Im Kontext des Release
Steuerung: 85/100
Die Möglichkeit an viele Stellen zu kommen, auf Wasser zu surfen, per Fliegen von Stadt zu Stadt zu kommen und mit dem Fahrrad doppelt so schnell an Ziele zu gelangen war schon revolutionär. Die Bewegungen und Übergänge waren generell ganz gut, aber teilweise hatte ich Momente im Spiel an denen ich mir dachte "Öhm, okay.", weil das Spiel dann nicht mehr flüssig lief und der Charakter hängen blieb. Aber das war eher ein grafisches als ein technisches Problem.
Story: 25/100
Naja, was soll ich sagen. Wenn ich die Brille mal absetze, was bleibt da: "Werde Pokemon-Meister." Und manchmal taucht Team-Rocket auf. Das war es auch schon. Einige kleine Story-Lines waren zu sehr auf die Aufgabe beschnitten, die notwendig war um in der Hauptstory weiterzukommen.
Beispielsweise habe ich erst Jahre später erfahren, dass die Informationen der Forscher im ?-Haus über Mew da einfach haufenweise rumlagen. Da lag einfach eine Tonne Potenzial im Haus rum um eine ganze Story zu Mew/Mewtu zu erzählen. Wieso? Wiesooooo zum Pups wurde das nicht genutzt -_- :D
Charaktere: 70/100
Hier fand ich den Rivalen durchweg authentisch und glaubwürdig. Ich habe ihm seine Rolle als Schnösel abgekauft. Es war stets eine Genugtuung zu sehen, wenn ich ihm sein letztes Pokemon ausgeknipst habe und mir seine Ausrede wieder anhören durfte. Und Giovanni als Boss einer Bande war ebenfalls gut vertreten, er kam einige Male vor und hat immer wieder seine Rede geschwungen.
Das waren 2 gute und überzeugende Charaktere, die sogar eine kleine Entwicklung innerhalb des Spiels hatten. Ansonsten ist da eher Mangelware an Charakteren.
Spielzeit: 90/100
Der Aufwand war echt angenehm und kann es wie bei fast allen Generationen wiederholen: Pokemon ist innerhalb weniger Tage mit wenig Spielzeit machbar, ohne das der Spielspaß zu kurz kommt. Jedoch muss man bei horrenderen Zielen deutlich mehr Zeit investieren!
Schwierigkeitsgrad: 75/100 (20/100)
Das klingt verwirrend, aber hat das einfache Problem der damaligen Balance: Psycho.
Dieser Typ war zu stark im Gesamtblick.
Beispiel: Ich habe ein Lahmus trainiert und habe damit fast im Alleingang ohne großen Levelvorsprung alles geplättet, ohne zu übertreiben. Das Gleiche würde auch mit Simsala funktionieren.
Aber wenn das nicht "ausgenutzt" wurde, hatte das Spiel einen doch etwas höheren Schwierigkeitsgrad. Angefangen bei der Starterwahl und den ersten 2 Arenen (Gestein/Wasser), zog es sich durch nervige Höhlen (Grüße gehen raus an alle Fledermäuse) oder elendige Wasserrouten (Grüße gehen raus an alle Quallen). Die Arenaleiter und Top Vier sind auf einem starken Level und der Zugang zu den legendären Pokemon und die Möglichkeit sie zu fangen ist schwierig.
Das Spiel hat mich aber zu keinem Zeitpunkt frustriert, und das ist sehr wichtig. (Okay, Ausnahme Seeschauminsel)
Motivationskurve: 95/100
Dahin überleitend war das Spiel einfach nur sahnig.
Hier punktet das Spiel einfach nur massiv, was bei der Story fehlt. Aufgrund der kaum vorhandenen Story hüpft man praktisch von Arena zu Arena oder von Lakai zu Lakai.
Das Ziel des Spiels ist klar: Champ zu werden. Und das ist weit genug weg, um sich damit etwas länger beschäftigen zu müssen, aber nah genug dran, um sich damit beschäftigen zu wollen. Und diese Balance findet hier fast in Perfektion statt.
Es gibt aber irgendwann den Punkt: Pokedex füllen. Und dann fängt langsam an sich die Frustration breit zu machen. Chaneira, Tauros und Sichlor in der Safari-Zone zu fangen, war für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Und vielleicht ein kleiner Vermerk zu Porygon: 9999 Münzen.
Technik (Grafik / Sound): 80
Die Musik war grandios. Angefangen in Alabastia reiht sich ein Ohrwurm nach dem anderen ein und zu jedem Musikstück bilden sich in meinem Kopf direkt Bilder von dem Spiel und umgekehrt. Das was an visuellem Design nicht umsetzbar war, wurde mit passender Musik überspielt. Bezeichnend für die gute Arbeit dahingehend war die verstörende und traurige Musik in Lavandia.
Die grafische Umsetzung ging aber teilweise extrem auseinander. Da gab es grausame (-10) bis schöne (+8) Artworks und die Gestaltung der Städte und Umgebung schränkte lediglich die Parameter ein (-5 bis +7).
Gesamteindruck/Wertung: Durchschnitt 75/100
Hier möchte ich nochmal auf das Datum der Veröffentlichung und der damaligen Möglichkeiten (Speicher) aufmerksam machen.Aber!
Wenn schon eine Story erzählt wird und es mehrere Nebenaufgaben gibt, dann hätte GAME FREAK lediglich anders strukturieren müssen. Bei den Charakteren gibt es nicht viele, aber um die es sich dreht haben mich überzeugen können.
Aber das Spiel hat nicht umsonst einen der größten Hype aller Zeiten ausgelöst.
Die musikalische Begleitung war hervorragend bis meisterhaft und teilweise zu gut für das Spiel. Die Gestaltung der Pokemon war stets on point, gut an der Grenze zwischen Realität und Fantasie gearbeitet und jedes Kind konnte nachts die Träume mithilfe der Pokemon gestalten.
Das Spiel verkörpert den Sammeltrieb und regt die Fantasie, aber büßt dafür stark an der Story.