Das Spiel ist abermals herabgesetzt, diesmal wieder um 50% und kostet somit 25 Euro. Kurz nach dem Release war das schon der Fall, weswegen ich vermute, dass die Verkaufszahlen nicht ganz so gut sind. Nach der Demo verstehe ich das auch sehr gut, denn danach wusste selbst ich nicht, was für ein Spiel es sein würde. Ist Slitterhead ein Horrorspiel? Ein Actionspiel? Ein Open World Spiel? Ist es wie Silent Hill oder eher wie Siren oder hat es vielleicht sogar Actioneinlagen wie Devil May Cry? Die Stadt und das Gefühl, das mir vermittelt wird, erinnerte mich sogar an Ghostwire Tokyo.
Ich bin nun sprichwörtlich ins kalte Wasser gesprungen und habe mir das Spiel nun gekauft. Die ersten paar Missionen habe ich auch hinter mich gebracht und kann die gestellten Fragen immer noch nicht zur Gänze beantworten.
Slitterhead ist auf jeden Fall super geradlienig bisher. Es gibt zwar ein kleines Bisschen Freiheit in der Stadt, aber das ist nur oberflächlich, denn man kann dort nichts anstellen. Das Spiel gibt klare Ziele vor und die Stadt ist weit weg von einer offenen Welt, wo man mit seinen Fähigkeiten herumexperimentieren oder spielen kann. Bisher bestanden die meisten Aufgaben aus Klettereinlagen oder ich musste eine bestimmte Person übernehmen, da diese sich hinter einem Zaun befand oder weil eine andere Person nur dieser Person Informationen gab.
Die Kämpfe liefen dann auch immer gleich ab. Es gab eine Arena, wo ich einen oder mehrere dieser Slitterheads dann als Julee oder zufällige Passanten bekämpfte.
Das Kampfsystem reicht von gut bis echt abgrundtief scheiße. Ich stelle mich einfach furchtbar an und starb sogar auf dem leichten Schwierigkeitsgrad sehr oft. Das liegt vielleicht an meiner eigenen Unfähigkeit aber auch daran, dass das Kämpfen super ungenau ist, die Timings sind immer unpräzise und die gegnerischen Attacken sind super stark, weswegen man als Passant nur 1-2 Treffer einstecken kann, während Julee vielleicht 3 Treffer aushält, bevor sie einen Arm verliert und kurze Zeit nutzlos ist, bis er nachgewachsen ist. Die Attacken sind auch überschaubar. Die Fähigkeiten haben Abklingzeiten, verbrauchen aber auch Lebensenergie, die man dann wieder notdürftig aus Blutlachen aufsaugen muss. Das Kämpfen ist dadurch super lahm und überhaupt nicht dynamisch. Das Blocken wirkt eher unbeholfen und die Zeitlupenfunktion wird gefühlt zufällig eingesetzt, obwohl ich denke, dass es mit dem gelben Kreis links unten zu tun hat. Ich hatte schon mehrmals das Gefühl, den Dreh heraußen zu haben, wurde dann aber doch eines Besseren belehrt und das ist unheimlich frustrierend, weil die Kämpfe immer gleich abliefen bisher und keinerlei Abwechslung boten.
Allgemein hatte ich in den sechs Missionen bisher keinerlei Abwechslung und laut Fortschrittszähler bin ich bereits zu einem Viertel durch mit dem Spiel. Wann kommt endlich mehr? War das alles?
Okay, das Gameplay ist durchschnittlich, bestenfalls, und auch, wenn es ein paar interessante Ideen gibt wie das mit der Besessenheit, wirkt sich das überhaupt nicht auf das Gameplay aus, weil man damit nichts anstellen kann. Es gibt keine Menschen, die andere Fähigkeiten haben. Alles Menschen abseits von Julee spielten sich bislang gleich. Es gibt halt besondere Rollen, die dann mit anderen Menschen quatschen können und Infos bekommen, aber es gibt keine besonderen Merkmale und auch in den Kämpfen hatte ich bisher nur Menschen, die alle über die selben Fähigkeiten verfügten, was unheimlich lahm war.
Die Stimmung im Spiel ist aber cool. Ich mag das Setting sehr. Es spielt sehr mit den ureigenen Ängsten, dass Aliens oder fiese Monster unter uns sind und sich dort verbergen. Ein Thema, das in so vielen Spielen und Filmen vorkommt, weil es eben eine bestimmte Stelle der menschlichen Angst packt. Ich mag das Thema sehr und finde, dass es gut inszeniert ist. Dazu noch ein paar andere beliebte Themen wie Geister/Aliens und Zeitreisen. Die Stadt finde ich gut und düster, aber die Schauplätze schauen sich alle immer recht ähnlich. Wäre die Stadt offen, würde ich mich ständig verlaufen, aber man bekommt stets angezeigt, was zu tun ist und wohin man muss.
Was ist nun Slitterhead? Schwer zu sagen. Selbst nach zwei Spielstunden kann ich weder beantworten, welchem Genre ich es zuordnen würde noch für wen das Spiel ist. Denn für mich ist es nicht. Es ist schlecht, aber es hat interessante Ansätze. Wenn es Dinge gut macht, sind diese Dinge wirklich brilliant. Da spreche ich von der Grafik, von den Effekten und dem Einsatz von Body Horror. Das Gameplay ist aber zum Vergessen. Viele Ideen aber keine davon auch nur annähernd zu Ende gedacht oder ausgearbeitet. Das Gameplay besonders im Kampf hat einen total faden beigeschmack. Das Kämpfen macht selbst auf dem einfachen Schwierigkeitsgrad keinen Spaß. Das Gameplay in der Stadt ist monoton, die Besessenheit bietet Potential, nutzt es aber nicht.
Ich kann das Spiel nur denjenigen empfehlen, die experimentelle Horrorspiele mit AA Niveau mögen. Es ist nicht so schrill und schräg wie viele Indie-Horrorspiele, die ich kenne, man darf aber keinesfalls AAA-Qualität erwarten wie in Horror Actionspielen und selbst AA Horrortitel mit Actioneinlagen überflügeln das Spiel. Ich denke, das ist auch das Hauptproblem, welches das Spiel hat. Die Entwickler selbst scheinen nicht mal zu wissen, für wen das Spiel ist und worauf sie sich konzentrieren wollten. Ich würde ja darauf tippen, dass ihnen mittendrinnen das Geld ausging und sie noch was zusammenschustern mussten. Zumindest fühlen sich viele der Ideen danach an als hätte jemand eine Vision gehabt aber das Geld ging aus, weswegen aus coolen Ideen eben halbgare Umsetzung wurde.