Apollo Justice: Ace Attorney



  • Apollo Justice: Ace Attorney ist der vierte Teil der beliebten Anwaltsserie aus dem Hause Capcom und erschien erstmals 2007 (JP) bzw. 2008 (EU, NA) für den Nintendo DS. Später folgten Veröffentlichungen für Android, iOS (2016) und ein Jahr später den 3DS (2017), außerhalb Japans jedoch nur als Download.


    Anders als in den Vorgängern schlüpft man hier in die Rolle von Apollo Justice, einen jungen Anwalt, der frisch von der Uni kommt und "stählerne Stimmbänder" besitzt. Inhaltlich spielt das Spiel sieben Jahre nach dem Vorgänger, Phoenix Wright: Ace Attorney: Trials and Tribulations. Das Spiel besitzt die typischen vier Episoden und bietet neben den Gerichtsverhandlungen auch die Möglichkeit, Tatorte zu besuchen und Beweise zu sammeln.


    Gameplaytechnisch gibt es nicht viele Neuerungen zu den vorherigen Spielen. Wieder gibt es Psyche-Schlösser und man hat die Möglichkeit, am Tatort per forensischen Untersuchungen nach Spuren zu suchen.

    Ebenfalls anzumerken ist Apollos Armreif, der es ihm erlaubt, Zeugen genau zu beobachten und auf kleinste Änderungen in der Mimik oder Gestik zu achten, wenn diese nicht die Wahrheit erzählen.


    Wie auch Phoenix Wright schon stehen Apollo verschiedene Helfer und weitere Figuren zur Seite. Am Wichtigsten zu erwähnen sind wohl Apollos Mentor Kristoph Gavin (im Cover rechts), dessen jüngerer Bruder Klavier (Staatsanwalt und Musiker) sowie Apollos Helferin Trucy (angehende Magierin). Ema Skye, welche ihr Debüt in der nachträglich hinzugefügten fünften Episode ("Aus der Asche") im ersten Teil hatte, ist auch wieder mit dabei. Doch auch davon ab kann man sich auf das ein oder andere Wiedersehen mit bekannten Gesichtern freuen!


    Hat noch jemand dieses Spiel gespielt, auch wenn es nicht Phoenix Wright als titelgebende Figur hat? Wie fandet ihr es, insbesondere da man hier ja nicht Phoenix spielt?


    Apollo Justice war sogar mein erstes Ace Attorney. Eine Freundin zur Schulzeit hatte es sich gekauft und mir später ausgeliehen, da sie es so toll fand. Ich hatte großen Spaß an dem Spiel und wir haben uns im Nachhinein auch die ursprüngliche Trilogie gemeinsam gekauft. Dementsprechend war Apollo auch der erste Anwalt, den ich kennenlernte. Klavier ist ein Staatsanwalt, der im Gegensatz zu den Staatsanwälten in Phoenix-Wright-Spielen auch freundlich zu Apollo und manchmal sogar hilfsbereit ist.



    Das Spiel bietet wie schon die anderen Teile spannende Fälle mit einer Geschichte, die im finalen Fall ihren Höhepunkt findet, eine breite Palette an durchgeknallten, aber charmanten Charakteren und tollem Gameplay. Wer die Spiele um Phoenix mag, wird auch dieses Spiel mögen, auch wenn es in gewisser Sicht keine bahnbrechenden Neuerungen bereithält.

  • Nach schätzungsweise rund 30 Stunden hab ich nun Apollo Justice durchgespielt, welches auch mein persönlich erstes, richtiges Ace Attorney Game war, genau wie bei Sylph. Mit dem Konzept der Gerichtsprozesse war ich ja bereits durch das Layton Crossover oder die 3DS Demos vertraut, doch stieß ich hier mit den Tatort-Ermittlungen erstmals auf das abwechslungsreiche Gameplay zwischen den eigentlichen Prozessen. Im Großen und Ganzen war ich wirklich sehr zufrieden mit dem Spiel und dessen Story-Wendungen, allerdings gab es ein paar Kleinigkeiten, die mich ein bisschen gestört haben.


    Zunächst einmal war Apollo als Hauptcharakter richtig gut gelungen. Ich fand ihn erfrischend und sympathisch. Natürlich musste er, genau wie Phoenix, sehr oft als Sandsack für dumme Bemerkungen herhalten, haha. Trucy als Gehilfin mochte ich genauso, dank ihrer Art, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Der Gegenspieler...

    dessen jüngerer Bruder Klavier (Staatsanwalt und Musiker)

    Im Deutschen heißt er Kantilen :smile: jedenfalls war Kantilen dank seiner Rockband auch ein cooler Charakter, wobei es mir manchmal auf den Keks ging, wie er Apollos handfeste Erklärungen und Beweise mit "das beweist es noch nicht genug" etc. wieder abgeschmettert hat. Ab und zu hat es die Sache ein bisschen in die Länge gezogen. Aber Kristoph war diesbezüglich noch viel schlimmer.


    An den Gerichtsverhandlungen selbst hab ich prinzipiell nichts zu bemängeln. Sie boten genau die Spannung, die ich mir von einem Ace Attorney erwartet habe. Ab und zu gab es mal wieder schwere Beweise, bei denen ich absolut nicht drauf gekommen bin, aber der Großteil war definitiv machbar. Lustig fand ich die Funktion, dass man mit dem Y-Knopf wirklich "Einspruch" oder "Moment Mal" ins Mikrofon brüllen musste. Hab ich vereinzelt auch mal aus Spaß gemacht, teilweise funktioniert es auch mit anderen Worten wie "Traktor" oder "Wurst", jedoch nicht immer. Im Normalfall hab dann einfach mit Touchscreen gespielt und leider erst ziemlich spät herausgefunden, dass man es auch ohne Sprachsteuerung mit dem X-Knopf hätte machen können ... oder das die Schultertasten Schnellzugriffe für Gerichtsakte und Co. sind. Besser spät als nie.


    Mit Apollos Spezialfähigkeit bin ich allerdings nicht so klar gekommen. Bei den ersten 2-3 Fällen war es noch ziemlich gut durchschaubar, wo der Zeuge seinen Schwachpunkt hatte. Bei Lamiroir hatte ich diesen auch erkannt, doch es wurde nicht als "Ertappt" gewertet. Anscheinend hab ich den Punkt nicht richtig fokussiert und dann zählt es offensichtlich nicht. Also habe ich dutzende andere Varianten ausprobiert und nie hat es funktioniert, bis ich am Ende doch nochmal meine ursprüngliche Idee eingegeben und diese plötzlich funktioniert hatte. Da kam ich mir veräppelt vor. Noch schlimmer war es jedoch beim Reporter Brushel. Leute, Leute, da wäre ich nie im Leben drauf gekommen. Ich hab mir mindestens 20 Minuten einen abgesucht, weil der Bildbereich des Auges total klein ist und sich echt langsam bewegt. Auch im letzten Prozess hab ich mir knapp eine halbe Stunde einen Wolf abgesucht, nur dass dort die Lösung am Ende offensichtlicher war, als ich angenommen hätte. Tja. Blind drauf losraten bringt in diesem Modus übrigens auch nichts, hatte ich bei Brushel versucht, da man nicht nur bei der richtigen Textstelle "Ertappt" rufen, sondern dabei auch auf die korrekte Körperstelle schauen muss.


    Aber nicht nur hier, sondern generell sehr oft (rund zehn mal) musste ich in die Lösung schauen, weil es mir ansonsten komplett den Spielspaß geraubt hätte. Bei so storylastigen Games will ich nicht irgendwann mehrere Stunden festhängen, insbesondere da ich eh schon 30 statt 20 Stunden laut HowLongToBeat benötigt habe. Wenn ich nach über einer halben Stunde wirklich Null fortschritt gemacht habe, musste die komplettlösung herhalten, damit ich wissen konnte, wie die Geschichte weitergeht. Wie gesagt, wenn man jemanden über 20 Minuten mit dem Auge absucht und keinen blassen Schimmer hat, dazu der bunte Wirbel und die seltsame Musik, die wie rückwärts abgespielt klingt, nervt es nur noch. Aber bei den Ermittlungen war es noch schlimmer. Manchmal haben sich zusätzliche Konversationen erst geöffnet, nachdem man etwas angeklickt und präsentiert hatte. Oftmals wurde Event B erst nach komplettem Abschluss von Event A gestartet. Das war teilweise Detailarbeit bis zum Geht nicht Mehr und sehr altbacken. Keinerlei Hinweise etc. vielleicht bin ich zu sehr verwöhnt von heutigen Spielen, aber das hat mich echt gestört. Genau wie bei älteren Professor Layton-Ablegern tippt man sich hier am Bildschirm halb zu Tode, weil nicht optisch kenntlich gemacht wird, was man anklicken kann und was nicht.


    Hinzu kommt ja, das man nur einen einzigen Spielstand besitzt und nicht mal ohne Speichern ins Hauptmenü zurückkehren kann ... oder eben Speichern, ohne ins Menü zurückzukehren. Ich musste immer Speichern, im Menü den Spielstand neu laden und dann bei falschen Antworten jedes Mal meinen kompletten DS aus- und wieder anschalten. Uff. Da wäre mehr drin gewesen. Wenigstens der Soundtrack war klasse, darunter Kantilens Rocksong.


    Nun zum Positiven, den Prozessen. Logischerweise alles in einem Spoiler:

    In der zweiten Episode kamen dann erstmals die Ermittlungen dazu, was mich etwas überrascht hatte. Das Gesamtbild von zwei Prozessen und zwei Ermittlungen zog die Episoden um Einiges in die Länge, da kam ich selten unter 7-8, wenn nicht sogar 9 Stunden raus. Aber ich mochte es, erst die Tatorte zu Gesicht zu bekommen, da der Fall im Gericht dann noch vertrauter war und man definitiv auf der Seite von Apollo stand, wenn er etwas verteidigt hat. Man wusste ganz genau, dass die Anklage nicht korrekt war.

    Die dritte Episode war rückblickend betrachtet wohl meine liebste, was sich u.a. dem Setting des Rockkonzerts zugute schreiben lässt. Alleine dieses Mischpult war schon eine tolle Spielerei, mit der ich einige Zeit verbracht hatte.

    Das Finale wollte dann nochmal richtig einen raushauen.


    Vielleicht war mein Fazit doch etwas kritischer, als es eigentlich sein sollte. Ich möchte nochmal betonen, dass ich die letzten zwei Wochen echt viel Spaß mit Apollo Justice hatte. Nur war eben nicht alles perfekt und ab und zu war es auch echt anstrengend. Dennoch freue ich mich auf weitere Ace Attorney Spiele, die ich bald angehen möchte. Das Feuer ist noch nicht erloschen, auch wenn ich jetzt erst mal einen Layton-Replay eingeschoben habe.

  • Hurra, jemand hat in das Thema geschrieben!


    Es freut mich, dass dir das Spiel gefallen hat, Trakon. Dann wirst du die anderen Ableger, die um Phoenix Wright, auch bestimmt mögen.

    Mit Apollos Spezialfähigkeit bin ich allerdings nicht so klar gekommen. [...]

    Ah, ich weiß, was du meinst. Tatsächlich ging es mir stellenweise ähnlich, da die Bewegungen manchmal doch sehr unscheinbar sind - das ist zwar gewollt, aber für mich waren sie dann etwas zu schwer zu entdecken. Vielleicht beruhigt es dich aber, zu wissen, dass in den anderen Spielen andere Fähigkeiten zum Einsatz kommen, eventuell liegen dir diese ja mehr (mir zumindest schon).

    Aber absolut beeindruckt war ich, als die Zusammenhänge zwischen Episode 1, 3 und 4 erläutert wurden, denn damit hatte ich wirklich überhaupt nicht gerechnet!

    Das finde ich auch absolut genial. Ich war auch total überrascht, da man einfach nicht davon ausgeht, dass die Fälle auf irgendeine Weise alle miteinander zu tun haben. Umso schöner war dann die Auflösung und die Betrachtung des "großen Ganzen".


    Freut mich, dass du auf den Geschmack von Ace Attorney gekommen bist! Freue mich schon auf deine Berichte zu den anderen Spielen (no pressure, hehe).

  • So, das Spiel hab ich soeben beendet und jetzt wo ich weiß, das es einen eigenen Thread hat, werde ich mein Fazit hierhin schreiben.


    Es war alles in allem ein super Spiel und ein gelungener Nachfolger vom ersten Teil.


    Zwar hatte ich manchmal Probleme bei der Ermittlung den Faden zu finden und einmal musste ich sogar googeln, aber davon Mal abgesehen hatte ich eine Menge Spaß.


    Ganz besonders will ich hier nochmals den allerletzten Fall hervortun. Wie von Ace Attorney gewohnt, verknüpft dieser in der Regel die meisten der vorherigen Fälle miteinander, so war es auch hier der Fall, nur wie das Geschehen ist, ist einzigartig. Ich sag nur MASON-System. Was das ist, will ich hier nicht vorwegnehmen, spielt das Spiel wenn ihr es wissen wollt, aber nur soviel sei verraten, der Fall von Phönix Wright, bei dem er seine Anwaltmarke verlor, spielt eine Schlüsselrolle, wie von mir erwartet. Dieses MASON-System war auf jeden Fall eine große Überraschung und tatsächlich kam auch eine alte Mechanik aus dem ersten Teil wieder zum Zug. Und ein paar Kameo Auftritte. Das war auf alle Fälle ein gelungener Abschluss vom ersten Spiel.


    Übrigens hat das Spiel tatsächlich 2 Enden, je nachdem wie man sich am Schluss entscheidet. Da es für beide ein Achievement gibt, habe ich natürlich beide Entscheidungen je einmal durchgeführt.


    Nächstes Mal geht es dann mit dem nächsten Spiel weiter.