Ich habe dem Game nun mal eine Chance gegeben und bin; ehrlich gesagt; etwas „on the fence“ – ich beziehe in meine Kritik natürlich ein, dass es sich bei den Entwicklern (Shift Up) nicht um ein großes Studio handelt, auch wenn ihnen von Sony unter die Arme gegriffen wird – denn dafür finde ich die Produktionsqualität ziemlich gut.
Persönlich bin ich nur z.B. absolut kein Fan der Haar- und teilweise Kleidungsphysik. Die Haare haben absolutes „Ragdoll“ verhalten. So liegt Eve einmal zu Beginn eigentlich nur da, aber ihre Haare schlagen irgendwie komische Wellen – so, als wäre wirklich jedes Haar einzeln und würde herumwedeln. Ich finde es tatsächlich störender als z.B. Clipping, weil es immer etwas ablenkend in entsprechenden Szenen ist. Im Kampf fällt es mir nicht so viel auf, da dort eben immer Bewegung ist. Tücher bzw tuchartige Stoffe und Teile der Klamotten, verhalten sich auch manchmal komisch in Sequenzen.
Ansonsten gefällt mir das Design von Eve sehr gut, auch wenn ich mir bewusst bin, dass es auch Leute geben wird, die ihren Look zu sexualisiert finden*. Dies kann ich zu 100% nachvollziehen, aber für mich ist es kein Ausschlusskriterium, um ein Spiel (nicht) zu mögen – solange es in das Setting passt und hier finde ich schon, dass es passend ist (z.B. wäre es komisch, wenn Elli in TLoU so herumlaufen würde). Charakterlich finde ich Eve bisher leider überhaupt nicht interessant, allerdings ist es natürlich auch nur eine Demo und sie könnte sich durchaus noch in eine interessantere Richtung entwickeln. Im Moment mag ich schlicht und ergreifend ihr Design und es fehlt sehr viel, dass sie mit Charakteren wie Bayonetta oder 2B mithalten kann, die ja in eine ähnliche Richtung schlagen, was das Design angeht. Sie könnte also leider zu einem Charakter werden, der wirklich nur „sexy“ ist und sonst nichts hat.
Tachy hat mir tatsächlich besser gefallen, da es zumindest den Anschein hat, dass da irgendeine Persönlichkeit hinter dem perfekten Püppchen-Design schlummert. Ist aber natürlich nur Spekulation und in welche Richtung es sich bewegen wird, muss man beim Release der Vollversion schauen (oder durch ein Let’s Play in Erfahrung bringen).
*Hier sei anzumerken, dass es auch definitiv Kostüme gibt, die weitaus mehr von Eves Haut bedecken und Casual aussehen, allerdings weiß ich nicht, wie schnell man jene Kostüme im Spiel freischaltet.
Die Story und auch der „Vibe“ des Spiels erinnert ganz stark an Nier: Automata. Es ist ein Action-Game mit RPG-Garnierung. So finden die Kämpfe in Echtzeit statt und man kann normale, schnellere Angriffe, so wie stärkere, aber dafür langsamere Angriffe ausführen. Da Eve auch Skill Punkte (SP) bekommt, ist es möglich neue Kombinationen und Angriffsmuster zu erlernen, wie Angriffe aus der Luft oder eine besondere Form auszuweichen. Neue Fähigkeiten können an den Camps gelernt und auch in einem kleinen Tutorial gemeistert werden. Auch ist es möglich Eve mit verschiedenen Modulen auszurüsten, die wie typische Ausrüstung fungieren, sowie ihre Standard-Werte an größeren Camps zu verbessern. Findet man gefallene Charaktere aus ihrer Kolonie, kann man durch das Aufnehmen der Erinnerungen permanente Status-Boni erhalten.
Wichtig ist im Spiel definitiv das Parieren und das Ausweichen, welche ein gutes Timing erfordern. Selbst im Story-Modus empfand ich es nicht immer so klar ersichtlich, wann das perfekte Fenster zum Abwehren und Ausweichen ist, muss ich ehrlich sagen – allerdings hat sich dies drastisch geändert, als ich die Abwehr-Fähigkeit verbessert habe, was ich interessierten Spielern gleich raten würde (Persönlich würde ich auch das automatische Einsammeln einstellen, warum es standardmäßig aus ist, verstehe ich nicht ganz).
Manche Spieler haben es wohl „Souls-like“ genannt oder gar mit Sekiro verglichen, dies würde ich aber nur auf einer sehr oberflächlichen Art unterschreiben. SB ist; wenn man mit dem Genre nicht so vertraut ist; nicht super einfach im normalen Modus, aber es ist auch nicht brutal schwer und verzeiht dem Spieler vor allem sehr viel. Gerade die verbesserte Abwehr-Fähigkeit erleichtert es und wenn man stirbt, wird man ohne Verlust der Erfahrungspunkte und gesammelter Gegenstände relativ nah an die Stelle gesetzt, an der man vorher war und nicht zurück an die Camps.
Was das Design der Welt angeht, so ist die Map relativ linear, aber es gibt noch immer ein paar (teils subtile) Abzweigungen, sowie optionale Kisten oder Gegner, die Erkundungsspielraum geben, auch wenn der Bereich in der Demo jetzt optisch nicht hervorsticht. Es ist halt eine Stadt von Menschen in einem post-apokalyptischen Szenario, was den Zweck erfüllt, für mich aber nicht in die Kategorie „ikonisch“ fällt. Das Design der Gegner finde ich hingegen relativ gut gelungen und lässt teils an Horror anmuten, was sich auch generell auf die Sequenzen überträgt, die teils relativ blutig sind und eine ernste Atmosphäre kreieren. Ich sehe hier definitiv Potenzial, auch im Bezug darauf, wie alles in Einklang mit der Story gebracht wird – obwohl ich auch gewisse Vorahnungen habe, in welche Richtung der Plot an vielen Stellen gehen wird.
Das Gameplay an sich… ich habe das Gefühl, dass es einen gewissen Delay bzw. Lag hat, weshalb mir das Upgrade der Abwehr auch gerade gelegen kam, aber dadurch fühlt es sich bei Zeiten auch etwas behäbig an. Ich will hier nicht die Schuld auf das Spiel schieben, aber wenn ich mir z.B. das Video von IGN anschaue, sieht dies besser aus, als ich selbst es spielen kann – falls diese Aussage irgendwie Sinn ergibt? Ggf. liegt es auch an den Upgrades, die Eve hat oder eben nicht hat, aber im Moment spielt sich das Spiel für mich auf dem Papier besser, als es sich in der Demo dann tatsächlich gespielt hat.
Es war nicht irgendwie grottenschlecht, fühlte sich an vielen Stellen aber mittelmäßig an und da springt für mich so ein bisschen der Zwiespalt ein: würde das Game mir in allen anderen Aspekten extrem gefallen, könnte ich über dieses Gefühl sicherlich locker hinwegsehen, aber als ich die Demo bei Seite gelegt habe, stellte sich generell einfach nur so eine übergreifende „war okay“-Einstellung ein, die sich auf fast alles aus dem Spiel gelegt hat. Ich habe mich nicht in den Look, das Gameplay, die Story oder die Charaktere „verliebt“, sondern alles relativ emotionslos entgegengenommen – es gab kein „Highlight“. Gerade was Story, Charaktere und auch die Welt angeht, sehe ich aber definitiv Potenzial… und ich glaube, wer mit einem etwas Anspruchsvollerem (nein, noch immer nicht Souls-like) Action-Game viel anfangen kann, wird dann auch mehr Grund haben das Spiel bei Release zu zocken – da empfehle ich einfach in die Demo zu schnuppern… aber für mich fehlt dieser Funke.
Nun habe ich gesagt „fast alles“ aus dem Spiel war okay, eine Sache möchte ich wiederum fast durchweg loben: die Musik. Mir haben die Tracks ziemlich gefallen und ich habe im Camp einige Lieder durchgezappt, um dazu zu grooven. Sollte diese Qualität gehalten werden, würde der OST definitiv in meine Playlists kommen.
Anbei möchte ich auch noch anmerken: die koreanische Sprachausgabe ist weitaus besser als die Englische. Sollte euch also Eves komischer, lauter Schrei auch so auf die Nüsse gehen, würde ich hier dringend empfehlen umzustellen.
