14.991 Zeichen
WTF, wie hast du das geschafft. Dann bin ich ja mal auf diese detailreiche Geschichte gespannt.
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WTF, wie hast du das geschafft. Dann bin ich ja mal auf diese detailreiche Geschichte gespannt.
Der letzte Reminder: Alle, die mitmachen möchten und ihre Geschichte noch nicht eingeschickt haben, können das bis 23:59 Uhr noch tun!
Wie schön, dass bereits alle Geschichten online sind! Danke dafür Sylph. Ich werde mir die Woche die Zeit nehmen und alle gemütlich durchlesen. Darauf freue ich mich schon. Ob mir eine Abstimmung leicht fallen wird?
Ich hatte zwei Geschichten, aus denen mir je mehrere Elemente gut gefielen, aber beide Ausrichtungen zum Ende eher unzufriedenstellend waren... jetzt habe ich die Geschichten miteinander verwoben und bin am neuen Ende dran.
Vielleicht fällt es mir auch einfach zu schwer mit so einem sehr groß umrissenem Thema eine Geschichte zu schreiben, weil es zu viel offen lässt.
Mir ging es ähnlich. Vielleicht lag es daran, dass das Thema so viel Potenzial hat, aber ich bei so vielen Ideen wusste ich am Ende nicht mehr wohin. He, he. Irgendwann hatte ich wie Ich-bin-Niemand einige Ideen zusammen gewürfelt, aber einen ordentlichen Ausgang der Geschichte wollte mir nicht einfallen. Am Ende war ich nicht so recht zufrieden.
Nichtdestotrotz, würde ich gern hier meine Idee von einer Geschichte vorstellen und wenn wer noch Lust hat, nach den ganzen anderen Geschichten auf eine kleine weitere, der kann sie ja lesen. Ich würde mich auch Kritik freuen. Wie bereits im ersten Beitrag von mir erwähnt, diente der Wettbewerb als gute Übung. Immerhin macht Schreiben an sich Spaß und sowas wie eine Fanfiction habe ich erst ein einziges Mal geschrieben (über Resident Evil, aber die ist auch mehr schlecht als recht, haha). Es ist übrigens eine sehr kurze Geschichte, da sie ein bisschen mehr als ein Drittel von der erlaubten Maximallänge hat.
Ewige Leere wohin das Auge reicht. Die Realität sieht ganz anders aus, als die Welt in Ganondorfs Gedanken.
Mittlerweile ist die Sonne hinter der Statue des Geistertempels untergegangen. Bevor er zur Festung zurückkehren wollte, füllte Ganondorf seine Flasche im Teich auf. Das Wasser beim Wüstenkoloss war besonders schmackhaft. Zwar konnte er die Wüste ohne großartige Schwierigkeiten durchqueren und brauchte nicht einmal mehr das magische Auge, aber mindestens einmal machte Ganondorf beim Händler in der Wüste eine Pause, um ein Pläuschchen zu halten und gemeinsam etwas zu trinken.
Am nächsten Tag stand wieder ein Training in der Gerudo-Arena an. Der Gedanke daran rief ein Gefühl von Langeweile hervor. Den Parkour dort schaffte er mittlerweile unter zwei Minuten – ohne Anstrengungen.
Angekommen in der Festung vermied er es direkt in sein Schlafgemach zu gehen. Er wusste genau, dass seine beiden Omas auf ihn warten würden für eine weitere Lehrstunde, dabei kannte er die Legende rund um das Triforce in- und auswendig. Und auch seinen Wunsch kannte er bereits. Wenn er es berühren würde, dann würde er sich nichts sehnlicher wünschen, als ein friedliches und geeintes Hyrule. Ein Land, in dem niemand mehr Leid und Trauer durch Kriege erfahren muss. Das war ein schöner Gedanke.
Mit diesem Gedanken schlich er sich, wie in vielen Nächten zuvor, aus der Festung hinaus. Die Zimmermänner campierten wieder einmal vor der Festung, um Reparaturen an der Brücke vorzunehmen. In der Hoffnung, der kleine Junge sei wieder da, klopfte er leise an die Rückwand des Zeltes.
Ganondorf wartete am Ende der Brücke, welche zum großen weiten Feld Hyrules führte. „Hey! Schön dich wiederzusehen.“ begrüßte der Junge ihn lächelnd. Nach einem kurzen Austausch über ihre Tagesaktivitäten, schlug der Junge vor, zum Feld zu gehen. Ganondorf war sich nicht sicher, ob er mitgehen sollte, immerhin war es ihm nicht gestattet sich so weit von der Festung zu entfernen. Es brauchte aber keine großen Überredungskünste seitens des Jungen, bis Ganondorf letztlich doch einwilligte. Er war sehr neugierig, was unbekannte Orte angeht und würde nur zu gern ganz Hyrule bereisen. Der Junge hingegen hatte bereits schon viel gesehen, da er mit seinem Vater aufgrund der Arbeit oft mitreiste.
Die Dunkelheit bedeckte das Land und die Sterne funkelten über ihren Köpfen. Sie hielten an einer Wegkreuzung an und Ganondorf fragte sich wohin die zwei anderen Wege führen würden. „Da, dort hinten! Siehst du die Häuser, in denen das Licht brennt? Dort ist die Lon Lon-Farm. Wie? Dort warst du noch nicht? Wenn du das Reiten lernen möchtest, dann kannst du gern dorthin gehen.“ Ganondorfs Mundwinkel verzogen sich nach oben. Zu gern würde er das Reiten endlich erlernen, dass es ein Teil seiner Ausbildung ist, war ihm bewusst und er hatte auch schon ein Pferd, aber das war noch zu klein, um darauf reiten zu können. In den vergangenen Jahren sind viele Pferde im Krieg umgekommen und die Pferdezucht bei den Gerudos hat sich davon noch nicht erholt.
„Warst du schon mal in dem Wald, der in der anderen Richtung liegt? Man erzählt sich, wer ihn ohne Erlaubnis betritt, wird sich nicht nur auf ewig verlaufen, sondern auch verflucht! Magische Wesen sollen dort hausen und wenn man ohne Erlaubnis Mein Vater hat mir mal erzählt, dass er eine Frau mit ihrem Kind gesehen hätte, die einfach in den Wald rannten. Ich frage mich, was aus ihnen wohl geworden ist. Eines Tages werde ich von meinem Zuhause abhauen und dann werde ich auch einfach in diesen Wald rennen!“ Ganondorf war klar, dass das eine Anspielung darauf war, was der Junge ihm zuletzt erzählte, dass er es sehr schwer hätte unter seinem Vater zu leben, da dieser nicht nur oft die Hand gegen ihn erhob, sondern in seine Jungen einen Nachfolger sieht, der den Betrieb eines Tages übernehmen wird, obwohl er gar kein Zimmermann werden möchte.
Eine weitere Ungerechtigkeit, die Ganondorf abschaffen würde, wenn er nur die Macht hätte. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob solche Entscheidungsfreiheit zu seiner Idee von einem friedlichen Hyrule auch dazugehören würde. Nachdem er diesen Gedanken zur Seite schob, verneinte er die Frage. Ein Wald, den niemand ohne weiteres betreten darf. Diese Aussage bekam seine volle Aufmerksamkeit. Er war bereits ein wenig geübt in Magie, aber ob sie ausreichen würde, sich vor solch einen Fluch schützen zu können? Und was ist mit dem Kind und seiner Mutter passiert? Eine weitere Frage die ihn sehr interessierte. Offene Grenzen, wie könnte man erreichen, dass magische Wesen, sollten im Wald denn wirklich welche wohnen, ihre Pforten für Jeden öffnen würden? Man würde es ihm nicht ansehen, aber Ganondorf beschäftigte sich mit Themen, die in seinem Alter für viele Kinder noch gar keine Rolle spielten.
„Woran denkst du gerade?“ fragte der Junge. Ganondorf sammelte sich kurz und ließ den Jungen an seinen Gedanken teilhaben. Er erzählte ihm von der Legende, die er von seinen Omas kennt. „Daran glaubst du? Hm, was ich mir wünschen würde? Ich denke, ein besseres Leben mit meiner Schwester.“ Ganondorf grinste und erzählte ihm, dass sie das ganz bestimmt hätten, wenn er das Triforce eines Tages in den Händen halten wird. Beide nickten sich lachend zu, bevor sie den Weg wieder zurückgingen. Sie verabschiedeten sich und nachdem der Junge zurück ins Zelt ging, warteten bereits ein Stück weiter in Richtung Festung, die beiden Omas auf Ganondorf. „Wo hast du dich wieder herumgetrieben?“ Du sollst dich nicht mit Fremden treffen!“ Ihm war klar, dass sein kleiner Ausflug nicht unentdeckt bleiben würde, aber wenn das bedeuten würde, eine Nacht im Gefängnisturm zu übernachten, dann war es ihm das wert.
Der nächste Morgen war bereits angebrochen und Ganondorf lief runter zur Arena. Am Eingang der Festung sah er, wie der König Hyrules mit der Anführerin der Gerudos redete. Er dachte sich, dass es bestimmt wieder darum geht, dass die Gerudos Wiedergutmachung leisten sollen, da sie sich aus dem Krieg rausgehalten hatten. Er konnte es nicht ganz nachvollziehen. Die Gerudos waren seit jeher ein Volk, das sich von anderen isolierte. Eine Tatsache, die Ganondorf selber nicht guthieß, aber noch war er kein Anführer. Denn auch wenn der Traum von einem friedlichen und geeinten Hyrule utopisch ist, so könnte er wenigstens als Anführer erreichen, alle anderen Völker in der Wüste willkommen zu heißen.
Nachdem sein Training beendet war, wurde er mitsamt aller anderen Gerudos in die große Halle gerufen. Ganondorf konnte sich schon denken, worum es geht. Die Anführerin verkündete, dass das Kind ihrer Schwester zur Welt gekommen ist. Ein weiterer Nachkömmling, die wie die anderen zuvor, zu einer stolzen Gerudokriegerin heranwachsen wird. Eine Kriegerin, die die Festung hoffentlich eines Tages nicht mehr brauchen wird. „Schau nur Ganondorf. Das hier wird die erste Gerudo, die du eines Tages trainieren wirst. Sag doch mal zu Naboru ‚Hallo!‘ Euch beiden verbindet ein besonderes Band.“ kicherten seine Omas.
Das Kichern hallte noch ewig, bis Ganondorf seine Augen wieder öffnete und er in die Realität zurückkehrte. Ewige Leere wohin das Auge reicht.
Ging mir ebenfalls ähnlich - dementsprechend habe ich auch nicht am Wettbewerb teilgenommen.
Ich hatte zwar genau im Kopf, was ich schreiben wollte, aber irgendwie habe ich es einfach nicht aufs virtuelle Papier gebracht... Ich hoffe, dass die Schreibblockade in erster Linie damit zusammenhing, dass mir eh nicht so wahnsinnig wohl dabei gewesen wäre, als Mod am Wettbewerb teilzunehmen, und ich euch das Ergebnis nach Ablauf der Wahl dann doch noch präsentieren kann.
In der Zwischenzeit werde ich mir eure Geschichten durchlesen und Ideen klauen fleißig abstimmen. ;)
Wow, sind die Geschichten gut geworden! Ich finde es total klasse, wie unterschiedlich sie alle geschrieben sind und wie sich ihre Inhalte voneinander unterscheiden. Gleichzeitig musste ich über gewisse Parallelen in den einzelnen Geschichten schmunzeln. Meine eigene Geschichte wirkt echt schwach im Vergleich zu dem Favoriten für den ich wohl stimmen werde.
Auf jeden Fall: vielen Dank an alle kreativen Köpfe! Die Storys sind alle auf ihre Art der Hammer.
Schön, dass du deine Geschichte mit uns teilst! Mir gefällt dieser "Rahmen" sehr gut, also dass am Ende der Anfang noch einmal aufgegriffen wird. So etwas mag ich immer gern.
Auch frage ich mich, ob der nicht näher benannte Junge jemand Bestimmtes ist oder du nur eine Person brauchtest, die als Ganondorfs Freund und Gesprächspartner fungieren kann, da Ganondorf selbst nicht spricht. Schön auch, dass du dich so nah an OoT orientiert hast und sogar das magische Auge sowie die Zimmerleute eine Erwähnung finden.
Ein paar Mal fiel mir auf, dass du ins Präsens springst, was etwas den Lesefluss stoppt, aber davon abgesehen mag ich die Geschichte echt gerne.
Ich möchte mich auch noch einmal bei allen Teilnehmern bedanken. Sechs Geschichten sind kein schlechter Wert - offenbar kommen Kreativ-Wettbewerbe also gar nicht mal so übel an! Damit stehen die Chancen nicht schlecht, dass das nicht der letzte Wettbewerb gewesen sein dürfte
Mir ist übrigens aufgefallen, dass Geschichte 5 mehr als 18k Zeichen sind. Mir kam die Geschichte sehr lang vor weshalb ich interessehalber mal durch zählen ließ, es kamen dann deutlich mehr als 15k zusammen. War nicht maximal 15k erlaubt?
Ist zwar eine sehr schöne Geschichte, aber als mir dann aufgefallen war, dass es zuviele Zeichen waren, hab ich mich dann für die andere Geschichte entschieden, die mir ebenfalls gefallen hat.
Mir ist übrigens aufgefallen, dass Geschichte 5 mehr als 18k Zeichen sind. Mir kam die Geschichte sehr lang vor weshalb ich interessehalber mal durch zählen ließ, es kamen dann deutlich mehr als 15k zusammen. War nicht maximal 15k erlaubt?
Aye, da hab ich Schuld, da ich die Geschichte übernommen hab, tut mir wirklich leid dafür. Nun im Nachhinein möchte ich allerdings auch niemanden disqualifizieren. Es muss also jeder für sich entscheiden, ob 3.000 Zeichen einen riesigen Unterschied machen.
Bei zukünftigen Wettbewerben werden wir dann genauer auf die Einhaltung der Regeln achten. Ich hoffe, es fühlt sich niemand benachteiligt dadurch, aber soweit ich sehe, kratzt bis auf eine Geschichte keine am Zeichenlimit.
Also ich will niemanden was Böses, aber 3000 Zeichen (bei einem Limit von 15.000) sind meiner Ansicht nach schon deutlich zu viel - 20% über das Maximum hinaus.
Wenn niemand die Geschichte wählt, macht das keinen Unterschied. Aber das die Story generell bei zwei Instanzen durchgeht ist doof gelaufen.
Ich habe noch nicht alle Geschichten gelesen, versuche das noch nachzuholen.
Leider habe ich meine nicht beenden können - hole das aber nach :)
Ich habe mich bei der Wahl für die Jagdgeschichte entschieden. Sie gibt zwar nicht wirklich Überblick über Ganondorfs Kindheit, hat aber immerhin auf etwas Bezug genommen, was während seiner Kindheit anhielt und zeigte in einer schönen, emotionalen Szene mehr von dem, was in Ganondorf vor sich ging, wie verunsichert er war. In unseren Geschichten scheint gemein zu sein, dass er durch den auf ihn ausgeübten Druck psychisch misshandelt wurde. Ich werte es als Misshandlung, weil der Druck in den einzelnen Versionen enorm war.
Gelesen habe ich sie alle gerne, wenngleich manche Geschichte meinen Geschmack mehr aufgriff als Andere. Das ist nicht fair, aber kann man nichts machen. Der Mensch denkt subjektiv, egal wie sehr er sich bei wichtigen Dingen um objektives Denken bemüht. Was ich aber objektiv werten konnte, war die Form. Dabei war ich nicht all zu streng. Mir war es egal, wenn sich wer im Präsenz verlor. Das geschah mir früher nur all zu leicht, doch es gibt Dinge, auf die ganz einfach geachtet werden können. Das war, wie angesprochen, die Zeichenanzahl und das Bilden von Absätzen. Das war zwar nicht notwendig für die Teilnahme, ist aber wegen der besseren Lesbarkeit Norm geworden. Es ist einfach schwierig, die Stelle wieder zu finden, wenn man einmal den Faden verloren hat und alles in einem Block geschrieben ist.
Also ich will niemanden was Böses, aber 3000 Zeichen (bei einem Limit von 15.000) sind meiner Ansicht nach schon deutlich zu viel - 20% über das Maximum hinaus.
Unterschreib ich so. Ich werde für mich allein deswegen eine andere Geschichte wählen und dafür abstimmen.
Nicht meine Art von Wettbewerb, aber ich bin gespannt, wer am Ende hinter welcher Story steckt.
Puh, ich finde es schade, wenn die Geschichte jetzt disqualifiziert werden würde. Ich habe z.B. für diese Geschichte gestimmt, weil ich sie richtig gut findd, inhaltlich wie vom Stil her. Klar ist es Aufgabe des Verfassers (oder der Verfasserin) die Zeichenzahl zu kontrollieren. Ich hatte da aber auch meine Probleme... wäre es nicht evtl möglich, dass der kreative Kopf dahinter einen Teil nachträglich kürzt, um so die Grenze zu erreichen?
So, ich habe mir alles nochmal durch den Kopf gehen lassen und habe einen Vorschlag:
Den Verfasser der zweitlängsten Geschichte habe ich kontaktiert und mir versichern lassen, dass dieser kein Problem mit der Veröffentlichung der langen Geschichte hat.
Sollte einer der anderen Teilnehmer das anders sehen und sich benachteiligt fühlen, gerne eine PN an mich und wir schauen dann, was wir machen können.
Wie gesagt, scheint es in meinen Augen kein Problem mit der Begrenzung gegeben zu haben, da alle Geschichten weit vom Limit entfernt sind und ich mir daher schwer vorstellen kann, dass sich jemand besonders einschränken musste. Sollte ich mit meiner Annahme falsch liegen, dann gerne mir per PN mitteilen und wir suchen gemeinsam nach einer Lösung.
Falls aber nicht, gehe ich davon aus, dass niemand ein Problem damit hat und verbuche die Sache unter Startschwierigkeiten für einen neuen Wettbewerb, aus denen man für kommende Male lernen kann. Es wäre schön, wenn wir in den Wettbewerb nicht mehr hineininterpretieren, als er eigentlich ist: eine schöne Veranstaltung, um das Zelda-Jubiläum und die Kreativität in diesem Forum zu feiern.
Genießt die Geschichten und denkt daran, dass der Spaß an oberste Stelle stehen sollte.
Hey liebe Sylph und liebes Team,
Ich hatte eine Idee, wie man den Wettbewerb vielleicht noch ein bisschen interessanter machen könnte. Ich hatte die Idee, dass man uns die Möglichkeit gibt, zu raten, wer welche Geschichte geschrieben hat, bevor man auflöst, von wem die Geschichten sind. Dann macht man inmer eine Umfrage zu jeder Geschichte mit den Teilnehmern als Antwortmöglichkeiten. Ich fänd das ziemlich lustig, da ich teilweise schon das Gefühl hab, Schreibstile wieder zu erkennen.
Das könnte man dann entweder so machen, dass man das am Tag der Auflösung macht und dann in einen Spoiler die Antwort, oder, dass man bereits ein paar Tage vorher die Möglichkeit gibt, zu raten. Fände ich interessant.
LG Maronus
Höhö, den ein oder anderen Schreibstil habe ich auch wiedererkannt. Ich weiß ja nun nicht, wer alles teilgenommen hat, aber ich meine, die Köpfe hinter den Storys erraten zu haben.
Eine Raterunde vor Bekanntgabe wäre schon lustig. Die Auflösung erfolgt dann am Verleihungstag. Aber vielleicht braucht man keine Abstimmung mit Namen, die zur Auswahl stehen. Sonst weiß man j schon vorher, wer alles mitgemacht hat. Man könnte aber seine Autorenvorschläge so nennen (ob die Person schlussendlich überhaupt mitgemacht hat oder nicht, würde es noch spannender machen).
An sich tatsächlich eine nette Idee, allerdings bin ich da bei Ich-bin-Niemand und fände es persönlich nicht so gut, wenn bereits vor der Siegerehrung die Teilnehmer enthüllt würden, was bei einer Umfrage ja zwangsläufig passieren würde. Es sollte ja weitestgehend anonym ablaufen (auch wenn einige jetzt schon ihre Zeichenanzahl enthüllt haben).
Wobei natürlich nichts dagegen spricht, wenn jeder einfach munter rät und seine Vermutungen auch gerne hier äußert, wobei wir die Autoren eben erst am 18. Juni enthüllen, wenn die Siegergeschichte gekürt wird! Wäre dann ganz witzig zu sehen, wer wo richtig lag und ob es Überschneidungen gibt, hehe.
Wobei natürlich nichts dagegen spricht, wenn jeder einfach munter rät und seine Vermutungen auch gerne hier äußert, wobei wir die Autoren eben erst am 18. Juni enthüllen, wenn die Siegergeschichte gekürt wird! Wäre dann ganz witzig zu sehen, wer wo richtig lag und ob es Überschneidungen gibt, hehe.
Da sehe ich dann aber wieder das Problem, dass man nur für Geschichten raten kann, die nicht die eigene sind und so schonmal vorweg nimmt, welche Geschichte nicht die eigene ist. Gerade, wenn man mehrmals raten will ist das problematisch.
Vielleicht gibt es den ein oder anderen Bluffer hier, aber das ist ja nicht unbedingt der Sinn beim Raten.
LG Maronus
Tick-tack, tick-tack.
Das Umfrageende rückt näher: Noch bis zum 17. Juni, 23:59 Uhr (Donnerstagabend), habt ihr Zeit, eurer Lieblingsgeschichte eure Stimme zu geben!
So sehr wir uns alle über ein neues Metroid und einen neuen Trailer zum Nachfolger von Breath of the Wild freuen, sollten wir nicht vergessen, für unsere Lieblingsgeschichte zu stimmen!
Bis morgen um 23:59 Uhr habt ihr noch Zeit, euch die eingereichten Kurzgeschichten durchzulesen und eurem Favoriten eine Stimme zu geben!
> Zur Auswertung geht es hier! <
Da ich am Freitag früh raus muss, kann ich nicht versprechen, sofort um Mitternacht den Sieger zu verkünden, aber im Laufe des Tages sollte es machbar sein!
So, nachdem der Schreibwettbewerb vorbei ist und die Teilnehmer Zeit hatten, zu glänzen, ist jetzt die richtige Zeit, meine Geschichte zum Wettbewerbsthema zu präsentieren.
100%ig zufrieden bin ich nicht, aber besser wird's auch nicht. ^^
Mit über 30.000 Zeichen bin ich weeeeeeeeiiiiiiiiit über das Zeichenlimit, aber das ist jetzt im Nachhinein vermutlich wurscht...
In diesem Sinne: Viel Spaß damit!
Im Tod ist seine Haut aschfahl, wie das Licht des Mondes, wenn er am frühen Morgen über der Gerudo-Wüste untergeht…
Ganondorf steht neben der aufgebahrten Leiche seines Vaters, König Garydias, und versucht zu ergründen, was er fühlt.
Er weiß, er sollte Trauer empfinden, aber egal, wie sehr der Jugendliche sich auch bemühen mag, er kann sich nicht dazu bringen, etwas derartiges zu fühlen. Im Grunde kannte er seinen Vater überhaupt nicht und der Mann, der in kostbare Seidengewänder gehüllt und mit goldenem Geschmeide behängt auf dem Podest vor ihm liegt, könnte genauso gut ein Fremder sein.
Das nächste Gefühl, das Ganondorf in den Sinn kommt, ist Dankbarkeit.
Erst an diesem Morgen versuchte seine Mutter ihm erneut einzubläuen, welch großes Glück ihm zuteil wurde, dass er seinen Vater kennenlernen durfte: “Du weißt, die wenigsten Kinder unseres Volkes haben die Ehre, ihre Väter auch nur ein einziges Mal im Leben zu sehen. Ich hoffe, dir ist bewusst, wie gnädig die Göttinnen mit dir waren, Ganondorf.”
Sie musterte ihn intensiv über den Rand ihrer Trinkschale hinweg und presste die Lippen missbilligend zusammen, als Ganondorf zur Antwort mit den Augen rollte.
Der Junge hasste es, wenn seine Mutter ihm während ihrer seltenen Treffen Moralpredigten hielt.
Konnten sie die wenige gemeinsame Zeit, die sie hatten, nicht einfach genießen?
Früher hatten sie gemeinsam gelebt, doch als Ganondorf etwa drei Jahre alt gewesen war, hatte er mit einem Feuerball versehentlich einen Vorhang in Brand gesetzt und dadurch seine magische Begabung enthüllt. Danach hatte er aus der Gerudo-Festung aus- und in den Geistertempel einziehen müssen, wo seine Großmutter väterlicherseits sowie deren Schwester seine Ausbildung zum Schwarzmagier überwacht und geleitet hatten.
Nur wenige Gerudo besitzen die Fähigkeit, Magie wirken zu können, und Ganondorf war mehr als dankbar in Großmutter und Großtante zwei sehr kompetente Lehrmeisterinnen gehabt zu haben, durch deren Training der Junge sich schon bald zu einem der mächtigsten Zauberer aller Zeiten gemausert hatte. Leider hatte er seit Beginn seiner Ausbildung seine Mutter kaum mehr zu Gesicht bekommen und, auch wenn er dies niemals vor anderen eingestanden hätte, er trauerte seinen Kleinkindjahren, während derer seine Mutter stets um ihn gewesen war, noch immer hinterher - insbesondere seit er erkannt hatte, dass die einstmals stolze Kriegerin an einer mysteriösen, chronischen Krankheit litt, die sie immer schwächer und ihre Ärztinnen immer ratloser werden ließ. Schon bald, da war Ganondorf sich sicher, würden die Göttinnen seine Mutter zu sich rufen.
Ein Grund mehr, die gemeinsame Zeit nicht mit langweiligen Moralpredigten zu vergeuden!
Also bemühte sich Ganondorf, das Thema schnell zu beenden, und spulte den von seiner Mutter erwarteten Text in nur einem Atemzug herunter: “Ja, ja, ich weiß, Mutter. Den Gerudo wird nur alle hundert Jahre ein Knabe geboren und da nur wenige von uns derart alt werden, ist der letzte Vooi in der Regel bereits verstorben, bis der nächste geboren wird. In der männerlosen Zeit lassen sich unsere Kriegerinnen von Hylianern beschlafen, um den Fortbestand des Volkes zu sichern, aber eine Vaai, die sich auf eine dauerhafte Beziehung mit einem Hylianer einlässt, muss Gerudo verlassen, um unsere Kultur vor hylianischem Einfluss zu schützen.”
Dann stieß er einen tiefen Seufzer aus und sah seine Mutter mit einem regelrecht wehleidigen Gesichtsausdruck an: “Das haben wir schon ungefähr tausendmal durchgekaut… Wollen wir nicht lieber über etwas anderes sprechen? Heute ist immerhin mein Geburtstag!”
Seine Mutter wurde für einen Moment blass, bevor sich ein verschmitztes Lächeln auf ihre Lippen stahl: “Oh, du…! Du wirst ein immer überzeugenderer Lügner. Für eine Sekunde habe ich dir tatsächlich geglaubt!”
Ganondorf grinste verschlagen zurück. “Wenn ich eines Tages König sein soll, muss ich dazu in der Lage sein, Verhandlungspartner und Feinde täuschen zu können. Ein guter Lügner zu sein, erscheint mir diesbezüglich sehr ratsam.”
Der Junge rechnete damit, dass seine Mutter einen spöttischen Kommentar dazu abgeben würde, doch stattdessen wurde sie schlagartig wieder ernst und sagte: “Dieser Tag kommt womöglich schneller als du denkst.”
Ganondorf legte daraufhin den Löffel, mit dem er lustlos in seinem Frühstücksbrei herum gerührt hatte, beiseite und musterte seine Mutter genauestens. “Was meinst du damit?” Plötzlich war da eine Anspannung in ihm, die er noch nie zuvor gespürt hatte. Eine Art Kribbeln, das von seinem Magen ausging und sich bis in seine Fingerspitzen ausbreitete, bis er kaum noch in der Lage war, still zu sitzen.
Seine Mutter holte tief Luft, bevor sie ihm tief in die Augen sah und eröffnete: “Dein Vater liegt im Sterben. Die Ärzte vermuten, dass er den heutigen Tag nicht überleben wird.”
Aus dem Kribbeln in Ganondorfs Adern wurde ein Vibrieren, das seinen gesamten Körper in Schwingungen versetzte. “Das bedeutet ja, dass…” Ganondorf sah seine Mutter mit einem Funkeln in den Augen an, das diese missbilligend die Stirn in Falten legen ließ.
“Ja, das bedeutet, dass du vermutlich in den nächsten Tagen zum König gekrönt werden wirst, Veh’vy.” Sie musterte erneut seine entrückt wirkende Miene und fügte dann mit erhobener Stimme an: “Aber zuvor will ich, dass du dich bei der Beisetzung deines Vaters vorbildlich benimmst! Und darum ist es mir wichtig, dass du weißt, wie dankbar du für deine Situation sein solltest!”
Ganondorf wirft einen weiteren Blick auf das Gesicht seines Vaters, das im Tod überraschend friedlich wirkt und nichts von den Qualen verrät, die der greise König hatte erleiden müssen, bevor das Leben endlich seinem Körper verließ. Nach dem Tod des Königs wurde die Köchin beschuldigt, ihren Herrn vergiftet zu haben, und Ganondorf fragt sich für einen kurzen Moment, ob sie nun im Kerker sitzt oder bereits exekutiert wurde. Falls sie noch lebt, beschließt Ganondorf, sich für ein mildes Urteil einzusetzen - immerhin hat sie ihm einen Dienst erwiesen, auch wenn er sie nicht dazu angestiftet hat.
Nein, Ganondorf empfindet definitiv keine Dankbarkeit dafür, dass er seinen Vater hat kennenlernen dürfen! Wäre der Alte bereits vor seiner Geburt verstorben, dann hätten die Ältesten ihn, Ganondorf, schon lange zum König gekrönt!
Stattdessen hat er lange Jahre als Geisel im hylianischen Exil verbringen müssen…
Die Gerudo-Wüste ist eine unwirtliche Gegend, in der die Bauern nur selten dem kargen Boden genügend Nahrung abtrotzen können, um ein ganzes Volk zu ernähren. Daher haben sich ihre Bewohner schon vor etlichen Generationen darauf spezialisiert, hylianische Händlerkarawanen auszurauben, die dumm oder wagemutig genug sind, das Grenzgebiet zwischen den beiden Königreichen zu durchqueren.
Hyrule hat diese Überfälle auf seine Untertanen seit jeher mit überraschendem Gleichmut hingenommen und schickte nur von Zeit zu Zeit Schreiben mit Reparationsforderungen, die von den Gerudo-Regenten jedoch stets ignoriert wurden, was Hyrule wiederum nie interessiert hat.
Auf diese Weise entstand vor langer Zeit eine Art ungeschriebener Vertrag zwischen den beiden Reichen: So lange die Gerudo ihre Raubzüge auf das Grenzgebiet beschränkten, akzeptierte die hylianische Regierung diese Verluste, aber im Kernland Hyrules wurden die Wüstenbewohner als Diebe gnadenlos verfolgt.
Doch auch die Überfälle auf hylianische Karawanen und gelegentliche Diebeszüge in die Städte des angrenzenden Königreiches konnten das Nahrungsproblem in Gerudo nur schmälern, aber nicht beheben.
Daher fasste König Garydias den gewagten Plan, Teile Hyrules zu erobern. Zu diesem Zeitpunkt war Ganondorf etwa neun Jahre alt.
Auf die Stärke seiner durch täglichen Drill gestählten Kriegerinnen vertrauend, marschierte Garydias ohne jegliche strategische Raffinesse in Hyrule ein und besetzte das Gebiet rund um den Hylia-See. Der Boden in dieser Gegend ist besonders fruchtbar und sollte, so der Wille des Königs, fortan Kornkammer Gerudos sein.
Eine Zeit lang sah es tatsächlich so aus als wäre Garydias erfolgreich - die ansässige Miliz war zerschmettert worden und die hylianischen Bauern hatten ihre Äcker aufgegeben und sich tiefer ins Kernland zurückgezogen - doch dann traf das hylianische Heer aus der Hauptstadt ein und schlug die Gerudo vernichtend. Die Wüstenkriegerinnen sind die Meisterinnen der blitzartigen Überfallangriffe, aber im offenen Gefecht waren die besser strukturierten hylianischen Soldaten seit jeher überlegen.
König Garydias wurde in Ketten vor den Regenten Hyrules geschleift, wo er, das Gesicht auf den Boden gepresst und den Stiefel des siegreichen Generals im Nacken, um Vergebung und sein Leben betteln musste.
Ganondorf war damals natürlich nicht zugegen, aber er ihm wurde die Szene mehrfach in den buntesten Farben ausgemalt und er schämt sich noch heute für das kriecherische Verhalten seines Vaters. Als er das erste Mal davon hörte, schwor sich der Knabe, lieber zu sterben als jemals selbst derart tief zu sinken!
Bei dem nachfolgenden Friedensvertrag wurde Garydias kein Mitspracherecht eingeräumt. Stattdessen gab ihm vom hylianischen König zu verstehen, dass Gerudo - sollte Garydias sich weigern die Bedingungen Hyrules zu akzeptieren - dem Erdboden gleichgemacht würde.
Resultat dieser einseitigen Vereinbarung ist, dass Hyrule seine militärischen Einrichtungen im Grenzgebiet verstärkte und seitdem auch dort mit aller Härte gegen die Raubzüge der Gerudo vorgeht. Des Weiteren forderte der hylianische Regent eine Art Pfand, der den zukünftigen Gehorsam des Wüstenkönigs gewährleisten sollte:
Noch am selben Tag, als sein Vater in die Gerudo-Festung zurückkehrte, setzte er Ganondorf in eine von hylianischen Soldaten eskortierte Kutsche und schickte seinen Sohn zu einem Leben in der Fremde.
Ganondorf erinnert sich noch immer bildlich an die Panik, die ihn überfiel, als der Wagenschlag hinter ihm beinahe geräuschlos geschlossen wurde. Niemand hatte ihm erklärt, wohin die Reise gehen sollte und was ihn an deren Ende erwarten würde. Alles, was er wusste, war, dass die Soldaten Rüstungen mit dem Wappen Hyrules trugen und Hyrule der Feind war.
Als die Kutsche ruckelnd anrollte, konnte Ganondorf an nichts anderes denken als daran, dass in Hyrule Gerudo als Diebe verurteilt und mit dem Abschlagen der Hände bestraft wurden.
Was würde dieses grauenhafte Volk mit einem Prinzen der Wüste anstellen?
Doch obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug, setzte der Junge eine ausdruckslose Miene auf und gab sich den feindlichen Soldaten gegenüber indifferent und desinteressiert - ganz so wie seine Großmutter und Großtante es ihm beigebracht hatten: ein König ließ sich niemals von seinen Gefühlen leiten und bewahrte stets einen kühlen Kopf. Und vor allem zeigte er niemals Schwäche, es sei denn es handelte sich um eine Strategie, um den Feind in falsche Sicherheit zu wiegen.
Während der Fahrt versuchte der Hauptmann, der neben der Kutsche her ritt, mehrfach, durch das geöffnete Kutschenfenster hindurch ein Gespräch mit Ganondorf anzufangen, doch dieser hüllte sich in undurchdringliches Schweigen, bis…
Ganondorf kann noch heute den markerschütternden Schock fühlen, der ihm in die Knochen fuhr, als die Kutsche über die hylianische Grenze rollte.
“Anhalten! Bitte anhalten!” Selbst in seinen eigenen Ohren klang Ganondorfs Stimme zu schrill.
Die Soldaten tauschten unglückliche Blicke aus und es war offensichtlich, dass sie die Anweisung erhalten hatten, nicht stehen zu bleiben, so lange sie ihre kostbare Geisel transportierten.
“Bitte!” Es war das erste und einzige Mal in Ganondorfs Leben, dass er um etwas flehte. Obwohl er dabei das Gefühl hatte, scharfkantige Scherben zu schlucken, schob der Junge seinen Stolz beiseite und bedachte den Hauptmann mit einem Blick, der Steine zum Erweichen bringen konnte.
Dieser stieß einen langgezogenen Seufzer aus und gab, nach einem Moment inneren Ringens, das Zeichen zum Anhalten.
Die Räder der Kutsche waren noch nicht vollständig zum Stehen gekommen, da sprang Ganondorf bereits aus der Fahrgastkabine und sah sich mit großen Augen um. Die hylianischen Soldaten griffen nervös zu ihren Schwertern, aber ihr Hauptmann brachte sie mit einer Geste zur Räson.
Dies war nur ein Kind, das zum ersten Mal in seinem Leben die Wüste verlassen hatte - kein Krimineller, der einen Fluchtversuch wagen wollte!
“So viel Grün…” Ganondorf stand vor Überraschung und Unglaube der Mund offen, während er seinen Blick gierig über die Landschaft vor ihm schweifen ließ.
Die sanft ansteigenden Hügel, die zum Kernland Hyrules empor führten, waren mit saftig aussehendem Gras bedeckt und hier und da standen vereinzelte Bäume, deren ausladende Kronen einer Herde wohl genährt wirkender Schafe Schatten spendeten.
Der Hauptmann betrachtete Ganondorf für einige Minuten von der Seite, bevor sich ein mitfühlender Ausdruck auf seinem Gesicht breit machte und er dem Knaben sanft eine Hand auf die erschreckend knochige Schulter legte. Obwohl Ganondorf ein Prinz war und kostbare Gewänder sowie prachtvolle Juwelen am Leib trug, wirkte er ausgezehrt und war offensichtlich zu dünn, was das Herz des alten Offiziers rührte, der selbst Vater war. “Es ist nicht leicht, in der Wüste zu überleben, was?”
Ganondorf schreckte vor der harmlosen Berührung zurück als hätte der Hauptmann ihn verbrannt und für einen Moment flackerte ein Feuer in den Augen des Jungen auf, das dem Offizier einen eisigen Schauer über den Rücken jagte.
So viel Hass…
Doch dann versteinerte Ganondorfs Antlitz wieder zu der ausdruckslosen Maske, die er die restliche Reise zur Schau getragen hatte. Mit erstaunlicher Eleganz schritt der Knabe zurück zur Kutsche und stieg in die Fahrgastkabine, wo er sich hoch erhobenen Hauptes auf die ledernen Polster sinken ließ. Dann wandte er sich in frostigem Ton an die Soldaten: “Aufbruch! Ich bin sicher, der König schätzt es nicht, wenn sein Gast”, Ganondorf spie dieses Wort aus als wäre es Gift, “zu spät kommt.”
Die Hylianer sahen sich gegenseitig ratlos an, zuckten dann jedoch einfach mit den Schultern und setzten sich wieder in Bewegung.
Für sie war Ganondorf nicht mehr als ein wunderliches, verängstigtes Kind, das in seiner Panik blind um sich biss.
In Wahrheit jedoch bohrte sich zu diesem Zeitpunkt der Stachel des Neides tief in Ganondorfs Herz und ließ die diffuse Angst, die er bislang vor Hyrule gehabt hatte, in Verachtung und Groll umschlagen.
Dass das Leben in Hyrule einfacher war, hatte Ganondorf immer gewusst, aber er hatte niemals erwartet, dass Gerudos Nachbarland im Überfluss schwelgte, während sein Volk permanent Hunger litt…
Der Junge krallte seine Finger tief in das Sitzpolster unter sich und biss die Zähne derart fest zusammen, dass es schmerzte.
Den Rest der Reise legte die Gruppe größtenteils schweigend und ohne weitere Zwischenfälle zurück. Am Abend des fünften Tages erreichte sie endlich Hyrule-Stadt, Regierungssitz der hylianischen Könige, und Ganondorf spürte, wie er innerlich zu gefrieren schien.
Während das rotgoldene Licht der Abendsonne über die weiß getünchten Steine der Stadtmauer tanzte und die ersten Türme des hinter der Stadt gelegenen Schlosses sichtbar wurden, fragte sich der Junge, was ihn nun erwarten würde. Er war fest davon überzeugt, genau wie sein Vater wenige Tage zuvor, in Ketten gelegt und in einen Kerker geworfen zu werden, wo er langsam vor sich hin rotten würde…
Entsprechend überrascht war er, als die Kutsche schließlich auf dem mit weißen Marmorplatten ausgelegten Schlossplatz hielt, aber niemand kam, um ihn zu fesseln. Stattdessen ritten die Soldaten, die ihn bis hierher begleitet hatten, in Richtung Ställe davon und ein Schlossdiener öffnete den Wagenschlag, um geduldig zu warten, bis Ganondorf freiwillig ausstieg.
Der Junge spähte vorsichtig durch die geöffnete Kabinentür zum Eingang des Schlosses und staunte nicht schlecht. Vor dem Eingangsportal stand ein prächtig gekleideter, brünetter Jüngling, wenige Jahre älter als Ganondorf selbst, und der Weg dorthin war wie bei einem offiziellen Besuch eines ausländischen Regenten von hochrangigen Würdenträgern und Soldaten in Paradeuniformen gesäumt.
Dies verunsicherte Ganondorf noch mehr als es rohe Gewalt getan hätte.
Was, im Namen von Din, hatten die Hylianer vor?
Sich selbst Mut zuredend, holte der Gerudo-Prinz tief Luft, drückte den Rücken durch und stieg so gelassen wirkend wie er konnte aus der Kutsche. Während er auf den wartenden Jüngling vor dem Eingang zuging, neigten die Spalier stehenden Soldaten und Aristokraten ehrerbietig ihre Köpfe, aber Ganondorf beachtete sie gar nicht. Er hatte seinen Blick fest auf den Jungen vor sich geheftet.
Dieser begrüßte Ganondorf mit einer angedeuteten Verbeugung, kaum dass er in Hörweite kam: “Sei willkommen, Ganondorf, Prinz der Gerudo. Mein Name ist Johanson - ich bin der Thronerbe Hyrules. Mein Vater erwartet uns im Festsaal. Bitte folge mir.”
Dann machte Johanson auf dem Absatz kehrt und marschierte ins Innere des Schlosses, ohne sich zu vergewissern, dass Ganondorf seiner Bitte auch tatsächlich nachkam.
Für einen Moment spielte dieser mit dem Gedanken, die Flucht zu wagen, aber die schiere Masse an Soldaten auf dem Vorplatz brachte ihn dazu, diese Idee schnell wieder zu verwerfen. Da er nicht wusste, was er stattdessen tun sollte, folgte Ganondorf Johanson mit etwas Verzögerung ins Schloss.
Die marmornen Wände hielten die sommerliche Hitze ab, sodass es im Inneren angenehm kühl war, und ließen jeden Schritt seiner mit Nägeln beschlagenen Stiefel mehrfach widerhallen. Ganondorf fragte sich, ob es in den Gängen wie bei einem Pferderennen klang, wenn die Diener hier auf und ab liefen, aber dann sah er aus den Augenwinkeln einen Pagen geräuschlos durch einen anderen Gang huschen. In jenem Moment war dies für ihn ein Rätsel, aber schon bald sollte er herausfinden, dass die Schlossbewohner Pantoffeln mit Filzsohlen trugen und sich daher fast lautlos bewegen konnten. (Außerdem eignete sich diese Fußbekleidung ausgezeichnet für wildes Wettschlittern…)
Unter den hohen Decken hingen Girlanden aus frischem, mit blau-goldenen Seidenschleifen verzierten Tannengrün und auf dem wie poliert wirkenden Boden standen in regelmäßigen Abständen hohe Vasen aus Gold, die üppige Sträuße bunter Blumen beinhalteten. Das gesamte Schloss duftete wie eine blühende Waldlichtung.
Ganondorf wurde regelrecht schwindelig von den vielen verschiedenen Gerüchen, die durch die Gänge schwebten wie exquisites Parfum. In der Wüste roch fast alles nach heißem Sand und Dreck - eine derartige Geruchsexplosion war eine völlig neue Welt für den Prinzen.
Der wahre Schock folgte jedoch erst, als Johanson die mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Doppelflügeltür am Ende des Ganges aufstieß und Ganondorf einen Blick auf den Raum dahinter werfen konnte.
In der Mitte des üppig geschmückten Saals stand eine prächtige Speisetafel, auf der kristallene Trinkgläser, goldenes Besteck und erlesenes Geschirr im Kerzenlicht glitzerten, das von einem mit Diamanten behangenen Kronleuchter auf den Tisch herabfiel. Doch trotz all des Prunkes in der Raummitte klebte Ganondorfs Blick an den Längsseiten des Saals, wo auf langen Tresen eine schier unglaubliche Menge verschiedenster Speisen angerichtet worden war.
Ganondorf war von diesem Anblick derart fasziniert, dass Johanson ihn am Ärmel seines Gewandes zupfen musste, um ihn davon loszueisen. Während er sich von Johanson zu dem Platz zur Linken des am Kopfende der Tafel sitzenden Königs führen ließ, fühlte Ganondorf sich wie in Trance. Noch nie zuvor hatte er so viel Essen auf einem Haufen gesehen. In Gerudo speisten selbst Könige bescheiden.
Die einzige Ausnahme waren Festbankette zu Ehren ausländischer Regenten und die Feier zur Geburt des nächsten Königs - aber selbst zu diesen Anlässen gab es niemals ein derartiges Übermaß an Speisen!
Als Ganondorf seinen Platz erreichte, stand der hylianische König auf und ließ eine seiner prankenartigen Hände auf die Schulter des Jungen fallen. Dieser zuckte daraufhin heftig zusammen, aber der Monarch schien dies überhaupt nicht zu bemerken. Stattdessen wandte er sich an die anderen anwesenden Gäste, die - so nahm Ganondorf an - zur erweiterten königlichen Familie gehörten: “Heißt Ganondorf, den Kronprinzen von Gerudo, Willkommen. Er wird fortan in meinem Haushalt leben - auf dass er ein besserer König werden wird als sein Vater!”
Bei diesen Worten hoben der Regent und seine Gäste ihre Gläser und prosteten Ganonondorf zu, der angesichts der Beleidigung seines Vaters vor Zorn die Nüstern blähte.
Ja, Garydias war kein besonders guter Regent, aber es stand diesem in albern prunkvolle Gewänder gehüllten hylianischen Fettsack ganz sicher nicht zu, über ihn zu urteilen - nicht so lange er hier in Völlerei lebte, während Gerudo hungerte!
Die adeligen Gäste blickten Ganondorf gespannt an, so als warteten sie darauf, dass er irgendwie reagierte oder gar ein paar Worte an sich richtete. Stattdessen ließ sich der junge Prinz jedoch stumm auf seinen Stuhl sinken und starrte wortlos auf den Teller vor sich.
Der König war angesichts dieses Verhaltens sichtlich irritiert, stellte jedoch nur sein Glas ab und rief: “Lasst euch dieses Festmahl zu Ehren Ganondorfs schmecken!”
Johanson hatte zur Rechten seines Vaters, Ganondorf gegenüber, Platz genommen. Neben ihm saß ein Mädchen, das in etwa genauso alt sein musste wie der Gerudo-Prinz. Es war ziemlich pausbäckig und hatte lange geflochtene Zöpfe aus schokoladenbraunem Haar. Zudem hatte es die gleichen grünen Augen wie Johanson, aus denen es Ganondorf ungeniert anstarrte.
Ganondorf vermutete, dass es sich bei dem Mädchen um Johansons jüngere Schwester handelte, und bemühte sich, ihr Gegaffe so gut es ging auszublenden.
“Hör auf zu glotzen wie ein gewöhnliches Marktweib, Adriane!” Der hylianische Kronprinz stieß seiner Schwester den Ellenbogen zwischen die Rippen und warf ihr einen funkelnden Seitenblick zu, der ihn Ganondorf fast sympathisch machte.
“Aber er isst überhaupt nichts!”, verteidigte sich die Prinzessin und deutete mit einem kurzen Wurstfinger auf Ganondorfs Teller. Während Johanson kompakt, aber schlank war, hatte Adriane die Statur ihres Vaters geerbt. Oder sein Essverhalten.
“Vielleicht, weil du ihn angaffst wie eine Kuh.”, hielt Johanson dagegen. “Mir würde davon jedenfalls schlecht!”
Zu Ganondorfs Überraschung tadelte der hylianische König seine Kinder nicht für ihre Ausdrucksweise. Wenn er, Ganondorf, zuhause in diesem Ton gesprochen hätte, hätten seine Großmutter und Großtante ihm zur Strafe mit einem Zauber die Lippen versiegelt!
Der hylianische König hingegen ließ ein leises Lachen erklingen und wandte sich in liebevollem Ton an seine Tochter: “Du darfst nicht vergessen, dass Ganondorf eine weite Reise hinter sich hat, Adriane. Vermutlich ist er müde und von den vielen neuen Eindrücken überwältigt.”
Dann drehte er sich Ganondorf zu und fügte an: “Oder hast du je in deinem Leben schon ein derart beeindruckendes Bankett gesehen?”
Ganondorf schmeckte etwas Säuerliches auf der Zunge, als ihm bei dieser Frage beinah die Galle hochkam. Der König wusste ganz genau, dass in Gerudo nicht so üppig gegessen wurde… nicht gegessen werden konnte. Er musste es wissen!
Oder…?
Ganondorf fragte sich, ob der Hylianer je auch nur einen Fuß nach Gerudo gesetzt hatte.
Vielleicht war er genauso ahnungslos, was die karge Realität der Wüste anging, wie er, Ganondorf, es in Bezug auf die überbordende Vitalität Hyrules gewesen war.
Daher schluckte er seinen Zorn und Stolz widerstrebend herunter und presste zwischen den Zähnen hervor: “Ehrlich gestanden, wäre ich schon beeindruckt gewesen, wenn es einfach nur etwas anderes als Kakteen-Gelee zum Dessert gegeben hätte.”
Der König brach bei dieser Antwort in schallendes Gelächter aus, in das sämtliche Gäste einfielen, obwohl kaum einer gehört haben konnte, was Ganondorf gesagt hatte. Offenbar glaubte der Regent, Ganondorf hätte einen Witz gemacht - dabei meinte der Junge es vollkommen ernst.
Das Bankett dauerte noch etliche Stunden an, während denen Ganondorf mit immer mehr Ekel zusah wie die Hylianer mehr Essen in sich hinein stopften als eine durchschnittliche Gerudo-Familie in einer ganzen Woche. Trotzdem befanden sich am Ende des Gelages noch immer genug Reste auf den Seitentresen, um mehrere Personen satt zu machen.
Während Ganondorf einem Diener zu der Kammer folgte, die von nun an sein Zuhause sein sollte, fragte er: “Was passiert mit dem restlichen Essen? Wird es an die Armen in der Stadt verteilt?”
Der Diener warf ihm einen überraschten Blick zu und antwortete in irritiertem Ton: “Aber nein. Die Reste werden an die Schweine verfüttert.”
Ganondorf blieb wie vom Donner gerührt mitten im Gang stehen. “Aber das Essen ist doch noch wunderbar genießbar!”
“Nun, dann kann zumindest niemand behaupten, wir würden unseren Tieren nichts gönnen!” Der Diener, dem dieses Gespräch sichtlich unangenehm war, stieß ein kleines Lachen aus und marschierte dann schnurstracks weiter, um Ganondorf schnellstmöglich wieder loszuwerden.
Der junge Gerudo-Prinz stand noch immer in der Mitte seines überraschend geräumigen und luxuriös ausgestatteten Zimmers und versuchte, seine überkochenden Gefühle zu sortieren, als es an der Tür klopfte und Johanson, ohne eine Antwort abzuwarten, eintrat.
“Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Du warst beim Essen so blass und hast kaum ein Wort gesagt.”
Obwohl die moosgrünen Augen des älteren Jungen aufrichtig blickte, blaffte Ganondorf: “Ach ja? Oder wolltest du nur schauen, ob ich bereits dabei bin das Zimmer leer zu räubern? Für euch Hylianer sind wir Gerudo doch nichts anderes als gemeine Diebe!”
Er wollte kein Mitgefühl… Schon gar nicht von einem Hylianer!
Johanson machte einen kleinen Schritt zurück als hätte Ganondorf ihn geschlagen und zischte dann mit zu Schlitzen verengten Augen zurück: “Das könnte vielleicht daran liegen, dass ihr euch ständig wie gemeine Diebe benehmt!”
“Wenn ihr euren Überfluss mit uns teilen würdet, anstatt ihn an die Schweine zu verfüttern, bräuchten wir überhaupt nicht zu stehlen!”
“Ihr habt ja nie darum gebeten, sondern habt immer nur geraubt! Da wunderst du dich noch, warum keine andere Nation den Gerudo Gefälligkeiten erweisen will?!”
“Wieso sollten wir um eure Überproduktion betteln? Ihr könntet sie uns einfach anbieten, aber stattdessen lasst ihr uns lieber verhungern! Ihr seid eine heuchlerische Bande von Egomanen!”
“Und ihr ehrlose Räuber und Banditen!”
Inzwischen brüllten die beiden Jungen so laut, dass mehrere Wachen angelaufen kamen. “Was ist hier los?”
Ganondorf und Johanson starrten sich gegenseitig mit eisigen Blicken und zu Fäusten geballten Händen an. Der Gerudo-Prinz war sich sicher, wenn die Wachen nicht aufgetaucht wären, hätte ihr Streit in einer handfesten Prügelei geendet.
Nach einem langen Moment wandte Johanson sich abrupt ab. “Gar nichts. Ich wollte sowieso gerade gehen.” Dann machte er eine angedeutete Verbeugung in Ganondorfs Richtung. “Gute Nacht… Prinz Ganondorf.”
Noch bevor Ganondorf wusste, was er erwidern sollte, hatte Johanson, gefolgt von den noch immer skeptisch drein blickenden Wachen, das Zimmer verlassen.
In dieser Nacht lag Ganondorf noch lange wach und grübelte über die für ihn sehr merkwürdige Situation nach. Wieso behandelte der König ihn wie einen Ehrengast? Und warum hatte Johanson ihn nicht an die Wachen verraten? Schließlich war er es gewesen, der diesen Streit vom Zaun gebrochen hatte.
Es dämmerte bereits und das gräuliche Licht der ersten Tagesstunden kroch allmählich durchs Fenster in sein Zimmer, als Ganondorf endlich begriff: Der hylianische König glaubte, er könnte Ganondorf eine Art Gehirnwäsche verpassen!
Er, Ganondorf, sollte als Teil der hylianischen Königsfamilie aufwachsen, Beziehungen und Freundschaften knüpfen und später, wenn er seinem Vater auf den Thron gefolgt war, im Interesse Hyrules handeln, mit dem er - so die Hoffnung des hylianischen Regenten - viel mehr verbinden würde als mit seiner tatsächlichen Heimat.
Nun… Dieses Spiel konnte man auch zu zweit spielen, dachte Ganondorf.
In dieser Nacht fasste er den Plan, die Strategie des hylianischen Königs zu unterwandern, indem er zum Schein mitspielte.
In den folgenden Jahren setzte Ganondorf alles daran, das hylianische Königshaus glauben zu lassen, er fühle sich wie ein Teil der Familie und übernähme die Wertvorstellungen und Denkweisen Hyrules.
Doch jeden Abend, bevor er zu Bett ging, sah Ganondorf sich lange im Spiegel an und betete sich stumm sein eigenes, kleines Mantra vor: “Ich bin Ganondorf, künftiger Regent von Gerudo. In meinen Adern fließt Gerudo-Blut. Meine Verpflichtung als zukünftiger König der Gerudo liegt bei dem Volk der Wüste. Hyrule ist der Feind.”
Nur so, glaubte er, konnte er im Geheimen seine wahre Identität bewahren.
Dieser Zustand dauerte ganze fünf Jahre an, doch dann verstarb der hylianische König und Johanson folgte ihm auf den Thron. Da dieser glaubte, in Ganondorf einen echten, wahren Freund zu haben, entließ er den Gerudo-Prinzen aus seiner Stellung als politische Geisel und schickte ihn in sein Heimatland zurück, da Johanson hoffte, Ganondorf würde ihm dort als eine Art Diplomat bessere Dienste leisten als in Geiselhaft.
Dies ist nun ein knappes Jahr her und Ganondorf hat nie aufgehört, seine Rolle vor Johanson zu spielen.
Bis heute…
Ganondorf wirft einen letzten Blick auf das Gesicht seines Vaters, bevor er sich abwendet und zu Bett geht.
Nun weiß er, welches Gefühl Garydias’ Tod in ihm auslöst: Erleichterung.
Endlich werden die Ältesten ihn zum König krönen!
Endlich wird er das Sagen haben!
Endlich wird er wieder ganz er selbst sein können…
Früh am nächsten Morgen findet die rituelle Verbrennung des königlichen Leichnams statt. Dazu tragen sechs Kriegerinnen mit Hilfe einer Bahre den massiven Körper des Königs zu einem auf dem Exerzierplatz aufgeschichteten Scheiterhaufen, während die restlichen Bewohner der Festung ihnen in einer vorgeschriebenen Reihenfolge folgen:
Direkt hinter dem Verstorbenen gehen seine engsten Angehörigen; zuerst die Eltern (sofern diese noch leben), dann die Kinder, dann die Ehegattin.
Dahinter folgen die Ältesten und dahinter die übrigen Kriegerinnen, nach ihrem militärischen Rang sortiert.
Ganondorf wirft einen Blick auf die Jugendliche, die neben ihm geht und knirscht leise mit den Zähnen. Obwohl sein Vater ein ungewöhnlich langes Leben hatte, hat er es zu lediglich zwei Kindern gebracht: Ganondorf selbst und die unwesentlich jüngere Naboru, die ein von der Schankfrau geborener Bastard ist.
Gerüchten zufolge hatte Garydias etwa hundert Jahre vor Ganondorfs Geburt bereits schon einmal einen Sohn. Doch dieser soll jedoch als Jugendlicher bei einem Reitunfall ums Leben gekommen sein. Ganondorf hat böse Zungen tuscheln hören, dass der König selbst die Finger dabei im Spiel gehabt haben soll, da er den Gedanken nicht habe ertragen können, den Thron an seinen Sohn abgeben zu müssen. Wieder andere behaupteten, der erste Thronerbe sei von Geburt an schwächlich gewesen und dies sei auch der Grund, warum Garydias sich, als die Frist für den nächsten männlichen Nachkommen ablief, die damals stärkste Kriegerin zur Frau nahm, Ganondorfs Mutter.
Als Naboru zur Welt kam, war dies für alle eine große Überraschung. Nicht nur, dass Garydias überhaupt einen Bastard gezeugt hatte (In den über 200 Jahren seines Lebens hatte der König nie Interesse an Frauen gezeigt und nur deswegen einen (oder zwei) männlichen Nachkommen gezeugt, weil er dies als seine Pflicht als König ansah.) - der Regent war auch noch völlig vernarrt in das kleine Mädchen, während sich nie für Ganondorf interessiert hatte. Dessen Erziehung hatte er stets seiner Gattin und Mutter überlassen.
“Dies ist wohl auch der Grund, weshalb ich Naboru dermaßen hasse”, denkt Ganondorf bei sich, während seine Halbschwester ihrem Vater die Grabbeigaben, die mit ihm zusammen verbrannt werden sollen, in die Arme legt.
Als der Scheiterhaufen entzündet wird und Naboru ihm einen herablassend wirkenden Blick zuwirft, muss Ganondorf sich jedoch eingestehen, dass es nicht ganz so einfach ist. Während er im Geistertempel ausgebildet und als Geisel in Hyrule festgehalten wurde, ist Naboru in der Gerudo-Festung aufgewachsen und hat Kontakte und Freundschaften geknüpft. Im Gegensatz zu ihm ist Naboru bei den Gerudo-Kriegerinnen beliebt und ehrlich respektiert. Ihn fürchten sie und erweisen ihm nur deswegen Ehrerbietung, weil das Gesetz es von ihnen verlangt.
Und Naboru wird nicht müde, ihm immer wieder zu verstehen zu geben, dass sie die bessere Regentin wäre…
Aber er würde ihr schon noch beweisen, dass sie Unrecht hatte!
Die stinkenden Rauchschwaden des Scheiterhaufens schrauben sich noch in den Himmel, als ein hylianischer Kurier eintrifft. Ganondorf bittet ihn sogleich, ihm in den Thronsaal zu folgen - froh, seiner widerlich beliebten Halbschwester für den Moment entkommen zu können. Die beiden werden von Ganondorfs Mutter begleitet.
Kaum im Thronsaal angekommen, vollführt der Herold einen übertriebenen Bückling und holt eine Schriftrolle hervor, die er sogleich vorliest: “Johanson, König von Hyrule an Ganondorf, König von Gerudo. Mein lieber Freund, es trübt mein Herz, vom Tode deines Vaters zu erfahren, aber gleichzeitig freut es mich, meinen Seelenbruder von nun an auf dem Thron sitzen zu sehen. Ich wünsche dir eine lange und glückliche Regentschaft.
Leider kann ich an diesem wichtigen Tag nicht an deiner Seite sein, da meine bezaubernde Frau jederzeit unser erstes Kind gebären könnte.
Doch auch, wenn ich dir diese Bitte nicht persönlich antragen kann, hoffe ich dennoch, dass du ihr statt gibst: Ich möchte dir die Hand meiner Schwester Adriane darreichen, damit wir auf immer als Familie vereint sein mögen. Mit besten Grüße, Johanson, König von Hyrule.”
Ganondorf rollt bei Johansons Angebot mit den Augen und stößt einen heftigen Seufzer aus. “Bei den Göttinnen, er hofft, Gerudo annektieren zu können, indem er mich durch seine Schwester in den Selbstmord treiben lässt!”
“Ganondorf!” Seine Mutter wirft ihm einen entsetzten Blick zu und der hylianische Bote blinzelt irritiert.
“Das verstehst du nur nicht, weil du Adriane nicht kennst, Mutter. Sie ist mit Abstand die nervigste Person in ganz Hyrule!” Ganondorf lächelt seine Mutter verschmitzt an und wendet sich dann wieder an den sich sichtlich unwohl fühlenden Herold: “Antworte Johanson, dass die Traditionen meines Volkes es mir verbieten, so kurz nach dem Tod meines Vaters eine Braut zu wählen, aber ich werde sein großzügiges Angebot in Betracht ziehen.”
Der verwirrt wirkende Bote nickt und beeilt sich dann, den Thronsaal zu verlassen.
Kaum, dass die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, ergreift Ganondorfs Mutter erneut das Wort: “Du wirst diese Heirat nicht ernsthaft erwägen, oder?”
“Natürlich nicht! Adriane ist eine schreckliche Person!” Ganondorf schüttelt sich bei dem Gedanken an das impertinente Mädchen, das während seiner Jahre in Hyrule auf aufdringlichste Weise seine Nähe gesucht hat.
“Aber sie wäre eine politisch kluge Wahl”, schießt seine Mutter in herausforderndem Ton zurück. “Wenn du durch Heirat mit dem hylianischen Königshaus verbunden wärest, könntest du vielleicht bewirken, dass Hyrule Lebensmittel nach Gerudo liefert, ohne dafür horrende Preise zu verlangen. Als König musst du zuallererst an dein Volk denken. Dein eigenes Wohl kommt erst an zweiter Stelle!”
Ganondorf wirft ihr einen düsteren Seitenblick zu. “Oh, aber ich denke doch an mein Volk. Nur anders als du.”
Als seine Mutter ihn daraufhin verdattert ansieht, erklärt er: “Ich werde nicht zulassen, dass Gerudo auf Hyrule angewiesen ist. Ich werde Hyrule erobern und uns holen, was uns zusteht!”
Bei diesen Worten entweicht jegliche Farbe aus dem Gesicht von Ganondorfs Mutter. “Sag so etwas nie wieder!”
“Warum nicht?”
“Dein Vater hat ähnlich gedacht und du weißt selbst am besten, was seine Arroganz den Gerudo eingebracht hat!”
“Mein Vater war aber auch nicht ich.” Ganondorf lässt sich nonchalant auf den Thron fallen und legt ein Bein über eine Armlehne. “Er wusste nicht, worauf er sich einlässt. Ich kenne die Hylianer. Ich kenne Johanson. Ich weiß, wie er tickt und dass er eine strategische Niete ist. Außerdem…”, Ganondorf richtet die Innenfläche seiner rechten Hand nach oben und lässt dort einen Ball schwarzen Lichts erscheinen, den er lässig durch die Finger wirbelt, “... war mein Vater kein mächtiger Schwarzmagier. Ich werde nicht scheitern.”
Der junge König ballt die Hand zur Faust und zerquetscht damit seinen magischen Lichtball, während seine Mutter ihn kopfschüttelnd ansieht. Auf ihrem Gesicht spiegelt sich eine Mischung aus Trauer, Enttäuschung und Abscheu. Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern: “Was ist nur aus meinem lieben Jungen geworden? Koume und Kotake haben dich genauso verrenkt wie Garydias. Ich wusste ich hätte niemals erlauben dürfen, dass sie dich in den Geistertempel holen!”
“Das hat nichts mit meinen Vabas zu tun!” Ganondorf springt zornig auf die Füße und geht auf seine Mutter zu, doch diese wendet sich ab und verlässt den Saal. Trotzig ruft Ganondorf ihr hinterher: “Ich werde Hyrule erobern! Du wirst schon sehen!”
Plötzlich raschelt der Stoff des hinter dem Thron aufgehängten Wandbehangs und Koume und Kotake, Ganondorfs Großmutter und Großtante, erscheinen im Raum. Mitfühlend legen sie ihm ihre Hände auf die Schultern und sagen wie aus einem Munde: “Mach dir nichts daraus, Veh’vy. Deiner Mutter fehlt die Vorstellungskraft, um zu verstehen, dass du die Welt verändern wirst.”
Ganondorf schenkt ihnen ein trauriges Lächeln. “Danke. Es tut trotzdem weh.”
“Das wissen wir.” Koume streicht ihm sanft über die Wange. “Aber der beste Weg, ihr zu zeigen, dass sie sich in dir täuscht, ist es Hyrule tatsächlich zu erobern.” Kotake nickt eifrig und fügt an: “Sag, Ganondorf, hast du während deiner Zeit in Hyrule etwas über das Triforce gehört?”
Doch Ganondorf hört ihnen schon gar nicht mehr zu. Stattdessen befreit er sich so sanft wie möglich aus ihrer Umarmung und sagt: “Entschuldigt mich, Vabas, aber ich habe viel zu tun. Ich muss mich auf die Krönung vorbereiten.”
Nachdem er den Thronsaal verlassen hat, stehen Koume und Kotake noch immer in der Mitte des Raumes.
“Meinst du, er ist wirklich der Richtige?” Kotake blickt ihre Zwillingsschwester von der Seite nachdenklich an.
“Nun, wir haben nicht allzu viele andere Möglichkeiten mehr… Er muss es sein.”
Kotake nickt. “Da hast du wohl Recht. Magie verleiht ein langes Leben, aber sie macht nicht unsterblich. Ich kann bereits hören, wie mein Grab nach mir ruft. Ganondorf ist unsere letzte Möglichkeit, an das Triforce zu kommen.”
Dieses Mal ist es Koume, die nickt. “So sieht es leider aus. Aber ich habe ein gutes Gefühl bei dem Jungen. Mit der richtigen Anleitung…”
“Ich glaube, du hast Recht. Aber wir sollten seine Mutter loswerden.”
“Ja, es ist Zeit, dass sie ihrer mysteriösen Krankheit endlich erliegt.”
Die beiden alten Hexen drehen sich geschwind um die eigene Achse und lösen sich dann in kleine Wirbelstürme auf, die durch das Fenster des Saals nach draußen schweben.
Zurück bleibt nur ihr gehässiges Lachen…