Yliane hatte sich schon längst wieder beruhigt. Es war abends und sie ging nach den Klavierspielen in ihr Zimmer und legte sich auf ihr Bett. Sie starrte auf die verzierte Decke und analysierte sie. Die Symbole waren sehr verschnörkelt. Es könnte die Sprache der Gerudos gewesen sein. Aber die waren schon längst ausgestorben. Dieses Haus war schon alt und Yliane glaubte, dass es von Gerudos erbaut wurde. Sie hatte aber noch nicht den Drang verspürt ein Buch über die Sprache der Gerudos zu kaufen und die Zeichen zu übersetzen. Die junge Hylianerin richtete sich auf, stieg aus dem Bett und ging zum Fenster, welches sie dann öffnete. Draußen war es fast dunkel und sie sah ein paar Leute, die die Straße entlangschlichen. Es waren sehr wenige und es war still. Die warme Abendluft strömte durch ihr Zimmer und sie sah im fast dunklen, noch blauen Himmel dicke Wolken, die langsam auf die Stadt zuflogen. Der ganze Tag war schwül gewesen und die Luft war feucht. Es könnte ein Sturm aufkommen. Doch Yliane genoss diese immer größer werdende Spannung in der Luft und die Stille der Natur. Das war immer so, wenn ein Gewitter bevorstand. Sie liebte Gewitter und sie liebte es, wenn die Natur ihre gewaltige Kraft entfaltete. Aber sie hatte dennoch Respekt und war fast ängstlich, wenn die Blitze zuckten und alles für einen Moment in taghellen Schein war und der darauf folgende Donner alle Wände zum Beben brachte.
Die weißhaarige lag schon im Bett im Nachthemd als der erste Blitz den Himmel spaltete. Ein lauter und tiefer Donner folgte und Yliane zuckte zusammen. Sie war schon fast eingeschlafen als ihr Zimmer hell aufleuchtete. Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben und hinterließen einen nassen Schleier, der am Glas herunterlief. Draußen waren die Straßen so nass, dass sie spiegelten und es war keine Menschenseele mehr dort. Da sie letzte Nacht wenig geschlafen hatte, beschloss sie zu versuchen, wieder einzuschlafen. Leider gelang es ihr nicht, weil sie absolute Stille brauchte, um einschlafen zu können. Sie versuchte ihr Kissen auf die Ohren zu drücken aber das war noch schlimmer, weil sie dann anfing, zu schwitzen. Dann kam ihr eine Idee. Ohrstöpsel für den Lärmschutz waren jetzt angebracht. Sie öffnete die oberste Schublade der kleinen Kommode, die neben ihr Bett stand und fand einen kleinen Beutel mit Kügelchen, die elastisch waren. Yliane tat sie sich in beide Ohren und hörte nichts mehr. Kein Laut. Sie spürte lediglich das leichte vibrieren, wenn ein Donner grollte. Und manchmal war er so tief, dass sie ihn trotzdem hörte. Aber das störte sie nicht, weil sie dann endlich und schnell einschlief.
Als die Sonne aufging und Ylianes Gemach langsam hell wurde, erwachte sie. Sie rieb sich die verschlafenen Augenlider und gähnte herzhaft. Sie blickte auf die Uhr, die über die Tür hängte. Sie hatte noch eine Stunde Zeit um loszugehen. Erleichtert, dass sie nicht verschlafen hatte, machte sie sich auf dem Weg zur Küche. Sie hatte großen Hunger, weil sie am gestrigen Tag nichts gegessen hatte. In der Küche duftete es nach Suppe und sie ging hinein. „Guten Morgen, zusammen.“, begrüßte sie ihre Familie. Der Vater und drei ihrer Brüder und zwei ihrer Schwestern saßen am Tisch und aßen schon. Yliane setzte sich auf ihrem Platz und nahm sich etwas von der Suppe. „Ah, sehr gut. Du hast bisher nur einmal verschlafen aber das wird nicht mehr vorkommen. Denn sonst könntest du deine Arbeit verlieren und du wirst dann uns verlieren, weil du unsere Ehre verschmutzt.“ Ylianes Mutter setzte sich ebenfalls am Tisch, nachdem sie eine Schüssel mit Nachtisch auf dem Tisch stellte. Es war Quark mit Bananen, Äpfeln und Pfirsich. Lecker. „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Mutter.“, sagte die 18-jährige giftig. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Mutter Yliane nicht ausstehen konnte. Noch nie hatte sie ihr etwas wirklich Freundliches gesagt. Gott sei Dank war ihr Vater anders. „Liebes, sie wird nicht mehr verschlafen. Du machst aus einer Ameise immer einen Elefanten. Entspann dich und iss.“, meinte er und schaute Yliane dann freundlich an. Er war ein wirklich gütiger Mann in Gegensatz zu ihrer Mutter. Einmal hatte Yliane ihn gefragt, warum ihre Mutter so fies zu ihr war. Der Vater sagte, dass er es nicht wüsste. Vielleicht, weil Yliane nicht so fügig war, wie die anderen ihrer Geschwister. Daraufhin hatte sie geseufzt und hat ihn nie wieder darauf angesprochen.
„Aber dieses Kind ist unmöglich. Was ist, wenn das die Runde macht?“, fragt ihre Mutter. Der ältere Mann schwieg und aß erst mal seinen Teller leer, bevor er antwortete. „Es wird nicht die Runde machen. Und selbst wenn: Auch unsere Freunde sind nicht perfekt und kommen auch mal zu spät. Hör auf zu denken, dass es höhere Wesen sind, bloß, weil sie Einfluss haben.“ Ja, manche der Freunde ihrer Familie waren bei der hylianischen Armee und teilweise waren sie sogar im Schloss und dienten dem König. „Lass sie jung sein und raub ihr nicht ihre Jugend.“ Dankbar lächelte Yliane ihren Vater an. Auch sie war mit dem Essen fertig. „Ich gehe jetzt los. Bis heut Nachmittag.“, verabschiedete sich die junge Frau, stellte ihren Teller weg und verließ das Haus.