"Na, geht es dir schon besser?", fragte Olivia fürsorglich, als Cosima in eine Decke gehüllt zu ihr trat. Bevor sie antworten konnte, fiel der schwarzhaarigen eine Postkarte aus der Hand und fiel zu Boden. Beide Frauen versuchten gleichzeitig sie wieder aufzuheben, stießen mit ihren Köpfen zusammen, wobei Olivia umkippte und auf ihren Hintern fiel. Ein paar Sekunden sahen sie sich verdutzt an, bevor sie in Gelächter ausbrachen.
“Entschuldige. Ich bin unglaublich tollpatschig. Das passiert mir fast schon täglich.“, erklärte Olivia glucksend. Cosima musste unweigerlich grinsen - diese Eigenschaft kannte sie irgendwoher.
"Na dann wären wir damit ja schon zu zweit. Vielleicht sollten wir uns lieber fern voneinander halten, nicht dass eine von uns im Krankenhaus landet." Wobei die Vorstellung ganz lustig war, Olivia schien eine angenehme Zeitgenossin zu sein.
Cosima hob neugierig die Karte auf, die der anderen aus der Hand gefallen war.
"Findest du sie schön?", fragte Olivia gleich aufgeregt. . “Ich bin Künstlerin und komme aus der näheren Hafenstadt. Ich wohne also nicht direkt in Teak City. Ich habe früher hier studiert und angefangen Postkarten für Wanderer, Trainer und Touristen zu malen und zu verkaufen, mehr als kleines Gimmik. Deswegen pendelte ich früher oft zwischen Oliviana City und Teak City umher.“
Cosima riss erstaunt ihre Augen auf. "Dieses wunderschöne Motiv ist von dir? Das ist ja Wahnsinn! Ich will gar nicht wissen, wie lange man üben muss, bevor man solche Bilder malen kann."
Olivia sah jetzt etwas geknickt aus.“Ich bin seit ewiger Zeit eher unzufrieden mit meinen Malereien und so beschlossen Glaziola und ich, dass wir die weite Welt bereisen um Inspiration zu finden.“ Sie starrte kurz in die Ferne, dann sagte sie: “Du bist eine Beerenzüchterin hattest du gesagt? Ich glaube ich kann dir helfen! Hier in der Nähe gibt es ein großes Feld von verschiedenen Beerenbäumen. Auf Route 39 habe ich zum Beispiel die hier mitgenommen.“ Sie legte ihren Kopf schräg und überreichte Cosima eine Minzbeere. “Angeblich gibt es diese Beere nur hier bei uns in der Region, aber davon habe ich keine Ahnung. Wenn du willst, kann ich dich zum See des Zorns bringen. Dort soll es angeblich viele Beerenbäume geben die sich rund um den See erstrecken. Kennst du den See des Zorns?“
Cosima strich sich mit schmerzender Erinnerung über ihren Kopf. "Ja, tatsächlich komme ich grade vom See... deswegen war ich im Wald unterwegs, ich hatte versucht zurück nach Teak City zu finden. Danke für die Minzbeere, die kommt gleich in meine Sammlung!" Sie packte die anderen Funde des Tages aus, ging ein paar Schritte zum nächsten Computer und extrahierte die Samen aus den Beeren. Olivia schaute ihre dabei neugierig über die Schulter. Nicht viele kannten diese Funktion, was wahrscheinlich daran lag, dass kaum ein Normalsterblicher so eine Menge von Beeren mit sich rumschleppte.
Zufrieden packte Cosima die Samen in ihren Beutel und verließ freudig plaudernd mit ihrer neuen Bekanntschaft das Pokemon-Center, wo sie SCHON WIEDER mit jemanden zusammenstieß. Was war das für ein Tag?!
Der Junge entschuldigte sich wortreich, egal wie oft Cosima ihm versicherte, dass es ebenso ihre Schuld gewesen war. Im Gespräch ging ihr auch gleich ein Licht auf, was Olivia vorhin mit dem Stammbaum gemeint hatte - so ein anmutiges Wesen konnte aus ihren Evolis werden? Faszinierend. Und anscheinend gab es sogar noch mehr Entwicklungsstufen? Bei Gelegenheit musste sie unbedingt mehr darüber herausfinden. Sie hatte sich noch nie Gedanken gemacht, was aus einem Evoli mal werden könnte.
Tian - so hieß der Trainer - reißte sie mit der Frage aus ihren Gedanken, was die beiden Frauen machten.
"Ich bin Cosima und Beerenzüchterin. Das hier ist Olivia, sie ist eine wahnsinnige Künsterlin! Die Postkarten im Pokemon-Center sind von ihr." Sie fühlte sich fast ein bisschen stolz, Olivia kennengerlernt zu haben. "Ich denke ich werde mir erstmal eine Schlafgelegenheit für die Nacht suchen, es ist ja schon ziemlich spät. Und es ist Ewigkeiten her, dass ich in einem richtigen Bett geschlafen habe. Meistens gehe ich an den Städten gar nicht vorbei, sondern wandere von einem Wald zum anderen."