Der Mann, der sich Anya angenommen hatte und gerade dabei war, Erste Hilfe an ihr zu leisten, schien kein ausgebildeter Heiler zu sein, doch Zoltan entging nicht, dass er mit diversen Tinkturen an ihrer Wunde hantierte und ihr anschließend ein gefährlich aussehendes Gebräu von schlammiger Farbe einflößte. Er erwischte sich außerdem dabei, langsam paranoid zu werden. Hatte der Kerl tatsächlich zufällig ein Gegengift dabei und handelte mit guten Absichten? Oder gehörte er ebenfalls zu der Bande und wollte Anya nun unauffällig den Rest geben, indem er ihr ein weiteres Gift verabreichte? Doch es sah nicht so aus, als würde die Behandlung ihr schaden. Von seinem Standpunkt aus konnte er sehen, wie die Farbe in ihr Gesicht zurückkehrte und ihr Ausdruck sich im Schlaf entspannte. Bei diesem Anblick dachte er an Sebariells Worte. Hatte der Schmied mit seiner Vermutung, was seine Gefühle für Anya betraf, recht? War es tatsächlich Liebe, was er empfand? Denn zugegeben war Zoltan nie das "Glück" wiederfahren, sich ernsthaft zu verlieben. Selbstverständlich reiste ein alleinstehender Mann nicht jahrelang durch Hyrule, ohne hin und wieder das Bett mit einer Frau zu teilen, doch mehr als primitive sexuelle Anziehung hatte er dabei nie empfunden. Er hatte somit immer geglaubt, dass das Gefühl des Verliebtseins einen entweder sofort erwischte - oder gar nicht. Dass man von einem Augenblick auf den nächsten plötzlich etwas für jemanden empfand, mit dem man längere Zeit Tür an Tür lebte, hätte er sich so nie ausgemalt. Und nun, da Anya für ihn plötzlich in einem ganz anderen Licht erschien, wusste er nicht recht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte, wenn sie aufwachte. Es wäre ihm unangenehm, wenn sie erahnen würde, was da plötzlich in seinem Kopf geschehen war. Und da sie nun wieder zu zweit waren, würde sie sich zwangsläufig mehr auf ihn konzentrieren. Aber nun... erst einmal wäre es am besten, wenn sie tatsächlich wieder aufwachen würde.
Der unbekannte Mehr-oder-wenige-Heiler hatte mittlerweile seine Arbeit beendet und trat auf Zoltan zu. Du warst mit ihr unterwegs, als das passiert ist, ja?, fragte er und blickte argwöhnisch drein, so als könnte Zoltan selbst Schuld an dem beklagenswerten Zustand Anyas haben. Dieser nickte nur stumm. Verdammt heimtückisches Gift, das sie da erwischt hat. Welch ein Glück, dass ich mich ein wenig für Antidoten interessiere und immer etwas für alle Fälle dabei habe. Nun... ich will lieber nicht wissen, in was für Machenschaften ihr da verwickelt seid. Und wäre ich ein schlechterer Mensch, würde ich meine Dienste nicht unbezahlt lassen, allerdings... - er hielt eine Phiole mit einer roten Flüssigkeit hoch, bei der es sich nur um eines handeln konnte - Habe ich mir erlaubt, eine geringe Menge des vergifteten Blutes abzuzapfen. Zu Forschungszwecken. Ich denke, das sollte mir mindestens vergönnt sein, ja? Wieder nickte Zoltan nur. Ziemlich forsch, aber wenn eine Phiole Blut alles war, was er als Gegenleistung verlangte, bitte sehr. In Anyas Körper hätte es in diesem Zustand eh keinen Nutzen mehr gebracht. Der seltsame Kerl verschwand, und Zoltan trat an Anyas Bett heran. Tatsächlich, sie sah friedlicher aus, als er sie je gesehen hatte. Es war nun aber eben auch nicht so, als hätte er sie vorher jemals beim schlafen beobachtet. Er unternahm ein paar zaghafte Versuche, sie anzusprechen, nur um zu sehen, ob sie nicht nur gesund aussah, sondern auch zu einer Reaktion fähig war. Was, wenn das Gift zwar nicht mehr tödlich wirkte, aber sie in einem Wachkoma zurückließ? Doch seine Sorgen zerstreuen sich: Nach dem dritten Versuch öffneten sich langsam ihre Lider.