Oh je, stellte eine gute Zusammenfassung von Sonas Gedanken dar, die ihr beim Zuhören durch den Kopf gingen. Der Zora-Junge stammelte vor sich hin, machte sich klein, war defensiv. Als hätte er Angst, dass sie ihn jeden Moment angreifen würde. Nun ja, sie war aber auch größer als er und da er generell sehr schüchtern wirkte, konnte sie bloß erahnen, welche Wirkung sie gerade auf ihn ausübte. Sie bemühte sich, so freundlich und entspannt wie möglich rüberzukommen, um ihm keine schlechten Absichten zu signalisieren und ließ ihn ausreden.
Einen kleinen Stich ins Herz versetzte ihr die Entschuldigung, die er ihr gab, für den Fall, dass er sie mit dem Auftritt belästigt habe. Was für ein Unsinn. Er war so gut gewesen! Sie fand es traurig, dass er wohl selbst nicht sehr überzeugt von sich und seiner Musik war.
Sona machte eine verneinende Bewegung mit ihren Flügeln und sagte: „Nein, nein, ganz im Gegenteil. Ich fand Ihren Auftritt wirklich gut. Sie sind wirklich talentiert! Ich würde mich dafür gerne bei Ihnen bedanken. Bei meinem vielbeschäftigten Alltag schätze ich es sehr, durch etwas wie Ihre Darbietung auf andere Gedanken zu kommen und einfach mal den Moment zu genießen.“
Die Orni grinste in sich hinein, als die Augen des Jungen größer wurden. Sehr putzige Reaktion auf ihr Lob. Nun schien sie ihn auch so weit zu haben, dass er zu einem Gespräch mit ihr bereit war. Wenn er auch noch immer sehr distanziert und verschüchtert auftrat.
Als er sie nach ihrer eigenen musikalischen Befähigung fragte, stahl sich ein breites Grinsen auf ihren Schnabel, ihre Augen funkelten. Endlich bewegte sich das Gespräch in die Richtung, die sie einschlagen wollte.
„Oh, ja!“, sagte sie freudig und begann sogleich in ihrer Posttasche zu wühlen. Er zuckte bei ihrer hastigen Bewegung kurz zusammen. Da sie ihn nicht weiter verschrecken wollte, versuchte sie sich zu zügeln. Aber sie war so wahnsinnig aufgeregt, jemanden gefunden zu haben, mit dem sie ihre Leidenschaft teilen konnte. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. Doch gerade deshalb musste sie es auch ausnutzen.
„Ich bin zwar wesentlich besser mit der Laute, aber die mit sich rumzuschleppen ist leider sehr anstrengend. Dafür habe ich aber immer dieses Schmuckstück dabei.“
Stolz präsentierte sie dem Jungen ihre Panflöte. Es war ein relativ großes Modell, gerade so konnte es Platz in ihrer Posttasche finden. Für sie selbst war es jedoch die perfekte Größe.
Sona fragte frei heraus, in der leisen Hoffnung, dass sie ihn mit dem Vorschlag nicht überrumpelte: „Was halten Sie denn davon, wenn wir einfach ein bisschen zusammenspielen? Vor dem Stall, sobald es aufgehört hat zu regnen vielleicht. Nicht sehr lange, da mein Zeitplan ziemlich straff ist, aber…“
Augenblicklich bemerkte sie, wie nervös er darauf reagierte. Schnell versuchte sie zurückzurudern und sagte stattdessen: „Aber wie blöd bin ich denn, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Sona. Und Sie? Von mir aus können wir übrigens ‚Du“ zueinander sagen. Aber natürlich nur, wenn das für Sie in Ordnung ist!“