Stall der Zwillingsberge {Gasthof}

Wir haben ein neues Unterforum erstellt, nämlich den Zelda-Stammtisch! Dort könnt ihr euch nach Lust und Laune über Zelda austauschen, ohne auf Beitragslängen oder Spam zu achten. Perfekt für Memes und anderen Medien. Schaut doch hier vorbei!
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  • Der Stall der Zwillingsberge ist ein sehr beliebter Ort zum Rasten und Forschen, und das hat gleich mehrere Gründe.
    Zum einen befindet er sich im Schatten der mächtigen Zwillingsberge, welche von fast überall aus gesehen werden können. Zudem befindet er sich auf der Baccanera-Ebene, einem geschichtsträchtigen Ort, von denen heute nur noch Haus- und Wächterruinen, sowie Mythen und Legenden erzählen.
    Aus irgendeinem Grund kommt es hier recht häufig zu Zwillingsgeburten. Manche sagen, es liegt an dem Ort und der Zauber dieser Gegend. Andere finden, dass es nur Aberglaube ist und eben ein bemerkenswerter Zufall, aber nicht mehr. Wie dem auch sei; dieser Stall ist die letzte Rastmöglichkeit weit und breit. Besonders nach Hateno ist es noch ein ganzes Stück und man sollte die Chance gut nutzen, hier sein Proviant aufzufüllen. Viele Händler steuern diesen Stall an, sodass es eine bemerkenswerte Auswahl an Handelswaren gibt.
    Es lässt sich hier aber gut einige Tage verbringen, wenn man es nicht so eilig hat. Besonders Kletterwütige finden sich hier oft ein, bietet die Umgebung doch reichlich Gelegenheit, die eigenen Künste und Grenzen auszutesten. Auch zum Baden und Schwimmen gibt es hier ein paar Herausforderungen; wer will, kann sich gerne in die Strömung des Präludiaflusses gleich nebenan begeben und schauen, ob er es mit der Kraft des Wassers aufnehmen kann.
    Was auch immer Sie hierherführt: Willkommen am Stall der Zwillingsberge!

  • aus Richtung der Zwillingsberge kommend


    Puh, was für ein Schreck. Und Hylia sei Dank war es völlig umsonst, denn die Schreie stammten von einer Frau, die gerade mit Zwillingen niederkam. So etwas hatte Anya daheim in Tabanta alljährlich gesehen, wenn sie Esel ihre Fohlen zur Welt brachten und für sie war das ein durchaus vertrauter Anblick.
    Erleichtert steckte sie ihr Messer weg und wandte sich ihrer Stute zu. Das Wohl ihres Pferdes war ihr jetzt am wichtigsten. Zoltan müsste das eigentlich tun, damit er es lernen konnte, aber jetzt wollte Anya Seven putzen und striegeln. Geschickt band sie die Zügel fest und nahm ein Tuch, um das Fell zu trocknen. Dann fuhr sie mit der flachen Hand eine Weile auf den Rücken und Bauch herum, damit sie die Haut des Tieres entspannen konnte. Erst danach griff die zum Striegelzeug und bürstete Sandkörner und Blätter aus dem Fell. Dabei summte sie eine langsame Melodie und Seven schloss die Augen und winkelte den Hinterhuf an.
    Als sie fertig war, führte sie Ihre Stute zum Grasstreifen gegenüber des Stalls, wo es auch einen kleinen Teich gab, der von einem Wasserfall gespeist wurde. Mittendrin stand eines dieser eigenartigen Gebilde, die es oft in Hyrule gab. Es sah aus, wie ein Eingang zu einer Höhle, aber es war verschlossen.
    Seven trabte bereits zum Wasser und trank, nachdem Anya ihr gerade noch das Zaumzeug abnehmen konnte.


    Langsam ließ sich Anya im Gras nieder und spürte ihre Knochen. Alles fühlte sich wie Blei an; ihr Körper und ihr Geist. Erst jetzt spürte sie die Last, die sie mit sich herumtrug noch einmal, obwohl sie meinte, das hinter sich gelassen zu haben. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich einen Blick in ihre Zukunft, Pläne oder irgendetwas handfestes, was ihr Zuversicht und Sicherheit gab. Sie kannte ihren Weg jetzt bis Hateno, aber dann wusste sie nicht weiter. Sie war eine Händlerin, hatte aber keine Waren mehr. Sie war dann weit im Osten und damit eine Woche von Tabanta entfernt, wenn nicht gar zwei. Nie hatte sie so empfunden; nicht zu wissen was morgen ist, war immer Teil ihres Lebens und immer etwas, was ihr gefiel. Doch nun kam sie sich so verloren vor. Mama, Papa, wärt ihr doch hier.
    Anya kaute auf einem Grashalm herum und versuchte, jeden einzelnen Sonnenstrahl auf ihrem Gesicht zu spüren. Ihre Augen suchten nach Muster in den Wolken. Eine sah aus wie eine große weiße Taube. Eine Gerudo erzählte ihr mal, dass weiße Tauben ein Zeichen des Friedens sind. Ein aufmunternder Gedanke.


    Vermutlich war Anya kurz eingenickt, als sie von einem bekannten Klackern wach wurde. Gustl.
    Lächelnd erinnerte sich Anya an die letzte Woche, als sie Gustl in genauso so einer Situation das erste Mal begegnet war. Keiner von beiden konnte da ahnen, was schon bald darauf passieren würde. Sie atmete tief ein. Kannte sie den kleinen Krog eigentlich? Rückblickend betrachtet war da wenig, was Anya über sie wusste. Offenbar hatte das kleine Baumwesen magische Kräfte, war etwas tollpatschig... Aber was gab es noch?
    "Gustl", bemerkte Anya, ohne sich aufzurichten oder den Kopf in die Richtung zu drehen. "Suchst du wieder nach Kräutern?"
    "Eigentlich wollte ich dir Gesellschaft leisten", antworte der Krog. "Da ist etwas..."
    "Ja, da hast du wohl recht." Laut seufzend richtete sich Anya auf und setzte sich in den Schneidersitz. Der Wind bließ ihr die Haarsträhne von der Stirn und fädelte sie in ihren Dutt ein. "Weißt du, was man über diesen Ort sagt? Es heißt, hier hätte es mal ein friedliches Dorf gegeben. Alle die hier lebten, sollen glücklich und freundlich gewesen sein. Dann kam die Verheerung und hat hier alles vernichtet. Irgendwo hier ist der Leibwächter von Zelda gefallen; genau hier." Anya grub eine Hand in den Boden und ließ die feuchte Erde durch ihre Finger gleiten. "Man hat ihn nie gefunden."
    Gustl schaute sie etwas verwundert an. Doch schon kurze Zeit später fasste sie sich wieder. "Wieso gehst du mir aus dem Weg? Geht es dir nicht gut?"
    Eine ganze Weile verging, Anya wusste schlicht nicht, was sie sagen sollte. Ging es ihr gut, oder hat Daskida alles verändert? Eigentlich dachte sie, dass sie das hinter sich hatte. "Ich weiß es nicht", schaffte sie schließlich zu sagen und ließ den Kopf hängen. "Wir begegnen einer Fremden und ich denke sofort an Flucht und Kampf und Blut. An Mord.... Ich hab keine Ahnung, was das mit dem Yiga und mir macht und ich weiß auch nicht, wie ich da wieder rauskommen soll."
    "Ich hatte ja keine Ahnung", druckste Gustl. "Also ja, ich habe mitbekommen, wie schlecht es dir erstmal ging, aber dass du so darunter leidest, war mir nicht klar."
    "Mir auch nicht, ehrlich gesagt. Zoltan half mir und ich dachte, es wäre vorbei."
    Gustl watschelte ein Stück zu Anya und sah sie eindringlich an. "Der Yiga hätte uns umgebracht, Anya. Er hätte uns einfach umgebracht. Aber du warst da und dem Himmel sei Dank mutig genug. Seitdem Hyrule untergegangen ist und die letzten Mitglieder der Familie tot sind, kommt es auf uns an. Wir müssen uns selbst verteidigen; irgendwie müssen wir überleben. Wir müssen kämpfen, jeden Tag! Ich bin ein Krog, ich kann nicht kämpfen, aber ich kann offensichtlich heilen. Das ist meine Art zu helfen und dem Bösen gegenüberzustehen. Lass uns das gemeinsam machen; grenze dich nicht ab." Gustl hatte sich inzwischen gegen Anya gelehnt. "In Zukunft reden wir mehr miteinander, in Ordnung?"
    Anya nickte erleichtert. Das war ein gutes Gespräch. Wir schaukeln das schon. "Trotzdem werde ich mich nun auf die Suche nach Pilzen und Kräutern machen, solange es noch hell ist. Wenn ich zurück bin, mach ich uns etwas zu essen."


    Am Stall lieh sich Anya Kletterstiefel aus und machte sich daran, die Felswände zu erklimmen. Sie fand Spurtveilchen, Ausdauerlinge und Hylia-Gras. Nicht sehr üppig und auch nicht sehr ergiebig, aber besser als nichts.

  • Die Ställe waren nicht mehr weit. Man konnte bereits am Ende der Bergketten das große Zelt sehen. Einige Fackeln waren bereits entzündet und ein kleines Treiben war draußen zu beobachten. Händler, Reisende, Geschäftsmänner oder einfach nur die Arbeiter, die sich um den Gasthof bzw. die Pferde kümmerten. Evelyn merkte auf die letzten Meter hin, wie sehr ihre Kraft entfloh. Ihre Beine taten weh, ihre Schulter brannte, ihr Nacken war steif, ihre Hände zitterten vor Erschöpfung und unter ihren sonst so tief blauen Augen, zeichneten sich schwarze Augenränder ab, die zusammen mit ihren blauen Flecken am Brustbein ein schauderhaftes Schauspiel verband. Einzig ihre Haare waren glatt und penibel geordnet, so wie sie immer waren. Wenn eine Haarsträhne ihr ins Gesicht flog, wischte sie sie elegant wieder hinter ihr Ohr. Die letzten Meter durch das Gras waren keine Schritte mehr, sie stapfte nur noch so vor sich hin. Schlurfende Geräusche, zog die junge Kriegerin hinter sich her. Als sie endlich Am Stall angelangt war, war die Entspannung allerdings noch zum Ergreifen fern. Eine Frau hatte geschrien. Es war dasselbe Schreien, was sie zuvor schon in der Bergkette vernommen hatten. Nun konnte man auch endlich zuordnen, woher es kam. Eine hochschwangere Frau lag mit gespreizten Beinen auf dem Bett und hatte einen hochroten Kopf, während sie verbissen ihre Zähne fletschte. Jede Regung, jeder Atemzug musste der Frau wohl ersichtlich zu viel sein, da durch das Pressen ihre Augen bereits hervorquollen. Eve konnte sich nicht daran erinnern solch einen Anblick jemals erblickt zu haben. Gelangweilt aber doch ein teil neugierig, lehnte sie zwischen Türschwelle und dem Aufenthaltsraum wo die Betten standen. In ihrem Kopf glich sie sämtliche Bilder ab. Bilder von Schlachten, Bilder von grotesken Ereignissen und doch, passte keines der herausgesuchten Erinnerungen zu den großen Augen der Frau, die keine 5 Fuß von ihr ihre Seele aus dem Leibe schrie. Einige Maiden hatten alle Hand voll zu tun. Sie trugen Schüsseln mit Wasser umher, tauchten Tücher und andere Utensilien in das Wasser und gaben es der gebärenden Frau, legten es ihr auf die Stirn. Eve räusperte sich kurz, wurde allerdings ignoriert. Sie zuckte mit den Schultern. "Wer nicht will, der hat schon, mh?" Verbissen drehte sie sich wieder um und hinkte ein paar Meter vor das Zelt. Sie nahm die Gelegenheit und begutachtete das Areal genau. Was konnte sie sehen? Fernab, ein paar Fuß, war ein kleiner Teich, dessen Ursprung wohl in die Berge fließt. Daher auch das viele Wasser. Ihre Augen wanderten weiter nach rechts. Ein langer Pfad, dessen Weg nicht ganz zu erkennen war. Sie würde wohl nachher eine Route auf der Karte ausmachen. Links gab es eigentlich nicht viel. Da war die Brücke, auf denen sie hergekommen waren und ein weiterer Pfad, der irgendwo hinführte. Also nichts, was gerade interessant war.


    Wieder drehte sie sich um und ging einige Schritte in das Zelt. Da die Menschen noch immer damit beschäftigt waren, das Geschrei der Frau zu bändigen, wartete sie einen Moment ab als keiner hinsah und schnappte sich bei der ganzen Aufregung unbemerkt einige Handtücher und eine Tonkaraffe. Blitzschnell verschwand die Frau draußen und zog sich zurück. Kurz kratzte sie sich an ihrem Kopf. Hatte sie nicht etwas vergessen? Fragend blickte sie sich um, konnte allerdings niemanden so recht sehen. Einem alten Händler, der gerade vor einem großen Kochtopf saß, warf sie einen grüßenden, aber neutralen Kopfnicker zu, dieser erwiderte ihn und fixierte weiter seine Suppe. Eve ging ein paar Schritte weiter. Ihre Gruppe, die konnte sie vorerst nicht finden. Es war ihr auch egal gewesen. Früher oder Später würden sie eh alle zusammen bei den Betten auftauchen, wenn sie überhaupt ein Bett bekamen bei dem Spektakel da drin.


    Sie schlenderte genüsslich Richtung Wasser. Als sie am Teich angekommen war, hatte sie sogar zwei der Ausreißer wiedergefunden. Es war das Mädchen zusammen mit dem Baumwesen. Über was sie sich rege unterhalten hatten, das konnte sie nicht sagen. Sie wollte sich auch nicht einmischen, brauchte Zeit für sich allein. Sie hatten die Kriegerin mit Sicherheit wahrgenommen, aber auch das war ihr egal gewesen. Sie rammte ihre Sense mit dem Stiel voraus in den Boden und legte ihre Handtücher über das Sensenblatt. Mit wenigen Griffen löste sie ihre Plattenhandschuhe und schmiss sie unordentlich vor ihren prunkvollen Seelensammler. Kurz beugte sie sich nach unten, löste weitere Riemen ihrer Stiefel und schlüpfte gekonnt daraus hinaus. In wenigen Minuten entledigte sich die Frau auch vom Rest ihrer Rüstung. Von ihrem Handgelenk zog sie ein Haarband, womit sie sich eine Pferdeschwanzfrisur band und ihre Haare hoch steckte. Nun schlüpfte sie aus ihrer Hose hinaus, zog mit einem schmerzhaften Gesichtsverzerren ihr Oberteil aus und entblößte dabei ihre wohl geformten Brüste, die wie zwei große Kugeln vor ihr hingen. Sie legte den Rest der Klamotten auf ihrer Sense ab, ging einen tastenden Schritt mit ihrem Zeh in das Wasser, um die Temperatur einzuschätzen. Es war nicht gerade warm, aber auch nicht so kalt, dass alles an ihrem Körper fror. Sie schnappte die Karaffe und sprang mit einem Satz in das wohlige Nass, wo sie sich einige Stunden darin trieben lies, sich wusch und wirklich mal entspannen konnte. Hatte sich aufrecht hingesetzt und ihre Augen geschlossen, während sie spürte wie die leichte Strömung auf ihrer Haut kitzelte.


    Nun war es wirklich bereits dunkel geworden. Der Mond stand hoch am Firmament, das Schreien hatte irgendwann aufgehört und vor Schreck wäre die Frau fast ertrunken, da sie eingeschlafen und mit dem Kopf unter Wasser gekommen war. Sie sprang wild auf, fuchtelte mit ihren Armen während ihre Brüste freudig auf und ab hüpften. Sie zog einen erzürnten Blick, warf eine Faust in die Richtung des Teiches und hatte dabei tief und laut Luft geholt. Ehe sie realisierte, dass sie gar nicht in Gefahr war, seufzte sie entlassen. Sie patschte sich ins Gesicht. "Oh man, Zeit fürs Bett. ..." Sie hatte bemerkt, dass ihre Kollegen gar nicht mehr in der Nähe waren. Wo sie sich jetzt aufhielten? Eve trat langsam wie eine nasse Meerjungfrau aus dem Wasser und trocknete sich mit den Tüchern ab, schlüpfte in die leichten Klamotten und packte Sense, sowie ihre Rüstungsteile zusammen und stapfte in Richtung des Zeltes. Der Tumult von vorhin hatte sich scheinbar gelegt. Das Bett, auf der die Frau lag war leer und frisch bezogen, die Mädchen und Frauen waren verschwunden und alles was blieb, war eine ruhige Atmosphäre während man draußen das Feuer der Fackeln und des Lagerfeuers knistern hören konnte. Sie wandte sich nun an den Hylianer, der für die Bewirtung zuständig war. "Seid gegrüßt." Entgegnete sie ihm. >>"Was kann ich für Euch tun, schöne Maid."<< Sie musste nicht großartig überlegen. "Etwas zu essen, einen Krug Rotwein und eine Möglichkeit hier zu schlafen wäre nett." Der Hylianer nickte verständlich, zog einen Rechenschieber hervor und fing an zu rechnen. Hin und wieder überlegte er kurz, schrieb etwas auf den Zettel, legte seine Feder wieder unter die Nase und überlegte weiter. >>"Wie viel Nächte?"<< Eve zeigte mit ihrem Zeigefinger an die Decke. >>"Ah verstehe, eine Nacht also. ... Hmm. Wart Ihr vorher nicht in Begleitung?"<< Eve nickte. "Ok. ok. Ich verstehe. Sollen wir für die Anderen ebenfalls Betten einkalkulieren."<< Evelyn zuckte mit den Schultern. "Äh ja, ich weiß nicht. Mir egal. Schreibt es auf, zahlen sollen sie es selbst. ..." Zufrieden nickte der Hylianer, riss ein Stück von seinem Pergament ab und zeigte es Eve. >>"Das macht dann den Betrag, abzüglich eines Gruppenrabattes."<< Ohne groß nachzurechnen kramste sie in ihrer Tasche und bezahlte das Bett von ihr sowie das Essen. Es dauerte auch nicht lang, dann hatte die junge Frau einen Krug voll Wein, einen riesen Leib Brot und einen gewaltigen Stück eines herzhaften Käses in der Hand. Zufrieden und mit einem wirklich befriedigen Lächeln trabte sie vor das Zelt- Unterdessen hatte sie bereits herzhaft in das Brot gebissen, kaum gekaut und schon das Käsestück hinterher geschoben. Sie Zog am Rotwein als wäre es Saft und mit einem Herzhaften "Ahhhh" hatte sie den Ritus damit begonnen, diese Prozedur des Schlingens so lange zu wiederholen, bis sie fertig war. Nun, der Wein würde wohl noch einige Male nachgekauft werden, da er wirklich lecker war. Schon lange hatte sie keinen edlen Tropfen mehr gehabt.



    Sie hatte sich nach einiger Zeit draußen einfach an eine ruhige Stelle an das Zelt gesetzt. Als sie gerade aufstehen wollte um noch einmal Weinnachschub zu ordern, erblickte sie ihr Gruppenmitglied. Es war der junge Mann gewesen, dessen Einschüchterungsversuch vor nicht allzu langer Zeit gehörig nach hinten los ging. Sie gesellte sich in ruhigen Schritten zu ihm. Er schien gerade mit seinen Gedanken abwesend zu sein, so machte es auf jeden Fall ihr den Anschein. Laut schlurfend zog sie die Grasbüschel hinter sich her, biss noch einmal genüsslich in das große Stück Käse und zog es mit einem Japser Wein hinterher. Langsam hatte sich eine leichte Röte über ihre Nase bis hin zu den Wangen gezogen. "He, du. ..."Platze sie in seinen Kreis. "Was machst du allein hier draußen? Ich dachte du bist mit den Anderen irgendwo am Langweilen?" Sie setzte eine Kunstpause zwischen ihren Sätzen, kratzte sich am Hals und nahm die Gelegenheit gleich wahr, um ihren Pferdeschwanz zu lösen, das Haarband wieder an ihr Handgelenk zu binden und noch einmal vom Käse abzubeißen. "Waf verflägt dif eifendlich zu diefer ..."sie schluckte, "... Gruppe? Ich meine, ein Baumwesen, das gerne mal alles ausplaudert was ihm in den Sinn kommt, eine verängstigte Rothaarige? Nach meinem ersten Anschein, ist sie keine Kriegerin. Ich tippe auf Bote, oder Händler. Selten trauen sich Menschen hinaus ins Land, ohne wirkliche Beweggründe, ohne Schutz, ohne Waffen. Bist du ihr Söldner? Nach einem ehrenhaften Soldaten siehst du mir nicht aus." Sie musterte ihn abschätzend. "Deiner Handlung vorher zu urteilen bist du aus dem Geschäft schon lange raus. Deine eigenen Pläne und Vorstellungen treiben deinen Sinn weiter hinaus in die Welt, hab ich recht? Ehre, Ideale, Regeln, Loyalität. ... Alles für die Katz?" Sie versuchte aus ihrer Provokation heraus in seinen Gesichtszügen etwas zu lesen. Hatte sie mit ihrer Behauptung recht? "Ich schätze mal du hast einen tieferen Plan den Zweien zu folgen, oder bist du angeheuert sie zu beschützen?" Sie legte ihren Kopf schräg und stopfte sich das letzte Stück Käse in den Mund, sodass sich ihre Wangen aufplusterten.

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  • Da es nicht so wirkte, als wäre die Niederkunft allzu bald beendet und seine Gefährten, alte wie neue, sich zerstreut hatten, beschloss Zoltan, ein wenig im Esch-Sumpf umherzuwandern. Unter dem bewölkten Himmel boten die Heerscharen der Wächterwracks einen trostlosen Anblick. Bei genauerer Inspektion einer kaputten Maschine entdeckte er ein paar relativ gut erhaltene Schrauben und Zahnräder. Auch wenn Wächterteile einzeln kein Vermögen wert waren, gab es etliche Händler, die einem Ankauf nicht abgeneigt waren, und so ließ er seine Funde in die Tasche gleiten. Er schätzte, zumindest einen Notgroschen daran verdienen zu können. Sonst gab es nicht viel zu entdecken, die umherliegenden Waffen waren beinahe bis zur Unkenntlichkeit verrostet und somit von keinerlei Nutzen. Es dämmerte bereits, als er zurück in Richtung Stall spazierte und ein wenig in der Geschichte dieses Ortes schwelgte.


    Es hieß, vor 50 Jahren wären Prinzessin Zelda und ihr Leibwächter hier verschwunden und niemand hätte sie seitdem tot oder lebendig wiedergesehen. Wenige Zeugen berichteten von einem gleißend hellen Licht, dass von diesem Ort ausging und das zerstörerische Treiben der Wächter in ganz Hyrule in einem einzigen Augenblick beendete. Die ehrfürchtigsten dieser Erzähler vermuteten, dass die Prinzessin es in letzter Sekunde aus lauter Verzweiflung geschafft hatte, eine göttliche Macht, dessen Erbin sie angeblich war, zu entfesseln. Aber was es auch war, ihr Leben und das des letzten Recken schienen damit beendet. Böse Zungen behaupteten auch, zwischen Zelda und ihrem Leibwächter hätte sich eine Romanze entwickelt, die der König nie geduldet hätte, sodass sie die Gunst der Stunde - die Zerstörung Hyrules - nutzten, um durchzubrennen. Was auch immer zutreffen mochte, das Ergebnis war, dass die Welt in Trümmern lag und sich nur an wenigen Orten langsam erholen konnte.


    So in Gedanken versunken bemerkte er gar nicht, dass er den Stall bereits erreicht hatte und die Nacht hereingebrochen war. Sowie er wieder zu sich kam, wurde er auch schon von einer weiblichen Stimme angesprochen. Es war Eve, die nun ihrer Rüstung entledigt am Feuer saß und es sich mit großzügigen Portionen Abendessen und Wein gutgehen ließ. Viel Zeit, ihren Gruß zu erwidern oder zu bestätigen, dass Anya und Gustl in den letzten Stunden nicht bei ihm waren, ließ sie ihm nicht. Direkt prasselten Fragen auf ihn ein. Fragen, die er nicht alle vollständig beantworten konnte oder wollte. In den Sekunden seines Schweigens aß und trank Eve weiter, als würde es sie nicht interessieren, ob er jemals darauf antwortete. Obwohl seine letzte Mahlzeit das Frühstück am Hylia-See gewesen war, verspürte er selbst keinerlei Hunger. Bei den Yiga gab es für Rekruten nur warme Mahlzeiten, wenn man sich diese durch das grausame Töten Gefangener verdiente. Zoltan hatte es mit dem sinnlosen Morden nie eilig und so vergingen oft mehrere Tage, bis er das Leben eines Menschen gegen Nahrung eintauschte. Das hatte ihn gelehrt, zwischendurch auch mal ohne feste Nahrung auszukommen.
    "Gib mir einen Moment," sagte er schließlich und betrat den Stall, um sich ebenfalls einen Krug Wein einschenken zu lassen. Den "Moment" zögerte er ein wenig hinaus, indem er einen großen Schluck trank. Dann erst ging er zurück zum Feuer, ließ sich nieder und begann nach einem weiteren Augenblick des Schweigens zu reden.
    "Kennst du den Spruch "Wenn du nicht mehr weisst, wo du suchen sollst, kehre zurück zum Anfang"? Das tue ich gerade. Ich habe Hateno verlassen, als ich 15 war und versucht, irgendwo so etwas wie einen Sinn zu finden. Ohne Erfolg, wie man sieht." Ein weiterer Schluck Wein. Eve aß immernoch weiter, sah in aber dabei wieder direkt an. Als wäre sie eine Therapeutin, der es gelungen war, an der Oberfläche zu kratzen und nun abwartete, worauf es hinauslief. Zoltan wusste nicht recht, was er dabei empfinden sollte. War es der Mangel an sichtlich aufrechtem Interesse, den sie nach ihrer Fragerei zur Schau gestellt hatte, was ihn aus sich herausgelockt hatte? Egal was es war, er redete weiter.
    "Ich wusste selbst nicht, dass ich dorthin zurück möchte, bis ich ein Gespräch zwischen den anderen beiden überhörte und anbot, mich ihnen anzuschliessen. Der Teil ist also ziemlich uninteressant. Ich bin weder irgendjemandes Söldner noch irgendjemandes irgendwas. Falls du also denkst, ich wäre der Aufpasser für zwei Reiche Händler und darauf spekulierst, mich auszuschalten und ihnen ihr Geld abzunehmen, muss ich dich enttäuschen." Die Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Er trank und dachte über ihre letzte Frage nach. "Ich weiss selbst nicht, was mich im Moment antreibt. Mag sein, dass du mit der Suche nach dem Sinn recht hast. Als ich Hateno verließ, war es so. Aber entweder ging das irgendwo auf dem Weg verloren, oder es ist nur eingeschlafen. Ich würde nicht behaupten, dass Loyalität oder Regeln gar keine Rolle für mich spielen, aber ich bin nicht oft genug mit anderen Leuten zusammen, um darüber ernsthaft nachdenken zu müssen. Das ist alles, was ich über mich weiss. Und ich gebe zu, es ist erschreckend wenig."


    Das war es also. Er hatte sich jemandem anvertraut und dabei herausgefunden, dass es kaum etwas zum anvertrauen gab - von gewissen unschönen Teilen seiner Vergangenheit einmal abgesehen. Er trank und blickte abwartend zu Eve, in der Hoffnung, dass das Erzählte wenigstens für sie einen zufriedenstellenden Sinn ergab.

    Einmal editiert, zuletzt von Vincent Delacroix ()

  • Evelyn wusste nicht wie viel Zeit mittlerweile vergangen war, wie lange sie bereits am Feuer saß, den wie vielten Wein sie bereits intus hatte. Allein die Röte die sich über ihre Wangen zu ihrer Narbe hinwegzog, konnte einen Hinweis darauf geben, dass sie Bereits versucht hatte ihre Antworten auf dem Grund des Kruges Wein zu finden. Sie musste nostalgisch lächeln, als sich die lodernden Flammen des Feuers in ihren Augen widerspiegelte. Ihr Gruppenmitglied hatte tatsächlich angefangen auf ihre Fragen einzugehen. Anfangs hatte sie seine Worte nur lasch zugehört. Seine Stimme hallte nur seicht in ihr Ohr, ohne sich darauf zu konzentrieren, doch als es emotionaler wurde, konnte Eve nicht anders und sie blickte ihn tief an. Es war, als würde sie mit ihren Augen in den Krieger sehen und das betrachten, was diesen Menschen ausmachte. Sie schloss ihre Augen und resignierte, nahm einen Schluck vom Wein. "Wenn du nicht mehr weiter weißt, dann kehre zurück zum Anfang?" Diese Floskel war interessant und dadurch hatte er nun ihre volle Aufmerksamkeit. Unterdessen der Krieger weitererzählte, drangen viele Gedanken in ihren Kopf. "Wo liegt mein Anfang vom Ganzen? Was ist meine tatsächliche Aufgabe?" In Gedanken hatte sich eine versiegelte Schriftrolle manifestiert die sie in ihrer Tasche hatte. Ihr ursprünglicher Auftrag war es, sie nach Hateno zu bringen. Müde öffnete sie ihre Lider. Sah leicht betrunken, leicht Abwesend zu ihren Kollegen. Sie musste grinsen. "Also doch Händler. dachte sie und ließ die Karaffe in ihren Fingerspitzen kreisen, sodass der restliche Inhalt des Rotweines in Wallungen geriet. "Manchmal ist es nicht verkehrt seinem Inneren zu folgen ohne einen ersichtlichen Grund. Wenn es dich nach Hateno verschlägt, wenn du darauf brennst diesen Ort aufzusuchen, dann tu es. Tu es für dich, nicht für jemand anderen." Sie schloss ihre Augen. "Ich habe aufgehört zu solchen Zeiten nach einen Sinn zu fragen. Vielmehr suche ich das Puzzelstück, das mich in das große Ganze eingliedert. Freundschaft, Loyalität, Vertrauen. ... All das sind Werte mit denen ich nichts weiter anfangen kann. Ich meine sieh dich doch um." Sie machte über das Feuer hinweg eine ausschweifende Gestik. "Die Welt ist im Arsch und hinterließ uns ein Erbe der Finsternis. Welche Werte haben unsere gesellschaftlichen Etiketten in solch einer Welt? Es wird gestohlen, es wird gemordet, es wird gelogen und hintergangen. Wieso diesen Teil ablehnen um der zu sein, der zum Schluss aufgrund seiner Etikette ins Gras beißt? Ich habe gelernt das Schicksal uns aller zu akzeptieren, dass wir es wohl nicht ändern können. Ich passe mich dem an, um zu überleben. ..." Sie blickte in den Krug und ließ ihn enttäuschend mit ihren Fingern sinken, denn er war leer. Sie zog ihre Beine an und beugte sich nach vorn, umschloss nun mit ihren beiden Armen die Knie. "Ich kann dir zwar bei deinem Problem nicht helfen, aber ich kann dir einen Rat geben." Wieder blickte sie zum jungen Krieger. "Lass dich von deinem Vorhaben nicht abbringen. Fang nicht an dich selbst zu verleugnen. Steh zu dem, was du tust, oder was du bist. Lass die Vergangenheit sein, denn sie ist ein Teil von dir und lässt sich nicht ändern. Wieso auch? Das, was man damals beschlossen hat zu tun, stammt von reinster Überzeugung. Vielleicht hat es ja jemanden glücklich gemacht? Wenn man zu einem vergangenen Zeitpunkt eine Befriedigung in seiner Entscheidung verspürte, war sie nicht falsch. Es war von Nöten um aus uns das zu machen, um unseren Charakter so zu formen, wie man im Hier und Jetzt ist. Ich habe nie bereut so zu werden wie ich bin. Ich habe das Beste daraus gemacht. Und letztlich ist es ein ewiger Rattenschwanz. Meine jetzigen Entscheidungen werden meine Zukunft genauso beeinflussen wie meine damaligen es taten. Und es ist gut so, warum? Weil ich sie wohlwissend und mit Bedacht treffe." Sie nickte langsam, patschte dem Krieger letztlich auf die Schulter.


    "Du wirst das finden, wonach du suchst. Du hast jederzeit selbst die Hand darüber, was du daraus machst. Wenn du nach einem tieferen Sinn suchst, dann mach dir einfach einen. Niemand kann dir vorschreiben was du zu tun hast. Wenn du von heute an sagst, du wirst Florist und machst einen Blumenladen auf, dann tu das weil es dich erfüllt und dir einen Zweck gibt. Wenn dich dieser Zweck nicht befriedigt, dann mach etwas neues, etwas anderes. Du bist noch jung, niemand hält dich auf. Sei verrückt auf eine gewisse Art und Weise. Meist kommt einem seine eigene Rolle in diesem Spiel als schwierigste vor. Wenn man aber den Gedanken gefunden hat etwas für die Selbstverwirklichung zu tun, dass man es für sein eigen Wohl macht, dann tja. Sieht das meiner Meinung nach schon anders aus." Sie musste mit den Schultern zucken. "Aber wie gesagt. Ist nur meine Definition des Ganzen und sollte mehr als Tipp gelten. Was du daraus machst obliegt bei dir. Wichtig ist im Jetzt zu starten und seinen Kopf nicht im Vergangenen zu belassen." Sie stand auf. " Wenn du mich entschuldigst. Mama liegt auf dem Trockenen. Ich hol mir noch eben was zu trinken."

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  • Gustl sah Anya lange nach. Sie war verlegen und hatte auf unbestimmte Art ein schlechtes Gewissen, denn ihr war tatsächlich nicht aufgefallen, wie schlecht Anya sich wegen der Tötung des Yiga fühlte. Wie immer, wenn etwas sie sehr beschäftigte, begann sie vor sich hin zu murmeln: "Naja, sie hätte ja auch mal was sagen können. Ich kann doch nicht Gedanken lesen...". Sie hielt inne. Wann bitte hätte Anya sich denn äußern sollen? War doch wirklich genug passiert und wenn Gustl ehrlich zu sich selbst war, war ihre ganze Aufmerksamkeit auf Zoltan gerichtet gewesen, Anya dagegen hatte sie für selbstverständlich genommen. "Das geht nicht", schimpfte sie weiter. "Du kannst nicht weiter durch die Welt gehen und so tun, als seiest du alleine drin. Wie sollen wir gesund zusammen nach Hateno kommen, wenn jeder nur sein eigenes Ding durchzieht. Nun reiß dich mal zusammen!"


    Sie dachte wieder überAnya nach. Ihr war vorher gar nicht in den Sinn gekommen, dass diese bisher noch nie in eine Situation geraten war, in der sie jemanden umbringen musste. Da war es wohl verständlich, wenn einer das erst mal verarbeiten musste. Aber was hätte Anya andererseits sonst tun sollen? Warten, bis die Yiga sie alle abschlachteten? Gustl fühlte sich hilflos. Sie selber tickte anders. Wenn ihr einer an die Rinde wollte, wehrte sie sich mit allem, was sie hatte (okay, meistens musste sie abhauen, aber darum ging es hier nicht) und sie war sicher, wenn sie nur größer wäre und kämpfen könnte, würde sie sich kein großes Gewissen darum machen, wenn ein Angreifer den Löffel abgeben musste! "Jaja, red dir das nur selber ein, dummer Krog! Woher willst du das denn wissen, häh?"


    Das führte zu nichts. Hier saß sie unnütz herum, während Anya schon wieder auf den Beinen war und ihnen das Abendessen zusammen suchte. Sie sollte sich endlich mal nützlich machen und am Stall nach freien Betten fragen. Die Schreie hatten aufgehört, einige Frauen trugen Sachen aus dem Stall heraus zum Fluss, vermutlich, um sie zu waschen, und allgemein herrschte eine ruhige Geschäftigkeit. Es schien also alles gutgegangen zu sein mit der Geburt. Wieder etwas, das Gustl ein schlechtes Gewissen machte. Sie hatte zwar noch nie eine Hylianergeburt miterlebt und als Geburtshelferin hätte sie in ihrer Kleinheit auch keine gute Figur gemacht. Aber wenn es hart auf hart gekommen wäre, hätten ihre Heilkräfte vielleicht auch hier ihre Wirkung entfalten können. Aber sie wäre nicht da gewesen, weil sie mal wieder mit sich selber beschäftigt war.


    Hmm, irgendwie lief es gerade nicht so gut. Die Welt um sie herum ging immer mehr in die Brüche, man konnte eigentlich keinem mehr trauen und musste ständig auf der Hut sein. Eine so simple Sache wie die Reise nach Hateno war eine lebensgefährliche Angelegenheit und mit Gefährten zu reisen, war auch nicht gerade einfach. Gustl fragte sich, was sie eigentlich hier verloren hatte. Sie dachte an ihren Bruder, Beninus, der ihr seit Jahren bei jedem Besuch zuredete, doch in den Verlorenen Wäldern zu bleiben. Benni hatte nie verstanden, warum Gustl so viel unterwegs war und wenn sie ehrlich war, sie wusste es selber nicht. Im Moment wusste sie nur, dass sie sich nach den kühlen und nebligen Wäldern sehnte. Sie wollte Benni sehen und ihre Eltern, sie wollte die kleinen Kroglinge ihrer Schwestern in den Armen halten und den Geschichten des Deku-Baums zuhören. Sie wollte ihren Eltern alles erzählen, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte und vor allem wollte sie in den Arm genommen und getröstet werden. Gustl begann zu weinen.


    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte, weit weg tauchte Anya wieder auf, die vom Sammeln zurück kam. Gustl schniefte noch einmal auf. Die Heulerei hatte ihr gut getan, sie fühlte sich jetzt besser und beschloss, zum Stall zu gehen und ihre Übernachtung klar zu machen. Sie sah sich nach Zoltan und Eve um, konnte sie aber zunächst nicht entdecken. Na egal, die würden schon wiederauftauchen.


    Sie schüttelte Heli aus,der vom Herumliegen leicht zerknittert war, und wackelte zum Stall.

  • "Na geil!" Als Anya wieder am Stall war, musste sie feststellen, dass sie sich den linken Ärmel und die linke Seite ihrer Hose etwas aufgerissen hatte. Das werde ich wohl flicken müssen. Da ihre Kleidung imgrunde aus nichts anderem als Fetzen, Tüchern und Netzen bestand, war das auch egal, aber leider hatte sie in Angelstedt nicht nur ihren Esel und ihre Waren zurückgelassen, sondern auch alle Habseeligkeiten. Eigentlich besaß sie nur das, was sie am Körper trug.
    Sie war so versunken in ihren Gedanken, dass sie nicht merkte, wie sie angestarrt wurde. Als es ihr bewusst wurde, sah sie in die zwei Augenpaare von irgendwelchen abgerissenen Typen, die aussahen, als wären sie von Ganon selbst vertrieben worden. Während Anya versucht zu ergründen, warum die Männer sie so anglotzten, bließ der Wind in den Rücken und kräuselte ihre Locken vor das Gesicht. Oh. Sie hatte vergessen, sich die Haare zuzubinden. Rote lange Locken gaben den Leuten in ganz Hyrule Gesprächsstoff, das hatte sie schon früh lernen müssen. Am Stall der Wälder hatte man sie sogar einmal beschimpft und mit Essensresten beworfen, woanders wurden ihr Rubine für eine Nacht angeboten. Nur in Gerudo war es das normalste der Welt, rote Haare zu haben und diese mit Stolz zu tragen. Doch heute war sie es leid - die Leute sollten es endlich akzeptieren: ihre Haare, ihre Sommersprossen, ihre Kleidung, dass sie auf einem Pferd reitet und trotz ihres Alters noch immer unverheiratet war!


    "Was glotzt ihr so? Habt ihr noch nie eine Frau gesehen?", fuhr sie die Männer an und drehte sich weg, um in den Stall zu gehen. Es war einfach gerade nicht der Moment, sich um die Belange irgendwelcher Strolche zu kümmern und eine Antwort oder Reaktion interessierte sie nicht. "Hat hier jemand Nähzeug? Nur einen Faden. Bitte!"
    Die meisten schauten sie an, nur einer der Händler hob dezent einen Finger und bemerkte: "Einen Faden kannst du haben! Komm nur her zu mir." Erleichtert und lächelnd ging Anya zu ihm, doch der Mann grinste sie nur an. Er zuckte mit seiner linke Augenbraue und flüsterte: "...wenn du heute Nacht mein Bett wärmst."
    Das kam unvorbereitet und die Scham stieg in ihr hoch. Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde und das Herz in ihrer Brust hämmerte. Unbeschreibliche Bilder entstanden in ihrem Kopf, wie sie den Händler und die beiden anderen Männer mal zeigen würde, wie scharf das Messer war, das sie bei sich trug. Es war eigentlich nicht vonnöten um sich zu vergewissern, aber trotzdem blickte sie für eine Sekunde nach links. Gerade mal ein paar wenige Meter daneben lag die Frau mit ihren neugeborenen Zwillingen und riss die Augen auf; wahrscheinlich hatte sie die Worte des Mannes gehört und fürchtete nun um Anyas Reaktion. Nein, sie würde jetzt nicht durchdrehen, versprach sie sich. Und sie würde auch nicht losheulen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ich umzudrehen und das Zelt zu verlassen.


    Am Lagerfeuer saßen Zoltan und die Fremde, sie aßen und redeten. Es war ein sichtlich unpassender Moment, aber Anya setzte sich einfach dazu; wider ihrer Natur. Die Blicke der beiden durchbohrten sie. Ach, wie herrlich dieses Gefühl, wirklich überall ein Freak und unwillkommen zu sein.
    Ab morgen wird alles anders werden. Alles schreit nach Umbruch, nach Veränderungen. Und das wird es auch!

  • Evelyn hatte sich aufgesetzt. Sie merkte erst jetzt, wie der Alkohol nicht nur ihre Wangen einnahm, sondern langsam in ihren Kopf stieg. Auf der Stelle hatte sie versucht ihr Gleichgewicht wieder zu finden. Sie hatte einen kurzen Anlauf gebraucht und ihre Arme dabei nach vorne ausgestreckt. "Wouw ..."Sie blickte den Krieger an. "Also eine Karusselfahrt hatte ich nicht gebucht." Sie musste argwöhnisch grinsen. Der Wein hatte seine Wirkung nicht verfehlt und ihre Sinne waren weitgehend so betrübt, dass sie sich vorkam, als würde sie einem Theaterstück folgen. Ihre Sicht war leicht getrübt und die Bilder in ihrem Kopf zogen surreale Schweife hinterher. Gerade als sie sich bereit fühlte ihren ersten Schritt zu gehen, gesellte sich das rothaarige Mädchen zu sich. Eve blickte sie wie eine Viper an. Ihre Gesichtszüge waren wie immer hart und kalt. Kurz deutete sie auf die Händlerin. "Du solltest deine Haare offen Tragen ..." Ohnehin konnte sie nicht übersehen, dass das junge Mädchen einen roten Kopf hatte. Hatte sie auch von dem guten Tropfen getrunken? Innerlich zuckte sie mit den Schultern. Es war egal, jeder hier hatte einen roten Kopf, es musste der Alkohol sein. Sie ging an ihr vorbei. "Steht dir besser ...." Spielerisch den Krug in ihrer Linken um den Henkel schwingend, trabte die Kriegerin in das Zelt, wuchtete das Gefäß auf den Tresen und schnippte bestimmt, zeigte auf den leeren Inhalt. "Vollmachen. Danke!" Während die Bedienung eher angewidert von Eves Verhalten sich mit dem Krug umdrehte und diesen auffüllte, sah sich die Söldnerin um. Ihre Blicke schweiften von einer Person zur Anderen. Sie hatte die Frau entdeckt, die einige Meter von ihr in einem Bett lag zusammen mit ihren Kindern. Ebenfalls entging ihr nicht ein Blick eines Mannes, der auf einer Bettkante saß und mit einem breiten und schmalzigen Grinsen die Schwarzhaarige anlachte. Eve hatte es ignoriert, zog nur eine Augenbraue nach oben. Sie wollte sich gerade wieder den Tresen zuwenden, als dieser besagte Mann zu pfeifen anfing. >>"Ich glaube ich bin im Paradies."<< Er lachte dreckig und wieder starrte die Frau in seine Richtung. Sie hatte sich am Tresen angelehnt, ihre rechte Hand auf die Linke abgelegt und deutete mit einem Finger spielerisch auf sich. Der Mann nickte. >>"Komm doch mal her, du hübsches Ding."<< Eigentlich wollte Eve diesen plumpen Versuch der Anmache ignorieren, doch den folgenden Satz den er brachte, war sein Urteil. >>"Du siehst mir erfahrener aus, als dieses Rothaarige junge Ding. Viel zu schüchtern für das, was ich mich sehne."<< Eve trommelte mit ihren Fingern auf das marode Holzbrett des Tresens, dann patschte sie mit einer flachen Hand darauf. "Deswegen war sie so still..." Langsam löste sie sich von ihm. Sie setzte ein charmantes Lächeln auf, ging mit ihren langen Beinen große und grazile Schritte auf den Mann zu, der sich langsam zurück lehnte. Er grinste noch breiter. Evelyn tat es ihm nach. Es war ein schmieriger, alter Kerl gewesen, wohl Mitte 40. Seine Haare waren lau gesäht und das was er noch auf dem Kopf hatte, ließ einen grauen Schimmer durch das Kerzenschein erblicken. Eve hatte sich auf den Schoß des schmierigen Typens gesetzt, ihm den Gürtel von der Hose genommen. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihre Brüste fest an seinen Oberkörper. Sie lehnte sich kurz zurück. "Du meintest das junge Mädchen, das gerade das Zelt verlassen hatte?" Der Mann nickte, leckte sich über seine schmierigen, gelben Zähne. >>"Ja, ja. Wollte einen Faden haben. Ich wollte ihr etwas anderes geben, was nicht so dünn ist. Du scheinst dich aber mit gutem Werkzeug auszukennen hab ich recht?"<< Eve schloss ihre Augen, drückte sich noch fester an den Oberkörper des Mannes, sodass sie eine leichte Erektion in seiner Hose spüren konnte, da sie unmittelbar auf ihm saß. Sie ging mit ihren vollen Lippen an sein Ohr. "Weißt du, was ich mit Typen wie dir gerne anstelle?" Ihre Augen waren in Lust getränkt, ihre Lippen, sie waren spitz. Der Herzschlag des Mannes ging höher und höher. Er sabberte förmlich. >>"Nein, was denn?"<< Er legte eine Hand auf ihre Hüfte. Er wanderte langsam an ihr Gesäß. Evelyn hatte ihre Hände hinter seinem Nacken nun fester gepackt. Der schmierige Kerl stöhnte. >>"Oh ja ..."<< Die Söldnerin suchte sich Halt auf dem Boden mit ihren Füßen, packte seinen Nacken, schwang nach hinten und Stand auf, während sie den Mann mit einem Ruck und lauten Knall auf den Boden warf. Er schrie. >>"Du dämliche Dirne! Was sollte das?"<< Eve setzte sich bestimmend und ohne Worte in Bewegung, packte den doch kleineren Mann am Kragen und schleifte ihn zum Zelteingang. "Typen wie du hab ich zum Fressen dick!" Sie Hob ihn scheinbar mühelos auf, hatte ihm noch immer am Kragen, sodass sich vor Wut bereits ihre Fingerknöchel unter dem Stoff weiß färbten. Sie holte mit ihrer Rechten aus und gab ihm einen kräftigen Faustschlag mit. "Was bist du für ein elendiger, alter Perversling der sich an junge, unschuldige Mädchen vergreift?!" Ihre Augen blitzten unter ihrem kochenden Herzschlag. Sie holte mit ihrem Fuß aus und gab ihm einen Tritt, sodass dieser ihn vor das Zelt in den Dreck katapultierte. Sie trat einige Schritte nach vorn. Der Mann schützte sich mit beiden Händen vor seinem Gesicht. Seine Beule in der Hose, war ein surrealer Anblick der kauernden Person. Wieder packte die stämmige Frau zu, hob ihn dieses mal mit beiden Fäusten auf, blickte ihn tief an. "Du hast eine Option, wenn du heute eine ruhige Nacht haben willst. VERSCHWINDE!" Sie hatte ihn wieder zurück gestoßen, ihre beiden Hände aneinander gerieben. Mit halboffener Hose, mit stolpernden Schritten und fluchenden Worten, rannte der Mann ins Ungewisse, auf jeden Fall weit weg von der furchteinflößenden Frau. Sie rümpfte sich ihre Nase, stemmte ihre Hände in die Hüften. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. "Pfa."

    Sie wandte sich wieder dem Tresen zu, während sie den Hylianer musterte. "Du hast das ganze doch vorhin mitbekommen, mit dem rothaarigen Mädchen, oder?" Mit einer Abwehrhaltung hatte er den Kopf stark geschüttelt. "Dein Glück ..." Schwungvoll hatte sie ihre Karaffe geschnappt und sich wieder auf den Weg zum Feuer gemacht. Bevor sie sich aber setzte, blieb sie hinter der Rothaarigen stehen. Sie fummelte herum, öffnete das Haarband der Kleinen und ließ es über ihren Kopf hin auf ihren Schoß fallen, dann setzte sie sich zu ihr. Sie nippte kommentarlos am Wein, hatte die Augen geschlossen. Eines öffnete sie kurz und blickte unbeteiligt in das Gesicht des schüchternen Mädchens. "Viel besser." Ihr Tonfall war gewohnt rau. Eine kurze Stille legte sich über das knisternde Lagerfeuer.

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    Klück

  • Gustl hatte gerade mit dem Wirt gesprochen und zu ihrem nicht geringen Erstaunen festgestellt, dass Betten für sie, Zoltan und Anya reserviert waren, incl. Frühstück und Gruppenrabatt. Na das war ja mal was. "Eve", dachte sie anerkennend, "Eve muss das getan haben. Nicht schlecht, die Frau denkt mit!" Schnell zahlte sie die Rechnung und ging zu der ihr zugewiesenen Pritsche, um ihren Rucksack abzulegen. Sie stockte. Die Traurigkeit hatte sie erneut gepackt und wieder überlegte sie, was sie eigentlich hier wollte. Sie hing sich den Rucksack wieder über und ging nach draußen. Sie flog los, hinüber zu dem kleinen Teich, dort wollte sie Heli ein Wasserbad gönnen und sich auch selbst ein wenig im Wasser treiben lassen, das würde ihr gut tun.


    Das kühle Wasser tat seine beruhigende Wirkung und Gustl begann sich wohler zu fühlen. Ihre Gedanken klärten sich, während sie die letzten Tag noch einmal Revue passieren ließ. Eigentlichhatte alles ganz normal begonnen, sie war auf dem Weg nach Hateno gewesen, doch der unselige Umweg über Angelstedt hatte irgendwie alles geändert. Seitdem hatte sie nicht einen Moment mehr das Gefühl gehabt, irgendetwas im Griff zuhaben. Auch jetzt wieder fühlte sie sich wie fremd gesteuert. Das Heimweh, das sie vorhin gepackt hatte, war sehr untypisch für sie, zumal sie ihre Familie vor kurzem erst gesehen hatte. Aber es war da. Genau jetzt und ganz tief in ihrem Herzen. Gustl wollte nach Hause und sonst nichts. Punkt. Und deshalb würde sie jetzt auch nach Hause gehen.


    Kaum war aus dem Gedanken ein Entschluss geworden, fühlte sie sich wie befreit. Das genügte ihr. Sie wusste, jetzt nach Hause zu gehen, war genau das Richtige, genau das, was jetzt gut für sie war.


    Sie schnappte sich Heli, strich das Wasser aus ihm heraus, warf ihren Rucksack über und flog zum Stall. Zoltan, Anya und Eve saßen zusammen am Lagerfeuer, sie würden wohl bald essen. Gustl beschloss, es möglichst kurz und schmerzlos zu machen. Sie landete direkt neben den dreien, sah Anya und Zoltan an und legte los: "Hört zu, es mag überraschend für euch kommen, aber ich habe soeben beschlossen, dass ich nicht direkt nach Hateno gehe. Ich möchte vorher noch einmal zu den Verlorenen Wäldern zurück. Fragt mich bitte nicht, warum, denn das ist mir selbst nicht ganz klar. Aber ich weiß, ich muss nach Hause und ich will auch gleich losfliegen, denn lange Abschiede kann ich gar nicht leiden. Und vielleicht sehen wir uns ja in Hateno wieder, ich weiß nur nicht, wann ich wieder dort hinkomme. Bitte seid mir nicht böse, Zo... John und Anya, aber ich muss jetzt einfach sofort los. Irgendwann erkläre ich es euch mal!" Sie nickte Eve kurz zu, ignorierte aber ansonsten die überraschten Blicke. Sie wollte aber niemandem Gelegenheit geben, sie womöglich zum Bleiben zu überreden. Sie startete Heli und entfloh in den Nachthimmel.

  • Eigentlich war das alles eine völlig absurde Situation, in der sich Anya befand. Innerhalb weniger Minuten wurde sie belästigt, anschließend fing die Fremde Streit mit irgendwem an und und zuppelte danach in ihren Haaren rum und nun tauchte auch noch der Krog wie aus dem Nichts auf, um dann dann nach kurzem Text wieder zu verschwinden; offenbar für immer. Nun gut, immerhin war Hyrule ein freies Land und jeder konnte tun, was ihm passte. Naja, meistens jedenfalls.


    Gedankenverloren warf Anya Salz, Rüben und Fisch in den Topf, ließ das kurz braten, fügte dann Pilze und Weißwein hinzu. Während das alles vor sich hinköchelte, rieb sie den Käse in kleine Raspeln. Das wird nicht gut; ich habe keine Zwiebeln gefunden, ärgerte sie sich. Trotzdem hatte sie vorsichtshalber genug für alle gekocht und bestimmt würde jemand mitessen wollen. Am Ende streute sie den Käse über das Essen.
    Ohne in der ganzen Zeit auch nur ein Wort gesagt zu haben, lehnte sich Anya etwas zurück und aß. Umliegende Gespräche nahm sie gar nicht wahr. Sie konnte nicht mal sagen, ob sich der Fremde mit der Fremden unterhielt. Wahrscheinlich tat er das.


    Es war erst ein paar Tage her, da interessierte sie sich vielleicht ein wenig für den Fremden. Dass er fast gestorben wäre, ging ihr näher als ihr lieb war. Nur sein Überleben hatte sie aus ihrem Schockzustand geholt und wenn er das nicht geschafft hätte, so war sie sich sicher, würde sie wohl auch sterben, langsam.
    Aber so war es nun nicht gekommen und von den Schrecken war de facto nichts mehr übrig. Heimlich fragte sie sich, ob er wohl als nächstes gehen würde. Und ob er die Fremde dann mitnehmen würde. Anya wäre dann wieder allein und frei von Regeln und Zwängen. Allein.


    "Ich bin Anya", sagte sie aus dem heiteren Himmel und blickte in die blauen Augen der Frau. "Ich komme aus Tabanta-Dorf; vielleicht kennst du das. Es liegt am südlichen Rand des Hebragebirges. Meine Eltern leben dort, aber weil die Monster immer mehr werden in dem Gebiet, wollen sie zum Stall der Orni fliehen. Ich habe einen jüngeren Bruder, der in Hateno lebt. Ich mag meinen Bruder, aber ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Ich hasse Hateno. Eigentlich bin ich Händlerin, aber ich habe alle meine Sachen und Waren in Angelstedt gelassen, weil wir... wir mussten da schnell weg. In Hateno finde ich vielleicht jemanden, der mir einen großen Handelssack verschenkt oder günstig verkauft. Sobald ich habe, was ich will, werde ich das Dorf wieder verlassen.
    Schau mal, siehst du das Amulett um meinen Hals? Das habe ich in Naydras Schneefeld gefunden. In Kakariko meint man, es zeigt Naydra, den Eisdrachen. Eigentlich wollte ich dem auf den Grund gehen. Aber, ob ich das jemals schaffe? Ich kann nicht lesen und ich fühle mich meist unwohl in der Gesellschaft anderer Menschen. Und trotzdem fühle ich, dass ich es wenigstens versuchen muss.
    Du hast schon viele Kämpfe geschlagen, hab ich Recht? Ich nicht, mir reicht das, was ich hinter mir habe. Du wirkst sehr extrovertiert und bodenständig; dein Aussehen ist dir wichtig und deine Außenwirkung auch. Du spielst gern mit Worten und Blicken, wobei letztere mehr sagen, als dein Mund."


    So plötzlich, wie der Redeschwall begann, so schnell war er wieder verschwunden. Besonders spannendes hatte sie ja nun auch nicht erzählt. Aber vielleicht würde sie nicht wie ein Fremdkörper wirken, wenn sie einfach mehr reden würde. Sie piekte die Gabel in einen Pilz und steckte sich das in den Mund. Sie kaute lange darauf rum.

  • Das war es also. Gustl hatte ihre Rolle gespielt, indem sie ihm das Leben gerettet hat und die Bühne verlassen. Das bedeutete, dass er wohl oder übel noch für eine Weile eine Hauptfigur in diesem Theater blieb, aber Zoltan wusste nicht recht, wozu. Vor einigen Tagen dachte er, die Reise nach Hateno würde ein Abenteuer in petto halten. Dass er auf irgendetwas stoßen würde, was ihn einem Zweck zuführen würde. Und nun war er nur noch wenige Kilometer von Hateno entfernt, ohne dass es eine Perspektive gab. Anya wollte im Dorf also ihren Bruder treffen und ihren eigenen Weg dann fortsetzen. Es bestand keine Notwendigkeit, sich dabei an ihre Fersen zu heften. Zumal er in den letzten 72 Stunden nicht umhin kam zu bemerken, dass ihre Stimmung schneller umschlagen konnte als das Aprilwetter. Sein Ersteindruck von ihr, der von gelassener Heiterkeit geprägt war, war scheinbar nur eine Fassade von vielen. Und Zoltan mochte es nicht, Leute nicht einschätzen zu können. Welch Ironie, zog er es doch selbst vor, ein eher kryptisches Verhalten an den Tag zu legen.


    Dann war da nun Eve. Würde sie sich seiner annehmen, ihm in Hateno ein neues Reiseziel unterbreiten können? Besser war es, nicht darauf zu spekulieren. In welcher Sache sie auch immer unterwegs war, sie hatte offenbar nicht vor, jemanden darin einzuweihen. Also würde er in seinem Heimatdorf festsitzen. Aber vielleicht war das ja sein Schicksal - es nach einer zehnjährigen Irrfahrt gut sein zu lassen. Sich als Sohn Hatenos bei den Einheimischen zu erkennen zu geben und den Rest seiner Tage als Erntehelfer oder Müßiggänger zu fristen, wie es nahezu alle Bewohner des Dorfes taten.


    Vielleicht war es besser so. Hatte das Universum ihm nicht zehn Jahre lang deutlich zu verstehen gegeben, dass es in der großen, weiten Welt keinen Platz für ihn gab? Dass er nie jemand sein würde, über den man sich an Lagerfeuern Geschichten erzählte?


    Ja, vielleicht hatte Eve recht und er würde in Hateno, wo alles anfing, endlich von der Erleuchtung heimgesucht werden. Nämlich dass er nur ein dummer Junge war, der sich die Hörner abgestoßen hatte und für den es nun Zeit wurde, sich dem Ernst des Lebens - nämlich der Einsicht, dass er für das Große Ganze weder unentbehrlich noch sonstwie wichtig war - zu stellen. Dumm nur, dass es für diese banale Weisheit ein so dramatisches Ereignis wie seinen Beinahe-Tod gebraucht hatte. Wäre das also geklärt.


    Er nahm einen weiteren Schluck Wein und wandte sich an seine Begleiterinnen.
    "Wann gedenkt ihr morgen aufzubrechen? Wenn wir uns tatsächlich alle ein Pferd nehmen, könnten wir es innerhalb von vier, fünf Stunden nach Hateno schaffen. Es wäre also nichtmal Eile geboten. Oder anders gesagt: Ich gedenke, mir noch ein paar hiervon", er wedelte mit seinem leeren Krug, "zu gönnen." Damit stand er auf und ging Richtung Zelt. Und wandte sich nochmal an Eve. "Falls du da drin noch einen Krawallbruder übersehen hast, übernehme ich den. Bin ein wenig eingerostet." Wer wusste schon, ob er je wieder die Freuden einer stumpfen Kneipenschlägerei erleben würde, wenn er erstmal für den Rest seines Lebens Kautabak spuckend auf einem Reisfeld rumlungerte?

  • Das Zischen der Rüben zusammen mit dem Austreten des Saftes des Fisches, das stille Abgießen des Weißweins, die kontinuierlichen Handbewegungen des Kochlöffels, wie er auf dem Boden des Topfes schabte, das knacken des Holzes vom Feuer, das mit seiner gewaltigen Kraft die Rinde vom Stamm fraß, all diese Eindrücke zusammen mit ihren roten Wangen und ihrer roten Nasenspitze, ihren halb geschlossenen Augen, löste ein entspanntes Gefühl bei der Kriegerin aus. Wann war es das letzte Mal gewesen, dass sie so gefühlt hatte? Der Rotwein in ihrem Krug stieg ihr langsam sehr stark in den Kopf, weswegen sie kaum noch klare Gedanken fassen konnte.
    Gerade als sie sich aufrichten und gehen wollte, platzte das junge Mädchen neben ihr plötzlich aus sich heraus. Die Schwarzhaarige erschreckte sich und zuckte unweigerlich kurz mit den Schultern. Das Mächen, dass sich als Anya vorgestellt hatte, blickte tief in die Augen der Kriegerin. Es schien so, als würde ein Teil ihres Kopfes, der, der Mutig und Redseelig war, nun über ihren schüchternen Geist hinwegbrach. Eve wollte nicht unhöflich sein und einfach gehen. Ihr gefiel es, wie Anya ihr zuredete, wie sie eigentlich nicht mehr aufhörte. Vollendens musste sie aber auch gestehen, dass sie das Mädchen einfach mochte. Sie mochte ihre Art aber vor allem mochte sie, wie sie aussah. Eve fand Anya ziemlich attraktiv, mit ihren Haaren und vor allem mit ihrer Stimme. Ihre Stimmfarbe hatte etwas magisches an sich. Vielleicht lag es auch nur am Alkohol, aber wenn das rothaarige Mädchen sprach, dann legte sich eine gewisse Ruhe auf die Nerven der sonst so angespannten Frau.


    Als Anya fertig erzählt hatte, war es plötzlich wieder still und das Feuer dominierte die nächtlichen Geräusche. Es war interessant und spannend zu beobachten. Eve musste kurz grinsen, dabei lehnte sie sich zurück und schloss ihre Augen. "Es freut mich sehr dich kennen zu lernen. Anya. Ein schöner Name." ihre Stimme war ungewohnt ruhig. "Ich heiße Evelyn, Evelyn Joule. Es tut mir leid zu hören, was deine Familie geradewegs durchmachen muss. Die heutige Zeit ist einfach grauenvoll und beschwert. Ich wünsche dir und deiner Familie viel Glück, dass sie ihr Ziel erreichen." Langsam öffnete sie nun ihre müden Augen. Das Lächeln allerdings, war noch nicht von ihren roten Lippen verschwunden. "Ich respektiere Menschen, die eine Einstellung pflegen wie du es tust, Anya. Es ist mutig und auf aufrichtig, seinen Weg zu folgen, es zu probieren und nicht aufzugeben. Menschen die dieses Feuer in sich verspüren, sind meiner Meinung nach die reinsten Wesen auf diesem Planeten und weißt du warum? Weil sie nie aufhören werden zu träumen, weil träumen bedeutet zu leben, weil das Leben in dieser Zeit das einzige ist, das wir selbst noch bestimmen können. " Sie ballte eine Faust. "Was nützt jemand Sicherheit oder eine Bleibe, wenn man aufgehört hat für das zu Leben, für das man eigentlich steht. Das ist nur eine andere Form des Todes." Sie gähnte kurz lang und breit, sodass man ihr bis in den Rachen gucken konnte. Eine Träne verließ ihr linkes Auge angestrengt und wurde sogleich von ihrem Finger hinweggewischt. "Naydra? Ich habe viele Geschichten um diese Wesen gehört. Ich sag dir, eines Tages wirst du dein Ziel erreichen und Naydra persönlich treffen." Aus diesem Satz sprach der Alkohol heraus. Sie wollte das Mädchen motivieren. Evelyn war sehr engstirnig und sie hinterfragte vieles. Geschichten über Drachen, waren dann doch eher Sachen, die man sich beim Wirt an der Schenke erzählte, denn wenn Eve Dinge nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, dann glaubte sie auch nicht daran.


    "Du kannst nicht lesen?" Sie überlegte kurz. Patschte ihr dann auf die Schulter. Der Alkohol übernahm nun wieder die Kontrolle. "Ha! Das ist doch keine große Sache! Ich kann es dir beibringen. So schwer ist das nicht! Und im Nu, kannst du Bücher und Register für dein Geschäft führen und den Leuten die Rubine aus den Taschen sacken, HAHAHA!" Sie verstummte kurz, dann räusperte sie sich. "Das war ein Scherz, also, .... das zum Schluss hin. ..."


    Die schwarzhaarige Kriegerin bemerkte, dass ihr Blick ins Leere guckte. Kurzum wandte sie sich wieder zu Anya. Sie räusperte sich kurz. "Ich glaube ich kann dir behilflich sein, wegen deinem kleinen Problem." Sie kratzte sich am Kinn und überlegte kurz. "Ja ich denke schon. Ich kenne jemanden in Hateno, den ich so und so aufsuchen muss.Er schuldet mir noch einen Gefallen. Also sind unsere Ziele gar nicht mal so unterschiedlich. Viel hält mich nicht in diesem Dorf. Rein, paar Erledigungen ausführen, wieder raus. Unterdessen kann ich dir das besorgen, was du brauchst um deinen Laden in Schuss zu halten. Was sagst du dazu?"

    Unterdessen hatte ihr anderes Gruppenmitglied sich am Gespräch beteiligt, sobald er seine Lippen von seinem Rotweinkrug ließ. Eve blinzelte müde zu ihm hinüber und nickte ihm zu. "Ich würde sagen wir könnten kurz vor der Mittagssonne aufbrechen. Auch das mit den Pferden ist keine schlechte Idee. So sind wir einfach viel flexibler und im wirklichen Notfall, kann man die Pferde noch immer hinter sich lassen und zu Fuß weitergehen." Sie nickte und stand auf. Sie streckte sich kurz. "Leute nehmt mir es nicht übel, aber ich muss jetzt schlafen." Als Zoltan sich erneut zur Frau wandte, als beide auf einer Höhe standen, musste sie kurz lächeln. "Solltest du einen finden, dann geb aber auch mir Bescheid, hehe"

    Eve machte sich auf den Weg in ihr Bett. Viel Kraft blieb ihr auch nicht mehr, denn sobald sie ihre Augen schloss, war sie bereits im Traumland angekommen.

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    Klück

  • Der nächste Morgen war angebrochen. Als Anya gähnend, schlurfend und in ihre Bettdecke eingewickelt nach draußen trat, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Es musste bestimmt schon Vormittag sein, und dem regen Treiben um sich herum nach zu urteilen, stimmte es auch.
    Das schlechte Gewissen wollte sich in ihrem Schädel ausbreiten, doch Anya ließ es nicht zu. Unmerklich schob sie die Unterlippe nach vorn und kratzte sich am Kopf.
    Ein menschliches Bedürfnis störte sie in ihrer Faulheit und sie beschloss, zurück zum Bett zu schlurfen und sich etwas anzuziehen. Einige Minuten später war alles erledigt, aber ihre Augen wollten sich einfach nicht öffnen. Ohne Plan und ohne Lust stand Anya einfach so in der Gegend rum und stellte sich ein schönes weiches Bett vor, in dem sie jetzt liegen und schlafen konnte; so lange sie wollte und so lange sie konnte. Die Sonne schien erbarmungslos auf sie herab und die Strahlen drangen wie kleine spitze Nadeln durch ihre geschlossenen Lider. Es war schon ziemlich heiß, dabei war es noch nicht mal Mittagszeit. Irgendwann fiel Anya ein, dass sich gegenüber vom Stall ein seichter Teich befand. Halb blind und schlafend schleppte sie sich dort hin und hielt ihre nackten Füße ins kühle Nass. So stand Anya einfach da herum.


    "Kaffee! Frischer Kaffee!"

    Was für ein teuflisches Gesöff. Es war bitter, es war heiß - und Anya liebte es. Das Verlangen danach breitete sich just in diesem Moment aus, als der Stallwirt damit lockte. Woher die Zutat für dieses Getränk kam, war Anya nicht bekannt, aber sie wusste, dass es viele kleine Bohnen waren, die gemahlen und mit heißem Wasser übergossen wurden. Eigentlich, so könnte man meinen, war die Zubereitung denkbar einfach und doch schmeckte Kaffee überall anders. Es war also stets eine handfeste Überraschung, wenn man ihn so sorglos zu sich führte, doch sie wollte, nein - sie musste es versuchen.
    Die Beine so schwer wie Blei, schlurfte sie zum Tresen und ließ sich eine Tasse einschenken. Er war noch sehr heiß, aber unglaublich lecker. Nach einigen Schlückchen merkte sie, wie das Leben begann, durch ihre Adern zu strömen. Es war, als würde die pure Energie durch ihren Körper laufen und ihre Glieder mit neuer Kraft versorgen. Entzückt stellte Anya fest, dass ein Krug mit Milch bereit stand. Sogleich kippte sie sich einen kleinen Schluck davon ein und trank. Wohlwollend breitete sich dieses herrliche heiße Glück in ihrem Mund aus und glitt anschließend ihre Kehle herunter.


    Nach einigen Minuten hatten sich ihre Augen endlich vollends geöffnet und zufrieden stand eine wie neugeborene Anya am Tresen und grinste in die Welt hinaus. Das war mit Abstand der beste Morgen seit einer verdammt langen Zeit. Ja, welch unglaublicher Zufall, dass ausgerechnet hier am Stall der Zwillingsberge im verhassten Necluda alles einfach so drehen würde und die ganze Schwere der vergangenen Woche auf einmal so lächerlich war. Pff, der Penner hat es verdient, dass ich ihm den Hals aufgeschnitten hab. Was war er auch so doof, den Fremden umnieten zu wollen! Der Fremde. Anya schüttelte mit dem Kopf. Zoltan hieß er. Und das da war Evelyn Joule. Ein verdammtes Glück, dass sie die beiden getroffen hatte.


    Beide saßen auf den Holzbänken und Anya ging hinüber. Sie stellte sich einfach dazu und lächelte: "Guten Morgen... Guten Vormittag, hahaha! Wie sieht es aus, Zoltan? Möchtest du ein Pferd oder nicht? Hier wäre eine passende Gelegenheit, aber kurz vor Hateno soll es auch noch eine Herde geben. Oder wir lassen es. Ist mir schnuppe." Eine kurze Pause und ein Blick in Zoltans Augen. Hm. "Du siehst wirklich ausgeruht aus!"
    Anya nippte an ihrem Becher und stellte fest, dass sie ihn schon leer getrunken hatte. Schnell lief sie zum Tresen, schenkte nach und kam wieder zurück. "Wann geht es los? Ich wäre dann so weit! Ach und Evelyn, danke für gestern. Wirklich, das war irgendwie genau richtig! Ich bin eigentlich nicht so, wie du mich erlebt hast. Aber das Leben spielt manchmal unfair. Mir ist das jetzt egal. Wenn es Konsequenzen hat, hat es Konsequenzen. Egal." Ein großer Schluck Kaffee. "Meinst du, ich werde irgendwann lesen und schreiben können? Wie schreibt man meinen Namen? Und wie schreibt man seinen? Ich würde mich so freuen, wenn ich das lernen könnte!"


    Lachend setzte sich Anya endlich hin. Sie freute sich auf den Tag.

  • >>>> kommt aus West-Necluda


    Die Kutsche hatte nach dem Vorfall mit den Wegelagerern die Zwillingsberge hinter sich gelassen. Gerade passierte sie die alte Holzbrücke, die über den Fluss führte, der sich zwischen den Zwillingen hindurchschlängelte. Ein Klappern, sowohl von der Brücke als auch der alten Kutsche war zu hören. Sebariell war froh, sein Ziel jetzt in greifbarer Nähe zu wissen. Bald würde er in Kakariko sein und mit Robelo sprechen können.

    Endlich blieb die Kutsche stehen und Igor rief von vorne: "So, Fahrgäste. Die Fahrt ist vorbei. Danke dafür, dass Sie mit uns gereist sind... oder so."

    Sebariell ließ Frau Estellise den Vortritt beim Verlassen der Kutsche. Als sie ausgestiegen war und sofort Ausschau nach ihrer Eskorte hielt, plante Sebariell seine nächsten Schritte. Zuerst würde er sich am Stall etwas ausruhen und seine Ausrüstung prüfen. Danach würde er nach dem direkten Weg fragen und aufbrechen. Zufrieden mit seiner Planung streckte er sich und ließ seine Arme kreisen. Wie bereits bei den anderen Ställen, war auch hier am Stall viel los. Soviel er wusste, konnte man auf der Ebene vor dem Hateno-Festungswall gut Wildpferde fangen. Für Reitanfänger bot sich hier also eine gute Gelegenheit, seine Fertigkeiten zu trainieren. Kurz dachte auch Sebariell darüber nach, doch solange es nicht absolut notwendig war, würde er auf Pferde verzichten können...

    Plötzlich hörte er Frau Estellise jammern: "Oh nein! Das darf doch nicht wahr sein!"

    Sebariell konnte es nicht vermeiden, das Folgende zu hören: "Was soll das heißen, die Eskorte fällt aus?" Die Frage war an den Mitarbeiter des Stalls gerichtet.

    "Es tut mir sehr leid, Frau Estellise. Ich soll Euch nur ausrichten, dass die Eskorte nicht kommen kann. Es gab einen Zwischenfall mit einem Wächterwrack. Dabei wurden die Söldner, die Eure Eskorte übernehmen sollten, schwer verletzt. Derzeit behandelt man sie in Kakariko."

    "Aber ich muss doch irgendwie nach Hause kommen... alleine ist es mir unmöglich!"

    "Tut mir außerordentlich leid. Gerne können Sie hier untergebracht werden, bis die Eskorte wieder bereit ist. Dies wird jedoch mehrere Wochen dauern."

    "Oh nein..." Frau Estellise war den Tränen nahe.

    Sebariell drehte sich um, wollte so tun, als ob er nichts gehört hätte und seiner Wege gehen. Doch da vielen ihm wieder die Geschichten seines Großvaters ein. Wie er von den Rittern Hyrules und deren Ehre und Anstand sprach... Sebariell wollte auch so sein wie sie... Wie sollte er für die Bürgerwehr Waffen schmieden, die Leute beschützen, wenn er selbst dies nicht tat? Über seine eigenen Gedanken resignierend, drehte er sich zu Frau Estellise und sagte: "Ich kann Euch nach Hateno begleiten, wenn Ihr es wünscht..."

    Frau Estellise hob den Kopf, strahlte über das ganze Gesicht und sagte: "Habt Dank, edler Sebariell! Ich wusste, man kann sich auf Euch verlassen!"

    "Dann lasst uns sofort aufbrechen!"

    "Wie? Jetzt sofort?"

    "Ja, ich bitte darum!"

    "Aber ich bin erschöpft von den Strapazen der Reise!"

    "Leider habe ich keine Zeit, die ich vertrödeln könnte, Frau Estellise. Bis Hateno ist es noch ein weiter Fußmarsch."

    "Zu Fuß? Nicht zu Pferde?"

    "Könnt Ihr denn reiten?"

    "Nein, mitnichten! Aber..."

    "Ich auch nicht, also ist die Sache klar: Wir gehen zu Fuß. Jetzt."

    Sebariell sah, dass Frau Estellise etwas sagen wollte, dies dann aber doch bleiben ließ. Gut so, dachte er. Dann zog er an seinem Gürtel und seiner Tasche und machte sich bereit, seinen Umweg nach Hateno zu beginnen...


    >>>> reist nach Hateno (Siedlung)

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Der Beginn einer abenteuerreichen Reise


    Es war Mittag als Brom von den Zwillingsbergen kommend im Stall ankam. Er kam von einer Reise aus der Gerudowüste zurück, wo er ein paar Edelsteine an die dortigen Gerudo verkauft hatte. Er mochte die Wüste nicht besonders, aber manchmal lohnte sich eine Reise dorthin, da gerade die Frauen oft seinen Edelsteinen sehr angetan sind und davon gibt es gerade bei den Gerudo im Überfluss, aber er ist immer froh wenn er den sandigen Ebenen wieder den Rücken kehren kann, denn dort kommt er immer nur schwer vorwärts.


    Aber genug Gedanken an seine zurückliegende Reise, hier im Stall wird er bis morgen rasten. Bei der Gelegenheit wird er nochmals seine Waren durchgehen und dann entscheiden, ob er am nächsten Morgen direkt nach Kakariko und über die Berge zurück nach Goronia weiterzieht, um seine Waren wieder aufzustocken und mal wieder bei seinen Eltern vorbeizuschauen oder ob er vorher noch einen Abstecher nach Hateno machte, um dort noch etwas zu verkaufen.


    Als er dann im Stall ankam und es sich in einer Ecke bequem gemacht hatte, hörte er aus den Gesprächen der anderen, dass hier in der Gegend gerade viel Verkehr herrschte. Es soll sich hier mehr Menschenvolk herumtreiben als für diese Jahreszeit üblich. Sehr ungewöhnlich denkt sich Brom als er anfing seine Waren zu begutachten.


    Als er sich gegen Nachmittag etwas die Füße vertrat, erblickte er am Horizont einen Vogel am Himmel. Allerdings war es kein gewöhnlicher Vogel, sondern einer aus diesem Vogelvolk. Er kam aus Hateno und flog Richtung Kakariko, ob er dort etwas zu erledigen hatte? Egal, nichts worüber Brom sich jetzt gedanken machen sollte. Daher setze er sich zurück an seine Waren.


    Im Laufe des restlichen Tages hörte man von Reisenden aus Hateno Gerüchte über einen Kampf, der dort stattgefunden haben soll. Ein ganzes Gasthaus soll verwüstet worden sein und es soll Verletzte und Tote gegeben haben. Ein richtiges Blutbad. Brom war nicht sicher was er davon glauben sollte.


    Allerdings schienen bei diesen Gerüchten 2 Männer etwas nervös zu werden, die in einer Ecke mit anderen Karten spielten. Er fing Wortfetzen von Flüsterungen zwischen den beiden auf "was hat das zu bedeuten... War das Mylord... Wieso verursacht er solches Aufsehen... Könnte Plan gefährden"


    Brom verstand nichts in all dem. Aber er überlegte ob eine Reise nach Hateno gerade nicht zu gefährlich sei.


    Am späten Abend hörte man dann schlurfende Schritte. Kurz darauf stolperte ein kleiner Mann in den Stall. Er war ziemlich blaß und schien Schmerzen zu haben. Er blickte sich im Stall um, bis er die beiden Männer entdeckte, die Brom. Der Mann humpelte auf sie zu und murmelte irgendwas von "Hateno... Mylord.... Tot" mehr Verstand Brom nicht. Die Männer gingen daraufhin zu dem hilflosen Kerl, packten und schüttelten ihn und wollten augenscheinlich das er nochmehr sagte. Man merkte allerdings das er am Ende seiner Kräfte war und die Behandlung ihm noch mehr Schmerzen zuführte.


    Brom wollte ihm helfen und ging vorsichtig auf die Gruppe zu. Was macht ihr, seht ihr nicht das der Mann dringend Hilfe und Ruhe braucht. Die Männer sahen zu Brom und merkten das sie für einiges Aufsehen im Stall sorgten. Daher warfen sie den Kerl kurzerhand zu Boden, gaben ihm noch einen kurzen Tritt und verzogen sich dann mit dem Worten Aus dem ist eh nichts mehr herauszubekommen. Wenn er hier ist und so zugerichtet, muß etwas in Hateno passiert sein. Wir sollten die anderen warnen. Daraufhin verließen sie den Stall. Draußen hörte man noch wie sie sich auf Pferde schwangen und davonritten.


    Was auch immer hier gerade passiert ist, die Männer schienen hier auf jemandem oder etwas gewartet zu haben, stattdessen kam der Kerl, der sie beunruhigt hatte, aber ihnen ansonsten total egal war. Brom hingegen nahm den Kerl vorsichtig auf und legte ihn in eins der Betten, wo er versuchte ihm zu helfen. Aber er vermutete das er eventuell nicht mehr lange machen wird, wenn er keine professionelle Hilfe bekam. Er konnte für ihn nur beten, dass die Göttinnen ihm diese bald schicken würden.


    Was war in Hateno nur geschehen? Lagen die dortigen Ereignisse, dieser Kerl hier und seine Verletzungen irgendwie miteinander zusammen. Und was war so wichtig das er sich die weite Strecke hierhin geschleppt hatte, statt sich direkt behandeln zu lassen. Viele fragen auf die Brom aktuell keine Antworten hatte. Stattdessen kümmerte er sich weiter um den Kerl.

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  • Nach einiger Zeit, für Brom kam es vor wie Stunden, verlor er die Geduld. Scheinbar schickten die Göttinnen dem armen Kerl keine Hilfe. So beschloss Brom etwas zu unternehmen.


    Er hatte außerhalb vom Stall eine Gruppe gesehen, die scheinbar beritten waren. Er ging zu ihnen, mit der Bitte das sie schnell aus Kakariko Hilfe holen sollen, es läge ein verletzter Mann im Stall. Irgendwie schienen die Männer ihn nicht so recht zu verstehen, vielleicht weil Brom in der Eile sehr schnell sprach.


    Statt sich nämlich auf das Pferd zu schwingen und Hilfe zu holen, wie Brom erwartet hatte, liefen sie in den Stall, schnappen sich den armen Kerl und banden ihn auf ein Pferd. Brom war zu überrascht, um irgendwas dagegen zu unternehmen. Bevor er etwas sagen konnte, sprangen sie auf ihre Pferde und ritten davon. Nach Hateno, wie er noch mitbekam. Aber waren da nicht Unruhen. Wieso ausgerechnet dorthin, Kakariko lag doch viel näher und dort gab es gewiss auch Heilkundige.


    Auf jeden Fall hatte Brom nun keinen Grund mehr, hier noch länger zu verweilen. Das war alles etwas zuviel für ihn. So packte er seine Sachen und folgte dem Weg der Reiter nach Norden zur Kreuzung, von ihnen war schon nichts mehr zu sehen. Auf dem Weg zur Kreuzung ging Brom im Kopf nochmals das geschehene durch.


    Vorhin war dieser Kerl in den Stall gestolpert und sprach irgendwas von Hateno. Vermutlich ist er von dort gekommen. Wie Brom aus Gerüchten vernahm, waren dort gerade irgendwelche Unruhen im gange, irgendwas von einem Blutbad in einem Gasthaus. Eventuell war der Kerl darin verwickelt gewesen, aber wieso hatte er sich nicht dort behandeln lassen, sondern ist den weiten Weg bis zum Stall gekommen, wo er dann von Bekannten unsanft empfangen und zurückgelassen wurde. Hatte er Angst gehabt, vor denen die in Hateno die Unruhen verursacht hatten. Hatten sie ihn so zugerichtet? Umso mehr Brom darüber nachdachte, umso mehr bekam er das Gefühl, das er den Kerl in den Untergang geschickt hatte, als er zuließ das die Reiter ihn nach Hateno verschleppt hatten.


    Daher wendete er an der Kreuzung Richtung Hateno und lief so schnell er konnte los. Er hoffte das er noch nicht zu spät kam. Was auch immer dort in Hateno vorgefallen ist, Brom hatte nicht das Gefühl das der Kerl dort freundlich empfangen wurde und er wollte nicht an dessen Tod schuld sein.


    >>>>verlässt den Stall Richtung Hateno

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  • Sowie Anya auf den Laderaum der Kutsche gelagert wurde, galt es für Zoltan, keine Zeit zu verlieren. Kakariko war ihm nun egal. Die Leben von ein paar Dutzend ihm fremder Personen interessierten ihn nicht so sehr wie Anyas Leben. Der Stall der Zwillingsberge war näher, und mit Glück würde sich dort eine heilkundige Person aufhalten. Und wenn nicht, würde er selbst alles daran setzen, Anya wieder auf die Beine zu bekommen. So, wie sie es einst für ihn getan hatte. Und wenn währenddessen zig Dörfer niederbrannten - dann war es halt so. So leid es ihm tat, die angespannte und entkräftete Seven nochmals anzutreiben, er tat es. Und die Stute schien ohnehin instinktiv zu spüren, dass es hier um das Leben ihrer Besitzerin ging, denn sie fügte sich Zoltans Führung und trabte nahezu von allein in Richtung des Stalls. Zoltan fixierte die fernen Lichter des Zeltes und hätte fast nicht bemerkt, dass Symin plötzlich neben ihm saß. Ihm war nicht nach einem Gespräch, schon gar nicht mit Symin, aber er war es, der verhindert hatte, dass Anya schlimmeres zustieß. Schätze mal, ich sollte mich bei dir bedanken, brachte er hervor. Seine Zähne klapperten beim Sprechen aufeinander, so eilig hatte Seven es nun, dem Stall entgegenzustreben. Spar dir das. Wenn es dir etwas bedeutet, dass ich sie gerettet habe, tu den Rest, sobald wir am Stall angekommen sind. Ich werde ein anderes Pferd vor die Kutsche spannen, um damit nach Kakariko zu kommen. Hier, sprach Symin und reichte Zoltan jenes Tuch, mit dem er das Gift von der Schneide des Dolches gewischt hatte. Falls dort jemand Fachkundiges vor Ort ist, könnte das nützlich sein. Zoltan wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Also beließ er es dabei, zu schweigen. Und glücklicherweise schien Symin zu verstehen. Sie wechselten noch einen Blick und nickten sich knapp zu, bevor sein alter Freund vom Wagen sprang, die letzten Meter zum Zelt des Stalls rennend zurücklegte und bereits eine verletzte Person ankündigte. Zoltan brachte Seven zum Halt. Sprang seinerseits vom Kutschbock und nahm Sebariell und Malkus, die bereits die Verletzte ausluden, Anya ab. In ihrer Ohnmacht wog sie erstaunlich leicht, stellte er fest, während er sie in das Innere des Zeltes trug. Vielleicht war es auch nur das Adrenalin, das ihn nicht ihr Gewicht spüren ließ. Wie dem auch sei. Er ließ ihren schlaffen Körper behutsam auf das Nächste Bett sinken und blickte in die Runde der Schaulustigen, hoffend, dass irgendwer von ihnen hilfreich sein möge.

  • Sebariell hatte während der gesamten Fahrt zurück zum Stall an den Zwillingsbergen besorgt auf das bleiche Gesicht von Anya gestarrt. Schweiß hatte sich auf ihrer Stirn gebildet und immer wieder hatte Anya undeutlich genuschelt. Jedes Schlagloch war unter ihnen zu spüren gewesen, denn Zoltan war, über alle Maße hinaus besorgt um die verletzte Weggefährtin, ungeachtet der Straßenverhältnisse gerast wie der Teufel.


    Kaum am Stall angekommen, trugen Sebariell und Malkus Anya behutsam aus der Kutsche. Doch da kam ein völlig abgehetzter Zoltan, nahm ihnen Anya ab und eilte mit ihr davon. Sebariell wollte ihnen eigentlich nachrennen, aber da bemerkte er erst Malkus' Gesicht. Es war eine Fratze der Verzweiflung. Sicher der Sorge um Anya geschuldet, doch allen voran auch der Angst um seine Familie. Zoltan hatte nicht einmal mit ihnen geredet, was sie tun sollten, sondern war einfach zum Stall zurückgekehrt. Zorn stieg in Sebariell auf, doch gleichzeitig tadelte er sich dafür. Konnte man Zoltan einen Vorwurf machen? Sebariell kannte dessen Beziehung zu Anya nicht. Was sie ihm bedeutete konnte er nicht erahnen. Sebariell hätte nicht entscheiden wollen. Dennoch blieb jetzt die Frage nach Kakariko...

    "Malkus, bitte beruhige dich. Ich... ich kann verstehen wie du dich fühlst. Wir eilen sofort nach Kakariko", versuchte Sebariell seinen Freund zu besänftigen. Dieser schaute ihn wirr an. "Wie denn? Das Pferd ist erschöpft. Jeder weitere Ritt wäre sein Tod. Zu Fuß werden wir ewig brauchen."

    Plötzlich kam Symin zu ihnen gelaufen. Er war etwas außer Atem, doch sagte er direkt: "Helft mir bitte dabei das Pferd abzuspannen. Ich habe ein Ersatz auftreiben können. Es kostete mich meine letzten Rubine, aber die werdet ihr sicher ersetzen können!"

    Was für ein Wunder. Symin musste geistesgegenwärtig direkt zum Stall geeilt sein, als die anderen noch mit Anya beschäftigt waren. Ein Glück!

    "Gut, dann lasst uns keine Zeit verlieren", sagte Sebariell. "Wenn Brom hilft, geht es schneller." Da fiel dem Schmied plötzlich auf, dass Brom nicht zu sehen war. "Wo ist Brom?"

    "Er ist nicht wieder in die Kutsche gestiegen, sondern wollte nebenher entlang rollen, um Platz für Anya zu lassen", antwortete Symin. "Sicher kommt er gleich hier an. Zoltan jagte ja wieder der Teufel über die Straße."

    Irgendwie hatte Sebariell ein ungutes Gefühl... Brom hatte zuvor vorgeschlagen, dass er Kakariko auskundschaften konnte. War er womöglich heimlich nach Kakariko vorausgeeilt? Jetzt galt es keine Zeit zu verlieren! Er bat Symin und Malkus alles vorzubereiten, er selbst würde Zoltan bescheid geben. Dann rannte er zum Stall.


    Im Stall war es ziemlich voll. Die Leute drängelten und gafften auf die verletzte Anya, die gerade behandelt wurde - so schien es zumindest. Sebariell kam nicht nah genug heran, um genaueres zu erkennen. Warum gafften alle überhaupt? War ihnen so langweilig? Wieder stieg Ärger in Sebariell auf. Da bekam er mit, wie jemand sagte: "Was für eine Aufregung! Erst der verletzte Orni, der hier ankam und nun diese Frau!"

    Verletzter Orni? Konnte es sein? Sebariell sprach den Mann an. "Verzeiht, wo finde ich den besagten Orni?"

    "Er liegt in dem Bett dort in der Ecke. Kam vor etwa einer Stunde hier an."

    Sebariell ging sofort auf das Bett zu und seine Vermutung bewahrheitete sich: dort lag Milo! Sein Gefieder sah äußerst mitgenommen aus und er war an mehreren Stellen bandagiert. Ihm muss etwas ziemlich schlimmes widerfahren sein. Vorsichtig berührte der Schmied die Schulter seines Gefährten. Milo schreckte hoch, starrte auf Sebariell und wirkte erleichtert, dann aber wieder verängstigt.

    "Milo. Was ist passiert? Wie geht es dir?"

    "Ich... ich... mir geht es... den Umständen entsprechend. Aber das ist egal! Ein Glück, dass du hier bist!"

    "Milo, beruhige dich. Erzähl bitte alles ganz langsam."

    "Die Banditen! Ich habe sie gesehen. Zuerst wollte ich mit jemanden im Dorf sprechen, aber keiner hörte mir zu oder glaubte mir. Also flog ich los, um selbst Ausschau zu halten. Ich entdeckte das Versteck der Banditen. Es ist nahe einer alten Brückenruine oder so etwas."

    Sebariell nickte. Sicher meinte Milo die Ranelle-Straße.

    "Es müssen etwa 10 Mann gewesen sein! Einer davon war sogar ein Orni. Er griff mich an, aber ich konnte fliehen und kam hierher... ich hoffte, euch hier zu finden."

    Schnell berichtete der Schmied dem Orni, was ihnen derweil widerfahren war, dann ermahnte er Milo, dass er hier bleiben sollte. Er war so verletzt und kein Kämpfer... er sollte besser außer Gefahr bleiben! Milo nickte und machte nicht einmal Anstalten irgendeinen Widerspruch zu geben.

    Anschließend schob sich Sebariell durch die Schaulustigen und drängelte sich zu Zoltan. Dieser stand am Fuß des Bettes und beobachtete wie Anya von einem Mann behandelt wurde. Während Sebariell Zoltan alles über Milo erzählte, war es ihm fast so, als ob Zoltan kaum zuhörte.

    "Zoltan! Wir müssen uns beeilen!"

    Böse starrte der Mann Sebariell an. "Womit beeilen? Nach Kakariko zu kommen? Das Dorf kann mich mal! Was ist mit Anya?"

    Solch einen Gefühlsausbruch hatte der Schmied nicht erwartet. Er schaute vorbei an Zoltan und direkt auf Anya. Sie war jetzt kreidebleich. Ihr Anblick versetzte Sebariell einen Stich. Und der Gedanke, der in ihm plötzlich aufkam, versetzte ihm gleich den nächsten.

    "Du... du liebst sie, nicht wahr?" Diese Erkenntnis war irgendwie so offensichtlich, dass Sebariell fast den Kopf geschüttelt hätte, weil er selbst so blind war. Gleichzeitig schnürte es ihm den Magen zu. War es weil... doch er brachte den Gedanken nicht zu Ende, sondern schaute ernst auf den jetzt schweigsamen Zoltan. "In Kakariko würdest du hilfreicher sein als ich, aber dein Platz ist hier. Bleibe bei ihr und pass auf sie auf!"

    Sebariell wartete keine Antwort ab, sondern drehte sich um und lief zur Kutsche zurück. Wie sehr hätte er sich in diesem Moment gewünscht, sagen zu können, dass er bei Anya bleiben würde und Zoltan Kakariko retten solle. Doch er wusste genau, dass Zoltan dies nie zugelassen hätte. Nun blieb es scheinbar Malkus, Symin, Brom und ihm überlassen Kakariko zu retten... oder wenigstens zu warnen!

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  • Mordlüstern bleckte er seine Zähne. Der kleine Wicht hatte verhindert, dass sein Dolch das Herz der rothaarigen Schlampe durchstößt und ihr wertloser Körper blutüberströhmt vor ihm zu Boden geht. Es war einerlei. Das Gift würde beenden, was er begonnen hatte. Bracken hatte ihm gezeigt, wie man diese teuflische Tinktur herstellt. Gemahlene Moblinknochen, der Magen eines Oktoroks und der Schwanz eines Lizalfos. Er hatte noch etwas davon übrigt gehabt und weder seine Gefährten, Ganon selbst möge ihnen das Fleisch von den Knochen sengen, dass sie ihn am Stall halb tot zurückgelassen hatten, noch diese gutgläubigen Hundesöhne hatten daran gedacht, ihm seinen Beutel abzunehmen. Es hatte gereicht, um die Klinge seines Dolchs damit zu benetzen und jetzt würde sein Herr, sein Meister, Mylord, aus dem Grabe heraus mit Hilfe des Giftes, den Lebensfaden dieser Göre durchtrennen. Das Gift würde ihr erst jegliches Gefühl nehmen, dann würde es ihr Schmerzen bereiten, dass sie sich wünschte, die eigene Haut vom Leibe zu reißen und schließlich würden ihre Organe zerreißen. Zu schade, dass er nicht dabei sein konnte. Zu gerne würde er ihr dabei in die Augen sehen, und sich an ihrem Ausdruck der Hilflosigkeit gütlich tun, dafür, dass sie seinen Herrn getötet hatte.

    Immer noch geschwächt bemerkte er, wie seine Kraft langsam nachließ. Der Ritt hatte ihn seine letzten Kraftreserven gekostet und das musste er nun büßen. Selbst, wenn er auf der Stelle umfallen würde, wäre es ihm gleich. Er würde am großen Baum ankommen und auf die rothaarige Schlampe warten und ihr grinsend das Tor dorthin öffnen, wo alle Lebewesen eins eingehen werden. Er keuchte, seine Mundwinkel waren zu einer bizarren Grimasse verzogen und triumpfierend wollte er zum Siegesschrei ansetzen, als etwas Schweres wuchtig gegen seinen Schädel donnerte. Das Gewicht des Steins riss seinen Kopf förmlich von seinen Schultern. Das Knochengerüst, welches seine hässliche Fratze hielt, knackte und gab nach. Das Wiesel war tot, bevor sein Körper zu Boden gesunken war und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf. Der Felsbrocken rollte noch einige Meter, bevor er dort zum erliegen kam, wo er von nun an noch Jahrzehnte liegen sollte. Gemeinsam mit weiteren, steinernen Brüdern formte er nun einen fast perfekten Kreis. Wie durch ein göttliches Schicksal vollendete er diesem Kreis. Wenige Meter von diesem steinernen Kreis lag nun der Körper des Wiesels und wurde von Zoltan entdeckt, der ihm nachgeeilt war. Als er den Leichnam zurück zu seinen Gefährten zerrte, würdigte er dem beinahe Steinkreis keinen Blick. Zoltans Gedanken waren nun woanders. Dafür schien eine ganz andere Kreatur, klein und unscheinbar und für das menschliche Auge unsichtbar, sich für den beinahe Steinkreis zu interessieren. "Buh Bye" flüsterte ein Stimmchen dem Wiesel nach und winkte mit seinen kleinen Ärmchen, was das Blatt auf seinem Kopf leicht zittern ließ.




    Während Hella oder Anya, Malkus war sich nun nicht mehr sicher, ob er sich verhört hatte oder ob dies ein Kosename war, auf eine Pritsche getragen wurde, drängten sich hundert Gedanken in einen Kopf. Dieser Umweg würde sie einen halben Tagesmarsch kosten. Dennoch hatte Malkus keine Sekunde gezögert, als Zoltan vorschlug, das Mädchen zum Stall zu bringen. In diesem Zustand wäre es zu riskant gewesen, weiter nach Kakariko zu fahren und Malkus wollte Zoltan nicht alleine lassen. Er und das Mädchen hatte ihnen in Hateno den Hals gerettet, es war das Mindeste, dass Malkus nun versuchte, seine Schuld zu begleichen. Sie würde das selbe führ ihn tun, schließlich hatte sie auch nicht gezögert, ihn nach Kakariko zu begleiten, obwohl sie wusste, dass diese Reise ein Himmelfahrtskommando war. Der Arm des Mädchens verfärbte sich und wurde erst purpur, dann rötlich. Malkus kamen Erinnerungen hoch, als er von einem Oktorok attackiert wurde. Das Vieh hatte ihn mit Nüssen und Steinen beschossen, ehe er ihm mit einen Stock auf den luftgefüllten Schädel einprügelte. In seiner Not hatte das Vieh, als ihm die Nüsse wohl ausgegangen waren, eine Flüssigkeit, Malkus vermutete im Nachhinein, dass es Magensäure gewesen sein muss, entgegengespritzt. Er konnte sich mit seiner Hand dagegen schützen, aber als er etwas davon abbekam, brannte es fürchterlich und die Haut verfärbte sich an jener Stelle ebenso purpur und rötlich. "Oktoroksäure" schrie Malkus noch zu jenen, die sich um das Mädchen kümmerten. "Das sieht aus wie Oktoroksäure" und hoffte, dass ein Heilkundiger unter ihnen war. Oder jemand, der geringes Wissen über Gifte und Tinkturen hatte. Malkus wusste, dass es nicht bloß Oktoroksäure gewesen sein konnte. Selbst, wenn sein Arm damals höllisch brannte, die Schmerzen stellten sich nach kurzer Zeit ein und hinterließen nicht einmal narbiges Gewebe. Jemand, wie das Wiesel, würde sicherlich kein minder wirksames Gift erzeugen und der Dolch hätte noch Schlimmeres angerichtet, hätte Symin sie nicht Todesmutig weggestoßen.


    Plötzlich hörte Malkus eine vertraute Stimme. Eine vertraute gefiederte Stimme. Er drehte sich um und tatsächlich, er erkannte Milo, wie er auf einer der Pritschen lag und Sebariell stand bereits neben ihm. Zumindest glaubte Malkus, dass es sein gefiederter Gefährte war, er klang nämlich wie Milo und sah ihm auch sehr ähnlich, wenn auch wie eine Version des Orni, der übel in die Mangel genommen worden war. Malkus' Herz setzte einen Sprung aus. Milo hatte es wohl gerade noch geschafft, aber wenn er so übel zugerichtet wurde, wie schlimm war es um das Dorf bestellt? Malkus eilte zum Orni und lauschte seinen Ausführungen.


    "Dann wurde das Dorf noch nicht attackiert?" Milo verneinte. Er wäre kurz vor ihnen am Stall angekommen, weiter hatten ihn seine Federn nicht getragen. Er hätte seine Gefährten gesucht, aber Nachts, noch dazu bei Neumond, hatte selbst Milo keine Chance, sie zu finden, weswegen er sich entschieden hatte, zum Stall zu kommen. Seine Intuition hatte ihn nicht betrogen. Aber in seinem Zustand war er ebensowenig Hilfe in ihrem Vorhaben, die Schurken zu vertreiben, wie das rothaarige Mädchen. "Ihr bleibt hier, es war tapfer von euch, hierher zurückzukommen. Wir haben uns große Sorgen um euch gemacht" sagte Malkus. Der Orni war sichtlich erschöpft und verfiel beinahe in eine schlafähnliche Trance, während Sebariell und Malkus ihr weiteres vorgehen bedachten. Und wo war überhaupt Brom geblieben? In ihrem hastigen Ritt zu den Stallungen hatte Malkus ganz auf den rollenden Felsbrocken vergessen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass vom Goronen keine Spur war.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys



    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Dunkelheit. Da! Zwei Lichter, direkt vor mir! Oh Gott, wieso wackeln, nein zittern sie so? Sie machen mich ganz verrückt. Sie machen mir Angst. Hm, was ist das? Von links kommt irgendwas. Irgendein... Ding aus Metall und Dampf. Es ist laut. Und riesig. Direkt vor mir verschwindet es plötzlich und ich drehe mich, ohne mich zu bewegen. Eine Ewigkeit vergeht und irgendwann stehe ich am Strand eines schwarzen Meeres. Die Wellen toben, doch es ist kein bisschen Wind zu spüren. Doch... ah... meine Ohren! Ich bemerke plötzlich das permanente laute Piepen. Ich will mir die Ohren zuhalten, doch ich habe keine Arme mehr, stattdessen hängen lange schwarze Fäden aus meinen Schultern. Ich sehe auch meine Füße nicht! Wo sind meine Füße? Egal, dann eben ohne Arme und Füße. Ich scheine sie nicht zu brauchen.

    Das Gackern von Hühnern hinter mir erregt meine Aufmerksamkeit. Ich drehe mich um 180 Grad und schaue auf eine saftige grüne Wiese, auf denen zwei Hühner laufen. Eine männliche Person, die ich nicht kenne, treibt diese behutsam über die Wiese. Die Sonne scheint. Er winkt mir freundlich zu. mruT nenreniets muz geW ned ednif, aknaynA. Er geht und verschwindet mit seinen Hühnern hinter den sanften Hügeln. Ich liebe die Wiese. Sie kommt mir so vertraut vor, so friedlich. Doch ein plötzlich aufkommender Schatten über mir verdunkelt das Bild. Es ist ein Strudel aus finsteren Wolken, aus denen mich ein Dolch anvisiert. Er kommt auf mich zu! Oh nein, er wird mich töten, mich töten, mich töten, mich töten!




    Anya riss die Augen auf und schrie aus voller Brust: Mich töten! Mich töten! Aufrecht saß sie plötzlich in einem Bett. Die Menschen um sie herum sah sie nicht, sie sah nur ein Meer aus roten Wolken. Und sie fühlte einen unglaublichen Schmerz in ihrem gesamten Körper, als würde Säure durch ihre Adern laufen und ihre Muskeln und Knochen zersetzen. Wieder schrie sie aus voller Kehle, hustete und krümmte sich. Dann schrie sie wieder: Mich töteeeeen! Danach versagte ihre Stimme und sie fiel erschöpft ins Bett, immer noch vor Schmerzen windend. Eine angenehm kühle Hand berührte ihre kochende Haut, doch trotzdem erschrak sie. Sie versuchte danach zu treten, doch sie fühlte ihre Glieder nicht mehr. Wie hilflos sie versuchte zu zappeln, sich zu befreien, dem Dolch auszuweichen. Verzweiflung und Angst waren die vorherrschenden Gefühle und sie fühlte, wie die Lebenskraft nachließ. Sie konnte kaum einen deutlichen Gedanken spinnen, kaum einen festhalten, und doch merkte sie, wie todtraurig sie wurde, weil sie hier und heute ihr Leben lassen musste, ohne all ihre Wünsche erfüllt zu haben. Ohne ihren Sehnsüchten nachgegangen zu sein. Sie konnte sich nicht verabschieden, nicht Lebewohl zu der Welt sagen. Nie wieder würde sie im Hylia-See baden, nie wieder ihre Eltern sehen, niemandem ihre Liebe schenken. Anyas Weg war hier zu Ende. Im Fieberwahn schloss sie die Augen, ihre Tränen quetschten sich durch ihre Lider.


    Hastig versuchte sie sich die Frage zu stellen, an wen sie als letztes denken wollte und sah daraufhin eine verschwommene Silhouette. Vertraut erschien ihr das Bild, doch ohne Details. Braune Haare, das konnte sie erkennen.


    Dann hörte sie eine Melodie. Diese Melodie. Jene, welche sie bereits Stunden zuvor in Hateno gehört hatte. Sie war so schön, so friedlich. Und Stück für Stück verschwand ihre Panik, ihre Angst. Die Silhouette lichtete sich und sie sah in Zoltans Gesicht.

    Anya! Hey, Anya!

    Das war es also, was sie zuletzt sehen würde. Zoltan. Danke. In ihren Wünschen hob sie jetzt die Hand und streichte über sein Gesicht. Sie lächelte ihn an.