Ob es Zelda als Serie gegeben hätte oder nicht, wenn Miyamoto nicht schon mit Teil 1 hätte anfangen dürfen, sondern erst Jahre später (mit anderen (technischen) Voraussetzungen), können wir nicht wissen.
Das ist rein hypothetisch.
Gleiches gilt für die Entwicklung in der Automobilbranche: Vielleicht wäre ohne Herr Benz' Erfindungen nichts vorwärts gegangen. Vielleicht wäre jemand anderes (etwas später) auf dieselben/ähnliche Ideen gekommen und es wäre heute alles wie es auch jetzt ist. Oder vielleicht sogar besser.
Das kann man nicht wissen und ist daher für mich ein Nicht-Argument.
Aber da es nun mal Realität ist, dass es Zelda 1 gibt, und alles andere nur Gedankenexperimente sind, gehen wir einfach mal davon aus, dass es unabdingbar für die Serie ist.
In dem Fall sage ich dieses dazu:
Nur, weil etwas den Weg bereitet, muss ich ihm keinen hohen Stellenwert einräumen.
Ich bestreite ja gar nicht, dass Zelda 1 der erste Schritt der Serie war.
Aber dieser erste Schritt war - zumindest in meinen Augen - so rudimentär, dass er kaum etwas mit der Serie zu tun hat, in die sie sich später entwickelt hat.
Metapher aus dem Hausbau:
Zelda 1 ist der Grundstückskauf: nötig und hat (durch die Beschaffenheit des erworbenen Geländes) einen gewissen Einfluss auf die zu erbauende Immobilie, aber ich kann noch zig verschiedene Häuser drauf bauen (Gut daran zu sehen, wie unterschiedlich AoL und ALttP sind.).
AoL ist der Erstentwurf vom Architekten: kreativ, überraschend, aber irgendwie nicht so richtig gangbar (für die meisten).
Erst ALttP ist dann die tatsächliche Bodenplatte des Hauses und damit das Fundament für alles, was danach errichtet wird.
Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, dass dies meine subjektive Sichtweise ist.
Wenn jemand das Ganze anders sieht und den verschiedenen Spielen andere Stellenwerte zuschreibt, dann ist das für mich völlig in Ordnung.
Ich will niemanden zu meiner Art, die Dinge zu sehen, bekehren. Ich will sie nur erklären.
Welche Identitäten fehlen Dir denn in Z1 gegenüber Z3? Link ist der Held, er mäht Rasen, zerstört Krüge, erobert Dungeons, hat einen Endgegner, selbst Leunen gibt es... es wird eng!
Vor allem: Die lineare Erzählstruktur.
Zelda (ab ALttP) hat für mich immer davon gelebt, dass die zu erzählende Geschichte von einem Dungeon zum nächsten geleitet hat und ich - zumindest wenn ich den NPCs aufmerksam zugehört habe - immer wusste, was ich als nächstes zu tun habe.
Und der Abschluss eines Tempels hatte Fortschritt in der Geschichte zur Folge, was wiederum mein Belohnungszentrum angesprochen hat.
Wenn ich in Zelda 1 einen Dungeon abgeschlossen habe, passiert nichts.
Damit einhergehend Punkt 2:
Der Stellenwert der Story.
Es ist natürlich auch den technischen Beschränkungen der Zeit geschuldet, aber Zelda 1 stellt Exploration über das Erzählen einer Geschichte.
Mit ALttP ziehen diese beiden Aspekte gleich bzw teilweise dreht sich der Stellenwert sogar.
Punkt 3:
Die Belebtheit der Welt
In Zelda 1 ist Link, von wenigen alten Männern, die in Höhlen hausen, mutterseelenallein.
Es gibt keine Städte oder skurrile NPCs (mit Sidequests), in/mit denen man sich mal eine Auszeit vom Abenteurertum nehmen und etwas über die Welt erfahren kann.
Oder mit anderen Worten: Spielinternes Worldbuilding gehört für mich zur Zelda-DNA und das gibt es in Zelda 1, wo alles für die Hauptaufgabe zweckmäßig ist, nicht. Die Welt fühlt sich leer, isoliert und tot an. (Was keine Kritik ist. Das ist eine legitime Designentscheidung, die gute Spiele hervorbringen kann.)
[Ich weiß, dass AoL Städte eingeführt hat. Aber da war u.a. das Gameplay völlig anders, weshalb es als Gesamtpaket trotzdem nicht das Fundament "meiner Zelda-Serie" ist.]
Punkt 4:
Die innere Logik der Welt.
Zelda hat natürlich ein Fantasy-Setting und manche Dinge lassen sich nur mit Magie erklären.
Aber innerhalb dieses Settings und der selbst gesetzten Rahmenbedingungen sind die Spiele logisch und man kann alles herausfinden, indem man die Hinweise, die einem gegeben werden, logisch zusammensetzt.
Und dann ist da Zelda 1, wo man random irgendeinen Busch abfackeln muss, um einen Dungeon zu erreichen...
Kurz:
Zelda 1 ist in erster Linie ein Adventure, wo es um das Erkunden einer unwirtlichen Wildnis und das Überleben in jener geht.
Exploration steht im Fokus und die Hintergrundgeschichte ist nur ein notwendiger Aufhänger und wäre absolut austauschbar gewesen.
ALttP und spätere Zeldaspiele (bis BotW) sind Heldengeschichten, wo es darum geht, Link beim Erfüllen seines Schicksals zu begleiten und ihn wachsen zu sehen.
Exploration gibt es natürlich auch, aber sie ist mit der Handlung verwoben und nicht länger Selbstzweck.
Wir haben also auf der einen Seite eine Abenteuergeschichte und auf der anderen Seite eine Auserwählten-/Heldengeschichte.
Damit könnte man argumentieren, dass sich das ganze Genre der Serie geändert und ALttP damit eine Subserie im Zelda-Franchise gestartet hat, die für lange Zeit das Zelda-Universum bestimmt hat.
Gib den Games eine Chance.
Ich hab Zelda 1 eine Chance gegeben.
Aber es trifft meinen Geschmack nicht und hat, wie gesagt, kaum etwas von dem, was für mich für Zelda essentiell ist.