Ich habe mir einige Zeit den Kopf darüber zerbrochen, wie ich den Thread benenne. Das Problem - also der Umgang mit Retrospielen in puncto Rereleases, Lizenzbindungen etc. - betrifft ja nicht nur Nintendo, aber gerade Nintendo rückt bei diesem Thema, nicht zuletzt durch das Einstampfen des AM2R Spiels sowie dem Release diverser eigener Retrokonsolen im Mini Look in den Vordergrund.
Worum geht es mir? Um eine sehr spezifische Lage. Nintendos Umgang mit Retrospielen - wie der Titel schon verrät. Wie geht Nintendo mit Spielen und Lizenzen "seiner" Spiele um? Primär geht es mir darum um Spiele, die immer schwerer erhältlich werden. Der NES ist bereits über 30 Jahre alt und der SNES ist auf dem besten Weg dorthin, selbst der N64 ist heute keine Konsole mehr, mit der ein Großteil der jüngeren Gamer aufgewachsen sind und gehört schon auch fast in diese Sparte. Umso schwerer wird es also, noch funktionierende Konsolen und Cartridges für ältere Spiele zu finden, dazu kommt, dass teilweise die Speicherbatterien leer werden und selbst wenn sich Läden auf Reparaturen und Restaurationen dieser Konsolen und Spiele spezialisiert haben, kostet das meist auch wieder extra und diese Läden sind für dislozierte Gebiete nicht so einfach zu erreichen. Natürlich bieten Ebay und andere Auktions- und Flohmarktplattformen hier tolle Angebote, aber mittlerweile weiß auch jemand der unter einem Stein wohnt, was seine NES Spielesammlung wert ist - nicht zuletzt profitieren Firmen durch knackige Re-Releases ihrer Retrotitel von diesen enormen Preisschwankungen im privaten Sektor.
Doch mir drängen sich ein paar Fragen auf und ich bin gespannt, ob man mir die hier beantworten kann.
Nintendo ist ja so erpicht darauf, seine intellectual property zu schützen. Das sieht man immer wieder, mit welcher härte Fanprojekte letztlich eingestampft werden, auch unter Androhung und Durchsetzung rechtlicher Schritte. Nachvollziehbar? Vielleicht. Aber was tut Big N selbst zur Kulturerhaltung, zur Erhaltung von Retrotiteln? Zuerst kamen ein paar ausgewählte NES Titel als GBA Classics heraus, später gab es ja die berühmte Virtual Console und letztendlich die NES und SNES Mini Konsolen sowie nun ein Projekt auf der Switch, wo auch ausgewählte Retrotitel released werden. Abseits davon haben wir verstreut diverse andere Plattformen, welche die Klassiker vereinzelt anbieten. Aber das Stichwort hier ist "ausgewählte Titel". Während der NES über 700 Titel im europäischen Raum aufweist (in Japan noch mehr) haben es zuletzt weniger als 80 Spiele für NES in die Virtual Console geschafft, also knapp über 10%. Der NES Classic, der auch einen guten Teil dieser Titel wiederverwertet, bietet nur 30 Spieleklassiker, also deutlich weniger. Natürlich kann man darüber streiten, ob alle dieser knapp 700 NES Spiele gespielt werden sollten oder müssen, aber vielmehr sollte die Frage gestellt werden, was Nintendo denn tut, um die "restlichen" knapp 600 Titel, die nirgendwo in Klassiksammlungen und teilweise nur mehr auf Emulatoren und als Roms erhältlich sind, zu erhalten, neu anzubieten - während die Firma restriktiv gegen derartige Angebotsplattformen vorgeht wie zuletzt gegen EmuParadise.
Nintendo verhindert also kurz gefasst, dass knapp 600 NES Spiele, nicht mehr gespielt werden können - zumindest auf keine legale Art.
Das bringt mich zur zweiten Frage. Wie kommt es, dass solche Plattformen wie Virtual Console oder die Mini Konsole "nur" eine so knapp bemessene Auswahl an Spielen anbietet? Ist es Faulheit? Ressourcenknappheit? Rentiert es sich nicht, 600 "obskure" Games neuerlich zu releasen? Oder sind es nicht zuletzt Lizenzprobleme?
Dann frage ich mich aber, wie es Produkte wie zuletzt die Go Retro!, eine Retrokonsole im Gameboy Look mit 260 Spielen zum Preis von knapp 40 Euro in die Läden schafft, während der NES Mini um ein Vielfaches davon gehandelt wird bei einem Bruchteil der Spiele. Wie kann eine solche Konsole, die offiziell von Koch Media vertrieben wird, keine derartigen Lizenzprobleme kennen? Natürlich sind unter diesen 260 Spielen wohl nicht nur Perlen, aber zumindest können wohl ein guter Teil der Retrotitel so wieder "legal" gespielt werden. Warum kann nicht Nintendo hergehen und auch auf dem NES Mini 300 Titel anbieten? Es müssten ja wohl nicht einmal 300 Titel sein, aber ich glaube wir sind uns einig, wenn ich sage, dass der NES Mini (oder SNES Mini) nicht einmal an der Oberfläche kratzt was die ganzen Klassiker und Must Haves dieser Ära betrifft? Warum also nur 30, wenn es 100, 200 oder 300 Spiele sein könnten und ich bin überzeugt, dass jeder, der mit dem NES aufgewachsen ist, auf anhieb 50 Spiele aufzählen kann, die seine Kindheit beeinflusst haben und wenn er etwas mehr nachdenkt, fallen ihm noch 50 ein und legen wir nochmal 50 drauf, die ihm nicht einfallen, dafür aber jemand anderem - zumindest erlebe ich das so und empfinde das selbst auch so. Zusammengefasst also die Frage, warum Nintendo sich auf so ein kleines, spezielles Softwarepaket beschränkt denn auf dem NES oder SNES gibt es ein Vielfaches mehr an nennens- und spielenswerten Titeln als jemals von Nintendo mittels Virtual Console oder Mini Konsolen herausgebracht wurde - nicht zuletzt Japan- oder US Only Titel fehlen stets auf solchen Releaselisten. Und warum lässt sich Nintendo solche Zeit, die NES Titel nachzuliefern - der tolle Erfolg der Virtual Console und der Mini Konsolen und wenn man über den Tellerrand hinausschaut - der Erfolg von illegalen Roms sollte der Firma ja zeigen, dass großes Interesse da ist, an den Titeln und auch an den Titeln die Nintendo nicht auf legalem Weg erhältlich macht.
Andere Firmen, zuletzt natürlich Sony, sind davon auch betroffen mit der mageren Playstation Classic Spieleliste - selbst über Jahre wurden zwar im PSN Klassiker herausgebracht aber bei weitem nicht jeder erwähnenswerte Titel und es gibt mittlerweile auch nicht.