Es war ein Spielchen zwischen Katz und Maus. Sal hatte eben seine Mittel und.... Wege, um sich zu beschaffen, was er benötigte. Dabei war ihm die Moral und das Mitgefühl für andere größtenteils fremd geworden. Sie brauchten Waffen? Pferde? Dann durften sie nun nicht zimperlich sein und auf Nichtigkeiten wie Anstand achten. Evelyn hatte ihnen doch gestern eindringlich klar gemacht, wie wichtig ihr Auftrag und Unterfangen war. Wenn es hier also um das Wohle aller ging, dann durfte ihnen dafür keine Tat zu schändlich sein! Je schneller und günstiger sie an Pferde und Waffen kämen, umso besser. Sonst scheiterte es deshalb am Ende doch noch?
"Nun reg' dich doch nicht so auf, Schöne", erwiderte Sal auf ihren ihren scharfen Ton gelassen und grinste spitzbübisch. Sie waren, was sie waren. Der eine ein Charmeur und unbehelligter Abenteurer. Die Andere ebne ehrwürdige und starke Kriegerin. Und er... er war ein räudiger Räuber. Und niemand von ihnen kam einfach aus seiner Haut. Ob man nun wollte oder nicht.
"Bedenk' wie wichtig diese Aufgabe ist. Keine Zeit für falsche Tugenden. Nun gut," mit einer wegwerfenden Handbewegung schob er die Diskussion beiseite. Sie wollten sich deshalb sicher nicht erneut in die Haare kriegen. Das wäre das Letzte, was sie nun brauchten. Immerhin waren sie alle verletzt und erschöpft und in Sals Fall auch noch erkältet. Wenn die Nerven noch zusätzlich blank lägen, war niemanden von ihnen geholfen. Dennoch... man konnte dem bärtigen Mann mit dem vollen, abstehenden Haaren ansehen, dass er auf die warnenden Worte nicht viel gab.
Wir sind Verbündete, aber vergiss' nicht, dass ich nicht dein Untergebener bin. Ein Eigenbrötler wie er, der nun so viele Jahre einsam verbrachte, ließ sich nicht so einfach von heute auf morgen zähmen. Auf Eves Frage nach einer Karte hin, nickte Morgan. Zum Glück hatte er noch eine Gefaltete in einer seiner Gürteltaschen. "Jap, hab' noch ne Karte. Und wegen den Pferden, da mach' dir mal nicht ins Hemd. Das werden wir auch noch lösen". Über dieses Problem dachten sie am Besten nach, wenn sie eine Lösung fänden. "Wir könnten versuchen zwei wilde Pferde aus der Gegend zu zähmen. Rennen ja genug herum", ein wenig Erfahrung hatte der reisende Händler darin.
Auch Sal gefiel die Vorstellung eines saftigen Steaks gut, selbst wenn es ein Luxus war, den er sich selbst kaum leisten konnte und er nickte. "... und vergiss' nicht das geröstete Brot. Oh verdammt ja", auch er leckte sich über die Lippen ob der reizenden Vorstellung. Momentan waren diese aber nur Träume.
"Danke. ist genau das, was ich jetzt brauch'", immerhin teilten sie brüderlich miteinander und nur gerne nahm Morgan den Beutel mit dem Tabak entgegen, um sich davon eine Zigarette drehen zu können, ehe die schöne Kriegerin auch eine Schwimmrunde wagte. Dabei legte Sal die Stirn in Falten. Mist, machte er sich wieder Sorgen um die beiden, die sie bei der Kälte so achtlos in der Wildnis schwimmen gingen? Nun... so ein Bad hätte schon etwas entspanntes. Aber einer musste hier die Stellung halten, während die beiden entspannten und das kühle Nass genossen. Dafür hielt Morgan seine wachsamen Augen über Gut und Kameraden. Kameraden, die sich im Wasser sehr nahe zu kommen schienen. Er konnte kaum seine Augen von ihnen nehmen und am wenigsten von der schönen Eve, dessen Körper sich erneut in sein Gedächtnis brannte, als sie ins Wasser ging. Dann verschwammen ihre Konturen ebenfalls mit dem Fluss. War er... eifersüchtig? Da war doch absurd! Sal schwor sich, sein Herz nie wieder an jemanden zu verschwenden und eindeutig musste es sein Schwanz sein, der ihn so empfinden ließ. Sie gehörte ihn nicht; er gehörte nicht ihr und zusammen gehörten sie nur im Sinne der gemeinsamen Aufgabe. Und selbst wenn Sal es noch zuließe und er die Schnauze von Enttäuschungen und verlorenen Geliebten nicht voll hätte... wer war er schon? Ein Wurm von einem Mann, ein Mörder und ungeselliger einsamer Wolf. Sie standen ja nicht einmal auf der gleichen, guten Seite und sie war wohl... viel zu gut für einem wie ihm. Da passte so ein braves Hündchen wie Malkus viel besser zu ihr. Zweifellos. Also, wie kam es, dass Morgans braune Augen nun so scharf auf ihnen beiden lag, während sie sich im Wasser vergnügten? Warum ballte er schweigend die Faust, wenn er sowieso nichts sagen würde, weil es nichts so sagen gäbe?... sein Blick brannte regelrecht eifersüchtig. Obwohl er wusste, wie absurd das Ganze war. Und doch... hatten sie in der einen Nacht nicht etwas ganz spezielles geteilt? Mehr als nur Sex? Zumindest Morgan hatte so empfunden und nun bereute er es. In Zukunft blieb er besser bei den Huren, wo es wirklich nur darum ging sich zu befriedigen und sonst nichts weiter zu teilen.
Es war Morgan schwer gefallen den Kopf endlich abzuwenden. Das Ganze ging ihm nichts an, was die beiden da machten. Dennoch brummte er leise fluchend vor sich hin. Tja, das hatte man nun davon. Den Rotz in der Nase hochschniefend erhob sich der Bärtige nun; klopfte sich den Staub von der Hose, die endlich trocken war. Sal sah nach Blackwood und begutachtete sein treues Pferd.
"Immerhin bist du gesund. Keine Verletzungen, nichts. Guter Junge", er strich seinem Gaul sanft über die Schnauze und Blackwood schnaubte zufrieden auf, ehe sich Sal wieder abwandte. Und wieder wanderte sein Blick von selbst zu den beiden. Nein, sein Zorn war nicht reine Eifersucht. Die Art, wie sie so vergnügt planschten und ein Barsch zwischen sie sprang... es hatte etwas harmonisches; friedliches. Etwas, das Sal an ganz andere Zeiten und Begebenheiten erinnerte. Diese Unbeschwertheit hatte er einst auch mit seiner Alice genossen. Im Fluss nackt planschen; nachts neben dem Lagerfeuer lieben bis die Kälte aus den Knochen wich. Sein Blick bekam eine sanftere Note. Wer immer diese Unbeschwertheit noch genießen konnte, der sollte es auch. Die beiden sollten ihre Freude ruhig genießen, so lange sie so etwas wie Frieden hatten. Kein Pfeilhagel, kein vor Rache erzürnter Bruder, keine Schläge. Bald schon würde der Ernst auch Eve und Malkus wieder einholen. Also könnte Morgan ihnen den Spaß. Vielleicht konnte er sich immerhin ein wenig für Andere freuen, dass ihm so ein Friede längst abhanden gekommen war.
Mit der Zigarette im Mund verweilte er lieber am nahen Ufer und steckte die Füße ins Wasser. Ihm war heiß und kalt zugleich dank der Erkältung und tatsächlich war es doch angenehm, die Füße bis zu den Wadeln reinzustecken, während er in sein gespiegeltes Gesicht sah und den Blick daraufhin gleich abwandte. Er hasste es, dieses Gesicht eines Mörders zu sehen. Stattdessen blickten seine müden Augen über das Wasser zu den beiden Badenixen. Zumindest, bis er einen Ast in der Nähe knacken hörte.
Sofort waren die Sinne des Räubers geschärft und er schoss in die Höhe; stand noch immer im Wasser. Blitzschnell hatte er eines seiner Messer am Gürtel hervorgeholt und mit verengten Augen blickte er in die Richtung des knackenden Astes.
"WER IST DA!?" knurrte er nun alarmiert. Wenn dort jemand wäre, musste er die beiden nacktne und schutzlosen Kameraden beschützen!