Über das Jahr 2015 hinweg veröffentlichte Dontnod Entertainment für PC, PS3, PS4, Xbox 360 und Xbox One das 5-teilige Life is Strange. Episode 1 lässt sich kostenlos downloaden, die restlichen können einzeln oder alle zusammen via Season Pass nachgekauft werden. Die PS4 und Xbox One Versionen wurden auch auf CD veröffentlicht.
Es handelt sich um ein extrem vielschichtiges und detailliertes Game, das einen mit Leichtigkeit in seine Spielwelt entführen kann. Man schlüpft in die Rolle der 18-jährigen Max Caulfield und besitzt die Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen. Dadurch lassen sich gewonnene Informationen nach Zurückdrehen bereits früher oder aber an anderen Orten anwenden, um die Zukunft zu ändern und in der Geschichte voranzuschreiten. Der zweite große Punkt sind die zahlreichen Entscheidungen, die man treffen muss. Völlig egal, ob es sich dabei um Konversationen oder Aktionen handelt, sehr vieles zieht Konsequenzen über den Spielverlauf mit sich. Diese können völlig unbedeutend sein, z.B. dass die Zimmerpflanze in Episode 3 noch lebt, je nachdem ob man sie in 1 und 2 gegossen hat oder nicht, aber genauso auch schwerwiegendere Folgen mit sich ziehen. In das Prinzip der Entscheidungen und Zeitreisen findet man mit Leichtigkeit hinein, denn ein Schmetterlings- bzw. Sprechblasen-Symbol deuten an, ob Entscheidungen Konsequenzen haben oder man erhaltene Informationen in der Vergangenheit anwenden kann. Wer sich unsicher ist kann Entscheidungen direkt nach der Wahl dadurch auch nochmal kurz überdenken und bei Bedarf rückgängig machen, grundsätzlich lädt das Spiel aber zum vermehrten Durchspielen ein. Es gibt derart viele Möglichkeiten, dass man mindestens zwei oder drei Spielstände benötigt, um fast alles gesehen zu haben.
In Episode 1 wird man mit dem Alltag an der Blackwell Academy konfrontiert. Man besitzt die Möglichkeit mit nahezu allen Charakteren zu interagieren, die man im Spiel treffen kann. Sich mit ihnen zu unterhalten ist völlig optional, hilft aber ungemein sich in die Welt von Arcadia Bay hineinversetzen zu können. Je nach Spielweise kann man mit einer Episode bereits in 1-2 Stunden durch sein, aber auch mindestens 3-5 benötigen. Die spannende Handlung, welche übrigens einen wirklich lobenswerten Erzählfluss besitzt, beginnt noch recht mysteriös. Einerseits scheint ein gigantischer Tornado auf die Stadt zu ziehen. Ebenso war sich Max ihrer eigenen Kräfte nicht bewusst und sie weiß demnach genauso wenig wie die Spieler, weshalb man sich immer optimal in ihre Lage versetzen kann. Sie erlebt, wie ein Schüler namens Nathan Prescott auf der Toilette die Schülerin Cloe Price erschießt. Durch ihre Fähigkeit weiß sie die Tat zu verhindern und versucht hinter die Geschehnisse zu gelangen und Licht ins Dunkle zu bringen. Aber wie bereits angedeutet haben auch ihre Entscheidungen und Taten ungeahnte Folgen.
Life is Strange sprudelt nur so mit Details über. Die Spielwelt ist anhand von amerikanischen Idealen sehr realitätsnah und maßstabsgetreu erstellt worden. Der Tagesablauf und die Figuren wirken unglaublich authentisch und lebendig. Überall an den Wänden, in den Ecken oder generell finden sich Plakate, Graffitis, Hinweise, Easter Eggs und mehr, sodass man frei nach Belieben Erkunden kann. Wer dies ausnutzt, wird erkennen, wie viel das Spiel zu bieten hat. So etwas sieht man in derartigem Ausmaß nur äußerst selten, zumal alles zur Wirkung beiträgt und wunderbar in die Handlung einordbar ist.
Die Geschichte wird dramatisch und spricht ernste Themen an. Was für den einen teilweise lediglich eine Depri-Teenager-Story ist, ist für andere ein ernstzunehmendes und faszinierendes Erlebnis, das noch lange Nachwirkungen hat. Das Gesamtpaket der fünf Episoden stellt ingame eine einzige Woche dar, deren Fortschritte in Max's Tagebuch dokumentiert werden und jederzeit nachgelesen werden können. Die Einträge sind mit Liebe zum Detail gestaltet. Auch nehmen andere Figuren via Handy Kontakt zu einem auf und durch die Chatverläufe werden sie erneut interessant charakterisiert. Life is Strange überzeugt bis zum Schluss und schafft es trotz mehrere Stränge letztendlich beim Abschluss nicht mit Enttäuschungen dazustehen.
Aufgrund des meines Erachtens berechtigten Erfolgs erschien 2017 das dreiteilige Prequel Life is Strange: Before the Storm für PC, PS4 und Xbox One. In diesem spielt man die zweite große Hauptfigur Cloe Price drei Jahre vor den Ereignissen des ersten Teils. Es wird die Geschichte von ihr und Rachel Amber erzählt, welche später als vermisst gilt. Dieses Spiel wird für mich definitiv noch ein Pflichtkauf.
Außerdem wird am 27. September dieses Jahres die erste Episode von insgesamt fünf zu Life is Strange 2 erscheinen. Mit "The Awesome Adventures of Captain Spirit" ist bereits eine kleine kostenlose Einführung zum Download veröffentlicht worden, deren getroffene Entscheidungen ins Hauptspiel mitgenommen werden können. Gleiches gilt für die finale Entscheidung aus Teil 1. Ich persönlich werde zwar abwarten, bis alle Inhalte vollständig erschienen sind, aber lasse mich bezüglich der Fortsetzung jedenfalls überraschen und bin gespannt, ob wieder ein derart gutes Adventure dabei herauskommt.
Habt Ihr Life is Strange oder Before the Storm gespielt? Wie gefallen Euch die Zeitreisen und Entscheidungen, aber auch die Handlung, Spielwelt und Figuren? Freut Ihr Euch auf Teil 2?
Gerne könnt Ihr auch Eure getroffenen Entscheidungen in Spoiler-Tags schildern. Diskussionen sind gerne gesehen und die Tage werde ich auch noch genauer auf meine persönlichen Erlebnisse eingehen, nachdem ich bereits zwei Spielstände in kürzester Zeit verschlungen habe.