Sind Autoren mit ihrem Werk zu vergleichen?

  • John Grisham ist ein verbitterter Ex-Anwalt, der in prosaischer Form aufdecken will, was in dem Geschäft so alles schief läuft.


    Stephen King ist ein harter Vertreter der Rassen- und Frauenrechte, der seine Horrorromane dazu nutzt, dem gemeinen Leser andere Blickwinkel zu eröffnen.


    Heinz Konsalik war stets bestrebt, die Grauen des Krieges, der Ausbeutung Menschen in ärmeren Ländern und die Selbstverständlichkeit von Überwachungsstaaten anzuprangern.


    Was als Unterhaltungsliteratur dient, nimmt allzu bald realistische Züge an, denn die Autoren hatten eine Message zu überbringen.


    Was war für euch DER Roman, der dafür gesorgt hat, dass es nicht nur um Lesespaß geht, sondern der Leser hier etwas fühlen und lernen sollte? Tauscht euch aus, meine Freunde!

  • 1984 von George Orwell ist wohl das Buch, das mich am meisten nachdenken ließ. Ich finde nach wie vor, dass es eine Pflichtlektüre in allen Schulklassen sein sollte.

    Ende der 1940er geschrieben, zeichnet Orwell ein dystopisches Zukunftsbild des damals noch fernen Jahres 1984 in einem totalitären Staat. Wem kann man noch trauen? Wie hat sich die Gesellschaft verändert? Gerade in der heutigen Zeit, in der rechte und rechtsextreme Parteien so stark sind und der Krieg wieder nach Europa gekehrt ist, bedeutender denn je.

    Viele im Buch angesprochenen Aspekte (Neusprech, Umgang mit der Geschichte) sind in unserer Mitte angekommen sind und ich denke, dass Orwell mit dem Buch eben genau zeigen wollte, wie gefährlich totalitäre Strömungen sein und welche Rolle der Mensch und die Gesellschaft dabei spielen können.


    Jeder Autor schreibt mit einer gewissen Intention ein Buch und lernen kann man wohl aus jedem Werk etwas, auch wenn es vl gar nicht so explizit angelegt ist. Aber es gibt natürlich schon Geschreibsel, das genau für diesen Zweck ausgerichtet ist. Obwohl ich persönlich Kunst und Künstler meist trenne, können die Beweggründe eines Autors schon sehr interessant sein und die individuellen Ansichten eined Schreiberlings fließen wohl oder übel eh immer ein.

    Love = Love

    - Seit dem 06.02.2014 in einer butterwampigen Matschkuchen-Partnerschaft mit silberregen -



  • Darkshuttle123 Da hast du einen Punkt, George Orwell ist ein groooßartiges Beispiel. Als linker Sozialist wurde er seinerzeit politisch verfolgt, und „1984“ war ganz offensichtlich eine Konsequenz dessen, wie er sich dabei gefühlt hat. Ich muss aber ehrlich sagen, dass das nicht minder bekannte „Animal Farm“ mich da weitaus mehr abgeholt hat .


    Im Grunde genommen stellt Orwell hier die Reichen und Mächtigen der Welt mit unersättlichen Schweinen gleich, die mit ständig dahergegrunzten Parolen eine Machtposition einnehmen, obwohl sie es ursprünglich waren, die die Wurzel des Übels, den Farmer, bekämpft haben. Es gibt in der Literatur keine vortrefflichere Parabel für den Faschismus: Das mutmaßlich Böse wird bekämpft, damit das noch Bösere uneingeschränkt herrschen kann.


    In diesem Sinne kotzt es mich maximal an, dass Orwell gerne von Rechten und Wutbürgern zitiert wird, wenn es um die individuell gefühlte Beschneidung ihrer Rechte und Meinungsfreiheit geht. Während der Hochphase von Corona konnte man das ausgezeichnet beobachten, jeder zweite Social Media-Kommentar bezog sich auf 1984, weil Hans-Josef und seine Kumpels ermahnt wurden, während einer Pandemie doch bitte keine Gartenpartys zu veranstalten.


    „Animal Farm“ wird dagegen ungern zitiert, denn selbst der dümmste Dorfnazi scheint irgendwie zu begreifen, dass hier seine politischen Idole aufs gnadenloseste durch den Kakao gezogen und dämonisiert werden. Aber die wissen vermutlich auch gar nicht, dass dahinter ein und derselbe Autor steckt.