Amüsanterweise beschloss ich kurz nach dem Release des Remakes, dass Silent Hill 2 Nachholbedarf hat, und ich fing es an zu spielen. Die große Begeisterung für das Spiel, auch hier im Forum, aber auch generell, hat mich dazu motiviert. Die melancholische Stimmung und die vielen Beschreibungen, dass das Spiel sich mit einer gebrochenen Psyche befasst und ein wenig wie ein Albtraum ist, haben mich auch sehr neugierig gemacht. Jetzt habe ich das Spiel durchgespielt.
Mal abseits von der Steuerung und der Kamera, fing das Spiel zuerst sehr stark an. Klasse Atmosphäre, ich mag das Intro wirklich sehr. Auch schöne Musik und einfach eine tolle Stimmung. An die Steuerung gewöhnt man sich relativ schnell, aber die Kamera wird mich auch noch viele Spielstunden später weiterhin plagen. Ich habe nichts gegen feste oder forcierte Kamerawinkel, ich kritisiere lediglich die Umsetzung dieser und ich wollte deswegen nicht unbedingt direkt eine klassische 3rd Person Kamera.
Was bei mir erstmal richtig Eindruck gemacht hat war, dass man Silent Hill zuerst als richtig schön glaubhaften Ort aufgebaut hat. Die Karte, wie da was eingezeichnet wird und wie man dann die Straßen und Wege navigiert ist richtig cool. Nachdem man den Kniff raus hat, merkt man, dass man meistens nur recht leere Abschnitte durchquert und an Gegner vorbeiläuft, aber vor allem als man noch durch den Nebel des Unbekannten tritt, war das wirklich ein großer Immersions-Faktor.
Ja, und dann kamen die Apartmens. Tatsächlich der erste Low-Point, der für mich schon ganz gut klar macht was ich für den Rest des Spiels noch kritisieren würde, wobei die Apartments speziell mir nochmal deutlich weniger gefallen haben als so gut wie jeder andere Teil des Spiels. Erstmal waren die Apartments sehr eintönig. Die Räume, die Assets und die Gegner haben sich stark wiederholt. Zum ersten Mal hatte ich mich auch gefragt "Wieso bin ich überhaupt hier, wieso sollte ich das machen? Was für einen Sinn hat das gerade überhaupt?" und konnte darauf keine sinnvollen Antworten finden.
Man war zum ersten Mal mit den Rätsel konfrontiert, die mir so überhaupt nicht gefallen haben. Zum einen waren deren Lösungen teilweise echt weit hergeholt oder sogar total unsinnig, was den Spielfluss sehr störte und den Frust hochtrieb. Zusätzlich sind sie oft einfach nicht sonderlich schön zu bedienen und die QoL ist bodenlos schlecht. Aber was mich am meisten an den Rätseln stört ist tatsächlich deren Relevanz oder Sinnigkeit im Plot und Szenario. Das ist nämlich einfach nicht vorhanden! Alle Rätsel könnte man getrost weglassen und das hätte absolut keinen Einfluss auf die Geschichte. Wieso sind Schlüssel oder andere Items überhaupt so versteckt? Wieso gibt es diesen Schrank mit den Münzen? Wieso sollte das da alles so sein wie es ist? Alles Fragen die ich besser nicht stellen sollte, weil man sich wohl einfach damit abfinden muss, dass das alles so ist wie es ist.
Aprospros einfach damit abfinden: Das gilt auch für Gespräche, Dialoge und Cutscenes in dem Spiel. Hier schwankt die Qualität des Writings und Voice Actings sehr. Aber auch hier sind so viele Dinge, wie Charaktere handeln und sprechen (inkl. James), einfach völlig absurd, nicht glaubwürdig und überhaupt nicht natürlich.
Und ja, ich weiß, ich weiß, es gibt aufjeden Fall das Argument, dass man nicht alles was man in Silent Hill 2 erlebt für Wahr halten sollte, eher wie ein inkonsistenter Fiebertraum. Das sehe ich ein, aber ich kann das nicht überall einfach so anwenden und mich darin verlieren. Später als es dann wirklich ziemlich verrückt wurde (ab der Historical Society), war dieser Aspekt tatsächlich ein riesiger Genuss, weshalb mir letztendlich das Gefängnis, das Labyrinth und das Hotel doch am besten gefielen.
Was mich tatsächlich bisschen ernüchterte war das Krankenhaus, von dem so viele so schwärmten. Auf mich wirkte es viel zu sehr wie die Apartments und selten kamen wirkliche Krankenhaus-Vibes für mich auf. Die Krankenschwestern stochen für mich leider auch nicht besonders heraus.
Erwähnen muss ich auch diese schreckliche Landstraße am See entlang. Wie hier die Gegner völlig absurd über Zäune geworfen werden wenn sie spawnen.... das trägt aufjeden Fall nicht der Atmosphäre bei und ein lowpoint des Gameplays war es auch.
Die Bosskämpfe waren allesamt auch eine ziemliche Katastrophe.
Anyways, gefallen hat mir das Spiel schon noch. Ich fand es hier und da für die eigene Konsolengeneration etwas altbacken von der Bedienung und des Gameplays. Aber wenn das Spiel grafisch stark war, dann war es grafisch besonders stark. Die Atmosphäre ist auch echt toll auf weiten Strecken, aber nicht immer. Das Writing war hier und da echt bodenlos, aber dafür an anderen Stellen trotzdem sehr gut. Besonders schlimm fand ich ja die Rätsel, wo ich mir vermehrt dann Guides dazugeholt habe. Das Spiel hatte sehr nischige und clevere Ideen hier und da die ich unbedingt auch noch huldigen muss. Aber im großen und ganzen war es ein sehr gemischte Eindruck, aber ich bin sehr froh, dass ich SH2 nachgeholt habe.