Ich hab mir die Serie samt allen auf Deutsch verfügbaren Filmen und OVAs während meiner Long Covid Erkrankung angeschaut, da ich nach einer Serie gesucht habe, die etwas länger läuft und mich somit auch längerfristig begleiten konnte. Die ersten 6 Staffeln empfand ich hierbei mal mehr, mal weniger qualitativ umgesetzt, aber mMn. stets unterhaltsam und mit stetiger Motivation zum weiterschauen bespickt. Einzig und allein die in sich geschlossenen Filme, die selten nennenswerte Auswirkungen auf die Hauptserie hatten und dort auch kaum referenziert wurden, empfand ich aus eben diesen Gründen als etwas belanglos. Die Hauptserie hingegen hat mich wie bereits erwähnt gut an der Stange gehalten.
Hierfür ausschlaggebend ist aus meiner Sicht der sympathische Cast, sowohl auf Helden- als auch Bösewicht-Seite, und dass es in Bezug auf die Auseinandersetzungen zwischen ihnen nachvollziehbare Kräfteverhältnisse sowie auf vernünftigen Plänen basierende Kämpfe gibt. Sprich, man konnte sich bei auftretenden Konflikten schon vorher denken, welcher Charakter mit welcher Spezialität wahrscheinlich die Nase vorn haben wird, aber durch die Beobachtung und Auswertung von bestimmten Kampfsituationen ist es auch immer wieder vorgekommen, dass das Ruder in einer Konfrontation nochmal umgerissen wurde, weil die Teilnehmenden eine gute Taktik ausgearbeitet haben, und dies in Kampfszenen mit schöner Choreographie dann auch so dargelegt wurde.
Leider muss ich sagen, dass diese Stärke von MHA für mich persönlich in der 7. Staffel verloren gegangen ist, was hauptsächlich daran liegt, dass der dort wiedergegebene Kriegskonflikt samt seinem Verlauf viel zu ereignisreich ist, um innerhalb von 21 Episoden abgehandelt zu werden. Und durch das gehetzte Pacing, welches auf den eigenen Anspruch der Serie zurückzuführen ist, den kompletten (gigantischen) Cast von MHA unterzubringen, und jedem einen coolen Moment der Stärke oder des Charakter-Wachstums einzugestehen, geht für mich die Komponente der Kämpfe verloren, in denen durch Können, Strategie und handfeste Pläne obsiegt wird, und die typischen Shounen-Momente, in denen Auseinandersetzungen durch minutenlange Dialoge, Flashbacks in die Vergangenheit und einen finalen - auf die Kraft der Freundschaft/Rache basierenden - Verbitterungsschlag entschieden werden, haben sich sehr stark gehäuft.
Vor allem die Szenen, in denen sich ein gewaltiger Mob von wütenden Heteromorphen gegen die Polizei aufgelehnt hat, und auf ein Krankenhaus zumarschiert ist, haben mich echt verdutzt, als das ausufernde Chaos aus Tausenden herumschreienden und randalierenden selbsternannten Revolutionären immer und immer wieder wie auf Knopfdruck unterbrochen wurde, und alle im Einklang verstummt sind, weil der Held Mezou Souji (wohlgemerkt ohne Megaphon) eine Rede darüber geschwungen hat, dass man - sinngemäß wiedergegeben: "im Angesicht des Hasses nicht mit noch mehr Hass reagieren darf". Nach meinem Empfinden hat man einfach deutlich gemerkt, dass sich die Prioritäten bei der Erzählweise der Geschichte in der 7. Staffel verändert haben, und es hat leider so gar nicht meinem eigenen Geschmack entsprochen, von daher habe ich diese Staffel dann schweren Herzens abgebrochen.
Ich bin nach wie vor ein Fan von Staffel 1 bis 6, und bereue es nicht, mir diese angesehen zu haben, aber aufgrund der durch mich wahrgenommenen, starken Entfremdung von MHA zur ursprünglichen Präsentation vom Kräftemessen der Pro- und Antagonisten, verfolge ich derzeit keine Pläne mehr, die Serie in Zukunft fortzuführen.
Jedenfalls möchte ich mich nicht nur deswegen durch die 7. Staffel quälen, weil die 8. und finale Staffel es unter Umständen wieder besser lösen wird - denn es gibt am Ende des Tages sowieso viel zu viele Anime/Games/Hobbies und auf der anderen Seite viel zu wenig Zeit, um den Anspruch zu haben, unbedingt alles erleben zu müssen.