Mittlerweile bin ich mit Pikmin 4 fertig und kann sagen, dass sich meine Meinung seit der Demo positiv gehalten hat. Es ist ein sehr schönes Spiel, das sich im Grunde genauso spielt, wie man es von der Serie kennt, und es ist - verglichen mit den Vorgängern - sogar recht umfangreich. Bis ich überall 100 % hatte, hatte ich schon knapp 40 Spielstunden zusammen, was eben daran liegt, dass es relativ viel Content gibt. (Meine Statistik passt auch ganz gut zu den Werten, die HowLongToBeat angibt.) Bei den Vorgängern brauchte ich deutlich weniger Zeit, um alles zu meistern.
Sehr positiv wurde ich von den Welten überrascht. Während es früher in den Hauptspielen vier bis fünf Welten gab (je nach dem, ob man den Finallevel mitzählt), sind es hier
reguläre Welten! Es gibt also deutlich mehr zu tun als in den vorigen Spielen. Erstmals seit Pikmin 2 gibt es auch wieder Höhlen, die hier aber nicht mehr automatisch generiert werden. In jeder Welt gilt es, Schätze wie Gegenstände oder Nahrungsmittel zu sammeln, und davon gibt es eine ganze Menge. Man muss altbekannte, aber auch neuartige Gegner und Bosse bekämpfen, die Höhlen erforschen, Pikmins vermehren und Rohmaterialien sammeln. Und man muss viele Besucher aus anderen Planeten retten, denn nicht nur die eigene Rettungscrew muss wieder zusammengeführt werden, sondern es gibt viele weitere Verirrte, die auf ihre Rettung warten. Die Welten fand ich an sich sehr schön, besonders die vierte:
das Heldenversteck. Es war teilweise im Trailer zu sehen, es handelt sich um eine Wohnung im Großformat. Mir gefielen die Musik und das bunte Design sehr.
Eine der einflussreichsten Neuerungen dürfte Otschin sein. Der Rettungshund ist eine großartige Ergänzung zu den Pikmin und oftmals extrem nützlich, egal, ob es um das Bekämpfen von Gegnern oder das Tragen von Schätzen geht. Sehr gern bin ich auf ihm geritten, weil man schneller und flexibler unterwegs ist und sich die Pikmin an ihn klammern, wodurch sie besser geschützt sind und niemand verloren geht. Otschin kann man trainieren und so immer stärker und schneller werden lassen und ihm weitere Aufgaben geben. Man kann sogar zwischen Spieler und Otschin wechseln, um Rätsel zu lösen, denn der Hund kann ebenfalls kommandieren.
Unter den Pikmin gibt es zwei neue Arten. Die erste muss ich nicht in einen Spoilerkasten tun, denn sie ist sowohl im Trailer als auch auf dem Cover zu sehen. Die Eis-Pikmin machen genau das, was man erwarten würde: sie frieren Gegner und Gegenstände ein, können aber auch ganze Gewässer einfrieren. Ich mochte sie ganz gerne, auch wenn die Tatsache, dass eingefrorene Gegner beim Besiegen zerstört und somit nicht mehr abtransportiert werden können, zu vorsichtigem Einsatz rät. Die zweite Art hängt mit einem ganz neuen Feature des Franchises zusammen: der Nachtexpedition. Dass man die Welten auch nachts betreten kann, hat mir gefallen, auch wenn die Prozedur etwas anders ist, als ich sie mir vor Release ausgemalt hatte:
Man wählt explizit aus, dass man eine Nachtexpedition machen will, und startet zur Dämmerung zum ausgewählten Ort. Vor Ort findet man dann die Leucht-Pikmin in ihrem eigentümlichen Bau. Indem man herumliegende Sternteile einsammelt, kann man sie vermehren. Ziel ist es, die Nacht zu überstehen und den Bau vor herannahenden Gegnern zu schützen. Als Belohnung erhält man dann Medizin, die für die Story relevant ist.
Den Umgang mit den Leucht-Pikmin habe ich als sehr angenehm empfunden, denn sie spawnen immer direkt beim Spieler, so dass man sie nicht irgendwo verlieren kann und immer einsammeln müsste. Sie sind einzeln nicht besonders stark, aber man kann alle auf einmal in Form einer Kugel auf Gegner werfen, welche dadurch sogar kurzzeitig gelähmt werden. Diese Methode ist ziemlich effizient und habe ich daher oft benutzt. Auch schön ist, dass Otschin dabei ist und man ihn um einen Hügel herum patrouillieren lassen kann. Er ist wirklich unverzichtbar und erleichtert die Kämpfe enorm.
Übrigens kann man die Leucht-Pikmin auch tagsüber verwenden - zumindest in Höhlen. Leider habe ich meistens nicht daran gedacht.
Warum man ausgerechnet Sternteile sammeln muss, weiß ich nicht, aber vielleicht ist das ein Easter Egg, denn Pikmin hat mehrere Anspielungen auf das Mario-Franchise. Zum Beispiel ist Olimar nahezu ein Anagramm zu Mario, Louies Name erinnert an Luigi und die bunten Sternteile sind vielleicht eine Referenz zu Super Mario Galaxy. Ob das zugleich ein Leak für ein Super Mario Galaxy 3 ist? Wer weiß das schon.
Jedenfalls: ich fand es schön, dass man nachts erkunden kann, aber manchmal hätte ich auch gern etwas anderes gemacht, als nur Gegner zu besiegen, um Medizin zu bekommen.
So viel zu den neuen Pikmin. Im Übrigen kehren auch altbekannte Arten zurück, und zwar
alle! Also auch die Flügel-, Fels-, Lila und Weißen Pikmin. Das fand ich toll. Da man die Lila und Weißen Zwiebeln erst sehr spät bekommt (genauer gesagt: erst nach den Credits), sind manche Arten etwas seltener als andere. Gerade von den beiden genannten Arten waren meine Ressourcen immer sehr knapp.
Die Steuerung funktioniert im Grunde so, wie man es kennt. Allerdings habe ich manchmal das Gefühl gehabt, dass die Pikmin - und auch Otschin - etwas schwerfälliger auf die Pfeife reagieren. Manchmal pfeift man und es wird dennoch nicht reagiert. Generell habe ich das Gefühl, dass man auch länger pfeifen muss, damit sie reagieren, aber diesbezüglich kann ich mich auch irren - dazu müsste ich die anderen Spiele noch einmal spielen.
Man wird regelmäßig mit zeitgebundenen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen einmal so genannte Meditationsübungen. Dort muss man in einer Höhlenebene in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele Punkte generieren, indem man Schätze und Gegner sammelt. Platin gibt es, wenn man alles abgeräumt hat. Dann gibt es Dandoris - diese funktionieren genauso, nur tritt man da gegen einen Gegner im geteilten Bildschirm an und muss ihn um eine Mindestpunktzahl übertreffen.
Das Spiel bietet auch einiges an Post-Credit-Content an. Abgesehen davon, dass man die letzte Welt erst nach dem Abspann freischalten kann, zählt dazu
Olimars Tagebuch. Dort geht es darum, Olimars vergangene Erlebnisse auf dem Planeten nachzuspielen. Man muss in den verschiedenen Welten binnen 15 Tagen 30 Gegenstände für seine zerstörte Rakete finden. Das klingt recht sportlich und auch, wenn dieses Tagebuch nicht wirklich schwierig war, sind 15 Tage knapp, denn ich hatte erst am letzten Tag gerade so alles zusammen gehabt. Dennoch hat es Spaß gemacht.
Außerdem kann man Dandoris und Meditationsübungen noch einmal spielen und sich selbst übertreffen. Es ist nicht leicht, überall Platin zu schaffen - in einigen Leveln benötigte ich mehrere bis viele Versuche, aber irgendwann hat es geklappt. Was mich bei der Bewertung stört: während man für die Meditationsübungen wie gesagt Platin erhält, wenn man alle Schätze und Gegner abgeräumt hat, bekommt man bei den Dandoris nur dann Platin, wenn man um mindestens 100 Punkte über dem Gegenspieler liegt. Das habe ich immer als etwas unfair empfunden, da nicht nur meine Leistung, sondern auch die des Gegners in meine Bewertung einfließt.
Nicht zuletzt gibt es noch eine Extra-Höhle, die es zu meistern gilt und ein paar wichtige Belohnungen bereithält, ohne die das Hauptspiel nicht zu 100 % komplettiert werden kann. Diese Höhle fand ich anspruchsvoll, aber machbar.
Easter Eggs findet man im Spiel auch immer wieder. Ein paar davon habe ich schon in einem Spoilerkasten erwähnt, aber es gibt auch andere Referenzen, darunter Vorgängerspiele, Mario und Zelda, die mir alle gefallen haben. Hier eine nette Übersicht.
Als Letztes noch etwas zum Schwierigkeitsgrad. Zunächst einmal ist Pikmin 4 sehr einsteigerfreundlich aufgrund des Tutorials (man kann die erste reguläre Welt als Tutorial sehen), daher kann man auch problemlos mit diesem Titel ins Franchise einsteigen. Dass man die meisten Pikmin-Arten und den einen oder anderen wiederkehrenden Hauptcharakter vorher noch nicht kannte, dürfte kein Problem sein. Außerdem habe ich das Spiel als relativ leicht empfunden. Ich habe nicht so oft Pikmin verloren wie sonst, außerdem profitiert das Spiel von der Rewind-Funktion: man kann den Tag jederzeit von vorn beginnen, wodurch alles wiederhergestellt wird, und auch in Höhlen kann man in jeder Ebene die Zeit zurückdrehen. So kann man das Massensterben stets verhindern. Außerdem gibt es keinerlei Zeitdruck mehr: man hat beliebig viele Tage zum Sammeln und Erkunden - so bin ich schon bei über 60 Tagen - und in Höhlen vergeht eher keine Zeit (es kann aber sein, dass man beim Verlassen der Höhle zur Dämmerung des Tages gepusht wird, wenn man in der Höhle lange unterwegs war, aber davon abgesehen kann man beliebig lange in Höhlen sein). Und schließlich: Otschin sowie diverse Funktionalitäten machen das Bewältigen des Tages merklich einfacher und komfortabler.
Ich bin jetzt nicht auf alles eingegangen und verweise daher ergänzend auf meinen Beitrag zur Demo.
Kleiner Fun Fact am Rande: durch einen Bug verlor ich von einer selteneren Pikmin-Art alle Exemplare auf einmal und konnte die herumlaufenden Pikmin nicht mehr kommandieren. Dummerweise ließ ich den Tag beenden, so dass ich nicht mehr rewinden konnte. Na ja, so funny war das nicht, aber bald konnte ich sie wieder, beginnend mit 1 Exemplar, anfangen zu vermehren.
Fazit:
Ein tolles Spiel und für mich das beste seiner Reihe, denn es bietet bestes Pikmin-Erlebnis. Es gibt viel zu entdecken, neue Welten, neue Gegner, neue Schätze und neue Pikmin. Die Nachterkundungen sind ein nettes Feature. Otschin als starke Team-Ergänzung ist mein persönliches Highlight. Viele Gegenstände und Funktionen können erworben werden. Optisch wirken die Welten attraktiv und noch realistischer als schon auf der Wii U. Der Soundtrack ist insgesamt nett, es gibt nicht viel herausstechende Musik, aber meistens passt sie.
Die Internetkritiken sind ebenfalls äußerst positiv, es kann sich durchaus sehen lassen und dürfte zu den besten Spielen des Jahres zählen. Für mich persönlich jedenfalls ein GotY-Anwärter.
Schön fand ich auch den Hinweis am Ende des Spiels, der vermuten lässt, dass das Abenteuer noch weitergehen wird. Entsprechend sind meine Hoffnungen für ein Pikmin 5 gestiegen!