Ocarina of Time

  • Wiedersehen macht Freude


    „Also, irgendetwas an diesem Shiek ist merkwürdig.“ Link stieg die schier endlos erscheinende Leiter zur Eingangshalle des Feuertempels hinab und warf Navi, die über seinem Kopf schwebte, einen neidischen Blick zu. Er wollte auch fliegen können! „Das fällt dir erst jetzt auf?“ Die Fee ordnete ihr langes, goldenes Haar und bedachte ihren Begleiter mit einem amüsierten Blick.
    „Ich meine nicht ‚merkwürdig’ im Sinne von er führt etwas im Schilde.“ „Sondern?“ Unter ihnen kamen endlich die rötlichen Sandsteinplatten der Tempelhalle in Sichtweite und Link seufzte erleichtert auf. Bald hatte er es geschafft. „Ich meinte damit, dass ich glaube, ihn zu kennen.“ Irritiert blinzelte Navi ihn an und kratzte sich mit dem rechten Zeigefinger am Hals. „Ich werd einfach das Gefühl nicht los, ihn schon mal gesehen zu haben, aber ich komm einfach nicht drauf, wann und wo.“
    Mutig ließ Link die Leiter los und ließ sich die letzten Sprossen nach unten fallen. Als er auf dem gefliesten Boden aufkam, wurde sein Skelett unsanft zusammengestaucht, doch glücklicherweise verletzte er sich nicht weiter.
    „Vielleicht erinnert er dich einfach an Impa, schließlich sind sie beide Shiekah.“, überlegte Navi, doch der junge Held schüttelte energisch den Kopf, während er in Richtung Haupthalle schritt. „Nein, das ist es nicht. Impa und Shiek mögen Beide Shiekah sein, aber sie sehen sich in keiner Weise ähnlich.“ Navi kicherte leise und warf ihr langes Haar zurück. „Stimmt. Impa ist wesentlich größer und kräftiger als diese halbe Portion Shiek.“
    Link grinste ein wenig schief und trat aus dem schummerigen Gang in die hell beleuchtete Halle. „Da hast du wohl Recht. Shiek ist schon extrem schmächtig. Aber ich hab wirklich keine Ahnung, an wen er mich erinnert. Ich sehe es fast vor mir, aber wenn ich mich darauf konzentriere, entgleitet mir das Bild.“ Er schüttelte den Kopf, wobei ihm ein paar lose Strähnen über die Stirn strichen.
    „Es ist wirklich frustrierend! Ich hab das Gefühl, das ich etwas wirklich wichtiges übersehe, aber ich hab wirklich keine Ahnung, was.“ „Dafür weiß ich, was!“ Überrascht riss Link den Kopf herum und entdeckte gerade noch rechtzeitig, dass seine Fee wild mit den Armen fuchtelnd auf drei brennende Fledermäuse deutete, die sich auf ihn stürzen wollten.
    Für einen kurzen Moment dachte er voll Schrecken an seinen Schild, doch dann fiel ihm wieder ein, dass Feuer seinem eisernen Hylia-Schild nichts anhaben konnte und riss seinen Schutz herum, sodass eine der Fledermäuse ohnmächtig zu Boden ging. Schnell zog er das Master-Schwert aus der Scheide und streckte die beiden anderen Angreifer nieder, bevor sie in Angriffsnähe kommen konnten.
    Zufrieden lächelnd nickte Navi, während sie beobachtete, wie Link seine Waffe aus der ohnmächtig zu Boden gegangenen Fledermaus zog. „Schnell reagiert.“ Der junge Held grinste breit und wischte die blitzende Klinge des Master-Schwerts an seiner silbrigen Kettenhose ab. „Du wirst schon sehen, bald mach ich dem Titel ‚Herr der Zeiten’ alle Ehre.“
    Suchend blickte er sich in dem großen, von zwei flackernden Fackeln erhellten Raum um. Vor ihm lag eine breite, von wuchtigen Sandsteinbüsten gesäumte Treppe, die zu einer höher gelegenen Ebene führte, und links neben der Treppe befand sich eine mit dunkelgrünem und braunem Stoff bespannte Tür. Auf der oberen Ebene führten zwei weitere Türen aus der Halle heraus.
    „Wohin jetzt?“ Fragend schaute er zu Navi rüber, die mit schief gelegtem Kopf eine kunstvoll bemalte Steinstatue rechts neben der Treppe betrachtete. Die Fee zog die Augenbraunen in die Höhe und drehte sich zu ihrem Schützling um. „Ich weiß nicht. Warum versuchen wir’s nicht einfach mit der Tür da drüben?“
    Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend drehte Link den Türknauf herum und drückte die Tür auf. Von Innen schlug ihm ein muffiger Geruch nach nassem Stein entgegen und er rümpfte angewidert die Nase. Hinter der Tür befand sich ein schlauchartiges Gewölbe aus grob behauenen, feuchtschimmernden Steinen, die sich in der Hitze des Vulkans unglaublich aufgeheizt hatten und Link den Ellenbogen verbrannten, als er versehentlich eine Wand streifte. Doch das Auffälligste an diesem Raum war etwas anderes.
    Ungefähr in der Mitte verlief ein massives Eisengitter, dessen Stäbe an manchen Stellen rostige Flecken aufwies. In einem Abstand von circa drei Metern erkannte Link ein weiteres Gitter. In der engen Zelle dazwischen lag ein zusammengerollter Gorone, der leicht vor und zurück wippte.
    Link sog scharf Luft ein und stürzte ohne weiteres Nachdenken auf das Gitter zu und riss energisch an den Eisenstäben, doch ohne Erfolg. Während dem jungen Hylianer der Schweiß in breiten Bahnen über den Rücken lief, richtete der gefangene Gorone langsam auf und betrachtete neugierig seinen vermeintlichen Retter.
    Plötzlich wurden die Augen des Goronen groß und er trat an das Gitter heran, dass sich noch immer keinen Millimeter bewegt hatte. „Link? Bist du das?“ Überrascht ließ der junge Mann von den Eisenstäben ab und musterte seinen Gegenüber, während Navi ihm mit einem kleinen Stofffetzen Schweiß von der Stirn tupfte, bevor er ihm in die Augen laufen konnte.
    Ein wenig verwirrt legte der Hylianer den Kopf schief, was die Augen des Goronen amüsiert aufblitzen ließ. „Erkennst du mich nicht?“ Vor Überraschung fiel Link der Unterkiefer herunter, als er die Stimme erkannte. „Hector!“ Der Gorone nickte lächelnd und legte seine steinerne Pranke gegen das Gitter, sodass Link seine Hand dagegen lehnen konnte.
    Hector ließ seinen Blick an seinem jungen Freund herabgleiten. „Du bist ganz schön in die Höhe geschossen, Kleiner. Sag, was hast du in den letzten Jahren gemacht?“ Navi verschränkte die Arme vor der Brust, während Link tief Luft holte. „So gerne ich mit dir darüber reden würde, was wir so erlebt haben – ich fürchte, dafür haben wir keine Zeit.“
    Mit einem betrübten Gesichtsausdruck nickte der Gorone und machte einen Schritt zurück. „Du hast ja Recht. Aber ich neige einfach dazu, sinnlos drauf los zu plaudern, wenn ich nervös bin.“ Mit aller Kraft umklammerte Link zwei der stabilen Eisenstangen und beugte sich leicht vor. „Hab keine Angst. Ich hol dich und die anderen hier raus.“ Suchend ließ er seinen Blick wandern, bis er wieder an Hector hängen blieb. „Hast du eine Ahnung, wie man deine Zelle öffnet?“ „Ja, von der anderen Seite, da ist ein Bodenschalter. Leider ich weiß leider nicht, wie du dort hin kommst. Das ist aber auch nicht so wichtig.“
    Hectors Blick brannte sich mit einer solchen Intensität in Links Augen, dass er gerne zurückgewichen wäre, doch er zwang sich dazu, stehen zu bleiben. „Hör mir zu, Link. Finde Darunia. Ich weiß, dass er hier ist. Finde ihn und besiege mit ihm zusammen den Drachen Volvagia. Wenn er erst mal erledigt ist, habt ihr alle Zeit der Welt, um die anderen und mich aus unseren Zellen zu holen. Also los, beeil dich.!“
    Langsam nickend machte Link ein paar Schritte zurück, wandte sich um und hastete aus dem Raum. Mit einer eleganten Bewegung ließ Navi sich auf seiner Schulter nieder und deutete die Treppe hinauf. „Sieht aus, als würde es dort oben weiter gehen.“


    Der Boden des Raums auf der linken Seite war fast vollständig mit dampfender, brodelnder Lava bedeckt, die das Passieren nahezu unmöglich machte. Lediglich ein schmaler Weg führte auf ein Podest auf der linken Seite, wo Link das Schimmern von Gitterstäben entdeckte. Unerreichbar hingegen war eine breite, mit rötlicher Bronze beschlagene Tür, die sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums befand.
    Mit einem überraschten Aufkeuchen erkannte Link den imposanten Goronen, der vor jener Tür stand und ihn aufmerksam musterte. „Darunia!“ Der Anführer der Gorone lächelte zu ihm herüber und bedachte ihn mit einem stolzen Blick. „Link, mein Bruder! Sieh dich an: Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, warst du nur ein kleiner Junge mit einem großen Herzen. Jetzt bist du zu einem stolzen, jungen Mann geworden – du siehst fast aus wie der Held aus unseren Legenden.“
    Verlegen biss Link sich auf die Unterlippe und verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, sich dem väterlichen Goronen in die Arme zu werfen und für einen Moment all seine Verantwortung zu vergessen. Doch schon im nächsten Augenblick tauchte Zelda vor seinem geistigen Auge auf, wie sie ihn angesehen hatte, kurz bevor sie ihn auf die Wange geküsst hatte, und er bekam ein schlechtes Gewissen wegen seines schwachen Moments.
    Auch Darunia wirkte für ein paar Sekunden hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, seinen Aufgaben als Regent nachzukommen, und dem Wunsch, Link nach all den Jahren angemessen zu begrüßen. Doch dann siegte sein Verantwortungsbewusstsein und er räusperte sich gründlich. „Leider haben wir jetzt keine Zeit, unsere Wiedervereinigung zu feiern. Mein Volk ist in Gefahr! Hinter diesen Türen wartet der Feuerdrache Volvagia darauf, dass meine Goronen an ihn verfüttert werden.“
    Schluckend verzog Link den Mund und dachte schaudernd an Hector, der tapfer in seiner Zelle auf seine Exekution wartete. Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Darunia jedoch schon fort: „Bereits in den Legenden meines Volks wird Volvagia als der Erzfeind der Goronen erwähnt. Angeblich haben meine Vorfahren gegen ihn gekämpft und ihn für Jahrtausende vertrieben, bis er vor wenigen Jahren wieder aufgetaucht ist – vermutlich wurde er von Ganondorf persönlich wieder zurückgebracht.“
    Darunia blickte Link über den Lavateich hinweg fest in die Augen. „Bruder, ich habe eine Bitte an dich. In den Legenden meines Volkes wird erzählt, dass Volvagia nur mit dem Goronenhammer besiegt werden kann. Angeblich soll er in den Tiefen dieses Tempels versteckt sein. Link, mein Bruder, finde den Hammer! Ich werde so lange versuchen, Volvagia hinzuhalten.“
    Mit diesen Worten verschwand der Gorone durch die massive Tür und ließ Link mit einem tiefen Gefühl der Hilflosigkeit zurück. Er konnte Darunia doch nicht einfach in den sicheren Tod gehen lassen! Doch es gab für ihn keine Möglichkeit die Blasen werfende Lava am Boden zu überqueren und er konnte seinem Freund nur mit einem wütenden Gefühl der Ohnmacht hinterher blicken.
    Navi legte ihm eine ihrer winzigen Hände an die Wange und sah ihm in die Augen. „Du musst ihm vertrauen, Link. Er weiß, was er tut.“ Traurig schlug der junge Hylianer die Augen nieder und seufzte laut. „Ich fühl mich einfach so... nutzlos.“ Die Fee nickte verstehend und knuffte ihm dann sanft gegen sein Kinn. „Anstatt uns hier die Beine in den Bauch zu stehen, sollten wir versuchen, den Hammer zu finden. Dann machen wir uns Gedanken darum, wie wir da rüber kommen.“

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)

  • Link nickte zaghaft und warf einen letzten Blick auf die bronzebeschlagene Tür mit der aufgemalten Flamme, durch die Darunia verschwunden war. Dann holte er tief Luft und deutete zu dem kleinen Podest auf der linken Seite. „Lass uns mal sehen, ob ein weiterer Gorone in der Zelle dort drüben ist. Wenn wir eh den ganzen Tempel auf der Suche nach dem Hammer durchkämmen, sollten wir währenddessen auch so viele Goronen wie möglich frei lassen. Es wäre brutal, sie unnötig lange in ihren Zellen schmoren zu lassen.“
    Navi nickte zustimmend und kaute nervös auf ihrem Daumennagel, während sie beobachtete, wie Link über den schmalen Steg balancierte. Vor ihrem geistigen Augen sah sie ihn bereits abrutschen und unter lauten Schmerzensschreien in der Lava versinken, doch Link erreichte beinah leichtfüßig und ohne Probleme die breite Plattform.
    Erleichtert lächelte die Fee ihrem Schützling zu, der sich gleich aufmachte, um die Zelle zu inspizieren. Anders als Hectors Gefängnis bestand dieses aus nur einem Gitter und drei steinernen Wänden. Doch der wohl bedeutendste Unterschied bestand in dem Bodenschalter, der quadratisch und golden vor der Zelle aufblitzte.
    Schnell trat Link an das Gitter heran und spähte durch die rostigen Eisenstäbe. In der hintersten Ecke, fast von tiefschwarzen Schatten versteckt, saß ein junger Gorone, der mit einem neugierigen Funkeln in den Augen zu seinem Besucher aufblickte. „Hey Kleiner. Hab keine Angst. Ich bin...“ Navi räusperte sich geräuschvoll und unterbrach damit ihren Schützling, der sie kurz verwirrt ansah, bevor er wieder neu ansetzte. „WIR sind hier, um dich und die anderen zu retten.“
    Schwerfällig hievte sich das Felsenwesen auf die Beine und kam ans Gitter, wobei es seinen Blick an Links schlankem Körper auf und ab wandern ließ. „Du bist Link, nicht wahr? Ich habe Darunia und dich gehört.“ Der Hylianer nickte, während Navi gedankenverloren mit seinen losen Haarsträhnen spielte. Anscheinend gefiel es ihr, ihn mal ohne Mütze zu sehen.
    „Irgendwie hab ich gedacht, du wärst größer... beeindruckender.“ Link riss die Augen auf und hatte das Gefühl, hinten rüberzukippen. „Wie bitte?!“ „Na ja, in unserem Volk gibt es so viele Geschichten und Lieder, die deinen Sieg über die Dodongos rühmen. Irgendwie hab ich mir da immer einen großen, kräftigen Mann mit Vollbart vorgestellt. Und du wirkst schon ein bisschen mickrig. Wie ein zahnloser Berglöwe.“
    Navi gab schnaufende Laute von sich, während sie sich auf die Lippe biss und versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Doch der Ausdruck, der sich in Links Gesicht und seinen weit aufgerissenen Augen breit machte, half nicht gerade dabei, dass dieser Versuch mit viel Erfolg gekrönt war.
    Ungläubig blinzelnd betrachtete Link den Goronen, der ihn wiederum mit einem leicht enttäuschten Zug um die Lippen musterte. „Dürfte ich dich daran erinnern, dass ich damals ein Kind war? Also entweder lügen eure Geschichten und Lieder oder du hast eine merkwürdige Vorstellung von hylianischen Kindern. Aber wie auch immer... ich hol dich mal hier raus.“
    Kopfschüttelnd ging der junge Hylianer auf den Schalter zu, den er mit mehr Kraft als nötig in den Boden rammte, wobei er mit säuerlicher Stimme leise vor sich hin murmelte: „Außerdem bin ich nicht klein...“
    Mit einem amüsierten Grinsen auf den fein geschwungenen Lippen, ließ Navi sich auf der Schulter ihres Begleiters nieder und beobachtete, wie das Gitter unter lautem Quietschen und Kratzen in dem steinernen Boden versank. Der befreite Gorone schlenderte seelenruhig aus seiner Zelle und streckte seine Glieder, so als hätte er gerade eine lange Fahrt in einem zu engen Wagen und keinen Gefängnisaufenthalt hinter sich, an dessen Ende sein Tod gewartet hätte, wäre nicht jemand zu seiner Rettung geeilt.
    Mit einem völlig entspannten Gesichtsausdruck klopfte das Steinwesen seinem Befreier auf die Schulter und grinste ihn an. „Ich danke dir, mein Freund.“ Erstaunlich ruhig schickte es sich an, vom Podest in die Lava zu springen, wandte sich jedoch noch ein letztes Mal um: „Und du bist dir sicher, dass du dir keinen Vollbart wachsen lassen willst?“ Dann ließ es sich mit einem lauten Platschen in die kochendheiße, flüssige Gesteinsmasse fallen und ließ Link mit vor Überraschung offen stehendem Mund einfach zurück.
    „Ich glaub das nicht...“ „Goronen macht Hitze nichts aus. Für sie ist das, als würden sie durch Wasser schwimmen – wobei sie streng genommen gar nicht schwimmen können. Aber sieh mal, die Lava reicht ihm nur knapp bis zu den Achseln.“ Mit einem lang ausgestreckten Arm deutete Navi auf den Goronen, der schon die Hälfte des Raumes durchquert hatte, doch Link schüttelte den Kopf. „Das meinte ich gar nicht...“


    Auch als Link durch die rechte Tür der Eingangshalle in einen riesigen Raum mit Hängebrücke trat, hatte er seinen Schock über das merkwürdige Verhalten des Goronen noch nicht überwunden. Navi tätschelte ihm mitfühlend die Wange, obwohl sie sich innerlich noch immer am liebsten vor Lachen gewunden hätte.
    „Gräm dich nicht. Vielleicht hatte er Donnerblumentee getrunken.“ Irritiert zog Link die rechte Augenbraune in die Höhe und sah seine Fee fragend an. „Donnerblumentee wird aus getrockneten Donnerblumenblättern gewonnen und soll eine stark beruhigende Wirkung haben. Allerdings heißt es auch, dass der Genuss des Tees zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann. Angeblich kann es zum Beispiel vorkommen, dass man Dinge sieht, die gar nicht da sind. Soweit ich weiß, ist der Konsum von Donnerblumentee Hylianern wegen seiner halluzinogenen Wirkung verboten.“
    Link legte den Kopf schief und betrachtete nachdenklich die ausgefranst aussehenden Seile der Hängebrücke, die über einen gewaltigen Lavasee führte, aus dem nur wenige steinerne Inseln hervorragten. „Das klingt ein wenig nach Opiaten.“ Schaudernd dachte er an die Geschichten des Deku-Baums, der manchmal von Hylianern erzählte, die unter Lebensgefahr und in vollem Wissen um den Fluch in den äußeren Bereichen des Kokiri-Waldes nach Mohnblüten suchten, um daraus Drogen und Schmerzmittel herzustellen. Link hatte nie verstanden, was toll daran sein sollte, sich das Bewusstsein zu vernebeln.
    Navi balancierte auf einem der unterarmdicken Seile und nickte bedächtig, während sie ein wenig ängstlich dem lauten Knarren lauschte, das bei jedem von Links Schritten entstand. „Ja, ich glaube, die Wirkung ist ähnlich. Allerdings hab ich weder das eine noch das andere je ausprobiert. Ich war nur mal betrunken...“
    Eine tiefe, rote Farbe machte sich auf ihrem Gesicht breit, als sie Links geschockten Gesichtsausdruck sah. „Du... warst mal betrunken?“ Reflexartig streckte sie ihrem Schützling die Zunge heraus und verteidigte sich schwach: „Die Früchte waren gegoren... Ich hab das nicht gewusst! Ehrlich nicht!“
    „Ich kann mir das richtig gut vorstellen, wie du lallend über die Zweige des Deku-Baums getorkelt bist und die anderen Feen und Tiere übel angepöbelt hast.“ „Das ist überhaupt nicht wahr! Du hast doch gar keine Ahnung!“ Sie funkelte ihn wütend an, doch Link brach in schallendes Gelächter aus, als plötzlich eines der Brückenseile riss.
    Mit einem erschrockenen Aufschrei stieß die Fee sich von ihrem Seil ab und dachte mit Schrecken daran, dass Link keine Flügel hatte. Mochte er sie auch manchmal in den Wahnsinn treiben, so hatte sie ihn doch ins Herz geschlossen. Panisch beobachtete sie seinen Versuch, über das noch intakte Seil auf eine in der Nähe gelegene Insel zu springen.
    Link spürte den heftigen Adrenalinausstoß bis in den kleinen Zeh und atmete tief durch. Hinter sich hörte er Navi leise wimmern und er sah aus den Augenwinkeln, wie die ersten Bretter langsam in die Lava sackten und Feuer fingen. Er hatte nicht mehr viel Zeit, bis die Flammen auch ihn erreichen würden. Ein letztes Mal peilte er die kleine, geschwärzte Steinplatte an, holte tief Luft und sprang.
    Noch immer hatte er sich nicht ganz an die Kräfte seines neuen, erwachsenen Körpers gewöhnt und wäre fast übers Ziel hinaus geschossen. Mit etwas zu viel Schwung kam er auf dem heißen Stein auf und rollte beinah auf der anderen Seite wieder herab. Navi keuchte ängstlich auf, doch Link schaffte es gerade noch seinen Überschlag zu bremsen, bevor er über die Kante in die brodelnde Lava schoss.
    Langsam und mit schmerzenden Gliedern richtete er sich wieder auf und blickte an sich herunter. An einem Finger der rechten Hand, wo er eine zu heiße Stelle des Steins gestreift hatte, war eine große, sich rötlich verfärbende Brandwunde und seine Kleidung war voller schwarzer Rußflecken, doch ansonsten war er erstaunlicherweise unverletzt.
    „Mach so was NIE WIEDER!“ Navi blitzte ihn aus wütend verengten Augen an, doch Link konnte ihre Erleichterung hinter der Aufgebrachtheit durchscheinen sehen wie einen festen Gegenstand hinter dünnem Papier, auf das Licht fällt.
    Link hob mit einem entschuldigenden Lächeln die Schultern und zuckte vor Schmerz zusammen, was Navi sofort besorgt drein blicken ließ. „Was hast du?“ „Nichts, schon gut. Ich glaub, ich hab mir nur die Schulter geprellt, als ich gelandet bin. Vermutlich wird’s besser, wenn ich sie ein wenig bewege.“
    Mit diesen Worten drehte er sich um die eigene Achse und suchte einen Weg über die flachen Inseln hinweg Richtung Ausgang. Behände sprang er von Platte zu Platte, bis er den gefliesten Platz erreichte. Doch als er vor die Tür trat, war die Ernüchterung groß. Quer über das dunkle Holz zogen sich vier schwere Eisenketten, die in der umlaufenden Wand verankert waren und in der Mitte von einem massiven Schloss zusammen gehalten wurden.
    Verzweifelt riss Link an dem Türknopf, wobei seine Schulter protestierend schmerzte, doch es hatte keinen Sinn. Die Tür war nicht einen Zentimeter zu öffnen. „Sieht so aus, als bräuchten wir wohl einen Schlüssel.“, stellte der junge Hylianer missmutig fest. Mit einem brummigen Gesichtsausdruck blickte er zu Navi auf, die sich im Raum umschaute. „Irgendwelche Ideen?“ Die Fee ließ ihren Blick langsam wandern und versuchte, jedes Detail aufzunehmen, bevor sie nickte. „An den beiden Querseiten des Raums scheint jeweils ein Durchgang zu sein. Welche Seite willst du zuerst untersuchen?“

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)

  • Nach einigen weiteren gefährlichen Sprüngen von einer Steinplatte zur nächsten, erreichte Link endlich das Podest auf der rechten Seite und wischte sich mit dem Handrücken ein paar Schweißtropfen von der Stirn. „Verdammt, schon wieder alles umsonst.“ Mit säuerlicher Miene betrachtete der junge Hylianer die glatte, hellbraune Backsteinmauer vor sich. Weit und breit war keine Tür und auch kein Durchgang zu erblicken.
    „Dann versuchen wir’s einfach auf der anderen Seite.“ Enthusiastisch deutete Navi quer durch den Raum und machte sich schon auf den Weg, doch Link stieß schnaubend Luft aus der Nase und schüttelte den Kopf. „Vergiss es. Für dich mag das ja einfach sein, aber ich kann nun mal nicht fliegen. Außerdem hab ich das Gefühl, mir platze der Schädel. Die Goronen-Rüstung mag ja meinen Körper schützen, aber auf die Dauer wird dieses Ungleichgewicht zwischen Hitze an Kopf und Extremitäten und Eiseskälte am Rumpf echt unangenehm.“
    „Noch ein Grund, sich zu beeilen.“ Link bedachte seine übermotivierte Fee mit einem genervten Blick und seufzte dann auf, als sich die Gesichter von Darunia und Hector, sowie Zelda vor sein geistiges Auge schoben. Er musste sich zusammenreißen, schließlich hatte er eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen.
    Resigniert hob er die Hände, wobei ein dumpfer Schmerz durch seine Schulter pulsierte. „Du hast ja Recht, ich weiß. Aber lass mich einen Moment ausruhen.“ Müde rieb er sich über das rechte Auge und lehnte sich gegen die erhitzte Wand, wobei sein metallener Schild gegen die Steine schlug.
    Plötzlich spitzte Navi die Ohren und wirbelte mit großen Augen zu ihrem Schützling herum. „Hast du das gehört?“ Irritiert zog Link die Augenbraunen zusammen und sah zu seiner Fee hinauf. „Nein. Was denn?“ „Als dein Schild gegen die Wand gestoßen ist, klang es total hohl. So als wäre Luft hinter der Mauer.“ Überrascht sprang Link wieder auf die Füße und wandte sich der Steinwand zu.
    Schnell holte er eine Bombe aus seinem Lederbeutel, entzündete sie an der blubbernden Lava, die den Boden des Raums bedeckte, und platzierte sie vor der Mauer. Nach wenigen Sekunden detonierte das Schwarzpulver mit einem lauten Knall und riss die Steine der Wand auseinander. Mit einem leisen Klacken fielen die letzten Steine und Mörtelreste herunter, während Link hustend unter seinem schützend erhobenen Arm hindurch blinzelte.
    Hinter dem freigelegten Loch befand sich ein feuchtklammer Gang, der von mehreren orangebrennenden Fackeln notdürftig beleuchtet wurde. Zufrieden grinsten Hylianer und Fee sich an, bevor Link sich durch den engen Eingang zwängte.


    Im Inneren des Gangs herrschte eine drückende Schwüle, die Links Haar wie nassen Seetang an seine Stirn klebte und ihm die Luft aus den Lungen zog. Obwohl er relativ langsam durch den schummerigen Korridor ging, keuchte er, als hätte er gerade einen Dauerlauf hinter sich. Auch Navi rümpfte die Nase und stieß einen unwilligen Laut aus. „Hier stinkt es. Fast so, als würde etwas verrotten.“
    Ängstlich schluckend warf Link seiner Fee einen Seitenblick zu und verfiel in leichten Trab. „Meinst du, es könnte ein Gorone sein?“ Doch bevor Navi antworten konnte, bog Link um eine Kurve und blieb wie angewurzelt stehen. Mit einem protestierenden Aufschrei knallte Navi gegen seine Schulter und musste sich an dem eisigen Stoff seiner Tunika festhalten, um nicht so Boden zu trudeln.
    Nur wenige Meter vor ihnen lag ein großes, echsenartiges Wesen, das sich anscheinend früher einmal auf zwei Beinen fortbewegt hatte und es offenbar vorzog Waffen, statt seiner Zähne zu benutzen um Eindringlinge anzugreifen. Jedenfalls lagen ein kleiner Eisenschild und ein verbogenes, leicht rostiges Schwert neben seinem leblosen Körper und wurden von dem im Dämmerlicht schwarz wirkenden Blut, das aus der aufgeschlitzten Kehle der Echse lief, getränkt. Ein paar Schritte neben der Leiche stand Shiek und blickte sich fragend um.
    Überrascht starrte Link für einige Zeit auf den schmalen Rücken des mysteriösen Mannes, bis sein Blick fast selbstständig ein wenig an dem in hautenger Kleidung steckenden Körper nach unten wanderte. „Für einen Mann hat er einen ganz schön runden Po.“, schoss es ihm plötzlich durch den Sinn was ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb. Schnell riss er den Kopf wieder hoch und versuchte zu verdrängen, dass er einem anderen Mann auf den Hintern geguckt hatte.
    Als hätte der Shiekah Links Anwesenheit gespürt, wirbelte er mit einer geschmeidigen Drehung herum und bedachte ihn mit einem verwirrten Blick aus seinem unverdeckten Auge. Auch dieses Mal schien die Hitze diesem geheimnisvollen Mann nichts anhaben zu können. Anstatt ihm an der Stirn zu kleben, wurden seine Haare von einem zarten Lufthauch sanft bewegt und gaben den Blick auf eine kleine Narbe knapp über der rechten Augenbraune frei.
    Navi gab einen überraschten Laut von sich, doch bevor sie etwas sagen konnte, begann Shiek zu sprechen. In seiner hohen, melodischen Stimme schwang ein deutlich verstimmter Unterton mit. „Herr der Zeiten, was machst DU hier? Ich dachte, du würdest mit Darunia den Drachen Volvagia bekämpfen.“
    Angesichts des harschen Tons, den Shiek anschlug, verschränkte Link unwillkürlich die Arme vor der Brust und machte einen halben Schritt nach hinten, wobei er sein Gewicht aufs linke Bein verlagerte. „Dasselbe könnte ich dich fragen, Shiekah.“ Er genoss es beinah, jedes Quäntchen Zweifel an Shieks Identität in dieses eine Wort einfließen zu lassen und weidete sich an dem überraschten Flackern in Shieks Auge.
    Doch nur eine Sekunde später hatte dieser sich wieder gefangen und steckte seelenruhig einen langen, blutbefleckten Krummdolch hinter seinen Rückenschutz. Link hatte gar nicht gesehen, dass der andere eine Waffe in der Hand gehalten hatte. Er musste sich besser konzentrieren, auch wenn ihn dieser Mann mehr durcheinander brachte, als er zugeben wollte.
    „Wie ich höre, zweifelst du an mir, junger Held.“ Shieks Stimme klang nicht länger anklagend, eher amüsiert, doch Link konnte sich dennoch nur zaghaft dazu durchringen, zu nicken. „Sag mir, womit hab ich das verdient?“ Navi machte ein missbilligendes Geräusch und zog so versehentlich die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sich. Als sie bemerkte, dass die Beiden sie irritiert ansahen, lief sie ein wenig rot an.
    „Anscheinend hältst du es für ausgesprochen amüsant, dass ich Links Zweifel nicht verstehen kann. Wie wäre es, wenn du mir erklärst, warum dem so ist?“ „Ich weiß ja nicht, wie es da ist, wo du her kommst, aber hier wirkt es einfach nicht besonders vertrauenserweckend, wenn man plötzlich und unerwartet auftaucht, so als hätte man auf den anderen gewartet, obwohl man ihn gar nicht kennt – und das auch noch in Zeiten, in denen das Böse regiert.“
    Shiek seufzte leise auf und zog sich ein loses Haar aus seinem langen, blonden Pony. „Ich gebe zu, das war kein all zu gelungener Start. Aber habe ich in der Zwischenzeit nicht genug getan, um euer Vertrauen zu gewinnen?“ „Du meinst diese komischen Liedchen? Pff... Wir wissen nicht einmal, ob sie funktionieren, geschweige denn, ob sie uns von Nutzen sind.“
    Der Shiekah verengte sein Auge zu einem schmalen Schlitz und sah Navi mit einem Blick an, der pures Gift war. Doch bevor er womöglich noch auf die Idee kommen konnte, die Fee zu erwürgen, schaltete Link sich wieder ein. „Nein, Navi. Er hat mehr für uns getan. Denk doch mal an den Tipp mit dem Fanghaken.“ Shiek bedachte den anderen Mann mit einem strahlenden, fast liebevollen Blick aus seinem rotbraunen Auge, der Link verlegen zu Boden schauen ließ.
    „Stimmt. Außerdem war ich gerade dabei, die hier gefangenen Goronen zu befreien, bevor ihr aufgetaucht seid. Aber nun sagt endlich: Was macht ihr hier? Warum kämpft ihr nicht an Darunias Seite?“ Bevor der Hylianer antworten konnte, stemmte Navi ihre kleinen Fäuste in die Hüfte und durchbohrte Shiek mit einem Blick, der sich bis in die tiefsten Winkel seiner Seele ätzen sollte. „Ja, und wir sollten auch nicht vergessen, dass er und so wertvolle Tipps gegeben hat, wo sich fünf der Weisen befinden.“
    Ein wenig irritiert durch den Widerspruch zwischen ihrem Gesichtsausdruck und ihren Worten nickte Shiek der Fee zaghaft zu. „Ich hoffe, meine Informationen waren euch bisher eine Hilfe und –“ Mit vor Gift triefender Stimme unterbrach Navi den Shiekah und schnitt ihm das Wort ab. „Weißt du, was ich finde, Link? Das stinkt zum Himmel!“ Der junge Hylianer warf ihr einen warnenden Blick zu, der besagte, sie solle endlich still sein, doch es sprudelte einfach weiter aus Navi heraus.
    „Und warum zeigt er uns nie sein Gesicht, wenn er doch ach so vertrauenswürdig ist? Vermutlich weil er in Wirklichkeit für Ganondorf arbeitet und Angst hat, wir würden ihn erkennen!“ „Navi, halt jetzt endlich den Mund!“ Link funkelte seine Fee wütend an und warf dann einen besorgten Blick auf Shiek, dessen Gesichtsfarbe an den sichtbaren Stellen ein so helles Weiß angenommen hatte, dass man die blauen Äderchen sehen konnte, die unter der Haut pulsierten.
    „Shiek... es... Navi ist manchmal etwas ungestüm und ehrlicher als gut für sie ist. Bitte, nimm uns das nicht übel. Ich... Mir... Es tut mir wirklich aufrichtig leid.“ Link wusste selbst nicht, warum seine Stimme so einen flehenden Ton annahm, doch der Gedanke daran, dass der Shiekah gehen und nicht wieder auftauchen würde, bevor er auch nur die Chance gehabt hatte, herauszufinden, an wen er ihn erinnerte, drehte ihm den Magen um und ließ seine Hände unkontrolliert zittern.
    Bis Shiek seine Stimme wiederfand, dauerte es eine ganze Zeit, in der Link immer wieder mit ätzenden Schuldgefühlen an Darunia dachte, der sein Leben riskierte, während er hier stand und plauderte und sich einfach nicht losreißen konnte. „Ist... Ist schon in Ordnung, Link. Vermutlich ist es ganz gut, dass Navi so skeptisch ist. Aber eines musst du mir glauben.“ Plötzlich nahm Shiek Links Hände in seine, wobei der Hylianer überrascht feststellte wie schmal die Hände des Shiekahs waren.
    „Ich arbeite nicht für Ganondorf, ich habe einen anderen Grund, mein Gesicht zu verbergen. Ich arbeite für Prinzessin Zelda und jede Unvorsichtigkeit könnte den Großmeister des Bösen zu ihr führen. Das darf ich nicht riskieren. Das verstehst du, oder?“ „Zelda?!“ Überrascht riss Link den Shiekah dichter an sich und blickte ihm so intensiv wie möglich in sein Auge, in der Hoffnung eine Lüge in der rötlichbraunen Iris ablesen zu können. Er würde es nicht ertragen können, wenn Shiek ihn in diesem Fall austricksen würde.
    „Wo ist sie? Bitte! Ich muss es wissen.“ Obwohl Link ihn beinah anschrie, wurde der Ausdruck in Shieks Auge weich wie warme Butter und er schien hinter seiner Vermummung zu lächeln. So standen sie einige Herzschläge lang, bis Navi sich räusperte und Link ein wenig verlegen die Oberarme des Shiekah los ließ. Dieser rieb sich über die schmerzenden Muskeln, wo Link zu heftig zugedrückt hatte, und schob sich an dem Hylianer vorbei Richtung Ausgang.
    Nach einigen Schritten blieb er jedoch noch einmal stehen und rief Link über die Schulter hinweg etwas zu: „Das wirst du erfahren, wenn die Zeit reif ist. Komm mich in der Zitadelle der Zeit besuchen, wenn du hier fertig bist.“ Dann schickte er sich an, den Raum zu verlassen, stoppte aber ein weiteres Mal. „Bevor ich es vergesse: Nimm dich in Acht. In diesem Tempel gibt es Monster, die sich als Türen tarnen. Öffne nicht alles, nur weil es einen Türknauf hat.“ Mit diesen Worten ließ der Shiekah einen völlig aufgewühlten und verwirrten Link zurück.


    Tatsächlich befand sich in einigen Metern Entfernung eine weitere Zelle mit einem gefangenen Goronen – genau wie Shiek es gesagt hatte. Schnell war der Bodenschalter entdeckt und das unglückliche Steinwesen befreit. Ohne ein Wort des Dankes schoss es an Link vorbei und strebte davon in Richtung Freiheit.
    Als sie aus dem steinernen Korridor traten und Link sich einen Weg über die Steinplatten zur anderen Seite des riesigen Raums ausguckte, wandte er sich mit leiser Stimme an Navi, die vor ihm in der Luft schwebte und die Abstände zwischen den Platten schätzte. „Weißt du, was ich mich frage?“ Sie hob den Blick und betrachtete sein nachdenkliches Gesicht mit den großen, traurigen Augen. „Warum Zelda sich über Shiek noch nicht bei dir gemeldet hat?“
    Ein dunkler Schatten huschte über sein Gesicht, doch Link schob den Gedanken, auf den er bisher noch nicht gekommen war, energisch beiseite. „Nein. Ich frage mich, wie Shiek in den Gang gekommen ist. Ich meine, ich musste ihn erst frei sprengen. Wie ist er durch die Mauer gekommen?“
    Fast gelangweilt zuckte die Fee mit den Schultern und deutete auf eine nahe gelegene Steinplatte. „Spring hier her, das müsstest du ohne Probleme schaffen.“ Während sie Links Sprung beobachtete, spielte sie gedankenverloren mit ihrem Haar und seufzte dann auf, als sie den unnachgiebigen Blick ihres Begleiters sah. Er wollte eine Antwort und würde nicht Ruhe geben, bis er sie hatte.
    „So genau weiß ich es selbst nicht, aber es gibt Gerüchte, dass Shiekah über magische Kräfte verfügen.“ Link stieß sich von den steinernen Fließen unter seinen Füßen ab und sprang zu einer weiteren Plattform. „So wie Dins Feuerinferno oder Farores Donnersturm?“ Navi schüttelte den Kopf und stellte erleichtert fest, dass sie nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt waren. Diese riskante Form der Fortbewegung machte sie ganz nervös.
    „Nein. Deine Zauber sind die eingeschlossene Essenz von Göttinnenkraft, etwas, das nicht von dieser Welt ist. Die Magie der Shiekah funktioniert anders. Sie kommt direkt aus dem Geist des Anwenders. Es soll Shiekah gegeben haben, die allein durch ihre Willenskraft mächtige Schutzmauern um Schloss Hyrule errichtet und so eine komplette Armee abgewehrt haben.“
    „Und du glaubst, Shiek ist der Shiekah-Magie ebenfalls mächtig?“ Mit einem letzten Sprung katapultierte Link sich auf die breite Plattform an der linken Wand des Raumes. „Ja, ich denke schon. Als wir vorhin in diesem Korridor waren, hatte er eine ganz leicht silbrige Aura um sich, die von Magie durchwirkt war. Erinnerst du dich an den Luftstoß? Magie hat ihren ganz eigenen Geruch. Als der Windhauch kam, hab ich’s gerochen. Vermutlich konnte ihm wegen der magischen Aura auch die Hitze nichts anhaben – das ist bei uns Feen ähnlich.“
    „Hm-mh, klingt logisch.“ Noch verwirrter als vorher und mit der Frage im Geist, wie Magie wohl riechen mochte, näherte der junge Held sich dem großen, bläulichen Granitblock, der den Durchgang auf dieser Seite blockierte, und betrachtete die aufwendige Verzierung, die in den Stein gemeißelt war.

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  • „Ich glaube nicht, dass ich den hier einfach weg sprengen kann.“ Nachdenklich klopfte Link mit dem Fingerknöchel gegen den harten, glatten Stein. „Vielleicht musst du das auch gar nicht. Da oben ist noch eine Tür.“ Navi deutete auf ein vorstehenden Vorbau über dem Granitblock und legte den Kopf schief, während sie die Höhe schätzte. „Meinst du, du kommst da hoch?“
    Mit einem beherzten Sprung katapultierte der junge Hylianer sich in die Höhe und bekam den oberen Rand des Blocks zu fassen. Keuchend zog er seinen restlichen Körper hoch, wobei der Schmerz in seiner geprellten Schulter dumpf pulsierte und er sich das Knie hart anstieß. Als er sich auf dem Granitblock wieder aufrichtete, tropften ihm dicke Schweißperlen von Schläfen und Kinn, doch er schritt fast beschwingt auf die Holztür vor ihm zu.
    Jedoch hielt die gute Laune über den greifbaren Fortschritt nicht an, denn der grün geflieste Raum hinter der Tür war vollkommen leer. „Das ist doch zum... Argh!“ Frustriert trat Link gegen die Wand, wobei die brechende Fliese ein knirschendes Geräusch von sich gab. Mit einem missmutigen Gesichtsausdruck durchschritt der junge Hylianer den Raum auf der Suche nach irgendetwas, das ihm weiterhelfen konnte.
    Navi stolzierte mit umfasstem Kinn hinter ihm her und grübelte vor sich hin. „Also, wir haben folgendes Problem: Jeder Raum, den wir bisher untersucht haben, ist eine Sackgasse und die einzige Tür, die uns vielleicht weiterbringen könnte, ist verschlossen. Richtig?“ Link verzog grimmig das Gesicht und drehte sich zu ihr um. „Richtig.“ „Vielleicht ist der Schlüssel in dem Raum hinter dem Granitblock – falls da ein Raum ist.“ „Möglich.“ „Also Kommando zurück und den Block untersucht!“


    Beinah zärtlich strich der junge Mann über die glatte Oberfläche des Granitblocks. Wäre sein brummiger Gesichtsausdruck nicht gewesen, hätte er fast verzückt gewirkt. So erschien er jedoch eher konzentriert als begeistert, während er mit halb geschlossenen Augen die Gravur mit den Fingern nachfuhr. Navi musterte ihn fasziniert und fragte sich, was in seinem Kopf vorgehen mochte.
    „Siehst du das hier?“ Link tippte mit dem Zeigefinger gegen die eingemeißelte Sonne mit mehreren lange Lichtstrahlen. Die Fee legte ihren Kopf schief, wobei ihr das lange Haar über die Schulter fiel, und begutachtete die kunstvolle Verzierung. „Ja, klar. Aber was ist damit?“ „Erinnerst du dich, wo du das schon mal gesehen hast? Ich bin mir sicher, dass mir das Zeichen schon mal aufgefallen ist, aber ich komm einfach nicht drauf, wo.“
    Navi zog die Augenbraunen zusammen und studierte die sorgfältige Gravur genauer, während Link grübelnd auf und ab ging. Schon wieder glaubte er, etwas wiederzuerkennen, konnte sich aber nicht daran erinnern, wo er es schon einmal gesehen hatte – genau wie bei Shiek. Die Frustration perlte wie kleine Luftbläschen durch seine Adern und ballte sich zu einem harten Knoten in seiner Brust zusammen.
    Doch bevor er völlig verzweifeln konnte, rief Navi plötzlich aufgeregt: „Ich hab’s!“ Erwartungsvoll wirbelte Link zu ihr herum und betrachtete sie aus großen Augen wie sie mit überschlagenen Beinen an der Kante des Granitblocks saß. „Das Zeichen war auch auf dem Zeitportal.“
    Für einen kurzen Moment blinzelte der Hylianer verwirrt, doch dann tauchte das Bild des großen Steinportals aus der Zitadelle der Zeit vor seinem geistigen Auge auf. In seiner Erinnerung waren Teile des mächtigen Tors von den Heiligen Steinen auf dem Altar vor ihm verdeckt, doch wenn er sich konzentrierte, konnte er sich wieder an die eingemeißelte Sonne erinnern, die ihre Strahlen über das komplette Portal schickte.
    „Stimmt, du hast Recht.“ Erfreut lächelte Link Navi zu, wobei seine spröden Lippen aufrissen und ein kleines Rinnsal Blut sein Kinn hinab lief, wo es fast augenblicklich trocknete. Nachdenklich starrte die zierliche Fee auf die rostrote Blutspur zwischen Links kurzen, weichen Bartstoppeln, die sein Gesicht kantiger wirken ließen als noch vor ein paar Tagen. „Schön, jetzt wissen wir, wo wir das Zeichen schon mal gesehen haben. Aber bringt uns das weiter?“
    Einen Moment lang wiegte der junge Held den Kopf hin und her, wobei sich eine Strähne aus seinem Zopf löste und locker neben seinem Kinn baumelte. „Vielleicht. Ich hab zumindest eine Idee. Komm mal her.“ Sofort stieß Navi sich von der Kante ab und nahm ihren Lieblingsplatz auf Links rechter Schulter ein.
    Kaum dass sie sich gesetzt hatte, holte der junge Hylianer die Okarina der Zeit aus seinem Lederbeutel und befeuchtete seine trockene Lippen, bevor er das Mundstück ansetzte. Nur einen Atemzug später erklang die sakrale Melodie der Hymne der Zeit und verwob sich mit der heißen, stehenden Luft des Raums. Langsam ließ Link das wertvolle Instrument sinken und wartete angespannt darauf, dass irgendetwas passierte.
    Navi fummelte ein bisschen Dreck unter einem Fingernagel hervor und bedachte den Granitblock mit einem enttäuschten Blick. „Ich glaube, das hat nichts gebracht.“ Vorsichtig zuckte Link mit den Schultern, um seine Fee nicht herunter zu schupsen. „Scheint so. Na ja, hätte sein können.“ Enttäuscht wandte er sich ab, um über eine andere Lösung nachzudenken, als Navi ihm plötzlich mit einem überraschten Quietschen an den Haaren zog. „Aua! Was im Namen der Göttinnen soll das?!“ „Sieh doch!“
    Irritiert zog der junge Mann die Augenbraunen zusammen und drehte sich wieder um, nur um überrascht mehrere Schritte zurückzustolpern. Dort wo noch wenige Sekunden zuvor ein massiver Granitblock war, schoss nun eine mehrere Meter hohe, blaue Feuerfontäne in die Höhe. Schützend riss Link den Arm hoch und blinzelte gegen das helle Licht der Flammen, während Navi aufgeregt an ihrem langen Haar fummelte.
    Nach mehreren Minuten verkümmerte das Feuer endlich und gab den Weg zu einer massiven Stahltür frei. Überrascht deutete Link auf den breiten Vorbau, den er mehrere Minuten zuvor erklommen hatte. Jetzt stand dort der blaugraue Granitblock, der zuvor die Tür blockiert hatte, als wäre er dort hinauf teleportiert worden. Navi zuckte lächelnd mit den Schultern, als wäre das überhaupt nicht verwunderlich, und deutete ungeduldig auf die stählerne Tür.


    Wie erwartet herrschte auch in dem dämmrigen Korridor hinter dieser Tür eine feuchtklamme, drückende Wärme, die noch unerträglicher war als die stehende, trockene Hitze im großen Lavaraum. Bei jedem Schritt hallte das Klacken von Links massiven Sohlen von den hohen Wänden wider und ließ Navi kalte Schauer über den Rücken laufen. Irgendwie hatte sie immer schon gefunden, dass hallende Schritte in leeren Gängen oder Räumen eine gespenstische Atmosphäre verbreiteten.
    Sie wollte gerade etwas sagen, um die Stille zu durchbrechen, als Links lange Ohren zuckten. Er verengte die Augen zu Schlitzen und versuchte, in dem Dämmerlicht etwas zu erkennen, während er angestrengt lauschte. „Hast du das vorhin gehört?“ Seine Stimme war ein scharfes Flüstern, das Navi schaudern ließ. Was immer er gehört hatte, er schien es als mögliche Gefahr einzuordnen.
    Langsam und mit gezücktem Schwert schlich er durch den steinernen Gang, von dessen grob behauenen Steinen ein zarter Wasserdampf aufstieg, bis das Geräusch wieder erklang. Er presste die rissigen Lippen aufeinander und spitzte die leicht wackelnden Ohren. Navi klammerte sich an seine Tunika und lauschte mit angehaltenem Atem ins Halbdunkel. „Das... Das klingt wie ein Gorone!“, platzte es plötzlich aus ihr heraus, als sie das seltsame Wimmern endlich erkannte.
    Sofort stürzte Link davon und rannte laut schnaufend den schwülen Gang hinab, auf der Suche nach dem gefangenen Felsenwesen. Als er die Zelle endlich entdeckte, wollte er seine Geschwindigkeit drosseln, rutschte aber auf einer kleinen Wasserpfütze aus und schlidderte ungebremst gegen das Eisengitter. Aus der Ecke der Zelle ertönte ein erschreckter Aufschrei, als der Hylianer unter lautem Gepolter mit den dicken Gitterstangen kollidierte.
    „Alles in Ordnung?“ Navi, die sich reflexartig von seiner Schulter abgestoßen hatte, bevor er gegen das Eisen geknallt war, schwebte über ihm und musterte ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Stöhnend hievte Link sich wieder auf die Füße und hielt sich den schmerzenden Kopf. Über seinem rechten Auge klaffte eine stark blutende Platzwunde von ungefähr einem Zenitmeter Länge. Das Blut, das in breiten Bahnen über sein Gesicht lief, bildete einen schaurigen Kontrast zu dem schwarzvioletten Hämatom, das er sich im Waldtempel zugezogen hatte.
    „Autsch...“ Mit vor Schmerz verzogenem Mund befühlte Link seine Verletzung, während Navi ein leicht steifes Stück weißen Tuchs aus seinem Lederbeutel zog. Dankbar nickend nahm der junge Mann das Taschentuch entgegen und presste es zur Blutungsstillung auf seine Wunde, wobei er aus ängstlich blickenden Knopfaugen gemustert wurde.
    Navi lächelte dem Goronen ermutigend zu und winkte ihn ans Gitter. „Alles in Ordnung. Link und ich sind hier, um dich hier rauszuholen.“ Sofort weiteten sich die runden, schwarzen Augen des Steinwesens und es kam so nah wie möglich an die Eisenstäbe heran. Durch einen roten Schleier stellte der Hylianer fasziniert fest, dass die Wangen des Felsentiers tränennass waren. Er hatte gar nicht gewusst, dass Goronen weinen konnten.
    Mit zitternden Händen umfasste der Gefangene die Gitterstäbe und fixierte Navi mit einem durchdringenden Blick. „Sagtest du gerade, Link sei hier? DER Link?“ „Stets zu Diensten.“ Der junge Held stopfte das weiße Tüchlein, das inzwischen voller dunkelroter Flecken war, zurück in den unglaublichen Lederbeutel und lächelte in Richtung Zelle. Sein blutverkrustetes Gesicht wirkte mit der blassen Haut, den dunklen Bartstoppeln und dem lilaschimmernden Hämatom gespenstisch.
    Der Gorone blinzelte überrascht und starrte ihn mit offen stehendem Mund an. „DU bist Link, der Dodongo-Töter?“ Seufzend rollte Link mit den Augen. „Ja. Und ja, ich weiß... ich wirke mickrig.“ Der Gorone lächelte ihn mild an und schüttelte den Kopf. „Nein, das meinte ich nicht. Ich war nur überrascht. Dein Auftritt wirkte ein wenig... tollpatschig.“
    Link tauschte ungläubige Blicke mit Navi, während er auf den Bodenschalter zuging, der wenige Meter entfernt aus dem Boden ragte. „Super... Jetzt bin ich mickrig und tollpatschig. Langsam frage ich mich, warum ich diese Steinfresser überhaupt rette...“ „Weil du der Held bist, mein Lieber.“ Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen stupste die Fee ihrem Schützling gegen die Nase, als er den Schalter hinunterdrückte.
    Der befreite Gorone trottete langsam auf Link zu und legte ihm die schwere Pranke auf die schmerzende Schulter. Doch anstatt zurückzuzucken, biss der Hylianer die Zähne zusammen und wandte sich dem Felsenwesen zu, das ihn freundlich anstrahlte. „Hab Dank, mein Freund.“ „Gern geschehen. Und jetzt sollten wir von hier verschwinden.“ Link drückte die kühle Steinhand ein wenig und machte dann einen Schritt zur Seite, um seine dumpf pochende Schulter zu befreien.
    Seite an Seite schritten Hylianer und Gorone den Gang hinab, als das Steinwesen plötzlich herum wirbelte und zur Zelle zurück lief. Irritiert zog Link die Stirn kraus und starrte angestrengt ins Dämmerlicht. Nach wenigen Minuten kam der Gorone mit einem verschwörerischen Grinsen zurück und streckte seinem Retter die Hand entgegen, in der etwas kleines, silbernes glitzerte.
    „Das hätte ich beinah vergessen! Diesen Schlüssel haben meine Gefängniswärter verloren, als sie mich letztens... besucht haben. Ich habe ihn in einer hohlen Fuge versteckt, ohne genau zu wissen, warum. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen.“ Vor Freude wäre Link dem Goronen am liebsten um den Hals gefallen, doch stattdessen grinste er nur zu Navi hoch und nahm den filigranen Generalschlüssel an sich.

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  • Hmm solide Kost!

    Durch Schaden wird man klug - sagen die klugen Leute. Schaden litt ich genug, doch bin ich ein Thor noch heute.

  • „Woah!“ Erschrocken sprang Link zur Seite, als vor ihm plötzlich eine riesige Feuerfontäne in die Höhe schoss. Kaum dass der junge Hylianer durch die verschlossene Tür getreten war, war er auch schon auf dem abschüssigen Boden herab gerutscht – geradewegs in Richtung eines riesigen Bodenlochs, aus dem nun die Flammen schlugen. Navi beobachtete mit vor Schreck riesig geweiteten Augen, wie Link zwei brennende Häärchen ausdrückte, die offensichtlich durch den Luftzug zu nah an das Feuer heran gekommen waren. Mit einem entschuldigenden Grinsen drehte der junge Held sich zu seiner Fee um und blickte sie wie ein unschuldiges Lämmchen an. „Wäre fast schief gegangen...“
    Bevor Navi etwas bissiges entgegnen konnte, das seine Fähigkeiten als Held in Frage stellen würde, wandte er sich von ihr ab und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Wie Link mit Erstaunen feststellte, befanden sie sich in einer Art Käfig aus silbrig schimmerndem Draht. Langsam richtete er seine Augen auf die über ihm schwebende Plattform, die mit massiven Trägern an der einzigen Steinwand befestigt war, als ihm etwas auffiel.
    Schnell machte er ein paar Schritte zurück, legte den Kopf in den Nacken und verengte die Augen zu Schlitzen, um besser erkennen zu können, was er dort oben sah. „Sag mal, Navi, ist das da oben ein Steinblock?“ Mit lang ausgestrecktem Arm deutete der Hylianer nach oben, während seine Fee sich das Ganze aus der Nähe ansah.
    „Ja, du hast recht. Das ist ein ziemlich massiver Steinquader. Aber warum fragst du?“ „Meinst du, ich könnte ihn von da oben runter schubsen?“ Irritiert blinzelte Navi ihren Begleiter an. „Möglich. Aber weshalb solltest du das tun?“ Stumm deutete Link auf die noch immer lodernde Feuerfontäne schräg hinter ihm.
    Mit verwirrt in Falten gelegter Stirn starrte die zierliche Fee auf seinen Rücken, während er prüfend am Drahtgerüst zog, um sicherzugehen, dass es sein Gewicht halten würde. „Das bringt dir doch überhaupt nichts, wenn du den Klotz von da oben runter schubst. Lass uns lieber einen Weg hier raus suchen.“ „Es bringt mir sehr wohl etwas. Dieses Ding da macht mich nervös, wenn es hinter mir zischt und faucht. So kann ich nicht denken!“


    Behände erklomm Link die Drahtwand, bis er mit dem Kopf beinah an die Decke stieß. Glücklicherweise waren die Maschen groß genug, dass er seine Stiefelspitzen bequem hindurch stecken konnte und so ein wenig mehr Halt fand. Dennoch taten ihm die Finger weh, als er oben ankam, und er war froh, dass er endlich auf die Plattform hinter sich springen konnte.
    Navi saß bereits grinsend auf dem Steinquader, als er mit einem dumpfen Geräusch auf der gefliesten Plattform aufsetzte. „Das hat aber ganz schön lange gedauert.“, neckte sie ihn mit amüsierter Stimme, während der junge Mann missmutig die Stellen an seinen Fingern betrachtete, an denen der dünne Draht in sein Fleisch geschnitten hatte.
    Zaghaft trat er an den Klotz heran und warf einen Blick in die Tiefe, um sicherzugehen, dass der Block tatsächlich auf dem störenden Loch im Boden landen würde. Dann warf er sich mit seinem vollen Körpergewicht gegen den warmen Stein und schob ihn ächzend über die Kante, während Navi es sich auf seinem Kopf bequem machte.
    Mit einem lauten Krachen schlug der massive Quader auf dem Boden auf und begrub die Feuerfontäne unter sich. Grinsend blickte Link zu Navi herauf, die sich so weit nach vorne lehnte, dass er ihr lächelndes Gesicht sehen konnte. Sie wollte gerade zu einem „Gut gemacht.“ ansetzen, als die Erde zu beben begann.
    Erschrocken krallte sich die winzige Fee sich an Links langen Haaren fest, während der junge Hylianer krampfhaft versuchte, das Gleichgewicht zu halten. „W-W-Was g-g-geht-t-t-t hier-r-r-r v-o-o-o-r?“, stammelte er, während er mit schreckgeweiteten Augen immer mehr auf den Abgrund zu torkelte.
    Doch bevor Navi eine Chance zur Antwort hatte, schallte plötzlich ein lautes Dröhnen an ihre Ohren. Überrascht wollte Link den Kopf herumreißen, doch in dem Moment rutschte er von der Kante und stürzte mit einem gellenden Schrei in die Tiefe.
    Navi stieß einen markerschütternden Schrei aus, doch anstatt am Boden aufzuschlagen und sich sämtliche Knochen zu brechen, landete Link auf dem Steinquader, den er mehrere Minuten zuvor die Plattform hinab geschubst hatte.
    Stöhnend setzte der junge Held sich auf und blickte sich verwirrt um. An den Rändern des Blocks züngelten sich heiße Flammen entlang und die Wände des Raums rauschten in einem unförmigen Gemisch aus Braun-, Rot- und Schwarztönen an ihm vorbei. Navi landete mit blassem Gesicht vor seinen Füßen und starrte ihn aus großen Augen an, bevor sie sich schluchzend gegen sein Schienbein warf und es fest umklammerte. „Ich... Ich dachte, das wär’s jetzt gewesen und ich hätte dich verloren.“
    Dicke, schillernde Tränen kullerten über ihre Wange, während Link ihr vorsichtig mit einem Zeigefinger über den Rücken strich. „Ja, das dachte ich auch. Was ist überhaupt passiert, dass ich immer noch lebe?“ Schniefend wischte die Fee sich über die Augen und holte tief Luft, bevor sie mit zitternder Stimme erklärte: „Unter diesem Raum muss eine Magmakammer sein, die unter unglaublichem Druck steht. Jedenfalls ist die Feuerfontäne wieder ausgebrochen und hat den Block einfach mit in die Höhe gedrückt.“
    Erschrocken riss Link den Kopf hoch und starrte mit großen, panischen Augen auf die schnell näher kommende Decke des hohen Raums. Nur noch wenige Augenblicke und dann würde er zwischen Steinquader und Decke zerquetscht werden. Mit wilden, hektischen Schlägen pumpte sein Herz adrenalinhaltiges Blut durch seine Adern, während Link und Navi verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser Situation suchten.
    Es waren nur noch weniger als ein halber Meter und der junge Herr der Zeiten versuchte bereits, sich mit seinem zu frühen Tod abzufinden, als seine Fee plötzlich jubelnd in die Hände klatschte und davon flog. „Spring, Link! Hier drüben ist ein Loch in der Decke. Du schaffst das!“
    Mit einem beherzten Sprung katapultierte Link sich durch die Luft und bekam die Kante des rettenden Lochs zu fassen, gerade als der Steinquader hinter ihm lacht krachend gegen die Decke schlug. Ächzend zog der junge Hylianer sich auf den rettenden Boden und ließ sich lang auf den Rücken fallen, während Navi über seinen Brustkorb tänzelte. Sein Herz hämmerte wie wild und seine Knie waren so weich, dass sie weggeknickt wären, hätte er in diesem Moment versucht aufzustehen.


    Nachdem er mehrere Minuten auf den angenehm warmen, braunen Steinfliesen gelegen und darauf gelauscht hatte, wie sich sein unregelmäßiger Herzschlag langsam wieder beruhigte, rappelte Link sich langsam wieder auf und öffnete die protestierend quietschende Stahltür, die weiter in den Tempel hinein führte.
    „Hier oben ist es um einiges kühler.“, stellte Navi überrascht fest und musterte Link von der Seite, dessen Stirn zum ersten Mal seit sie den Tempel betreten hatten, nicht von Schweißperlen überzogen war. Der junge Mann streckte die Arme nach hinten und sog die angenehm temperierte Luft tief ein, bevor er in der Nähe eine weitere Zelle entdeckte.
    Schnell eilte er zu ihr herüber, nur um festzustellen, dass sie von dieser Seite aus nicht zu öffnen war. Frustriert trat er gegen das Gitter, was den gefangenen Goronen heftig zusammen zucken ließ, doch er wagte nicht, aufzublicken und nachzuschauen, wer vor seiner Zelle stand. „Ich glaube, wir sollten lieber weiter nach dem Hammer suchen, anstatt hier zu stehen und zu fluchen, nur weil eine der Zellen sich nicht öffnen lässt.“ Navi zog ihrem Schützling leicht am Kragen seiner inzwischen wieder normal temperierten Tunika und richtete ihren Blick auf eine schmale, drahtbespannte Wand, an der man weiter nach oben klettern konnte.

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  • Kompliment, bei diesem Tempel schaffst dus richtig gut ihn im Detail zu beschreiben und dennoch nicht langweilig erscheinen zu lassen. Auch die Rätsel lösen die beiden diesmal nicht so schnell und einfach wie noch im Wald, gefällt mir gut.
    Aber mal nur so am Rande, wieso schneidet denn der Draht in seine Finger, er hat doch seine dicken Lederhandschuhe dachte ich.


    Nett ist auch, dass der Steinquader kaputt geht und nich als perfekter Aufzug fungiert wie im Spiel.
    Es macht jedenfalls immer noch jede Menge Spaß deine Geschichten zu lesen, also immer weiter schreiben so lange du Zeit dafür hast :)

  • Die Handschuhe haben doch nur halblange Finger - sprich ab dem Mittelknochen sind die Finger unbedeckt. Und ich nehme mal an, dass man sich da durchaus schneiden kann, weil man sich ja eher mit dem vorderen Bereich der Finger hochzieht - allerdings hab ich das noch nie im Selbstversuch getestet. ^^ Ich kann das auch raus nehmen, wenn es sehr störend wirkt.


    Ja, ich hoffe, ich werd euch bzw. meine Geschichte die nächsten Wochen nicht zu sehr vernachlässigen müssen. Ich mach zur Zeit neben der Uni Praktikum und da bleibt nicht so viel Zeit. Aber ich versuch, mich zumindest an den Wochenenden aufzuraffen. :)

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  • Geschwind erklomm Link die Mauer und fand sich in einer Art Irrgarten mit hohen Mauern aus hellem Stein wieder. Langsam schritt er durch die engen Gänge, während sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit machte, so als sei Gefahr im Verzug. Navi betrachtete nachdenklich seinen verkniffenen Gesichtsausdruck und stupste ihn mit ihrer kleinen Faust gegen die Schulter. „Hey, was ist los, Zwergenheld?“ Überrascht blinzelte er zu ihr herauf und starrte seine Fee mit offenstehendem Mund an. „So hast du mich ja ewig nicht mehr genannt.“ Sie kicherte amüsiert, wobei ihre Stimme klingelte wie kleine Glöckchen, und grinste. „Na ja, eigentlich bist du inzwischen ja auch schon dem Zwergenalter entwachsen – zumindest körperlich.“
    Bevor Link etwas entgegnen konnte, spürte er plötzlich immer stärker werdende Vibrationen in dem gestampften Lehmboden und hörte ein schleifendes Geräusch, so als zöge jemand etwas schweres über einen Steinboden. Irritiert warf er einen Blick über die Schulter und erstarrte. Hinter ihm rollte eine riesige, mit rotbraunen Lehmbrocken befleckte Felskugel auf ihn zu und drohte ihn zu erfassen.
    Ohne ein weiteres Wort stürmte er davon, in der Hoffnung irgendwo einen Spalt oder ein Loch zu entdecken, in dem er sich vor der rollenden Gefahr verstecken konnte. „Hey, was... Wo willst du hin?!“, brüllte Navi ihm hinterher, doch er drehte sich nicht um, um es ihr zu erklären. Sie würde ihm sicher folgen, um eine Antwort aus ihm heraus zu pressen. Ein erschrecktes Aufquieken hinter ihm verriet ihm jedoch, dass Navi bereits wusste, weshalb er rannte, als gelte es der Erste am beliebtesten Stand auf Hyrules Marktplatz zu sein.
    Seine Lunge schmerzte und brannte bereits, als er um eine Ecke schoss und in ein paar Hundert Metern Entfernung eine kleine Nische entdeckte. Ein letztes Mal mobilisierte er all seine Kräfte und sprintete auf die rettende Ecke zu, während die bedrohliche Kugel immer mehr aufholte. Mit einem flinken Hechtsprung konnte der junge Hylianer sich so gerade eben noch in die Nische retten bevor, der runde Fels gegen die nächste Wand donnerte, wo sie mit einem schmatzenden Geräusch eine kleine Eidechse zermalmte, die über die warmen Steine gekrabbelt war.


    Heftig atmend lehnte Link sich gegen die gemauerte Wand der Nische und wartete darauf, dass sich seine Atmung wieder normalisierte. Navi kniete mit abgespreizten Beinen vor ihm und schnappte ebenfalls atemlos nach Luft, als die belustigte Stimme eines Goronen an ihre Ohren drang: „Das war aber knapp, ihr Zwei.“
    Überrascht rissen die beiden Abenteurer ihre Köpfe herum und entdeckten ein weiteres der gefangenen Steinwesen, das herzlich lächelnd am Gitter seiner Zelle stand und sie aufmerksam musterte. Langsam und mit noch immer heftig pochendem Herzen ging der Herr der Zeiten auf den wie frisch poliert blitzenden Bodenschalter zu, während er den Blick des Goronen in seinem Rücken spürte.
    Kaum dass sich das Gitter schleifend zur Seite bewegt hatte, trat das noch immer lächelnde Felsentier an ihn heran und legte ihm seine riesige Hand auf die noch immer leicht schmerzende Schulter. „Hab Dank, Kleiner. Du bist Link, nicht wahr?“ „Du bist der Erste nach Darunia und Hector, der mich erkennt.“ Der junge Mann grinste leicht zu dem befreiten Goronen, der ihn um mindestens einen Kopf überragte, hoch und wand sich aus dessen Pranke heraus. Er konnte zwar nicht sagen, warum dem so war, doch er hatte es noch nie gemocht, wenn man ihn ungefragt angefasst hatte.
    Der Gorone ließ seinen Arm locker an seiner Seite herabfallen und zwinkerte Link zu. „Das war nicht so schwer. Ich bin der Gorone, der dich damals vor Darunias Thronsaal angesprochen hat. Die Meisten von uns haben dich jedoch nie wirklich zu Gesicht bekommen oder haben nicht auf dich geachtet, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren.“ Link dachte an seinen kurzen Zwischenstopp in Goronia vor sieben Jahren, seine verzweifelten Versuche, Einlass in den Raum des Regenten zu erhalten, den Goronen, der ihn damals Hilfe angeboten und ihn auf die richtige Spur gebracht hatte – und daran, wie unhöflich er sich damals ihm gegenüber verhalten hatte.
    Mit brennenden Wangen starrte er auf seine Stiefelspitzen und entdeckte Navi, die es sich auf seinem rechten Fuß gemütlich gemacht hatte. „Ich... Ich hab mich nie dafür bedankt, dass du mich damals auf die entscheidende Idee gebracht hast, oder?“ Der Gorone lachte leise in sich hinein. „Nein, hast du nicht, aber das ist schon in Ordnung – und spätestens jetzt wären wir wohl quitt. Hab Dank, Link.“ Mit diesen Worten rollte das Steinwesen sich zusammen und schoss mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit durch die engen Gänge des Labyrinths davon.


    Auf der anderen Seite des Raumes fanden die beiden Abenteurer eine Tür, durch die sie in einen eigentümlichen Gang gelangten, dessen Boden zum Großteil weggebrochen war, sodass nur noch ein schmaler Steg zu der Tür in der gegenüberliegenden Wand führte. Als wäre das nicht genug gewesen, entdeckte Link, als er genauer hinsah, dass die stählerne Tür von dicken Eisenstäben blockiert war.
    Suchend blickte er im Raum umher, als Navi plötzlich einen Pfiff ausstieß. „Schau mal nach unten. Ist das nicht der Raum mit der eingestürzten Brücke?“ Prüfend warf Link einen Blick durch den kaputten Boden. In einiger Tiefe erkannte er die kleinen steinernen Inseln inmitten eines riesigen Sees aus brodelnder Lava. Schnell wandte er sich wieder ab, während ihm bei dem Gedanken daran, von dem schmalen Steg abzurutschen und in diesem Teich zu landen, ein Schauer über den Rücken lief.
    „Hier drüben ist ein Schalter.“ Navi schwebte vor einem aufwendig gearbeiteten Auge, dass aussah als wäre es aus purem Gold. „Meinst du, du kannst ihn umlegen? Sonst muss ich’s mit dem Fanghaken oder Pfeil und Bogen versuchen.“ Die zierliche Fee machte ein lässiges Gesicht und stemmte ihre kleinen Fäuste in die Hüfte. „Du traust mir auch gar nichts zu, oder? Sieh her und staune, Ungläubiger.“ Mit einem breiten Grinsen lehnte Navi sich gegen den Schalter, der sich problemlos nach unten drücken ließ. Fast augenblicklich wurden die Eisenstäbe hochgezogen und der Weg war frei.


    Als er durch die Tür trat, zitterten Links Beine noch immer. Der Balanceakt über den schmalen Steg hatte ihn mehr Nerven gekostet, als er sich eingestehen wollte. Dennoch sollte ihm keine Pause vergönnt sein. Kaum dass er einen Fuß auf den festen über einen Lavasee gespannten Drahtseilboden gesetzt hatte, loderte hinter ihm laut fauchend eine alles vernichtende Flammenwand auf.
    „Hört das denn nie auf?“, jammerte er, während er mit Navi auf der rechten Schulter durch den Raum hastete, wobei seine Schritte laute, dumpf dröhnende Geräusche auf den dicken Drahtfäden machten. „Da oben ist eine Tür!“, jubelte die Fee, doch ihre Stimme wurde immer leiser, als sie erkannte, dass der Ausweg von dicken Eisenketten blockiert war. „Na super...“, grummelte Link, während er schnaufend vor der immer näher rückenden Feuerwand davon lief.
    Dankbar dachte er an seinen nützlichen, verzauberten Beutel und strich unbewusst über das weiche Leder. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, von all seinen schweren Ausrüstungsgegenständen bepackt vor Gefahren wie der Felsenkugel oder den züngelnden Feuer wegrennen zu müssen.
    „Da drüben ist noch eine Tür – und die ist offenen!“ Link drehte seinen Kopf in die Richtung, in die Navi deutete und blickte sich fragend um. Tatsächlich! In der Nähe erstreckte sich eine kleine Treppe, die zu einer leicht offenstehenden Tür führte. Keuchend nahm der junge Hylianer die Beine in die Hand und spurtete so schnell er nur konnte auf den Ausgang zu.
    Anstatt sich mit der Treppe aufzuhalten, sprang er mit einem gewagten Sprung an den Treppenabsatz und zog sich unter Aufbietung all seiner Kraft hoch. Gerade als er die Füße über die Kante zog, loderte die Flammenwand an der Treppe vorbei. Mit großen Augen blickte der erschrocken Held zu seiner Fee auf. Wäre er nur wenige Sekunden langsamer gewesen, hätte er sich jetzt neue Stiefel kaufen müssen.


    „Langsam wird mir das echt zu viel. Dieser Tempel ist ja riesig!“ Link schlug laut krachend die verwittert wirkende Holztür ins Schloss, die daraufhin knirschend zersplitterte, was er jedoch kaum beachtete. Stattdessen ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen und stellte überrascht fest, dass er sich nun oberhalb des Steinirrgartens befand. Unter ihm rollten die bedrohlichen Felskugeln wie Murmeln durch die Gänge. „Wohin jetzt?“ Navi sah sich fragend um, während ihr Begleiter eine der Kugeln beobachtete und sich fragte, wie sie auf dem ebenen Boden in Bewegung bleiben konnten.
    „Ist das da hinten eine weitere Zelle?“ Link versuchte trotz der Entfernung klar zu sehen, doch alles, was er erkannte, war ein metallenes Blitzen. Seine Fee zuckte geschmeidig mit ihren schmalen Schultern und richtete die Handflächen in Richtung Decke. „Keine Ahnung. Wollen wir nachsehen?“
    Geschickt sprang der junge Mann von Mauer zu Mauer, wobei er darauf achtete, den riesigen Steinkugeln, welche die Wände des Labyrinths um mehrere Zentimeter überragten, aus dem Weg zu gehen. Nach einigen waghalsigen Sprüngen landete er auf einem etwas breiterem Podest, das dem engen Gefängnis gegenüber lag. Mit einem Schreck musste er feststellen, dass die Zelle ein vergittertes Loch in der Außenwand des Raums war. Es gab keinerlei Möglichkeiten, sich davor zu stellen und genauso wenig gab es Platz für einen Druckschalter.
    Navi überquerte den kleinen Graben zwischen Podest und Zelle ohne Probleme und zwängte sich durch die eng beieinanderstehenden Gitterstäbe, während Link auf der anderen Seite ungeduldig von einem Fuß auf den nächsten trat. Der gefangene Gorone staunte nicht schlecht, als er die winzige, leuchtende Frau entdeckte, die sich zu ihm in die Zelle gestohlen hatte. Ungläubig rieb er sich immer wieder über die tiefschwarzen, runden Augen, was Navi ein wenig kichern ließ.
    „Du... Du bist eine Fee aus dem Kokiri-Wald, nicht wahr?“ Seine Stimme war selbst für einen Goronen sehr tief und hallte dröhnend von den nackten Wänden wider. Navi nickte und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als das Steintier so heftig in die Hände klatschte, dass sie erschrocken zusammenfuhr.
    „Du bist Navi, nicht wahr? Das bedeutet, dass Link hier ist! Den Göttinnen sei Dank!“ Mit großen Augen starrte die Fee den Gefangenen an. „Woher kennst du meinen Namen?“ „Du wirst in vielen unserer Geschichten erwähnt.“ Ein funkelndes Strahlen schlich sich in Navis silberblaue Iris und ihre Mundwinkel bogen sich zu einem ungläubigen Lächeln nach oben. „Ich... werde... in euren Geschichten erwähnt?“ Doch bevor der Gorone ihr ausbreiten konnte, wie groß die Rolle war, die sie in ihren Erzählungen spielte, gab Link ein schnaufendes Geräusch von sich. „Navi! Beeil dich!“
    „Oh... ja, das hätte ich fast vergessen. Hast du eine Ahnung, wo der Schalter für deine Zelle ist?“ Der Gorone legte den Kopf schief und überlegte. „Nein, tut mir leid. Aber er muss irgendwo auf einer dieser Mauern sein, denn ich hab bei den Fütterungen die Wächter springen hören, bevor sich das Gitter bewegt hat.“ „Alles klar. Wir werden uns draußen mal umsehen. Bald bist du wieder frei.“


    Nach einigem Suchen entdeckte Link den Bodenschalter auf einem in der Nähe befindlichen Podest. Winkend standen die beiden Abenteurer an der Kante und blickten dem befreiten Goronen hinterher, der sich einen Weg aus dem Raum suchte.
    Langsam ging der junge Hylianer über einen breiten Vorbau auf die kaputte Tür zu, durch die er vor einigen Minuten in den Raum getreten war. „Ich glaube, hier ist nicht mehr viel zu entdecken.“ Navi warf die Stirn in Falten und überschlug die Beine. „Aber da hinten war doch nur noch eine verschlossene Tür.“ Link seufzte und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß. Aber mir ist wieder eingefallen, dass– “ Doch bevor er den Satz beenden konnte, brach plötzlich der Boden unter ihm weg und er stürzte mit einem überraschten Aufschrei in die Tiefe.
    Während er fiel, wurde sein Geist erstaunlich klar, wie er mit einer seltsamen Gleichgültigkeit feststellte. Er konnte sogar die dreckigen Fugen zwischen den Fliesen, die mit jedem Meter immer mehr von einem satten Baumrindenbraun zu einem zarten Blattgrün wechselten, erkennen. Aus den Augenwinkeln entdeckte er endlich, dass eine der Wände von einem rautenförmigen Flechtwerk dicker Drahtseile überzogen war.
    Mit einer Drehung um die eigene Achse, versuchte er näher an das rettende Gitter heran zu kommen, während Navi wie verzweifelt an seiner Tunika zog, als würde das seinen Fall bremsen. Dicke Tropfen Angstschweiß liefen über seine Schläfen, als er den Draht mit den Fingerspitzen berührte. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne und versuchte, seinen linken Arm noch länger zu machen, bis er endlich eine der vorbei sausenden Maschen zu fassen bekam.
    Er schlug hart gegen die Wand, wobei er sich die Unterlippe aufbiss, und kam ruckartig zum stehen. Seine linke Schulter schmerzte höllisch, doch immerhin war er gerettet. Er lehnte seufzend seine Stirn gegen die Wand und atmete tief durch, bevor er sich keuchend an den nur noch kurzen Abstieg machte.
    Navi saß stocksteif auf seiner Schulter und fragte sich, wie oft sie noch Todesängste um ihn würde ausstehen müssen, bis es einmal zu spät war oder er seine Aufgaben endlich erledigt hatte, als Link vor ihnen die stabilen Eisenstäbe eines weiteren Gefängnisses entdeckte.
    Wie die Beiden überrascht feststellten, hatten sie diese Zelle jedoch schon einmal gesehen – wenn auch nur von der anderen Seite. Sehr zu Links Befriedigung mussten sie dieses Mal nicht wieder unverrichteter Dinge abziehen, sondern fanden stattdessen den Schalter, der zu dem Gittermechanismus gehörte.
    Der Gorone bedankte sich schnell und verschwand dann so schnell, dass Link ihm ungläubig hinterher starrte. Er hatte gar nicht gewusst, dass sich diese schwerfällig wirkenden Wesen mit solch einer Geschwindigkeit bewegen konnten. „Und wohin jetzt?“ „Zurück nach oben.“ Link stand schon wieder am Gitter und begann langsam und mit noch immer weichen Knien seine Kletterpartie.
    „Aber da kommen wir doch gar nicht weiter. Die einzige, noch mögliche Tür ist verschlossen.“ Der junge Hylianer nickte und zog sich weiter hoch, während seine Fee ihn zweifelnd betrachtete. „Das ist mir klar. Aber ist dir schon mal aufgefallen, dass wir etwas wichtiges vergessen haben?“ Navi starrte ihn verständnislos an und zog die Stirn kraus.
    „Wir zwei Schlaumeier haben einen Generalschlüssel. Wir kommen durch jede Tür in diesem verfluchten Tempel.“ Vor Überraschung über ihre eigene Blödheit kippte Navi die Kinnlade herunter, doch sie schloss den Mund wieder tonlos, als ihr nichts gescheites einfiel, das sie darauf hätte antworten können.


    Durch die verschlossene Tür gelangten sie in einen riesigen, runden Raum, der völlig friedlich wirkte. Doch wie Link schon bald eigenen Leib erfahren musste, trog dieser Schein. Zielsicher steuerte der junge Held auf eine weitere Stahltür zu, als Navi ihn plötzlich am Kragen seines Hemdes festhielt, das inzwischen völlig verdreckt war. Zwar spürte er das schwache Reißen kaum, doch er hatte während seiner Reise schon mehrfach bewiesen bekommen, dass es besser war, auf Navis Warnungen zu hören.
    „Was hast du?“ Er blickte sie ratlos an, doch sie verschob missbilligend den Mund. „Was ich habe? Die Frage ist eher, was du hast. Willst du dich rösten lassen?“ Irritiert blinzelte Link zu ihr hinab, während sie ein kleines Steinchen vom Boden aufhob und zwischen zwei vor ihnen stehende Eisensäulen warf. Sofort schossen orangerote Flammen aus den metallenen Zylindern und ließen den jungen Mann überrascht nach Luft schnappen. Navi setzte sich wieder auf seine Schulter und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Das ist ein Feuerlabyrinth. Du kannst da nicht einfach durchmarschieren.“ Schnell sammelte Link so viele Steinchen wie er mit einer Hand tragen konnte und trickste sich so durch die tückische Anlage.
    Hinter der Tür war ein weiterer Zellenblock, in dem ein gefangener Gorone saß. Er hatte die Arme um die angezogenen Beine geschlungen und weinte bitterlich. Mit einem mitleidigen Lächeln trat Link an die Gitterstäbe und versuchte das zitternde Wesen zu beruhigen. „Hey, hab keine Angst. Wir sind hier, um dich zu befreien.“ Der Gorone blickte auf und schniefte laut, beruhigte sich aber zusehends, als er erkannte, dass die beiden Gestalten vor seiner Zelle nicht zu Ganondorfs Schergen gehörten.
    Mit langen Schritten ging Link auf den rostigbraunen Bodenschalter zu und trat ihn mit voller Kraft herunter, doch nichts passierte. Knurrend startete er noch weitere Versuche, die darin endeten, dass er mit vollem Körpereinsatz auf dem Schalter herum sprang. Jedoch sollte keine seiner Anstrengungen Früchte tragen.
    Keuchend und schwitzend gab er schlussendlich auf und sah den Goronen schulternzuckend an. „Das hat keinen Sinn. Der Schalter ist einfach zu eingerostet. Aber ich lass mir etwas einfallen und komme dann zurück. Versprochen.“ „Finde den Goronenhammer. Damit sollte es gehen.“ Der Gorone stand schon seit geraumer Zeit am Gitter, umklammerte zwei der Eisenstangen und beobachtete seinen seltsamen Besuch. Link nickte ihm zu und verließ eiligen Schrittes den Raum.


    Hinter der Tür erwartete ihn ein weiteres Feuerlabyrinth, doch dank dem Trick mit den Steinchen stellte es keine große Herausforderung dar. Schnell wand Link sich durch die heißen Gänge und erreichte ein niedriges Podest, das zu einer mit edlen Stoffen bespannten Holztür führte.
    Zielsicher steuerte der junge Held auf diese zu und ergriff ohne zu zögern den Türknauf. Gerade als er ihn drehen wollte, fiel ihm die seltsam weiche und warme Beschaffenheit auf, doch er hatte keine Chance, um reagieren zu können. Kaum dass er seine Hand um den Knauf geschlossen hatte, schnellte die „Tür“ auf und schlug ihn hart gegen die Wand. Augenblicklich schoss ihm heißes Blut aus der Nase und tropfte von seinem Kinn auf seinen Hemdkragen, während Navi ihn stumm, aber mit vor Schreck unglaublich riesigen Augen anstarrte.
    „Das muss eines dieser Monster sein, vor denen Shiek mich gewarnt hat.“, murmelte Link, während er sein salziges Blut auf den Lippen schmeckte. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, wobei das aufgeraute Leder seiner Handschuhe über seinen Dreitagebart kratzte. Er nahm sich vor, sich auf dem Rückweg in Kakariko rasieren zu lassen, bevor er den mysteriösen Shiekah in der Zitadelle der Zeit aufsuchte.
    „Ich glaube, ich hab schon mal von diesen Wesen gehört.“, überlegte Navi laut, während sie über Links breite Schultern schritt. „Dabei hast du nicht zufällig aufgeschnappt, wie man sie am besten klein kriegt, oder?“ Der junge Hylianer spuckte einen Mund voll blutigrötlichen Speichels aus und befühlte sein Nasenbein, das zum Glück nicht gebrochen war.
    „Lass mich kurz überlegen.“ Die zierliche Fee setzte sich grübelnd auf seinen Kopf und kaute auf der Unterlippe, während Link seinen Wunderbeutel nach etwas zu trinken durchforstete. Als er seine Hand wieder aus dem Säckchen zog, hielt er eine mit einer tiefroten Flüssigkeit gefüllte Flasche in den Händen und zog skeptisch die Stirn kraus. Trotz der wenig vertrauenerweckenden Farbe war er mutig genug, einen Schluck zu nehmen und stellte überrascht fest, dass der nach Beeren duftende Saft nicht nur gut schmeckte, sondern auch sehr durstlöschend war.
    „Du könntest es mit einer Bombe versuchen.“ Navis Stimme klang nicht wirklich überzeugt, doch ihr Begleiter verkorkte dennoch schnell seine Flasche und tauschte sie gegen eine der schwarzen, explosiven Kugeln ein, die er an einer der flammenden Wände das Labyrinths entzündete. Mit einem schadenfrohen Grinsen beobachtete er, wie das heimtückische Türmonster von der Explosion in Fetzen gerissen wurde und den Blick auf die eigentliche Tür frei gab.


    „Was ist das denn?!“ Erschrocken wich Link vor einem riesigen Flammenwesen zurück, das den nächsten, hellbraun gefliesten Raum bevölkerte und mit seinen brennenden Armen nach ihm griff. Navi versteckte sich so gut wie sie konnte unter seinem Zopf und schielte an seinem Hals vorbei. „Das ist ein Feuertänzer. Er sieht gefährlich aus, aber zum Glück ist er es nicht. Siehst du den dicken, dunklen Knubbel in seinem Inneren?“
    Der junge Held nickte konzentriert, während er einer weiteren Attacke des feurigen Angreifers auswich und fasziniert feststellte, dass das Feuer des eigenartigen Wesens permanent die Farbe wechselte – von rot zu blau zu grün und wieder zurück. „Diese kleine Knolle ist dein eigentlicher Gegner, alles andere dient nur zur Abschreckung. Wenn du es schaffst, ihn aus seinem Feuerkleid zu reißen, hast du leichtes Spiel.“
    Ihn aus seinem Feuerkleid reißen? Link legte den Kopf schief, während Navis Worte durch seinen Kopf hallten. „Damit kannst du Gegenstände zu dir ran ziehen“ hatte sie vor wenigen Tagen in Boris’ Hütte zu ihm gesagt, als sie ihm die Funktionsweise des Fanghakens erklärt hatte. Ob das auch für Lebewesen galt?
    Schnell zerrte er seinen Fanghaken aus seinem Lederbeutel, während Navi ihn aufmerksam von der Seite musterte. Als sie den Gegenstand in seiner Hand erkannte, machte sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht breit. „Ah! Das ist eine gute Idee!“
    Die Kette des Fanghakens rollte sich mit einem lauten Rasseln ab, während die Spitze durch die Luft sauste und den Körper des Feuertänzers durchschlug. Sofort betätigte Link den Schalter für den Aufrollmechanismus und das Innere des Angreifers wurde mit einem harten Ruck aus seiner feurigen Rüstung gerissen. Link ließ den Griff des Fanghakens los und zog blitzschnell sein Schwert, mit dem er die unglückselige Kreatur halbierte, bevor der fallengelassene Haken laut scheppernd auf den Fliesen aufschlug.


    Durch eine laut quietschende Stahltür betraten die beiden Abenteurer den nächsten, kreisrund angelegten Raum. Auch hier dominierten beigebraune Fliesen und Ziegelsteine das Bild und das laute Schlagen von Fledermausflügeln durchdrang die schwüle Luft, doch davon nahmen der Hylianer und seine Fee kaum etwas wahr. Wie gebannt starrten die Zwei auf eine Art Altar, den man über eine schmale Wendeltreppe erreichte.
    Auf dem wuchtigen, aber niedrigen Tisch lag silbern schimmernd ein imposant wirkender Hammer, der die Beiden erleichtert aufatmen ließ. Der Goronenhammer! Doch leider war der steinerne Altar von einer undurchdringlichen Flammenwand umgeben, die bedrohlich und heiß in Richtung Decke loderte.
    „Schnell Navi! Du fliegt rechtsrum, ich geh linksrum. Wir müssen den Schalter finden, der das Feuer abstellt. Schrei, wenn du etwas findest.“ Gehorsam schwang sich die Fee in die Luft, während Link in die andere Richtung davon hastete. Er war noch nicht weit, als ihn Navis zarte Windspielstimme zurück hielt. „Hier! Ich hab was!“
    Mit einem gezielten Tritt stieß Link den Bodenschalter hinab und jubelte laut auf, als die Flammen rund um den Altar züngelnd erloschen. Doch kaum dass er seinen Fuß ein wenig anhob, merkte der junge Held, dass der Schalter sich langsam wieder nach oben drückte. Fragend blickte er sich um, doch er fand nichts, das schwer genug gewesen wäre, um es auf den Schalter zu stellen.
    Er warf einen skeptischen Blick zum Altar hinauf und schätzte grob die Entfernung. „Hm... könnte knapp werden, aber ich versuch’s. Drück mir die Daumen, Navi.“ Mit vollem Körpergewicht drückte Link den Schalter so weit nach unten wie nur irgend möglich und sprintete so schnell wie er konnte los. Sein Herz trommelte wild in seiner Brust, während er die Treppenstufen hinauf hastete und sich gleichzeitig wild mit dem Schwert um sich schlagend vor den angriffslustigen Fledermäuschen verteidigte, die sich mit lautem Fauchen auf ihn stürzen wollten.
    Als er endlich oben ankam, sah er die Flammen schon wieder langsam auflodern, doch er griff ohne weiter darüber nachzudenken auf den Altar und riss den schweren Goronenhammer an sich. Völlig außer Atem, aber glücklich, es geschafft zu haben, stützte Link die Hände auf die leicht gebeugten Knie und atmete tief durch, als Navi neben seinem Ohr auftauchte. „Ähm... ich will ja nicht meckern, aber dein Arm brennt.“
    Erschrocken riss der junge Mann den Kopf herum und entdeckte eine kleine, sich langsam durch den Stoff fressende Flamme am Ärmel seines Hemdes, das ein wenig verrutscht war und unter der Tunika hervor guckte. Schnell schlug er das Flämmchen mit seiner behandschuhten Hand aus und schulterte den gewaltigen, silbernen Hammer, dessen Schlagfläche rund und in etwa so groß wie seine Handfläche war. „Lass uns zurück gehen, Navi. Wir haben einem Goronen versprochen, ihn aus seiner Zelle zu lassen.“


    Der bahnbrechenden Gewalt des Goronenhammers hatte der verrostete Schalter nichts entgegen zu setzen. Mit einem lauten Knirschen bewegten sich das Zellengitter zur Seite und der gefangene Gorone trabte mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen auf Link zu.
    „Hab Dank, mein edeler Retter.“ Ein wenig verlegen winkte der junge Mann ab, als der Gorone ihn prüfend ansah. „Du suchst einen Weg in Volvagias Raum, nicht wahr?“ Überrascht nickten Link und Navi als wären sie zwei Köpfe von ein und derselben Person. Der Gorone lächelte wissend und bedeutete seinem Retter, ihm zu folgen.
    Eiligen Schrittes verließen die Drei den düsteren Zellenblock und traten zurück in den Raum mit den Feuerlabyrinthen. Vor ihnen ragte eine riesige, viereckige Säule in die Höhe, die Link auf gute hundertfünfzig Meter Höhe schätzte. Mit dem Zeigefinger seiner beeindruckend großen Pranke deutete der Gorone auf die Säule und lächele Link erneut an.
    „Mit dem Relikt der Goronen ist es kein Problem, in Volvagias Raum zu kommen.“ „Relikt der Goronen? Meinst du den Goronenhammer?“ Der Herr der Zeiten drehte den polierten Silberhammer zwischen den Händen und grinste, als er Navis seltsam verzerrtes Spiegelbild entdeckte. „Ja, genau.“ Der Gorone verschränkte die Hände, als wollte er dem Hylianer als Trittleiter dienen. „Mit dem Hammer kannst du bestimmt diese Säule hinab schlagen. Eigentlich müsste sie direkt vor der Tür zu Volvagias Reich in dem Raum unter uns aufkommen. Hier, ich helfe dir hoch.“
    Schnell verstaute Link den wertvollen Hammer in seinem Beutel und trat ein wenig zögernd in die ihm dargebotenen Hände. Kaum hatte er seinen Fuß in die Hilfsstellung gesetzt, spürte er auch schon, wie er mit gewaltiger Kraft hoch geschleudert und durch die Luft geworfen wurde. Mit einem überraschten Keuchen kam der junge Held tatsächlich auf dem Kopf der Säule an.
    Lächelnd winkte er zu dem hilfreichen Goronen hinab und zog dann den Goronenhammer, um mit voller Kraft auf die Säule zu schlagen. Navi hielt sich ob des lauten Dröhnens die Ohren zu, doch schon bald zeigten Links Schläge Erfolg. Zunächst wackelte die Säule nur ein wenig, doch dann stürzte sie gemeinsam mit dem jungen Mann auf ihr in die Tiefe.
    Für einen kurzen Moment verloren seine Füße die Bodenhaftung, doch als die hinabgestürzte Säule mit einem lauten Platschen in dem Lavateich landete, setzte Link sanft wieder auf ihrer glatten Oberfläche auf und sah sich der bronzebeschlagenen Tür gegenüber, durch die Darunia früher am Tag verschwunden war. Entschlossen fasste der Herr der Zeiten den Goronenhammer fester und sprang zu der Tür herüber. Endlich war seine Zeit gekommen, seinem Goronenbruder beizustehen.

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)

  • Der Feuerdrache Volvagia


    Die Hitze im Raum des Drachens war schon beinah unwirklich und Link hatte das Gefühl, seine Kettenkleidung würde ihm direkt auf dem Körper schmelzen. Der Schweiß brannte ihm in den Augen und er versuchte in der Ferne mehr als einen rotbraunen Fleck zu erkennen, obwohl die Luft so hin und her waberte, dass er davon fast schwindelig wurde.
    Mit schweren Schritten und in der überhitzten Luft mühsam nach Atem ringend kämpfte der junge Hylianer sich weiter vor, während Navi auf seiner Schulter saß, tiefrot leuchtete und versuchte, sich mit den Händen einen kühlen Luftzug zuzufächeln. Keuchend setzte er einen Fuß vor den anderen, wobei er sich sicher war, dass jeden Moment die Sohlen seiner Stiefel in Flammen aufgehen würden.
    Vor ihm erstreckte sich ein riesiger See zähflüssigen Magmas, aus dem dicke, gelbliche Schwefelschwaden aufstiegen, die das Atmen noch unerträglicher machten. Inmitten der roten, blubbernden Masse ragte eine fast perfekt runde Felseninsel auf, die an den Rändern wie abgebrochen wirkte. Doch weder Darunia, noch Volvagia waren zu sehen.
    Unruhig ließ Link seinen Blick schweifen, ohne etwas zu sehen, das er als seinen alten Freund oder den Drachen identifizieren konnte. „Warum ist es hier so verflucht ruhig? Hier sollte doch ein Kampf stattfinden...“ Sein Herz schlug wild und hektisch und pumpte das Adrenalin in unregelmäßigen Schüben durch seine Adern, während Panik ihre eisige Hand um seinen Brustkorb legte und fest zudrückte.
    Plötzlich schnappte Navi erschrocken nach Luft und deutete auf die Mitte der runden Insel. Ängstlich folgte der junge Mann ihrem ausgestreckten Arm mit den Augen und entdeckte zwischen zahlreichen Lavapfützen eine zusammengesackte, leblose Gestalt, die wie ein unförmiger Steinklotz dalag. „Nein!“, schrie es stumm in seinem Herzen, während er zu der Insel hinübersprang, obwohl er fast hätte schwören können, seine Füße würden an dem heißen Steinboden kleben bleiben.
    So schnell er konnte, stürzte er auf den Felsbrocken zu, während Navi sich mit zitternden Händen an seiner eiskalten Tunika festkrallte und auf ihrer vollen Unterlippe herum biss. „Darunia! Komm zu dir!“ Link kniete neben dem leblosen, massigen Körper und schüttelte ihn hart. Den Goronenhammer, den er in der Hand gehalten hatte, hatte er einfach achtlos fallen lassen.
    „Darunia, bitte... Komm schon... Mach die Augen auf!“ Link hörte selbst wie weinerlich seine Stimme klang und erste Tränen, die in der mörderischen Hitze jedoch sofort trockneten, lösten sich aus seinen Augenwinkeln. Stumm ließ er den toten Goronen wieder zu Boden sinken und starrte mit einem dicken Klos im Hals auf seinen verdrehten Körper. Der rechte Arm stand im einem unnatürlichen Winkel ab, so als wäre er gebrochen, und in dem steinernen Vollbart fehlten einige Zacken, was ihn wie gerupft wirken ließ.
    Die glasigen, schwarztrüben Augen des Toten standen weit offen und Link war sich sicher, dass sie ihn anklagend ansahen. Er war zu spät gekommen. Wieder einmal. Schuldgefühle ätzten sich durch sein Herz und ließen es bei jedem Schlag grausam schmerzen. Er hatte das Gefühl, ein tonnenschweres Gewicht läge auf seiner Brust und drücke sämtliche Luft aus seinen Lungen. Er fiel auf die Knie, umschlang seinen Oberkörper mit den Armen und rang hustend nach Luft.
    Navi schwebte vor ihm und beobachtete nervös und besorgt, wie sein Blick immer entrückter wurde. Er drohte an seinen Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen zu ersticken. Angestrengt suchte sie nach den richtigen Worten, als hinter ihnen plötzlich ein brodelndes Geräusch entstand.
    Link blinzelte mehrfach, um wieder einen klaren Blick zu bekommen, und wirbelte herum. Erschrocken stellte er fest, dass das, was er für Lavapfützen gehalten hatte, in Wirklichkeit enge Schächte waren, welche die Inseln in ihrer ganzen Tiefe durchbohrten. Aus einem dieser Löcher ragte ein riesiger Kopf mit unglaublich großen, giftgrünen Augen, die den Hylianer vor sich durchdringend musterten.
    Mit einem lauten Fauchen kroch Volvagia ganz aus den Tiefen der Insel, schwang sich in die Lüfte und umkreiste seine Besucher einige Male, bevor er sich wieder in eines der Löcher stürzte. Fasziniert stellte Navi fest, dass die Schuppen der gefährlichen Echse aussahen als würden in ihrem Inneren viele kleine Flammen züngeln und dass der lange, kunstvoll gefiedert aussehende Stirnschmuck tatsächlich brannte.
    Der Drache hatte zwei kurze, unnütz wirkende Ärmchen und zwei winzige Flügel, die so zerbrechlich aussahen, dass die Fee nicht glauben konnte, dass sie Volvagia tatsächlich durch die Luft trugen. Alles in allem wirkte dieses Tier eher wie ein harmloser, brennender Regenwurm als wie ein Goronen fressendes Ungetüm. Navi fragte sich, warum Darunia nicht in der Lage gewesen war, es zu töten – schließlich konnte Feuer einem Goronen nichts anhaben – als sie die dicken, silbern schimmernden Schuppenplatten auf Kopf und Nacken des Drachens entdeckte. Offensichtlich wusste dieses Monster, wie es seine Schwachstellen schützen musste.


    Nervös blickte Link umher, während er darauf wartete, dass Volvagia sich wieder zeigte. Den Goronenhammer hatte er inzwischen wieder aufgehoben und drehte ihn jetzt langsam in seinen schwitzigen Händen. Das Metall hatte sich auf dem heißen Felsenboden unglaublich aufgeheizt und verbrannte ihm nun die unbedeckten Fingerkuppen, doch Link versuchte, den Schmerz so gut es ging zu ignorieren.
    Als es in einiger Entfernung wieder zu brodeln begann, wirbelte er sofort herum, doch er war zu langsam. Bevor er das Loch erreichen konnte, hatte der Drache sich schon lange in die Lüfte geschwungen, von wo aus er Link mit Feuerbällen und Stalaktiten bewarf, die von der Höhlendecke hingen. Keuchend sprang der junge Hylianer hin und her und verfluchte die drückende Hitze, die seine Beine schwer machte, und das immense Gewicht des Goronenhammers, das ihn zusätzlich beim Laufen behinderte.
    Laut fauchend verschwand Volvagia wieder in einem seiner Löcher und Link blieb heftig schnaufend stehen, um darauf zu warten, dass der Drache wieder hervor kam. Navi kauerte ängstlich in seinem Kragen und flüsterte tonlos etwas in einer Sprache, die der Hylianer nicht verstand.
    Als es wieder verräterisch zu blubbern begann, jubelte der junge Herr der Zeiten innerlich, denn das entsprechende Loch war nicht weit entfernt. „Dieses Mal krieg ich dich!“, brummte er leise und stürzte mit hoch erhobenem Hammer auf den Drachen zu. Doch bevor er in Angriffsnähe kam, blieb er mit dem Fuß an etwas hängen und schlug lang hin, wobei er die Waffe in seiner Hand los ließ und sie laut klappernd über den felsigen Untergrund schrammte.
    Wütend warf Link einen Blick hinter sich, um zu sehen, was ihn zu Fall gebracht hatte, und erstarrte, als er erkannte, dass er über Darunias Beine gestolpert war. Ein heftiger Schmerz durchzuckte sein Herz, doch er verlor keine Zeit mit Trauer und rappelte sich schnell wieder auf. Noch bevor Volvagia wieder in einem seiner Löcher verschwunden war, hatte der Hylianer seinen Goronenhammer schon wieder aufgehoben und kampfbereit.
    Mit einem breiten Grinsen auf den rissigen und aufgeplatzten Lippen registrierte Link, dass der Drache sich dieses Mal einen Schacht gleich neben ihm ausgesucht hatte. Kaum dass der silbrig schimmernde Kopf zu sehen war, hieb er ihm mit voller Wucht den schweren Hammer auf die Stirn. Volvagia fauchte überrascht auf, doch auch das konnte das laute, knackende Geräusch nicht übertönen, das verriet, dass die Panzerung des Monsters einen Riss bekommen hatte.


    Schnell wischte der Herr der Zeiten sich mit dem Handrücken über die Stirn, um ihn daran zu hindern, ihm in die Augen zu laufen – doch ohne Erfolg. In dieser Hitze schwitzte er so stark, dass ununterbrochen dicke Tropfen seine Stirn hinab kullerte und in seinen langen Wimpern hängen blieben.
    Gerade als er überlegte, ob er sich aus seiner grünen Mütze eine Art Schweißband würde basteln können, riss ihn erneutes Brodeln in der Nähe aus seinen Gedanken. Sofort stürzte er auf das Loch zu, doch nur um festzustellen, dass es eine Finte war. Nach nur wenigen Sekunden hörte das Blubbern auf und Volvagia schoss aus einem ganz anderen Schacht in die Höhe.
    Link stöhnte auf und wich so geschickt wie möglich den Angriffen des Drachens aus, obwohl ihm die Hitze langsam merklich zu schaffen machte. Navi betrachtete besorgt seine wächsern wirkende, blasse Haut und fragte leise: „Alles okay bei dir?“ Mit aufeinandergebissenen Zähnen schüttelte der Hylianer den Kopf, während er sich unter einem Feuerball wegduckte. „Nicht wirklich. Mir ist... total schwindelig. Ich hab das Gefühl, mir wird bald schwarz vor Augen, wenn ich diesen Feuerwurm nicht schnell besiege.“
    Als hätte der Drache seine Worte verstanden, stieß er wieder in einen der insgesamt elf Schächte hinab und zeigte sich mehrere Minuten lang nicht. Link versuchte blinzelnd das Bild vor seinen Augen daran zu hindern, sich wie wild zu drehen, und atmete keuchend.
    Als er wenige Minuten später auf eine erneute Finte hereinfiel, gaben seine Knie nach und der junge Herr der Zeiten sank auf den unangenehm heißen Boden, während weißbunte Sternchen vor seinen Augen tanzten. Als wollte er ihn verhöhnen, schoss Volvagia mit einem amüsiert wirkenden Funkeln in den grünen Glubschaugen auf ihn zu und holte tief Luft, um den entkräfteten Hylianer zu rösten.
    Navi kreischte laut und riss panisch an Links Ohren, um ihn zu einer Reaktion zu bewegen, während dieser den heransausenden Drachen nur wie durch einen Schleier sah. Plötzlich hörte er jedoch eine tiefe, dröhnende Stimme, die ihn wütend anbrüllte: „Reiß dich zusammen, Bruder!“ Überrascht riss er den Kopf herum, doch Darunia lag noch immer reglos auf dem Boden.
    Link schüttelte sich, um wieder klar sehen zu können, und sammelte seine letzten Kräfte. Mit einem wilden Schrei schleuderte er Volvagia den Goronenhammer entgegen, der mit einem lauten Krachen gegen den harten Panzer der Echse traf und dann scheppernd zu Boden fiel – gefolgt von der Rüstung des Drachens, die auseinander gebrochen war.
    Vor Überraschung blieb diesem der Feuerball im Halse stecken und er raste mit vor Schreck geweiteten Augen auf Link zu, der sich schwerfällig auf die Beine stemmte und das Master-Schwert zog. Obwohl er so schwach war, dass er die schwere Klinge kaum halten konnte, ließ er die scharfe Schneide durch die Luft wirbeln und trennte Volvagias Kopf vom Rest seines Körpers.


    Mit einem lauten Platschen landete Beides in der brodelnden Lava, als plötzlich jemand Link an der Schulter berührte. Erschrocken riss der junge Hylianer den Oberkörper herum, wobei ihn eine heftige Schwindelwelle überrollte und ihn schwanken ließ. Er fühlte große Hände und einen kräftigen Arm, die sich unter seine Achseln schoben, konnte aber nichts erkennen, weil sich die Welt um ihn herum so heftig drehte, dass er nur unförmige Farbkleckse sah. Doch dass Navi nicht panisch aufschrie, beruhigte ihn ein wenig.
    „Du hast es tatsächlich geschafft. Der Feuerdrache Volvagia ist tot. Dank dir sind wir endlich wieder sicher.“ Diese Stimme kannte er doch... Link wandte langsam den Kopf und blinzelte gegen den Schwindel, während sein Blick langsam wieder schärfer wurde. „Hector?“ Der Name kam ihm nur als gehauchtes Flüstern über die geschundenen Lippen, doch er konnte spüren, dass der Gorone lächelte. „Ja. Ich bin’s.“
    „Wie... Wie...“, stammelte der Hylianer, doch Navi beendete seinen Satz, bevor er es konnte. „Wie bist du aus deiner Zelle gekommen?“ Link fühlte wie Hector sanft sie Schultern hob. „Einige Zeit nachdem ihr bei mir gewesen ward, kam ein ziemlich mysteriös aussehender Mann zu mir und hat mich frei gelassen, ohne auch nur ein Wort zu sagen.“ „Shiek...“ Obwohl er zu schwach war, um auf eigenen Beinen zu stehen, spürte Link wie bei dem Gedanken an den geheimnisvollen Mann eine Woge warmer Gefühle durch seinen Körper schwappte.
    „Dann bin ich sofort hier her gekommen, weil ich Darunia und dir helfen wollte und sah dich halb ohnmächtig auf dem Boden knien.“ „Du warst es also, der mir zugerufen hat, ich solle mich zusammenreißen.“ Zu sprechen kostete Link ungewöhnlich viel Kraft und er krampfte eine Hand gegen seine Brust als er heftige Seitenstiche bekam. Hector nickte langsam, während er den Goronenhammer aufhob und es krampfhaft vermied, Darunias toten Körper anzusehen. „Ja, das war ich. Aber jetzt bring ich dich erst mal hier raus, damit du dich ein wenig erholen kannst. Du siehst schrecklich aus.“


    Die Drei hatten die breite, bronzebeschlagene Tür schon fast erreicht, als Navi, die auf Links Schulter saß und ihre Beine über sein Schulterblatt baumeln ließ, überrascht aufkeuchte. Irritiert wandten die anderen Beiden ihren Blick nach hinten und schnappten hörbar nach Luft. Über dem verdreht daliegenden Körper Darunias funkelte ein grelles, rotes Licht, das langsam die Form des Goronenanführers annahm.
    „G-Genau wie bei Salia...“, murmelte Link, der sich an ihre Begegnung im Waldtempel dachte. Hector schien unter seiner granitenen Haut zu erbleichen, als aus der farbigen Lichtkugel die Stimme Darunias ertönte. „Ich danke dir, mein Bruder. Du hast es geschafft. Volvagia ist besiegt und der Bann auf dem Feuertempel gebrochen.“
    Der Herr der Zeiten schlug traurig die Augen nieder. „Mag sein, aber ich war zu langsam. Ich habe es nicht geschafft, schnell genug hier zu sein, um dich zu retten.“ Die halbdurchsichtige Gestalt schüttelte den Kopf. „Gräme dich nicht, Bruder. Mein Leben war so oder so verwirkt, da ich woanders gebraucht werde. Du siehst es selbst: Ich bin der Weise des Feuers. Und gemeinsam werden wir diesem Ganondorf ordentlich in den Hintern treten.“
    Darunia grinste und ballte angriffslustig seine transparente Hand zur Faust, was Link ein schwaches Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Hector, mein Lieber, für dich habe ich noch einen allerletzten Befehl, bevor ich mich auf mache ins Heilige Reich.“ Der Gorone sah seinen ehemaligen Regenten aus großen Augen an. „Was immer du wünscht, Darunia.“ „Ich bitte dich, meinem Sohn an meiner statt beizustehen und mit ihm gemeinsam zu regieren, bis er alt genug ist, um meinen Thron alleine auszufüllen.“
    Der Weise des Feuers lächelte den Dreien ein letztes Mal zu, bevor er sich wieder in eine rote Lichtkugel verwandelte und davon schwebte. Er war bereits verschwunden, als seine tiefe Stimme noch im Raum hing: „Link, mein Bruder, ich danke dir.“

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)

  • Schloss und Schlüssel


    Als Link am nächsten Morgen die Augen aufschlug, brauchte er ein paar Minuten, um sich zu orientieren. Er lag auf einem dicken Strohlager und blickte an eine niedrige Holzdecke aus kaum behandelten, dunkelbraunen Brettern. Navi hatte sich in einer Falte seiner grünen Tunika eingerollt und schlief leise schnarchend auf seiner Brust.
    Er schloss wieder die Augen und ließ sich zurück aufs Lager fallen, um zu rekapitulieren, wie er hier her gekommen war. Nach dem Kampf mit Volvagia hatte Hector ihm aus dem Tempel geholfen und zu einer im Vulkan lebenden Feenkönigin gebracht, die Links Verletzungen geheilt hatte. Wieder in Goronia angekommen, hatte der junge Hylianer zuallererst das Goronengewand gegen seine geliebte Kokiri-Tunika eingetauscht und seine Mütze wieder aufgesetzt. So fühlte er sich einfach wohler. Danach hatte er zusammen mit Hector Darunias Sohn aufgesucht, der fürchterlich geweint hatte, als er davon erfahren hatte, dass sein Vater von nun an als Weiser des Feuers im Heiligen Reich leben würde. Anschließend hatte Hector seinen hylianischen Freund bis nach Kakariko begleitet, wo dieser in Impas Haus ein Quartier bezogen hatte.
    Laut gähnend streckte der junge Held seine Glieder und kratzte sich an der Brust, wo Navi unwillige Laute von sich gab und darum bettelte noch ein wenig länger schlafen zu dürfen. Sanft nahm Link seine Fee in die Hände und legte sie vorsichtig aufs warme Stroh, bevor er aufstand und ans Waschbecken trat, um sich mit dem kalten Wasser, das in einem dezent bemalten Porzellankrug bereitstand.
    Er stand gerade mit nacktem Oberkörper vor der Waschschüssel, als die Hausvorsteherin breit lächelnd an ihn heran trat. „Guten Morgen, Link. So früh schon wach?“ Der junge Mann griff nach einem bereitliegenden Handtuch und trocknete sich Gesicht, Nacken und Achseln ab, bevor er ein wenig schüchtern zurück lächelte. Obwohl er seine mit Silberketten durchwirkte Leinenhose trug, fühlte er sich ohne seine Tunika vollkommen nackt.
    „Ja, ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Ich glaube, so lange Ganondorf nicht besiegt ist, werde ich nicht wieder ruhig schlafen können.“ Gähnend rieb er sich über die Augen mit den dunklen Augen, während seine Gegenüber verstehend nickte. „Es ist sehr mutig von dir, dich gegen den Großmeister des Bösen zu stellen. Ich wünschte, dieses Land hätte mehr Helden wie dich. Du warst schon als Kind mutiger als viele dieser selbsternannten ‚Helden’. Aber wie auch immer... Du hast bestimmt Hunger, oder?“ Der junge Hylianer nickte zaghaft und die Hausvorsteherin lächelte ihn erneut an, bevor sie in ihrer schmalen Küche verschwand.
    Als Link sich seinem Lager zuwandte, um sich wieder anzukleiden, saß Navi aufrecht auf dem Stroh und strahlte ihn an. „Guten Morgen, Großer. Ausgeruht?“ Er grinste breit zurück und stupste sie leicht mit dem Zeigefinger an, als er sich nach seinem Kettenhemd bückte. „Dasselbe könnte ich dich fragen, Schlafmütze.“


    Nachdem er sich wieder vollständig angezogen hatte, betrat der Herr der Zeiten gemeinsam mit seiner treuen Begleiterin das winzige Esszimmer, das nahezu vollständig von einem großen, rechteckigen Holztisch mit insgesamt acht Stühlen ausgefüllt wurde. Als er den fast kahlen Mann in blauer Latzhose und weißem Hemd erkannte, der am Kopfende des Tischs saß und eine große Portion Rührei in sich hineinschaufelte, schnappte Link überrascht nach Luft. „Talon!“
    Der Besitzer der Lon-Lon-Farm blickte von seinem Frühstück auf und beobachtete Link, der sich auf einen benachbarten Stuhl setzte und ihn unverwandt ansah. „Was machst du denn hier?“ Talon musterte ihn eingehend und legte dann die verbogene Metallgabel zur Seite. In seinem dichten Schnauzbart hingen einige Eireste, die beim Sprechen auf und ab hüpften, was Link ziemlich ablenkte. „Bist du das, Link?“
    Der junge Mann nickte und zwang sich, den Blick endlich von den weißlichgelben Eiresten abzuwenden. „Ja, ich bin’s. Lange nicht gesehen. Aber sag: Was machst du hier?“ Mit grimmiger Stimme erzählte Talon davon, wie er von Basil von der Farm vertrieben wurde und deswegen hier in Kakariko Zuflucht gesucht hatte, und unterbrach sich nur kurz, als die Hausvorsteherin Link sein aus goldgelbem Rührei, warmem Brot und knusperigem Speck bestehendes Frühstück brachte.
    Mit der Zunge schob der junge Held einen Bissen Brot in die Wangentasche und nickte, während er mit einer Holzgabel in seinem Rührei rumstocherte. „Davon hab ich bereits gehört, als ich vor kurzem auf der Farm war. Aber ich glaube, du kannst jetzt dorthin zurückkehren. Ich... habe ein ernstes Wort mit Basil gesprochen und glaube nicht, dass er noch einmal Probleme machen wird.“


    Nachdem er sein Frühstück beendet hatte, suchte er einen in der Nähe ansässigen Barbier und ließ sich rasieren, bevor er seine Waffen, die noch neben seinem Lager lagen, wieder an sich nahm und sich auf den Weg zur Zitadelle der Zeit machte. Epona trank gerade aus dem klaren, in der Nähe fließenden Fluss, als Link und Navi die Treppe herabkamen, wandte sich aber sofort wiehernd um und begrüßte ihren Herrn, als sie seinen Geruch erkannte.
    „Diese Viecher sind mir nicht geheuer.“ Argwöhnisch betrachtete Link zwei Zombies aus den Augenwinkeln, die über den heruntergekommenen Marktplatz der ehemaligen Hauptstadt schlurften, und fasste die Zügel fester. Navi machte ein schnaufendes Geräusch und betrachtete mit hochgezogenen Augenbraunen ihre schimmernden Fingernägel. „Du verwandelst dich noch in ein echtes Mädchen... Erst bist du plötzlich eitel und jetzt hast du auch noch Angst vor ein paar harmlosen Untoten.“
    Errötend berührte Link die glatte Haut über seinen hohen Wangenknochen, schob beleidigt die Unterlippe vor und presste Epona die Unterschenkel gegen die Flanken, was sie in leichten Trab verfallen ließ. Er konnte selbst nicht erklären, warum ihm der Gedanke, Shiek unrasiert und dreckig gegenüberzutreten, ihm unangenehm war, aber deswegen musste Navi noch lange nicht darauf herumreiten...


    Als er Zitadelle betrat, dachte Link zunächst, sie sei leer und seufzte enttäuscht. Navi wollte bereits einen gemeinen Witz über seine geplatzte Verabredung machen, als sie Shiek auf den Treppen zum Zeitfels sitzen sahen. Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend stellte Link fest, dass der Shiekah an genau derselben Stelle saß wie die rothaarige Zelda aus seiner Traumerinnerung. Wenn Link genauer darüber nachdachte, hockte Shiek sogar in der gleichen Position auf den flachen Stufen.
    Doch bevor er sich weitere Gedanken dazu machen konnte, wandte der Shiekah den Kopf und sah direkt zu ihm herüber. „Du bist endlich hier. Sehr schön.“ Link stemmte eine Faust in die Hüfte, verlagerte sein Gewicht auf das linke Bein und grüßte mit der anderen Hand, während Navi über seine Schulter spazierte.
    „Du wolltest, dass ich her komme. Warum?“ Shiek erhob sich langsam und ging auf seinen Besucher zu. „Weil ich dir etwas zeigen wollte.“ Er musterte Link mit einem amüsiert wirkenden Glitzern in seinem Auge. „Hast du eine Ahnung, warum man den legendären Helden den Herrn der Zeiten nennt?“ Der Hylianer zuckte vorsichtig die Schultern, wobei er darauf achtete, seine Fee nicht versehentlich hinunter zu schubsen. „Ich nehme an, weil seine Seele die Zeiten überdauert.“
    Shiek schüttelte den Kopf, wodurch seine seidig schimmernden Haare ihm zart über die helle Gesichtshaut strichen. „Nein, das ist nicht der Grund.“ Mit einer eleganten Bewegung deutete er auf den Zeitfels hinter sich. „Der Herr die Zeiten hat die Macht, der Zeit selbst zu gebieten.“
    Überrascht riss Link die Augen auf, während Navi ein ungläubiges Gesicht machte. „Du meinst, unser Kleiner hier kann den Lauf der Zeit beeinflussen?“ Mit schief gelegtem Kopf blickte der Shiekah zu der zweifelnden Fee herauf. „Nicht direkt. Aber der Herr der Zeiten hat die Gabe, durch die Zeit zu reisen. Doch dafür braucht er zwei Dinge.“
    Der zierliche Mann wandte sich halb um und zeigte wieder auf den kleinen, rechteckigen Stein in der Mitte des Podests. „Der Zeitfels ist das Schloss zum Tor der Zeit und...“ Er zog dem völlig verdutzten Link sein Schwert aus der Scheide und ließ die edle Klinge im hellen Sonnenlicht aufblitzen, das durch die Buntglasfenster fiel. „... das Master-Schwert ist der Schlüssel dazu.“
    Link verschränkte die Arme vor der Brust, während Navi mit offenem Mund auf die heilige Waffe in Shieks Hand starrte. Sie konnte nicht glauben, dass der Shiekah das Master-Schwert anfassen konnte, ohne sich vor Schmerzen zu winden. Eigentlich hätte nur der Herr der Zeiten selbst in der Lage sein dürfen, es in die Hand zu nehmen.
    „Verstehst du, was ich damit sagen will?“ Shiek sah Link mit einem so durchdringenden Blick in seine Augen, dass der Hylianer das Gefühl hatte, der andere Mann würde in ihn hinein schauen. Zögerlich fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, bevor er sein Schwert wieder an sich nahm, das Shiek ihm mit dem Heft zuerst entgegen hielt. „Wenn ich das Master-Schwert wieder in den Zeitfels stecke, kann ich beliebig durch die Zeit reisen?“
    Wieder schüttelte der junge Shiekah den Kopf und bedachte Link mit einem seiner sonderbar liebevollen Blicke. „Nicht beliebig, nein. Durch Zeitfels und Master-Schwert kannst du zwar ein Tor zur Zeit öffnen, doch es ist beschränkt. Du kannst nur zwischen zwei Knotenpunkten hin und her reisen. Steckst du deine heilige Klinge wieder in den Fels, wirst du dich an jenem Tag wiederfinden, an dem du das Zeitportal geöffnet hast. Ziehst du es wieder heraus, reist du zu dem Tag, an dem du es zuletzt hinein gesteckt hast.“
    „Ich... kann zu jenem Tag zurück?!“ Link starrte Shiek mit großen Augen an, während Navi unruhig mit dem Fuß wippte. „Du wirst Ganondorf nicht daran hindern können, das Heilige Reich zu betreten. Selbst wenn du ihn in der Zitadelle entdecken solltest, als Kind bist du ihm nicht gewachsen. Er würde dich umbringen, wenn du ihn angreifen würdest – und dann wäre alles verloren.“
    Navi umfasste ihr Kinn mit Daumen und Zeigefinger und legte die Stirn in Falten. „Aber was, wenn Ganondorf dann das Master-Schwert selbst aus dem Zeitfels zieht?“ Ihr Glauben an die Abwehrmechanismen des Schwerts waren durch Shieks lockeren Umgang mit der geheiligten Klinge zutiefst erschüttert, doch der Shiekah schüttelte den Kopf. „Das könnte er nicht. Nur rechtschaffende Personen mit einem reinen Herzen sind in der Lage, das Schwert überhaupt zu berühren.“
    Link nickte bedächtig und steckte seine Waffe wieder in die dafür vorgesehene Scheide. „Ich danke dir, dass du mir dies alles erzählt hast. Aber ich sollte mich jetzt langsam wieder auf den Weg machen und den nächsten Weisen suchen.“ Shiek legte ihm eine seiner zierlichen, mit schmalen Leinenbändern umwickelten Hände auf die Schulter, was Link zu seiner eigenen Verwunderung nicht unangenehm fand. „Bevor du das tust, solltest du Zoras Reich einen Besuch abstatten. König Zora hat etwas, das du brauchen wirst.“
    „Hab Dank für all deine Hilfe.“ Der junge Hylianer wollte sich bereits abwenden und gehen, als der Shiekah den Druck auf seine Schulter erhöhte. „Warte. Ich habe noch einen letzten Rat. Es wird der Tag kommen, an dem du schnell hierher zurückkommen musst. Wie du gesehen hast, befindet sich auch hier eine Teleportierplattform. Höre genau zu und präge dir die Kantate des Lichts gut ein, dann wirst du jederzeit in Windeseile hierher kommen können.“ Mit diesen Worten zückte Shiek seine goldene Harfe und stimmte eine kurze, aber fröhliche Melodie an, in die Link schon bald mit seiner Okarina mit einfiel.

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  • Den kleinen Rückblick am Anfang finde ich klasse, der bringt etwas Abwechslung und Ruhe rein, nach der Hektik des Boss-Kampfes.


    Du hast mal gesagt, dass dir die Abschnitte zwischen den Tempeln besser liegen als die Tempel selbst.
    Im Feuertempel ist davon kaum was zu merken, den find ich richtig gut.
    Was mir auch gefällt ist, dass Link durchaus an seine körperlichen Grenzen gerät. Er ist nicht der absolut übermächtige Held.


    Was ich allerdings etwas vermisse sind die Amulette die Link am Ende der Tempel bekommt. Ich muss aber zu meiner großen Schande gestehen, dass mir das im Waldtempel nicht aufgefallen ist...

  • Ich finde die Amulette irgendwie so sinnlos und hab sie weg gelassen, weil sie ja im Grunde keine wirkliche Funktion haben. Aber wenn du sie soooo doll vermisst, bau ich sie vielleicht an anderer Stelle noch ein. :) Zumindest hab ich da eine Idee. Wenn ich sie nicht vergessen hab, bis ich soweit bin, bekommst du die Amulette noch nachgereicht. ;)


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    Winterwunderland


    Epona schritt langsam den schmalen Pfad entlang, der sich neben dem Zora-Fluss durch die felsige Landschaft Hyrules schlängelte. Link saß aufrecht im Sattel und zog fröstelnd sein frisch gewaschenes Hemd fester zu. „Verdammt, ist das kalt hier!“ Sein Atem hinterließ kleine, weiße Wölkchen in der eisigen Luft und er schlang die Arme um die Brust, um sich selbst zu wärmen. Er war sich sicher, Epona würde den richtigen Weg auch ohne seine Anweisungen finden.
    „Ich frage mich, woher diese unnatürliche Kälte kommt.“ Navi blickte sich fragend um und machte große Augen, als sie plötzlich etwas am Himmel entdeckte. „Sieh nur!“ Zunächst sah Link nur die dicke, undurchdringlich wirkende Masse grauer Wolken, doch dann bemerkte er die kleinen, weißen Flocken, die leicht wie Daunenfedern Richtung Erde schwebten. „Schnee!“
    Mit einem knurrenden Laut beobachtete Navi die langsam zu Boden tanzenden Schneeflocken. Sie hatten fast die Größe von Links kleinem Fingernagel und bedeckten die Welt um die beiden Abenteurer herum mit blendendweißem Puder. „Ich wüsste nicht, dass ich es schon je einmal so schneien gesehen habe.“ „Doch, natürlich!“, protestierte der Hylianer. „Im Kokiri-Wald lag jedes Jahr ganz viel Schnee!“ „Ja, das ist schon richtig,“, knurrte die Fee zurück, „aber nicht mitten im Sommer.“
    Je mehr sich die beiden Abenteurer dem Wasserfall näherten, der den Zugang zu dem Reich der Zoras verdeckte, umso mehr kühlte sich die Luft um sie herum ab und desto dichter wurde der Schneefall. Link rieb sich mit den Händen, deren Fingerspitzen bereits leicht blau angelaufen waren, über die Oberarme und wünschte sich, er hätte so einen schönen, kuscheligen Winterumhang dabei wie jener, den er in seiner Kindheit während der kalten Monate getragen hatte.
    „Diese Eiseskälte scheint tatsächlich aus der Zora-Höhle zu kommen.“, murmelte Navi, während sie ihren Blick auf einen Fleck in weiter Ferne richtete. Im Gegensatz zu Link zitterte sie kein bisschen und hätte beinah entspannt gewirkt, wäre die tiefe Sorgenfalte zwischen ihren Augenbraunen nicht gewesen. „W-Was m-meinst d-du, w-woher d-d-dieser F-Frost k-k-o-ommt?“, fragte Link, der inzwischen so heftig fror, dass er ununterbrochen mit den Zähnen klapperte.
    Die kleine Feenfrau, die zwischen Eponas aufmerksam aufgestellten Ohren saß, legte den Kopf schief und schien einige Zeit über diese Frage nachzudenken, doch als das tosende Donnergrollen des Wasserfalls an ihre Ohren drang, schüttelte sie den Kopf. „Ich hab keine Ahnung. Aber wir sollten es schnell herausfinden, bevor du mir noch erfrierst.“
    Während sie etwas besorgt das kältebedingte Rot seiner Nase und Ohrenspitzen betrachtete, ließ Link sich aus dem Sattel gleiten und bedeutete Epona, an dieser Stelle auf ihn zu warten. Die restlichen Hundert Meter auf den glatten, mit einer dünnen Eisschicht überzogenen Felsausläufer waren zu gefährlich und der junge Mann fürchtete, seine wertvolle Stute könnte ausrutschen und sich ein Bein brechen.
    „Ich wünschte, ich hätte Dornen unter den Sohlen oder so.“ Ganz, ganz langsam setzte Link einen Fuß vor den anderen, wobei er die Arme ausbreitete, um das Gleichgewicht zu halten. Schon sieben Jahre zuvor war der schmale, sich windende Felsweg unwegsam und schwer begehbar gewesen, doch die unnatürliche Kälte hatte das Sprühwasser des Wasserfalls gefrieren lassen, sodass der glatte Fels nun tödlich und spiegelglatt war.
    Dennoch schaffte der junge Hylianer es irgendwie das goldene Triforce-Emblem zu erreichen, ohne auch nur ein einziges Mal auszurutschen. Navi, die noch immer auf Eponas Kopf saß, atmete erleichtert auf und ließ die lange, seidige Mähne der Stute los, in die sie sich vor Nervosität hinein gekrallt hatte. Link hatte gerade das Wiegenlied beendet, als seine Fee neben ihm erschien. Sie lächelte ihn an und setzte sich auf seine Schulter, bevor sie gemeinsam darauf warteten, dass das Vordach ausgefahren wurde.


    „Ich glaub das nicht!“ Link stand am Rand des riesigen Wasserbassins und ließ entsetzt seinen Blick schweifen. Auch Navi machte große Augen und schüttelte ungläubig mit dem Kopf, wobei ihr langes, goldenes Haar sanfte Wellen in der Luft warf. Alles in der Zora-Höhle war von einer dicken Schicht weißen Raureifs überzogen und das Wasserbassin, in dem sieben Jahre zuvor klares, leicht türkises Wasser geglitzert hatte, war komplett zugefroren. Sogar der kleine Wasserfall, der sich hier einst in die Tiefe gestürzt hatte, war vollständig zu Eis erstarrt.
    „Sieht aus, als wäre diese mörderische Kälte unglaublich plötzlich und schnell gekommen.“ „Wie kommst du darauf?“ Der Hylianer legte die Stirn in Falten und machte ein ratloses Gesicht, während seine Fee auf den Wasserfall deutete. „Deswegen. Wäre der Frost langsam gekommen, dann wäre das Wasser nach und nach zugefroren, was bedeutet hätte, dass der Wasserfall immer kleiner und dünner geworden wäre, bis er gänzlich verschwunden wäre. Hätte diese Eiseskälte nicht schlagartig eingesetzt, würdest du von dem Wasserfall höchstens ein paar Eiszapfen sehen. Aber so sieht er eher aus wie... schockgefrostet.“
    Langsam und noch immer fassungslos vor Entsetzen wandte Link sich um und schritt in Richtung Thronsaal davon. Geistesabwesend registrierte Navi wie sich das Licht durch einen besonders dicken, klaren Eiskristall in viele einzelne, bunte Farben brach. Gerne hätte sie ihren Schützling darauf aufmerksam gemacht, doch sie befürchtete, er könnte ungehalten reagieren.
    Denn obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie das glitzernde und funkelnde Eis unglaublich bezaubernd fand, war sie sich sicher, dass Link angesichts der Situation diese Auffassung nicht teilen würde. Deswegen erfreute sie sich stumm an der stillen Schönheit der Eisblumen, die sich die grauen Felswände empor rankten.


    Im Thronsaal erwartete die Beiden jedoch schon der nächste Schock, als sie eine leblose Gestalt auf dem Thron sitzen sahen. Schnell stürzte Link zu dem imposanten Zora herüber und trommelte mit den Fäusten gegen das dicke, rot schimmernde Eis, das den Körper des alten Regenten einschloss. „Ich glaube, das ist sinnlos.“ Navis Stimme war kaum mehr als ein kleines, dünnes Flüstern und doch fielen ihre Worte tonnenschwer in die eisige Stille.
    Link wollte sie gerade anfahren, dass sie die Hoffnung viel zu früh aufgab, als plötzlich eine andere Stimme ertönte. „Du irrst dich, holde Fee. Dies ist kein gewöhnliches Eis.“ Erschrocken wirbelten Link und Navi herum und entdeckten Shiek, der in dem schmalen Durchgang stand, durch den Link sieben Jahre zuvor von den aufgebrachten Zoras getrieben wurde.
    Mit offen stehendem Mund beobachtete der Hylianer, wie der Shiekah sich eine Strähne aus dem Auge strich, und fragte sich, warum dieser sonderbare Mann ihn nicht einfach gleich begleitete, wenn er sowieso ständig dort auftauchte, wo er hin ging. „Dieses rote Eis ist nicht etwa Resultat der extremen Wetterverhältnisse, die hier zur Zeit herrschen, sondern Ergebnis eines Schutzzaubers.“
    Navi zog zweifelnd die Augenbraunen zusammen, während Link schnell von einem Fuß auf den anderen trat, um seinen ausgekühlten Körper wieder ein wenig aufzuwärmen. „Besonders geschützt sieht er aber nicht aus.“ Die Fee deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des Zora-Königs. „Das mag sein, aber auch wenn es schwer vorstellbar ist, im Inneren dieses roten Eiskristalls ist es schön warm und vermutlich sehr viel angenehmer als hier.“
    „Dann hat sich König Zora also noch retten können, bevor hier alles zu Eis erstarrte?“, schaltete sich Link ins Gespräch ein, doch Shiek schüttelte wieder einmal mit dem Kopf. „Nein. König Zora ist nicht in der Lage, Magie zu wirken. Lord Jabbu-Jabbu war derjenige, der den Schutzzauber ausgesprochen hat. Eigentlich sollte er die gesamte Zora-Höhle einschließen, doch ich muss wohl nicht erwähnen, dass das nicht gelungen ist.“
    Navi umschwirrte den seltsamen, roten Eiskristall und versuchte, ein Lebenszeichen von dem eingefrorenen Regenten zu entdecken. Als dieser kurz blinzelte, zuckte sie dennoch heftig zusammen. Mit einem Lächeln in der Stimme fragte Shiek: „Siehst du? Ich spreche die Wahrheit.“ Die Fee brummte eine unverständliche Antwort und verzog sich in Links lange Mütze. Dieser Shiekah war ihr unheimlich, doch sie konnte nicht sagen, warum eigentlich, und kam sich lächerlich vor. Wenn er wenigstens gelogen hätte, hätte sie ihre Gefühle besser verstehen können, doch so war sie beinah beleidigt, dass Shiek auf ihrer Seite zu stehen schien.
    „H-Hast d-d-du ei-eine A-A-Ahn-n-n-nung-g, w-warum d-d-der Sch-Sch-Schutz-z-zaub-b-ber sch-schief gega-a-ng-g-gen i-i-ist?“ Jetzt, wo Link sich langsam an den Anblick des zugefrorenen Zora Reichs gewöhnt hatte und das Adrenalin seinen Blutkreislauf verließ, schlich sich die Kälte wieder in seine Knochen und ließ ihn mit den Zähnen klappern.
    „Ich weiß es nicht genau, aber ich vermute, dass der Zauber außer Kontrolle geriet, als Lord Jabbu-Jabbu noch während der Anwendung erfror.“ Link machte große Augen und wollte etwas sagen, doch bevor er ein Wort über die zitternden Lippen bekommen konnte, fuhr Shiek fort. „In der Nähe der Quelle gibt es eine Höhle, in der schon seit Urzeiten das legendäre blaue Feuer brennt. Finde diese Höhle und bring ein wenig von diesem Feuer hierher, um damit König Zora aufzutauen.“
    „Toller Plan!“, tönte es aus den Tiefen von Links Mütze und Navi krabbelte geschwind zurück auf seine Schulter. „Wenn wir ihn auftauen, erfriert er hier doch sofort!“ Mit einem unglücklichen Gesicht legte Link den Kopf schief. „D-D-Da h-ha-a-att s-s-sie w-w-w-wohl rech-ch-cht-t-t.“ „Nicht, wenn du ihm das hier gibst.“ Der Shiekah langte unter seinen Brustschutz und zog eine kleine Ampulle hervor, in der eine goldene Flüssigkeit hin und her schwappte.
    „Was ist das?“ Navi riss neugierig die Augen auf und beobachtete Links Versuche, die kleine Ampulle trotz der heftig zitternden Hände in seinem Lederbeutel zu verstauen. „Das sind wenige Milliliter Göttinnentränen. Sie schützen vor Hunger und Durst, aber auch vor extremer Hitze und Kälte.“
    Shiek taxierte Link mit einem fast besorgten Ausdruck in seinem unverdeckten Auge. „Leider ist dieses Wundermittel nur sehr schwer zu beschaffen, deswegen kann ich dir leider keine Ration für dich selbst geben. Du wirst dich hiermit begnügen müssen.“ Mit einer flinken Bewegung langte der junge Mann hinter seinen Rückenschutz und zog einen sorgfältig gefalteten Wollumhang hervor, der auf der Innseite mit flauschigem Tierfell besetzt war.
    „Hier, nimm diesen Umhang. Er wird dich vor dem Erfrierungstod retten.“ Dankbar nahm Link das Kleidungsstück entgegen und warf es sich über die Schultern. Sofort breitete sich eine wohlige Wärme in seinem ausgekühlten Körper breit und er kuschelte sich tiefer in den weichen Stoff. Zwar würde er für den Moment ohne Schild auskommen und die Schwertscheide an seiner Hüfte befestigen müssen, doch für nichts auf der Welt hätte er in diesem Moment den Umhang wieder her gegeben.
    Als er Shiek danken wollte, kam dieser ihm jedoch abermals zuvor. „Finde das blaue Feuer. Ich muss noch etwas erledigen, bin aber bald wieder da.“ Mit diesen Worten wandte er sich um und rannte den Gang hinab. „Warte!“ Link, dem wieder bewusst wurde, dass dieser Weg zum Wasserfall führte, stürzte hinter dem Shiekah her, um ihn zu warnen, doch er war zu langsam.
    Er sah noch so gerade eben wie Shiek über die gefrorenen Wassermassen sprang und in die Tiefe stürzte. Erschrocken eilte Link bis zum Rand und staunte nicht schlecht, als er hinab blickte. Shiek war leichtfüßig wie eine Katze gelandet und lief offensichtlich ohne Verletzungen über die wie blank poliert wirkende Eisfläche.

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  • Irgendwie komm ich in letzter Zeit nicht wirklich zum Schreiben und wenn ich doch mal Zeit hab, hab ich keine Lust oder bin müde. Sorry dafür. Ich werd mich bemühen, in der nächsten Zeit wieder mehr zu schreiben.


    Falls es übrigens jemanden interessiert, wie lang das Ganze bisher ist, hier ein paar Zahlen:


    Bei meiner Word-Formatierung (Times New Roman, Schriftgröße 12) sind es inzwischen ca. 163 Seiten.


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    Höhle des blauen Feuers


    Die Zora-Quelle bot einen traurigen Anblick und ließ Link bestürzt innehalten. So weit er sehen konnte, war die komplette Quelle zugefroren und lag als glatte, weiße Platte vor ihm. Dort, wo vor sieben Jahren der gewaltige Lord Jabbu-Jabbu im Wasser gelegen hatte, befand sich nun ein seltsam geformter Schneeberg, der Link stutzen ließ.
    Es war extrem merkwürdig, dass sich an einer Stelle so viel Schnee anhäufen sollte, während die restliche Gegend von einer circa fünf Zentimeter dicken Schneeschicht überzogen war. Schaudernd wandte der junge Hylianer sich ab. Er wollte sich gar keine Gedanken darüber machen, wie es zu diesem Berg gekommen war oder ob der riesige Wal wohl noch immer an derselben Stelle lag wie bei seinem letzten Besuch.
    Navi flog vor ihm in der Luft und blickte sich suchend um, was sich wegen des heftigen Schneefalls ziemlich schwierig gestaltete. Link zog seinen Umhang fester und trat neben sie, um sie bei ihrer Suche nach der Höhle zu unterstützen. Die dicken Schneeflocken, die unermüdlich vom Himmel schwebten, setzten sich auf seinen Schultern, Haaren und Wimpern ab, wo sie nur zum Teil schmolzen.
    Etwas ungeduldig versuchte der junge Hylianer eine dieser Flocken wegzublinzeln, die seine Sicht zusätzlich behinderte, als Navi plötzlich neben ihm ausrief: „Hab sie!“ Mit einer unwirschen Handbewegung strich er sich sowohl den Schnee als auch eine seiner langen Strähnen aus den Augen und blickte in die Richtung, in die seine Fee deutete. Er musste sich stark konzentrieren, doch dann entdeckte er endlich den schmalen Höhleneingang in der Felswand, die sich wie eine natürliche Befestigungsanlage rund um die Quelle zog.
    Schnell strebte er auf die Höhle zu, wobei seine Schritte knarrende Geräusche auf dem frisch gefallenen Schnee machten. „Hörst du das?“ Navi spitzte ihre leicht spitzen Ohren und lauschte in die einsetzende Dunkelheit. Link hatte seinen Blick stur auf den Höhleneingang gerichtet und marschierte weiter. „Nein. Was meinst du denn? Was soll ich gehört haben?“ „Da war so ein Knacken...“
    Der junge Hylianer tat einen weiteren Schritt und drückte mehr Schnee mit seinem Körpergewicht zusammen. „Da! Da war es schon wieder!“ Link musste unwillkürlich ein wenig lachen und warf seiner Fee einen amüsierten Seitenblick zu. „Ach, Navi. Das Geräusch entsteht doch immer, wenn man durch frischen Schnee läuft.“ „Das meinte ich doch gar nicht. Ich meinte–“
    Navi kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden, denn just in diesem Moment durchbrach ein sehr lautes Krachen die eisige Stille und der Boden unter Links Füßen begann zu schwanken. „Was zum–“ Plötzlich bemerkte der Herr der Zeiten, dass seine Füße in entgegengesetzte Richtungen glitten. Erschrocken warf er einen Blick auf den Boden und entdeckte endlich den großen Riss, der sich von hinten genähert hatte und immer weiter ausbreitete. Die dicke Eisdecke über dem tödlich kalten Wasser war gebrochen.
    „Link! Schnell!“ Navi biss sich vor lauter Angst um ihren Schützling, der nur wie gelähmt dastand und wie gebannt auf das schwarz wirkende Wasser im Riss starrte, auf die Unterlippe. Als er ihre Stimme hörte, schien der Hylianer endlich aus seinem Schockzustand aufzuwachen und brachte beide Füße auf dieselbe Seite, bevor er sich umsah.
    Inzwischen breitete der Riss sich wie ein fein gewebtes Spinnennetz aus und löste unterschiedlich große Platten aus der Eisdecke. Vereinzelte Brocken brachen einfach ab und versanken in dem glitzerndes Wasser, das aussah wie ein mit Silberfäden durchwirktes, schwarzes Seidentuch. Link suchte den Höhleneingang und machte sich bereit, so schnell wie er konnte, darauf zuzurennen, doch es war bereits zu spät. Vor der Höhle war die Eisdecke in viele, kleine Einzelteile zersplittert, die leicht schwankend auf dem Wasser trieben.
    Er stand noch ein wenig verunsichert da und starrte in Richtung Höhle, als Navi plötzlich neben seinem Ohr auftauchte und ihn anbrüllte: „Jetzt beweg endlich deinen Elfenhintern! Spring einfach von Scholle zu Scholle, dann müsstest du’s schaffen.“ „Aber was, wenn ich abrutsche?“ Link, der vor vielen Jahren dabei gewesen war, als ein Kokiri-Mädchen im Winter in dem kleinen Dorfteich eingebrochen und fast ertrunken wäre, schauderte, doch Navi bedachte ihn mit einem strengen Blick.
    Schließlich seufzte der junge Herr der Zeiten auf und atmete tief durch. Navi hatte Recht, er musste sich zusammenreißen, denn selbst wenn er nicht eine wichtige Aufgabe zu erfüllen gehabt hätte, hätte er sich einen Weg über die Schollen suchen müssen, schließlich war auch der Rückweg vollkommen zersplittert. Zum Glück trieben die Eisplatten nur selten mehr als eine Oberarmbreite auseinander, sodass er eigentlich gar nicht springen musste.
    Link war schon ein gutes Stück vorangekommen und sah den Höhleneingang, dessen Dunkelheit wenig einladend wirkte, trotz des dichten Schneefalls deutlich vor sich, als er das erste Mal zu einem Sprung ansetzen musste. „Spring hier her.“ Navi stand über einer besonders großen Scholle in der Luft und winkte ihn zu sich heran.
    Der junge Mann holte tief Luft und konzentrierte sich, bevor er sich sanft abstieß. Wie er befürchtet hatte, rutschte er bei der Landung auf dem glatten Eis aus und drohte in die tödliche Kälte des Wassers zu schlittern. Noch während er panisch überlegte, wie er seinen Schwung loswerden könnte, handelte sein Körper vollkommen automatisch. Bevor er wirklich wusste, wie ihm geschah, landete er auf dem Hintern. Er rutschte noch ein wenig, blieb dann aber sitzen, wobei sein Füße bereits über dem Wasser schwebten.
    Alle weiteren Sprünge absolvierte er mit derselben wenig eleganten, aber wirksamen Technik und er kam wenig später an der Höhle an. Er hatte sich sein Steißbein mehrfach schmerzhaft angestoßen und sein rechtes Knie war bei einer seiner Landungen in Mitleidenschaft gezogen worden und fühlte sich nun leicht geschwollen an, aber er hatte die Quelle hinter sich gelassen. Leise murmelnd schickte er ein Stoßgebet gen Himmel und bedankte sich bei den Göttinnen dafür, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

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  • Zitat

    Irgendwie komm ich in letzter Zeit nicht wirklich zum Schreiben und wenn ich doch mal Zeit hab, hab ich keine Lust oder bin müde. Sorry dafür. Ich werd mich bemühen, in der nächsten Zeit wieder mehr zu schreiben.


    Kein Thema, lass dir ruhig die Zeit die du brauchst ;)


    Öhhh jaa ansonsten, was gibts zu sagen...
    Hmmm Link ist ein Elf?!
    Sonst fällt mir nichts relevantes ein, außer dass ich die Amulette nicht auf Biegen und Brechen haben muss, war nur so ein spontaner Gedanke meinerseits^^.

  • Das mit dem "Elfenhintern" kommt weiter vorne schon mal (Ich glaub, im Deku-Baum.). Hylianer haben ja nun doch eine gewisse Ähnlichkeit mit Elfen - vielleicht sind sie so eine Untergattung der Elfen ^^ - und nicht alles, was man sagt, um jemanden zu necken, muss der Wirklichkeit entsprechen.


    Aber ich kann's ändern, wenn ihr es für zu störend empfindet.

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  • So, ich hab im Original das mit dem "Elfenhintern" jetzt geändert. Hier lass ich's drin, weil ich keine Lust hab, es raus zu suchen.


    @ Drohnald: Ich glaub, du bekommst deine Amulette noch. Ich hab jetzt ein bisschen über die Idee nachgedacht und ich glaube, sie gefällt mir. ^^


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    Der sandige Boden knirschte laut unter Links harten Sohlen, während er langsam in die Höhle vordrang. In der eisigen Stille klang jeder seiner Schritte unwirklich laut und einsam. Der junge Held zog den dicken, pelzbesetzten Umhang aus brauner Schafswolle enger um sich und fühlte eine tiefe Dankbarkeit, dass er die mit Eisblumen bedeckten Felsgänge nicht allein erkunden musste. Navi trippelte mit vor der Brust verschränkten Armen über seine Schultern und machte ein grübelndes Gesicht.
    „Ich hoffe, wir finden das blaue Feuer tatsächlich in dieser Höhle.“, murmelte sie leise, während sie den Blick auf die Ferne Dunkelheit vor ihnen richtete. „Zweifelst du etwa daran?“ „Natürlich!“ Die Fee warf in einer übertriebenen Geste die Hände in die Höhe, um zu unterstreichen, wie unumgänglich ihre Bedenken waren. „Ich traue diesem Shiek noch immer nicht über den Weg – und das solltest du auch nicht. Was wissen wir denn schon von ihm?“
    Link machte ein unwilliges Geräusch und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. Er war dieses Thema so was von leid... „Nicht viel. Nur, dass er uns bisher mehr als einmal geholfen hat. Aber darüber haben wir doch schon so oft diskutiert...“ „Ich weiß und mir ist auch bewusst, dass deine Meinung über ihn feststeht. Trotzdem bleibe ich dabei: Irgendwas an dem Knaben ist faul.“ Link presste die Lippen aufeinander und schluckte seine Antwort herunter. Es hatte keinen Sinn, Navis Misstrauen noch dadurch zu nähren, zuzugeben, dass er ebenfalls das Gefühl hatte, dass Shiek ihnen etwas Wichtiges verschwieg.
    Auch Navi blieb stumm und so gingen die beiden Abenteurer schweigend weiter durch die verschlungenen Gänge der Höhle. Lediglich das Knirschen des gefrorenen Sandes unter Links Sohlen durchbrach die unwirkliche Stille. Kein Tier war zu hören oder gar zu sehen. Es schien als hätte die unnatürliche Kälte dem Gebiet um das Zora Reich herum jegliches Leben entzogen.
    Link lauschte dem Geräusch seiner gleichmäßigen Schritte und dachte an Ganondorf, den Großmeister des Bösen. Es wunderte ihn nicht, dass dieser Dämon eines der Völker Hyrules mit einem ewigen Winter gestraft hatte. Die Eiseskälte, die ein Blick Ganondorfs verbreiten konnte, stand den frostigen Temperaturen in dieser Höhle in nichts nach.
    Schaudernd dachte der junge Mann an sein erstes Aufeinandertreffen mit Ganondorf. Damals hatte er neben Zelda gestanden und durch ein Fenster in den Thronsaal geblickt, in dem der Gerudoführer dem König der Hylianer ewige Treue geschworen hatte. Link war sich sicher, dass Ganondorf in ihm zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als einen Spielkameraden der jungen Prinzessin gesehen hatte, als sich ihre Blicke getroffen hatten. Dennoch lief ihm allein bei dem Gedanken an den Ausdruck in den Augen des Gerudos eiskalte Schauer über den Rücken, die eine breitflächige Gänsehaut auf Armen und Beinen hinterließen.


    Der junge Hylianer war so in Gedanken versunken, dass er kaum noch darauf achtete, wohin ihn seine sich wie von selbst bewegenden Füße trugen. Erst als Navi ihm plötzlich ihre langen Fingernägel in die Ohrmuschel schlug und panisch daran riss, kehrte er in die Realität zurück. „Was im Namen der Göttinnen hast du vor? Willst du uns Beide umbringen?!“
    Irritiert riss Link den Kopf hoch und entdeckte erst jetzt die riesige Eissense, die sich wie ein tödlicher Kreisel in der Mitte des runden Raumes drehte, den der Herr der Zeiten betreten hatte, ohne es zu merken. Die rasiermesserscharfe Klinge der Sense sauste nur wenige Zentimeter vor ihm durch den Raum und zerteilte zischend die Luft.
    Mit wild pochendem Herzen stellte Link fest, dass nur ein Schritt zum sicheren Tod gefehlt hatte. Hätte Navi ihn nicht aus seinen Gedanken gerissen, hätte ihm die wild kreiselnde Eissense zumindest die Beine abgeschlagen, wenn nicht gar seinen Körper in der Mitte durchtrennt. Ein extrem schmerzhafter, langsamer Tod...
    „Wenn du weiterhin nur vor dich hin träumst, bringst du dich irgendwann noch versehentlich selbst um.“, traf Navi den Nagel auf den Kopf. Doch anstatt sich durch den bissigen Ton der Fee gekränkt zu fühlen, riss ihn der Seitenhieb endlich aus seiner Apathie. Sofort trat er einen Schritt zurück und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
    Ihm gegenüber führte ein düster wirkender Gang, dessen Eingang sich wie ein Schlund in der grauweißen Felswand auftat, tiefer in die Höhle hinein. Das einzige Problem war die tödlich scharfe Eisschneide, die vor ihm durch die Luft wirbelte. Wie Link feststellen musste, war der Raum nicht perfekt rund, sondern viel mehr oval geformt und die Klinge der Eissense kratzte an den Längsseiten über die Wände, was es unmöglich machte, den nächsten Gang auf eine einfache Weise zu erreichen.
    „Ich frage mich, warum das Eis durch die Reibung nicht heiß wird und schmilzt...“, grübelte Navi, während Link versuchte, sich den Drehrhythmus der Sense einzuprägen. „Die Frage kann sich auch nur jemand stellen, der durch Magie geschützt ist und diese Eiseskälte nicht spürt...“ Obwohl Shiek ihm den Umhang gegeben hatte, setzte die frostige Luft ihm noch immer zu und er spürte, wie seine Finger und Zehen langsam taub wurden. Was hätte er in diesem Moment nicht alles für ein zusätzliches Paar dicker Wollsocken oder für Handschuhe mit geschlossenen Fingern gegeben!
    Der Herr der Zeiten wippte leicht auf dem Fußballen auf und ab, während die Eissense vor ihm bedrohlich durch die Luft zischte. Er hoffte inständig, dass er sich nicht überschätzte und sein Plan, den gegenüberliegenden Gang zu erreichen, nicht in einem Blutbad enden würde. Er schloss die Augen, lauschte dem gleichmäßigen TschkTschk der Sense und holte tief Luft, bevor er plötzlich nach vorne stürzte und in Richtung Gang davon stürzte.
    Navi schwebte mit wild schlagendem Herzen über der Sensennarbe und beobachtete wie Link auf sein Ziel zu rannte. Hinter ihm holte die tödliche Eisklinge immer mehr auf und drohte, ihn aufzuschlitzen. Als die Schneide ihn fast eingeholt hatte, biss sich die vor ängstlicher Sorge zitternde Fee auf die Unterlippe und kniff die Augen fest zusammen. Sie rechnete jeden Augenblick mit einem fürchterlich gellenden Schrei des tödlich verwundeten Link, doch alles, was sie hörte, war seine amüsiert klingende Stimme, die sie fragte, ob sie da oben Wurzeln schlagen wolle.
    Zögernd schlug Navi die Lieder auf und blickte sich um. Als sie Link entdeckte, der grinsend im Gang stand und sich offensichtlich bester Gesundheit erfreute, brannten Tränen der Erleichterung in ihren Augen. Sie atmete seufzend aus und schmeckte salziges Blut auf der Zunge – vor lauter Sorge hatte sie sich die Lippe aufgebissen.
    Link, der sich mit einem beherzten Hechtsprung in den Gang gerettet hatte, bevor die eisige Klinge ihn hatte erreichen können, beobachtete fasziniert den goldbunt glitzernden Blutstropfen, der aus Navis vollen Unterlippe quoll, als sie sich zu ihm gesellte. Er stupste sie leicht mit dem Zeigefinger an und schickte sich dann an, dem Gang zu folgen. Die Fee lächelte, wobei die kleine Verletzung an ihrer Lippe stechend schmerzte, und folgte ihm tiefer in die Höhle hinein. Bei all den Rangeleien und Meinungsverschiedenheiten, die es zwischen ihnen gab, hatten sie sich doch gegenseitig ins Herz geschlossen.

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  • Danke. :)


    Uh, du spielst gerade "Golden Sun"? Ich LIEBE das Spiel. Felix vor!


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    Der nächste Raum, den die Beiden betraten, war wesentlich größer als der mit der kreisenden Eissense und von Podesten und schmalen Stegen aus klarem Eis durchzogen. Zudem entdeckten die Zwei hier zum ersten Mal, seit sie das Reich der Zoras betreten hatten, ein Zeichen von Leben. Von den hohen, mit Raureif überzogenen Felswänden hallte das leise Schlagen von Fledermausflügeln wider.
    Link blickte sich fragend um, doch er entdeckte weder das blaue Feuer noch einen Weg, der tiefer in die Höhle führte, was ihn zusehends frustrierte. „Vielleicht finde ich etwas, wenn ich da hoch klettere...“, überlegte er laut und deutete auf das höchste der vier Podeste. Geschwind packte er die Kante der niedrigsten Erhöhung und zog sich hoch. Dabei übersah er jedoch eine der schwarz bepelzten Fledermäuse, die sich mit gebleckten Zähnen auf ihn stürzte.
    Noch bevor der junge Hylianer registrieren konnte, dass das Geräusch der schlagenden Flügel direkt hinter ihm war, landete die Angreiferin auf seinem Rücken und schlug ihre spitzen Eckzähne in den wollenen Stoff seines Umhangs. „Ah!“ Navi wirbelte überrascht herum und machte große Augen, als ihr Schützling plötzlich erschrocken aufschrie und die Podestkante los ließ.
    Die Fledermaus war fuchsteufelswild und verbiss sich immer tiefer, während Link verzweifelt versuchte, sie abzuschütteln und Navi krampfhaft überlegte, wie sie ihm helfen konnte. Sie suchte fieberhaft nach einer Idee, doch als ihr nichts einfiel, musste sie hilflos mit ansehen, wie die Fledermaus ihre langen Zähne immer und immer wieder in Links Rücken hieb, während dieser versuchte, sie zufassen zu kriegen und von sich zu ziehen. Als ihm bei diesen Versuchen der lederne Flügel der Angreiferin über die Wange streifte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Die Haut der Fledermaus war so kalt, dass er das Gefühl hatte, sie könnte ihn an Ort und Stelle zu einem Eisklotz gefrieren.
    „Jetzt reicht’s aber! Ich hab’s ja im Guten versucht, aber wenn du mich einfach nicht in Ruhe lassen willst, muss ich wohl andere Seiten aufziehen.“ Der junge Held wirbelte herum und warf sich mit vollem Gewicht mit dem Rücken zuerst gegen das Podest aus Fels und Eis. Die Fledermaus quiekte laut auf und versuchte, zu entkommen, doch es war zu spät. Als Link sich das zweite Mal gegen das Podest warf, brach es ihr das Genick.
    „Elendes Mistvieh.“, brummte der laut schnaufende Hylianer mit einem letzten, angewiderten Blick auf die tote Angreiferin. Trotz der eisigen Kälte um ihn herum, standen ihm feine Schweißperlen auf der Stirn. „Alles in Ordnung mit dir?“ Navi musterte ihn ein wenig besorgt und warf dann einen Blick auf seinem Rücken, um sich das Ausmaß der Verletzung anzusehen. Doch zu ihrer Überraschung entdeckte sie zwar dort, wo die Fledermaus zugebissen hatte, feine Löcher im Umhang, doch keinen einzigen Blutstropfen.
    Als Link ihren verwirrten Gesichtsausdruck sah, klopfte er sich grinsend gegen den Rücken, wobei ein dumpfes, metallisches Geräusch entstand. „Das arme Tier hat sich an meinem Schild die Zähne ausgebissen.“, erklärte er und grinste noch breiter als er Erkenntnis in Navis Augen aufflackern sah.
    Wenige Sekunden später stand Link auf dem mit einer dicken Eisschicht überzogenen Felspodest und blickte sich um. Obwohl er die Kälte verabscheute, konnte er nicht umhin, die bizarre Schönheit der Eishöhle zu bewundern. Alles sah aus, als wäre es mit durchsichtigem Zuckerguss übergossen und dann mit einer großen Prise Raureif-Puderzucker bestreut worden.
    Bei dem Gedanken an die süßen Leckereien, die er in einer Auslage in Kakariko gesehen hatte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen und sein Magen meldete sich fordernd knurrend zu Wort, doch anstatt sich ein paar Beeren aus seinem Beutel zu genehmigen, balancierte er vorsichtig über den nächsten spiegelglatten Eissteg. Er würde eine ausgiebige Rast machen, sobald er raus aus dieser Kälte war.
    „Das kann doch nicht wahr sein!“ Frustriert stampfte Link mit dem linken Fuß auf und ließ seinen Blick ein weiteres Mal durch den Raum schweifen. Weit und breit war weder ein weiterer Gang noch das blaue Feuer zu entdecken. „Ich wusste doch, dass uns dieser Shiekah irgendwann rein legen würde.“, murmelte Navi, während ihr Schützling mit den Zähnen knirschend nachdachte.
    „Vielleicht haben wir irgendwo eine Abzweigung übersehen...“ „Wo denn? Jeder Gang führte nur geradeaus und der Raum mit der Sense war ja wohl auch recht übersichtlich. Da war kein Winkel, hinter dem sich noch ein Weg hätte verstecken können.“ Link zuckte mit den Schultern und seufzte. „Lass uns trotzdem noch mal nachsehen.“ Irgendetwas sagte ihm, dass Shiek die Wahrheit gesagt hatte. Aber vielleicht wollte er das auch einfach nur glauben...


    „Siehst du? Hier ist nichts. Absolut rein gar nichts.“ Navi saß auf seinem Kopf und machte ein brummiges Gesicht. Wieso vertraute Link einem daher gelaufenen Shiekah, der von Begegnung zu Begegnung nur mysteriöser wurde, mehr als ihr, mit der er schon so viel überstanden hatte? Eifersucht schwappte wie ätzendes Gift durch ihren Geist und sie schwor sich, bei ihrem nächsten Treffen herauszufinden, was Shiek hinter seinem Gesichtsschutz verbarg, als Link plötzlich den Arm hoch riss.
    „Da! Sieh mal!“ Irritiert blickte Navi in die Richtung, in die ihr Freund deutete. „Eine Wand. Das ist ja unglaublich!“ Link stieß schnaubend Luft aus der Nase aus, wobei kleine weiße Wölkchen entstanden. „Jetzt schau doch mal genauer hin. Fällt dir gar nichts auf?“ Die Fee verengte ihre silbriggrünen Augen zu Schlitzen und konzentrierte sich. Zunächst konnte sie nichts ungewöhnliches entdecken, doch dann sah auch sie, was ihr hylianischer Begleiter zuvor bemerkt hatte.
    Bisher hatten die Beiden den gräulich schimmernden Sand hinter der Wand für ein Abbild des Bodens hier im Raum gehalten, das sich in der Eisschicht auf dem Felsen spiegelte. Doch die sich noch immer unaufhaltsam drehende Eissense war nicht zu sehen, obwohl sie genauso hätte reflektiert werden müssen. Warum fehlte sie?
    „Das ist ja gar keine Wand, sondern nur Eis!“, rief Navi aus, als sie erkannte, dass sie durch die eisige Scheibe kein Spiegelbild sah, sondern in den Gang dahinter blicken konnte. „Bingo! Wenn ich es schaffe, sie zu durchbrechen, finden wir das blaue Feuer vielleicht doch noch.“
    Kaum dass die Sensenklinge die fragliche Wand passiert hatte, stürzte Link darauf zu und warf sich mit vollem Gewicht dagegen. Ein heißer Schmerz durchfuhr seine Schulter, als er gegen das harte Eis knallte, doch er beachtete es kaum. Viel wichtiger war, dass die Wand von einem Spinnennetz unterschiedlich dicker Risse durchzogen war. Er wollte gerade Anlauf nehmen und sich ein weiteres Mal dagegen werfen, als Navis panische Stimme an seine Ohren drang. „Link! Runter! Schnell!“
    Verwirrt wandte er den Kopf und entdeckte im selben Moment, was seine Fee so in Furcht versetzt hatte. Die blitzende, tödlich scharfe Eissense war nur noch wenige Meter von ihm entfernt und kam unaufhaltsam näher. Obwohl er sofort reagierte und sich flach auf den Boden warf, wäre es fast zu spät gewesen. Die Kälte des gefrorenen Bodens kroch ihm in die Glieder und er war froh, als er nur wenige Sekunden später den scharfen Luftzug spürte, der ihm verkündete, dass die Sense über ihn hinweg gefegt war.
    Sofort sprang er wieder auf die Füße und bearbeitete die Eiswand, die schließlich unter seinem Gewicht nachgab und klirrend zusammenbrach. Link stolperte über einen Eisrest und schlug lang hin, doch anstatt darüber zu fluchen, rappelte er sich stumm auf und strahlte zu Navi hoch, die über ihm in der Luft schwebte. „Weiter geht’s!“


    Der Gang hinter der Eiswand unterschied sich in keiner Weise von denen, die sie bereits durchschritten hatten. Der gefrorene Sandboden knirschte bei jedem Schritt und die dunkelgrauen Felswände waren mit einem komplizierten Muster aus Eisblumen verziert. „Wow, der ist ja riesig!“ Navi landete auf Links Schulter und deutete nach oben. „Hast du so einen großen Eiszapfen schon mal gesehen?“ Der Hylianer betrachtete kurz den Fund seiner Fee und schüttelte dann den Kopf. „Wäre das ein Eiszapfen, wäre er wirklich imposant. Aber ich muss dich enttäuschten. Das ist nur ein eingefrorener Stalaktit.“
    Der Boden des nächsten Raumes bestand komplett aus Eis, so als wäre hier früher ein seichter Teich gewesen. Link kicherte wie ein kleiner Junge, als er Anlauf nahm und über die spiegelnde Oberfläche schlitterte. Navi beobachtete ihn mit einem milden Lächeln auf den Lippen und fühlte einen tiefen Stich im Herzen, als ihr bewusst wurde, dass Link durch seine Bannung im Heiligen Reich viele seiner unbeschwerten Kindheitsjahre verloren hatte.
    Sie überlegte gerade, ob sie ihm irgendwann merklich fehlen würden, als seine Stimme sie zurück in die Gegenwart holte. „Sieh mal. Da oben scheint es weiter zu gehen. Hast du eine Idee, wie ich da hoch komme?“ Er deutete auf ein Loch, das ein wenig über seinem Kopf in der Wand klaffte und versuchte, es durch springen zu erreichen.
    Navi blickte sich suchend um und entdeckte in der gegenüberliegenden Ecke ein Stück von einem Stalaktiten, der von der Decke gefallen und dabei in zwei Stücke gebrochen sein musste. Das untere Stück lag auf der fast glatten Bruchseite und schien die perfekte Höhe zu haben. „Lass das Gehopse und sieh dir lieber das da an.“ Link folgte ihrem Blick und inspizierte kurze Zeit später das Felsstück, bevor er grinsend zu seiner Fee aufsah. „Perfekt!“
    Der junge Mann stemmte sich mit voller Kraft gegen den kalten Fels, um ihn zu bewegen. Durch das Eis unter seinen Sohlen gestaltete das sich leider schwieriger als erwartet. Immer wieder rutschte er aus und schlug lang hin, doch er ließ sich nicht entmutigen. Er war bereits ein wenig außer Atem, als sich das Stalaktitbruchstück endlich bewegen ließ. „Es klappt! Es klappt!“, triumphierte der Hylianer, doch seine Freude währte nur kurz. Denn kaum dass der schwere Fels an Fahrt gewann, wurde er unkontrollierbar und rutsche auf der spiegelglatten Oberfläche davon.
    „Halt! Das ist doch viel zu weit!“ Link rannte hinter dem Klotz her, doch dieser stoppte erst, als er gegen die gegenüberliegende Wand krachte. Missmutig lehnte der Herr der Zeiten sich gegen den Fels und grübelte. „So hat das keinen Sinn. Wenn ich weniger Kraft benutze, kann ich das schwere Teil nicht bewegen, aber wenn ich mit voller Kraft schiebe, rutscht der Brocken zu weit. Was mach’ ich denn jetzt?“
    Navi balancierte über seine rechte Schulter und dachte angestrengt nach, als der junge Hylianer plötzlich mit der Faust auf die flache Handfläche schlug. „Ich hab’s!“ Ohne weitere Erklärung sprang er auf und schlitterte so schnell er konnte zurück zu der Stalaktitfundstelle, wobei er die Arme weit ausbreitete, um die Balance zu halten. „Irgendwo hier muss es doch sein...“ Navi machte ein ratloses Gesicht und zupfte leicht an einer von Links Haarsträhnen, um sich bemerkbar zu machen. „Was suchst du denn?“ „Lass dich überraschen.“
    Wenige Minuten später hatte Link endlich gefunden, was er gesucht hatte, und stemmte triumphierend den Rest des Stalaktiten in die Höhe. „Und was willst du damit? Das Teil ist zu kurz. Damit kommst du nicht hoch.“ „Will ich auch gar nicht.“ Schnell schlitterte er auf das Wandloch zu und platzierte das kleinere, aber trotzdem schwere Felsteil genau davor, bevor er zu dem anderen Bruchstück zurückkehrte.
    „Drück mir die Daumen, dass mein Plan klappt.“ Hylianer und Fee blickten sich für einen kurzen Moment tief in die Augen, dann lächelte sie und nickte. „Wird schon schief gehen.“ Link warf sich gegen das Stalaktitteil und beobachtete nervös, wie es auf sein Gegenstück zuschnellte. Als die beiden Teile aufeinander trafen, krachte es laut und das kleinere Stück wurde gegen die nächste Wand geschleudert, wo es bröselnd zerbrach, doch der Aufprall hatte den großen Felsklotz gebremst. Der Weg nach oben war frei.

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