Nach dem großen Erfolg von Castlevania auf dem NES (und Famicom Disk System in Japan), welches bis heute zu einem der bekanntesten, besten und vielleicht auch einflussreichsten Videospiele seiner Zeit zählt, erschien mit Simon's Quest im Jahr 1990 (in Europa) der Nachfolger zur Preisgekrönten Serienbegründer. Damals noch unter der Leitung von Hitoshi Akamatsu, welcher als Director maßgeblich an den drei originalen Castlevania Teilen gemeinsam mit seinem Team für Konami entwickelt hat, war Simon's Quest aus spielerischer Sicht ein großer Einschnitt in der damals noch jungen Serie. Wie auch bei anderen Serien (Zelda, Mario Bros.) wurde beim zweiten Teil ein neuer Gameplaystyle eingeschlagen. Was damals wohl noch keiner geahnt hat, war, dass der Style von Simon's Quest viel näher dran ist, was ab Symphony of the Night der neue Standart für die Serie sein sollte.
Während das Spiel für Musik und Grafik gelobt wurde, konnten aber nicht alle Kritiker mit dem nunmehr offenen Style, dem Tag-Nacht Zyklus und den teilweise sehr kryptischen Rätseln, nicht zuletzt auch wegen der durchwachsenen englischen Lokalisierung etwas anfangen, weswegen es erst im Laufe der Zeit den Klassikerstatus erhalten hat. Anzufügen ist auch noch, dass Simon's Quest indirekt das Genre des "Angry Video Game Critic" mitgeformt hat, da es nicht ganz unbeteiligt an der Karriere des Angry Video Game Nerd James Rolfe (damals noch Angry Nintendo Nerd) war, der heute wohl einer der bekanntesten und beliebtesten der "wütenden Internetkritiker" und zugleich auch einer der populärsten Wegbereiter des Genres war.
In Simon's Quest schlüpft der Spieler abermals in die Rolle des namensgebenden Helden Simon Belmont, der Dracula nun ein für allemal besiegen möchte. Um zu verhindern, dass der dunkle Fürst wiederbelebt wird, reicht es nicht, dass Simon, wie im Erstling, Dracula besiegt, sondern er sucht und sammelt dessen sterbliche Überreste und vernichtet sie endgültig.
Simon's Quest ist zugleich auch ein direkter Vorgänger zum späteren Gameboy Advance Spiel Harmony of Dissonance, in welchem man in die Rolle von Simon's Enkel Juste Belmont schlüpft, der, ähnlich wie Simon, Draculas Überreste sammelt und verhindert, dass dieser auferweckt wird.
Im Gegensatz zum Erstling und den Spielen danach bis zu Symphony of the Night hat Simon's Quest kein lineares Leveldesign. Der Spieler kann seine Umgebung mehr oder weniger frei erkunden, wenn auch an vielen Stellen Sackgassen warten, in denen man nur durch bestimmte Gegenstände weiterkommt. Das Spiel wurde vielfach für die teils kryptischen Rätsel kritisiert, die heute vielleicht jeder kennt, aber 1990 gab es noch kein Internet wie heute, man konnte nur hoffen, dass jemand Nintendo Power abonniert hatte, ansonsten steckte man an gewissen Stellen vielleicht monatelang. Ebenfalls neu war der Tag und Nacht Zyklus, wodurch sich die Stärke und das Verhalten mancher Monster änderte. Ebenfalls neu in der Serie war, dass Herzen als Währung dienten und man durch das Sammeln auch aufleveln und Simon's Lebensenergie erhöhen konnte. Durch bestimmte Items im Spiel, die man von Bossgegnern oder in Shops erhielt, konnte Simon auch neue Fähigkeiten lernen, von denen manche auch im Kampf gegen die Monster hilfreich waren, während andere Fähigkeiten nur sehr spezifisch eingesetzt werden konnten.
Das Spiel besitzt auch gleich mehrere Enden, je nachdem, wie lange man für das Beenden braucht (ähnlich wie bei Metroid), wobei die Enden sich doch "etwas" voneinander unterscheiden und nicht nur Simon in Unterhose da steht.
Trotz dieser Neuerungen waren aber Grafik, Gameplay und vor allem der Soundtrack auf einem sehr hohen Niveau und wurden vielfach auch gelobt, wodurch Simon's Quest trotz der Änderungen immer noch zu den technisch besten NES Spielen seiner Zeit zählt.
Bislang erschien das Spiel neben den ursprünglichen Versionen auch für die jeweilige Virtual Console auf der Wii, dem 3DS und der Wii U und im Jahr 2019 dann im Rahmen der Anniversary Collection gemeinsam mit weiteren Castlevania Teilen für alle gängigen Konsolen, wodurch das Spiel einem breiteren Spektrum an Spielern, die es vielleicht nur aus Videos über seinen Schwierigkeitsgrad kannte, bekannt und zugänglich wurde.
Ich persönlich besitze bislang keine Version des Spiels, wobei ich auf Grund der vielen Videos im Internet das Gefühl habe, das Spiel so zu kennen, als hätte ich es selbst gespielt. Gerade die Rätsel, die teilweise knackigen Jump and Run Passagen oder manchmal unfaire Stellen, wie unsichtbare Blöcke oder Löcher, unter denen sich Todesfallen verbergen, sind sehr oft Thema bei Kritikern. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich trotz allem erst viel später erfahren habe, dass das Spiel so etwas wie ein leichtes RPG System hat und sich Simon "aufleveln" lässt. Ich selbst habe die Serie erst bewusst mit späteren Teilen kennen gelernt, wobei Symphony of the Night wohl das erste Spiel der Serie war, das ich beendet habe. Kann sein, dass ich Super Castlevania IV sogar davor noch gezockt habe, aber richtig erinnern kann ich mich erstmals an das Playstation-Spiel. Somit habe ich zu den ersten drei Teilen keine große nostalgische Verbindung und würde auch heute die Spiele wahrscheinlich nicht mehr zocken, da sie, was manche Gameplayelemente betrifft, nicht gut gealtert sind.