Die Amnesia Reihe von Frictional Games (Penumbra, SOMA) erschien sowohl für PC als auch PS4 und setzt sich aus folgenden drei Spielen zusammen:
- Amnesia: The Dark Descent (2010)
- Amnesia: Justine (seit 2011 in The Dark Descent enthalten)
- Amnesia: A Machine for Pigs (2013)
Alle drei gehören zu den fesselndsten Horror Games, die ich je gezockt habe. Sie unterscheiden sich aber auch stark voneinander.
The Dark Descent ist nicht sonderlich schwer, aber gibt einem dank seiner hervorragenden Atmosphäre dennoch dauerhaft das Gefühl tief in der Klemme zu stecken. Die Story dreht sich um Daniel, der auf einer Burg aufwacht und sein Gedächtnis bewusst ausgelöscht hat. Eine Notiz an sich selbst besagt, dass er nun einen gewissen Alexander aufsuchen und töten soll. Erzählt wird das Ganze mittels Flashbacks, die immer wieder an den neuen Orten auftreten, sowie Notizzetteln. Letztere sind allerdings meistens uninteressant und die abgehackte Erzählweise sorgt kaum für Erinnerungswert. Am besten liest man sich kurz vor dem Finale nochmal alle gefundenen Dokumente im Inventar durch.
Aber das Gameplay ist die eigentliche Stärke des Spiels. Grundsätzlich bewegt man sich in dunklen Gängen der Burg fort, die man mit Hilfe von Zunderbüchsen für Fackeln/Kerzen oder Öl für die eigene Laterne erhellen kann. Selbstverständlich sind diese Ressourcen nur begrenzt, sodass man nicht jeden Winkel erstrahlen lassen kann. Im Dunkeln sinkt jedoch Daniels Bewusstsein und das Bild wird zunehmend verschwommener und seine Aktionen zittriger. Richtige Halluzinationen wie bei "Eternal Darkness: Sanity's Requiem" für Nintendo Gamecube gibt es leider nicht, aber alleine schon die Nutzung einer solchen Bewusstseinsleiste sollte es aufgrund ihrer Genialität öfters in Videospielen geben.
Gegen die Monster kann man sich nicht wehren, hier steht also Verstecken und Wegrennen an der Tagesordnung. Licht lockt sie übrigens auch an, demnach hat man die Qual der Wahl zwischen sinkendem Bewusstsein in der Dunkelheit oder sinkender Sicherheit + Ressourcenverbrauch im Hellen. Dieses zweischneidige Schwert verleiht Amnesia: The Dark Descent erst seinen richtigen Reiz.
Natürlich gibt es auch einige Rätsel. Die dafür benötigten Gegenstände werden entweder ins Inventar aufgenommen oder von Daniel direkt von A nach B getragen. Den Schwierigkeitsgrad empfand ich hier als überdurchschnittlich hoch und ich kam nicht drum herum mir ab und zu Hilfe aus einem Guide zu holen. Die schier unbegrenzten Interaktionsmöglichkeiten machen die Rätsel schließlich so vielfältig. Man kann quasi alles aus der Umgebung bewegen oder drehen und dazu wird sogar noch eine realistische Physik verwendet. Türen, Schubladen und Co. öffnet man nämlich nicht per Mausklick, sondern durch eine Ziehbewegung in die entsprechende Richtung. Dadurch wird das Spielerlebnis besonders in hektischen Situationen erheblich intensiver.
Für den ersten Durchlauf habe ich rund 12 Stunden benötigt, die aber schneller als erwartet vorbei waren, da ich meistens gleich um die zwei Stunden am Stück mit den demnach wenigen Sitzungen verbracht habe. Aber es ist nicht nur ein gewisser Wiederspielwert vorhanden, sondern auch die Nebengeschichte "Amnesia: Justine". Sie muss an einem Stück durchgespielt werden, da man nicht speichern kann, und ist dadurch erheblich schwerer. Wenn man verfolgt wird, keine Zeit zum Erkunden hat und nicht weiter weiß, dann ist der Tod vorprogrammiert. Dieser wiederum bedeutet, dass man ganz von vorne anfangen muss. Das Prinzip kann schnell frustrierend werden, denn Justine lässt sich zwar in wenigen Minuten durchspielen, wenn man aber alles noch nicht kennt kann es genauso gut eine Dreiviertelstunde dauern. Da ist der Verlust des Spielfortschritts zum Schluss nicht mehr so leicht hinzunehmen.
Die Story ist grundsätzlich gut gelungen. Hier trifft man auf drei gefangene Personen, die man wahlweise töten oder am Leben lassen kann. Letzteres ist allerdings schwerer und die verschiedenen Spielweisen führen auch zu verschiedenen Enden samt Achievements. Außerdem gibt es mehrere Anspielungen auf Portal 2. Einerseits ist das ganz amüsant, andererseits hat es vom Prinzip nicht hundertprozentig ins Genre gepasst.
Amnesia: A Machine for Pigs wurde dagegen von The Chinese Room entwickelt und lediglich von Frictional Games veröffentlicht. Es ist ebenfalls ein sehr gutes und atmosphärisches Horrorspiel, allerdings auf eine ganz andere Art und Weise als sein Vorgänger The Dark Descent. Bis auf die identische Physik haben die zwei eigentlich nur noch den Titel gemeinsam und man sollte sich auf das neue Prinzip einlassen können.
Die Handlung von A Machine for Pigs ist in meinen Augen weitaus besser und spannender als die aus The Dark Descent, was besonders der Erzählweise sowie der knackigeren Spielzeit von gerade mal knapp fünf Stunden zu verdanken ist. Diesmal spielt man Mandus, der seine Kinder sucht und dabei zunehmend tiefer in eine Schlacht-Fabrik vordringt. Im Verlauf führt man immer wieder Telefonate, die den Hauptcharakter gehörig unter Druck setzen. Ansonsten erfährt man Weiteres wieder über Dokumente. Diese findet man nun jedoch in schnellerem Rhythmus und sie sind klarer verfasst, obwohl die Handlung insgesamt viel Interpretationsspielraum gewährt.
Ebenfalls ist die Atmosphäre sehr stark, vor allem den Soundtrack kann ich nur loben. Nicht selten kommt es vor, dass man halluziniert und folglich vom Game an der Nase herumgeführt wird. Aber wenn man dann wirklich auf Gegner trifft, macht einen alleine schon die Realisierung nervös, dass sie tatsächlich echt sind. Als wären Verfolgungen, bei denen man sich nicht wehren kann, nicht schon anspannend genug.
Nun aber zu der wesentlichen Änderung, die viele Spieler enttäuscht hat: Der Verlust des taktischen Aspekts. Da die Laterne ewig leuchtet, benötigt man folglich keine Ressourcen mehr, um die Umgebung zu erhellen. Auch das muss man im Grunde nicht mehr machen, denn die Bewusstseinsleiste, die im Dunkeln sinkt, wurde ebenfalls entfernt. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich den größten Teil des Spiels ohne die Laterne herumgelaufen bin und sie wirklich nur in stockdunklen Ecken im Einsatz hatte.
Sogar die Rätsel wurden einfacher. Nicht nur die Ressourcen, sondern gleich das gesamte Inventar ist nicht mehr vorhanden. Gegenstände kann man nun also nur noch von A nach B tragen anstatt sie langfristig zu behalten. Das hat die Komplexität erheblich gesenkt. Genauso kann man kaum noch mit seiner Umgebung interagieren, bis auf vereinzelte Schubladen gibt es abseits der essentiellen Gegenstände nichts mehr.
Die generelle Vereinfachung des Gameplays hat Amnesia: A Machine for Pigs zu einem ganz anderen Spiel als The Dark Descent gemacht, da diese Punkte bewirkt haben, dass die Story deutlich in den Vordergrund gerückt ist. Vielmehr fühlt sich das Spiel wie ein interaktiver Film mit vereinzelten Stealth-Passagen an. Ich finde, dass das Game zu Unrecht mehrere negative Bewertungen erhalten hat, da es überhaupt kein direkter Nachfolger sein wollte. The Dark Descent besitzt starkes Gameplay, A Machine for Pigs wiederum sehr guten Fokus auf Erzählung. Mit beiden Spielen kann man nichts falsch machen, je nachdem was man sucht. Im Sale sollte man ohne Frage zugreifen! Ich hatte ja bekannterweise das Vergnügen A Machine for Pigs Spiel gratis via humblebundle zu erhalten und das auch noch genau in der Woche, in welcher ich The Dark Descent durchgespielt hatte. Schwein muss man haben, heißt ja schließlich auch "A Machine for Pigs"...Ha Ha Ha...ok der war schlecht. Ich bin ja schon raus :D
Kennt Ihr die Amnesia-Reihe und welche Erfahrungen habt Ihr mit ihr gemacht? Welcher Ableger ist Euer Favorit?