Zyrra blickte die kleine Flasche in ihren Händen kritisch an. Als Ärztin wusste sie mit allerlei Kräutern und Pilzen umzugehen, aber das hier war etwas anderes. Auch sie hatten den vorsichtig warnenden Unterton in Links Stimme gehört. Für ihn halt das Feenwasser, aber er war auch der Auserwählte der Göttin, der dem Tod mit Mühe entwischt war. Es gab keine Garantie, dass das Mittel bei Rietnar die gleiche Wirkung zeigen würde. Dann wiederrum waren Feen gutmütige, sanfte Wesen, die sich friedliche Orte zum Leben aussuchten und Feenquellen waren immer auch der beste Ort, um dort Heilkräuter zu sammeln. Rietnar stöhnte neben ihr schmerzerfüllt auf und Zyrra traf eine Entscheidung.
"Ich werde das Mittel direkt auf die Wunde geben. Link, ihr sagt, ihr trinkt es für gewöhnlich, aber ich habe die Sorge, dass Rietnars Körper, besonders in diesem Zustand mit etwas so Fremden zusätzlich überfordert wäre. Wenn ich es nur auf die Verletzung gebe, halte ich den Kontakt zwischen seinem Körper und dem Feenwasser so gering wie möglich."
Die Prinzessin und ihr Ritter nickten nur. Zyrra durchfuhr ein kleiner Stich des Bedauerns. Sie wirkten so unglaublich jung und unsicher in diesem Moment, kein Vergleich zu dem Krieger, der zuvor die Yiga vertrieben hatte und der Prinzessin, die das ganze Dorf mit einigen Worten für sich gewonnen hatte. Zyrra war froh, ihnen ein klein wenig ihrer Last abzunehmen indem sie die Entscheidungen für Rietnars Behandlung übernahm.
Sie entkorkte das Feenwasser und ließ vorsichtig eine kleine Menge direkt auf die Pfeilwunde tropfen. Rietnar zuckte im Schlaf leicht zusammen, entspannte sich aber kurz darauf merklich. Die Wunde und die Flüssigkeit begann, in einem sanften, rosafarbenen Licht zu schimmern. Als der Glanz sich gelegt hatte, hatte die Wunde aufgehört, zu bluten und sah aus als wäre sie bereits mehrere Tage alt. Zyrra blickte erstaunt das Feenwasser in ihrer Hand an. Zeld aund Link brachten wohl eine Menge Wunder mit sich.
Sie deckte die Wunde noch mit einem Verband ab, dann stand sie auf und drehte sich zur Tür.
"Wir haben getan, was wir konnten. Er muss jetzt schlafen und heilen, ich werde morgen wieder nach ihm sehen."
Damit führte sie die beiden aus dem Raum und schloß vorsichtig die Tür hinter sich.