Bei dem Titel Wachenröder handelt es sich um ein Strategie-Rollenspiel, welches im Sommer 1998 auf dem Sega Saturn erschienen ist – leider ausschließlich auf dem japanischen Markt.
Hohe Türme ragen senkrecht und dicht gedrängt gen Himmel
Stahl, Qualm und rauchende Schornsteine
Eine Zukunftsgesellschaft im Zerfall
Angeborene Lichtphobie
Vögel in der Finsternis
Die Bewohner der Insel Edola leiden stark unter dem Imperator Duran, welcher für die Oberschicht Wasseraufbereitungsanlagen erbauen lässt, während die ärmeren Familien vom giftmüllverseuchten Trinkwasser und Abgasen leben müssen. Lucian Taylors Schwester ist in Folge dessen vor vier Jahren gestorben und der depressive Mann macht sich nun zur Aufgabe den Tod seiner einzigen Familie zu rächen…
Kennt irgendjemand dieses Spiel, obwohl es den Sprung niemals zu uns geschafft hat?
Dass das Spiel es niemals über See geschafft hat ist wirtschaftlich gesehen durchaus verständlich, auf jeglicher anderen Ebene aber eine kleine Tragödie. Mit Wachenröder haben wir es nämlich mit einem hochwertigen SRPG zu tun, welches vor allem auch durch ein atmosphärisches Steam Punk-Setting punkten kann, aber auch audiovisuell und in Sachen Gameplay genug zu bieten hat um Genre-Fans zu ködern.
Den Stil kann man mit Spielen wie Grandia vergleichen, bei denen die Charaktermodelle 2D sind, aber die Welt in 3D aufgebaut ist. Zumeist sieht die Präsentation ordentlich aus und vor allem im Bezug auf den damaligen technischen Standard, wurde einiges aus dem Sega Saturn herausgeholt – vor allen mit den CG-Sequenzen. Abstriche gibt es hier trotzdem kleinere. Gerade wenn man z.B. schon Shining Force III oder eben Grandia gespielt hat, merkt man, dass es gerade bei den Super Attacken nicht ganz so brillant aussieht und man hier auf die Verwendung von Polygon-Modellen wohl besser verzichtet hätte.
Vom Sounddesign war ich ziemlich positiv überrascht. Es ist bei weitem kein OST, den ich in meine Top-Liste aufnehmen würde, aber die Musik hatte ihre Höhen und hat sich atmosphärisch gut eingegliedert. Besonders möchte ich diesen Track hervorheben, der mir immer am besten gefallen hat. Viel beeindruckender war für mich aber der Fakt, dass fast alle Dialoge vertont sind und sogar eine gut verständliche Klangqualität haben.
Dass ich das Spiel importieren lassen habe und es gespielt habe ist nun wieder eine Weile her und ich bin ehrlich: Von der Story ist nicht mehr so viel hängen geblieben, weswegen ich hier nicht das Herzstück sehe. Zwar war die Visual Novel-artige Präsentation vor allem durch die Artworks gelungen; hier haben Leute wie Murata Renji (Charakterdesign u.a. für die Anime Last Exile und Shangri-La) und Yoshitoshi Abe (Charakterdesign u.a. für die Anime Serial Experiments Lain und Haibane Renmei) mitgearbeitet; aber im Grunde war es relativ klischeehaft. Aufgepeppt wurde das Ganze durch die Hervorhebung des Steam-Punk-Settings. Anmerken möchte ich noch, dass in dem Spiel relativ viel (teilweise Gute) deutsche Sprache vorkommt. So trägt zum Beispiel jedes Kapitel einen deutschen Namen und einige Charaktere sprechen deutsch.
Die wirkliche Stärke ist aber definitiv der Gameplay-Teil. Obwohl der Markt eigentlich schon übersättigt mit SRPGs ist, konnte man hier durch den Einsatz der Steam-Wehr und der Super-Steam-Wehr aufgepeppt werden. Waffen können auch überhitzen und außerdem muss man Hinterhalte oder Angriffe von höheren Ebenen mit in seine Strategien einbeziehen – wenn man Lucian nicht im Auge behält, dann kann selbst ein Fußsoldat ihn auf Grund vom Positions-Vorteil schnell zur Strecke bringen. Generell ist der Schwierigkeitsgrad aber sehr, sehr fair und ich habe mich nicht wirklich frustriert gefühlt – wobei das Spiel nun auch nicht so lange ist.
Auf meinem Ersten und einzigen Spielstand habe ich „nur“ 16 Spielstunden und wer Fan von SRPGs ist, dem kann ich das Spiel trotz Sprachbarriere empfehlen (wenn man selbst keinen großen Wert auf Story legt), denn die Kämpfe sind recht schnell selbstlernend und sonst ist alles extrem linear, da man lediglich das Einkaufen und die Kämpfe selbst steuert, der Rest ist eben wie ein Visual Novel aufgebaut.
So teuer dürfte das Spiel auch nicht sein, da es niemals den Status als Klassiker erreicht hat. Ich glaube, ich habe es für 30€ gefunden. Wer Kleingeld übrig hat und nach einem Saturn-Spiel sucht: Nur zu!