Nach fast fünf Jahren ist es endlich soweit. Die Battlefield-Serie hat den Weg zurück auf den PC gefunden und ich endlich die Zeit, das Spiel ausführlich zu testen.
Hat Dice es geschafft, die Serie wieder wirklich konkurenzfähig zu den großen Namen im Genre zu machen? Meine Eindrücke nach einem durchzockten Osterwochenende:
Ja, das Spiel ist immer noch Battlefield, durch und durch. Das fällt schon auf, bevor man überhaupt im Spiel ist. Dice hat die Interface-Probleme des Vorgängers immer noch nicht ausgemerzt. Vielleicht hatte ich nur Pech, aber es fing bei mir schon bei der Installation an. Mein CD-Key sei schon in Benutzung, weshalb ich mich erst mal mit dem Kundendienst in Verbindung setzen musste, der mir dann sagte der Key sei auf wen anders registriert und nach einem Beweisfoto dann einen neuen gab. Jedoch an dieser Stelle ein Lob an den Kundendienst von EA, der tadellos funktionierte.
Der Rest des Interfaces hat immer noch die selben Fehler wie das des Vorgängers. Das Optionsmenü hat Schwierigkeiten, Kommandos anzunehmen und keinen Apply-Button, wenn das Spiel bootet, logt es sich nicht automatisch in einen Account ein, aber egal auf welchen Knopf ich im Menu klicke, dann versucht er sich einzuloggen und der Serverbrowser ist immer noch so eine große Zumutung wie vor fünf Jahren. Es dauert schon mal zehn Minuten, um einfach einen Server zu finden, auf dem ich mit einem Kumpel zur gleichen Zeit joinen kann. - Eigentlich darf so etwas nicht mehr sein.
Das Spiel selbst ist auch immer noch Battlefield durch und durch, mit zeitgemäßen Verbesserungen an den richtigen Ecken:
Gegner müssen immer noch mit tonnenweise Kugeln vollgestopft werden, damit sie endlich mal tot sind, ein Panzerfahrer der ohne Grips fährt, ist einfache Beute für jemanden der sich schlau anstellt und wie im Vorgänger wird man immer noch für alles was man tut mit ordentlich Punkten belohnt.
Deutliche Veränderung, die das Spiel vom Vorgänger absetzt, gibt es aber auch genug. Alles in allem ist der Fokus deutlich stärker auf Infanterie gelegt. APC's können nicht mehr ununterbrochen sperrfeuern, sondern müssen nach sechs Schuss erst mal nachladen und es gibt im dynamischen Klassensystem keine reine Antitank-Klasse mehr, was dafür sorgt, dass viele Spieler einfach so für den Fall der Fälle mit einer Panzerfaust rumlaufen.
Battlefield 2 war damals das erste Spiel mit globalem Ranking und Unlocks überhaupt, jetzt mussten die Entwickler aber erst mal das aufholen was Infinity Ward bei Call of Duty vorgelegt hat. Das Resultat ist ein komplexes System der Klassenpersonalisierung, das sich vor CoD wirklich nicht verstecken muss.
Das neue dynamische Klassensystem bietet nur noch vier Standartklassen, die aber alle zu verschiedenen Rollen modifiziert werden können. Z.b. kann ein Scharfschütze mit einem Fernglas Artillerie rufen, er kann sich aber auch mit Schrotflinte und C4 an die Frontlinie begeben.
Nun aber zur größten Neuerung im Gameplay. Den zerstörbaren Gebäuden. Das System funktioniert wunderbar. Wände lassen sich zuverlässig und wie gewünscht zermahlen und wenn man auf ein Haus nur lange genug einschießt, kracht es auch vollständig ein. Es ist eine sehr große Gameplay-Komponente, die auf viele verschiedene Arten genutzt werden kann. Schießscharten können geschaffen, Deckungen zerstört oder Wege für Panzer freigeräumt werden. Weniger ein Kritikpunkt und mehr ein verständlicher Fakt ist die Tatsache, dass freilich nicht alles zerstört werden kann. Es gibt viele statische objekte, die einfach kugelsicher sind und sich keinen Milimeter bewegen. Aber das Spiel ist so gut designed, dass man die Objekte unterbewusst sofort einzuordnen weiß.
Eng zusammenhängen mit den zerstörbaren Gebäuden tut ein anderes, unauffälligeres, aber noch spielentscheidenderes Feature: Sichtbehinderungen. - Durch einen extrem starken Bloom-Effekt sieht man in Fahrzeugen gegen die Sonne oftmals nur sehr wenig, weshalb Teammates, die gegnerische Fahrzeuge spotten, unverzichtbar sind. Wenn man nun der Fahrer eines APC ist, und feuert, muss man sich bewusst sein, dass am eigenen Lauf so viel Rauch entsteht, dass der Bordschütze nichts mehr sieht, wenn er in die selbe Richtung zielt. Außerdem hat jeder Einschlag eine starke Staubentwicklung zur Folge. Trifft ein Scharschütze z.B. nicht einen selbst, sondern nur die Deckung hinter der man sich verschanzt, entsteht eine Staubwolke, die einen daran hindert, sofort zurückzuschießen und je größer die Kaliber sind, desto stärker die Rauchentwicklung. Man kann das zu seinem Vorteil einsetzen, wenn man aber nicht darüber nachdenkt, ist es meist zum eigenen Nachteil, da es gegnerische Bewegungen eher verschleiert als behindert.
Die größte Stärke von Bad Company 2 liegt im Teamplay. Das Spiel macht mit Abstand am meisten Spaß, wenn man jemanden hat, mit dem man sich abspricht. Ich hatte bisher nur einen Kumpel, mit dem ich mich über Teamspeak unterhalten habe, aber schon zu zweit hatten wir einen riesigen taktischen Vorteil. Das liegt schon daran, dass Panzer mittlerweile darauf ausgelegt sind, dass sie einen zweiten Mann brauchen, der als Spotter und Maschinengewehrschütze arbeitet. Aber es gibt so viele weitere Möglichkeiten den Gegner durch Absprachen in die Knie zu zwingen. Da ist Fantasie gefragt und wird auch wirklich belohnt. Wir hatten bspw. große Erfolge als einer von uns einen Panzer bemannte und der andere mit einem Quad umherfahrend die gesamte Map überwacht hat und den Panzer so optimal führen konnte.
Spielspaßfördernd ist auch die Präsentation des Spiels. Es ist einfach schön. Ja, es ist technisch nicht perfekt, manche Schatten sind hässlich und es gibt recht viele Popups, aber auf solche Details kann man in der Hitze des Gefechts eh kaum achten. Der Stil ist einfach klasse. Die Lichteffekte sind toll, die Maps schön designed und alles was sich bewegt sieht Klasse aus. Dazu kommt der exzelente Sound. Explosionen, Fahrzeuge und Waffen haben einfach richtig Wumms und die Sprachausgabe ist richtig dreckig und gehetzt. Das einzige was mich am Sound stört ist, dass die Hubschrauber etwas flach klingen.
Technisch gibt es nur ein wirkliches Problem, das aber schon recht groß ist. Die vielen Dinge, die auf so einem Schlachtfeld passieren, belasten den Netcode schon Arg. Es gibt nie Spieler mit einer Latenzzeit (Ping) von unter 100 Milisekunden, was eine ganze Menge ist, so kommt es oft vor, dass man erschossen wird, wenn man schon um eine Ecke ist, der Gegner erst einen Moment später Umfällt, nachdem man ihn erschossen hat und Messer-Attacken manchmal gar nicht gewertet werden oder manchmal wie durch ein Wunder auf fünf Meter Entfernung einen Kill machen. Dieses Problem hatte der Vorgänger schon ganz genau so und ich finde es schade, dass sie das nicht in den Griff bekommen.
Das letzte, worüber geredet werden muss, ist die Community, denn der Spaß, den man mit einem Multiplayer-Spiel hat, misst sich immer auch an den Leuten, mit denen man spielt. Da muss ich sagen, dass offensichtlich kaum Leute aus der Zeit, in der ich noch Battlefield 2 (vor drei Jahren ca.) gespielt habe, zu Bad Company 2 gewechselt haben. Wo sich damals immer um alle Fahrzeuge gestritten wurde, steht das schwere Gerät hier oft unberührt in der Basis herum und wenn dann mal jemand einsteigt, dann meist nur zu Kurztripps. Panzer werden meist Frontal in das Feindlager gefahren, schießen wild um sich und werden zerstört, während die meisten Piloten ihre Maschinen Sekunden nach dem Start auf dem Kopf landen oder die etwas besseren Flieger sie als ihre persönlichen Landungsboote missbrauchen. Selten kommt es vor, dass jemand ein Fahrzeug zu seinem vollen Potenzial ausnutzt. So ist es dann oft schon spielentscheidend, wenn eines der beiden Teams mal einen guten Piloten oder eine gute Panzercrew hat.
Was aber definitiv gut ist, ist die Atmosphäre. Nicht besonders kommunikativ, aber angenehm. Wenn ich das mit Call of Duty 6, dass ich in letzter Zeit viel gespielt habe, vergleiche, dann bin ich mit Bad Company 2 doch sehr glücklich. Wo man bei CoD noch alle fünf Minuten von einem zwölf jährigen Penner beleidigt wird, herrscht hier einfach Ruhe. Und wenn dann doch mal etwas kommuniziert wird, ist es in Ordnung. Wenn man jemanden bittet, den Schützensitz im Hubschrauber für ein Squadmitglied frei zu machen, tut er das in aller Regel (wofür man sich natürlich bedankt) und viele Dinge funktionieren auch gut über non-verbale Kommunikation. Wofür einem Dice auch ein gutes Raster an Anzeigen und Icons zur Verfügung stellt.
Zu erwähnen ist noch, dass das Spiel ja auch einen Singleplayer hat, der aber eher von der langweiligen Natur ist und mit dem von Modern Warfare 2 nicht mithalten kann. Mit dem Multiplayer hat der auch wirklich nicht viel zu tun.
Fazit ist, dass Battlefield Bad Company 2 ein ganz vorzüglicher Multiplayer-Shooter ist, der nach vielen unwürdigen Spin Offs den Namen der Serie wieder zu Recht tragen darf. Es hat immer noch so seine nicht ganz unbedeutenden Fehler, mangels Alternativen kann man jedoch darüber hinweg sehen. - Jedem, der eine Freude an Online-Multiplayer hat, sei dieses Spiel wärmstens an's Herz gelegt. Es gibt keinen anderen Shooter, der einem so viele verschieden Möglichkeiten und so viel zu meistern gibt wie Battlefield Bad Company 2.
Hier gibt es doch so einige, die Erfahrungen mit der Serie gemacht haben. Habt ihr schon eine Meinung zum neuen Teil?