Mein Problem mit J-RPGs

  • Ein Spielegenre, das mich seit Jahren irgendwie ratlos zurücklässt, ist das JRPG. Ich kann dem Genre an sich in der Theorie viele positive Aspekte abgewinnen, aber leider sieht es in der Praxis bei mir häufig so aus, dass ich die meisten J-RPGs nach kurzer Spielzeit frustriert in die Ecke feuer. Als jemand, der also eher Probleme mit diesem Genre hat, würde es mich dennoch interessieren, ob die Leute hier, die J-RPGS gerne spielen oder die das J-RPG als ihr Lieblingsgenre bezeichnen würden, die Probleme, die ich mit dem Genre haben eventuell nachvollziehen können bzw. diese "Probleme" eventuell auch haben, es aber schaffen, dass diese ihnen die Spielerfahrung nicht kaputt machen.


    Zunächst aber mal möchte ich sagen, dass ich, obwohl ich nicht viele J-RPGs gespielt habe, dennoch vieles was man, zumindest meiner Meinung nach, hauptsächlich in diesem Bereich findet durchaus zu schätzen weiß. Viele Spiele legen ja einen großen Wert auf Story und Charaktere, was mir bei Spielen zwar nicht so krass wichtig ist, aber wenn ein Spiel, das ich vom Gameplay her mag, gleichzeitig auch noch eine coole Story und interessante Charaktere hat ist das natürlich ein Nobrainer. Dazu kommt noch, dass viele JRPGs eine wirklich große und wunderschön gestaltete Welt haben, wo ich mir häufig denke, wenn ich z.B. Trailer sehe "Das würdest ich jetzt wirklich gerne erkunden".


    Warum ich dennoch mit den wenigsten Vertretern dieses Genres warm werde (bis auf Ausnahmen wie z.B. Pokémon oder Earthbound) möchte ich anhand der 3 "Makel" erläutern, die mich diese Spiele meistens nach ein paar Stunden wieder zur Seite legen lassen.


    1. Das Pacing/Storytelling/die Inszenierung

    Ich habe im Shantae-Thread ja schon angedeutet, dass ich mich an Live a Live versucht habe, weil ich die Idee an sich ja wirklich cool finde (8 kleine Einzelabenteuer, die am Ende irgendwie zusammenhängen), aber als ich dann das erste Kapitel gespielt habe (ich habe den Wilden Westen gewählt), habe ich schon nach 20 Minuten frustirert gemerkt, dass ich mit diesem Spiel nicht warm werden werde.

    Wie oben schon gesagt, eine gute Story kann ein Spiel, was mir ohnehin schon gefällt, nur besser machen, ABER, wenn ich mich gefühlt 20 Minuten durch Textboxen klicken muss, die einfach über den 16/32-Bit Pixelfiguren aufploppen und so die Geschichte vorangetrieben wird, dann zehrt das schon stark an meiner Geduld. Ich finde es irgendwie langweilig mir das Durchzulesen, weil es für mich einfach schlecht inszeniert ist und das liegt nicht daran, dass ich keine 2D-Grafik mag. Ich liebe Pixelgrafik und kann vielen Spielen der 16 und 32-Bit Ära (zumindest vom Grafikstil) sehr viel abgewinnen, aber solche ausufernden Dialoge dauern mit einfach viel zu lange, als dass ich über diese Art der Inszenierung, die ich ja ohnehinschon recht langweilig finde, hinwegsehen könnte. Und wenn mein Spielfluss (übertrieben gesagt) dann alle 10 bis 20 Minuten von so etwas unterbrochen wird, dann halte ich das nicht lange aus, mag die Story auch noch so gut sein.


    2. Das Kampfsystem.

    Ich bin generell kein großer Fan von Kämpfen in Spielen, egal ob es jetzt rundenbasierte Kämpfe sind oder Kämpfe in Echtzeit. Auf der anderen Seite mag ich aber auch keine Spiele, die nur auf Rätsel und Erkunden ausgelegt sind und gar keine Kämpfe enthalten. Damit ich ein Spiel genießen kann muss es ein ganz bestimmtes Balancing aus Kämpfen, Rätseln und Erkundung geben, und wenn dieses Gleichgewicht zugunsten einer dieser 3 Teilbaspekte gestört ist, dann ist das Spiel in den meisten Fällen für mich gestorben. Das Problem bei J-RPGS ist daher für mich, dass einzelne Kämpfe aufgrund des rundenbasierten Systems teilweise so lange dauern, dass es sich für mich anfühlt als wäre dieses Gleichgewicht gestört. Mich reißt es irgendwie aus der Spielerfahrung/dem Spielfluss raus, wenn ich durch das Starten des Kampfbildschirms aus der Spielwelt gezogen werde und je länger der Kampf dann dauert desto negativer wirkt sich das auf mein Empfinden aus.


    3. Random Encounters

    Wenn ein rundenbasiertes Kampfsystem dann noch mit random Encountern kombiniert wird, dann weiß ich für mich, das kann nichts werden. Ich weiß, dass random Encounter wichtig sind, um das Level der Party so hochzupushen, damit man dem Boss am Ende eines Abschnitts levelmäßig irgendwie etwas entgegensetzen kann, aber ich kriege immer einen Föhn, wenn ich keine 5 Schritte machen kann, ohne dass mich irgendein Gegner angreift. Das hat mich schon als Junge beim Pokémonspielen früher genervt und das hat sich bis heute nicht geändert.


    Wenn ich so drüber nachdenke und mir alle 3 Punkte anschaue, haben die alle irgendwie etwas mit Pacing zu tun, ob ich jetzt "nicht weiterspielen kann", weil mich irgendein 20 minütiger Dialog davon abhält oder aber zum 10. mal innerhalb einer Minute der gleiche Kampf mit dem gleichen, nervigen Level 5 Gegner getriggert wird, der mir sowieso keine XP mehr bringt. Ich finde das furchtbar anstrengend und nervig und kann daher die wenigsten J-RPGs spielen, weil diese 3 Punkte die Spieleerfahrung für mich so zerstören, dass ich einfach überhaupt keinen Spaß daran habe. Natürlich kann es auch einfach sein, dass J-RPGs einfach nicht mein Genre sind, aber dann denke ich mir, dass es ja durchaus Vertreter gibt, die ich cool finde (wie eben Earthbound oder Pkmn) und dann frage ich mich tatsächlich, ob ich bei den genannten Punkten überempfindlich bin oder ob diese Dinge auch Leute stören, die J-RPGs total gerne spielen, aber halt besser darüber hinwegsehen können.

  • Zunächst einmal ist es schwer „JRPG“ zu definieren, denn wenn wir das Kind so nennen, wie es ist, wäre auch Elden Ring ein JRPG, denn es bedeutet ja nur „japanisches Rollenspiel“, dementsprechend finde ich es schwer alle Spiele über einen Kamm zu scheren – vielen finden sogar schon Final Fantasy zu „verwestlicht“ (insbesondere im Bezug auf den 15. Teil), daher fängt die Problematik dann ja schon da an.

    Ich denke trotzdem, dass ich verstehe was du meinst (und was die meisten meinen), aber JRPG ist nicht alles aus demselben Guss, so wie nicht alles was Jump ‚n‘ Run ist aus demselben Guss kommt.


    Des weiteren bedeutet JRPG nicht, dass es Random Encounter oder rundenbasierte Kämpfe gibt – du sagst es zwar nicht so, aber dein Post klingt so, als würdest du es implizieren. Live A Live, um dein Beispiel aufzugreifen, ist das Remake eines klassischen Spiels, welches die klassischen Aspekte behält, die meisten modernen JRPGs greifen aber nicht mehr darauf zurück, sondern haben „On the Map“-Encounter und ein Echtzeit oder Action-lastiges Kampfsystem: So z.B. Xenoblade Chronicles 3, Final Fantasy VII Remake oder Tales of Arise, um mal aktuellere Beispiele zu nennen.


    Was das Storytelling angeht, so ist es eben in den meisten JRPGs, da dies Teil des Genres ist. Ich schaue jetzt auch keinen Animations-Film und sage dann „Hm, also irgendwie finde ich es blöd, dass die Filme animiert sind =/“ – ist jetzt nicht böse gemeint, aber wenn dir lange Story-Abschnitte nicht zu sagen, dann ist das Genre eher weniger für dich oder du musst dich auf Triple-A Inhalte beschränken, bei denen die Inszenierung über Textboxen hinausgeht, z.B. die Final Fantasy-Reihe, bei der fast alle Szenen lebhaft animiert sind (bei neueren Teilen, versteht sich).


    Heutzutage finde ich Random Encounter nicht mehr das Non-Plus Ultra und rundenbasierte Kämpfe müssen zum Setting passen. Indem Sinne können sie mich stören, aber ich betrachte Spiele eben im Kontext ihres Entstehens… sie basieren auf Table Top-Spielen (daher wird viel mit Status, HP und Co. gearbeitet) und daher stammen auch Dinge wie rundenbasierte Kämpfe. Wenn ich ein altes Spiel oder ein Spiel, welches Retro gemacht sein soll, spiele, dann stelle ich mich darauf ein.

    Habe ich darauf keinen Bock, spiele ich eben moderne JRPGs.