The Last Guardian

  • Es wundert mich ja ein bisschen, dass ich hier keinen Thread dazu gesehen habe.


    Dieses Spiel ist, wenn man vielen Medien glauben darf, ein Anwärter auf das "Spiel des Jahres". Erschienen ist es am 6.12.2016 und ich habe es fast durch, trau mich nur nicht weiter. Warum? Naja, dazu müsste ich jetzt spoilern. Mach ich aber nicht.


    Ihr seid in Gestalt eines kleinen Jungen, der in einer mysteriösen Ruine aufwacht, die ein wenig an die Hinterlassenschaften der Khmer erinnert. Ihr habt seltsame Tattoos am ganzen Körper. Doch als wäre das alles nicht genug, liegt direkt neben Euch ein TRICO, ein seltsames Fabelwesen, das als Menschenfresser bekannt ist und welches die meisten Menschen aber noch nie gesehen haben. Doch dieses Trico scheint anders zu sein. Es ist angekettet und hat Speere im Körper, und es hat Angst vor Euch. Offensichtlich teilt Ihr euch beide ein Schicksal: entführt und zum Sterben zurückgelassen.
    Ihr müsst einen Weg da raus finden, und das könnt ihr nur zu zweit! Holt Euch sein Vertrauen und er wird Euch nach Kräften helfen! Ihr werdet Ihn lieben, so wie ich, und stundenlang sein Fell (oder seine Federn) kraulen.


    Trico ist eine Mischung aus Hund, Katze, Vogel und vielleicht Drache. Genauso verhält er sich auch. Dank der unglaublich guten Grafik kommt sein natürliches Verhalten sehr sehr gut rüber. Die Spieleentwickler haben 10 Jahre an diesem Spiel gesessen.


    Hier ein paar Pics

  • Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass ich hier relativ alleine dastehe (und eventuell auch manche Leute den Finger erheben, weil bei mir Final Fantasy XV sehr gut abgeschnitten hat, obwohl es einen ähnlichen Prozess durchgemacht hat und definitiv auch seine Fehler hatte) bin ich nicht so begeistert von dem Spiel, wie ich es zu Beginn erwartet hatte.


    Bevor man jetzt schon Mistgabeln und Fackeln rauszückt, möchte ich aber auch gleich sagen: Es ist trotzdem ein gutes Spiel. Allerdings zeigt es mir auch, dass eine moderne Technik (und hier rede ich nicht per se von Grafik) durchaus auch wichtig ist und ich mich dagegen nicht wehren möchte. Das Stichwort ist hier: Zeitgemäß. Natürlich habe ich an ein PS3-Spiel von vor 10 Jahren keine so hohen Ansprüche, wie an ein PS4-Spiel, welches frisch auf den Markt gekommen ist… doch ich finde, dass sich das Spiel mit seinen enormen Frame-Einbrüchen, der verkrusteten Kamera und der teilweise extrem wackeligen Steuerung einfach spielt wie ein PS3-Spiel.


    Dazu gehört auch die künstliche Intelligenz von Trico. Jetzt könnte man um die Ecke kommen und sagen: Hey, hey – aber ein echtes Tier reagiert ja auch nicht sofort auf Kommando, aber das macht; in meinen Augen; das Gamedesign nicht unbedingt besser. Manchmal waren die Aussetzer des gefederten Fabelwesen nicht einmal klar und ich war mir nicht sicher ob mein Befehl schlichtweg ignoriert wurde oder die Ausführung einfach (mal wieder) nur ein paar Minuten Zeit braucht.
    Und darein spielt dann auch das Game-Design ein bisschen, weil da keinerlei Konsistenz ist. Trico kann bestimmte Dinge nicht erreichen, obwohl er an einer anderen Stelle exakt dasselbe machen muss – nur weil Team Ico dies so verlangt. Mir ist schon klar, dass es Grenzen geben muss, was man tun; oder eben auch nicht tun; kann, aber in dem Fall fühlte ich mich hier einfach in die Irre geführt.


    Ich habe nichts gegen eine komplexe KI. Aber die war nicht komplex. Sondern einfach nur absolut unwillig.


    Und wer sich schon bei Final Fantasy XV darüber aufgeregt hat, dass der Sprung und Aktions-Knopf auf ein- und derselben Stelle liegen: Bei diesem Spiel liegt gefühlt alles was man machen kann auf demselben Knopf. Gepaart mit der wackeligen Physik des Ganzen, war es manchmal; meiner Meinung nach; anstrengend.


    Für ein PlayStation 3-Spiel wären all diese Sachen noch verkraftbar. Doch für ein Spiel der Current Gen-Konsole war ich dahingehend schon enttäuscht.


    Wenn ich hier nur den technischen Aspekt betrachten würde, würde ich das Spiel in einem Wort beschreiben: Desaströs. Und das sagt eine Person, die bei vielem ein Auge; oder sogar beide Augen; zudrücken kann und sich sehr, sehr lange auf den Titel gefreut hat.


    Designtechnisch hat mir das Spiel sonst sehr gut gefallen. Ich habe mich stetig so gefühlt als wäre ich wirklich in die Welt eingetaucht und vor allem später im Spiel; wenn es sich mehr auf die Freundschaft konzentriert; ist die Game-Erfahrung für mich aufgeblüht. Würde ich The Last Guardian als ein Film ansehen, dann gäbe es eigentlich nichts von meiner Seite zu beklagen – wir haben es hier mit einem sehr gefühlvollen Abenteuer zu tun, dass fernab von billigen Klischees funktioniert und es schafft den Spieler am richtigen Fleck zu berühren und ein ähnliches (wenn auch in meinen Augen schlechteres) Erlebnis zu erzeugen, wie wir es schon bei Ico oder Shadow of the Colossus hatten. Ich meine: Trotz all der Kritik habe ich das Spiel an zwei Tagen durchgespielt, weil ich mich so involviert gefühlt hatte und das bedeutet sehr, sehr viel. Aber ich kann leider auch nicht über all den Frust hinwegschauen, den ich erlebt habe. Nicht mal Frust, weil das Spiel per se schwer war… sondern weil deine größten Feinde die Kamera, die schwammige Steuerung und die inkonsistente künstliche Intelligenz waren.


    Wer die anderen Spiele von Team Ico mochte, der wird sich hier auf eine gleiche Weise in den Bann gezogen fühlen, da bin ich mir sicher. Das Spiel lässt so viel Interpretationsfreiraum, lässt einen voll und ganz in eine atemberaubende Fantasy-Welt eintauchen und hat viel schöne Symbolik. Technisch scheint es aber vor 10 Jahren in der Entwicklung stecken geblieben zu sein, leider zu so einem Punkt, dass ich es nicht ignorieren konnte.


    Muss aber noch was Wichtiges anmerken: Hat einen wundervollen OST, der sehr viel zu der tollen Atmosphäre beiträgt. Unbedingt reinhören, egal ob man nun Interesse an dem Spiel hat oder nicht!

  • Hey - wow, das ist doch ein Feedback!
    Nun, ich habe bewusst im Eröffnungsthread meine Kritiken daran weggelassen. Unter dem Strich finde ich das Spiel nämlich großartig und wollte es erstmal einfach nur vorstellen - für diejenigen, die es vielleicht noch nicht kennen.


    Aber ja, da hast du völlig recht @Yuffie: Die Kameraführung zusammen mit der oft sehr gewöhnungsbedürftigen Steuerung ist wirklich zum Verzweifeln. Es nimmt auch echt einen recht großen Teil des Spielflusses weg. Manchmal sieht man dank der schlechten Ausführung nur schwarz oder seine Federn in Großaufnahme und das genau während irgendwelchen Kampfszenen.


    Dennoch gelang es mir, trotzdem eine innige Beziehung zu meinem Begleiter aufzubauen und wann immer er von Pfeilen getroffen wurde und danach blutete, habe ich mitgelitten. Das scheint echt der zentrale Kern zu sein. Für mich ist das eben das wichtigste und kommt einfach gut rüber.
    Wenn du jetzt weiter möchtest, aber eben warten musst, weil Trico erst noch mit irgendwas spielt und du ihn förmlich überreden musst, jetzt mitzukommen :D Find ich gut!

  • Ich muss sagen, ich bin neugierig auf das Spiel geworden. Bisher kannte ich es nur vom Titel und bin ein paar Mal im Laden daran vorbeigelaufen, konnte mir darunter aber nichts Genaueres vorstellen, aber ich weiß noch, dass ich das Tierchen auf dem Cover niedlich fand.
    Bei Amazon hat es gute Bewertungen, das klingt doch vielversprechend. Ich bin ohnehin auf der Suche nach gutem PS4-Futter, mit dem ich "spielelose Zeiten" überbrücken kann (bisher steht nur World of Final Fantasy auf der Liste). Eure Berichte klingen aber schon sehr einladend.


    Ist die Story gut? Und wie kann ich mir das vorstellen, gibt es Interaktion zwischen dem Protagonisten und seinem Gefährten oder ist es die ganze Zeit eher ruhig?


    Mit der wackeligen Steuerung würde ich wohl klarkommen; schließlich habe ich auch Final Fantasy XV durchgespielt und habe es irgendwie hinbekommen. Habe auch gesehen, dass das Spiel gar nicht mehr so teuer ist; vielleicht sollte ich wirklich mal einen Blick darauf werfen.

  • Ja es gibt Interaktionen mit Trico, welche sich Laufe des Spiels noch erweitern. Zunächst musst du ihm beweisen, dass du ihn nicht umbringen willst. Er kommuniziert mit dir durch Körpersprache, aber vor allem durch die wechselnde Farbe seiner Augen: gelb heißt Hunger, türkis ist Neugierde und rot ist Wut.
    Der Spielverlauf ist so angelegt, dass du eine Beziehung zu ihm aufbauen musst. Und da er sich wirklich oft wie ein Hund verhält, der die Welt entdeckt, musst du eben manchmal Geduld haben und warten, bis er dir folgt.

  • So jetzt sitze ich wieder an meinem Rechner und kann etwas mehr schreiben (so über das Tablet ist es einfach nur...).


    Ich mag die Story. Wie gesagt: ich bin noch nicht durch mit dem Spiel, trau mich nicht an den Rest heran. Aber bis hierhin habe ich immer noch keine Idee, wer mich entführt hat. Und warum? Und wieso Trico bei mir ist und offenbar das gleiche Schicksal teilt. Ein paar Hinweise darauf hätte ich schon gut gefunden, aber womöglich wird sich das alles am Ende aufklären.


    Mir fällt es oft relativ schwer, Spiele zu finden, die mich ansprechen. Ich mag Spiele, in welchen ich Rätsel lösen muss. Das ist hier der Fall. Man muss von Etappe zu Etappe herausfinden, wie man weiterkommt. Manchmal muss man um Ecken denken, ein anderes Mal wiederum zeigt dir Tricos Verhalten schon die Lösung. Wichtig zu erwähnen ist halt, dass du keine Waffen hast. Du hast deinen Verstand, deine Spontanität und dein Einfallreichtum. Und Trico.


    Das Spiel ist leider etwas gradlinig. Ein paar Wege abseits des Pfads wären eine Idee gewesen. Bisher habe ich aber keine entdeckt. Hab nicht gecheated, es kann also sein, dass mir was entgangen ist. Einfach mal selbst rausfinden.


    Die Grafik ist echt gut, find ich jedenfalls. Es kommt alles irgendwie echt rüber.

  • Ich bin der Meinung, dass The Last Guardian grafisch deutlich besser ausschaut als viele es denken. Klar, überragend ist Sie definitiv nicht, allerdings ist es jetzt nicht so, dass man dieses Spiel als Paradebeispiel für schlechte Grafik in Videospielen nehmen. Ich verstehe vollkommen, wenn man die Technik dieses Games kritisiert, oder diese gar so schlimm findet dass man das Spiel nicht mal spielt. Jedoch war mir persönlich schon immer die technischen Sachen in Fumito Ueda's Spiele irrelevant. Zugegeben: Ich habe es auf der Pro gespielt und hatte darauf (bis auf 1-2 Ausnahmen) immer konstante FPS. Aber ich denke, selbst wenn ich diese nicht hätte würde sich meine Meinung bezüglich diesem Meisterwerk nicht ändern.


    Ich möchte auch ein paar Worte zu dem Kritikpunkt von Yuffie verlieren was die AI von Trico angeht. Ich weiß nicht, inwiefern dies der Wahrheit entspricht, aber ich glaube, dass Trico schneller auf einen hört je mehr man ihn streichelt und/oder was zum essen gibt. Vielleicht kann ich mich da irren, aber ich hatte nie wirklich das Problem, dass es zu lange gedauert hätte ihm das gewünschte Kommando zu übermitteln. Hinzu kommt die Tatsache, dass Trico ja nicht nur einem Hund ähnelt sondern auch vom Aussehen her was von einer Katze und einem Vogel hat. Gerade Katzen ignorieren gut und gerne mal Ihren Besitzer. Man kann von der AI halten was man will, und ich verstehe es vollkommen, wenn man es einfach nicht mag an einer Stelle zu stehen und dem Vieh zu verklickern was man von ihm möchte. Allerdings finde ich, dass Tricos AI absolut realistisch wirkt und ganz und gar nicht unwillig. Zumindest war er in meinem Playthrough absolut gar nicht unwillig.



    Yuffie schrieb:

    Trico kann bestimmte Dinge nicht erreichen, obwohl er an einer anderen Stelle exakt dasselbe machen muss – nur weil Team Ico dies so verlangt.


    Du hast schon oft genug das Final Fantasy XV erwähnt. Allerdings kann man diesen Punkt ebenfalls darauf Final fantasy XV beziehen:




    Trotzdem stimme ich dir in den meisten Punkten zu. Ganz nüchtern betrachtet ist The Last Guardian technisch kein gutes Spiel. Die Kamera nervt unfassbar, der Junge hat eine Physik die desaströs ist, wenn er z.B an Trico hochklettert und zu dem sieht er aus wie aus PS2 Zeiten während die Welt selbst und auch Trico wirklich gut angepasst wurden. Das passt einfach nicht und da sollte es keine zwei Meinungen geben. Wie jedoch erwähnt ich für mich die Technik in Ueda's Werken komplett egal. Ich will in eine unfassbar großartige und tiefe Welt eintauchen. Und das hat The Last Guardian, wie auch seine Vorgänger bravourös gemeistert.

    Tonight, Gehrman joins the hunt.



  • The Last Guardian; sehr schade, dass nur so wenig Leute das Spiel hier ausprobiert haben; bekommt schon am 12. Dezember eine kostenlose VR-Demo spendiert! Dies wurde auf der PlayStation Experience 2017 bekannt gegeben.


    Die Demo wird ca. 10 bis 15 Minuten Spielumfang haben und man schlüpft in die Rolle des Jungens und kann dann mit Trico in der virtuellen Realität interagieren. Um in den Genuss des kleinen Extras zu kommen, braucht man übrigens nicht einmal das Haupt-Spiel! Wer also VR hat, sollte es unbedingt mal ausprobieren.