Es geht hier also um das kürzlich erschienene Rollenspiel Nier. Grunsätzlich gibt es zwei Spiele, die sich Nier schimpfen. Nier Gestalt heißt die Version, die in Europa für PS 3 und Xbox 360 erschienen ist. Wird aber auch nur Nier genannt.
In Japan hingegen ist neben Nier Gestalt auch noch Nier Replicant erschienen, welches sich jedoch von dem anderen Spiel nicht sehr unterscheidet und nur für die PS 3 erhältlich ist. Der größte Unterschied ist wohl der Held.
Doch jetzt schluss mit der Geschichtsstunde.
Nier ist hässlich. Sehr sogar. Nier ist warscheinlich neben Earth Defense Force 2017, Fatal Inertia und Mini Ninja eines der hässlichsten Vollpreisspiele, die auf der Xbox 360 zu haben sind. Nier ist so hässlich, dass es als normales PS 2 Spiel durchgehen könnte. Aber Nier ist großartig. Nier hat etwas, das vielen Spielen fehlt, nämlich Abwechslung, nette Ideen, faszinierende Gameplayelemente.
So wechelt beispielweise die Kameraansicht an einigen Stellen in die 2D Perspektive und das Spiel spielt sich wie ein Jump and Run. Dann gibt es auch noch ein Quest, dass wie ein Text Adventure gespielt wird. Man sieht nur schwarzen Text herunterlaufen und muss dabei einige Entscheidungen fällen.
Nier ist also sehr interessant und hebt sich dadurch deutlich vom Rollenspiel Einheitsbrei der letzten halben Dekade hervor. Was Nier aber wie einen Anker am Wertungsboden hält, ist eben seine Technik. Das Spiel stammt von den Leuten, die auch für Bullet Witch verantwortlich sind - im negativen Sinn. Ideen haben die Jungs ja, aber es mangelt an der Ausführung.
Die Geschichte ist anfangs relativ belanglos. Du spielst einen Held mit dem Namen deiner Wahl. Deine Tochter, Yonah, leidet an der Runenpest und du versuchst mit allen Mitteln, sie zu heilen. So weit so seicht, aber umso länger man das Spiel spielt, umso faszinierender werden die Charaktäre, die du triffst. Beispielweise gibt es da einen Jungen, der alles, was er ansieht versteinert. Darum hat er sich die Augen verbunden und lebt allein mit seinem Buttler Sebastian auf seinem Anwesen.
Das Kampfsystem ist gut gemacht. Man kann einerseits zum Schwert greifen, wobei man hier eine große Auswahl an Waffen hat, oder man kann auf Magie zurückgreifen, wobei man hier eine sich wieder füllende Manaleiste und einige von Grund auf unterschiedliche Zauber zur Verfügung hat.
Die Kämpfe sind teilweise sehr knackig und die Endgegner haben, wie beispielweise bei den Zeldaspielen, ihre eigenen Schwachpunkte und Taktiken.
Das Levelsystem ist OK. Herkömmlich, aber OK.
Die Spielwelt ist eher Abwechslungslos und man muss oft zum Ausgangspunkt zurückkehren, was aber meist eine Sache von wenigen Minuten ist. Trotzdem gibt es wenige Details und bis auf die Städte sehen alle Gegenden aus, wie zufällig generierte Oberflächen mit mäßigen Texturen. Dazu noch einige nette Filter, die dir das Gefühl von Schönheit vermitteln wollen, aber nicht können, und fertig ist die Spielwelt.
Der Sound hingegen ist vom Feinsten. Das Beste, das ich seit langem gehört habe. Immer passend, nie nervig und trotzdem sehr stark und emotional. Die Synchronstimmen sind bombastisch. Allein die Stimme von Grimoire Weiss, dem fliegenden Buch, das dir zur Seite steht, ist spitze. So einer Stimme hört man einfach gerne zu.
Ist das Spiel also eine Perle? Ja. Eine abwechslungsreiche RPG Perle, die sehr unterschätzt wird und irgendwo das innovativste Rollenspiel der letzten Jahre ist, die jedoch vom hässlichsten Held der Weltgeschichte und von einer 5 Jahre alten Grafik überschattet wird.
Pflichtkauf? Nein. Wer es aber trotzdem wagt und sich auf das Spiele einlässt, wird nicht enttäuscht werden. Das enttäuschendste ist nämlich einfach die Grafik und wenn man schon weiß, dass diese Müll ist, dann kann einen nichts mehr negativ überraschen.
Hier noch ein paar Bilder.