Das ewige Band

  • Die Thronerbin des Königreichs Hyrule und ein außergewöhnlich talentierter Soldat aus einfachen Verhältnissen. Zwei junge Menschen, deren Verbindung nicht erwünscht ist und doch vom Schicksal herbeigeführt wurde. Seit der Ära der Legenden werden sie immer wieder geboren - dazu bestimmt, zueinander zu finden, um gemeinsam gegen die Unterwerfung ihres Landes zu kämpfen.

    Eine Fanfiction zu the Legend of Zelda - grob angelehnt an Breath of the Wild, mit Figuren aus anderen Spielen und eigenen Charakteren.


    Kapitel 1: Der Schwertkämpfer


    »In Hylias Namen, wie lange wollt Ihr denn noch im Bett bleiben, Hoheit?«, rief Maya und zog ruckartig die Vorhänge der Fenster auf. Die Sonnenstrahlen fielen nun direkt auf Zeldas Gesicht und blendeten sie. Sie drehte sich auf die andere Seite und seufzte.
    »Hat mein Vater nach mir verlangt?«, fragte sie. Ihre Zofe schüttelte den Kopf.
    »Steht heute sonst irgendetwas Besonderes an?«
    »Nein, Eure Hoheit, nichts wovon ich wüsste«, sagte Maya während sie ein Tablett mit einem Kännchen heißem Tee auf Zeldas Nachttisch abstellte. Zelda beugte sich etwas vor und stützte sich auf ihre Ellbogen. Sie sah ihre Zofe mit zusammengekniffenen Augen an, überanstrengt durch die plötzliche Helligkeit.
    »Dann verratet mir, Zofe, warum ich überhaupt aufstehen soll?« Maya schüttelte stirnrunzelnd den Kopf und goss den Tee ein. Dann dreht sie sich um und ging zur Tür. Kurz bevor sie die Tür wieder schloss, wandte sie sich erneut in Richtung des Bettes.
    »Seine Majestät, der König, sieht es gar nicht gerne, wenn Ihr den Tag grundlos im Bett verbringt. Ihr wisst das, Eure Hoheit.«
    Zelda ließ sich zurück in ihre Kissen fallen und bedeckte ihre Augen mit ihrem Arm.

    Seit einigen Wochen schon fehlte ihr jeden Morgen ein vernünftiger Grund aufzustehen. Ihre Zofe, ihr Lehrer und natürlich auch ihr Vater waren der Ansicht, dass Musik- und Tanzstunden, das Aussuchen neuer Kleider und lange Ausritte im Damensattel Motivation genug sein müssten, den Tag willkommen zu heißen. Das mochte vielleicht für andere Prinzessinnen oder adlige Damen gelten, doch Zelda langweilte das alles nur noch.
    Diesen Sommer hatte sich etwas verändert. Sie wusste nicht, was es war. Noch vor wenigen Monaten hatte sie mit Begeisterung täglich mit ihrer Harfe geübt und lange Ausritte durch Hyrule unternommen. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum ihr nun die Leidenschaft dazu fehlte. Was hatte sich diesen Sommer ereignet, um diese Veränderung bei ihr zu bewirken?

    Sie ist 17 Jahre alt geworden. Das Alter, indem hylianischen Prinzessin für gewöhnlich verheiratet wurden. Zelda dreht sich auf die Seite und streckte ihre Hand nach der Tasse Tee aus. War es das Überschreiten dieser Schwelle? Die bittere Erkenntnis, dass sie nun royale Pflichten zu erfüllen hatte?


    Sie leerte den Tee und beschloss, dass sie ihren Vater an diesem sonnigen Tag nicht unnötig verärgern wollte. Also zog sie das Kleid über, welches Maya ihr herausgesucht hatte. Es war aus einem dunkelblauen, leichten Stoff und enganliegend geschnitten, mit langen Ärmeln und goldenen Ziermustern. Zelda setzte sich an ihren Spiegeltisch und kämmte sich ihr langes, blondes Haar, setze sich goldene Ohrringe ein und verteilte einen Hauch roter Paste auf ihren Wangen und Lippen. Um lebendiger zu wirken. Sie blickte lange in den Spiegel und sah das Gesicht einer Prinzessin. Aber sie erkannte sich selbst nicht.


    Zelda ging zunächst in den Speisesaal, um ein kleines Frühstück zu sich zu nehmen. Da ihr Vater morgens nie etwas aß, saß sie alleine am Tisch und stocherte lustlos in ihrem Rührei. Der Mundschenk stand wie eine steinerne Statue hinter ihr und hielt einen Wasserkrug bereit. Sie wusste, dass sie nur einen einzigen Finger anheben musste, um ihm zu befehlen, ihr Wasser einzuschenken. Im Grunde genommen konnte sie ihren Alltag wie eine steife Puppe verbringen, die nur mit den Gliedmaßen zucken musste, damit ihre Dienerschaft sich um sie kümmerte.
    Nachdem sie drei Gabeln ihres Frühstücks gegessen hatte, ging sie zurück in ihr Gemach und legte sich einen dunkelblauen Reitmantel um. Von den Dingen, die ihr an Freizeitaktivitäten zur Verfügung standen, mochte sie das Reiten am liebsten. Sie besaß einen Hengst mit strahlend weißem Fell und weißer Mähne. Er war ein Geschenk ihrer Mutter. Das letzte Geschenk, das Zelda von ihrer Mutter bekommen hatte, bevor sie starb.

    Es war ein frischer Spätsommermorgen und Zelda war froh, dass sie ihren Reitmantel übergeworfen hatte. Sie zog ihn enger zusammen, als ihr eine kühle Brise durch das Haar wehte. Während sie die innere Schlossmauer verließ, spürte sie die Blicke der wachhabenden Soldaten auf den hohen Wehrgängen. Zwar durfte sie sich innerhalb der Schlossmauern ohne Begleitung bewegen, doch hatte der König strenge Anweisungen an die Wachen erteilt, sie stets im Auge zu behalten.
    Die königlichen Stallungen lagen westlich des Hauptgebäudes neben dem Übungsplatz der königlichen Armee. Zelda war schon oft daran vorbeigelaufen. Hohe Fahnenmasten mit den dunkelblauen Bannern der hylianischen Armee ragten über die Mauerbrüstung hinaus und bewegten sich im Wind. Den Geräuschen nach zu urteilen übten sich die Soldaten gerade intensiv im Schwertkampf. Metallisches Klingen und das Gegröle junger Männer bildeten eine unmissverständliche Geräuschkulisse, die Zeldas Aufmerksamkeit erregte. Ihr wurde bewusst, dass sie noch nie einem richtigen Übungskampf beigewohnt hatte. Zwar hatte sie ihren Vater regelmäßig zu Schaukämpfen begleitet, aber diese waren alle bis zu einem gewissen Maße reglementiert und geschauspielert. Wenn die Soldaten in den Morgenstunden übten, war nichts gespielt.

    Zelda warf ihren ursprünglichen Plan über Bord. Ihr Hengst konnte noch auf sie warten. Sie ging die Mauer des Übungsplatzes entlang und an deren östlichem Ende fand sie einen hölzernen Treppenaufgang. Er führte geradewegs nach oben auf die Mauer. Diese war mit Zinnen besetzt und in den Freiräumen zwischen den Zinnen waren weitere Banner der Armee befestigt. Vorsichtig tastete die Prinzessin sich weiter vor und zog ihre Kapuze tief ins Gesicht, um nicht so schnell erkannt zu werden. Sie hockte sich zwischen die Zinnen und zog ihren Kopf gerade hoch genug, um einen guten Blick auf den Platz zu erhaschen.
    Die Soldaten waren in mehrere Gruppen aufgeteilt. Einige hieben mit Schwertern aufeinander ein, andere standen an hölzernen Zielscheiben und übten ihren Umgang mit Pfeil und Bogen. Ein Waffenmeister zeigte einer Gruppe jüngerer Anwärter, wie sie ihren Schild gezielt zur Deckung nutzen konnten.

    Ein Schwertkämpfer fiel ihr besonders ins Auge, da er nun seit längerer Zeit unermüdlich auf seinen Trainingspartner eindrosch. Er teilte scheinbar mühelos gezielte Hiebe mit seinem Schwert aus. Das Sonnenlicht wurde von den langen Stahlklingen der aufeinandertreffenden Schwerter wie Blitze über der den Hof geworfen. Zelda verfolgte den Zweikampf mit angehaltenem Atem.
    Der Trainingspartner des talentierten Soldaten war deutlich unterlegen und zu einem eigenen Angriff kam er erst gar nicht. Als er kurz seine Deckung aufgab und sich vor Erschöpfung mit den Händen auf den Knien abstützte, bereitete der überlegene Soldat bereits den nächsten Angriff vor. Er ging ein paar Schritte rückwärts, nahm zügig Anlauf und schlug eine Abfolge von kräftigen Schwerthieben auf das Holzschild seines Trainingspartners ein, bis dieses schließlich mit einem lauten Knacken zerbrach.
    »Genug, das reicht fürs Erste!«, rief sein Trainingspartner ihm zu und zog sich den schweren Helm vom Kopf.
    Der Sieger des Zweikampfes wischte sich den Schweiß von der Stirn, wirkte aber nicht annähernd so erschöpft wie sein Gegner. Die anderen Soldaten hatten ihre Übungen alle unterbrochen und den Zweikampf der beiden verfolgt. Einige klatschten begeistert. Zelda richtete sich etwas auf, um die Szene besser erkennen zu können und bemerkte dabei nicht, wie einige ihrer blonden Strähnen aus der Kapuze glitten.
    »Sehr gut, Bursche! Du hast wirklich Talent!«, rief der Hauptmann der königlichen Armee, der auf die beiden Soldaten zuschritt. Der hochgewachsene Mann trug eine Rüstung und als Zeichen seines Ranges einen knöchellangen, dunkelblauen Umhang verziert mit dem goldenen Wappen des Königshauses. Zelda kannte ihn bereits – ihr Vater führte häufig Gespräche mit ihm.
    »Du solltest allerdings deine Deckung nicht vernachlässigen, du konzentrierst dich zu sehr auf…« Der Hauptmann neigte seinen Kopf nach oben und hielt sofort inne.
    »Eure Hoheit!« Er hatte Zelda oben auf der Mauer erblickt und fiel sofort mit gesenktem Haupt auf ein Knie. Die anderen Soldaten drehten ihre Köpfe erschrocken in ihre Richtung und taten es ihm gleich.
    Zelda seufzte. Sie stand auf und zog die Kapuze herunter.
    »Ihr habt gut gekämpft!«, rief sie hinunter, »Bitte, lasst euch nicht stören!«

    Mit einer Geste bedeutete sie ihnen, sich wieder zu erheben. Der siegreiche Schwertkämpfer richtete sich auf und schaute zu Zelda hoch, während alle anderen Soldaten sich abwandten und sich wieder ihren Übungen widmeten. Ihre Blicke trafen sich.
    Es war nur für eine Sekunde - vielleicht auch nur einen Bruchteil einer Sekunde, doch die Zeit schien für diesen Moment eingefroren. Zelda hatte noch nie Blickkontakt mit einem einfachen Soldaten gehabt. Die wenigsten trauten sich, in ihrer oder der Gegenwart des Königs überhaupt den Kopf zu heben. Die Art wie dieser junge Soldat sie ansah…sie wusste nicht was es war, aber es bewirkte, dass ihr Herz für einen Schlag aussetzte.

    Er hielt dem Augenkontakt kurz stand und senkte dann wieder ehrerbietig seinen Kopf. Er machte eine leichte Verbeugung in ihre Richtung, wobei er die rechte Hand an sein Herz legte. Zelda betrachtete ihn.
    Er trug ein helles Leinenhemd und eine lange, dunkelbraune Stoffhose sowie braune Lederstiefel. Sein dunkelblondes Haar war im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden – sehr ungewöhnlich für die hylianischen Truppen. Er hatte ernste und ausdrucksstarke Augen und anmutige Gesichtszüge. Sie hatte diesen Soldaten noch nie auf dem Schlossgelände gesehen. Und noch nie hatte sie jemanden so geschickt und unerbittlich mit dem Schwert umgehen sehen. Erst jetzt bemerkte sie die Hitze und Röte in ihrem Gesicht.

    Zügige Schritte in ihrer Nähe rissen sie aus diesem Augenblick. Impa, die engste Beraterin des Königs, kam über den Mauerlauf auf sie zu. »Da seid Ihr ja, Eure Hoheit! «, sagte sie und verneigte sich leicht.
    Die Frau aus dem altehrwürdigen Stamm der Shiekah überragte Zelda um mehr als zwei Köpfe. Ihre Statur war drahtig und muskulös. Sie trug ihr silbernes Haar in einem hohen Zopf und kleidete sich in eine blaue Stoffhose, hochgeschnittene graue Wildlederstiefel und einen grauen Brustharnisch, verziert mit einem tränenden Auge, dem Emblem der Shiekah.
    »Was sagt Ihr zu unseren Soldaten?«
    Zelda lächelte verlegen und hoffte, dass ihr Gesicht nicht so rot sein würde, wie es sich gerade für sie anfühlte. »Sie scheinen sehr gut in Form zu sein. Besonders dieser hier.«
    Impa blickte hinunter auf den Übungsplatz und wusste sofort, welchen der Soldaten sie meinte.
    »Ja, er hat uns sehr überrascht. Er ist erst seit drei Monaten in der Ausbildung und übertrifft dennoch bereits die älteren Soldaten mit Leichtigkeit.«
    Zelda beobachtete ihn weiter während sie Impa zuhörte.
    »Wie ist sein Name?«
    »Er heißt Link, Eure Hoheit«, sagte sie, »Kommt nun bitte, der König wünscht Euch zu sprechen.«

    Link ruhte sich an der Seite des Übungsplatzes im Schatten aus und leerte seinen Wasserkrug mit einem einzigen Zug. Der Hauptmann kam auf ihn zu.
    »Na Link, nun bist du also auch der Prinzessin aufgefallen! Du Glückspilz!«, rief er lachend und schlug ihn mit seiner kräftigen Hand mitten auf den Rücken. Der beherzte Schlag presste Link die Luft aus den Lungen.
    »Sie ist zwar eine Augenweide, unsere Prinzessin«, erklärte Dagor, »aber du konzentrierst dich besser auf deine Deckung. Eines Tages wirst du gegen einen Gegner kämpfen, der es mit dir aufnehmen kann und dann wirst du eine gute Verteidigung brauchen. Los, weiter machen!« Er schickte ihn wieder in die Sonne und warf ihm seinen Schild hinterher.

    Link liebte die Trainingseinheiten, zu denen er sechs Tage die Woche kurz nach Sonnenaufgang antreten musste. Den Schwertkampf mochte er lieber als das Bogenschießen, denn Letzteres beherrschte er bereits besser als sein Ausbilder und es war keine Herausforderung mehr. Aber der Schwertkampf verlangte ihm einiges ab und er musste sich jedes Mal konzentrieren. Doch die harte Arbeit machte sich bezahlt und schnell hatte er sich unter den anderen Soldaten ein hohes Ansehen erarbeitet. Das war kein leichter Weg gewesen.
    Erst seit einem Jahr lebte Link in Hyrule Stadt. Aufgewachsen war er in dem kleinen Dorf Hateno, im Osten des Landes. Dort gab es nicht viel zu tun, außer seinem Onkel beim Schafe hüten zu helfen und Holz zu hacken. Link hatte schon früh realisiert, dass dieses einfache, friedliche Leben ihm zu einseitig war. An seinem siebzehnten Geburtstag hat er beschlossen, sich als Soldat für den König zu melden. Einen Tag später war er unter tränenreichem Abschied von seinen Freunden und Verwandten aufgebrochen. In Hyrule Stadt am Schloss angekommen wurde er jedoch zurückgewiesen, da er keinerlei Erfahrung im Umgang mit Waffen hatte. Dass er es sicher schnell lernen konnte, wollte ihm damals keiner glauben. Der Hauptmann Dagor selbst hatte ihn fortgeschickt.

    Die königliche Armee von Hyrule war bekannt für ihre außerordentlich gut ausgebildeten Soldaten. Das Königreich hatte aus vergangenen Fehden gelernt und sein Militär nach und nach optimiert. Einen Einstieg in den Dienst des Soldaten war meist nur für Soldatensöhne selbst möglich oder mit Empfehlung von hochrangigen Offizieren oder Adeligen. Link konnte dies nicht vorweisen und so musste er sich zunächst damit begnügen, als Stallbursche zu arbeiten. Nach einigen Monaten harter Arbeit und einem Leben mit Wasser und Brot, konnte er sich von seinem Lohn ein eigenes Schwert schmieden lassen. Damit übte er jeden Abend, manchmal bis tief in die Nacht. Als er vor drei Monaten dabei von Dagor zufällig beobachtet wurde, konnte dieser seinen Augen kaum trauen. Link führte das Schwert wie eine Verlängerung seines Armes und das ohne Grundausbildung. Am nächsten Tag bestellte er ihn auf den Übungsplatz, überreichte ihm seine Soldatengarderobe und einen Schild und forderte ihn auf, von nun an nicht mehr nachts zu trainieren, sondern tagsüber und zwar mit Bezahlung. Link war überglücklich an diesem Tag. Er hatte das erreicht, was er sich so lange erträumt hatte und zählte nun zu der berühmtesten Armee Hyrules.

    Und nach der Begegnung mit der Prinzessin gab es für ihn einen weiteren Grund, jeden Morgen auf dem Übungsplatz zu erscheinen und sein Bestes zu geben.


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    Liebe Community,


    das war das erste Kapitel meiner ersten Fanfiktion zu the Legend of Zelda. Ich habe sie bereits vor über einem Jahr auf Fanfiktion.de hochgeladen und bin mittlerweile bei über 30 Kapiteln. Leider gibt es auf Fanfiktion.de relativ wenig Möglichkeiten zur Interaktion mit den Lesern und die Leser können sehr wenig Reaktion zu der Geschichte zeigen. Zwar schreibe ich die Fanfiktion in erster Linie für mich (ich muss schreiben, sonst platze ich :z05: ), dennoch finde ich es spannend, was andere Zelda Fans dazu sagen. Daher erhoffe ich mir durch die Veröffentlichung hier etwas mehr Feedback - Kritik, Lob, alles ist erwünscht :z08: !

  • Ich finde das erste Kapitel bisher echt gut gelungen! Gerade der Anfang gefällt mir dabei sehr, da ich mich gut in Zelda einfühlen konnte - Dank deines Schreibstils. Du konntest Zeldas Gefühlswelt sehr gut transportieren.

    Auch andere Beschreibungen sind dir gut gelungen. Gerade den Part mit dem Sonnenlicht, das durch die Schwerter wie Blitze über den Hof geworfen wird, gefiel mir.


    Etwas überrascht war ich von Impa. Da ich die BotW Impa erwartet hatte, hier aber eher die OoT Version als Vorlage dient.


    30 Kapitel? Wow! Da freue ich mich schon sehr, mehr zu lesen! Danke, dass du deine Story mit uns teilst!

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Vielen Dank für deine Rückmeldung! Das freut mich sehr, dass dir mein Schreibstil gefällt!


    Als ich die ersten Entwürfe für die Geschichte geschrieben habe und "meine" Impa kreiert habe, gab es BotW noch gar nicht, daher ist die Impa hier eine andere. Tatsächlich ist sie eher ein Mix aus der OoT und der aus dem ersten Hyrule Warriors (die ich vom look her am besten finde!).


    Ja, die Fanfiktion ist tatsächlich schon sehr umfangreich und ist auch noch nicht zu Ende. Aufgrund des Umfangs bin ich mir auch gar nicht sicher, ob es Sinn macht, diese hier in diesem thread komplett zu veröffentlichen. Ich könnte neue Kapitel ja nur als neuen Beitrag posten - ich weiß nicht wie dies auf Dauer den Lesefluss beeinträchtigt (mit den Antworten dazwischen). Man kann die Geschichte ohne Registrierung auch auf Fanfiktion.de lesen.

    Wie gesagt, bin da noch unsicher, wie ich es am besten handhaben soll...


    Hier aber erstmal das 2. Kapitel:


    Kapitel 2: Ein heimliches Treffen


    Am folgenden Morgen wollte Zelda erneut dem Training der Armee beiwohnen. Sie wählte jedoch dieses Mal einen Beobachtungspunkt, von dem aus sie nicht so einfach entdeckt werden konnte. Auf keinen Fall wollte sie die Aufmerksamkeit der Soldaten wieder auf sich ziehen. Es gelang ihr dieses Mal zwar unentdeckt zu bleiben, doch um im Schloss keinen Verdacht zu schöpfen, blieb sie nur für eine Stunde dort. Auch an den Tagen darauf verfolgte sie von ihrem heimlichen Posten auf der Mauer aus das Training.

    Sie war fasziniert von der Schönheit des Schwertkampfes und bewunderte die Zielgenauigkeit der Bogenschützen. Je länger sie zusah, desto stärker keimte in ihr der Wunsch, es selbst einmal zu probieren. Dieser Link beherrschte alle Disziplinen, wie sie bewundernd feststellte. Sie konnte nicht glauben, was Impa ihr erzählt hatte. Wie konnte dieser junge Soldat schon so ein guter Kämpfer sein, der selbst erfahrene Hauptmänner hätte schlagen können?

    Der sechste Tag der Woche war ein freier Tag für die Soldaten und so gab es auch kein Training. Zelda wollte den Vormittag für einen Besuch in der Zitadelle der Zeit nutzen. Sie versuchte mindestens einmal pro Woche ein Gespräch mit der Göttin Hylia zu führen, deren Nähe sie in der heiligen Zitadelle fand. Die regelmäßigen Gebete spendeten ihr Trost und gaben ihr ein Gefühl der Verbundenheit mit ihrer verstorbenen Mutter.

    Da es an diesem Tag in Strömen regnete, legte sie ihren Regenmantel an. Sie eilte direkt zu den Stallungen, wo ihr gesatteltes Pferd und zwei Begleiter auf sie warten würden. Zelda war gerade an der Mauer des Übungsplatzes vorbeigelaufen, als sie jemanden fluchen hörte. Sie ging wieder zurück und stieg über die Treppe auf die Mauer. Von dort aus sah sie einen einzelnen Soldaten, der auf dem regennassen Platz für sich allein übte. Es war Link, bewaffnet mit Schwert und Schild.

    Er warf das Schwert in die Luft und versuchte, es möglichst beim ersten Versuch wieder am Knauf in die Hand zu bekommen. Für jedes Mal, da es ihm gelang, ließ er das Schwert beim nächsten Versuch fallen. Er fluchte erneut, als er sich wieder nach der Klinge bücken musste. Zelda hörte ihn und versuchte ein Lachen zu unterdrücken. Das bemerkte er und sah zu ihr hinauf.
    »Eure Majestät, verzeiht mir!«, rief er erschrocken und fiel auf ein Knie, den Kopf zu Boden gerichtet.
    »Nein, bitte…du musst dich nicht entschuldigen. Ich wollte dich nicht stören…«, entgegnete sie verlegen. Link wusste nicht, wie er reagieren sollte und verharrte in seiner Position.

    Zelda ergriff die Gelegenheit und ging die Mauer ein Stück weiter seitlich entlang, wo eine schmale Treppe hinunter zu dem Übungsplatz führte. Die Ostseite des Platzes war mit Holzbrettern überdacht. Dort lagerten auch die Strohpuppen und hölzernen Zielscheiben für die Schützen. Zelda blieb dort stehen und winkte Link zu sich. Er stand auf, wischte sich den schlammigen Boden von der Hose und eilte unter die Bedachung. Als er erneut Anstalten machte, sich hinzuknien, schüttelte Zelda den Kopf.


    »Bitte, das ist nicht nötig! Sag, warum trainierst du an deinem freien Tag alleine hier im Regen?«, fragte sie ihn und zog die regennasse Kapuze von ihrem Kopf.
    Link war unbeholfen. Noch nie hatte ein Mitglied der königlichen Familie das Wort an ihn gerichtet. Er wusste also gar nicht, wie man angemessen mit einer Prinzessin reden sollte.
    »Ich…ähm…ich bin bereit, jede freie Minute zu nutzen, um ein besserer Beschützer des Königreiches zu werden, Eure Majestät!«
    Zelda lächelte enttäuscht. Diese Antwort war einstudiert. Sie hatte es satt, dass die Menschen nicht normal mit ihr reden konnten. Sie wollte ihn auf die Probe stellen.
    »Dafür reichen dir sechs Tage die Woche nicht, wie allen anderen Soldaten? Bist du so viel schlechter als deine Kameraden?«, fragte sie neckisch. Link stand der Mund kurz offen.
    »Nein, ich…ich denke nicht, Eure Majestät. Ich…ähem…« Er blickte in die neugierigen, großen Augen der Prinzessin und rang um die richtigen Worte. »Ich liebe einfach das Training. Mein Ziel ist es, der beste Schwertkämpfer Hyrules zu werden. Für das Reich, aber auch für mich selbst«, brachte er schließlich hervor und sah verlegen zu Boden. Daraufhin musste Zelda schmunzeln.
    »Ich denke, das bist du schon, Link…so ist doch dein Name, oder? Ich habe dich nun ein paar Tage lang beobachtet und noch nie einen so beeindruckenden Umgang mit dem Schwert gesehen. Nicht, dass ich davon ausreichend Ahnung hätte, ich meine nur…ähm…du bist wirklich sehr gut.«

    Zelda musterte sein Gesicht. Er hatte einen ernsten, fast traurigen Blick, aber ein warmes Lächeln. Er war gut einen halben Kopf größer als sie und sie schätzte, dass er in etwa in ihrem Alter sein müsste. Um seinen Hals trug er eine Kette aus Leder, an der sich sicherlich auch ein Anhänger befand. Dieser war jedoch unter seinem Hemd versteckt.
    »Danke, Eure Majestät, das bedeutet mir wirklich sehr viel. Interessiert Ihr Euch für den Schwertkampf?«, fragte er, ohne zu wissen, ob es überhaupt erlaubt war, der Prinzessin eine Frage zu stellen.
    »Ja, ich finde es faszinierend und würde es selbst gern beherrschen. Doch mein Vater hat es verboten.« Daraufhin wusste Link nichts zu entgegnen und für einen Augenblick herrschte Stille zwischen den beiden.
    »Nun«, seufzte Zelda, »Ich lasse dich weiter üben. Ich würde dir in Zukunft auch gerne weiterhin zusehen, wenn du erlaubst. Es heißt übrigens, ‚Eure Hoheit‘ – mit ‚Majestät‘ wird nur der König angesprochen«, sagte sie zwinkernd.
    »Natürlich, Eure Maj-, Eure Hoheit, wie Ihr wünscht.«

    Link verbeugte sich, während Zelda sich wieder ihre Kapuze überzog und die Treppe hinaufging. Bevor sie oben angelangt war, drehte sie sich nochmal um, ging wieder auf ihn zu und berührte ihn lächelnd am Arm.
    »Würdest du es mir beibringen?«
    Link blinzelte verdutzt. »Was denn, Eure Hoheit?«
    »Na, das Kämpfen!«
    »Eu…Eure Hoheit, das ist sicherlich nicht erlaubt!«
    »Und wenn ich es dir als zukünftige Königin befehle?« Zelda lächelte verschmitzt, während Link sich ungläubig in ihren entschlossenen Augen verlor und sich schließlich stumm verbeugte.
    »Es darf aber niemand erfahren, Link. Wir müssen uns heimlich treffen!«

    Link wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Die Prinzessin bat ihn um einen Gefallen, den er hinter dem Rücken des Königs ausführen sollte. Doch wenn er ihrem Wunsch nicht nachkam, konnte er bei ihr in Ungnade fallen und seine Karriere am Hofe verspielen. Egal wie er sich also entschied, die Lage würde kompliziert für ihn werden. Der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu.

    Etwa fünf Tage nach ihrer Begegnung im strömenden Regen hatte Zelda ihm eine Nachricht zukommen lassen. Bei einem ihrer täglichen Besuche des Trainingsplatzes ließ sie eine kleine Stärkung in Form von Früchten und Kuchen von ihren Dienerinnen an die Soldaten verteilen. In seinem Bündel lag zudem ein kleiner Zettel mit dem Hinweis, dass Zelda ihn in zwei Tagen am frühen Abend an den Ställen treffen wolle und dass er dort auf sie warten sollte.

    Als die Sonne an besagtem Tag schon tief stand, wartete Link bei den Pferden und scharrte nervös mit den Stiefeln im Stroh.

    »Danke, dass du gekommen bist« Link erkannte ihre Stimme sofort. Zelda erschien auf der anderen Seite der Stallungen und ging behutsam auf ihn zu, während sie sich mehrmals umdrehte. Sie trug einen dunklen Reitumhang mit großer Kapuze, eine grüne Tunika sowie eine braune Stoffhose. Ihr langes Haar hatte sie hinter dem Rücken zusammengeflochten. In diesem Outfit war sie nicht mehr als Prinzessin zu erkennen. Link lächelte und wollte sich gerade verbeugen, als Zelda abwinkte. »Nein, mich soll doch niemand erkennen!«, flüsterte sie hektisch. »Du wirst dir das abgewöhnen müssen.«
    »Tut mir leid, Eure Hoheit, ich werde es versuchen.«

    Als die beiden sicher waren, dass sie niemand beobachtete, holte Link die zwei Pferde, die er zuvor bereits gesattelt hatte. Er half Zelda auf ihr Pferd und beide ritten vom Schlossgelände. Beim Schlossportal passierten sie zwei Wachen. Link kannte die Männer. Zelda senkte ihren Kopf, sodass ihr die Kapuze des Umhanges ins Gesicht fiel.

    »Ich möchte heute noch etwas ausreiten. Öffnet bitte das Portal«, sagte Link mit einem grüßenden Nicken. Einer der beiden Wachen blickte von ihm herüber zu dem Mädchen auf dem Pferd und grinste schief.
    »Hey Link, kaum volljährig und schon eine am Haken, was?«
    Link bemühte sich um ein halbwegs erstgemeintes Lachen, um keinen Verdacht zu schöpfen und winkte ihm im Vorbeireiten zu, während sich das Portal langsam öffnete.

    Zelda war überrascht davon, wie einfach sie sich vom Schlossgelände schleichen konnte. Die beiden ritten gemächlich durch Hyrule Stadt, vorbei an den mittlerweile geschlossenen Geschäften und dem leeren Marktplatz. Ihnen begegneten mehrere Wachen, doch da Zelda wie eine einfache Kaufmannstochter erschien, stellte niemand Fragen.
    Nachdem sie aus der Stadt herausgeritten waren und auf die offene Steppe gelangten, ritten Sie etwas schneller.
    »Wird denn im Schloss niemand Eure Abwesenheit bemerken?«, fragte Link nach einer Weile.
    »Nein, ich habe meine Zofe eingeweiht und sie sagt einfach allen, dass ich in meine Gebete vertieft bin und nicht gestört werden möchte. Ich bin sowieso meistens für mich allein.«

    Link trug zwei Schwerter bei sich, sein eigenes und ein Übungsschwert aus der Waffenkammer. Er wollte Zelda zunächst die üblichen Handgriffe beibringen. Sie ritten etwas abseits des Schlosses in einen Wald, indem Link eine kleine Lichtung kannte, auf der sie unentdeckt üben konnten. Es war bereits kurz vor Sonnenuntergang, daher hatten sie wenig Zeit.

    Link zeigte der Prinzessin, wie sie das Schwert halten musste und ein paar einfache Attacken. Zelda hatte Schwierigkeiten das Gewicht des Schwertes zu balancieren, dennoch war sie begeistert von dem Gefühl, eine Waffe in der Hand zu halten. Link erzählte ihr alles über verschiedene Kampftechniken und als die Sonne untergegangen war, brachen sie auf zurück zum Schloss. Sie kamen genauso leicht wieder durch das Schlossportal hinein, wie sie hinausgekommen waren, mussten allerdings dafür einen schmutzigen Kommentar der Wachen aushalten. Link schämte sich, doch Zelda nahm es locker.

    Bei den Stallungen angekommen, bot er ihr seine Hilfe an, aus dem Sattel zu steigen. Sie nahm seine Hand, ließ sich von ihm halten und als er sich sie sicher auf dem Boden abgesetzt hatte, küsste sie ihn zum Abschied auf die Wange.
    »Danke für dieses kleine Abenteuer. Gute Nacht, Link.«
    »Gute Nacht, Eure Hoheit.« Zelda verschwand in der Dunkelheit und Links herzt klopfte ihm bis zum Hals.

    Er brachte die beiden Pferde wieder in ihre Stallboxen, befreite sie von ihren Satteln und gab ihnen noch etwas Hafer als Belohnung. Während er seiner Stute Epona beim Fressen zusah und ihre Flanken streichelte, dachte er über diesen Abend nach und fragte sich, wie dieses Spiel weitergehen sollte, ohne dass er gewaltigen Ärger bekommen würde. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Link fragte sich, was sein Vater wohl nun zu ihm sagen würde. Ob er einen Rat für ihn hätte? Er vergrub sein Gesicht in das Fell seines Pferdes und fluchte leise.

  • So, jetzt habe ich das zweite Kapitel endlich gelesen. Was deine Anmerkung betrifft, TheLegendofHylia, finde ich eigentlich nicht, dass Kapitel, die hier als einzelne Beiträge gepostet werden, den Lesefluss schmälern. Ich finde das persönlich sehr angenehm zu lesen.

    Ob du Kommentare zu deinen Kapiteln verlagern möchtest, musst du entscheiden. Kann verstehen, wenn dich dies zwischen den Kapiteln stören würde...


    Inhaltlich gefiel mir das Kapitel gut. Zeldas Art gefällt mir sehr. Sie geht ja recht direkt auf Link zu, während dieser diesen "Deal" eher als Ärgernis aufnimmt - verständlicherweise.

    Das Pacing ist auf jeden Fall gut, es passiert immer etwas, ohne zu gehetzt zu wirken.

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Hey und auf diesem Weg nochmal ein verspätetes aber herzliches Willkommen im Forum, TheLegendofHylia! Schön, dass du deine Story mit uns teilst.

    Genau wie IBN stört es mich nicht, wenn die Kapitel einzeln gepostet werden und Kommentare dazwischen stehen - genau um diese Interaktion geht es hier schließlich auch. Es steht dir aber natürlich frei, das so zu handhaben, wie es für dich passt.


    Die Geschichte gefällt mir bisher sehr gut. Ich finde es spannend, dass du von deiner eigenen Inkarnation der beiden schreibst und mag deine Zelda bisher sehr gerne, besonders wie sie mit dem Leben am Hof umgeht und einfordert, was sie möchte. Aber auch dein Link ist interessant und nachvollziehbar geschrieben, wie er sich seinen Platz in der Armee erarbeitet hat und wie er auf Zelda reagiert. Auch spannend, dass er am Ende des zweiten Kapitels an seinen Vater denkt.

    Auch dein Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Ich freu mich auf mehr!

  • Vielen Dank für eure netten Rückmeldungen! Das bedeutet mir sehr viel - vor allem eure Meinungen und Empfindungen gegenüber meinen Charakterdarstellungen. Finde ich spannend zu lesen, wie meine Versionen von Link und Zelda so wahrgenommen werden. Viel Spaß beim Weiterlesen ;)

    Hey und auf diesem Weg nochmal ein verspätetes aber herzliches Willkommen im Forum, TheLegendofHylia! Schön, dass du deine Story mit uns teilst.


    Danke für das nette Willkommen ^^



    Kapitel 3: Der Plan


    Zelda schaffte es, sich unentdeckt wieder in ihr Gemach zu schleichen. Sie hatte den Eingang für Bedienstete genommen und ihre Zofe Maya hatte die Wachen abgelenkt. Das war nicht das erste Mal gewesen, dass sie sich aus dem Schloss geschlichen hatte. Als sie elf Jahre alt war, ist sie nachts öfter heimlich zu den Stallungen gegangen, um ihr Pferd zu besuchen. Es war damals schon sehr alt und sie wollte noch etwas Zeit mit ihm verbringen. Sie hattes dieses Pferd von ihrer Mutter geschenkt bekommen – es war das Letzte, was Zelda noch von ihr geblieben war.

    Erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett fallen und ging die frischen Erinnerungen noch einmal durch. So einen aufregenden Tag hatte sie lange nicht erlebt. Sie war glücklich und voller Vorfreude auf weitere Treffen mit Link. Endlich hatte sie die Möglichkeit, aus ihrem einsamen und eintönigen Prinzessinnenleben auszubrechen und eine andere Welt kennen zu lernen.
    Und Link gefiel ihr. Sie musste einen Weg finden, wie sie sich weiter Treffen könnten, ohne jedes Mal so ein Risiko einzugehen.

    Am darauffolgenden Morgen wollte Zelda, nachdem sie angekleidet war und ihr Frühstück zu sich genommen hatte, mit ihrem Vater sprechen. Sie ließ sich zu ihm die Bibliothek geleiten, wo er die meiste Zeit seines Tages verbrachte. Einer der Diener, die vor dem Eingang zur Bibliothek postiert waren, klopfte zweimal an die massive Eichentür und rief »Eure Majestät, ihre königliche Hoheit, die Prinzessin, wünscht Euch zu sprechen!« Nach kurzem Zögern war von Innen die Stimme des Königs zu hören. »Sie soll hereinkommen!« Die Diener schoben die Tür auf und Zelda trat herein.

    Die Bibliothek befand sich in einem großen, hohen Saal mit einer Galerie auf mittlerer Höhe des Raumes. Die Wände waren gesäumt mit Bücherregalen, die bis zur Decke reichten. Auf dem Boden lag ein dunkelroter Teppich und mehrere Schreibtische samt gepolsterter Stühle standen im Raum verteilt. Zelda fand ihren Vater in einem großen Sessel vor dem Kamin, indem aufgrund der warmen Temperaturen draußen kein Feuer brannte. Den steinernen Kaminaufsatz zierte das Wappen Hyrules sowie Figuren der drei alten Göttinnen Dyn, Nayru und Farore. Wenn das Feuer im Kamin brannte, wurden ihre Silhouetten von unten erleuchtet und wirkten dadurch im flackernden Schein fast lebendig. Zelda liebte es im Winter vor dem Kamin zu sitzen und die Göttinnen tanzen zu sehen, während sie zwischendurch von ihren Büchern aufschaute.

    Die Leidenschaft für Bücher teilte sie mit ihrem Vater. Ihre Mutter hatte auch für ihr Leben gern gelesen und sich stets dafür eingesetzt, dass Zelda früh genug die wichtigsten Bücher zur Geschichte, Wissenschaft und Kultur Hyrules kennenlernte. Das besondere Interesse für Geschichtsbücher hatte sie ebenfalls von ihrer Mutter geerbt, während sich ihr Vater eher für Astronomie interessierte.

    Der König war gerade in einen dicken Wälzer über Sternenbilder vertieft, als Zelda neben seinem Sessel stehen blieb und ihn zum Gruß auf die Stirn küsste. Er regierte überhaupt nicht auf sie, bis er seinen Satz zu Ende gelesen hatte. Dann erst blickte er zwischen den Seiten auf und nahm sich die tief auf die Nase gezogene Lesebrille ab.
    »Was kann ich für dich tun mein Kind?«, fragte er mit seiner warmen, brummenden Stimme.

    Ihr Vater war von großer, breite Statur, hatte lange weiße Haare und einen weißen Vollbart. Bevor ihre Mutter starb, war er so blond wie sie selbst, doch nach dem Tod seiner geliebten Frau wurde er innerhalb weniger Monate schneeweiß. Er trug einen dunkelblauen Mantel mit goldenen Verzierungen, der in der Mitte mit einer Gürtelschnalle in Form des königlichen Wappens zusammengehalten wurde.
    »Vater, ich denke ich bin nun alt genug, das Schlossgelände alleine zu verlassen und das Königreich kennen zu lernen. Ich möchte von dir die Erlaubnis, aus der Stadt reiten zu dürfen.«
    Der König schwieg eine Zeit lang und räusperte sich schließlich. »Aber du warst doch schon in den Provinzen des Landes, wenn deine Mutter und ich dich mitgenommen haben. Du kennst Hyrule doch schon.«
    »Nein, Vater, ich kenne die Adeligen und die Königshäuser von Hyrule. Nicht das Volk. Bitte Vater, es ist wichtig, dass ich Hyrule und seine Bewohner wirklich kenne, bevor ich den Thron übernehme. Das musst du doch verstehen!«, flehte sie. Der König lachte.
    »Und das beabsichtigst du sobald zu tun? Leide ich etwa an einer schweren Krankheit, von der ich noch nichts wusste?« Zelda zog die Augenbrauen zusammen.
    »Nein, so war das nicht gemeint. Aber du musst doch auch sehen, dass du mich nicht länger hier einsperren kannst, wenn ich doch tatsächlich darauf vorbereitet werden sollte, zu regieren! Es gibt Dinge, die kann man nicht aus Büchern lernen!« Daraufhin musste ihr Vater schmunzeln. »Diese Abenteuerlust hast du von deiner Mutter…sie gab sich mit dem Hofleben auch nicht zufrieden. Vor allem in jungen Jahren vor deiner Geburt…« Der König sprach nicht weiter und blicke gedankenverloren in den Kamin.
    »Vater?«
    »Ah ja, ja, mein Kind. Nun gut…so soll es sein. Du darfst aus der Stadt reiten…aber nur in Begleitung von Impa!« Zelda überlegte kurz. Sie wollte die Geduld ihres Vaters nicht überstrapazieren, indem sie zu viel forderte. Sie musste vorsichtig vorgehen.
    »Danke Vater!« Sie schenkte ihm ein Lächeln und einen weiteren Kuss auf die Wange. »Aber Impa ist deine politische Beraterin, sie ist viel zu wichtig, um tagelang fort vom Hofe zu sein!«
    »Sie ist aber auch gleichzeitig eine hervorragende Kämpferin und in der Lage, dich zu beschützen. Wen soll ich denn sonst abstellen, um dich zu begleiten?« Die Prinzessin überlegte gekünstelt.
    »Mhh…beauftrage Impa doch, den besten Kämpfer aus den Reihen der Soldaten auszuwählen. Sie kennt die Männer.« Der König strich sich durch den langen Bart und überlegte.
    »Nun, wahrscheinlich bist du mittlerweile wirklich alt genug, um eigenständig durch das Land zu reisen. Und Impa ist zu wichtig für meine Regierung, als dass sie ständig mit dir fort sein könnte. Du brauchst einen Leibwächter, der zugleich loyal und ein sehr guter Kämpfer ist. Ich werde ihn mir selbst aussuchen!«
    Zelda blickte zufrieden aus einem Fenster neben dem Kamin und hoffte, dass ihr Plan aufgehen würde.

    Die Prinzessin erschien nun jeden Tag zur etwa gleichen Zeit an der Mauer zum Übungsplatz. Manchmal blieb sie nur ganz kurz und wünschte den Soldaten einen schönen Tag. An manchen Tagen blieb sie länger. Einmal ließ sie sich vom Hauptmann in Begleitung Impas über das Gelände führen.
    »Seit wann interessiert sich die Prinzessin so sehr für uns?«, hörte Link einen der Bogenschützen neben sich fragen. Hauptmann Dagor ließ die Truppen, kurz nachdem Zelda wieder gegangen war, zu sich rufen. »Hört mal Männer! Ihre Hoheit, die Prinzessin, legt besonderen Wert auf eine gut ausgebildete Armee – ich möchte aber nicht, dass ihr euch durch ihre Anwesenheit ablenken oder unter Druck setzen lasst! Ihr müsst euch nicht jeden Tag in Bestform zeigen!«
    »Nein, nur einer von uns!«, witzelte Jagon, ein etwas älterer Schwertkämpfer mit graumeliertem Bart. Er nickte dabei in Links Richtung. Einige Soldaten lachten. Es ist ihnen aufgefallen, dachte Link panisch und merkte, dass ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Hat uns jemand uns gesehen?
    »Ruhe Männer!«, donnerte Dagor, »Ich dulde absolut keine Frivolitäten im Zusammenhang mit unserer ehrenwerten Prinzessin! Zurück an eure Waffen!«

    Link warf Jagon einen bösen Blick zu und legte einen neuen Pfeil auf die Sehne seines Bogens. Er hatte sich seit dem Ausflug mit der Prinzessin stundenlang den Kopf zerbrochen und schlecht geschlafen. Wenigstens beim Training konnte er sich ablenken – zumindest, wenn sie nicht anwesend war. Er konnte ihr Verhalten nicht einordnen. Wollte sie einfach ihrem Alltag entfliehen und brauchte dafür einen Soldaten, der dumm genug war, seinen eigenen Hals zu riskieren? Link fragte sich, ob sie wusste, wie gefährlich diese heimlichen Aktionen auch für ihn waren. Oder hatte sie tatsächlich ein Auge auf ihn geworfen? Falls ja, wusste er gar nicht, ob er die Gefühle wirklich erwiderte. Schließlich kannte er sie kaum. Dennoch hämmerte sein Herz heftig gegen seine Brust, wenn er an sie dachte. Und wenn er nachts stundenlang wach lag, sah er ihr Gesicht vor seinen Augen.

    Einige Tage später befahl der Hauptmann Dagor frühmorgens alle Soldaten zu versammeln. Er stellte sich auf eine Holzkiste am Rande des Platzes, sodass alle ihn sehen und hören konnten. »Männer!«, brüllte er. »Der König hat sich angekündigt! Er will morgen Vormittag den Zustand seiner Armee begutachten. Ich will, dass ihr euch von eurer besten Seite zeigt! Bringt den Übungsplatz in Ordnung, poliert eure Rüstungen und Waffen und feilt an euren Techniken. Seid morgen ausgeschlafen, gewaschen und rasiert! Und keine Trinkgelage heute Abend!«

    Nachdem der Hauptmann seinen Apell beendet hatte, seufzten einige der Männer. »Das bedeutet wieder Nachtschicht!«, jammerte ein junger Soldat namens Arnet. Er war bereits seit zwei Jahren in der königlichen Armee und bei weitem noch nicht so geschickt im Umgang mit den Waffen wie Link. Doch als Soldatensohn in vierter Generation genoss er einen sicheren Platz in der Truppe. Er war größer als Link und hatte kurzes, schwarzes Haar und grüne Augen. Link konnte nicht sagen, dass er ihn besonders mochte. Im Gegensatz zu ihm selbst, strengte der sich beim Training nicht wirklich an und er hatte ihn noch nie an den übungsfreien Tagen auf dem Platz gesehen. Vielmehr vertrieb er sich die Zeit im Schankhaus und seinen geringen Soldatenlohn gab er offenbar für Mädchen aus. Er gab sich zumindest nicht besonders große Mühe, dies zu verbergen. Link hatte den Eindruck, dass Arnet nur deshalb Soldat war, weil es seine Familie von ihm erwartet hatte und nicht, weil er eine Leidenschaft dafür hatte.

    Die Soldaten arbeiteten an diesem Tag alle bis spätabends, um die Befehle ihres Hauptmannes umzusetzen. Als sie nach Sonnenuntergang aus ihrem Dienst entlassen wurden, war Link der Letzte auf dem Platz. Er wollte unbedingt noch an seinem Umgang mit dem Schild feilen, um sich dem König in perfekter Form zu zeigen. Seit er der königlichen Armee beigetreten war, hat er jeden Tag unermüdlich trainiert und wahnsinnig schnell gelernt. Nun war für ihn die erste Gelegenheit, vom König selbst wahrgenommen zu werden. Diese Chance durfte er sich nicht verbauen. Und so wartete er, bis er den Platz für sich allein hatte, um im Fackelschein an seinen Verteidigungsmanövern zu feilen.

    Er hatte gerade eine halbe Stunde trainiert, als er am Rande des Übungsplatzes eine Gestalt unter einer Kapuze wahrnahm. Sie schritt langsam aus dem Schatten in die Mitte des Platzes, sah sich kurz um und schob schließlich ihre Kapuze vom Kopf. Es war die Prinzessin.
    »Hallo Link«, begrüßte sie ihn.
    »Eure Hoheit.« Link verneigte sich. Er war verschwitzt und völlig außer Atem und so wartete er ab, dass sie das Wort ergriff.
    »Du trainierst wirklich sehr hart. Ich denke du wirst morgen einen sehr guten Eindruck machen.«

    Link lächelte und nickte dankend. Als Zelda erneut sprach, senkte sie ihre Stimme zu einem Flüstern, wobei sie näher an ihn herantrat. »Mein Vater wird morgen unter allen Kämpfern den Besten heraussuchen und ihn zu meiner persönlichen Leibwache ernennen. Er soll mich bei meinen zukünftigen Reisen durch das Land begleiten und beschützen.« Ihre Augen leuchteten aufgeregt. »Link, ich weiß, dass du der Beste bist. Und ich weiß, dass du morgen überzeugen wirst!« Sie ergriff seine rechte Hand. Link wusste nicht, was er sagen sollte. Er war völlig überrumpelt. »Eure Hoheit, ich…ich werde natürlich mein Bestes geben. Aber…« Er suchte nach den richtigen Worten, was ihm nach einem ganzen Tag harter körperlicher Arbeit schon schwer genug fiel, »…aber was bedeutet das für Euch?«

    Zelda lächelte verlegen. »Das bedeutet, dass wir viel Zeit miteinander verbringen können, ohne uns verstecken zu müssen.«

    Link löste sich erschrocken von ihrer Hand und sank auf ein Knie. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. »Eure Hoheit, ich bin nur ein einfacher Soldat und Eurer nicht würdig. Ich würde mein Leben geben, um Euch und den König zu beschützen. Aber ich bin kein Edelmann und ich bin es nicht wert, dass Ihr…dass Ihr eure Zeit mit mir verbringen wollt.«

    Er klang beinahe verzweifelt, doch war er froh, die Worte ausgesprochen zu haben. Er fixierte weiterhin den Boden und wartete darauf, dass die Prinzessin enttäuscht den Platz verlassen würde.


    Doch sie hockte sich vor ihm auf die Knie, nahm sein Gesicht in ihre Hände, sodass er sie nun direkt anblickte. »Doch, du bist es wert.«, flüsterte sie. Ihr Gesicht war nun ganz nah an seinem und er spürte ihren Atem auf seinen Lippen. Sie sah ihn mit ihren glänzenden grünen Augen an und Link war wie erstarrt. Sein Herz schlug ihm fast schmerzvoll bis zum Hals. Er wollte zurückweichen, doch seine Muskeln gehorchten ihm nicht mehr und stattdessen spürte er, wie sich ihre Lippen immer näherkamen.

    Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ die beiden zusammenzucken. Zelda sprang auf und zog sich die Kapuze wieder über den Kopf. Sie klopfte sich den Staub von den Knien und blickte sich hektisch um. »Viel Glück morgen!«, flüsterte sie und verschwand wieder im Schatten.

    Zelda eilte mit gesenktem Kopf über die Wehrmauern am Übungsplatz und wollte sich gerade durch den Kücheneingang unbemerkt ins Schloss zurück schleichen, als sie plötzlich am linken Arm festgehalten wurde. Sie erschrak kurz bis sie erkannte, wer sie festhielt. »Impa! Ihr habt mich zu Tode erschreckt!« Die Shiekah sah sie ernst an. »Prinzessin, das ist keine gute Idee«, sagte sie warnend und deutete mit dem Kopf Richtung Übungsplatz. Zelda’s Miene verfinsterte sich. Sie löste sich von Impas Griff. »Das ist meine Sache.«
    »Das wird der König anders sehen. Er ist nur ein Soldat!« Zelda konnte nicht fassen, was sie hörte. Doch sie hatte keine Lust zu diskutieren. Ohne eine weitere Antwort ließ sie Impa stehen und eilte zurück ins Schloss, während diese ihr sorgenvoll hinterherblickte.

    Link versuchte nach dieser Begegnung weiter zu trainieren, doch er merkte recht schnell, dass er sich kein Stück mehr konzentrieren konnte. In seinem Kopf rasten die Gedanken und frischen Erinnerungen und er konnte seine Gefühle nicht richtig ordnen. Er brauchte dringend Schlaf. Also räumte er seine Waffen zurück ins Waffenlager, legte das schwere Kettenhemd ab und ging zu den Soldatenunterkünften neben dem Übungsplatz. Dort war es mittlerweile stockfinster – die Kameraden schienen sich alle an die Anweisungen zu halten, keine Trinkgelage mehr zu veranstalten und früh zu Bett zu gehen. Link zog sich die Stiefel am Eingang der Unterkunft aus und schlich leise in die Küche. Dort suchte er in den Schränken nach etwas Brot und Schinken und füllte sich einen kleinen Tonkrug mit Milch. Er setzte sich an einen der leeren Tische im Speiseraum und merkte dann erst, dass er keinen Bissen herunterkriegen würde. Hastig leerte er den Milchkrug, um nicht mit einem Loch im Bauch schlafen gehen zu müssen. Anschließend war er so müde, dass er sofort in den Schlafsaal kroch und auf seine Matratze fiel.
    Link dreht sich noch einmal zur Seite und holte seine Kette aus dem Hemd hervor. »Was soll ich nur tun, Vater?«, flüsterte er und schlief ein paar Minuten später ein.

    Zwei Betten neben Link lag noch ein Soldat wach und beobachtete ihn argwöhnisch. Er wartete ab, bis Link eingeschlafen war, stand auf und schlich sich leisen Fußes aus dem Schlafsaal.

  • Eigentlich wollte ich dieses Kapitel loben, doch zum Schluss wurde ich bitter enttäuscht. Du erzählst eine Geschichte, in der Link einen Krug nimmt, um daraus zu trinken?! Zerschlagen würde ee ihn, um so an etwaige Rubine zu gelangen! :w00t:


    Spaß beiseite. Das Kapitel ist wieder sehr gelungen. Ich mochte die Unterhaltung zwischen Zelda und ihrem Vater. Man konnte spüren, wie deren Beziehung zueinander ist.

    Sehr interessant war auch der Anschluss. Zuvor kam es mir fast schon zu "sauber" vor, dass Zeldas Plan so gut aufgehen sollte. Aber mit diesem Soldaten (Arnet?) könnte es spannend werden!


    P.S. mit deinem tollen Schreibstil würdest du sicher gut in das Zelda-RPG hier im Forum passen :smile:

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Wieder ein sehr schönes Kapitel :) Ich finde auch die Länge der einzelnen Kapitel sehr passend gewählt und auch dein Pacing ist super, es passiert nicht zu viel aber immer etwas.


    Ich bin außerdem großer Fan der kleinen Details, die du einbaust, wie z.B. dass der König sich eher für Astronomie interessiert und mit voller Aufmerksamkeit liest. Generell fand ich die Szene in der Bibliothek sehr gelungen, sowohl von der Beschreibung des Raumes (ich musste bei den Statuen der Göttinnen an den Thronsaal in Twillight Princess denken - nur eben in kleiner) als auch von der Beschreibung des Königs und seiner Beziehung zu seiner Tochter.

    Außerdem bin ich nach dem letzten Satz sehr gespannt auf die Fortsetzung und darauf, ob Zeldas Plan wirklich so aufgehen wird, wie sie sich das vorstellt!

  • Kapitel 4: Der Zweikampf


    Das morgendliche Signalhorn ertönte besonders früh. Link hörte es stumpf wie aus der Ferne, während er nur schwerfällig erwachte. Die anderen Soldaten standen zügig auf und begaben sich zum Waschraum. Nur einer, ein etwas rundlicher junger Mann, hockte sich neben Links Bett und rüttelte aufgeregt an seiner Schulter.

    »Link, komm schon, auf mit dir! Heute kommt doch der König!«

    »Schon gut, Mukko, ich bin wach«, seufzte Link. Ihm schmerzten alle Glieder von den langen Übungsstunden am Tag davor und gegessen hatte er auch zu wenig. Er schlug die Decke beiseite und kämpfte sich verschlafen auf die Beine. Mukko war gerade dabei sich anzuziehen.

    »Oh Mann Link, du wirst heute so gut sein, du wirst es allen zeigen!«, rief er hektisch, während er sich mit ungeschickten Fingern den Gürtel und die Hüfte legte. Link grinste verlegen.


    Mukko war sein größter Fürsprecher und einziger Freund in Hyrule Stadt. Er war ebenfalls bei den Schwertkämpfern, konnte tatsächlich aber besser mit den Fäusten kämpfen und aufgrund seines Körperumfanges auch locker jeden seiner Kameraden besiegen. Für einen Mann war er zwar relativ klein, hatte aber eine Statur wie ein Gorone – massiv und stark. Da seine Stimme recht hell klang und er dazu noch lispelte, wurde er von den anderen Soldaten gerne verspottet und von den Mädchen ausgelacht. Link war der Einzige, indem er einen Freund gefunden hatte, da Link sich nicht um Äußerlichkeiten scherte. Als zwei Jungs Mukko einmal beim Frühstück mit rohen Eiern beworfen hatten, sprang Link blitzschnell von seiner Bank, lief auf die beiden Täter zu und schüttete ihnen ihre Milchkrüge in den Schoß. Dafür holte er sich anschließend eine blutige Lippe. Als Mukko sich dafür bei Link entschuldigen wollte, freundeten die beiden sich an. Mukko war ein langsamer Denker, so erklärte der Hauptmann Dagor ihnen es jedenfalls, aber er war herzensgut.


    Link lächelte seinem Freund zu, klopfte ihm auf die Schulter und schritt schließlich mit steifen Gliedern in die Waschräume. Nachdem er fertig angekleidet war und gefrühstückt hatte, ging er mit seinen Kameraden in die Waffenkammer, um sich auszurüsten. Er brauchte nicht lange, um festzustellen, dass sein Schwert und Schild nicht mehr an dem Platz waren, an dem er sie gestern Nacht abgelegt hatte. Und auch sein Kettenhemd, eigens für ihn angefertigt, war ebenfalls nicht aufzufinden. Während die anderen Soldaten alle ihre Rüstungen anlegten, suchte Link fieberhaft die Waffenkammer ab.

    »Link, was machst du denn da?«, fragte Mukko besorgt.

    »Meine Waffen und Rüstung sind verschwunden. Ich weiß ganz genau, dass sie gestern Nacht noch hier waren!«

    »Was ist los Link?«, spottete Arnet und grinste, während er seinen Brustharnisch anlegte. »Willst du dich etwa drücken? Hast du Lampenfieber?« er lachte auf und einige andere Soldaten stimmten in das Gelächter mit ein. Link warf ihnen einen vernichtenden Blick zu.

    »Wo sind meine Sachen?!«, rief er Arnet wütend entgegen. Dieser zuckte nur mit den Schultern und grinste breit.

    Das verriet ihn endgültig. Link ging zügig auf ihn zu und packte ihn am Kragen.

    »Wo hast du sie versteckt?!«

    Arnet löste sich aus dem Griff und schubste Link heftig zu Boden.

    »Wie kommst du darauf, dass ich es war? Wahrscheinlich hast du deinen Kram absichtlich versteckt, damit du heute nicht antreten musst. Du Feigling!«


    In diesem Moment brannte Link eine Sicherung durch. Er hievte sich wieder auf die Beine und sprang auf Arnet zu. Zwar war dieser etwas breiter gebaut, doch Link schaffte es dennoch, ihn umzureißen. Als Arnet unter ihm auf dem Boden lag, holte Link weit aus und traf ihn mit der rechten Faust an der Schläfe. Sein Gegner schrie laut auf und versuchte sich wegzudrehen. Bevor Link erneut zum Schlag ausholen konnte, wurde er ruckartig nach hinten gerissen. Hauptmann Dagor hatte ihn an seinem Kragen von Arnet heruntergezogen und stellte ihn nun wie eine Puppe auf die Füße.


    »Was in Hylias Namen ist hier los, ihr beiden!?« brüllte er. Auf dem Platz herrschte urplötzlich eine Totenstille. Dagors zorniger Blick wanderte zwischen dem immer noch am Boden liegenden Arnet und Link hin und her.

    »Antwortet gefälligst!!«, donnerte er nun so laut, so dass einige der umstehenden Soldaten zusammenzuckten. Link blickte ihm nun entschieden entgegen.

    »Arnet hat meine Rüstung und meine Waffen versteckt, damit ich heute nicht teilnehmen kann«, entgegnete er mit bebender Stimme.

    »Das ist nicht wahr!«, brüllte Arnet, der sich mit der rechten Hand Blut von der Schläfe wischte.

    »Ruhe!« Das Gesicht des Hauptmannes verdunkelte sich. »Ihr seid beide eine Schande für diese Armee! Ihr rauft euch auf dem dreckigen Boden, obwohl der König und die Prinzessin hierhin unterwegs sind! Ausgerechnet heute habt ihr euch entschieden, euch wie wild gewordene Kinder zu benehmen! Euch werde ich dem König nicht vorführen, ihr habt euch beide von diesem Platz zu entfernen!«


    Link rang um Fassung und hatte den Mund schon zu einer Antwort geöffnet, entschied sich aber dagegen, den Hauptmann noch mehr zu erzürnen. Er senkte den Kopf. »Jawohl, Hauptmann.«

    Dagor blickte Link noch eine kurze Weile an und spürte eine tiefe Enttäuschung in ihm brodeln. Er hatte diesen Jungen wohl überschätzt.

    »Wegtreten!«, rief er und nun gingen auch die anderen Soldaten wieder zu den Waffenständern, um sich weiter auszurüsten. Nur Mukko blieb wie ein Felsen an Ort und Stelle stehen. »Herr Hauptmann, es war nicht Links Schuld! Arnet hat seine Sachen versteckt!«, protestierte er mit schriller Stimme. Dagor rieb sich seufzend zwischen den Augen. »Mukko, genug. Geh und leg deinen Harnisch an!« Mukko blickte enttäuscht zu Boden und schlurfte davon.


    Link ging zwischen den anderen Soldaten hindurch und versuchte diese überwältigende Wut in ihm zu beherrschen. Mit zusammengebissenen Zähnen ging er zum Schlafsaal und als er sich sicher war, allein dort zu sein, setzte er sich auf sein Bett und vergrub sein Gesicht in den Händen.


    Zwei Wachen kündigten die Ankunft der Königsfamilie an. Hauptmann Dagor empfing nickend die Botschaft, dass der König und seine Tochter unterwegs seien und wandte sich an seine Truppen, die mittlerweile auf dem Übungsplatz versammelt waren. Sie standen dort in Formation, allesamt in frisch polierten Rüstungen und Kettenhemden. Die Schwerter waren geschärft, die Sehnen der Bogen neu gespannt und die Schilde glänzten in der warmen Morgensonne.

    Der König von Hyrule trat in Begleitung seiner Tochter, Impa und zweier Wachen auf der Schlossmauer in Erscheinung.

    Dagor verneigte sich. »Eure Majestät, ich präsentiere Euch Eure königlichen Truppen.«

    Zelda lehnte sich aufgeregt über die Mauer und hielt Ausschau nach Link. Sie wusste, dass sie bei den Schwertkämpfern suchen musste, doch da die Soldaten alle Helme trugen, konnte sie die Gesichter kaum erkennen.

    Ihr Vater ging voran, während sie die schmalen Treppen auf den Platz hinunterstiegen. Man hatte am Rand des Platzes, im Schatten, ein Podest mit zwei Stühlen errichtet, auf den der König und die Prinzessin sich schließlich setzen. Von dort hatten sie einen guten Überblick.


    Die Soldaten standen alle regungslos in Reih und Glied und erwarteten ihre Befehle. Hauptmann Dagor wartete, bis der König und Zelda Platz genommen hatten. Impa stellte sich mit verschränkten Armen neben Zeldas Stuhl und ließ ihren Blick über die Reihen der Soldaten schweifen.

    Der König erhob das Wort. »Meine treuen Soldaten! Ich habe euch heute hier versammeln lassen, um den besten Kämpfer unter euch zu finden!« Er wandte sich langsam an seine Tochter.

    »Eure Prinzessin, meine Thronerbin, benötigt für ihren zukünftigen Reisen einen zuverlässigen Beschützer. Ich möchte sehen, ob ich ihn in euren Reihen finden werde.«


    Der Hauptmann drehte sich überrascht zum König um und zögerte für einen Augenblick. Dann wandte er sich wieder an seine Streitkräfte und rief laut: »Bogenschützen an die Seite, von den Schwertkämpfern Egun, Dagonet, Yasten, Horid, Welduin, Ragor, Ermet, Silon und Fargo in den Zweikampf!« Die acht auserwählten Männer sammelten sich in der Mitte des Platzes und begannen sich mit Schwert und Schild zu duellieren. Das Geräusch aufeinandertreffender Klingen erfüllte die Luft.



    Zeldas Blick huschte von einem Soldaten zum nächsten, doch konnte sie ihn nirgends entdecken. Impa bemerkte ihren irritierten Gesichtsausdruck und legte eine Hand auf ihre Schulter.

    »Was besorgt Euch, Hoheit?« Zelda lehnte sich zu ihr herüber und flüsterte.

    »Er ist nicht auf dem Platz! Es sollten doch alle Soldaten antreten.« Impa brauchte nicht nachfragen, wen die Prinzessin meinte. Sie hielt für einen Moment inne und dachte nach. Zelda blickte unglücklich in die Menge der Soldaten und dann wieder zu ihr. »Impa, bitte!«

    Die große Shiekah-Frau nickte ihr schließlich mit ernster Miene zu und schritt von dem Podest herunter auf Hauptmann Dagor zu.

    »Hauptmann, warum sind nicht alle Soldaten auf dem Platz?« Er schaute verwundert zu ihr hoch und räusperte sich. Ihr strenger Blick ließ keinen Zweifel daran, dass mit ihr nicht zu diskutieren ist.

    »Zwei junge Soldaten haben sich heute Morgen so undiszipliniert gezeigt, dass ich sie dem König heute nicht vorführen wollte.«

    »Was haben sie angestellt?«

    »Nun ja…sie hatten nichts Besseres zu tun, als sich zu raufen.«

    Impa kräuselte ihren Mund zu einem unterdrückten Lächeln, setzte aber kurz darauf wieder ihren strengen Blick auf.

    »Hauptmann…ich möchte jeden einzelnen hylianischen Soldaten auf diesem Platz sehen.«

    »Aber…«

    »Sofort!«

    Dagors Miene verfinsterte sich, aber da er ihrem Kommando unterstellt war, hatte er keine Wahl. Er marschierte in die Soldatenunterkünfte und kam kurz darauf mit zwei jungen Männern im Schlepptau wieder heraus. Arnet trug nur seine halbe Rüstung und ein großes Pflaster zierte seine rechte Schläfe. Link hatte weder Stiefel noch Rüstung an. Dagor hatte ihn auf seinem Bett grübelnd vorgefunden und ihn sofort zu den anderen Soldaten nach draußen befehligt. So stand er nun vor den Augen des Königs und der Prinzessin, barfuß und nur in eine knöchellange Hose und eine Tunika gekleidet, die Haare zerzaust.


    Als Zelda ihn sah, traute sie ihren Augen nicht. »Was soll das…«, murmelte sie leise. Ihr Vater bemerkte die beiden Neuankömmlinge und rief den Hauptmann zu sich. Zelda konnte mit anhören, was Hauptmann Dagor ihm berichtete und versuchte zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Hatte sie sich in Link getäuscht?

    »Haltet ein!«, rief der König und erhob sich aus seinem Stuhl. Die ausgewählten Kämpfer unterbrachen sofort ihr Duell.

    »Du, komm in die Mitte des Platzes!« Er zeigte auf Link, während er sprach.


    Link schaute sich erschrocken um, da er sich vergewissern wollte, ob auch wirklich er gemeint war. Es blieb leider kein Zweifel. Beschämt und unter der Last dutzender Blicke schritt er langsam in die Mitte des Platzes vor dem Podest, auf dem der König und die Prinzessin saßen. Er fragte sich, was Zelda in diesem Augenblick von ihm dachte. Er vermutete, dass sie gerade maßlos enttäuscht sein musste und wünschte sich, der Boden unter ihm würde einfach aufbrechen und ihn verschlingen. Er wagte es nicht, zu ihr aufzuschauen.

    Link versuchte, sich die Demütigung nicht anmerken zu lassen und schritt entschlossen vor das Königspodest. Dann kniete er vor dem König und hielt den Kopf unten.

    »Wie ist dein Name?«

    »Link, Eure Majestät.«

    »Warum erscheinst du vor deinem König ohne Rüstung und Waffen?«

    »Sie wurden heute Morgen versteckt, Eure Majestät. Ich bitte um Vergebung.«

    Hauptmann Dagor schritt nervös von einem Bein auf das andere und betete innerlich, dass Link es nicht noch schlimmer machen möge, als es eh schon war. Der König schmunzelte.

    »Versteckt…so so…warum sollte jemand so etwas tun? Ausgerechnet wenn der König seine Truppenstärke begutachten will?«, fragte der König freundlich aber bestimmt.

    Link zögerte und hielt das Gesicht starr zu Boden gerichtet.

    »Ich…ich vermute aus Neid, eure Majestät.« Link hörte ein leises Schnauben hinter sich und wusste sofort, dass es Arnet war.

    »So, so. Und aus Neid wurde Zorn und so gehen sich zwei junge Soldaten, die eigentlich für ihr Land zusammenhalten sollten, gegenseitig an die Kehle wie wilde Hunde…«, sagte der König kopfschüttelnd. »Das ist kein angemessenes Verhalten für einen echten hylianischen Soldaten.«

    »Vergebt mir, Euer Majestät«, wiederholte Link.

    »Vater, bitte!«, flüsterte Zelda deutlich hörbar. »Er wurde schon genug gedemütigt.«


    Der König schaute sie scharf an. Dann dreht er sich wieder in Richtung der Soldaten. »Dieser junge Mann hier hat die ehrbare Möglichkeit, eine erstklassige Soldatenausbildung in der königlichen Armee zu erhalten. Doch anstatt dieser Aufgabe mit Würde und Respekt zu begegnen, lässt er seinen Emotionen freien Lauf und schlägt auf einen anderen Soldaten ein. Männer, ihr müsst lernen, solche Gefühle zu beherrschen, um im Ernstfall dem Feind entgegentreten zu können!« Zelda rollte mit den Augen.

    »Bursche, ich möchte, dass du aus diesem Fehler lernst. Ich lasse dich erneut gegen deinen Kontrahenten antreten.«

    Der König schaute in Richtung Arnets, der sich noch immer den Ärmel an die Schläfe hielt. »Wie heißt du Soldat?« Arnet fiel sofort auf ein Knie. »Arnet, Eure Majestät! Sohn des Torget!« Der König fasste sich in den Bart. »Ah. Torgets Sohn! Dein Vater war ehrgeizig und einer meiner besten Krieger. Mal sehen, was von ihm in dir steckt! Gebt ihm Schild und Schwert!«


    Arnet schaute völlig verdutzt zwischen dem im Staub knieendem Link, dem König und seinem Hauptmann hin und her. Dagor befahl einem neben Arnet stehendem Soldaten, diesem sein Schwert und Schild auszuhändigen. Nachdem er ausgerüstet war, warteten alle auf weitere Befehle des Königs.

    »Steh auf, Link! Meine Tochter wünscht, dir Vergebung und Milde zu zeigen. Ich möchte jedoch erst sehen, ob du ihres Mitgefühls überhaupt würdig bist!« Der König setzte eine spannungssteigernde Pause in seine Ansprache. »Du trittst nun gegen Arnet im Zweikampf an. Ich möchte, dass ihr euch bekämpft wie echte Männer und nicht wie zwei Waschweiber!«


    Link erhob sich und blickte zum Hauptmann. Dieser nickte »Link, geh in die Waffenkammer und…« Der König hob eine Hand und unterbrach damit Dagors Befehl.

    »Nein, Soldat. Du wirst nur mit dem kämpfen, was du gerade trägst!« Dem Hauptmann Dagor und Link stand beiden der Mund offen.

    »Vater!« Nun erhob Zelda ihre Stimme und stand aus dem Stuhl auf. »Ich bitte Euch! Er hat seine Lektion gelernt!« Der König wunderte sich, dass seiner Tochter das Schicksal dieses jungen Soldaten so nahe ging, doch widmete er ihr lediglich einen eisernen Blick und gebot ihr, sich wieder zu setzen.

    Arnet legte derweil seine Rüstung vollständig an und hielt Schwert und Schild kampfbereit. Link blieb kurz stehen und schloss die Augen. Er atmete tief ein und aus. Dann legte er seine rechte Hand auf sein Herz und sagte mit fester Stimme: »Wie Ihr wünscht, Eure Majestät.« Der König nickte zufrieden, während seine Tochter mit vor dem Mund gehaltener Hand tiefer in ihren Stuhl sank.


    Die umstehenden Soldaten bildeten einen weiten Kreis um die beiden Kontrahenten. Arnet lächelte siegessicher und feixte Link an. Link versuchte, sich zu konzentrieren und betete innerlich zur Göttin Hylia. Hierfür würde er ihre Unterstützung brauchen. Sein Gegner war zwar ein Idiot, aber auch ein guter Schwertkämpfer.

    Arnet setzte zum ersten Angriff an und holte mit dem Schwert aus. Diesem Hieb konnte Link leicht ausweichen. Er begriff, dass er sich schneller bewegen konnte, als bei den sonstigen Trainingsstunden, da er weder Kettenhemd noch Rüstung trug. Und so konnte er auch der folgenden Attacke mit Leichtigkeit ausweichen, indem er sich an Arnet vorbei rollte. Nun stand er hinter ihm und zögerte nicht einen Moment, bevor er ihm einen kräftigen Tritt in die Kniekehle verpasste. Arnet fiel sofort auf die Knie, rappelte sich jedoch schnell wieder auf und wirbelte mit dem Schwert herum. Link schaffte es in letzter Sekunde, sich zu ducken. Er hörte Zelda erschrocken aufschreien und die anderen Soldaten raunten aufgeregt. Die beiden Kontrahenten standen sich nun wieder gegenüber. Diesmal griff Arnet nicht gleich an, sondern wartete auf einen Gegenangriff. Link hatte zwar nur seine Fäuste als Waffen, doch die hatten ihm schon einmal schwer zugesetzt.

    »Los mach ihn fertig, Arnet!« hörte er einen Kameraden aus der Menge brüllen. Andere stimmten mit ein. Link suchte fieberhaft nach einer Strategie. Arnet würde ihn nicht erneut zuerst angreifen. Stattdessen lief der Angeber auf dem Platz hin und her und schwang dabei demonstrativ sein Schwert. Link musste nun den ersten Schritt wagen, auch wenn dieser Kampf beinahe aussichtslos war. Er musste nun einfach alles geben.

    Er nahm all seinen Mut zusammen und sprintete auf seinen Gegner zu. Er täuschte eine Attacke auf dessen Hals an, sodass Arnet sofort seinen Schild hochhielt. Das versperrte ihm jedoch die Sicht auf seinen Gegner. Link nutze die Gelegenheit und warf sich im letzten Moment auf den Boden, rollte sich ab, gelang wieder hinter Arnet und zog ihn an dessen Kettenhemd zu Boden. In diesem Moment lies Arnet seinen Schild los, um sich mit der freien Hand abzufangen. Link griff blitzschnell danach und rammte in der nächsten Sekunde die Spitze des Schildes auf das rechte Handgelenk seines noch am Boden hockenden Gegners. Arnet stöhnte auf und lies den Griff um sein Schwert lockerer. Mit seiner freien Hand schnappte Link sich nun auch dies, trat noch einmal kräftig gegen Arnets Brustpanzer sodass dieser nun mit dem Hinterkopf gegen den Boden prallte. Als er wieder aufsah, zeigte die Spitze seiner eigenen Schwertklinge auf seinen Hals und Link lächelte ihm zufrieden entgegen.


    Es dauerte mehrere Augenblicke bis Arnet begriff, dass er tatsächlich verloren hatte. Sekundenlang herrschte beeindruckte Stille unter den Anwesenden. Diese wurde jäh unterbrochen durch die dröhnende Stimme des Königs »Bravo! Sehr gut, junger Mann!« Er begann zu Klatschen und alle anderen Soldaten stimmten mit ein. Das Klatschen von Mukkos Pranken war am deutlichsten zu hören. Er jubelte Link begeistert zu. Und Link konnte endlich durchatmen. Nun wagte er es zum ersten Mal, in Zeldas Richtung zu blicken. Sie stand applaudierend neben ihrem Vater und lächelte ihn erleichtert an. Der Anblick ihres strahlenden Gesichts versetzte ihm einen angenehmen Schauer.


    Als der König erneut zum Sprechen ansetze, hielten die anderen Soldaten sofort inne.

    »Soldat Link. Du hast völlig unbewaffnet einen größeren und erfahrenen, noch dazu gepanzerten und bewaffneten Kämpfer in kürzester Zeit zu Boden gebracht und im all seine Waffen abgenommen. Du hast wahrlich Mut und Talent!« Er schaute neben sich, wo seine Tochter den Sieger mit strahlenden Augen ansah. Dann dreht er sich um und schaute zum Impa. Sie verzog keine Miene, nickte dem König aber entschlossen zu.

    Dieser ging nun langsam die Stufen der Plattform hinunter auf Link zu. Arnet hatte sich mittlerweile wiederaufgerichtet und sich an den Rand der umstehenden Menge gestellt. Er schäumte vor Wut.

    Der König stand Link nun gegenüber und schaute ihn an. Link wich dem Blick nicht aus.

    »Du hast sehr loyale Augen…« Der König hielt kurz inne. »Wie alt bist du, Soldat?«

    »Achtzehn Jahre, Eure Majestät.«

    »Mhm, nur etwas älter als die Prinzessin. Fühlst du dich der Aufgabe gewachsen, sie zu beschützen? Sie nicht aus den Augen zu lassen und ihr ein zuverlässiger Begleiter auf ihren Reisen zu sein?« Link traute seinen Ohren nicht. Er rang einen Moment nach Fassung. Schließlich kniete er sich vor seinem König und stützte sich mit dem Schwert im Boden ab. Er schaute zu ihm auf und sagte mit fester und lauter Stimme:

    »Ich schwöre bei der Göttin Hylia, unserer höchsten Gottheit, dass ich eure Tochter, die Prinzessin, vor allem Übel beschützen werde! Ich würde mein Leben geben, um ihres zu retten!«

    Der König lachte überzeugt.

    »Dann scheint es mir keinen besseren Soldaten zu geben, um ihn meiner Tochter als Leibwache an die Seite zu stellen!«, rief er in die Menge. Er nickte in Richtung seiner Tochter, die zufrieden zurück lächelte.


    Während er Arnet schnaubend davonschreiten sah, versuchte Link zu fassen, was für ein Glück er gehabt hatte. Mukko grinste breit und deutete mit einem aufgerichteten Daumen in seine Richtung.

    Er wurde von den anderen Soldaten und Dagor beglückwünscht und Arnet wurde gezwungen, ihm seine Waffen und Rüstung zurückgegeben.

    Am Abend des gleichen Tages lag Link erschöpft in seinem Bett und konnte nur daran denken, wie stolz sein Vater nun auf ihn wäre. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.





    So, mal wieder vielen lieben Dank für die nette Rückmeldung zum letzten Kapitel :grins:  


    Generell fand ich die Szene in der Bibliothek sehr gelungen, sowohl von der Beschreibung des Raumes (ich musste bei den Statuen der Göttinnen an den Thronsaal in Twillight Princess denken - nur eben in kleiner) als auch von der Beschreibung des Königs und seiner Beziehung zu seiner Tochter.

    Toll, dass dir das so positiv aufgefallen ist! Ich weiß noch genau, welches Bild ich im Kopf hatte, als ich diese Szene beschrieben habe und wieviel Spaß mir das bereit hat. Ich liebe das detaillierte Beschreiben - davon kommt noch viel mehr :z08:

  • Was für ein Kapitel!

    Ich fands richtig gut wie du nach dem etwas unheilvollen Ende des letzten Kapitels den nächsten Tag für Link entsprechend schleppend eröffnet hast. Es konnte ja nicht alles so einfach sein, wie Zelda sich das erhofft hatte. Umso schöner, dass Impa sich für sie eingesetzt hat und Link so doch seinen Platz als ihr Leibwächter einnehmen kann. Auch die Kampfszene fand ich gut beschrieben, man konnte sich die Bewegungen und Positionen der Kämpfer gut vorstellen ohne dass die Geschwindigkeit verloren ging.


    Eine Anmerkung hätte ich noch (nicht als Kritik gemeint, einfach eine Idee):

    In diesem Moment brannte Link eine Sicherung durch.

    Bei solchen Phrasen denke ich mir oft, dass die Personen in dem Setting eher weniger wissen, was eine Sicherung ist und deshalb weniger so denken würden. Natürlich wird die Geschichte (besonders aus 3.Person erzählt) nicht von den Charakteren selbst direkt gedacht, ich hätte es an dieser Stelle aber einfach schöner gefunden, einen Satz zu lesen, der auch von einem Charakter stammen könnte (z.B. "In diesem Moment spürte Link wie ihm seine Beherrschung entglitt" oder so).


    Ansonsten freue ich mich schon auf mehr^^

  • Sehr spannendes Kapitle! Fand es wieder anschaulich und detailliert beschrieben. Den Kampf konnte ich mir gut vorstellen! Wie Lyra, bin auch ich über die "Sicherung" gestolpert, aber das ist nur eine Kleinigkeit, wie ich finde.

    Etwas schade fand ich, dass Link schon vernarrt in Zelda ist. Am Anfang wirkte er eher genervt. Davon hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr gewünscht - ist aber nur mein persönlicher Geschmack.

    Ob Arnet wirklich was mit der Sache zu tun hatte? Bin gespannt, wie es weitergeht!

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Vielen Dank für eurer konstruktives Feedback zum 4. Kapitel! Ich freue mich über solche Kritik, denn das zeigt mir, was ich noch anders machen kann / verbessern kann.


    Etwas schade fand ich, dass Link schon vernarrt in Zelda ist. Am Anfang wirkte er eher genervt. Davon hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr gewünscht - ist aber nur mein persönlicher Geschmack.

    Danke für den Hinweis! Das zeigt mir, dass ich seine Vernarrtheit in den früheren Kapiteln hätte deutlicher machen müssen - bzw. dass es weniger eine Genervtheit ist, sondern vielmehr ein Hin- und Hergerissen zwischen Pflicht und Gefühlen und damit eine große Verunsicherung.

    Bei solchen Phrasen denke ich mir oft, dass die Personen in dem Setting eher weniger wissen, was eine Sicherung ist und deshalb weniger so denken würden. Natürlich wird die Geschichte (besonders aus 3.Person erzählt) nicht von den Charakteren selbst direkt gedacht, ich hätte es an dieser Stelle aber einfach schöner gefunden, einen Satz zu lesen, der auch von einem Charakter stammen könnte (z.B. "In diesem Moment spürte Link wie ihm seine Beherrschung entglitt" oder so).

    Ja, stimmt! Das ist ein guter Hinweis, vielen Dank. Bei Mittelalter/ Fantasy settings sollte man vielleicht keine sprachlichen Bilder aus der Moderne verwenden !