimsuchen. Sie verzog den Mund. “Bist du extra den ganzen Abend wach geblieben? Hmm“ Sie überlegte. Es war nicht nur, dass Sal sich um die zwei gekümmert hatte, dass er Frühstück organisierte und sie versorgte, auf sie aufpasste, es war weitaus mehr als der Wuschelbärtige zugeben wollte. Sie grinste breit. “Weißt du, für das, dass du dich vor weniger Zeit noch so als Bürde dargestellt hast, hast du schon mehr gemacht als jemals ein Mensch es tun würde.“ Sie lockerte den Verband auf ihrer Schulter, damit sie endlich ein bisschen Freiheit mit ihrem Arm hatte. Sie deutete auf das Essen, auf das Feuer, auf ihre Wunde. “Du hast uns in der Nacht beschützt, uns versorgt und sogar für Frühstück gesorgt. Ich denke, jetzt bin ich an der Reihe.“ Sie ging zu ihren Sachen und kramte eine alte, vertrocknete Pflanze hervor. Es war Prinzessinen Enzian gewesen. Mit dieser Pflanze in der Hand, trabte die junge Frau wieder zurück ans Feuer, nahm einen kleinen Topf vom Feuer und kippte Wasser hinein, zog die Blüten der Pflanze heraus und warf sie hinein. Nach wenigen Minuten erhitzte sie das Wasser und man sah, wie sich die Flüssigkeit zuerst grün, dann tiefblau färbte. Sie schüttete das Gebräu in einer Flasche um und reichte es dem jungen Mann neben ihr. Sie grinste schelmisch. “Prinzessinen Enzian hat eine unglaubliche Heilwirkung was Erkältungen angeht. Es schmeckt zwar wie ein Pferdearsch, aber es hilft, also, runter damit.“ Schon fast aufdringlich drückte sie es Sal an die Brust. “Dreimal täglich einen Schluck, gurgeln und schlucken. Dann ziehst du dir die Keime aus dem Körper wie ein Schwamm das Wasser in einer Schüssel.“ Sie nickte und aß Sals Frühstück, welches er zusammengerichtet hatte. Dabei gefiel ihr die Idee mit den Blättern sehr. Der Mann verstand es in der Wildnis zu überleben und das sorgte für ein Gefühl von Wohlhaben, eine Bestätigung, den Richtigen an seiner Seite zu haben. Sie sprach nicht viel. Sie hatte nicht viel zu sagen, so waren schon zu viel Worte zuvor in vergangener Nacht gesprochen, deswegen genoss sie die Situation so wie sie war. Die Zeit verging wie im Fluge. Trotz der Stille und nur dem Vogelgezwitscher in den Ohren, war es keine unangenehme Stille gewesen. Im Gegenteil. Noch nie hatte sich die Frau so frei gefühlt wie es jetzt gerade der Fall war.


    Schon bald würde auch der Frauenheld erwachen und sich zu den Zweien gesellen, dann war es Zeit das genauere Vorgehen zu besprechen. Sie hatte schon einen groben Plan welchen Ort sie als nächstes ansteuern konnten, bevor sie ihr eigentliches Ziel verfolgen würden.

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  • Badespaß


    Malkus erwachte unsanft aus seinem traumlosen Schlaf. Er spürte immer noch das Stechen in seinem Arm, das jetzt mehr zu einem Pochen geworden war, als würde jemand ständig an seinen Muskeln klopfen, diese dehnen und zerren, verknoten und wieder klopfen. Er drehte sich auf die linke Seite und zugleich bohrte sich ein kleines Steinchen in seine Schulter, was dafür sorgte, dass er innerhalb von wenigen Sekunden hellwach war. Der Rauch, der vom Lagerfeuer her zu ihm drang, roch etwas nach gebratenem Fisch und ein ganz eigener Gerucht mischte sich darunter, fast so, als würde man einen Pferdearsch anzünden und dann auf dem brennenden Pferd reiten. Er richtete sich langsam auf, während die Schmerzen wieder deutlich in all seine Gliedmaßen, vor allem aber in seinen verletzten Arm, zurückkehrten. Er fröstelte ein wenig. Der Alkohol hatte ihn zwar letzte Nacht gewärmt, aber seine Kleidung war noch immer nicht ganz trocken und selbst, wenn der Himmel jetzt wolkenlos war und die Sonne sich gerade daran machte, die Gegend mit ihren Strahlen zu wärmen, so war es doch noch etwas frisch hier am Fluss.


    "Guten Morgen" flüsterte er mit krächzender Stimme. Er ließ sich auf die Seite Fallen, stützte sich ab und stand schließlich auf. Seine Blase meldete sich ebenfalls zu Wort und so wankte Malkus zur nahegelegenen, umgeknickten Palme, die ihm bereits einmal zur Erleichterung gedient hatte. Nachdem er seine Blase geleert hatte, schlurfte Malkus zum Fluss, um sich ausgiebig zu waschen. Das kalte Wasser fühlte sich wie Balsam in seinem durch Schweiß und Regenwasser verkrustetem Gesicht an. Er fühlte sich wie ein neuer Mensch. Malkus zog sich aus, faltete seine Kleidung zusammen und sprang ins Wasser. Es war klar und kühl, aber nicht kalt. Er wusch sich und trank ein paar Schluck davon. Seine beiden Gefährten beobachteten den Splitternackten, wie er hin und her watete, dort, wo die Strömung etwas weniger stark war und beinahe schon wie ein kleines Kind im Wasser spielte. Nach wenigen Minuten kam er aus dem Wasser hervor, trocknete sich mit einem Tuch ab, und nahm sich seine Kleidung. Während er so nackt dastand, spürte er, wie die Blicke der beiden Anderen auf ihm ruhten. "Das war bitter nötig" zwitscherte er in deutlich fröhlicherem, frischeren Ton. Er streifte sich eine Stoffhose über, die wohl als untersets Bekleidungsstück diente und setzte sich ansonsten völlig nackt ans Lagerfeuer zu Eve und Morgan, seine Kleidung hängte er auf einem Ast auf, den er behelfsmäßig zwischen einem Stein und dem Baumstumpf, auf dem sie saßen, einklemmte, damit diese trocknen konnte. "Nasse Kleidung sorgt dafür, dass man sich den Tot holt, hat meine Mutter immer gesagt" . Das war natürlich gelogen. Seine Mutter hatte nie etwas in dieser Richtung gesagt und es schmerzte Malkus fast ein bisschen, seine Mutter in diese Lüge hineinzuziehen. Wer es gesagt hatte, wusste er nicht mehr. Er hatte es wohl irgendwo auf seinen vielen Reisen aufgeschnappt und es hatte sich als wahr herausgestellt. Mit nasser oder feuchter Kleidung zu reisen sorgte dafür, dass die Haut rissig wurde und er sich eine Lungenentzünding holte, die ihm fast das Leben gekostet hätte.


    Er sah erst Eve, dann Morgan an und brauchte garnicht mehr zu sagen, ihre Augen antworteten ihm bereits. "Dann lasst uns diese Hundesöhne aufspüren und die Dokumente wiederbekommen" sagte er mit einem Ton, der mehr zu einem Krieger wie Morgan passte, als zu ihm.

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    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • After all... today is a new day


    Eves Begrüßung ließ Morgan etwas schmunzeln, erkannte er doch die Ironie dahinter. Auf ihre Frage hin, zuckte er schlicht mit den Schultern. "Jemand muss Wache halten. Außerdem schlaf' ich sowieso immer schlecht", erkläre er der Kriegerin, ehe er erneut nieste. "Kleinigkeit, wirklich. Was essen müssen wir sowieso und wenn ich schon wach bin", gab er bescheiden von sich und übte eine wegwerfende Handbewegung. Trotz allem hatte Sal nicht vergessen, was Teamarbeit bedeutete. Und diese Menschen, die ihn noch nicht von sich schoben, zählten nun wohl auf ihn. Es war wohl das Mindeste, wenn er sie unterstütze.


    Jedoch hatte Evelyn gerade anderes im Sinn, die, nachdem sie ihren Verband lockerte, zu ihren Sachen ging. Verwundert zog der Räuber leicht eine Augenbraue an und rieb sich mit dem Handrücken über die laufende Nase. Als sie zurückkam und sich ans Feuer setzte, beobachtete er Eves Tun und ihre Worte gaben ihm zu verstehen, dass sie seine Erkältung wohl bemerkt haben musste.

    "Prinzessinnenenzian? Der ist doch scheiße selten. Behalt's lieber", gab der Griesgram brummend von sich und schüttelte sacht den Kopf. Er wusste um die Wirkung und des Geschmacks des Gebräus. Nicht nur war Sal ein Giftmischer, gleichermaßen kannte er sich auch ein wenig mit Medizin aus und der Wirkung verschiedenen Pflanzen aus ganz Hyrule. Aber natürlich... die Kriegerin ließ gar nicht erst mit sich reden und drückte das frische Gebräu den Räuber schon gegen die Brust. Sie kümmerte sich also wirklich um ihn und war gleichermaßen um sein Wohl besorgt. Das zeigte Sal diese Geste deutlich. Prinzessinenenzian war nur schwer zu finden...

    "Na schön. Aber dann gib' Ruhe", brummte der Bärtige in seinen Bart und gab sich ganz unberührt von der Geste, die sein schwarzes Herzchen berührte. Der Versuch die Miene beim Trinken nicht zu verziehen misslang gewaltig. Sal zog seine braunen, müden Augen fest zusammen und man konnte seinen Adamsapfel beobachten, wie dieser langsam schluckte. "Verdammt ja. Pferdearsch trifft's echt. Hätt' ich noch n' Schnaps, könnt' ich was nachspülen", nur hatte er leider keinen mehr über. Seine Miene beruhigte sich schnell wieder und wich dem typischen, griesgrämigen Ausdruck.

    "Danke", murrte der Räuber zahm und fast so brav wie ein Kätzchen, ehe er mit seinem Zeigefinger nun auf Eve zeigte. "Jetzt schieb' deinen Hintern zu mir. Ich muss dir den Verband wechseln" wies er sie an und erwartete keine Widerrede. So halfen sich die beiden, die sich allmählich besser kennenlernten, gegenseitig. Auch ließ sich Sal von Eve mit seiner Pfeilwunde im Rücken helfen.


    Sie teilten eine angenehme Stille zwischen ihnen, die auch Sal gewiss nicht störte. In der Stille fand man oftmals mehr Bedeutung als in gesprochenen Worte und wieder war es wie in der Nacht, in der sie sich kennenlernten: sie brauchten nicht viele Worte. Ihre Hände sprachen die Taten, als sie einander sorgfältig verarzteten und frühstückten. Eine Weile später erwachte auch Malkus und so waren sie wieder zu dritt im Bunde.

    Und der Typ kümmerte sich erst einmal um seine Morgentoilette und wusch sich dann in aller Ruhe. Es störte ihn dabei nicht, sich vor niesen neuen Kameraden nackt zu zeigen und Sal war es ebenfalls ganz gleich. Wenn überhaupt wagte er einen vergleichenden Blick auf Malkus' männlichen Stolz und fühlte sich dadurch selbst bestätigt.

    "Is' das Wasser so kalt Kumpel oder ist das schon alles?", piesackte er den Frauenheld dabei und tatsächlich schien es, als ob Sal in seinem neuen Trupp ein wenig auftaute und seinen trockenen Humor teilte.

    Den Tod holt man sich hier draußen sowieso, ergänzte Sal in Gedanken, während sich der Nackte zu ihnen gesellte. Nasse Kleidung hin oder her... Sal war das oftmals gewohnt. Leider hatte sein lieber Bruder ihm ja samt seinem Reisebeutel auch die Wechselklamotten abgenommen. Aber das würde schon trocknen...

    "Eins nach dem anderen, großer Krieger", meinte Sal bedacht auf Malkus' Worte, welcher an die Aufgabe erinnerte, welche sie nun zu dritt teilten, "wir müssen uns da einen anständigen Plan überlegen. Und zusehen, dass wir wieder fit werden und unsere Vorräte aufstocken. Und du,", mit hochgezogener Augenbraue blickte er Malkus an, "dir zeig ich erstmal wie man ein Schwert hält, wenn du dienen hübschen Kopf behalten wirst. Sonst biste schneller tot als wir bis drei zählen können."

  • Malkus machte es richtig und die Kriegerin sah, dass der Mann sein Leben noch nicht für den Krieg geopfert hatte, dass er noch Menschlichkeit, Etiketten besaß, die die Frau längst ablegte. Sauberkeit, eine gepflegte Morgendusche, seine Sorgenfreie, all das waren Dinge, die die Kriegerin schon längst vernachlässigt hatte und von einem dreckigen Loch ins nächste hinkte um auf dem Schlachtfeld zu überleben. Natürlich wusch sich die Frau, aber eben nur dann, wenn sich die Gelegenheit bot. Wenn Wasser in der Nähe war, wenn sich etwas Kühles in einem der Gasthöfe in einer Schale befand. Das war nicht alltäglich und auch nicht selbstverständlich. Sie musste bei dem Gedanken leicht schmunzeln und beobachtete den nackten Mann, wie er aus dem Wasser stieg, so kindlich und doch in einem erwachsenen Körper. Malkus wusch sich nicht nur den Dreck vom Leib, sondern auch all das Erlebte der vergangenen Nacht, das konnte man ihm ansehen. Sein Körper war makellos und doch erzählte er auf eine interessante Art und Weise seine eigene Geschichte, die komplett anders zu erzählen war, als es die Kriegerin gewohnt war. Malkus hatte sich nicht einmal komplett dem Lagerfeuer genähert und schon folgte unmittelbar ein lustiger Kommentar von ihrem Gegenüber, der gerade ihre Wunde neu verband. Auch daraufhin, musste sie keck schmunzeln und schloss dabei die Augen. Sal machte ganze Arbeit. Eve bestand darauf, ihren Arm frei bewegen zu können und so wickelte Wuschelbart eine Bandage nach der anderen um ihre Schulter, über ihren Arm hin bis zu ihren Fingerspitzen. Es sah aus, als würde sie zu einer kompletten Mumie werden. Das strenge Gefühl der Bandage um ihre Haut, der feste Druck, linderte ihre Schmerzen in einer surrealen Art und Weise und das erste Mal konnte sie wieder aufatmen.


    Nachdem Sal ihr den Rücken zukehrte, behandelte auch sie so weit es ging seine Wunde, doch es war wohl nicht so medizinisch perfekt, wie es ihr Kamerad tat. Eve mochte vielleicht einiges können, angefangen vom Reiten und mit ihrem weitumfassenden Verstand analysieren und vorausplanen, doch mit Medizin kannte sich die Frau so gut wie nicht aus. Die Pflanze, die sie vorhin anschleppte, das war das Höchste der Gefühle. Einer Blume die Blüten zu rauben und sie in Wasser zu werfen, das mochte noch drin sein, doch so wirklich eine tiefsitzende Wunde zu versorgen, da biss sie auf Granit. “Ach weißt du. Diese Blume ist zwar selten, aber das Wohl seiner Kameraden ist weitaus wichtiger. Ich habe das Teil als Belohnung von einem Händler erhalten, als ich ihn von einer Handvoll Räuber beschützte. Ich kannte den Zweck, den die Pflanze erfüllt früher aus unserer Einheit und als Proviant dachte ich mir, sollte man so etwas immer in der Not dabei haben.“ Als sie die letzte Schlaufe durch den Verband zog seufzte sie angestrengt auf. Es glich mehr einem Schlachtfeld, als eine sauber umwickelte Bandage. Überall standen die Stofffetzen weg, Fussel lösten sich und hier und dort konnte man noch Haut zwischen dem Verband erkennen, ganz anders als an ihrem Arm, wo Bahnen für Bahnen feinsäuberlich überlappt waren und fast einem Kunstwerk glichen, doch es war zweckmäßig.


    Als Malkus sich zu den beiden hinzugesellte, blickte sie ihn an. “Na? Gut geschwommen?“ Sie lehnte sich leicht nach hinten, beobachtete das Glitzern auf dem Wasser. “Lust hätte ich schon, nach dem ganzen Regen jetzt schwimmen zu gehen, aber ich fühle mich leicht gehandicapt.“ Sie kreiste mit ihrer wehen Schulter. “Mal abgesehen davon, dass ich gestern wegen dieser Schwimmerei fast das Zeitliche gesegnet hätte“ murmelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart. Sie beobachtete, wie der Mann in seine Hosen schlüpfte. So frei von Scham, dieses kleine Detail war es, was ihn interessanter machte. Irgendwie schien der Mann in seiner eigenen Welt zu leben und das war für sie wie ein Theaterstück, welches man mit Genuss verfolgte.


    Sal bremste den Jungspund der in Wirklichkeit ein Stück älter war als die beiden und machte dabei einen ziemlich guten Vorschlag. Es wirkte leicht plump, und doch hätte die Kriegerin nicht anders argumentiert. Sie schüttelte leicht den Kopf. “Ich finde auch, man sollte dir erst den Umgang mit dem Schwert zeigen. Zumindest ein wenig.“ Sie erhob einen Daumen, hielt in vor Malkus und blickte abschätzend mit einem Auge dazwischen hindurch, beobachtete seinen überraschenden Blick. “Wuschelbart kann dir den Umgang mit der Waffe zeigen, ich zeige dir ein paar Kniffe für den Nahkampf. Hierbei unterscheidet sich der Nahkampf kaum von einer Kneipenschlägerei, nur dass man eben auf bestimmte Techniken zurückgreift und mit mehr Sinn und Verstand arbeitet, bis es zu einem gewohnten Automatismus wird. Mit einem klaren und sauberen Verstand den Gegenüber in Augenblicken zu lesen um dementsprechend entgegenzuwirken, bringt dir den Sieg. Ob du nun mit bloßen Fäusten kämpfst oder dein Schwert in solch einer Situation kombinierst, spielt keine Rolle. Das Ausmaß der Verletzung ändert sich, nichts weiter.“ Sie senkte ihren Daumen und lehnte sich ein Stückweit zurück. Verdammt dieser Verband, er war einfach so perfekt. “Beinarbeit, die richtige Haltung, ein scharfer Verstand, mehr brauchst du für den Anfang nicht. Den Rest lernst du von alleine. Es ist wie in einem Handwerk. Die Erfahrung macht es.“ Sie deutete auf ihre Sense. “Und später können wir gerne eine Nummer größer gehen.“ Sie verschränkte kurz ihre Arme, legte ihr Kinn in den Hals, dann stand sie auf. Verdammt, das Gerede machte sie jetzt so richtig heiß. Sie wollte Kämpfen, sie wollte Malkus unterrichten, so wie sie es früher einst tat. Ihr Feuer und diese Leidenschaft brannten so tief in ihr, dass ihre Wangen sich rot färbten. Ihre Augen strahlten diese tiefe Bläue aus, es war faszinierend und somit konnte sie dem Wasser fernab eine starke Konkurrenz bieten.


    “Ich habs mir anders überlegt. Ich glaube Wuschelbart kann warten. Ich hab jetzt richtig Lust darauf gegen dich anzutreten. Und hey, du hast einen Vorteil, ich habe nur einen Arm zur Verfügung.“ Sie schmunzelte frech. Sie reichte Malkus ihre Linke um ihn zum Aufstehen zu bewegen, dann entfernte sie sich ein wenig. Hier und dort erklärte sie ihm in groben Schritten etwas, dann ging es auch schon los. Sie schritt auf den Mann zu, der einfach so seine Fäuste geballt hatte. Eve hingegen, war ruhig und versteckte ihre Rechte hinter ihrem Rücken, legte sie auf ihren Hintern mit dem Handrücken. Mit nur wenigen Handgriffen parierte sie die heranfliegende Faust ihres Gegenübers. Ihr linker Handrücken patschte auf die Faust, drückte sie leicht zur Seite. Sie beugte sich leicht nach vorne und öffnete ihre Linke. Wie bei einem Flamencotanz, drehte sich ihr Arm so, dass ihre linke Hand nun mit der Handfläche auf seinem Arm ruhte, zwischen Handgelenk und Hand. Sie machte einen rutschenden Ausfallschritt, groß genug um seine Füße zu erwischen, klein genug, um ihr Gleichgewicht zu behalten. Ihr Kopf schnellte nach vorne und war nur Zentimeter vor Malkus Gesicht entfernt. Ein gezielter Tritt in die Ferse ihres Kameraden und dieser sackte nach vorne über, sie hatte dennoch seine Hand stets fest im Griff, sodass er wie ein nasser Sack halb auf dem Boden lag und halb seinen Arm zusammen mit seinem Oberkörper gestreckt hielt. Sie grinste. “Alles an deinem Körper ist eine Waffe. Alles um dich herum, ist eine Waffe. In einem Kampf um Leben und Tot gibt es keine Regeln. Liegst du im Dreck, ist der Dreck deine Waffe. Ehre existiert nicht. Denke immer daran, dass dein Feind dir gegenüber das teuerste nehmen will, was du besitzt, dein Leben, und er tut das mit allen Mitteln, also solltest du nicht davor zurückschrecken, Dasselbe zu wollen.“ Sie half dem Mann wieder auf die Beine und positionierte sich hinter ihm, dabei presste sie ihren Oberkörper so stark an seinen Rücken, dass ihre weichen Brüste in nach vorne drängten. Mit ihrer gesunden Hand führte sie Malkus Linke, mit ihrer bandagierten Hand, seine Rechte. Mit ihrem rechten Fuß korrigierte sie seinen Stand. Sie flüsterte mit leiser Stimme in sein Ohr. “Du hast gesehen wie schnell es gehen kann. Achte auf deine Beine und auf deinen Stand. Die Füße sind das Wichtigste in diesem laufenden Uhrwerk. Wenn du das Gleichgewicht verlierst, verlierst du auch den Kampf.“ Sie war sanft, sie war zart. Es war, als würde sie eine Marionette führen. Sie verstand es harte Praxis mit sanfter Theorie zu verbinden. “Wenn du erst einmal diesen Tanz gewohnt bist, wird dir das, was Sal dir zeigen wird, weitaus leichter fallen.“ Ihr Körper verschmolz zusammen mit dem ihres Schülers. Es war faszinierend, wie einfach ihr es von der Hand ging.


    Nach einem kurzen Moment löste sie sich wieder von ihm, stellte sich vor ihm auf. Sie klatschte mit ihrer Linken auf ihren Oberschenkel. “Runde Zwei! Los los. Bring mich zu Fall!“ Malkus war ein schneller Schüler gewesen. Er setzte die Tipps und die Bewegungen schnell um und war präziser als zuvor, doch reichte es nicht aus, die Frau zu treffen. Sie wich seinen Bewegungen Schrittweise aus und ergriff eine Lücke, brachte ihn wieder zu Fall, doch dieses Mal kippte der Gauner nach vorne über und landete mit seinem Gesicht direkt zwischen die Oberweite der Kriegerin. Sie verzog leicht ihr Gesicht und donnerte ihm auf den Hinterkopf und preschte mit einem schnellen Schritt zurück. Sie räusperte sich. “Wenn du nicht den ersten Zug machst, nimm eine Defensive ein. Ein Tanz besteht immer aus einer Aktion und einer Reaktion. Wenn dir dein Feind keine Gelegenheit bietet, dann warte ab, verteidige dich und warte auf eine Lücke, mach dir eine Strategie, lies deinen Gegenüber bis aufs kleinste Detail.“ Ihre Stimme war etwas härter als zuvor, mehr mit Scham durchzogen. Sie versuchte diese Situation zu überspielen. Ihre Wangen wurden wieder rot, doch dieses Mal war es nicht wegen dem was sie erzählte, nein, sie rückte ihren Stoff um ihre Brüste und zog in nach oben, da ihre Oberweite durch Malkus‘ Gesicht teils entblößt waren.


    Die Kriegerin zeigte dem Mann noch einige Sachen, leitete ihn durch ihre Worte und führte ihn auch weiterhin mit ihrem Körper. Dann war es Zeit gewesen den Part zu drehen und Eve setzte sich auf den Baumstamm am Lagerfeuer um nun zu beobachten, wie Sal ihm den Umgang mit dem Schwert lehrte. Sie verschränkte dabei ihr Bein über das andere und war gespannt, was in Sal wirklich steckte, was er die ganze Zeit versuchte zu verstecken. Sie wusste. Ein Mann, der mit einem Schwert großgeworden war, würde beim Ziehen dieser Waffe in die Vergangenheit versetzt werden und sich so fühlen wie ein kleines Kind, dass das erste Mal ein glänzendes Schwert sah. Sie war gespannt. Wie gut war Sal und wer war er wirklich?

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  • Kampfmaschine


    "Wo schaust du mir denn hin..." neckte er den Krieger, der es sich nicht verkneifen konnte, einen Männerwitz über seine Blöße zu machen. "auch ein kleiner Dolch kann tödlich sein." Ergänzte er frech. Er wusste zwar nicht, wie man mit einem Dolch umzugehen hatte, mit seiner Männlichkeit hingegen hatte er schon das ein oder andere Mädchen ins lustvolle Jenseits befördert. Er kam näher ans Feuer und setzte sich, voller Tatendrang. Sal hatte wohl recht, jetzt etwas zu überstürzen, konnte ihrer Unternehmung ein rasches Ende setzen, aber er wollte nicht einfach nur dasitzen und ins Feuer starren. Er war noch nie jemand gewesen, der gerne auf etwas wartet. Das Leben forderte Malkus ständig auf, geduldiger zu sein, aber sein Tatendrang hatte ihn schon mehr als nur einmal in brenzlige Situationen gebracht. Am Schlimmsten war es für ihn, wenn es überhaupt nichts zu tun galt. Nächte, wie jene in der Taverne, als er auf das Erscheinen des Päärchens wartete, waren für Malkus schlimmer, als von gefiederten Kanonenkugeln getroffen zu werden. Während er daran dachte, machte sich wieder leichter Schmerz dort breit, wo ihn die Cuccos erwischt hatten.


    Eves Vorschlag, seine Kampffähigkeiten zu verbessern, klangen gut. Er hatte noch nie gewollt oder bewusst an einer Kneipenschlägerei teilgenommen, wenngleich viele wegen seiner Ungeschicke begonnen hatten. Malkus war stets derjenige, der dann vom Ort des Geschehens entschwand, während andere sich die Seele aus dem Leib prügelten. Bis jene Rabauken bemerkten, wer denn ihren Zwist ausgelöst hatte, war Malkus längst über alle Berge.


    Er ließ sich von Evelyn führen, ging auf ihre Bewegungen ein, hörte aufmerksam zu und versuchte, ihre Ratschläge in die Wirklichkeit umzusetzen, aber sie war, trotz ihrer schweren Verletzung, grazil wie eine Katze. Sie spielte mit ihm, wie mit einem Wollknäuel. Er hatte keine Chance, sie zu treffen, so sehr er sich auch bemühte und mit einer kleinen Bewegung hatte sie ihn wieder aus dem Gleichgewicht gebracht, so dass er stolpernd auf sie fiel. Sein Kinn bohrte sich dabei in ihre weiche Brust und Malkus spürte, wie Eve ruckartig und erschrocken ausatmete. Er grinste sie an und richtete sich wieder auf. "Du kämpfst vielleicht nur mit einem Arm, aber du bist schwer bewaffnet." bemerkte Malkus, während er der Kriegerin aufhalf. Den Klapps auf dem Hinterkopf spürte er noch und er nahm in Kauf, einen weiteren Schlag abzubekommen für seine Bemerkung. "Setzt du die auch im Kampf ein, wenn es sein muss oder nur wenn du gegen jemanden wie ihn kämpfst" scherzte der Spieler frech, während er halbnackt vor Evelyn stand. Das Grinsen zierte sein komplettes Gesicht und er nutzte den Augenblick der Ablenkung um auf Evelyn zuzustürmen, noch bevor sie über das, was er gerade sagte, nachdenken konnte, stellte er seinen Fuß hinter ihre Ferse, stemmte seinen Körper gegen den Ihrigen und ließ sie sanft über sein Bein nach hinten fallen. Noch bevor sie auf den Boden aufschlug, hielt er sie an ihrem gesunden Arm und ihrer Hüfte fest. Malkus war nicht der schnellste, aber er war ein Meister darin, seinen Gegner abzulenken und in diesem Moment zuzuschlagen. Egal ob mit Kartentricks oder wie jetzt, das hatte er im Blut. Seine linke Hand hielt Evelyns Hüfte fest umschlungen, während er sie wieder zu sich hoch zog. "Ich hatte wohl nur Glück" antwortete er auf den Überraschten Ausdruck in ihrem Gesicht. Er hielt sie noch kurz fest, zog sie zu sich heran und schaute ihr tief in die Augen. Für den Bruchteil eines Moments sah er etwas in ihren Augen, das ihm wohlbekannt war. Noch bevor er diesen Blick weiter erforschen konnte, spürte er einen Ruck, ihr gesunder Arm wand sich aus seiner Berührung, sie drehte sich zur Seite, nahm seine andere Hand, drehte sie, so, als würde sie ihn zum Tanz auffordern, die Drehung ging aber weiter, als seine Hand sich bewegen konnte und von Schmerzen durchzuckt bewegte er sich mit Evelyn mit, während sie ihren Oberschenkel zwischen seine Beine trieb, über den sie ihn gleiten ließ. Malkus konnte sich durch Evelyns Oberschenkel blockiert nicht rechtzeitig mit seinen Beinen abstützen und wurde so zu Boden geworfen. Das alles kam ihm vor wie in Zeitlupe, aber in Wirklichkeit dauerte es nur Teile einer Sekunde, bis er im Staub lag. Evelyn lachte keck. "Lieber wäre ich erneut auf deiner Brust gelandet, wenn ich ehrlich sein darf." stöhnte Malkus, als er sich unter Schmerzen einen etwas größeren Stein unter seiner Seite hervorzog, auf dem er unsanft gelandet war.


    Nachdem er sich erstmal von den Schmerzen erholt hatte. zog er sich seine mittlerweile getrocknete Kleidung wieder an und setzte sich ans Feuer. Er rieb sich noch die lädierte Seite. "Nachdem ich ja jetzt in der Kunst des Kampfes unterrichtet wurde" er unterbrach kurz "von der besten Lehrerin, die man sich wünschen konnte" Evelyn hätte ihm wohl wieder einen Klapps auf den Hinterkopf verpasst, wenn er in Reichweite gewesen wäre "denke ich, dass wir uns überlegen sollten, wie es weitergehen soll, wenn wir unsere Vorräte aufgefüllt haben. Oder wollt Ihr mich auch noch schinden" wandte er sich Sal zu, der ebenfalls versprochen hatte, ihm den Umgang mit einem Schwer zu lehren.

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    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Sal schüttelte leicht den Kopf, während er sitzen blieb. Es hätte wohl kaum etwas gebracht, der sturen Kriegerin zu sagen, dass ein Training mit Malkus gerade kontraproduktiv war. Nun, allgemein empfand er die Idee natürlich als hilfreich und gut. Malkus musste lernen sich zu verteidigen. Nicht nur um seinetwillen, sondern auch, damit sie einander helfen und beschützen konnten. Dafür war der Räuber gerne bereit, seinen Teil beizutragen. Aber gerade... gerade waren sie alle verletzt und angeschlagen. Ihre Vorräte waren knapp und es wäre besser, wenn sie hier nicht allzu viel Zeit verschwendeten. Dennoch schüttelte der Bärtige nur leicht den Kopf und schniefte ob seiner Erkältung. Besser war es, wenn sie einander nicht so schnell wieder in die Haare bekamen. Obwohl er dem Streit mit Eve fast immer etwas abgewinnen konnte. Ironisch schmunzelte Sal kurz.


    Während Evelyn ihn einige erfahrene Kniffe und Ratschläge gab, hatte Sal im Fluss sein Gesicht gewaschen und die Trinkflasche aufgefüllt. Das Frühstück stärkte sie alle ein wenig. Dennoch war Sal müde und von der Erkältung entkräftet. So schnell konnte da auch leider kein Prinzessinnenenzian wirken. Also hielt er sich ruhig, setzte sich wieder auf dem Baumstamm und beobachtete schweigend. Armer Malkus... der Kerl kam ihn fast etwas vorgeführt vor. Aber nur durch Fehler und Vorführungen lernte man eben. Und Morgan, der noch immer vor hatte bei einem passenden Zeitpunkt Malkus den Umgang mit dem Schwert näherzubringen, erwiese sich auch als ein harter Lehrmeister. Denn die Realität wäre oftmals noch viel härter.


    Nachdem die beiden ihr Training beendete und sie sich wieder zu dritt setzten, schüttelte Sal ob Malkus' Frage den Kopf.

    "Ich geh dir nicht ans Leder, Kumpel. Heut zumindest nicht. Wir brauchen unsere Nerven und Kraft noch und außerdem bist du verletzt", merkte der Bärtige an und zeigte auf Malkus. Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten machte sich Morgan daran, seinem männlichen Mitkämpfer die Verletzungen erneut zu versorgen.

    "Außerdem haste noch kein eigenes Schwert. Uns mangelt's an so einigem, bemerkte der Witwer und blickte zwischen Malkus, den er verarztete und Eve einher. "Vielleicht sollten wir erst zurück nach Hateno. Vorräte auffüllen. Dem Frauenheld hier ein Schwert besorgen. Und ich brauch Schnaps", da war Morgan ganz offen und ehrlich, ehe er Malkus die Wunde leicht pikste. "Die Frage ist nur, ob wir uns dort ungestört über deinen Auftrag unterhalten können, Schöne. Der ist ja nicht für alle Ohren gedacht", bemerkte er mit ernstem Ausdruck in den braunen Augen. Leicht gebeugt und mit angewinkelten Beinen zupfte er aufmerksam an seinen Haaren am Kinn.

  • Der Ort hatte was Magisches. Malkus hatte viel über den Ort erzählt als sie vor einiger Zeit hier ankamen. Er hatte viel über den Baum, über den Fluss, über die Felsen und die Berge rings um sie herum gesprochen, die sie umhüllten als wären sie in einem Topf gefangen, indem dieser kolossale Baum stand. Malkus hatte recht. Dieser Ort ist für viele Reisende ein magischer Ort. Sei es zur Rast, zur Gruppenfindung oder zum Kampf. Die Kriegerin hätte niemals gedacht, dass solch ein Ort ein Kapitel in ihrem Schicksalsbuch einnehmen würde.


    Einige Wolken schoben sich vor die strahlende Sonne und ein tiefer Schatten legte sich über die strahlenden Augen der braunhaarigen Frau. Sie hatte wie üblich ein Bein über ihr Anderes geschlagen und dabei ihre Arme verschränkt. Sie war noch immer etwas peinlich berührt auf Malkus‘ Frechheiten hin und doch, er hatte wieder einmal recht. Ihre Blicke fielen von Malkus hinüber zu Sal, der gerade etwas bucklig versuchte seine Nase im Griff zu haben, da die Erkältung ihn schlimmer heimsuchen würde, als zuvor gedacht. Wie in einem Spiel, als würde man ein Pendel in einer Uhr betrachten, wanderte der Blick wieder zurück zu Malkus. Zwei Männer, so verschieden konnten sie gar nicht sein. Es war, als würden die beiden jeweils in einen Spiegel sehen und den jeweils anderen darin erblicken. Ein Mann gezeichnet von seinem Bruder, ein Mann, auf der Flucht vor sich selbst, längst mit Allem und Jedem abgeschlossen. Ein Mann der versucht die Nähe zu Leuten zu meiden und dem jedes Mittel recht war das zu bekommen was er wollte.

    Auf der andren Seite des Spiegels stand nun Malkus. Ein adretter, mysteriöser Jungspund, der eigentlich gar nicht als solcher zu erkennen war, wenn man nur nach seinem Aussehen gehen würde. Er redete viel, schmückte viel aus, was ihm einen gewissen Charme erbrachte, er wusste wie man sich geschickt mit Worten verteidigte, das gänzliche Gegenstück zu Sal. Nicht nur das, es war vielmehr sein Wesen. Während Sal sehr bedacht, sehr vorsichtig und eher introvertiert war, war Malkus ein erwachsenes Kind welches verstand, die Situation voll auszukosten. Keine Angst vor Konsequenz, erst gar nicht den Weitblick zur Strenge des Lebens. Er besaß etwas, was die anderen Zwei nicht hatten, oder besser, nicht konnten, er hatte einen Schatz, er lebte sein Leben. Frei von Sorge, frei von Regeln, nur er, seine Phantasie, seine Worte, seine Geschichten, seine Rolle im Hier und Jetzt. Keine Verantwortung, keine Scham, kein Getue. In irgendeiner Weise war dieser Charakterzug wahnsinnig interessant, denn trotz seiner meist überschwänglich positiven Ausstrahlung, was ihn eben mehr zu einem Kind machte, war er den anderen ein gutes Stück voraus. Er besaß einen wichtigen Schatz den er fürwahr beschützte. Seine Tugend.

    Und dann gab es die Frau. Sie konnte nicht leugnen die Präsenz der beiden zu genießen. Ihr Blick wanderte wieder zu Sal. Es bestand eine interessante Verbindung zwischen ihm und der Kriegerin. Die junge Frau konnte nicht ausmachen was es war, oder wieso es so war, doch ihm gegenüber war es schwierig sich zu verstellen. Dabei ging es nicht darum irgendetwas zu verschweigen oder sich selbst anders zu geben als man war, nein, es war das Gefühl ihm gegenüber aufrichtig zu sein. Es sein zu müssen. Die erste Begegnung mit ihm, die erste Nacht mit ihm. Seit einer sehr langen Zeit hatte sie niemanden mehr gehabt, der sie in den Arm hielt, so wie er es tat und das war in dieser magischen Nacht eben der Fall. Dieser Tanz, diese Verbundenheit. Diese nonverbale Kommunikation.

    Wieder schwankte ihr Blick zu Malkus. Die große Standuhr in ihrem Kopf tickte.

    Malkus war anders. Vieles was er sagte oder tat ging der Frau ziemlich auf die Nerven und doch verspürte sie ebenso in seiner Gegenwart etwas, was sich nicht direkt wie bei Sal, einordnen lies. Der Kampf gerade eben, seine zarten Berührungen. Sie musste an seinen tiefen und sehnsüchtigen Blick denken, den sie in seinen Augen erhaschte, als er sie wie eine Tänzerin nach hinten über beugte. Diese Sekunde, dieser minimale Augenblick. Was war das nur gewesen und was stellte dieser Moment mit ihr an? Evelyn konnte sich nicht erinnern jemals dieses Pochen, diesen Aussetzer in ihrem Herzen verspürt zu haben. Der Abend, an dem er sich um sie Kümmerte und vor dem Regen schützte, als er auf ihrem Bauch schlief vor Erschöpfung und Sal abseits von Allem saß. Diese Hilfsbereitschaft und nette Geste. Dieses nachhaltige Gefühl, es war noch immer nicht gänzlich verschwunden und doch war es nicht unangenehm gewesen. Malkus schaffte etwas, was ihr eigentlich nie wiederfährt, er treibt sie in ihrem Zwiespalt an ihre Grenzen. Auf der einen Seite steht eine harsche Kriegerin die mit ihrem Blatt kommentarlos die Köpfe ihrer Feinde abrasiert, vollkommen in schwarz gekleidet und gegenüber, eine Frau in Weiß, dessen Fraulichkeit sie peinlich berühren lässt, wenn Malkus ihr mit seinen Worten über ihren Körper verunsicherte. Es war seltsam. Normalerweise hatte sie kein Problem mit solchen Sachen. Sie hatte genügend Männer flachgelegt um sich so wie mit Sal, einen schönen Abend zu machen. Sie hatte keine Scham sich in fremden Gewässern nackt zu waschen, wenn sie dabei beobachtet wurde. Wieso also setzte ihr Herz jedes Mal einen Schlag aus, wenn Malkus sie berührte? Einen seiner frauenaufreißer Witze abschoss?


    Die Kriegerin löste ihre verschränkten Arme und kramte in ihrer Seitentasche nach einer angefertigten Kette aus Silber, an dem ebenfalls ein silberner Ring baumelten mit einem weißen Stein darin. Nachdenklich setzte sie den Ring an ihre Lippen und fuhr die Gravur mit ihrem zarten Mund nach. Ihre Fingerspitzen tänzelten über die Kette, noch immer beobachtete sie die beiden Männer, links, dann rechts, dann links, dann rechts. Sie schloss seufzend ihre Augen und legte sich die Kette um, sodass der Ring fast zwischen ihren beiden Brüsten verschwand. Sie wurde leicht melancholisch, bei dem Gedanken an dieses Schmuckstück. Sie hatte es seit jeher nicht mehr getragen und sie war sich auch nicht sicher, warum sie es jetzt genau tat. Viele alte Wunden würden nur unnötig aufgerissen werden, doch ihr war das gerade egal.


    Sie hatte den beiden in ihrer Diskussion gar nicht zugehört. Sie verschränkte nur wieder die Arme und blickte nun über sie hinaus auf das Wasser, auf dem sich die Sonne gerade wieder vor den Wolken schob. Schongleich glitzerte das reine Blau erneut unter dem Tanz der Sonnenstrahlen.


    Sie wurde kurz aus ihrer Realität gerissen, blickte Sal in die Augen. Spielte nebenher ganz geistesabwesend mit der Kette. Sie schüttelte den Kopf. “Es wird sich ein Plätzchen finden an dem wir darüber reden können. Ich will es nur vermeiden dies in einer direkten Stadt zu tun.“ In Gedanken zählte sie den restlichen Inhalt ihrer Rubintasche. “Ich kann, wenn wir an einer Schmiede Halt machen, Malkus ein Schwert ergattern. Mein restlicher Sold sollte dafür ausreichen. Auch für die Verpflegung, und so …“ Sie wurde leiser zum Schluss hin, blickte in Malkus‘ tiefe Augen. Eine Augenbraue erhob sich streng. Das klirren ihres Beutels leitete ihren nächsten Satz ein. “Wir teilen auf. Der Eine kann sich ja um die Vorräte kümmern und Malkus und ich gehen zur Schmiede.“ Sie verstummte kurz. “Herzlichen Glückwunsch und damit hast du soeben die Konstellation aufgestellt. Es gibt kein der eine und der andere. …“ Sie räusperte sich. “Also Wuschelbart kann ja die Vorräte besorgen da er wohl mehr vom Kochen versteh als ich, danke für das Frühstück übrigens und außerdem wollte ich sowieso längst an der Schmiede mal vorbei wegen meiner Waffe. Ich habe eine Idee und will wissen, ob man sie realisieren kann. Dabei können wir dann auch gleich eine Waffe für ihn kaufen, dafür muss er aber dabei sein. Wir teilen das Geld auf, so kann jeder für sich was besorgen und für die Gruppe, einverstanden?“ Sie ließ von ihrer Kette los, kratzet sich dann am Kopf. “Allerdings hätte ich einen anderen Ort vorgeschlagen. Hateno wäre zwar naheliegender, in Kakariko gibt es aber etwas, was ich untersuchen will. Ich habe gehört, dass dort angeblich eine Fee leben soll. Viele erzählen von Wunderheilungen, oder was auch immer.“ Sie zuckte mit den Schultern. “Wir verlieren nichts, wenn wir mit unseren Wunden dort aufschlagen. Gibt es die Fee nicht, haben wir nichts verloren, weil wir in Kakarikos guter Schmiede bestimmt uns aufrüsten können. Gibt es die Fee doch, dann haben wir eine Art Win Win Situation.“ Sie hielt beide Arme zur Seite ausgestreckt und zuckte wieder. [b]“Ihr entscheidet, mir ist es gleich.

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  • Nach Hause


    Kakariko lag ein gutes Stück im Norden. Die Reise dorthin würde sie zu Fuß mehrere Tage kosten und sie mussten einen Weg über den reißenden Fluss finden, sie konnten entwerder ihr Glück versuche bei der großen Brücke, etwas westlich von hier oder sie konnten den Fluß gänzlich umgehen und einen Bogen im Osten um das Gewässer machen. Dies wäre zwar der sicherere Weg, aber es würde auch mindestens ein oder zwei Tage länger dauern. Ob die große Brücke noch stand fragte sich Malkus. Es war lange her, seit er sie das letzte Mal überquert hatte. Und der Fluss war zu stark, um ihn anderswo überqueren zu können. Es wäre ein pures Glückspiel, den Fluss entlang zu wandern um nach anderen Möglichkeiten zu suchen, den Strom zu überqueren.


    Ich kenne jemanden in Kakariko sagte Malkus kleinlaut. Er sprach mehr mit sich selbst als zu den anderen. Er wusste noch nicht, ob er bereit war, dorthin zurückzukehren. Ob man sich dort noch an ihn erinnern würde fragte er sich. Wie würde es dort sein überlegte er. Ob das Dorf sich verändert hatte, seitdem er von dort losgezogen war? Bestimmt. Es war Jahre her. Aber es gab dort tatsächlich einen Schmied, der weit über die Grenzen Necludas hinaus bekannt war und es gab dort auch Möglichkeiten, ihre Vorräte aufzufrischen. Und Malkus kannte sich dort aus. Er kannte die Leute und er kannte die Bräuche. Es konnte von Vorteil sein, dorthin zu reisen. Und Sals Bruder würde sie dort weniger erwarten, als in Hateno, das viel näher lag und von wo aus sie hierher aufgebrochen waren. Es lag also eigentlich klar auf der Hand, welches das günstigere Ziel war. Wäre da nicht...


    Geistesabwesend wandte er sich Evelyn zu. Er wusste nicht, was sie gerade über ihn dachte. Er hatte minutenlang in sich hineingedacht, gemurmelt und seinen Blick in die Ferne schweifen lassen. Sal saß immer noch am Feuer und sorgte dafür, dass es nicht ausging. Lasst uns nach Kakariko aufbrechen schlug er vor, diesmal sicher, dass die beiden es hören konnten. Mordred wird uns dort weniger erwarten, auch wenn der Weg dorthin beschwerlicher und mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, so glaube ich, dass wir dort finden, was wir brauchen. Außerdem kenne ich die Gegend dort, es sollte also kein Problem sein, nach Kakariko zu gelangen. Einzig der große Fluss, den wir auf dem Weg dorthin überqueren müssen, stellt ein Hinderniss dar, über das wir uns Gedanken machen sollten. Ich weiß nicht, ob die alte Brücke dort noch intakt ist. Sie wäre nur eine halbe Tagesreise von hier entfernt und würde den Weg nach Kakariko erleichtern. Wenn wir den Strom dort nicht überqueren können, müssen wir weit nach Osten und dort, wo der Fluss nicht zu tief ist, übersetzen, das würde uns aber mindestens zwei zusätzliche Tage kosten. Ich würde vorschlagen, unser Glück an der großen Brücke zu versuchen. schlug Malkus vor. Wenn es irgendwo jemanden gab, der auf sie herabblickte und der sie bei ihrer Aufgabe begleitete, dann würde dieser Jemand dafür sorgen, dass die Brücke noch stand.


    Er setzte sich hin, das Training mit Eve hatte ihn erschöpft. Vielleicht sollten wir morgen früh aufbrechen sagte Malkus. Ich glaube, wir können dann schneller die Entfernung zur Brücke hinter uns bringen und er schaute kurz zu Sal ich glaube, noch ein Tag mehr an Rast würde uns allen gut tun. Er wartete, was seine Gefährten von seinem Vorschlag hielten. Irgendwie hoffte er insgeheim, dass Sal oder Eve ihn von seinem Vorhaben abbringen und sie nach Hateno zurückkehren würden. Überlegt es euch sagte er ich werde jedenfalls noch ein Bad nehmen, ich bin völlig durchgeschwitzt. Eve ist eine strenge Lehrerin er lächelte ihr zu und außerdem ist das Wasser hier herrlich, ihr solltet es auch probieren schlug Malkus vor, während er sich mit seinem gesunden Arm abstützte und aufstand. Während er zum Fluss schlenderte, schlüpfte er erneut aus den Sachen und warf sie über das behelfsmäßige Gestell, auf dem er sein Gewand schon einmal zum Trocknen aufgehängt hatte und sprang dort in den Fluss, wo das Wasser beinahe ruhig war. Mit einem lauten "Platsch" durchbrach er die Oberfläche und tauchte abermals ins kühle Nass. Wie ein kleiner Junge schwamm er hin und her, plantsche etwas und setzte sich dann dort, wo das Wasser nicht so tief war, an einen großen Stein gelehnt hin. Er ließ sich die Sonne, die mittlerweile zwischen den Wolken hervorgekommen war, auf den Kopf scheinen und schloss die Augen. Für einen Moment war die ganze Last der Welt federleicht. Diesen Moment wollte er so lange auskosten, wie möglich. Ihre Reise würde früh genug beschwerlich werden.

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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Wie für gewöhnlich lauschte Sal der weiteren Unterhaltung schweigend. Eve schlug für ihr gemeinsames weiteres Unterfangen Kakariko vor und auch Malkus schien dieser Idee nicht abgetan. Der Bärtige legte seine Stirn in Falten und blickte zwischen den beiden einher. Sie hatten beide gute Einwände und Gedanken, aber auch Sal dachte daran, wie weit Kakariko eigentlich entfernt war und welchen strapaziösen Weg sie dafür einschlagen mussten.

    "Es stimmt zwar, dass in Hateno das Risiko größer ist, Mordred zu begegnen. Was in unserem Zustand nicht gut wär'", bemerkte der rationale Sal, "aber längere Tagesmärsche und die vielleicht nicht intakte alte Brücke sind kein geringes Risiko. Wir müssen bedenken, dass wir keine Vorräte und keinen Proviant haben und abhängig von der Güte der Natur sind." Brummend zupfte er sich an einigen Härchen am Kinn. Und sie hatten auch keine Zigaretten und Schnaps mehr... daran wurde Morgan stets erinnert, wenn er zu sienem Tabak greifen wollte. Verdammt.


    "Aber Schöne... es gibt doch ganz andere Mittel, an ein Schwert zu kommen. Wir sollten uns das Geld noch sapren. Für Notfälle", Sals spitzes Grinsen verriet, an welche Mittel er dachte, wenn es darum ging, wie ein Schwert zu ergattern wäre, wenn man dafür nicht zu zahlen gedachte. Was die Moral anging, da waren er und Eve wohl das komplette Gegenteil. Sie setzte für Ordnung, Recht und Gesetz ein, während Morgan seinen eigenen Gesetzen folgte. Und Malkus? Sal empfand, dass das Kerlchen wohl einfach andere Dinge im Kopf hatte. So recht mochte er seinen Kameraden, der erneut baden ging, nicht einschätzen können.

    "HE! Ich hab' grad deine Wunden versorgt, du Trottel!" rief er ihm noch hinterher. Nutzlos. Sal schnaubte und schüttelte den Kopf.

    "Eve, hör' mal... Wunderheilung hin oder her. Hirngespinsten nachzujagen ist schon ein Risiko", widersprach er ihrer Anführung von vorhin nun und blickte die Kriegerin dabei nachdenklich an, "wenn wir uns überanstrengen, hat das schon Auswirkungen. Du bist ne Kriegerin. Ich reise mein Leben lang durch die Gegend. Malkus... na ja. Aber dennoch", er kratzte sich ungeniert zwischen den Beinen, "wir sind nur Menschen. Und haben unsere Grenzen. Du willst deinen Auftrag so schnell es geht ausführen. Klar. Ich will Mordred so schnell es geht töten."

    Kurz öffnete Sal den Mund und hielt doch inne, ehe er aufstand und sich zu Evelyn setzte. Wieder legte er seine Hand so behutsam auf ihren Arm... so wie damals, als sie einige zärtliche Stunden teilten, ehe er in ihre Augen blickte.

    "Vergiss' nicht. Du hast uns nun als Team geeint. Das macht den Auftrag zu unserem, nicht? Heißt aber auch, dass wir auf die Bedürfnisse anderer eingehen, wenn wir's überleben wollen. Und ähm... ja", er wusste nicht, wie er seine Empfindungen weiter in Worte packen sollte und lachte heiser aufgrund der Grippe. "Sag' mal, du hast auch keinen Schnaps mehr um die Halsschmerzen zu betäuben?"

  • Die Kriegerin überdachte für einen kurzen Moment ihren Vorschlag. Sie verschränkte ihre Arme und spielte unterdessen mit einer Haarsträhne, die in ihrem Gesicht umherbaumelte. Sie räusperte sich, zuckte dann kurz zusammen. “Es wird NICHTS gestohlen!“ Scharf blickte sie den Bärtigen an und verfinsterte ihre Mimik. Ihre Augen formten sich zu kleinen Schlitzen, aus denen sie den Mann beträchtlich begutachtete. “Es wird nichts gestohlen. …“ Wiederholte sie noch einmal etwas leiser, kaum hörbar in sich hinein. Sie schüttelte kurz den Kopf. “Meinetwegen gehen wir gleich nach Hateno und stocken dort nur das Dürftigste auf, dennoch halte ich es nicht für falsch, einen Abstecher anschließend nach Kakariko zu machen. Hat einer von uns eine Karte?“ Sie schaute zwieträchtig zwischen den beiden hin und her, Malkus, der schon wieder längst im Wasser war, dann zu Sal. Sie zuckte mit ihren Schultern. “Und wir haben ein Pferdeproblem. Der Gaul von Malkus ist weg, mein Gaul hat das Weite gesucht und zu dritt auf dein Ross werden wir wohl nicht passen.“ Sie sah in die Luft und begutachtete eine vorbeiziehende Wolke, die sich in ihrer Fantasie zu einem Pferd formte auf dem drei lustige Gestalten versuchten das unebene Terrain der Steppe zu durchqueren, ohne dass jemand herunterfiel. Einer lädierter als der Andere. Wieder schüttelte sie ihren Kopf doch dieses Mal verdrängte sie diese Fantasiespielerei. Sie griff nach ihrer Waffe, die unmittelbar neben ihr am Holzstamm lehnte und fummelte am unteren Sensenblatt umher. “Also?“ Sie machte eine Pause, klinkte das untere Blatt aus und löste einen weiteren Mechanismus. Sie war dabei nach vornübergebeugt. “Also Hateno?“ Sie schielte nach oben. “Es wird wohl einen halben Tagesmarsch dauern. Dort Proviant besorgen, etwas essen. … Hmm“ Sie schweifte schon wieder mit ihren Gedanken ab. “So ein saftiges Steak, mit Kartoffeln, angebraten mit Butter dazu Wein, Bohnen ….“ Sie flüsterte nun wieder, leckte sich dabei gierig über die Zunge und man konnte nun ein lautes Knurren vernehmen. Wieder rüttelte sie an ihrem Sensenblatt, dann klackte es laut und sie hatte das Blatt von der silbernen Stange gelöst. Sie schwang das Schwert in ihrer Rechten einmal um ihr Handgelenk, dann kreiste sie achtsam mit ihrer Schulter. Sie schwang die Waffe einmal von ihrer Linken zur Rechten, dann umgekehrt, saß dabei aufrecht, ließ dann ihre Waffenhand sinken und legte das Schwert angelehnt an den Holzstamm. Sie fuhr sich mit einer Hand durch ihr Haar und positionierte somit einige Haarsträhnen hinter ihrem Ohr. “Mein Tabak reicht noch für eine geraume Zeit. Ich hab ihn erst gestern besorgt also, bediene dich.“ Sie übergab dem Bärtigen einen Beutel voll Tabak, nachdem sie sich zuvor eine Briese herausnahm und sich eine Zigarette drehte, sie anzündete und den Rauch inhalierte. Sie war wieder in Gedanken versunken, überlegte scharf. Was der Frau gerade durch den Kopf ging, wusste sie selbst nicht so genau und doch, war ihre Tonlage wie gewohnt neutral. Unterdessen wurde es interessant. Sal sprach von gegenseitigen Bedürfnissen nachdem er sich unmittelbar zwischen dem Schritt kratzte. Sie blickte ihn kurz über die Schulter an. Was er wohl damit meinte? Sie wartete darauf, dass er seinen Satz vollenden würde um darauf entsprechend zu reagieren, oder auch nicht, doch leider hackte er mitten im Satz ab und sprach über etwas anderes. Sie nickte zustimmend. “Tatsächlich giert es mich schon seit einiger Zeit nach einem Tropfen, der nicht nur meinen Gaumen erfüllt. Und trotzdem ist es schmerzhaft, wenn man bedenkt, dass es noch lange dauern wird, bis wir zu einem guten Tropfen gelangen.“ Sie setzte sich auf, steckte sich ihre Kippe in den Mund und zog sich ihr Oberteil über ihren Kopf, schmiss es auf ihre Ausrüstung, sodass ihr Schwert und ihre Sensenstange darunter begraben wurden. Anschließend knöpfte sie die Hose auf, zog sie sanft ihren Schenkeln hinunter, griff mit einer Armdrehung nach ihrer Zigarette und hielt sie zwischen ihren Fingern. Sie stieß den Rauch aus ihren Lungen. “Ich geh baden. …“ Waren ihre knappen Worte. Sie blickte dabei hinaus über den Fluss, zu Malkus, der sich gerade auf dem Rücken befand und sich im Wasser treiben ließ. “Wird nicht lang dauern. Ich muss nur eben nachdenken, ich will nichts übersehen haben. …“ Sie zog ein letztes mal an ihrem Glimmstängel, sodass die Asche sich rot färbte, dann schnippte sie den Stumpen auf die Steine, ging mit aufrechtem Schritt entgegen dem Wasser und tauchte langsam hinein. Ihre Härchen an ihren Armen stellten sich vor der Kühle auf, doch das legte sich ziemlich schnell, als sie mit dem Kopf unter der glitzernden Wasseroberfläche verschwand.

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    Klück

  • Umwege


    Die Verletzung war jetzt unwichtig. Sie würde schon heilen, früher oder später, so tief war sie nicht und es war nur Malkus Fleisch, das verletzt war, schließlich konnte er seinen Arm problemlos Bewegen, wenn auch unter Schmerzen. Er ließ sich etwas von der sanften Strömung treiben, die dort, wo er schwamm, zu einem kleinen Strudel wurde. Malkus genoss die Sonne auf seiner Haut und schloss die Lider. Gedanklich war er wieder zu Hause. Er war ihnen vorausgegangen, hatte den Weg ausgekundschaftet und vor seinem geistigen Auge sah er die Dorfbewohner. Brock, der Schmied, Salma, die Bäurin und Ernest, der Zimmermann. Sie alle waren heilfroh gewesen, als er damals das Dorf endlich verlassen hat. Haben sich scheinheilig zu seinem Abschied getroffen, ihm alles gute gewünscht, aber er war einfach losgezogen. Er hatte sie alle genau so wenig gebraucht, wie sie ihn. Und jetzt würde er sie vielleicht wiedersehen. Früher oder später hatte es so kommen müssen. Man kann seiner Vergangenheit nicht ewig entfliehen. Und niemand wusste das besser, als seine Gefährten, deren Schicksal nun untrennbar mit dem seinigen verbunden war. Er dachte an Marla. Die schöne Tochter der Priesterin. Wie er mit ihr am Dachboden des alten Bauernhofs im Heu lag. Sie sich Geschichten erzählten und er ihr sagte, wie bezaubernd sie aussah, im Mondlicht, das zum offenen Fenster hereinfiel. Das Licht hatte sich in ihren Augen gespiegelt, als sie ihn ansah und verschwand, als sie die Augen schloss, um ihn zu küssen. Er hatte in dieser Nacht seine Jungfräulichkeit verloren. Marla war älter als er gewesen, sie hatte schon Jungs geliebt, aber für Malkus war sie die erste. Er würde sie nie vergessen. Ob sie noch in Kakariko lebte?


    Jäh wurde er durch spritzendes Wasser wieder zurück in die Realität geholt. Er blinzelte sich die Tropfen von den Liedern und ehe er sich versah, sprang Eve auf ihn zu. Überrascht konnte er ihrer Attacke nicht ausweichen und sie drückte seinen Körper sanft in den Strudel. Blasen stiegen wild aus seinem Mund als er die verblieben Luft scharf ausstieß. Eves sanfte Hände strichen ihm über die Arme und sie zog ihn sogleich wieder an die Oberfläche. Malkus prustete und schnappte nach Luft. Er lachte und hustete zugleich. Eve schwamm um ihn herum und schlang ihre Hände um seinen Oberkörper. Für einen Moment fühlte er sich geborgen, wollte sich gehen lassen, zurücklehnen gegen ihren vollen Busen, an dem der Verband nass klebte, als sie ihn hochhob und nach hinten, kopfüber ins Wasser warf. Kurz verlor er seine Orientierung im schäumenden Fluss, seine Füße bekamen den steinigen Boden zu spüren und er konnte sich abstoßen und wieder an die Oberfläche gelangen. Sie möchte also spielen, dachte sich Malkus. Für ein Spiel braucht man zwei Leute sagte er sich in Gedanken.


    Er dreht sich herum. Eve schwamm rückwärts von ihm weg. Sie lachte. Fast wie ein junges Mädchen, frech und keck, spritzte sie ihm mit den flachen Händen Wasser zu. Warte nur prustete Malkus. Er schwamm ihr nach. Sein Arm schmerzte aber so schnell wollte er nicht aufgeben. Gleich hab ich dich warnte er, als er näher kam. Eve ließ ihn näher kommen. Es war eine Falle. Bevor Malkus das realisieren konnte, war es schon zu spät. Abermals warf sie sich zur Seite, elegant, gelenkig, als hätte sie durch ihre Verletzung nichts von ihrer Agilität eingebüßt. Sie ließ Malkus ins Leere schwimmen. Verflucht schimpfte er, als sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf seinen Rücken stützte. Aber Malkus glitt unter ihr weg. Ihre Hände rutschten ab, zu spät, um das Gewicht zu verlagern. Nun war Malkus an der Reihe. Er wirbelte im Wasser herum, bekam ihre Arme zu fassen, zog daran, ließ sich zurückfallen und zog Eve unter Wasser. Gerade noch konnte er ihren überraschten Blick sehen, bevor ihr Kopf im leichten Strudel verschwand. Malkus lächelte. Na also triumphierte er. Er streckte seine Hände aus um nach Eve zu greifen und ihr an die Oberfläche zu helfen. Seine Hände langten ins Leere. Er blickte sich um, suchte ihren Schatten unter Wasser. Hatte er es übertrieben? Er steckte den Kopf unter Wasser. Da war sie, nur wenige Zentimeter von seinen ausgestreckten Händen entfernt. Mit einem Ruck stieß er sich ab und schwamm nach vorne, ließ seine Hände um Eves Hüften gleiten und zog sie nach oben. Nass und lachend kamen beide an die Oberfläche. Wann hatte sich Malkus das letzte Mal so lebendig gefühlt? Es war zu lange her. Er beneidete Sal. Gerne wäre er bei Eve gelegen und hätte sich mit ihr vergnügt. Malkus schwamm ganz nah an Eve heran. Ihre Blicke trafen sich. Für einen Moment war das Kindsein aus ihren Augen entschwunden und er erkannte die heißblütige Frau darin. Nun schienen seine Augen sich in den ihrigen zu verlieren. Sie ertranken darin. Er kam näher an sie heran. Eine Sekunde so lang wie Stunden. Malkus legte die Hand seines gesunden Arms um ihre Hüfte. Er zog sie zu sich. Sie ließ es geschehen. Nur noch wenige Zentimeter, bevor sich ihre Körper trafen. Auf einmal fühlte Malkus etwas glitschiges zwischen seinen Beinen. Noch ehe er sich richtig klar werden konnte, sprang mit einem lauten Platschen ein dicker Barsch zwischen den Beiden nach oben. Erschrocken wandte sich Malkus ab. Entweder war das eine göttliche Intervention, oder dieser Fisch wollte heute gebraten werden.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"