Charakterisieung in Zeldaspielen

  • Ich habe über die Charaktere in Zelda nachgedacht und warum mich Dagianis interessiert hat, die meisten anderen Charaktere jedoch nicht und ich fand zum Schluss, dass fast alle anderen Charaktere, die mir eben einfielen, zu einwandfrei eindeutig das sind, was sie zu sein vorgeben und nein, ich habe Shiek nicht vergessen. Aber die Freunde sind eindeutig Links Freunde und die Bösewichte offensichtlich seine Feinde. Über den Maskenverkäufer haben sich die Leute häufig unterhalten, denn er ist nicht so einfach zu durchschauen. Dagianis ist ein unbekannterer, aber ähnlicher Fall. Für Link schien es so, dass sie auf der selben Seite stehen bis Dagianis ihn verriet. Vaati fällt mir noch ein, doch er hat seine Ziele vollkommen offen gelegt. Es gibt keinen Raum für Spekulation...oder doch?


    Auf jeden Fall sind Charaktere interessanter, wenn sie ihre Geheimnisse haben. Verkauft der Barkeeper illegales unter seiner Milchtheke? Vielleicht vom Aussterben bedrohte Wundererbsen, die er abernten lässt, obwohl sie unter Schutz stehen.


    Was fändet ihr denn spannend? Mögt ihr die Charaktere, so wie sie sind? Was würdet ihr ändern?

  • Ich finde, dass sich das Writing der Dialoge und Charaktere seit Skyward Sword stark gewandelt hat. Wie du auch schon beschrieben hast, scheint alles klar wie Kloßbrühe zu sein. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, denn gezielt verglichen habe ich das noch nie. Nimmt man zum Beispiel Skyward Sword ist Grus der Schwächling der im Verlaufe des Spiels seine Stärke erlangt und Bado der unsympathische Highschool-Bully, der seine vorhersehbare und forcierte Wandlung zum Sympathling macht. Es gibt kaum irgendwelche interessanten Details, die den Charakteren mehr Charme verleihen. Alles, inklusive ihrem Äußerlichen, dreht sich um diese Chrakter-Entwicklung die an sich nicht stereotypischer sein könnte.


    In Breath Of The Wild sehe ich das mit den Recken nicht anders. Ich habe absolut kein Interesse mehr mich mit diesen Figuren zu beschäftigen.


    Die Schreibweisen in den Dialogen erfüllen alle ihren Zweck, aber es gibt kaum irgendwelche Rumspielereien, Sätze und Wortarten, die den Charakteren einen eigenartigen Touch verleihen. Majoras Mask ist darin meiner Meinung nach der King. Allein schon der Geist, der den Zugang zum Ikana Canyon verwehrt oder Keaton, der Fuchs bei dem man sich nicht sicher sein kann ob man ihn vertrauen kann. Vielleicht liegt es auch an der abgefahrenen Musik dazu. Sie haben absolut keine Substanz aber trotzdem sind die Figuren sehr mysteriös und interessant. Die großen Highlights wie der Maskenhändler muss ich dafür nicht mal nennen.


    Aber ich finde das ist echt ein schwieriges Thema. Man muss aufpassen, dass man sich nicht selbst verarscht. Das Thema ist schnell sehr subjektiv und ob man die Geschichten und dessen Charaktere interessant findet hat auch viel mit der eigenen Verfassung während des Spielens zu tun oder wie vorbelastet man durch andere Dinge ist (Zum Beispiel könnte ich einfach viel zu genervt von der Bewegungssteuerung in SwS sein), Ohne genauren Vergleich schwebt man schnell in Erinnerungen die einem trügen. Ich kann aber sagen, dass ich Majoras Mask erst kürzlich durchgespielt habe und mir das Writing unglaublich gut gefiel. Das selbige kann ich von BotW und Skyward Sword nicht behaupten und nur das Letztere davon habe ich schon lange nicht mehr gespielt.


    Ashes Dein Eröffnungsbeitrag verlangt viel Wissen über die Charakter-Namen. Manchmal könnte es nicht schaden wenn du den Namen noch etwas Kontext gibtst, damit ich nicht zum Beispiel im http://www.zeldapendium.de/ nachschlagen muss über wen du aus welchem Spiel du gerade schreibst. xD

    Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diese Signatur zu lesen. Diese Signatur liebt sie.

  • In der Zeldawelt besucht man Charaktere aus gewissen Gründen, erfährt etwas über sie, verlässt sie und vergisst sie letztendlich.


    Ich kann mich ad hoc an keinen Charakter erinnern, welcher mich nachhaltig beeindruckt hat und über dem ich unbedingt mehr erfahren möchte. Im besten Fall vielleicht noch der ein oder andere Endgegner.


    Selbst Zelda bleibt in allen Teilen immer ziemlich Oberflächlich finde ich. Das Highlight der Charakterentwicklung ist da noch Siekh in OoT. Dieser fügt sich schon gut in die Handlung ein und erzeugt eine gewisse Spannung.


    Die Frage ist ob man das braucht oder ob Nintendo das überhaupt möchte, denn schließlich hat Zelda ja bekanntlich andere Stärken.


    Zumindest musste ich mich an die Videosequenzen mit Sprachausgabe in BotW erst einmal gewöhnen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass alle Charaktere ziemlich blass bleiben, allen voran Zelda (Leider). Von Ganon sieht man bis zum Schluss gar nichts und mit sämtlichen anderen Chars befasst man sich nur kurz im Rahmen eines Gesprächs bei einem Nebenquest.


    Und trotzdem ist BotW für mich eines der besten Spiele die ich jemals gespielt habe, weil es halt andere Stärken aufweist.

  • Auch wahr, ich mag BotW ja auch sehr und ich kann mir vorstellen, dass es wirklich sehr viel Abreit sein muss, bei so vielen NSC's Tiefgrund herauszuarbeiten. Wäre dennoch schön, wenn sie es zumindest bei ein paar mehr gemacht hätten. Bei Zelda hat man zumindest gesehen, dass sie Selbstzweifel hatte, da sie nicht die das erfüllen konnte, was andere von ihr erwarteten. Das war es aber auch schon. Jeder von den Recken hat durch den Titanen eine kleine eigene Story, aber diese könnte noch wesentlich besser ausgearbeitet werden. Bei Mipha, die Reckin der Zora, vielleicht einen sowas wie einen Konflikt zu einem eifersüchtigen Verehrer, der nicht darauf klarkommt, dass sie einen Hylianer als Nichtzora ihm vorzieht. Bei unserem Goronenfreund vielleicht eine nicht sehr schnell vorrübergehende Trauer um seinen verstorbenen Vater oder sowas. Urbosa, die Gerudo wirkt in ihren Bewegungen stolz, elegant und selbstsicher, aber im Video mit Zelda kam sie fürsorglich rüber. Zu ihr kommt mir der Gedanke "Selbst ist die Frau". Vielleicht eine Geschichte aus ihrer Kindheit, wie sie versuchte, ihre Grenzen zu finden und dann leider viel zu weit ging, dass es gefährlich wurde. Jedoch konnte sie die Sache noch deichseln.


    Soweit meine Kopfspinnereien an Ideengenerierung. Es ist nicht schwer, jemanden einen Hintergrund zu geben und hat man diesen erstmal, ist es nicht mehr so schwer ihnen in der Gegenwart Charakter passend zum Vergangenen zu geben. Immerhin formen Erfahrungen.

  • Ehrlich gesagt tue ich mich schwer etwas hier zum Thema beisteuern zu können. Es drängt sich dabei die Frage auf "Warum?"

    Wieso muss der und der Charakter eine Geschichte erzählen? Der Mensch neigt sehr gerne dazu Ursache und Wirkung herausfinden zu wollen - und dies ist sicherlich ein wesentlicher Bestandteil dafür, warum wir heute gesellschaftlich so sind wie wir sind.

    Aber dann gibt es noch einen anderen Impuls aus der Psychologie/Therapie - etwas annehmen und so respektieren, wie es ist. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass in manchen Therapieformen nicht "gebohrt" und nach möglichen Ursachen geforscht wird.
    Und dieses Gefühl wurde mir beim ersten Zelda genauso wunderbar vermittelt wie in BotW. Die Charaktere in dieser Reihe werden extra so schmal gehalten, dass mir nie das Bedürfnis danach kam das herausfinden zu wollen und gleichzeitig adäquaten Entfaltungsraum bekommen, dass ich mich in diese hineinversetzen konnte (ALttP: "Tod" des Onkels).
    So halte ich mir selber viele Bereiche offen, kann überrascht werden (Beispiel: TWW Stichwort Zelda) und gleichzeitig nicht enttäuscht werden (Suffizienz).



    Das Thema "Gut und Böse" habe ich in den letzten Jahren beiseite gelegt. Ich sehe die Spiele/Welt nicht als Gut und Böse an, sondern betrachte diverse Ströme.
    Der Strom "Ganon(dorf)" wird gerne als "Böse" deklariert, wobei ich jedoch eher Gedanken dazu mache wieso es als "Böse" definiert werden kann. Und dabei spielt der Absolutismus und die aggressive Feindlichkeit gegenüber allen Andersdenkenden eine wichtige Rolle, die ein harmonisches Zusammenleben verhindert ergo möchte ich verhindern, dass Ganon(dorf) an die Macht kommt. Dann gibt es noch andere Ströme innerhalb des Spiels, beispielsweise die Wölfe im Verlorenen Wald als natürlichen Habitus - sie greifen mich an, aber müssen sie deshalb zwangsläufig zu Ganon(dorf) gehören? Hier lasse ich die Frage an sich offen, denn die Wölfe können auch Ganon(dorf) angreifen, wenn dieser sich in die Verlorenen Wälder begibt.
    Dr.Clent Argument mit Ganon in BotW kann ich nachvollziehen, aber liegt eher daran dass er überhaupt keine Screen-Time bekommt. Unabhängig vom Charakter oder Geschichte, bekommt Ganon in BotW einfach GAR KEINEN Raum sich zu zeigen.

    Mir sind die Zelda-Spiele aufgrund des Gameplay entscheidend, das zeichnet diese aus. Für Persönlichkeitsentwicklungen oder komplexere Hintergrundgeschichten halten andere Spiele oder Bereiche aus dem Leben her. Es sollte auch bedacht werden, dass die Implementierung von solchen Eigenschaften einen gewissen Raum im Spiel dann einnehmen und automatisch Raum für andere Elemente verdrängt. Dadurch könnte der Spielfluss oder das Story-Telling oder dies und jenes negativ beeinflusst werden.

    Mir gefällt das Story-Telling beispielsweise in OoT, mir gefällt die gestiegene Screen-Time von Charakteren und Szenen der Geschichte seit Twilight Princess und Nintendo beweist immer wieder, dass sie Zelda mit neuen Facetten versehen. Daher bin ich voll zufrieden damit was mir an Input in Zelda präsentiert.

    Ich mag Signaturen nicht, weil sie die Scroll-Leiste ohne Kontext verlängern.

  • Was fändet ihr denn spannend? Mögt ihr die Charaktere, so wie sie sind? Was würdet ihr ändern?

    Mich stört diese "Gut-Böse-Dichotomie" ehrlich gesagt nicht wirklich. Im Märchen sind die Guten auch "nur" gut, die Bösen eben bösen (+ sterben meistens zum Schluss) und die Helden müssen einen Weg der Entwicklung durchlaufen ehe sie sich dem Endkampf stellen können. Märchen sind oberflächlich betrachtet weder komplex, noch tiefgründig. Und dennoch besitzen sie beides, weil die jeweiligen Bedeutungsebenen ganz unterschiedlich interpretiert werden können (was für mich das eigentliche Geheimnis dieser Geschichten ausmacht). Zelda besitzt für mich sehr viele dieser Märchenelemente.


    Dass der Grundcharakter der Figuren relativ oberflächlich und durchschaubar scheint, finde ich aus einem weiteren Grund ganz cool. So hab ich als Spielerin nämlich die Möglichkeit viele eigene Gedanken, Wünsche etc. in die Figur hineinzuprojizieren. Irgendwie identifiziert man sich dann ganz anders mit dem Spiel (keine Ahnung ob es anderen auch so geht). Dadurch erreichen mich die Spiele dann auch auf ner Ebene, die fernab des sachlichen Abwägens liegt. Ich finde die meisten Figuren definieren sich auch erst durchs unmittelbare Spielerleben, das so persönlich und individuell ist wie die Farbpalette bunt.

  • Ich denke, hier ist es relevant, in welche Richtung sich die Serie weiterentwickeln wird. Eigentlich war und ist Zelda ein Action-Adventure, das vom Erkunden der Welt, Lösen von Rätseln, etc. lebt. Da braucht es keine großartige Hintergrundgeschichte oder ausgefeilte, detailliert designte Charaktere - dementsprechend habe ich diesbezüglich bislang auch nie etwas vermisst (auch wenn ich über die Shiekah als Volk sehr gerne mehr erfahren würde - vor allem nach den düsteren Andeutungen im OoT-Schattentempel).


    Allerdings bedient sich die Reihe spätestens seit Skyward Sword immer stärker an RPG-Elementen und im Gegensatz zu Adventures leben RPGs bekanntlich (auch) von der Hintergrundgeschichte und vor allem den auftretenden Charakteren und deren Entwicklung. Sollte sich die Zelda-Reihe also noch stärker in Richtung RPG wandeln, kommen sie vielleicht irgendwann um mehrdeutige Figuren nicht mehr herum.


    Allerdings kann ich mir einen derart krassen Bruch mit dem Fundament der Reihe nicht vorstellen und denke, Zelda wird immer in erster Linie ein Adventure bleiben und deswegen (mit Recht) Charaktere und Story vernachlässigen.


    Viel frustrierender als dieses schwarz-weiß-Zeichnen bei den Charakteren finde ich eher, das manchmal sehr wohl interessante Hintergrundgeschichten angedeutet, aber nie erzählt werden. Ich wüsste, um bei dem Beispiel von oben zu bleiben, u.a. furchtbar gern, worin die "blutige Geschichte Kakarikos" besteht.

    (Sowieso würde ich mal unglaublich gern ein richtig düsteres Zelda spielen, wo ein blühendes Hyrule an den Rand des Untergangs/Zerfalls gedrängt würde. Ich hätte die Ereignisse 1000 Jahre vor BotW wesentlich spannender gefunden als das, was ich in BotW tatsächlich bekommen habe... Aber das ist ein anderes Thema.)

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)