Runar überkam ein seltsames Gefühl. Es war nicht das Gift, das sich den Weg durch seine Adern bahnte, das ihn so zermürbte. Sondern vielmehr ein schlichtes Gefühl, dass er geglaubt hatte vergessen zu haben. Nannte man es Dankbarkeit? Wahrscheinlich...
Er nickte leicht bei seiner Frage und betrachtete das alte Haus, indem er seit einiger Zeit sein Lager aufgeschlagen hatte. Es war immer praktisch einen Rückzugsort zu haben, auch wenn Runar nicht viel mit diesen Punkten verband. Ihm war es gleich wo er schlief, so lange er relativ sicher war. Nach diesem Tag konnte er allerdings damit rechnen, in dieser Stadt nicht mehr sicher zu sein, denn durch diese Aktion fühlte er sich nur noch mehr dazu angespornt seinen Auftrag auszuführen. Eigentlich war ihm der Auftrag inzwischen egal. Wichtig war herauszufinden weshalb so ein enormer Aufwand betrieben wurde, dass niemand nach hackte und was für Runar sogar wichtiger war, weshalb man ihn schonen wollte. Zwar hätte sein Onkel ihn umgebracht wenn Kurosaki nicht gewesen wäre, doch Tarims Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.
"Ich habe es zwar versprochen dich leben zu lassen...doch wenn du sterben würdest, würde es eh niemanden auffallen!"
WEM hatte er es versprochen!?
Runar schüttelte den Kopf leicht, um die Gedanken kurz zu verdrängen. Jetzt musste er sich erst mal auf die Herstellung eines Gegenmittels konzentrieren, sonst würde er über all diese Fragen im Jenseits sinnieren können.
Die Türe war nicht verschlossen. In dieser Gegen war es eher sinnlos eine Tür zu verschließen, den jemand der wirklich hinein wollte würde einfach das Schloss knacken. Zumal eine verschlossene Tür eher darauf hinwies, dass sich etwas wertvolles dahinter verbarg. Wertvolle Dinge waren hier gewiss nicht. Runar achtete darauf, alles was ihm wichtig war mit sich zu führen, oder dafür einen sehr viel sichereren Ort dafür zu haben.
Der Haus war wie von außen zu erwarten nichts besonderes. Ein großer Wohnraum und unterm Dach der Schlafplatz, wobei Runar sich sein Schlaflager immer lieber vorm kleinen Kamin richtete. Er hasste die Kälte.
An den niedrigen Deckenbalken hingen unzählige getrocknete Kräuter herunter, deren herber Geruch einen gleich beim herein gehen begrüßte. Es war dunkel, da die Fenster - wie in dieser Art Häusern üblich - überaus klein waren und entsprechen wenig Licht herein ließen. Zumal sich der Tag eh schon seinem Ende neigte und die Sonnenstellung so noch ungünstiger für die Beleuchtung war.
Runar ließ sich gleich auf einen der Stühle am Tisch sinken und atmete erst einmal tief durch, schaute an die Decke, um die passenden Zutaten heraus zu suchen, die er brauchen würde. Ohne hinzusehen zog er einen Mörser der auf den Tisch stand zu sich und richtete sich wieder auf um die Kräuter herunter zu zupfen.
Sein Blick huschte kurz zu Kurosaki.
"Setz dich...", bat er und ließ sich auch wieder auf den Stuhl fallen, der darauf hin leicht knarrte. Am Tisch stand eine Flasche mit abgekochten Wasser, sowie eine kleine Holztruhe. Das Wasser bereitete er immer schon im Voraus vor, da es zu lange dauerte zuerst das Feuer anzuschüren. Im Kamin glimmte nur noch wenig Glut und entsprechen kühl war es im Haus, obgleich es draußen wärmer wirkte.
Während er die Kräuter zermahlte und etwas Wasser hinzugab, schielte er fast ein wenig vorsichtig zu Kurosaki. "Willst du mir nun deine Fragen stellen?", fragte er, obwohl man sein Unbehagen fast greifen konnte.