Pokémon Schwert - Nuzlocke-Challenge: Tagebuch-Eintrag Nr. 18
Da es jedoch auf Route 10 permanent hagelt, was beim Training durchaus nervig sein kann, ziehe ich weiter zum nördlichen Teil der Naturzone. Beim Wutanfallsee kann ich nicht nur ein neues Pokémon fangen, hier treiben sich auch starke wilde Pokémon herum. Unter anderem sind hier Golgantes anzutreffen, die mich auf die Idee bringen, Baymax ins Team zu holen und dafür Tantalus zurück auf die Bank zu schicken. Beide sind Geister, aber Baymax bringt zusätzlich noch einen Boden-Typ mit. Dieser wird zwar bereits durch Miracle abgedeckt, aber durch den Zweittyp hat Baymax eine etwas größere Attackenbandbreite. Und außerdem hat er mehr Wumms und ich mag mehr Wumms. [Und nein... Ich bin nicht erst auf die Idee mit dem Austausch gekommen, als ich Tantalus bereits fast fertig trainiert hatte... neeeeeiiiin... *hust*]
Während des Trainings fange ich ein weibliches Morlord, das ich Lurchi taufe, und Baymax entwickelt sich zu einem Golgantes, trotzdem mache ich weiter, bis alle Teammitglieder mindestens auf Level 65 sind. Ich will für den Champ-Cup auf alles vorbereitet sein!
Nach dem Training mache ich noch einen kurzen Abstecher in den südlichen Teil der Naturzone, wo ich nun, dank des Upgrades für mein Rotom-Rad, das Auge innerhalb des Milza-Sees erreichen kann. Dort fange ich ein weiteres Pokémon: ein weibliches Grebbit, das fortan auf den Namen Bobette hören wird.
Danach rufe ich mir ein Flugtaxi und kehre endlich nach Score City zurück, um mich für die Teilnahme am Champ-Cup eintragen zu lassen. Da ich nach dem schrecklichen Kampf gegen Roy jedoch Angst habe, erneut in einer Arena zu kämpfen, schiebe ich die Anmeldung noch ein wenig auf und erkunde zunächst die Stadt. Um meine Nerven zu beruhigen, shoppe ich ausgiebig neue Klamotten und TMs, bis ich kein Geld mehr übrig habe.
Nun bleibt mir keine Ausrede mehr und ich lenke meine zögerlichen Schritte in Richtung des beeindruckenden Score-Stadions. Es ist das größte Stadion in ganz Galar und ich fühle mich angesichts seiner Ausmaße schrecklich unbedeutend und klein. Während ich mit weichen Knien auf den Eingang zuhalte, fällt mir noch etwas an dem Stadion auf, das mich sarkastisch grinsen lässt: Seine Kuppel ist wie die Blüte einer Rose geformt. Das ist ganz schön selbstverliebt von Liga-Präsident Rose...
Zur Überraschung von niemandem treffe ich im Foyer des Stadions auf Ballduin, der mir dieses Mal einen Traumball schenkt. Wie immer bedanke ich mich artig, dann wende ich meine Aufmerksamkeit Mary zu, die sich ebenfalls hier aufhält. Als ich näher komme, sehe ich, wie sie nervös den Ärmelsaum ihrer Jacke zwischen den Fingern knetet und muss unwillkürlich lächeln. Ich frage sie, wie es ihr geht und sie antwortet etwas roboterhaft mit leicht zitternder Stimme, sie werde mit Sicherheit der nächste Champ.
Im ersten Moment bin ich von dieser Antwort verwirrt, aber dann erkenne ich, dass Mary genauso Angst vor den kommenden Kämpfen hat wie ich und sie zwanghaft bemüht ist, sich selbst Mut zuzusprechen. Ich klopfe ihr mit einem halbseitigen Lächeln gegen die Schulter und wende mich dann zum Empfangsschalter um, wo ich Hop entdecken.
Dieser prahlt, kaum, dass ich in Hörweite bin, damit, dass er der erste Challenger sei, der sich dieses Jahr zur Vorrunde des Champ-Cups angemeldet habe. Ich rolle gespielt genervt mit den Augen - als bedeute Schnelligkeit gleichzeitig, dass er ein besserer Trainer sei - und frage dann etwas irritiert nach, was er mit Vorrunde meine. Geduldig erklärt Hop mir, dass nur der allerbeste Trainer am Champ-Cup teilnehmen dürfe. Die Vorrunde diene dazu, auch noch die letzten Arena-Challenger auszusieben, bis nur noch einer übrig ist.
Plötzlich fühle ich mich ein wenig dumm - das hätte ich wirklich wissen müssen - und widme meine Aufmerksamkeit daher schnell der Anmeldung, um Hops spöttisches Grinsen nicht sehen zu müssen. Anschließend begeben Hop und ich uns gemeinsam in die Katakomben des Stadions, wo sich die zugleich als Warteraum fungierenden Umkleiden befinden. Hier sollen wir auf unseren ersten Kampf der Vorrunde warten.
Während die letzten Vorbereitungen laufen, gehe ich nervös in meiner Umkleide auf und ab und denke an die hinter mir liegende Reise und die Pokémon, die mich auf meinem Weg bis hierher begleitet haben. Nicht alle von ihnen haben dieses Abenteuer überlebt, aber jedes einzelne von ihnen hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass ich soweit gekommen bin. Nun ist es am mir, ihre Mühen und Opfer zu ehren, indem ich dieses Turnier gewinne.
Als aus den versteckten Lautsprechern die Durchsage ertönt, ich solle mich auf den Kampfplatz begeben, um die erste Runde des Vorturniers zu eröffnen, zucke ich vor Schreck heftig zusammen und habe das Gefühl, mich jeden Augenblick erbrechen zu müssen. Trotzdem setze ich tapfer einen Fuß vor den anderen, bis ich schließlich den Kampfplatz erreiche.
In den anderen Stadien habe ich bereits vor Publikum gekämpft, aber nichts hat mich auf den absolut ohrenbetäubenden Lärm im Score-Stadion vorbereitet! Die laut kreischenden und trötenden Ränge sind eine brodelnde, hin und her wogende Masse aus bunten Farben, geschwenkten Schals und Blitzlichtgewitter und ich habe das Gefühl, jedes rhythmische Stampfen der vielen tausend Füße um mich herum vibriere in meinem zu einem harten Knoten verschlungenen Magen.
Mary, meine erste Kontrahentin, betritt den Kampfplatz von der anderen Seite aus und sieht ebenso eingeschüchtert aus wie ich mich fühle. Mit heftig schlagendem Herzen konzentriere ich mich fest auf ihr Gesicht, in der Hoffnung, auf diese Weise das Publikum und die vielen Kameras mit ihren unnachgiebig starrenden Glasaugen ausblenden zu können.
Nachdem sie ihre Position an dem mir gegenüberliegenden Ende des Platzes eingenommen hat, eröffnet mir Mary, dass sie unter anderem für Spikeford kämpfe, weil sie hoffe, ihr Erfolg käme auch ihrer heruntergekommenen Heimatstadt zu Gute. Dann macht sie eine kurze Pause, bevor sie gesteht, in erster Linie aber für sich selbst zu kämpfen, um sich ihren Traum, der nächste Champ zu werden, zu erfüllen.
Angesichts ihrer Worte reflektiere ich über meine eigene Motivation? Warum bin ich hier?
Im Stillen gestehe ich mir, dass ich zu Beginn gar keine Motivation zur Teilnahme an der Arena-Challenge hatte. Ich habe nur deswegen damit begonnen, weil Hop mich ansonsten niemals damit in Ruhe gelassen hätte und ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte. Aber dies hat sich inzwischen gewandelt. Nun kämpfe ich für meine Pokémon - vor allem für diejenigen, die ihr Leben für mich gelassen haben. Ich will... nein, ich muss ihrem Opfer eine Bedeutung geben!
Ich darf nicht verlieren!
Entschlossen fasse ich Baymax' Pokéball und nicke Mary zu, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich zum Kampf bereit bin. Sekunden später stehen sich Baymax und Kleoparda gegenüber und ich ärgere mich ein wenig, dass ich für einen kurzen Moment vergessen hab, dass Mary in erster Linie auf Unlicht-Pokémon setzt. Diesen hat Baymax nicht viel entgegenzusetzen. Also rufe ich ihn schnell zurück und schicke stattdessen Toxa in den Kampf.
Diese bekommt sogleich eine Standpauke von Kleoparda ab, aber das macht ihr zum Glück kaum etwas aus. Auch die Senkung von Toxas Spezial-Angriff ist zu verschmerzen, da diese sowieso nur physisch angreift.
In der nächsten Runde darf Toxa mit Blutsauger zurückschlagen, womit sie nicht nur das Kleoparda ausknockt, sondern auch noch ihre HP vollständig heilt.
Als nächstes schickt Mary ihr Irokex in den Kampf und ich wechsle auf Piep, die kurzen Prozess macht. Irokex ist nur für wenige Sekunden in der Arena, da streckt Piep es auch schon mit einem Bohrschnabel nieder.
Ein ähnlich schnelles Ende findet Marys Morpeko, dem ich Toxa entgegen schicke: nach nur einem Blutsauger von Toxa ist es kampfunfähig, bevor es auch nur den Hauch einer Chance zur Gegenwehr hatte.
Marys nächstes Pokémon ist ihr Toxiquak, von dem ich für einen Moment vergesse, dass es gar kein Unlicht-Pokémon ist. Daher versäume ich, vor Kampfbeginn auf Piep zu wechseln, und muss dies während der ersten Runde nachholen. Als Toxiquak Piep mit Angeberei verwirrt, fürchte ich bereits, dass mich dieser Fehler teuer zu stehen kommen könnte, aber Piep schaut mich trotz ihrer Verwirrung so ruhig an, dass ich ihr vertraue und sie nicht auswechsle. Das Toxiquak kann noch einen Tiefschlag landen, der Piep nur ein wenig kitzelt, dann schlägt Piep es trotz ihrer Verwirrung mit nur einem einzigen Bohrschnabel K.O..
Als nächstes folgt ein Olangaar und ich fühle einen Stich im Herzen, weil ich an Belzebub denken muss. Doch dann wandelt sich die Trauer zu Entschlossenheit und ich wechsle erneut auf Toxa, die ich sogleich dynamaximiere. Mary zieht nach und gigadynamaximiert ihr Olangaar ebenfalls. Die beiden Giganten funkeln sich angriffslustig an, doch ihre Auseinandersetzung wird alles andere als spektakulär: Toxa schickt dem Olangaar einen Dyna-Giftschwall entgegen und dieses stürzt zu Boden wie ein gefällter Baum.
Und damit habe ich den ersten Kampf der Champ-Cup-Vorrunde auch schon gewonnen.
Mary schaut angesichts ihrer Niederlage derart niedergeschlagen, dass es mir fast leidtut, sie besiegt zu haben... aber nur fast. Trotzdem bin ich erleichtert, dass Mary, als sie nach einigen Sekunden über den Kampfplatz hinweg auf mich zu kommt, um mir zu gratulieren, gefasst wirkt und sich allmählich so etwas wie Freude darüber, eine solche Erfahrung gemacht haben zu dürfen, auf ihrem Gesicht breit zu machen scheint.
Ich versichere ihr, dass sie gut gekämpft habe und sie stolz auf sich sein könne - immerhin schaffen es nur die wenigsten Arena-Challenger so weit wie sie. Daraufhin lächelt sie mich dankbar an und erzählt mir, dass sie sich die restlichen Kämpfe zusammen mit ihrem Bruder ansehen wird. Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen fügt sie, schon halb im Gehen, noch an, dass sie allerdings noch nicht wisse, ob sie mich oder jemand anderen anfeuern wird.
Über ihre kleine Neckerei schmunzelnd, begebe ich mich zurück in meine Umkleide, wo ich zu meiner Überraschung auf Hop treffe, der mir überschwänglich zu meinem Sieg gratuliert und mir verrät, dass er darauf brennt, in der letzten Runde des Vorturniers gegen mich anzutreten. Mit liebevollem Spott erinnere ich ihn daran, dass er es dafür erst einmal in die Endrunde schaffen müsse. Hop knufft mir dafür seinen Ellenbogen leicht zwischen die Rippen und sprintet dann grinsend in Richtung Kampfplatz davon. Ich bleibe zurück, um auf meinen nächsten Kampf zu warten.
Ich habe jedoch kaum Zeit, mich mental darauf vorzubereiten, da nur wenige Minuten später bereits ein Liga-Angestellter in meine Umkleide kommt, um mich zu bitten, mich erneut auf den Kampfplatz zu begeben. Im ersten Moment frage ich mich, warum ich dieses Mal in persona anstatt erneut über die Lautsprecher informiert werde, aber dann fügt der Mann mit einem breiten Grinsen an, dass Hop einen herausragenden Sieg errungen habe.
Lächelnd danke ich dem Liga-Angestellten für diese Information und bitte um ein paar Minuten, um meine letzten Vorbereitungen zu treffen. Ich freue mich wirklich sehr für Hop. Nach all den Selbstzweifeln und den seelischen Qualen, die er sich selbst bereitet hat, tut es gut, zu sehen, dass er zu sich gefunden hat und nun sein volles Potenzial abrufen kann. Ich bin wirklich stolz auf ihn, weil er so weit gekommen ist - als Trainer, aber auch als Person.
Als ich dem Liga-Angestellten schließlich mitteile, dass ich bereit bin, verkündet dieser zu meiner großen Überraschung, dass der nächste Kampf bereits das Finale der Vorrunde ist. Nun ist es also soweit: Hops und mein erster offizieller Kampf... Die Entscheidung, wer von uns am Champ-Cup teilnehmen und an dessen Ende hoffentlich Delion herausfordern darf.
Während ich die langen, hallenden Gänge von der Umkleide zum Kampfplatz entlang gehe, denke ich an die verschiedenen Stationen der Freundschaft, die Hop und mich seit frühester Kindheit verbindet: Ich sehe einen bereits Fahrrad fahrenden Hop vor mir, der mir gutzuredet, weil ich Angst davor habe, dass meine Mutter die Stützräder an meinem Fahrrad entfernen will; Hop, der mir stolz sein erstes Pokémon, sein Wolly, präsentiert und mir die Grundlagen des Pokémon-Kampfes beibringt; Hop, der sich vor Bauchschmerzen krümmt, weil er auf einem Nachbarschaftsgrillen meinen viel zu voll gepackten Teller leer gegessen hat, damit ich keinen Ärger wegen Essensverschwendung bekomme; Hop, der vor Begeisterung und Aufregung wie ein Flummi auf und ab springt, während wir uns im TV ein Match seines Bruders ansehen...
Für einen Moment bin ich geneigt, Hop gewinnen zu lassen, um mich auf diese Weise für die langen Jahre, in denen er mir stets die Treue gehalten hat, zu bedanken. Ich weiß genau, ein Match gegen Delion um den Titel des Champs wäre das Allergrößte für Hop.
Aber dann wird mir klar, dass ich nur seine Gefühle verletzen würde, wenn ich nicht mein Bestes gäbe. Außerdem bin ich es meinen Pokémon schuldig, dass ich mich voll reinhänge.
Also beschließe ich, mir etwas anderes einfallen zu lassen, um Hop eine Freude zu machen, und trete erneut auf den Kampfplatz. Die aufgeheizte, wie elektrisch aufgeladene Atmosphäre im Inneren der Arena teilt sich bei meinem Eintreten wie ein Vorhang und hüllt mich vollständig ein.
Zeit, für ein Duell...
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Team: 6
Baymax, Level 67
Cone, Level 68
Toxa, Level 70
Piep, Level 74
Diddy, Level 74
Miracle, Level 74
Neuzugänge: 2
Lurchi, Level 50
Bobette, Level 36
Box: 16
Verluste: 3
Pelle, Level 20
Hazard, Level 39
Belzebub, Level 50
Silas, Level 56
Kitsune, Level 56
Könnte sein, dass ich es mit dem Training eeeeetwas übertrieben habe. Irgendwie hatte ich das gegnerische Level der letzten Kämpfe offenbar falsch im Kopf. Jedenfalls war ich ziemlich überrascht, dass Marys Pokémon nur Level 40+ waren. Hoppala.
Naja, so geht vielleicht niemand mehr hops. Hoffentlich... :/