Ich möchte einfach mal über eine meiner Lieblingsserien sprechen, die für mich noch zu den den Serien aus der goldenen Ära gehört. Was ich damit meine, wird sich hoffentlich im Laufe meines Posts herauskristallisieren.
Und zwar spreche in von der Serie Ray Donovan. Gestartet ist sie, meine ich, auf Showtime im Jahr 2013 und wurde dieses Jahr mit einem TV-Film beendet, nachdem sie im letzten Jahr nach 7 Staffeln und einem offenen Ende aufgrund sinkender Quoten abgesetzt wurde.
Hierbei handelt es sich um eine Drama-Serie, die im Kleinkriminellenmilieu angesiedelt ist. Protagonist ist der irischstämmige Ray Donovan (gespielt von Liev Schreiber), der in Boston aufgewachsen ist und später als Fixer in L.A. arbeitet. Seine Hauptaufgaben bestehen darin, die großen und kleinen Fehltritte der berühmten Hollywood-Stars zu vertuschen, um deren Karrieren nicht zu gefährden. Dabei greift er meist zu illegalen Mitteln, indem er beispielsweise Leichen oder Beweise verschwinden lässt, Polizisten besticht oder Leute verbal oder körperlich einschüchtert. Neben seiner Arbeit als Fixer ist die zweite große Säule der Serie die Familiengeschichte der Donovans, die sehr tragisch ist. Raymond kommt aus einem zerrütteten Elternhaus. Sein Vater, ein kleinkrimineller Gangster aus Boston (gespielt von Jon Voight), hat sich nie um die Familie gekümmert und seine Mutter starb früh an Krebs. Daneben hat Raymond noch 4 Geschwister: 1 älteren Bruder (Terrence, genannt Terry), 1 jüngeren (Brendan genannt Bunchy), 1 schwarzen Halbbruder (Daryl) und eine ältere Schwester (Bridget), die jedoch in Rays Kindheit Suizid begang. Durch diese Umstände musste er schon früh lernen auf eigenen Beinen zu stehen und sich um seine Familie zu kümmern.
Zu Beginn der 1. Staffel wird Rays Vater nach 20 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und versucht zu seiner entfremdeten Familie wieder Kontakt aufzubauen, was Ray zu vermeiden versucht, da er diesen für alles schlechte in seinem Leben verantworlicht macht, und dieser Konflikt bzw. die Bewältigung und Auseinandersetzung Rays mit seiner Kindheit und Jugend stellt auch den rote Faden dar, der sich über alle Staffeln durch die Serie zieht und eigentlich auch das spannenste an Ray Donovan ist.
Ray ist dabei ein sehr destruktiver Charakter, der sowohl sich als auch seine Familienanghörigen (seien es seine Geschwister oder seine Frau und seine Kinder) mit seinen Verhaltensweisen immer wieder auf die Probe stellt. In seinem Job ist Ray sehr professionell und meistens Herr der Lage. Seine privaten Probleme löst er meistens durch seinen zu starken Alkoholkonsum oder Gewalt.
Wenn man Ray Donovan etwas ankreiden will, dann dass manche Storystränge teilweise einfach ins Leere laufen und im Laufe der einzelnen Staffeln die Story nicht vorantreiben bzw. das die Probleme, die Ray v.a. im beruflichen Umfeld immer wieder vor schwierige, teilweise sogar aussichtslose Situationen stellen, am Ende dann doch recht einfach gelöst werden. Das war auch der Grund, warum ich vor 2 Jahren in der Mitte der 7. Staffel ausgestiegen bin. Es gab einfach zu viele glückliche Zufälle oder Dinge, die sich zu einfach gelöst haben, und das hat mich v.a. in der 7. Staffel sehr gestört. Nun habe ich diese aber dennoch beendet bzw. mit dem TV-Film die Serie abgeschlossen und muss sagen, auch wenn mir persönlich der Film nicht so gut gefallen hat, fand ich auf einer objektiven Ebene dennoch, dass er die Serie wirklich gut zu Ende gebracht hat, was vielen Serien heutzutage ja schwer fällt.
Warum aber gefällt mir Ray Donovan denn so gut? Vielleicht liegt es daran, dass ich älter geworden bin und mich viele Trends nicht mehr so packen. Weder bin ich ich ein großer Fantasy-Fan, sodass viele große Serien der letzten Jahre (wie z.B. Witcher, Game of Thrones, House of the Dragon oder Herr der Ringe) spurlos an mir vorrüber gegeangen sind, noch kann ich viel mit Serien anfangen, wo hauptsächlich ein junger bzw. jugendlicher Cast im Mittelpunkt steht (Ausnahmen wie z.B. Stranger Things bestätigen die Regel). Zum einen liegt es wohl daran, dass ich mit 32 Jahren nicht mehr die Zielgruppe bin, zum anderen nervt es mich übertrieben, wenn die meisten Charakter natürlich alle total cool dargestellt werden und jeder alle 2 Minuten zu seinem Smartphone greifen muss (dieses Gefühl geben mir v.a. neuere Netflix-Serien). Ray Donovan ist ein düsteres und dreckiges Charakterdrama. Zwar kommt es selbst in seinen besten Momenten nicht ansatzweise an so etwas wie Breaking Bad heran, aber es haut in eine ähnliche Kerbe. Alles wirkt irgendwie trostlos, Konflikte brodeln so lange unter der Oberfläche bis sie irgendwann eskalieren, es wird getrunken, geflucht sich geprügelt und im Mittelpunkt steht Ray, ein Charakter, der eigentlich kein schlechter Mensch ist, aber durch seine Kindheit so gezeichnet ist, dass er einfach nicht aus seinen destruktiven Verhaltensweise ausbrechen kann. Und das finde ich äußerst spannend.
Und natürlich muss ich auch sagen, dass ich es einfach cool finde, wenn Ray sich seinen Baseballschläger aus dem Kofferraum schnappt und in die nächste Bar maschiert, weil wieder irgendjemand mit guten Worten einfach nicht zur Vernunft zu bringen ist. Solche Szenen wirken zwar irgendwie stumpf, aber auch sowas muss ab und zu erlaubt sein, wenn es in den Kontext der Serie und zur Figur passt. Und es ist keinesfalls so, dass Ray dabei glorifiziert oder als cool dargestellt wird. Er tut, was er tun muss, weil er es nicht anders gelernt hat als seine Probleme im Zweifelsfall mit Gewalt zu lösen. Ich muss sagen, die Serie ist auf jeden Fall einen Blick wert, wenn man sie noch nicht gesehen hat.