Gerudo-Wüste {Region}

  • Es war ein richtiges Durcheinander. Einzelne Fackeln, die in größeren Abständen links oder rechts an den Wänden befestigt waren, tauchten die grobe Steinhöhle, die groß genug war, dass ein Gorone aufrecht darin stehen konnte, in ein Oranges, schummriges Licht. Die Lichtkegel reichten gerade so weit, dass man den Verlauf der Gänge sehen konnte. An manchen Ecken oder dort, wo die Höhlenwand etwas grober war, blieben Ecken und Nischen im Dunkeln. Symin würde es nicht schwer haben, im Verborgenen zu bleiben und die restlichen Wachen zu überraschen, sofern es überhaupt noch mehr Männer gab. Über zwei reglose Körper waren sie schon hinweggestiegen und ein Dritter wurde von Sebariell erledigt. Der Schmied hatte einen älteren Mann problemlos entwaffnen und bewusstlos schlagen können. Die beiden weiteren Männer sahen für Malkus aber tot aus. Unter ihnen bildeten sich kleine Blutlachen und sie gaben kein Lebenszeichen mehr von sich. Symin fackelte nicht lange herum und war ein Mann der Tat. Anders als Brom, dem die Halunken leid zu tun schienen. Malkus konnte gerade noch aus dem Augenwinkel sehen, wie der Gorone an einem der leblosen Ganoven vorbei ging und mit gerunzelter Stirn au ihn hinab blickte. Malkus kannte diesen Blick. Brom sah immer so drein, wenn er nicht sicher war, ob das, was sie taten, auch wirklich richtig war. Er hatte ein gutes Herz unter dieser harten Schale, deswegen tat er Malkus schon fast leid. "Komm, Großer. Die werden schon wieder." sagte er aufmunternd und deutete Brom, ihm zu folgen.


    Einige Meter weiter machte die Höhle eine längere Kurve oder zumindest fühlte es sich für Malkus so an. Die Abstände der Fackeln wurde zunehmend größer und so war es immer schwieriger, die Wände zu erkennen und sicheren Tritt am feuchten Sand zu finden. Malkus wurde etwas langsamer und erwartete schon fast, dass der große, harte Körper des Goronen ihn hart treffen würde, aber nichts davon. Er drehte sich um, aber Brom war nicht mehr da. Noch vor einem Moment hatte er mit ihm gesprochen aber im nächsten Augenblick war er weg. War er irgendwo falsch abgebogen? Malkus hatte keinerlei Abzweigungen bemerkt, in denen man sich verirren hätte können. Die Höhle hatte zwar Biegungen gemacht und in den dunklen Stellen, welche der Schein der Fackeln nicht erreichte, konnte man sich gut verstecken, aber wieso sollte sich Brom verstecken oder plötzlich stehen bleiben? Malkus blieb stehen und wollte gerade nach Sebariell rufen, als er hinter sich eine Stimme hörte, die ganz bestimmt nicht dem Goronen gehörte. Sie war gedämpft und Malkus musste die Ohren spitzen, um ein paar Wortfetzen zu verstehen, aber es war ganz eindeutig nicht die Stimme seines Gefährten. Jemand muss uns verfolgt haben! Malkus machte kehrt und wollte seinem Freund helfen. Sebariell würde schon alleine klar kommen und um Symin brauchte er sich auch keine Sorgen zu machen. Er verlor keine Sekunde und spurtete los in die Richtung, aus der er gekommen war.


    Malkus sprintete, so schnell ihn seine Stiefel trugen. Er musste sich so sehr darauf konzentrieren, auf dem feuchten Sand nicht wegzurutschen und hinzufallen, dass er die schwarze Wand, die sich vor ihm aufbaute, völlig übersah. Mit voller Geschwindigkeit knallte er in die steinerne Haut des Goronen wie gegen eine Felswand. Im letzten Moment dachte Malkus daran, dass er die Biegung übersehen hatte und dann wurde alles um ihn herum schwarz.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Sebariell konnte Symin vor sich nicht mehr ausmachen, so flink war sein Yiga-Gefährte unterwegs. Das einzige Anzeichen dafür, dass er Symin noch folgte, waren die Leichen, die seinen Weg pflasterten. Schnell, leise und effizient hatte er sie ausgeschaltet. Beim Anblick dieser toten Körper wurde Sebariell ganz anders. Seik Mund wurde trocken, seine Hände schweißnass, dass sie kaum noch sein Schwert fassen konnten. Er wusste zwar, dass dies ein Versteck voller Halsabschneider und noch schlimmeren Gesellen war, doch minderte es nicht die Tatsache, dass Sebariell und die anderen hier eingedrungen waren und nun fremde Menschen töteten. Und wozu? Ja, sie wollten einer Kameradin helfen, ihr Leben retten. Dies, obwohl sie die Gefährten im Stich gelassen und sich mit keinem Wort mehr gemeldet hatte... Heiligte dieser Zweck noch die Mittel?

    Was dachten die anderen darüber? Sebariell drehte sich um, damit er Malkus und Brom ansehen und fragen konnte. Gerade wollte er den Namen des Wortverdrehers aussprechen, da musste Seba mit Entsetzen feststellen, dass niemand hinter ihm war!

    Augenblicklich blieb Sebariell stehen, schaute in die Finsternis, aus der er gekommen war, und hoffte, dass sich seine Freunde aus eben jener Dunkelheit herausschälen würden. Doch elendig lange Sekunden geschah nichts und der Schmied wusste, dass die beiden nicht kommen würden. Was war passiert? Hatten sie sich verlaufen? Aber es war doch nur ein langer Gang...

    Was sollte Seba tun? Er blickte in die Richtung, in der sie unterwegs waren. Symin war nicht zu sehen und der Schmied musste gegen den Impuls ankämpfen, den Namen des Yiga zu rufen. Zu groß war die Gefahr, auf sich aufmerksam zu machen.

    Schließlich entschied sich Sebariell, nach Brom und Malkus zu sehen. Symin kam gut allein zurecht und sie würden ihn sicher schnell einholen, sobald Sebariell die anderen gefunden hatte...


    Schnell, aber dabei möglichst wenig Geräusche machend, lief Sebariell den Weg zurück. Immer wieder schaute er sich dabei um, ob er eine Abzweigung oder so erspähen konnte. Doch da war nichts!

    Plötzlich aber hörte er ein Krachen und ein Schnaufen. Geräusche, die ihm entgegen kamen. Und mit einem Mal sah er Broms steinerenen Rücken vor sich, der fast den Gang einzunehmen schien! Die Frage, wo er geblieben war, auf den Lippen, kam der Rücken plötzlich ruckartig auf Sebariell zugeschlittert. Im letzten Augenblick wich Seba ein Stück zurück. Der Gorone schlitterte an ihm vorbei und kam dann ungelenk zum Stehen.

    Sebariell erschrack, als er sich Brom genauer ansah. Überall auf dem steinernen Körper waren Kratzer. Brom atmete schwer und dann hielt er auch noch Malkus in einem seiner Arme. Der Wortverdreher schien bewusst. Bei Hylia, Seba hoffte, dass sein Freund nur bewusstlos war!

    Doch der Schmied konnte nicht fragen, was hier gerade geschah, denn plötzlich kam jemanden aus den Schatten gestürzt, zwei Zanshin-Schwerter in der Hand und ein wölfisches Grinsen im Gesicht. Sebariell spürte sofort die Mordlust in diesem Mann. Er zog Schwert und Schild, machte einen Satz vor Brom und blockte die zwei Schwerter mit seinem Schild.

    Der Fremde blinzelte überrascht, dann grinste er noch breiter. "Wen haben wir denn da? Noch mehr Besucher? Wie nett!"

    "Sebariell?" Broms Stimme, irgendwo hinter ihm klang überrascht, als ob der Gorone erst jetzt bemerkte, dass der Schmied da war. "Was ist mit Malkus?", fragte Seba hinter zusammengebissenen Zähnen.

    "E-er lebt! Ist nurbewusstlos!"

    Das erleichterte den Schmied! Eine Sache, über die er sich keine Sorgen machen musste.

    "Hast du Zeit für Nebengespräche?" Der Fremde lachte, zog seine Schwerter zurück, die er bis eben noch gegen das Schild gepresst hatte, und trat plötzlich mit dem Fuß von unten gegen das Schild. Sebariell verlor das Gleichgewicht und der Fremde stieß mit seinen Schwertern zu. Seba wirbelte panisch zur Seite und die Klingen glitten knapp über seinen Lederharnisch. Dabei hinterließen sie zwei Furchen.

    Der Kerl war schnell und agil, stellte Sebariell fest. Hatte er eine Chance gegen ihn? Zu zweit wahrscheinlich schon... Doch als er zu Brom schaute, verflüchtigte sich dieser Gedanke. Der Gorone hielt Malkus in den Armen und hatte ihn scheinbar bis eben tapfer verteidigt. Priorität hatte es nun, ihren Gefährten in Sicherheit zu bringen.

    "Brom, nimm Malkus und geh weiter! Ich verschaffe euch Zeit!" Seine Worte klangen selbst für ihn kaum zuversichtlich, musste Seba sich eingestehen. Brom zögerte, wollte etwas sagen. "Keine Diskussion, bitte!" Doch ob der Gorone hörte, konnte Sebariell nicht sehen. Er traute sich nicht, die Augen von dem Fremden zu lassen. Dafür hörte er aber Schritte, die sich zu entfernen schienen.

    "Ein Gorone, ein Schwertkämpfer und ein Vagabund... Ihr werdet nicht zufällig von einem Yiga und einer Ritterin begleitet?", wollte der Fremde wissen.

    Sebariell sagte nichts, doch er konnte seine Überraschung nicht ganz verbergen.

    "Du musst nichts sagen. Ich erkenne die Antwort. Mylady lag also richtig - so wie immer! Ihr seid dumm genug, in dieses Wespennest zu kommen? Oder ist es Heldenmut? So oder so, ihr werdet sterben!"

    Dann holte der Fremde mit seinen Schwertern aus und wirbelte wild und blitzschnell umher. Nur mit Mühe konnte Sebariell das Schild zwischen sich und den feindlichen Angriffen halten...

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Schlag um Schlag hagelten die Schwerter auf dem Hammer, würde er dem standhalten? Aber leider kamen auch einige Schläge durch und schlugen einige Scharten in Broms dicke Haut.


    Ha, auch deine dicke Haut wird irgendwann nachgeben, Großer. Du wirst mir nicht ewig standhalten. Irgendwann habe ich deinen Kopf.


    Dem war sich Brom nur zu gut bewusst. Doch aktuell blieb ihm nichts als die Abwehr. Der Gang war zu schmal um mit dem Hammer auszuholen. Und außerdem ließ der Gegner ihm nicht die Zeit dazu.


    Als er mitten im Gefecht war, bekam er plötzlich einen kräftigen Hieb von hinten. Verdammt, ein Hinterhalt, war sein erster Gedanke. Doch im nächsten Moment fiel Malkus an ihm vorbei. Was war passiert? Viel Zeit zum Nachdenken blieb ihm nicht, den auch der Gegner bemerkte den Gefährten.


    Ah, da ist ja schon das nächste Opfer und er scheint ein Nickerchen zu halten. Na der hat ja die Ruhe weg. Umso besser für mich, denn umso schneller hab ich seinen Kopf. Mit diesen Worten wendete sich der Gegner Malkus zu und wollte wohl kurzen Prozess machen.


    Lass ihn in Ruhe! schrie Brom und warf sich schützend über seinen Freund. Nun bekam sein Rücken Hieb um Hieb ab. Langsam wurde er immer weiter zurück gedrängt. Erneut machte Brom sich Sorgen, wie lange er dem standhalten würde. Aber er musste standhalten, seinem schutzlosen Gefährten zu liebe.


    Doch da kam Unterstützung. Sebariell sprang an Brom vorbei und warf sich schützend zwischen ihn und den Gegner. Brom war erleichtert, als er endlich nicht mehr allein war. Ein kurzer Wortwechsel und dann schickte Sebariell Brom fort, um Malkus in Sicherheit zu bringen. Er wollte sich dem Gegner allein stellen, doch würde er das wirklich schaffen?


    Doch er hatte Recht, Malkus war hier bewusstlos keine Hilfe sondern eher ein Hindernis. Brom musste ihn in Sicherheit bringen. Darum rannte er widerwillig den Gang runter. Doch nicht weit, denn er hatte Angst um Sebariell. Deshalb rannte er nur 2 Ecken, rund 500 Meter weit, außer Sicht der Kämpfenden. Hier legte er Malkus vorsichtig in eine dunkle Ecke und legte zudem etwas Unrat auf ihn, der hier im Gang herumlag. Er hoffte das ihn so niemand finden würde.


    Dann eilte er sofort den Gang zurück, zu Sebariell und dem Gegner. Die beiden waren immernoch im Gefecht, doch drehte der Gegner ihm gerade den Rücken zu. Diese Gelegenheit musste Brom ergreifen. So stürmte er wie ein Rammbock auf den Gegner zu. Da der dabei den Kopf gesenkt hatte, konnte er nicht sehen ob ihn jemand in diesem Moment bemerkte. Er hoffte, zumindest Sebariell würde ihn sehen und rechtzeitig auf Seite springen, damit er ihn nicht auch überrannte.

  • Symin schlich weiter durch den spärlich von Fackeln erhellten Flur. Er war sehr groß und hatte viele Seitengänge, aus welchen immer wieder Geräusche zu hören waren. Manchmal waren es Schritte, manchmal Gesprächsfetzen, die Symin wahrnehmen konnte. Symin nutzte jeden Schatten in dem breiten Flur und schlich stets an der Wand entlang. Er spähte flüchtig in ein paar Gänge hinein und machte in den 4 Gängen, die am nächsten zum Eingang waren, insgesamt 6 bewaffnete Krieger Varas aus. Das Ende des Flures zierte ein breiter, etwas ausgeschmückter Gang. Dies war wahrscheinlich der Ort, an dem sich Vara oder Mordred befinden würden. Falls diese überhaupt hier waren. Symin postierte sich am Eingang zum Flur und wollte auf die Gefährten warten, alleine wollte er sich nicht mit den Kriegern anlegen. Er könnte vielleicht ein oder zwei besiegen, aber 6 waren zu viele und bei den zum Flur hin offenen Gängen war es schwer, nicht bemerkt zu werden.

    Während Symin neben dem Eingang an der Wand lehnte, viel sein Blick immer wieder in Richtung des großen Tores am Ende des Flurs. Immer wieder überkam ihn ein Verlangen, ein niederer Instinkt, der ihm seit Kindertagen antrainiert worden war. Ein unstillbarer Durst nach Rache kam immer wieder in ihm hervor. Doch Symin kontrollierte sich und zwang sich, zu warten. Der Konflikt in ihm wurde immer größer und er merkte es hier ein weiteres Mal. Doch plötzlich brachte ihn etwas von seinen Gedanken ab. Leise, aber doch vernehmbar, kamen ihm Kampfgeräusche aus dem Gang, aus dem er gekommen war entgegen. Symin geriet also erneut in einen Konflikt - sollte er zurück gehen und seinen Gefährten helfen? Auch diese Gedanken wurden unterbrochen - diesmal jedoch von einem etwas lauteren Krachen. Symin erschrak. Hatten die Krieger in den Gängen das auch gehört? Symin ergriff seine womöglich letzten Sekunden, in welchen er auf dem Flur allein war, um sich auf die gegenüberliegende Seite des Flurs zu begeben und sich dort im Schatten zu verstecken. Wenn die Verbracher um ihn herum das bemerkten, würden sie auf den Eingang blicken und nicht auf ihn. Zwei von ihnen kamen aus dem Gang links neben ihm. "Ich bin mir sicher, ich hab was gehört!" sagte ein kleiner, unter Kapuze verschleierter Mann zu dem etwas größeren Mann mit mehreren Narben im Gesicht neben ihm. "Das sagst du immer und dann finden wir zwei supergefährliche Flederbeißer und haben dafür alle unsere Positionen verlassen." entgegnete der größere Mann. "Das war einmal." gab der kleine Mann etwas genervt zurück. "Also ich werde nicht wieder den ganzen Gang vorlaufen, nur weil du dir irgendwas einbildest." sagte der größere Mann mit ernster Stimme. "Pssst!"entgegnete der Kleine. Er horchte dabei in den Gang hinein. Und da hörte man wieder Kampfgeräusche aus dem Gang. Der Größere lehnte sich jetzt auch mehr in Richtung des Ganges und blickte den Kleineren an. "Siehst du, ich hatte Recht!" sagte der Kleinere mit rechthaberischem Unterton. "Ja, ja" entgegnete der Größere mit einem Augenrollen. "Späh sie aus und bleib im Schatten, ich hol die anderen. Sie wissen noch nicht, dass wir sie bereits entdeckt haben. Wenn sie hier reinkommen, fallen wir von allen Seiten auf sie ein." gab dieser danach in bestimmerischem Ton vor. Symin schluckte. Sie waren aufgeflogen. Der Kleine machte sich auf in den Gang mit dem Auftrag, seine Gefährten zu beschatten. Der Größere schritt in Richtung des Seitenganges, in dem Symin vorhin zwei weitere Krieger ausmachen konnte. Der Gang lag direkt rechts von Symin, doch der Schatten endete bereits weit davor. Er hatte keine Chance, sich auf diesem offenen Flur an ihn heranzuschleichen. Also griff Symin ein Messer von seinem Gürtel. Er zielte, holte aus und ließ das Messer in den Flug übergehend. Zischend durchschnitt der Dolch die Luft und bahnte sich seinen Weg in Richtung des Halses von dem großen Krieger. Haarscharf verfehlte es den Hals des Mannes. Dieser hielt inne, zog das Schwert, blickte verwirrt umher und schrie laut "Eindringlinge!"

    Maroni ist die Mehrzahl von Maronus. Esst meine Brüder nicht !

  • Schwärze war in Malkus Kopf gegossen worden wie in ein Glasgefäß. Sie füllte ihn aus, schwappte hin und her, trat über den Rand und lief über ihn hinab. Es war beinahe wie ein traumloser Schlaf. Nur ein kleines Licht am Ende eines langen Tunnels. Wäre Malkus in dieser Situation bei klarem Verstand gewesen, so hätte er vermutlich geglaubt, dass er tot sei oder zumindest auf dem besten Weg dorthin. Etwas oder jemand hatte ihn eiskalt erwischt. Malkus war schon oft bewusstlos gewesen, aber diese Schwärze, die beinahe alles erstickte, war gänzlich neu. Wabernd lief sie die Tunnelwand hinab, an deren Ende etwas leuchtete. Er versuchte die Hände danach auszustrecken, aber das Licht entglitt ihm. Es lief vor ihm davon. Mit jedem Schritt, den er tat, entfernte sich das Licht. Verzweifelt begann Malkus zu laufen, aber seine Beine bewegten sich keinen Millimeter. Er wollte schreien, aber anstatt lauter Worte kam nur ein Seufzen aus seinem Mund. War es das gewesen?


    Im nächsten Augenblick überkamen ihn stechende Schmerzen. Seine Arme und Beine taten höllisch weh und ein dumpfes Stechen pulsierte in seinem Kopf. Er war irgendwo eingezwängt und konnte sich kaum rühren. Malkus sog Luft ein, aber musste sofort trocken husten. Staub und Dreck füllte seine Lungen und er versuchte sich die Hand vor den Mund zu schieben, aber etwas hinderte ihn daran. Er versuchte die Augen aufzuschlagen, aber alles, was er sah, war Schwärze und ein gedämpftes Licht. Mit jeder Sekunde wurde er sich seiner Situation mehr und mehr gewahr. Er lag am Boden. Irgendetwas lag auf ihm und hinderte ihn daran, sich zu bewegen. Jemand hatte Geröll und Schutt auf ihn geworfen und ihn darunter begraben. Die Person oder das Wesen musste unglaublich stark sein, denn die größeren Teile des Schutts wogen so schwer, dass sie ihn gänzlich einklemmten. Noch einmal versuchte er seine Hand untder dem Stein hervorzuziehen, unter dem sie eingeklemmt war. Es schmerzte und Hautfetzen schälten sich ab, aber er konnte sich befreien. Malkus stieß ein leises "bei den Göttinnen" aus und schob nun einen weiteren Stein beiseite, der ihm auf der Brust lag und die Bewegung des anderen Armes einschränkte. Malkus hustete erneut. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit und den schwachen Fackelschimmer. Er lag unter einem Berg an Schutt begraben, aber es wirkte, als hätte jemand den Schutt nicht achtlos auf ihn geworfen sondern ihn darunter versteckt. Nun konnte er sich wieder erinnern. "Brom..." Malkus erinnerte sich an den Zusammenstoß. Was danach passierte, konnte er nur erahnen, aber er schlussfolgerte, dass Brom ihn hierunter begraben hatte, um ihn zu verstecken. Er konnte keine Hinweise darauf finden, dass die Höhle irgendwo eingestürzt war. Oder aber jemand anderes hatte ihn hier begraben. So oder so, er kam langsam wieder zu vollem Bewusstsein und die Schmerzen im Kopf erinnerten ihn ungeduldig daran, dass seine Gefährten in Gefahr waren. Er blickte sich um, konnte sich aber nicht erinnern, diesen Gang entlang gegangen zu sein. Gerade, als er versuchte sich zu erinnern, welcher der richtige Weg war, hörte er Metall auf Metall schlagen und lautes Stöhnen. Es war nicht weit entfernt aber zugleich auch schwer in den verwinkelten Gängen die Herkunft auszumachen. Seine Vernunft verbat ihm, einfach loszubrüllen und nach seinen Gefährten zu rufen. Er würde noch mehr Feinde anlocken und auf seine Position aufmerksam machen. Er wäre ihnen aber schutzlos ausgeliefert. In diesem Moment fasste er sich an die Hüfte. Das Schwert seines Großvaters steckte noch in der Scheid, was ein Glück. Malkus befreite sich vom Gerümpel, verfluchte Brom kurz innerlich und versuchte sodann, auszumachen, woher der Kampfeslärm kam.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Bei Hylia, war dieser Kerl schnell! Sebariell konnte nicht viel tun, außer seinen Schild und sein Schwert zu nutzen, um so die Hiebe abzuwehren, die unablässig auf ihn herabregneten, wie Hagelkörner. Sein Körper wurde bei jedem Schlag ordentlich durchgerüttelt und er wurde Schritt um Schritt nach hinten gedrängt.

    Die Technik dieses Typen erinnerte Sebariell an Mylord. Der Riese hatte damals eine ähnliche Schwertkunst verwendet. Doch dieser Gegner hier war viel schneller und seine Schläge waren stets auf lebenswichtige Punkte konzentriert. Er war nicht so stark wie Mylord, aber die Wendigkeit gleichte dieses Defizit problemlos aus! Lange würde der Schmied nicht durchhalten können...

    "Ach, komm schon. Sich nur zu verteidigen, ist ziemlich langweilig! Was soll das denn? Gib mir gefälligst etwas mehr zu tun!" Der Mann lachte und verhöhnte Seba ohne dabei auch nur Anzeichen von Müdigkeit zu zeigen.


    Plötzlich hörte Sebariell etwas hinter sich. Ein Rumpeln, das sich schnell näherte und den Tunnel zum Beben brachte. Es blieb ihm noch genug Zeit, über die Schulter zu schauen und zu realisieren, was da auf ihn zukam: Brom! Sofort sprang Sebariell zu Seite und ließ seinen Kontrahenten zurück. Dieser starrte verdutzt auf den rollenden Goronen. Doch kurz bevor dieser den Mann erreicht hatte, sprang der Kerl einfach über Brom hinweg und versetzte ihm dabei mehrere Schläge mit seinen Schwertern! Sebariell war es so, als ob er ein Stöhnen zwischen all dem Lärm hörte, dann krachte Brom in die nächste Tunnelwand und blieb darin reglos stecken.

    "Was für ein Schauspiel! Hahaha!", lachte der Mann und wandte seine Aufmerksamkeit kurz Brom zu. Sebariell nutzte diese kostbare Gelegenheit, die sein Kamerad ihm verschafft hatte, sprang nach vorne und holte mit dem Schwert aus. Der Mann blickte sich um, reagierte sofort und duckte sich. In der selben Bewegung beschrieb eins seiner Schwerter einen weiten Bogen durch die Luft. Sebariell sah die aufblitzende Klinge, hob sein Schild und spürte einen Atemzug später den Aufprall. Dann hörte er ein Knirschen und Knacken, bevor sein Schild den Widerstand aufgab und zerbrach! Hätte Seba nicht instinktiv sein Schwert hochgezogen, hätte die gegnerische Klinge nicht Halt gemacht und ihm den Torso aufgeschlitzt! Dennoch wurde der Schmied ein gutes Stück zur Seite geworfen und schlitterte über den kalten Boden.

    Der Mann schaute von oben herab auf Seba, dann hielt er inne und fasste sich an die Wange. Ein kleines bisschen Blut blieb auf seinen Fingerspitzen zurück. Er hatte eine feine Schramme an seiner Wange. "Netter Versuch! Nicht sehr ehrenhaft, aber ich schätze deinen Enthusiasmus! Jeder, der so lange gegen meinen zweifachen Schwerttanz besteht, verdient sich das Recht, meinen Namen zu erfahren. Darf ich mich vorstellen? Leonid, treuer Vasall der Lady Vara!"

    Mühsam kam Seba hoch. Er ließ den kläglichen Rest seines Schildes zu Boden fallen und legte beide Hände fest um den Griff seines Schwertes. "Hmpf, ich habe nicht nach deinem Namen gefragt. Viel mehr interessiert mich, ob deine Herrin noch hier ist!"

    "Willst du etwa erneut dein Glück bei ihr versuchen? Seid doch froh, es einmal lebend überstanden zu haben, Lady Vara zu treffen!"

    "Es geht aber um unsere Kameradin!"

    "Oho. Das wird ja herzzerreißend! Nun gut. Machen wir es so: wenn du mich besiegst, verrate ich dir, wo Mylady ist. Vorausgesetzt, du erwiderst meine höfliche Vorstellung."

    Kurz zögerte der Schmied, dann sagte er schließlich: "Einverstanden. Mein Name ist Sebariell. Zufrieden?"

    "Das werde ich sein, wenn meine Klingen dein Blut gekostet haben!" Dann stürzte Leonid auf Seba zu.

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Erneuter Schmerz, war das erste das Brom beim "Aufprall" spürte. Aber hatte er den Gegner überhaupt getroffen? Irgendwie hatte er keinen Wiederstand gespürt, nur Schmerzen. Kurz darauf war er dann tatsächlich irgendwo gegengerollt. Kurz blieb er regungslos im Geröll liegen, der nach dem Aufprall auf ihn niedergegangen war. Hinter ihm hörte er weiterhin Kampflärm.


    Was sollte er bloß tun, er war kein wirklicher Kämpfer und mehr und mehr mit der Situation überfordert. Wie konnte er Sebariell zielführend helfen. Er war ratlos. In ihm tobte ein Kampf zwischen weglaufen und bleiben. Er hatte keine Chance gegen den Angreifer und doch konnte er Sebariell nicht einfach in Stich lassen.


    Er musste Hilfe holen, aber wen? Malkus machte gleich um die Ecke ein Nickerchen und Symin... Brom wusste nicht wie weit er der Gruppe voraus war. Aber er war vermutlich der einzige der ihnen jetzt noch helfen konnte. Aber Brom musste sich beeilen, sonst wäre es womöglich um Sebariell geschehen.


    Er löste sich vorsichtig aus dem Geröll und bewegte sich so leise wie möglich von den Kämpfenden weg. Als er sicher war, das man ihn nicht mehr bemerken würde, bewegte er sich schneller, den Gang runter.


    Kurz darauf erreichte er die Stelle, an der er Malkus zurück gelassen hatte. Er war fort. Brom hoffte, das er von selbst aufgestanden war und nicht etwa verschleppt wurde. Aber er hatte nicht wirklich Zeit, weiter darüber nachzudenken.


    Er begann erneut zu rollen, um besser vorwärts zu kommen. Diesmal aber nicht ganz so schnell, damit er die Orientierung behielt und ab und an einem Blick nach vorn werfen konnte.


    Es dauerte nicht lange und er machte vor sich einen Schatten aus, der sich durch den Gang bewegte. Er hielt vorsichtig darauf zu, nicht wissend ob es Freund oder Feind war. Doch als er ihm näher kam, erkannte er Malkus, welch ein Glück.


    Er hielt vor ihm an und rief ihm direkt zu, das hinter ihnen ein Feind gerade gegen Sebariell kämpfte. Malkus war verwirrt, den er wiederum, meldete Kampflärm von vorn und tatsächlich, jetzt wo Brom sich nicht mehr bewegte, nahm auch er den Kampflärm von vorne wahr. Verdammt, sie waren also scheinbar von Feinden umzingelt. Dies kam nicht wirklich überraschend, da sie sich ja mitten im Versteck des Feindes befanden und nun hatten sie wohl die Wespen des Nestes aufgeschreckt.


    Und alles nur um Eve zu helfen. Abermals musste Brom an sie denken. Sie wäre genau die Person die sie in so einer Situation jetzt am dringendsten bräuchten. Zwar war sie oft unberechenbar, vor allem wenn der Fluch überhand nahm, aber mit ihrem können würde sie kurzen Prozess mit ihren Gegnern hier machen und schließlich taten sie es ja auch für sie. Brom bettete kurz zu Göttin Hylia, sie mögen ihnen Eve oder eine andere unerwartete Hilfe schicken.


    Malkus Riss ihn dann wieder zurück in die Wirklichkeit. Was sollten sie tun. Vorne kämpfte Symin mit weiß Gott wem, wobei es dem Kampflärm zu urteilen mehrere Gegner waren und hinter ihnen kämpfte Sebariell gegen einen Feind. Wem sollten sie helfen, oder sollten sie sich aufteilen. Aber wäre Brom überhaupt allein eine große Hilfe. Er war sehr unsicher und schaute Malkus fragend an.

  • Eves ausdrucksloser Blick betrachtete die entstellte, schmerzbehaftete Fratze, die sich mit beiden Händen an ihrer Klinge beugsam festhielt. Ihre Mimik war steinern, ihre Lippen zu einem schmalen Strich gepresst. Der bettelnde, winselnde Feind vor ihr auf den Knien, das Sensenblatt halb in seinem Magen steckend, glitt wenige Zentimeter nach vorne und hinterließ unter seinen mit Blut getränkten Klamotten ein schmatzendes Geräusch. “Wo ist …“ sie bohrte tiefer. Der Kerl vor ihr, seine beiden Hände um das Blatt geschlungen um den unausweichlichen Tod aufzuhalten. >>“NEIN! BITTE! BIT …!“<< Er musste sich vom aufkommenden Schwall seines eigenen Blutes aus seinem Mund übergeben und ein verhallendes Plätschern war auf dem Boden zu vernehmen, welches sich durch die Gänge trug und verstummte. Eve hatte keine Lust auf Spielchen. Viel zu lange spielte sie Spielchen. Sie wusste nicht einmal mehr, wie viel Zeit vergangen war. Auf welcher Seite sie denn stand. Wer hier gewann oder verlor. Wer war sie eigentlich nach all der Zeit, nach der Verschmelzung mit des Andersgleichen? Ein zuckender Blick flog mit einer stetigen Bewegung auf den Fackelschein der Wand. Das tänzelnde Feuer warf ein unbeschreibliches Schattenspiel an die Wand an dem sich zwei schwarze Shiloutten zweier Personen abzeichnete. Eine hochgesteckte, große Person, vor ihr eine Gebeugte, schemenhafte Gestalt, dessen Ränder kaum an der Wand abgezeichnet waren. Der aufkeimende Wind, der durch die Gänge zog, war die instrumentale Untermalung des fauchenden Fackelfeuers. Wieder wanderten ihre Pupillen zurück zu ihrem Gegenüber, dessen Gesicht bleicher und bleicher wurde. Ihre Faust ballte sich stärker um den Griff ihrer Waffe und mit einem Ruck zog sie ihre Klinge von der Mitte aus zur Seite. Ein leichter Blutregen vereinzelter Tropfen bedeckte die staubige Wand. Der Fackelschein, als wäre es ihm zuwider, zischte laut auf, als das warme Lebenselixiers ihres Feindes auf die Flammen trafen. Ein dumpfer Knall auf den Boden beendete den geheuchelten Hilferuf des Mannes, dessen Namen sie nicht einmal kannte. Flink und geschickt drehte sie ihr Blatt an der Stange einmal um 180° und schwang es stark nach hinten, sodass das restliche Blut von der Schneide spritzte.


    So hallend ihre Schritte im Flur ertönten, so leer war ihr Kopf. Immer wieder kreisten die einzigen Gedanken in ihrem pechschwarzen, leeren Verstand umher, was ihre Aufgabe war. Was trieb sie so weit voran? Wo stand sie? Sie hielt inne als ihr Fuß in eine Wasserpfütze stapfte. Eve beugte sich mit ihrer linken Schulter an die Wand, presste eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und betrachtete ihre rechte Hand. Vom Handgelenk bis hin zu den einzelnen Fingerspitzen und darüber hinaus in das abgestandene, dreckige Wasser. Dort, eine Frau dessen Antlitz sich in den letzten undefinierbaren Tagen, Wochen, Monaten so verändert hatte, dass eigentlich nichts weiter an die alte, stolze Evelyn erinnerte. Evelyns Haare waren weiter gewachsen. Wie kleine Vorhängefransen hingen sie ihr bis zur Wade. Pechschwarz von außen mit einem leichten Schimmer auf der Innenseite, als wäre sie in einen Kamin gerauscht. Ihre stolze Ritterrüstung hatte sie längst abgelegt. Stolz. Was war Stolz? Ein einziges Wort niedergeschrieben in einem Sammelsurium an Wörtern, dessen Definitionen man nachschlagen konnte. Ein Wort, welches wie viele Andere durch die Masse an Seiten einfach unterging und schließlich keine Bedeutung mehr hatte. Kein Gedanke vermochte auch nur ansatzweise eine zeitliche Definition zu erfassen, da ihre innere Sanduhr längst in Scherben lag und der Sand, bis auf vereinzelte Körner, herausgelaufen und im Wind verstreut war. Eine schwarze Lederkluft, angefangen von den leichten Stiefeln bis hin zum Rock, zum Mantel und ihrer Wäsche, erinnerte lediglich ihre Waffe an ihre frühere Person. Dunkelrote Augen brechen durch ihr neues Schieleisen hervor, welches sie aufgrund der Verschlechterung ihrer Sicht tragen muss. Die Narbe in ihrem Gesicht, die einst eine dramaturgische Gesichte erzählte, gehörte der Vergangenheit an. Aus den Tiefen des Unterreichs entsprungen und im Körper der Frau eingeschlichen, vermischten sich andere, unterschiedliche Merkmale, wie ihre Hörner des Dämons, mit der Trägerin, die fortan für neue Geschichten sorgten. Einmal mehr, gehörte sie weder auf die eine, noch auf die andere Seite, was eine undefinierbare, schwere Leere in ihr verursachte, die nicht gefüllt werden konnte.


    Ihr Name. Ihr Name und ihre Waffe, war das Einzige was sie mit vollem Stolz behalten hatte, alles Andere, war eine Mischung eines verunglückten Experimentes ihrer Meinung nach.


    Eve zog ihren Lederhandschuh enger an ihr Handgelenk heran und richtete die Kapuze ihres Ledermantels über ihren Kopf um das Scheusal, welches sie geworden ist, zu verdecken. Dabei stapften ihre leichten, aber dennoch hallenden Schritte, den Flur entlang aus dem laute Kampfesschreie zu hören waren. Ihre Schritte glichen der einer Katze, immer wieder fortwährend auf den Solen aufkommend, trabte sie voran. Ihr Gang änderte sich. Ihre Schritte wurden schwerer. Nun war das Aufkommen des dumpfen Sohlenschlags auf dem Untergrund deutlich zu hören. Der Fackelschein an den Wänden wurde in regelmäßigen Abständen immer kürzer und kürzer. Nach einigen Biegungen und zurückgelegten Metern, stapfte sie mit ihrem rechten Stiefel schwer auf den Boden auf. Der Untergrund des Salzsteines begann zu brechen, dann hielt Eve eine Sekunde inne. Sie atmete tief durch, schloss dabei ihre Augen. Das glühende Rot erlosch. Reflektierend war der Fackelschein durch ihre Kapuze auf ihrer Brille spiegelnd zu erkennen. Ihre Haare begannen sich leicht von ihrem Körper abzusetzen, als würde ein leichter Windhauch sie von ihrem Körper tragen. Mit einem Ruck riss sie ihre feurigen Augen auf, dessen Iris sich wie große, schwarze Kreise hinter dem Glas ihres Gestells absetzen, dann schnellte sie los.


    Ein donnerndes Graulen durchflutete die engen Gänge des Verstecks und ein starker Windsog erlosch sämtliche Fackeln in den Halterungen. Ein schwarzer, tobender Schatten, aufknallende Schritte auf dem Boden, donnerten wie ein Gewitter zum Kampfeslärm, bis dieses Gewitter unter einer aufkeimenden Staubwolke nach einem abrupten Stillstand zum Erliegen kam. Das Surren des Metalls ihres Todesbringers schwang in einem Echolot von ihrem Rücken und ihre beiden Augen erblickten eine Person im Rücken, dessen beide Schwerter auf jemanden, schwer atmenden, zum Angriff gerichtet waren. Sie wischte sich ihr Blut aus ihren Mundwinkeln und begann zu grinsen.


    Evelyn donnerte mehrmals mit der Führungsstange ihrer Waffe auf den harten Boden, wie einen Gehstock, um auf sich aufmerksam zu machen, dabei hatten sich ihre schmalen Lippen zu einem gezerrten Lächeln gespitzt und ihre Augen glühten über den Rand ihrer Gläser hervor, fixierend den Feind vor ihr.


  • Der krächzende Schrei des stattlichen Kriegers beschwor sofort seine Kameraden aus den dunklen Gängen. Aus allen Richtungen kamen sie zu ihm gestürmt, denn noch wusste niemand, wo genau in den Schatten sich Symin befand. Dieser presste sich immer stärker an die Wand und kroch immer tiefer in die Schatten, der in diesem Fall sein einziger Rückzugsort war. Nach ein paar stillen Augenblicken wagte es der erste der Krieger Mylady's im Angesicht des Unwissens den Mund aufzumachen. "Wo sind denn die Eindringlinge?" fragte ein mittelgroßer Krieger, dessen Antlitz von einer Kapuze verschleiert war. Der große, mit vielen Narben verzierte Krieger erwiderte prompt: "Das weiß ich auch nicht! Aber einer von ihnen hat aus ungefähr dieser Richtung ein Messer auf mich geworfen. Er muss sich irgendwo in den Schatten verstecken." Dabei deutete er in einem Kreisbogen auf den Bereich des Schattens zwischen den zwei Gängen, in welchem sich Symin befand. Symin's Herz begann schneller zu schlagen. Durch seinen Kopf ratterten Gedanken, die alle nach einem Weg raus aus dieser Situation suchten, aber keiner dieser Gedanken entwickelte sich zu einer ernsthaften Idee. Symin war in einer Zwickmühle, neben den beiden Gängen, zwischen welchen er sich befand, waren Fackeln, die ihn sofort auffliegen lassen würden. Er hatte keine Möglichkeit, sich heimlich in einen der Gänge zu schleichen und seine Zeit wurde immer knapper. Mittlerweile hatte sich der große Krieger von einem seiner Kameraden eine Fackel bringen lassen und sie kamen langsam auf Symin zu. Damit man seine leuchtend grünen Augen nicht sah, zog er seine Yiga-Maske auf. Das brachte ihm auch nicht mehr als etwas Zeit, aber immerhin etwas. Die Panik begann dabei in Symin immer mehr die Überhand zu übernehmen. Wenn es soweit war, würde er kämpfen müssen. Seine einzige Hoffnung war, dass seine Gefährten es rechtzeitig schafften, ihre Kontrahenten zu überwinden und ihm helfen konnten. Alleine war er den 5 Kriegern, die ihm langsam immer näher kamen, nicht gewachsen.

    Doch plötzlich wehte ein Windstoß aus dem Gang rechts von Symin in den großen Flur, auf dem er und die Krieger Mylady's standen und einige der Fackeln in dem Raum erloschen, inklusive der Fackel, die der große Krieger in der Hand hielt. Der Raum verdunkelte sich dadurch sehr stark und Symin nutzte die neu entstandenen Schatten sofort und schlich sich durch diese etwas von den Ganoven weg. Diese wiederum blickten gerade alle auf den Gang, aus dem der Windstoß gekommen war. In den kaum beleuchteten Gesichtszügen der Krieger war Verwunderung zu erkennen, schließlich waren sie in einer Höhle unter der Erde, hier sollte es eigentlich keinen Wind geben. Und dies war nicht der Gang, aus dem Symin und seine Gefährten gekommen waren. Dennoch musste dort irgendwo ein offener Ausgang sein, wenn Wind von dort kam. Oder? Symin nutzte das Ganze um in einen besseren Winkel zu gelangen, um einen besseren Blick auf die Lage zu haben und warten zu können, bis seine Gefährten aufschlossen. Doch plötzlich hörte man auch Geräusche aus dem Gang, aus welchem der Windstoß kam. Zunächst ein paar schwere Schritte, dicht gefolgt einem Geräusch eines Mannes der zu Boden fällt. Es ließ sich noch etwa leises Gewimmer vernehmen, bevor der gleißende Lichtblitz einer Klinge mit einem Zischen, auf das platschende Geräusch zu Boden fallender Bluttropfen folgte, das Geschehen beendete. Die schwach beleuchteten, stark vernarbten Gesichtszüge des großen Kriegers hatten noch nie so viel Angst gezeigt. Vor allemz weil es danach plötzlich wieder still war und man aufgrund der Dunkelheit keine Person in dem Gang ausmachen konnte. Symin war zunächst ebenfalls auch sehr verwirrt. Waren das seine Gefährten? Aber sie waren eigentlich aus einem anderen Gang gekommen, hatten sie einen anderen Weg gefunden? Oder wer sollte das sonst sein? Doch Symin beendete sein Gedankenspiel. Er erkannte, dass alle Krieger auf den Gang fokussiert waren und nutzte die Gelegenheit. Gerade, als sich die Krieger Myladys aus ihrer Angststarre lösten und in Richtung des Ganges stürmen wollten, schlich sich Symin an den Hintersten von ihnen heran. Als dieser sich mit skeptischem Blick umdrehte, war es bereits zu spät und er wurde von Symin's pechschwarz schimmernder Klinge durchbohrt. Der große Krieger hielt und blickte panisch zwischen seinem toten Kamerad und dem dunklen Gang hin und her. Noch immer ließ sich Symin in seiner dunklen Klamotte kaum ausmachen, weil er sich sofort wieder in die Schatten zurückzog. In dem flackernden, kaum noch vorhandenen Licht der Fackeln hatte sich noch nie so viel Angst in den Augen dieses Mannes gespiegelt. Der Kampf hatte begonnen.

    Maroni ist die Mehrzahl von Maronus. Esst meine Brüder nicht !

  • Das war eine richtig verzwickte Lage, in der sie sich hier gebracht hatten. Symin war blindlings vorausgestürmt und die Gefährten hatten ihm nicht rechtzeitig folgen können. Jetzt waren Malkus und Brom von den anderen getrennt und Sebariell schien von einem Fein in den Hinterhalt gelockt worden zu sein.


    "Wir müssen Sebariell helfen" schlug Malkus vor. Es war das erste, was ihm dazu eingefallen war. Einen Kampf an zwei Fronten würden sei nicht lange überstehen. Sebariell war ein guter Kämpfer aber Symin verstand es, in den Schatten zu verschwinden und als Yiga verfügte er über Kräfte, die es ihm erlaubten, an fremden Orten aufzutauchen. Symin hatte dieses Kunststück schon einmal vollführt und Malkus war sich sicher, dass er das wieder tun konnte, wenn es brenzlig wurde. "Symin kommt gut alleine recht, wir müssen Sebariell helfen und sorgen, dass wir nachher eine sichere Route haben, falls wir schnell entkommen müssen!" Brom nickte und erzählte ihm von Sebariells Kampf gegen den Schurken und wie er blitzschnell Broms Attacke ausgewichen war. "Das ist kein gewöhnlicher Handlanger" schlussfolgerte Malkus. Die Wachen, die ihnen zuvor begegnet waren, leisteten kaum nennenswerten Widerstand. Auch jene, die Symin erledigt hatte wirkten nun nicht so, als hätten sie viel Gegenwehr geleistet. Wenn sie allesamt so geübte Kämpfer wären, wie dieser listige Hund, der Sebariell in Schach hielt, dann hätte Symin sie trotz seines Geschicks nicht so einfach ausschalten können. "Schnell, lass uns keine Zeit verlieren, Sebariell braucht uns!" sagte Malkus und drängte in die Richtung, aus der Brom gekommen war. "Du kennst den Weg, richtig?" fragte er etwas unsicher. Malkus hatte sich hier schon einmal beinahe verirrt. Brom nickte. Für ihn waren Höhlen tief im Stein neben felsigen Gipfeln wohl so etwas wie sein zweites zu Hause. Der Gorone ging voran und verzichtete diesmal darauf, zu rollen. Er wollte Malkus nicht noch einmal verlieren. Brom versicherte sich mehrmals, dass der Hylianer noch hinter ihm ging, als er den feuchten Höhlenboden großen Schrittes entlang ging.


    Mit jedem Schritt näherten sie sich den Kämpfenden. Was zuvor wie sanftes Klingeln und gedämpftes Murmeln klang schwoll nun zu echtem Kampfeslärm an. Die beiden Kontrahenten schienen sich nichts zu schenken, sie stöhnten und schrien worauf metallische Geräusche zweier Waffen zu hören war, die aufeinandertrafen. Dann wieder wurde ein Schwert, das vermutlich sein ziel nur knapp verfehlt hatte, auf die steinernen Höhlenwände geschlagen. Funken sprühten und sorgten kurz für Blitzlichter, die sich ein oder zwei Biegungen weit ausbreiteten und sofort wieder erstarben. Brom und Malkus waren ganz nah. Sie vermuteten die Kämpfenden hinter der nächsten Biegung. Das Licht der Fackeln flackerte verräterisch, als sie daran vorbei huschten. Malkus wollte gerade die Finger auf die Lippen legen und Brom signalisieren, dass er leiser sein sollte, als er selbst auf dem nassen Untergrund ins Rutschen kam und polternd zu Boden stürzte. Sein Fall wurde durch ein kurzes "Hmm?" quittiert, dem eine handfeste Attacke folgte, die mit einem Metallischen "Klonk" beantwortet wurde. Malkus wusste nicht, wen er da mit seinem Sturz kurz abgelenkt hatte, aber es hätte denjenigen beinahe das Leben gekostet. Er rappelte sich auf, zog das Schwert seines Großvaters aus der Scheide, dessen blanker Stahl im orangen Licht glänzte und war bereit, um die Ecke zu stürmen um seinem Gefährten beizustehen.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Das Schwert mit beiden Händen fest umschlossen, schwang Sebariell es so schnell es seine Arme vermochten. Immer wieder tanzte die Klinge vor ihm her, mal oben, dann plötzlich ruckartig nach unten und dann auf einmal zur Seite. Immer eine defensive Antwort auf den eleganten und tödlichen Tanz, den Leonids Klingen vollführten. Sein Herz schlug immer schneller und schneller, asynchron zu seinen Bewegungen. Solch eine Geschwindigkeit vermochte Seba nicht für ewig aufrechterhalten zu können. Sein Atem ging heftig und seine Muskeln brannten. Leonid unterdessen schien nicht einmal müde zu sein. Was für ein Monster!

    "Du gefällst mir, Seba - darf ich dich Seba nennen? Ach was, ich mach es einfach. Jedenfalls gefällst du mir! Die meisten Kämpfer, gegen die ich angetreten bin, können es nur wenige Atemzüge gegen mich durchhalten, bevor meine Klingen sie letzen Endes richten. Du zumindest hälst dich tapfer!"

    Selbst Leonids Worte waren pfeilschnell. Sicherlich hätte er auch einen guten Kontrahenten für ein Wortgefecht gegen Malkus abgegeben. Seba aber hatte keinen Atemzug übrig, den er für Worte entbehren konnte. Stattdessen konzentrierte er sich vollkommen auf die Klingen vor sich. Alles andere um ihn herum rückte mehr und mehr in den Hintergrund und driftete alsbald in die Vergessenheit. Schließlich gab es nur noch Sebariell und Leonid sowie deren Waffen, die tödlich zwischen ihnen herwirbelten.


    Es ging noch einige Zeit so weiter. Ob nun Sekunden oder gar Stunden, dies hätte Sebariell nicht zu sagen vermocht. Alles war wie ein Rausch. Doch der Schmied entdeckte eine Abfolge, in denen Leonid seine Schwerter bewegte. Innerhalb dieser sich wiederholenden Abfolge sah Seba eine Lücke, klein aber dennoch vorhanden. Als er sie auch nach einigen weiteren Malen an der gleichen Stelle erblickt hatte, verschwendete er keine Zeit mehr. Beim nächsten Mal, als die Lücke sich öffnete, vergaß der Schmied, was passieren konnte, wenn er nun keins der Schwerter parieren würde, und stieß mit voller Wucht durch die Lücke.

    Leonid riss die Augen auf, als der Schmied nach vorne drängte und dessen Schwert in tödliche Reichweite zu Leonids Kehle brachte. Myladys Vasall brach seinen Schwerttanz ab und ruckte nach hinten, spürte dennoch den Windzug, den Sebariells Schwert verursachte - er war viel zu nah gekommen!

    Noch während er sein Gleichgewicht wiedererlangte, hatte Leonid bereits einen frechen Spruch auf den Lippen. Doch sie würden so schnell nicht Gehör finden, denn Sebariell stürzte mit seinem gesamten Körper, Schulter voran, auf Leonid zu, rammte ihn und gemeinsam stürzten sie zu Boden. Dabei blieb der Schmied über seinem Gegner, presste ihn mit seinem Gewicht auf den feuchten Steinboden und hob gleichzeitig sein Schwert über den Kopf.

    Leonid begriff plötzlich, dass sein Hochmut ihn in diese Lage gebracht hatte. Hätte er nicht mit seiner Beute gespielt, würde er nun nicht im Dreck liegen, seinem Tod ins Auge blickend. "Du bist Myladys fähigster Schwertkämpfer, doch deine Arroganz ist deine größte Schwäche. Achte darauf, sie nicht zu deinem Verhängnis werden zu lassen", hatte Harald einmal zu ihm gesagt. Dass dieser mittlerweile einarmige Bastard recht behalten sollte, erzürnte Leonid fast schon mehr als seine Niederlage!


    Sebariells Herz drohte ihm aus der Brust zu springen. Irgendwie hatte er es geschafft, seinen Gegner zu überwältigen. Einen Schwertkämpfer, der so viel geschickter war, als er selbst. Doch nun hockte er über ihm und konnte es beenden. Aber er zögerte. Sebariell wollte keine Leben nehmen, dennoch war er mittlerweile mehrmals dazu gezwungen gewesen. Gab es hier keinen anderen Weg? Sicher nicht. Sollte dieser Leonid entkommen, würde er Malkus, Brom und vermutlich auch Symin töten. Vor allem, wenn es stimmte, dass irgendwo noch dieser Kerle lauerte, der zu Mordreds Leuten ghörte. Der Brecher, oder wie sie ihn nannten. Also verstärkte der Schmied den Griff um sein Schwert und ließ die Klinge nach unten sausen. Doch in dieser Sekund geschahen mehrere Dinge, die sich wie Zeitlupe vor Seba abspielten.

    Zuerst hörte er von Irgendwo hinter ihm einen dumpfen Aufprall sowie ein darauf folgendes "Hmm". Dies ließ Seba instinktiv aufhorchen und den Blick von Leonid abschweifen.

    Den Moment von Sebariells Abwesenheit nutze als nächstes Leonid. Er zog seinen rechten Arm, der unter Sebas Knie geklemmt hatte, ruckartig zu sich, schloss die Hand fest um sein Schwert und stieß nach oben, in Richtung des Gesichts seines Gegners.

    Wie in Zeitlupe sah Sebariell, wie die Klinge sich von unten näherte, wie eine Schlange, die blitzschnell nach ihrer Beute schnappte. Er neigte den Kopf etwas zur Seite, doch spürte er trotzdem, wie die Klinge ihn traf. Sie schnitt sich langsam durch seine Brandnarbe, wanderte weiter hoch zum Wangenknochen und einen Atemzug später färbte sich Sebariells Welt rot und ein Schmerz, wie er ihn noch nie erlebt hatte, brannte sich durch seim Bewusstsein. Mit einem markerschütternden Schrei rollte sich der verletzte Schmied von seinem Gegner und presste sich eine Hand auf sein verwundetes Auge. Er spürte, wie das Blut durch seine Finger sickerte und wie sein Atem stoßartig und unregelmäßig kam. Er würde gleich das Bewusstsein verlieren. Doch dann wäre er tot. Stattdessen tastete er mit der freien Hand nach seinem Schwert, das er zuvor hatte fallen lassen.

    "Ach Mensch, da hattest du mich fast! Wie ärgerlich! Schade für dich, mein lieber Seba!" Der Hohn in Leonids Stimme war nicht zu überhören. Sollte dies das letzte sein, was der Schmied in dieser Welt hören sollte? Doch da bemerkte er etwas im Schatten, das sich von hinten Leonid näherte. Fast war es so, als würde er eine ihm bekannte Sense erblicken. Aber Sebariell war sich sicher, dass dies nur ein Trugbild sein konnte, denn im nächsten Augenblick driftete er in die sanften Arme seiner Ohnmacht.

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Malkus war der Meinung dass Sebariell eher Hilfe benötigte, also entschied er, wieder zurück zu den beiden Kämpfenden zu eilen. Brom war nicht wohl bei dem Gedanken.


    Sie rannten also fort vom Kampflärm, wodurch dieser immer und immer leiser wurde. Aber was war das, war da nicht noch ein anderes Geräusch, das immer deutlicher zu hören war, umso leiser der Kampflärm wurde? Während der Kampflärm leiser wurde, war dieses Geräusch immer gleichbleibend zu hören. Es waren Schritte. Sie wurden also abermals verfolgt.


    Brom machte erneut seinen Hammer kampfbereit und drehte sich plötzlich um, während Malkus die letzten Schritte allein lief und wohl kurz darauf auf die Nase flog, was Brom aber kaum bemerkte, denn vor ihm stand erneut einer der Räuber.


    Brom beschlich im ersten Moment ein Déjà-vu Erlebnis, denn genau das war vor einigen Minuten schon Mal passiert. Aber etwas war anders. Diesmal schaute der Räuber ihn nicht mordshungernd an, sondern fast schon eher ängstlich. Er stand wohl noch nie einem so großen Gegner entgegen.


    Brom war fast schon glücklich, denn im Gegensatz zum Gegner von Sebariell, war dieser schon eher seine Kragenweite. Er erhob seinen Hammer und schlug zu, wobei er den Räuber knapp verfehlte, was wohl eher daran lag dass Brom es immernoch widerstrebte, Gegner zu verletzen die sich nicht wehren. Der Gegner hingegen erschrak durch die neben ihm niederkrachende Waffe.


    Er war wohl wirklich nicht auf einen solchen Gegner gefasst, denn man sah, das es feucht zwischen seinen Beinen wurde. Als Brom gerade erneut seinen Hammer heben wollte, sprang der Räuber überraschend auf und tratt die Flucht an. So einfach ließ ihn Brom aber nicht entkommen und rannte ihm hinterher.


    Allerdings nahm der Gegner nicht den bekannten Gang, sondern bog stattdessen in einen der etlichen Nebengänge ab. Das reinste Labyrinth hier, dachte sich Brom kurz. Brom verlor immer mehr an Boden. Irgendwas musste geschehen. Erneut bogen die Kontrahenten an einer Kreuzung ab. Hier bemerkte Brom einen unerwarteten Luftzug. Hinter ihm schien es einen offenen Ausgang zu geben. Klar, der Geheimgang den sie genommen hatten, war sicher nicht der einzige Eingang, aber wieso war dieser offen, wodurch ein Durchzug entstand?


    Dadurch dass Brom kurz abgelenkt war, stolperte er und flog nach vorn auf den Boden. Der Gegner vor ihm wimmerte, da er wohl Angst hatte, das Brom direkt hinter ihm sei. Noch während Brom allerdings auf die Nase flog, entglitt ihm sein Hammer und flog den Räuber zwischen die Füße, wodurch auch dieser ins stolpert geriet.


    Allerdings hatte er weniger Glück als Brom, denn der Räuber trug immernoch seine Waffe, irgendein Dolch oder Kurzschwert, Brom konnte es nicht genau ausmachen, in der Hand, und das wurde ihm zum Verhängnis. Denn kurz bevor der Gegner auf dem Boden aufschlug, sah man noch kurz die Waffe deutlich aufblitzen, bevor sie sich tief in den Unterkiefer des Gegners bohrte. Er war mit Hand voraus aufgekommen und hatte sich so unglücklich selbst erstochen. Es spritze noch das Blut in alle Richtungen und dann war Stille.


    Brom sah entsetzt auf die Leiche, als er vor sich weitere Geräusche hörte. Er stand auf und schaut weiter den Gang hinunter. Dort sah er weitere Räuber die entsetzt die Leiche und dann Brom anschauten. Vermutlich dachten sie, Brom hätte den Räuber niedergestreckt.


    Aber Brom sah noch etwas anderes. Hinter den Räubern könnte er im dunklen Raum noch jemanden ausmachen. Dort wurde nämlich gerade in diesem Moment ein weiterer Räuber erledigt und dann erkannte Brom den kleinen Attentäter. Es war Symin.

  • Der Kampf war im vollen Gange als Eve sich im Hintergrund mehr oder weniger bedeckt hielt. Sie züngelte mit ihrer scharfzüngigen Zunge über ihre schmalen, roten Lippen und folgte den Tanz der Klingen mit ihrem schwarzen Blick, der hinter ihren Gläsern von einer Seite des Brillengestells zur anderen wanderte. Das Aufschlagen von Metall hallte durch die Gassen des Labyrinths und die Funken erhellten die tanzenden Schattenfiguren der beiden Männer an den unebenen Wänden, gemeißelt aus dem Dreck und Gestein der Wüste. Die Verzierungen verschnörkelten sich an den Wänden zu kleineren Malereien und verliefen weiter in der Höhle in vollkommener Finsternis.


    Der Feind, der gegen Sebariell kämpfte, hielt den Schmied ziemlich auf Trab. Er war in den vergangenen Tagen geschickter geworden, schneller und stärker. Seine Entschlossenheit brannte stärker als die Lichtquelle an den steinernen Mauern und überflutete den Feind in einer Welle an Schlägen, die allerdings auf Gegenwehr stießen. Wieder sprühten Funken in die Luft und Sebariells Kontrahent begann argwöhnisch zu lachen. Sein Hochmut … Evelyn grinste weiter und stützte sich an ihrer Sense ab. “Das wird sein Untergang werden“ Das Spektakel glich einem gefährlich scharfen Tanz dessen Ende darin bestimmt war, eine Unachtsamkeit auszunutzen. Wie einstudiert, bewegten sich die Beine beider im Sand rutschend umher. Der Sand knirschte zwischen Solen und Boden, als würden beide an einem Marathon teilnehmen. Die Luft wurde zunehmend dicker und dicker. Ein intensiver, schwerer Schweißgeruch legte sich wie ein Vorhang über die Wände, die Decke und der Schweiß der beiden Männer tropfte nach jedem schweren Schlag auf den Boden, in dem er sofort versank und verdickte. Der Sand färbte sich unter die Anstrengung beider in punktueller Form zu dunklen Klumpen und wurde wieder mit dem nächsten Tanzschritt verwaschen.


    Sebariell kämpfte nicht nur mit seinem Schwert, sondern auch mit seinem Kopf. Evelyn sah, wie seine Gedanken wild umherreisten und anders als sein Kontrahent, war sich Sebariell seiner Situation bewusst. Er wusste, dass sein Leben auf dem Spiel stand und genau diese Blockade war das letzte Glied der Kette, die ihm an den Sieg hinderte. Die Dämonenkämpferin verlagerte ihr Gewicht nun auf ihr anderes Bein und schnalzte genüsslich mit ihrer Zunge an ihrem Gaumen. Es war wie ein VIP Platz in einem Theaterstück des Todes. So nah, sie konnte jeden Luftzug spüren der nach einem Schwertschlag an ihrer Nase streifte.


    In des Schmiedes Kopfes hatte sich etwas getan. Wie ein Schalter, der sich umgelegt hatte, konnte Eve beobachten, wie sich seine Kampfeslust änderte. Das letzte Glied sein Leben in einer schützenden Hand zu halten, war gebrochen, denn er erkannte das Muster seines Feindes und schlug in einer unachtsamen Sekunde zurück. Die Spitze seiner Klinge schnellte wie eine gefährliche Schnappschildkröte in die Richtung der Blöße des Feindes und überraschend weiteten sich seine Augen aus seinen Höhlen, sodass das Weiße, durchzogen von feinen, blutigen Äderchen, hervorquoll.


    Seba hatte es geschafft und in Evelyn verbreite sich ein wärmendes Gefühl. Sie war stolz auf ihn gewesen. Der Feind vertuschte seine Niederlage mit argwöhnischen Worten. “Das war’s“ waren Eves Gedanken. Stolz legte sich über ihr schlagendes Herz, da Erinnerungsfetzen in Form von Bildern in ihren Kopf aufploppten, wie sie zusammen vor langer Zeit auf einer Wiese trainierten. Der Schmied war längst kein einfacher Mann mehr. Er reifte zu einem Kämpfer der es verstand, seine Freunde und liebenden zu beschützen. “Tu es. Bring es zu Ende“ Ein schweres und beklemmendes Gefühl legte sich auf jede Faser ihres Körpers. Die Anspannung, der letzte Schnitt den Faden des Lebens zu durchtrennen, war so nah. Die Klinge war wörtlich auf dem Stoff des Lebens angelegt und er begann die ersten Stricke aufzutrennen. Doch, warum zögerte er? “Hmm“ brummte es aus ihrer Kehle verlor, sodass ihre Lippen sich wellten. Sebariell zuckte auf und hielt inne. Diese Sekunde der Unachtsamkeit gab seinem Kontrahent die Gelegenheit zurückzuschlagen. Ein tiefer Schnitt des Gegenangriffs fauchte wie eine giftige Schlange zum Schmied zurück und brachte ihn ins Wanken. Seinen kleinen Sieg feierte der Feind mit weiteren, argwöhnischen Parolen um sich selbst zu beflügeln. Evelyn dachte schäumenden Speichel über seine Lippen erkannt zu haben. Die Kriegerin schüttelte den Kopf und trat aus der Dunkelheit mit schweren Schritten hervor. ”Es reicht jetzt” … Ihre harten und kalten Worte legten sich zusammen mit ihrem Sensenblatt um die Kehle des Feindes und über die einkehrende Stille, da Leonids Überraschung einer Entwaffnung glich. Er zögerte. Seine Augen fixierten die blutgetränkte Schneide der Sense. Die teils eingetrockneten Blutflecken auf dem sonst so polierten Stahl unterbrachen das Spiegelbild der Fratze, die noch immer ungläubig auf das Blatt stierte. ”Lass vom Schmied ab oder dein Kopf rollt….” Sie untermalte ihre monotonen Worte indem sie ihren Seelenfresser enger an das verschwitzte Fleisch des Mannes drückte. Das Sensenblatt begann zu vibrieren als die Klinge die Muskeln und Venen über die Haut hinaus berührten. Jeder Herzschlag übertrage sich über die Stange wie ein Impuls und Evelyn konnte das sprühende und ängstliche Leben des Mannes vor ihr auf dem Boden in jeder Faser ihrer Fingerspitzen spüren. Ihr Herz begann plötzlich aufzuschlagen. Ein Rausch von Adrenalin durchflutete ihren Körper und ihre Augen weiteten sich lustvoll. Die kleinen, feinen Härchen auf ihren Armen stellen sich auf und eine Flut an Glückshormonen schoss durch ihren Kopf, was sich fast in Ekstase brachte. Sie leckte sich erneut über ihre Lippen und ging dabei in die Knie, hielt ihre Stangenwaffe wie eine Art Leine um die Kehle des Feindes. Dabei rückte ihr Kopf immer näher an den Hinterkopf des Mannes. Ihre Kapuze verfing sich am Hinterkopf Leonids, sodass sie nach hinten rutschte. Ihre Lippen berührten mit einem zarten Hauch ihres Atems sein Ohr an der Seite. Ihr flüstern glich das Zischen einer Schlange. ”Wo ist Mordred?” Sie schloss ihre blutroten Augen und holte tief Luft durch ihre Nasenlöcher, die sich wie Nüstern eines Pferdes leicht erhoben und weiteten. Der Gestank des Kampfes, der schwere Geruch von Eisen des frisch vergossenen Blutes, sie sog alles in sich auf, ehe ihre Augen sich halb müde öffneten. >>”Du elendiges Mistvieh…. Ich erzähl dir gar … ugh” << Sie schnalzte mit der Zunge und drückte die Sense weiter in die Kehle des Mannes. ”Mach es dir nicht schwerer als es bereits ist. Wo ist Mordred. Sag es mir und ich lasse dich am Leben. Stolziere wie ein argwöhnisches Reh weiterhin auf der Wiese in deiner Herde und finde dein falsches Glück indem du mir eine simple Frage beantwortest. Oder sterbe durch die Hand des Teufels, wie er wahrhaftig hinter dir steht. Du hast die Wahl, also entscheide dich …” Leonids Kopf kreiste wie ein Kreisel in einem Sandsturm umher. Evelyn konnte seine Gedanken und seine Anstrengung über das Aufklopfen seines Herzens über ihre Waffe spüren. Kurz spannten sein Muskeln an, bis sie auf die darauffolgende Sekunde wieder entspannten. Er wimmerte, seufzte. Die Geräusche die über seine Lippen wanderten waren die eines Goblins gleich. Er hatte Gewonnen und zugleich verloren. Evelyn ließ ihm allerdings keinen Sieg. Egal wie er sich entscheiden würde, Leonid würde verlieren. Entschied er sich für sein leben als Reh, würde er mit einer Schande leben müssen die seinen Stolz und Argwohn wie einen Stein in einem tiefen Abgrund des Meeres herunterzieht. Würde er sich für den Tod entscheiden, wäre ein weiteres Licht auf diesem Planeten erschöpft. Evelyn fing an mit ihren Fingern auf der Stange zu klopfen während sie mit ihren linken Fingern leicht spielend über seinen Nacken streifte, hinauf über seinen Hinterkopf und dabei kreisende, streichelnde Bewegungen in seinem verschwitzten Haar vollführte. Wieder hauchte sie ihre Worte in sein Ohr, tupfte mit ihrer Nasenspitze über seine Wange und streichelte ihn weiter. ”3 … 2 …” Sie zählte herunter, dabei wurden ihre Fingerspitzen auf seinem Haupt immer mehr, die sich durch sein Haar gruben. ”1 …” Sie packte ein Büschel an fettigen Haaren und drückte den Kopf weiter vor zur Klinge. Er schrie auf. >>”N-NEIN HALT!”<< Evelyn lies locker. ”Ich höre ?” Er schloss angestrengt seine Augen. >>”Ich weiß es nicht. Ich bin im Auftrag von Mylad…” << Gurgelnd gingen seine Worte in einem Schwall von aufkeimenden Blut unter, das sich wie ein Sturzbach über seine Lippen legten. Ein leises “Schwuing” durchtrennte den letzten Lebensfaden des Mannes. Evelyns Blick war ernüchternd … ”Das war nicht meine Frage.” Sie warf den Kopf des Mannes zur Seite und schwenkte den leblosen Körper des Kontrahenten, den Sebariell besiegte, von Sebariells Körper, sodass er frei von dieser Last war. Ihre Blicke streiften die abdriftenden Blicke des Schmiedes. Sie lächelte. ”Sebariell … Es tut mir leid” Sie beugte sich über ihn, legte ihre Waffe auf den Boden ab und umschlossen mit ihrer flachen Hand seine Wange. Sie küsste ihn auf seine Lippen. Sein undurchsichtig Blick fokussierte die Hörner auf ihrem Haupt, das allgemeine Antlitz der Frau, ehe er in eine tiefe Finsternis der Ohnmacht fiel. Erkannte er sie?


    Evelyn zuckte kurz zusammen, als sie aufbäumende Schritte hinter sich hörte. Sie richtete ihren Oberkörper sitzend auf Sebariell auf und legte einige Fingerspitzen auf ihrer Waffe ab. ”Wenn ihr wegen ihm hier seid, hat euer letztes Stündchen geschlagen. Lasst meinen Sebariell in Frieden!” Sie sprach ihre Worte noch immer in Blickrichtung des bewusstlosen Schmiedes, ohne zu wissen, wer ihr mittlerweile aus ihrem Rücken heraus Gesellschaft leistete. Sie würde sich wundern, ein bekanntes Gesicht zu sehen.

  • Langsam bewegte sich die Silhouette einer vertrauten Gestalt aus dem Schatten des Fackellichts hervor. Der schwarze Umriss eines großen Kriegers bewegte sich aus dem Schatten des Ganges hervor, hinein in das flackernde Licht der letzten Fackel, die in dem großen Flur noch brannte. Der stattliche Krieger war zweifellos ein Gorone - also musste es Brom sein. Über Symins Gesicht, welches nach wie vor von seiner Yiga-Maske verschleiert war, huschte ein Schimmer der Verwunderung. Ein so verängstigender, brutaler Auftritt war für Brom eher unüblich. Oft löste der Gorone aber auch unwissend mehr Angst in seinen Kontrahenten aus, als eigentlich notwendig war. Brom trat langsam ins Licht der Fackel. Sein Schatten fiel direkt auf die Räuber vor ihm und hüllte sie damit von Kopf bis Fuß in ein tiefes Schwarz. Erneut wirkte die stattliche Statur des Goronen Wunder. Jeder der Anhänger Myladys sah verängstigt aus, außer dem großen, stattlichen Krieger, der Symin zuerst entdeckt hatte. Er sah, was seine Mitstreiter nicht sahen: Die Unsicherheit in Brom. Diese Unsicherheit war der Makel, der wie eine klaffende Wunde seine Verteidigung aufriss und ein tiefes Loch hinterließ. Brom versuchte, sie zu überspielen, doch dem stattlichen Krieger Myladys, der hier anscheinend das Sagen hatte, entging diese nicht. Der Rest der Krieger erkannte diese jedoch nicht, sie waren zu geblendet von der panzerartigen Haut des Goronen, die als Schutzschicht für den stattlich gebauten Körper funktionierte, welcher wiederum aus so vielen Muskeln bestand, dass er es dem Goronen ermöglichte, den schweren Hammer auf seinem Rücken wie eine Feder zu heben und im Licht der Fackeln aufblitzen zu lassen. Nach einem Moment der Stille, welche von dem Schweißgeruch der verängstigten Krieger, dem flackernden Licht der letzten Fackel und der Dunkelheit der Schatten geprägt war, ergriff der große Krieger das Wort. "Ich kümmer mich um den Goronen! Ihr sucht nach dem Eindringling, der sich hier noch versteckt." brüllte er durch den Saal. Langsam setzte er einen seiner schweren, metallverstärkten Stiefel vor den Anderen und bewegte sich dabei in Broms Richtung. Dieser begab sich in Kampfhaltung, rührte sich aber zunächst nicht. Die anderen Krieger, Symin konnte drei ausmachen, aber es war gut möglich, dass sich noch mehr von ihnen in den Schatten befanden, liefen durch den Raum oder blickten suchend umher, in dem Versuch, Symin auszumachen. Symin suchte sich einen von ihnen aus, der etwas abgeschieden am Rand stand und suchte nach einem Weg, einer Route, die ihn möglichst unentdeckt durch die Schatten zu seinem Ziel brachte. Schnell machte der Yiga einen Weg ausfindig und schlich behutsam auf diesem voran. Der Krieger bewegte sich in dieser Zeit kaum, aber blickte interessiert durch die Gegend. Er könnte Symin entdecken, wenn er im richtigen Augenblick in seine Richtung blickte. Als Symin relativ nah war, aber durch die Schatten immer noch außer Sichtweite seines Opfers, hielt er an. Er wartete auf den richtigen Augenblick. Wie ein Raubtier, das im Gebüsch auf die falsche Bewegung seiner Beute lauert, dauerhaft bereit, zuzubeißen. Und da war die falsche Bewegung des Beutetiers - und Symin biss sofort zu. Die pechschwarz schimmernde Klinge stieß aus dem Schatten hervor in die Magengrube seines Feindes. Das Blut spritzte sofort aus ihm hervor und beschmutzte Symin's Schwert. Das Zischen der Klinge, gefolgt von dem Geräusch, dass ertönte, als diese den Magen des Räubers traf und klang, als würde die Klinge das Blut aus dem Körper des Opfers herauspressen, zog sofort die Aufmerksamkeit der anderen Räuber auf sich. Diese kamen sofort auf Symin zu, doch auf ihren Gesichtern war immer noch die Verämgstigung zu erkennen, welche sie seit dem Auftritt von Brom hatten. Symin hatte für gewöhnlich aber nicht so eine Wirkung. Lag es daran, dass er aus den Schatten angriff? Oder vielleicht doch an der Yiga-Maske, die sein Gesicht verschleierte?

    Symin hatte keine Zeit, um wieder in die Schatten zu verschwinden. Die Krieger hatten bereits zu Symin aufgeschlossen. Glücklicherweise waren sie trotz des kaum vorhanden Lichtes gut zu erkennen, da die silbernen Eisenklingen in ihren Händen das Licht reflektierten. Jene Klingen prasselten nun auch auf Symin ein, welcher mit einem gekonnten Schritt zurück auswich. Die beiden Klingen zischten an Symins Kehle vorbei und drohten dabei beinahe, sich gegenseitig zu treffen. Symin tat sich schwer, etwas gegen die beiden zu unternehmen. Weiter und weiter parsselten Schwertangriffe auf ihn nieder, immer schneller und dicht von einander gefolgt. Symin blockte hin und wieder ein paar Angriffe und schritt dabei immer weiter zurück. Hierbei schritt er aber auch immer weiter aus dem Licht heraus und in die Dunkelheit der Schatten. Auch wenn er für seine Kontrahenten immer noch erkennbar war, machten es die Lichtverhältnisse schwerer, Attacken rechtzeitig zu erkennen. Symin war geübt darin und hatte deshalb einen Vorteil. Als der Attackenhagel dadurch etwas abnahm und langsamer wurde, nutzte Symin seine Chance. Als die Attacke des linksstehenden Kriegers sein Ziel erneut verfehlte, stach Symin's schwarze Klinge aus den Schatten hervor - doch der Kumpane des Kriegers parierte gerade rechtzeitig, um die flache Seite seiner Eisenklinge zwischen die tiefschwarze Spitze der leicht blutbetränkten Klinge Symins und den Brustkorb seines Kameraden zu drängen, womit dieser lediglich einen leichten Schlag auf die Rippen, anstatt einem tödlichen Hieb erhielt. Dieser Schlag brachte ihn aus dem Gleichgewicht und ließ ihn ein paar Schritte rückwärts stolpern. Symin erkannte jedoch sofort eine weitere Schwäche - der lebensrettende Block hatte den verteidigenden Krieger auch stark nach hinten gedrängt, genauer gesagt seinen linken Arm, der das Schwert hielt. Damit war die rechte Seite des Körpers ungeschützt und Symin stach erneut blitzschnell zu. Er traf seinen Gegner, der gerade noch versuchte, auszuweichen, leicht am rechten Hüftgelenk. Etwas Blut spritzte aus seinem Körper hervor auf den Sandsteinboden, auf dem sich der Kampf austrug. Reflexartig schnellte der rechte Arm des Kriegers auf die Wunde, um die Blutung zu unterdrücken. Sein linker Arm, der das Schwert hielt, begann zu zittern. Doch als Symin nachsetzten wollte, ging der andere Krieger, der sich von dem Schlag auf die Brust erholt hatte, zum Angriff über und Symin musste sofort parieren. Der Angreifer presste seine Klinge gegen die Symins, die dadurch anfing zu knirschen. Doch plötzlich zog Symin seine Klinge weg und drehte sich aus dem Angriff heraus. Die Klinge des Angreifers schnellte aufgrund des plötzlich wegfallenden Widerstandes nach vorne und an Symin vorbei in die dunkle Leere. Symin's Drehbwegung endete in einem Hieb auf den anderen, an der Hüfte verletzten Krieger. Dieser sah den Angriff nicht rechtzeitig kommen, und brachte deshalb seinen linken Arm nicht rechtzeitig auf die andere Seite seines Körpers. Er konnte lediglich zusehen, als Symin's Klinge seine Halsader durchtrennte. Sofort fiel der Mann zu Boden und es quillte einiges an Blut aus seinen Adern. Langsam bildete sich eine kleine Pfütze in einer Senkung des Sandsteinbodens. Der andere Krieger blickte auf seinen am Boden liegenden Kamerad. Er knirschte mit den Zähnen, wie ein Raubtier, dass gerade die Fährte seiner Beute aufnahm. Er deutete mit seinem Schwert auf Symin und presste durch seine aufeinander liegenden Zahnreihen "Du.. Ich werde dich töten" ...

    Maroni ist die Mehrzahl von Maronus. Esst meine Brüder nicht !

  • Seine Finger schlossen sich so fest um den Schwertgriff, dass seine Knöchel weiß hervortragen, die Lippen hart aufeinander gepresst und bereit, jeden niederzustrecken, der sich ihm in den Weg stellen würde. Er versuchte sich dabei die Übungen in Erinnerung zu rufen, die ihm Evelyn gezeigt hatte und die Furcht, die sich in seinen Gedanken breit zu machen versuchte, beiseite zu schieben. Jetzt war nicht der Zeitpunkt für Angst. Sein Freund war in Gefahr und jetzt galt es zu zeigen, was Evelyn ihn gelehrt hatte. Evelyn... wo auch immer sie war, sie sollte Stolz auf ihn sein. Malkus hob sein Schwert mit beiden Händen über den Kopf, so hoch es die Höhle zuließ. Vor ihm baute sich eine Gestalt auf. Im flackernden Fackelschein konnte er kaum mehr ausmachen als Arme und Beine, einen Kopf und... waren das Hörner? Was für ein Dämon stand da vor ihm? Malkus zögerte. Er dachte an Evelyn. Er dachte an seine Gefährten. Er konnte sie nicht im Stich lassen. Was auch immer für Dämonen sich im Dienste dieser Räuberbande gestellt hatten, Malkus würde zumindest nicht kampflos aufgeben. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. "Lass meinen Freund in Ruhe" befahl er und zwang dabei seine Stimme, nicht zu zittern, als die gehörnte Gestalt mit der strengen Stimme einer Frau antwortete. Malkus schluckte. Diese Stimme... das konnte nicht sein. Für einen Moment ließ er sein Schwert sinken und erinnerte sich an die Kampfübungen mit Evelyn. Immer, wenn sie ihm etwas zeigte und er es nicht auf Anhieb richtig machte, tadelte sie ihn. Die Frauenstimme dieses Dämons hatte eine fast schon unheimliche Ähnlichkeit mit der von Evelyn. War dies ein Trick des Dämons, damit er seine Verteidigung vernachlässigen würde? Wollte der Dämon ihn vielleicht sogar verführen? Und die wichtigste Frage, die sich Malkus aufdrängte war wohl, was mit Sebariell geschehen war. Im Halbdunkel konnte er eine Person am Boden liegend sehen. Ob es sich dabei um Sebariell handelte? Die Gestalt schien in rötlich schimmernder Flüssigkeit zu liegen. Blut überkam es Malkus. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinab. Erst jetzt fiel ihm auf, wie viel Blut dort war.


    "Was hast du mit meinem Freund gemacht?" fragte Malkus nun etwas lauter. Panik machte sich in seiner Stimme breit. Seine Hände zitterten. Er machte einen Schritt nach vorne, die Schwertspitze in Richtung des Dämons zeigend. "Sprich, Dämon" forderte Malkus die gehörnte Person auf. Er versuchte sich etwas breiter hinzustellen, damit ihm nicht noch so ein Missgeschick passierte, wie eben, als er mit Brom in Sebariells Richtung unterwegs war. Brom... wo war der Gorone bloß? Malkus wagte nicht, sich umzusehen oder gar umzudrehen. Die Dämonin aus den Augen zu verlieren würde mit Sicherheit seinen Tod bedeuten. Die Fackeln tanzten an der Höhlenwand und fast, als würde die Gestalt vor ihm dies zum Anlass nehmen, drehte sie sich vorsichtig aber selbstsicher um. In diesem Augenblick stoben Funken aus der Halterung, in welcher die Fackel angebracht war und Malkus konnte das Gesicht der Dämonin sehen. "Das ist unmöglich" keuchte er. "Du bist... was ist mit dir" sagte er ungläubig. Die Dämonin hatte nicht bloß die Stimme seiner Gefährtin, sie trug auch ihren Ausdruck im Gesicht. Die feinen Züge der Kämpferin, ihre stechenden Auge und die schmalen Lippen. "Evelyn" stammelte Malkus. Die übrigen Worte formten sich tonlos auf seinen Lippen. Er senkte sein Schwert. In diesem Moment vergaß er den Gedanken, dass die Dämonin die Gestalt seiner geliebten Gefährtin angenommen haben könnte, um ihn zu täuschen. Er war zu überrascht von ihrem Auftauchen. Stattdessen gingen ihm tausend Fragen durch den Kopf. Die Dämonin lächelte. Nun war es nur mehr eine einzige Frage, die er auf den Lippen trug. "Wo bist du gewesen?"

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Sebariells Welt bestand aus Schmerz und Dunkelheit, durchtränkt von einem tiefen Scharlachrot. Die Schmerzen breiteten sich von seinem linken Auge aus und füllten seinen gesamten Körper und sein gesamtes Empfinden aus, wie Wasser einen leeren Krug. Als all die Pein drohte, überzuschwappen, fuhr der Schmied mit einem markerschütternden Schmerzensschrei hoch, durchstieß die trübe Dunkelheit und fand sich plötzlich in dem Gang des Verstecks von Mordred wieder.

    Instinktiv griff er mit seiner Hand zu seinem linken Auge - oder besser, dem was davon noch übrig war. Kaum berührte er sein Gesicht, spürte erneuten heftigen Schmerz und all das Blut, das dickflüssig sein Gesicht bedeckte. Doch er spürte auch die klaffende Furche, die sich über seine linke Gesichtshälfte zog. Er konnte auf dieser Seite nichts mehr sehen und nun mischte sich Panik zu dem permanent anhaltenden Schmerzen.

    "M-mein Auge...", stammelte er an niemanden gerichtet. Doch plötzlich spürte er eine Hand, die sich auf seine rechte Wange legte und eine beruhigende Wärme ausstrahlte, die es vermochte, seine Panik etwas abzumildern. "Es wird alles gut, Seba. Wir sind hier." Die Stimme, fast ein zärtliches Flüstern in seinem Ohr, spülte die restliche Panik davon und sorgte dafür, dass sich Herzschlag und Puls des Schmieds normalisierten. Aber kam ihm diese Frauenstimme nicht bekannt vor? Er drehte den Kopf ein wenig und sah dann in das Gesicht von Evelyn - und dann wieder nicht. Wer da vor ihm saß, hatte die Stimme von Evelyn und auch die Gesichtszüge, doch ihre Ausstrahlung war eine gänzliche andere und Hörner sowie blutrot leuchtende Augen veränderten ihr Angesicht.

    "Eve? Bist du es?", fragte Seba. Doch dann brach eine neue Welle des Schmerzes über ihn hinweg und drohte ihn mitzureißen. Er taumelte und Eve stützte ihn. "Sch, nicht jetzt. Ersteinmal müssen wir uns um dich kümmern." Dann drehte sie sich zu der anderen Gestalt, die hinter ihr stand. Es war Malkus, der nicht weniger verwirrt zu seien schien, ob der Gegenwart von Evelyn. Sie sagte etwas zu ihm und er begann in seinen Taschen zu kramen. Gleichzeitig suchte Evelyn auch in ihren Habseligkeiten und zog ein paar Blätter hervor, die sie auf Sebariells verwundetes Auge legte. Ein Feuer schien plötzlich über sein Gesicht aufzulodern und er konnte nicht anders, als abermals aufzuschreien. Dann wurde es wieder schwarz...

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Unsicher trat Brom aus dem Gang hervor, während die Räuber vor ihm zurückwichen. Symin nutze die Ablenkung, um sich wieder in den Schatten zu verbergen. Sie wirkte allerdings nicht lange, denn der größte von ihm unterbrach die Stille und Befehle den anderen, Symin zu suchen, während er immer näher an Brom heran trat.


    Im Gegensatz zu den anderen schien er kampferprobten zu sein, wenn auch nicht ganz so kampferprobt, wie die Mördermaschine, mit der er Sebariell zurück gelassen hatte. Er würde definitiv eine Herausforderung werden, aber eventuell war Brom ihm gewachsen. Wenn nicht seine Unsicherheit wäre.


    Die nutzte der Gegner nämlich gekonnt aus und drängte Brom mit Hieben durch seine Waffe zurück in den Tunnelgang. Brom konnte nichts weiter, als sich mit seinem Hammer zu verteidigen.


    Der Gegner verhöhnte Brom: Wusste ich doch, das du keine ernste Gefahr bist. Schau doch wie ängstlich du blickst. Mich, den großen "Brecher", kannst du nicht mit deiner massigen Gestalt blenden. Du bist nur ein hilfloser und nutzloser Gorone. Zurück in die Berge gehörst du, und nicht hier in die Wüste.


    Der Gegner, ausgerechnet dieser spezielle Handlanger von Mordred, traf mit seinen Worten einen wunden Punkt, den tatsächlich wäre Brom lieber ganz woanders, statt hier in der Wüste, wo er niemanden nützlich war. Während seine Gefährten kämpften, konnte er nicht mehr als sich verkriechen und abzuhauen. Er hatte Sebariell mit dem anderen Monster zurück gelassen, weil er unfähig war, ihm zu helfen und jetzt stand er dem nächsten Monster entgegen.


    Er war eben nur ein Gorone. Was konnte er schon gegen diesen Kerl ausrichten. Das einzige das er konnte, war nach Edelsteinen graben, wozu er auch schon Mal tiefe Tunnel grub. Denn nicht immer waren die Edelsteine an der Oberfläche, aber seine Kenntnisse und sein Gespür, für das Gestein, hatte ihn bisher nur selten betrogen. Er wusste immer instinktiv, wo die besten Edelsteine im Gestein zu finden war.


    Aber Moment? Befand er sich nicht gerade in einem Tunnel und war umgeben von dem Element, mit dem er sich am besten auskannte? Das ließe sich doch bestimmt zu seinem Vorteil nutzen.


    Während er die nächsten Schläge partierte, schaute er sich aufmerksam im Tunnel um. Dies blieb dem Gegner nicht unbemerkt und er nutzte dies für weitere Schmähungen.


    Was ist? Bekommst du es mit der Angst zu tun und suchst nach einer Fluchmöglichkeit um zurückzulaufen zu deiner Mama? Pech gehabt, jetzt ist es zu spät, ich werde dich garantiert nicht entkommen lassen. Deinen Kopf werde ich sie Siegestrophäe über mein Bett hängen, wenn ich mit dir fertig bin.


    So schlug der Gegner weiter auf den Goronen ein, bis dieser plötzlich selbst zu einem Angriff über ging. Er holte aus und schwang den Hammer. Doch verfehlte seinen Kontrahenten und schlug stattdessen mit voller Wucht, auf die Tunnelwand ein. Steine rieselten auf die Kontrahenten hinab.


    Was war denn das? Fängt das Kind an, sich zu wehren. Sinnlos, denn diesen lächerlichen Hieben kann ich mühelos ausweichen. Da musst du dir schon mehr Mühe geben. verhöhnte der Gegner Brom weiter.


    Die nächsten Sekunden konnte Brom sich wieder nur verteidigen, doch die nächste Lücke nutze er zu einem weiteren Hieb. Aber auch diesmal verfehlte er seinen Gegner deutlich und traf erneut die Tunnelwand. Weitere Steine rieselten auf die Kontrahenten hinab.


    Also bitte. Was war denn das? Selbst meine Oma kann besser zielen als du. Gib dir doch wenigsten etwas Mühe, damit du es mir nicht zu einfach machst. Ist ja fast schon peinlich, dich zu besiegen. höhnte der Gegner weiter, der sich bereits als Sieger sah.


    Doch plötzlich warf Brom den Gegner bei der nächsten Parade nach hinten, so dass dieser stolperte und unsanft auf dem Boden landete. Dabei fing er seinerseits an zu grinsen, bevor er dem Gegner antworteten: Wer sagt denn, das ich dich treffen wollte? Vielleicht hatte ich auch andere Ziele. Pass Mal auf.


    Mit diesen Worten hob er seinen Hammer und schlug mit ihm gegen die Deckenwand des Tunnels. Von dort ausgehend bildeten sich plötzlich deutliche Risse, die einmal links und rechts zu den beiden anderen Flecken wanderten, die Brom zuvor getroffen hatte.


    So, das war der letzte Schwachpunkt des Tunnels. Alles lief genau nach Plan. Und jetzt auf Nimmerwiedersehen. verabschiedete sich Brom von dem Gegner. Und im nächsten Moment brach der ganze Tunnel über den Gegner zusammen und begrub ihm unter tonnenweise Geröll.


    Einen kurzen Augenblick konnte Brom noch in den Raum dahinter werfen, wo er sah, das Symin alle bis auf einen Gegner ausgeschaltet hatte, bevor ihm der einstürzende Tunnel die Sicht versperrte. Gut, mit diesem wird Symin mit Sicherheit auch allein fertig, denn Brom konnte jetzt nicht mehr zu ihm, sondern nur noch zurück in den vorherigen Tunnel, wo er Malkus zurück gelassen hatte. Erst von dort konnte er entscheiden, ob er auf diesem Weg zu Symin oder Sebariell eilte. Und Malkus war ja auch noch irgendwo.


    Auf jeden Fall fühlte er sich jetzt etwas sicherer, jetzt wo er wusste, das er diese engen Tunnel zu seinem Vorteil nutzen konnte. Er hatte hier wohl einen nicht zu unterschätzenden Heimvorteil. Mit diesen Gedanken, machte er sich auf zu der Kreuzung, wo er Malkus verloren hatte.

  • Evelyn drückte mit ihrem Finger auf Sebas Lippen. "Sch, nicht jetzt. Ersteinmal müssen wir uns um dich kümmern." In ihrer Tasche suchte sie nach Verbandszeug, Heilkräuter und sonst jegliche Hilfsmittel die dafür sorgten, dass es Sebariell gleich wieder besser ginge. Langsam hatte sie seinen Kopf erhoben und mit der Mullbinde, die sie zuvor mit Medizin vorbereitete, über die wunde Stelle eingebunden und am Hinterkopf fest verbunden. Nachdem die erste Schicht achtsam aufgetragen war, legte sie einige, weitere Kräuter auf sein verbundenes Auge, um eine weitere Schicht Mullbinde herumzuwickeln. Schon nach kurzer Zeit war Sebas Gesichtshälfte mit einem Verband eingebunden. Schneeweiß zum Kontrast der Umgebung. Sie lächelte sanft, dabei streifte sie ihre Handfläche über seine Wange. “Ich bin da, dir wird nichts passieren“


    Sie entfernte sich von Sebariell und ließ von ihm ab, da sie Gesellschaft bekam. Sie glaubte mit ihren Fingerspitzen nach ihrer Sense, dabei richtete sich ihr Oberkörper langsam gerade auf. Ihre endlos wirkenden Beine, sie streckten sich vom Boden empor wie eine Zugbrücke, die man aufzog. Ihr Blick, er fing sich in Malkus, der ihr gegenüber stand. Malkus erste Frage prallte an Eve ab wie eine Kanonenkugel an einem Metalltor. Sie erwiderte nichts, da auch sie sprachlos war. Ein ganzer Schwall an Worten breitete sich auf ihrer Zunge aus, bereit ausgesprochen zu werden. Wie ein Damm, füllte sich ihr Mund mit Freude, mit Scham, mit Angst, mit Sorge und irgendwie auch Erleichterung, dass es der Gruppe gut zu gehen schien, doch kein einziger ihrer geformten Gedanken verließ den Horizont ihrer Lippen, wie sie es eigentlich wollte. Sie schluckte schwer und ließ weitere Sekunden verstreichen. Malkus war angespannt. Er blickte mit angestrengter Mimik auf Eve, wobei sein Blick eine Geschichte von Verachtung erzählte. Das Wort gehörnter Dämon fiel und dabei versetzte dieser Vergleich der jungen Kriegerin einen Stich in ihre Brust. Ein Dämon. … War das nun die lang ersuchte Definition, was die Kriegerin nun war? Ein Feindbild? Ein Ungeziefer? Etwas, was man vom Antlitz der Erde tilgen musste? Eve hatte vergessen zu blinzeln und dabei benetzten sich ihre Augen vor wild umherrennenden Gedanken und Emotionen. Ihr Herzschlag war unterdessen ruhig gewesen, so wie es ihre Hände auch waren. Ihre Waffe hatte sie bereits seit geraumer Zeit sinken lassen, da es keinen Anlass zur Sorge gab, dass Seba in Gefahr war. Auch Malkus Gefühle fuhren eine wilde Achterbahnfahrt, da sein Ausdruck wechselte und er besorgt wirkte. Auch er ließ seine Waffe sinken. Seine Fragen, sie flogen auf Evelyn zu und als er ihren Namen aussprach, musste die Frau lächeln. Ihre Sense glitt ihr aus den Fingerspitzen. Ihr Herz setzte einen Takt aus und eine Emotion von Melancholie gemischt von Freude vermischte sich. Nun war es zu spät. Das angestiegene Wasser in ihren Augen hatte die Grenze erreicht und eine Träne rannte ihrer Wange hinunter und verfing sich an ihrem Kinn. “Malkus“ sprach sie kraftlos. Ihre Waffe donnerte auf den Boden und hinterließ ein klingelndes Echo im Tunnel. Sie setzte nun einen Schritt vor den Anderen. Immer größer werdende Absätze verringerten die Distanz beider. Sie fiel dem jungen Mann um den Hals, sie umarmte ihn fest, ließ nicht mehr von ihm ab. Sie schluchzte leise in ihr Ohr und dabei rannten ihre Tränen in Malkus Nacken. “Ich bin so froh.“ Ihr Kinn bebte. Ihre Hände zitterten. Sie lies von Malkus nicht ab. Spürbar konnte er ihren Herzschlag vernehmen der unregelmäßig und wild aufschlug. Sie wollte Malkus nicht gehen lassen. Die Umarmung überdauerte gefühlt eine schiere Ewigkeit und doch ließ sie langsam von ihm ab. Sie blickte beschämt in seine Augen, dabei ballte sie eine Faust und tupfte dem jungen Charmeur auf die Schulter. “Es tut mir leid. Ich musste mich abkapseln, nachdem ich bemerkt hatte was es bedeutet mit diesem Etwas gemeinsam zu überleben.“ Angewidert packte sie eines ihrer Hörner und zog daran, als könne sie die Maske einfach abstreifen. Ihre Unterlippe zitterte. “Ich wollte euch nicht verlassen. Glaub mir. Ich hatte Angst ich würde euch verletzen oder gar töten. Ich konnte nicht einschätzen ob ich nun selbst zur Gefahr wurde. Deswegen musste ich euch schützen indem ich das Weite suchte. Erst mit der Zeit hat sich herausgestellt, dass es weder mein altes Ich, noch den Dämon gibt und die Zukunft von mir gestaltet wird. Ich habe Zeit damit verbracht den Feind zu suchen, zu infiltrieren und zu zerstören. Dabei habe ich den Fokus verloren nach euch zu suchen …“ Scham legte sich über die Augen der Frau und sie musste ihren Blick von Malkus abwenden.

  • Noch nie waren Glückseligkeit und Trauer so nah beieinander gelegen, wie eben. Malkus war überglücklich seine Gefährtin wiederzusehen. Ein Teil von ihm hatte nie aufgegeben, daran zu glauben, Eve wiederzusehen, wenn auch ein anderer Teil, jener, der ihm meistens davon abriet, in das Bett verheirateter Frauen zu steigen, Evelyn für tot erklärt hatte. Vielleicht war es nicht bloß Vernunft, sondern vielmehr ein Schutzmechanismus, der Malkus vor allzu großer Enttäuschung schützen wollte. Denn es gab Dinge, die schlimmer als der Tod sein konnten.


    "Du bist es tatsächlich" flüsterte er, als Evelyn ihm um den Hals fiel. Ihre Haut wirkte blass und kühl, die Kleidung, die sie trug, fühlte sich so anders an als alles, das er jemals gefühlt hatte. Malkus waren schon viele Frauen um den Hals gefallen, aber das hier fühlte sich so völlig fremd an. Aber es war Eves Stimme, die ihm ins Ohr hauchte. Es war die tiefe, nicht unerotische Tonlage, die zuerst jene Wort formte und dann ausatmete, daran gab es keinen Zweifel. Malkus drückte den Körper der Kriegerin an den Seinigen. Es war wie in einem Traum, aus dem man erwachte. Noch vertraut aber mit jeder Sekunde entglitt er mehr und mehr dem Griff des Träumers. So fühlte es sich für Malkus an, seine Eve im Arm zu halten, wie er es schon so oft getan hatte, nur wirkte es, als würde sie ihm immer mehr entgleiten. "Es ist egal, wo du gewesen bist, jetzt bist du ja da" tröstete Malkus Eve und sich selbst. "Warum hast du uns nichts gesagt? Wir hätten das gemeinsam durchstehen können, als Gefährten." er schaute Eve tief in ihre Augen. Sein Gesicht spiegelte sich leicht in der Schwärze darin. "Vertraust du uns denn nicht? Wir gehören doch zusammen. Du, ich, Brom, Sebariell, Symin..." sagte Malkus sanft.


    Nun, da er die Namen der übrigen Gefährten aussprach, fiel es ihm wieder wie Schuppen von den Augen. "Sebariell... Symin..." seine Gefährten brauchten ihre Hilfe. Seba war schwer verletzt worden, Symin von der Gruppe getrennt und war Brom von den Felsen erschlagen worden, die beim Einsturz der Höhle von der Decke brachen? "Hilf Sebariell" sagte er schnell und blickte sich nach Brom um. Der Gorone war zum Glück unversehrt geblieben, abgesehen von ein wenig Staub, den er sich von der Schulter klopfte. "Wir müssen Symin holen und von hier verschwinden" fügte er hinzu.

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    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Wieder einmal dämmerte Sebariell zwischen der Dunkelheit seiner Ohnmacht und einem Halbzustand des Wachseiens. Wann immer er der Dunkelheit flüchtig entkommen konnte, wurde er von Schmerzen begrüßt. Irgendwann wurden sie aber etwas betäubt. Hatte ihn jemand verarztet? Irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung erkannte er die verschwommenen Gesichtszüge Evelyns.


    Plötzlich ruckte die Welt und Sebariell spürte, wie sein Körper bewegt wurde. "Komm schon, Kumpel. Du musst schon ein bisschen helfen." Malkus' Stimme, nah an seinem Ohr. Hatte er Sebariell hochgestemmt und stützte ihn nun? Wieder Dunkelheit.


    "...die meinten was davon, dass der unter dem Schutt dieser Brecher wäre." Brom, aber seine Stimme war weit entfernt.

    "Kommt uns gelegen. Beide Gefahren sind dann ausgeschaltet." Wieder Malkus. "Jetzt müssen wir Symin..."


    Das Klirren aufeinander prallenden Stahls zeriss abermals die Finsternis um Sebariell. Vor ihm war der Lärm des Kampfes zu hören. Wurden sie attackiert? Er musste helfen!

    "So viele! Was sollen wir tun?" In Broms Stimme echote Angst.

    "Sie nur! Evelyn schneidet sich durch ihre..." Malkus' Stimme klang nicht mehr so nah wie zuvor. Hatte er Sebariell abgelegt?

    "Symin! Zu uns, schnell!"


    Sebariell kämpfte sich durch die zähe Dunkelheit, die an ihm und seinem Bewusstsein zerrte. Es war, als wenn er durch Schlamm watten musste. Doch Sebariell legte in jeden Schritt so viel Kraft, wie irgendmöglich und dann ließ er die Finsternis hinter sich, riss das Auge auf und wurde kurz geblendet, bis er sich an die Umgebung gewöhnt hatte.

    Er befand sich in einem Gang, immer noch in dieser verdammten Höhle. Um ihn herum standen Malkus, Brom, Symin und Evelyn. Letztere war blutbefleckt, doch sah es so aus, als wäre es nicht ihr eigenes.

    "Freunde...", mehr konnte er mit seiner staubtrockenen Kehle nicht sagen.

    "Sch! Sprich nicht. Wir haben das schlimmste überstanden", sprach Evelyn, während sie einen Finger auf ihre Lippen gelegt hatte. "Nun suchen wir Mordreds Gemächer!"

    Sebariell hatte keine Ahnung, was geschehen war, doch scheinbar hatten sie ihre Gegner besiegt. Doch bevor er irgendetwas erwidern oder auch nur selbst stehen konnte, nahm Malkus den Arm des Schmieds und legte ihn sich über die eigenen Schultern. "Komm, ich stütze dich noch ein wenig!" Sebariell konnte nicht widersprechen und nahm die Hilfe an. So folgten die Gefährten dem Gang...

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"