Malkus hatte erst die Befürchtung, dass sein hastiger Vorstoß, Symin sofort suchen zu wollen, vielleicht zu gefährlich war und seine Gefährten vorschlugen, behutsamer vorzugehen, aber zu seiner Überraschung folgten sie ihm sogleich in den Gang. Nach nur wenigen Schritten bekam aber sein Enthusiasmus einen herben Dämpfer verpasst. Insgeheim hatte er gehofft, sofort Symins Spur aufnehmen zu können, sobald er aus dem Zimmer gestürmt war, aber was hatte er sich erwartet? Fußspuren am Gang? Stofffetzen, die irgendwo hingen und ihm den richtigen Weg weisen würden? Malkus war nicht sehr geübt darin, Fährten zu lesen und Symin war ein Yiga, ein Meister der Tarnung. Jemand wie er würde keine Spuren hinterlassen, wenn er es nicht wollte. Ratlos stand er dort, wo der Gang sich aufteilte. Links und rechts säumten sich Türen, die, so dachte Malkus, zu weiteren Zimmern führen würden und geradeaus machte der Gang einen weiteren Knick, wo das Badezimmer sein musste. Er schnaufte tief ein wodurch sich der dünne Stoff auf seiner Brust hob und senkte. Malkus drehte sich um und blickte in erwartungsvolle Augen, die aber im nächsten Augenblick ebenso ratlos schienen, wie die seinigen. Er zuckte mit den Schultern und gestand sich ein, nicht zu wissen, wo sie nach Symin suchen sollten. Doch zum Glück hatte Brom einen hilfreichen Hinweis ausmachen können, wodurch Malkus eine Idee kam. Symin würde sich bestimmt außerhalb der Stadt treffen. Sie musste also nur ungesehen die Stadtmauern hinter sich lassen. Malkus hoffte, dass er richtig lag.
Der Mond war bereits aufgegangen und die Luft war kühl und klar. Malkus atmete tief ein und lauschte. Es war nichts zu hören. Die Stadt schien zu schlafen und er hoffte, dass dies auch auf die Meisten der Wachen zutreffen würde. Die Gerudowachen würden unangenehme Fragen stellen, trotz ihrer Verkleidungen. Deshalb hieß es, nicht gesehen zu werden. Das war aber leichter gesagt, als getan. Alleine wäre es für Malkus einfacher gewesen, sich in den Schatten der Gassen zu bewegen und vielleicht über einen erhöhten Punkt über die Mauern klettern zu können. Der Sand würde seinen Fall dämpfen oder vielleicht fand er eine andere Möglichkeit, ungesehen über die Mauer zu kommen. Zu dritt war die Chance gesehen zu werden aber gleich viel höher und Brom war auch nicht gerade so geübt im Schleichen, wie Symin. Malkus deutete, dass er etwas vorausgehen und sehen würde, ob die Luft rein ist. Vorsichtig ging er eine Hauswand entlang bis die Gasse in eine größere Straße mündete. Dort wartete er noch einige Augenblicke und spitzte die Ohren. Er hörte nichts und schob seinen Kopf vorsichtig aus den Schatten. Malkus schaute in beide Richtungen. Die Luft schien rein. Keine Wachen oder sonstige Gestalten, die sie verraten konnten. Er drehte sich um und deutete seinen Gefährten, ihm vorsichtig und leise zu folgen. Malkus querte die Straße, blickte sich noch einmal in beide Richtungen um und verschwand in der nächsten Seitengasse. Seine Gefährten folgten ihm und drückten sich ebenso an die nächste Hauswand, wie er es tat. Die Schatten waren auf ihrer Seite. Trotz des Mondes konnten sie sich in ihnen neugieriger Blicke entziehen. Plötzlich hörte Malkus ein Knarzen. Es war das Geräusch von einer Ledersohle die auf feinkörnigen Sand trat. Er hielt den Atem an und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Malkus nahm den Stoff, der sein Gesicht verhüllte und wischte sich die feuchte Haut. Langsam und gleichmäßig atmete er aus. Er hörte nichts mehr und setzte seinen Weg vorsichtig fort.
Wieder ließ er etwas Abstand zwischen sich und seinen Gefährten. Ein letzter Blick zurück und ein Zeichen, dass sie warten sollten, dann verschwand er hinter einer Biegung. Die Gasse war noch dünkler und er tat sich schwer, überhaupt etwas zu sehen. Malkus hoffte, dass die Gasse weiter zum östlichen Ausgang führen würde. Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, musste er sich zwingen, nicht vor lauter Schreck loszuschreien. Seine Augen weit aufgerissen packte er die Hand und versuchte, sich loszureißen. Der Griff war aber fest und es gelang ihm nicht. Er wurde lautlos gegen die Mauer gedrückt und eine Gestalt im Schatten deutete ihm, leise zu sein. Er sammelte all seine Ausflüchte im Kopf und versuchte und seine Lippen formten bereits Lügen unter dem Stoff, als die Gestalt etwas ins fahle Mondlicht trat, dort, wo ein sanfter Strahl sich seinen Weg in die enge Gasse bahnte. Malkus sah ein bekanntes Gesicht, das ebenso verhüllt war, wie das seinige, aber es waren die Augen der Person, die er so schnell nicht vergessen würde. Es war die Gerudo, die ihm bereits unter tags begegnet war. Sie waren beinahe zusammengestoßen und hatten sich kurz unterhalten. Es bestand kein Zweifel, sie war es. Ihr Blick war nun viel weniger panisch, als noch zuvor und sie drückte ihn gegen die Wand. Eine Hand quer über seinen Brustkorb gelegt und mit der anderen Hand zog sie sich den Schleier aus dem Gesicht. "Was macht ihr hier. Warum seid ihr in meine Stadt gekommen und wo ist euer Freund."
Malkus wollte antworten aber die Gerudo drückte ihm ihren Unterarm noch kräfter gegen die Brust. "Ihr wart zu viert. Jetzt seid ihr nur mehr zu dritt. Was ist passiert? Und keine Lügen. Ich weiß, zwar nicht, wer ihr seid, aber ich weiß, dass ihr nicht die seid, die ihr vorgebt zu sein." Dabei schob sie ihre andere Hand an Malkus' Gesicht und zog an seinem Schleier. Malkus wusste, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte, wenn er jetzt log. Er hatte keine Ahnung, wer diese Gerudo war und warum sie nachts unterwegs war, aber sie hätte Malkus und seine Gefährten genau so gut einfach der Stadtwache melden können. Der Umstand, dass sie es nicht getan hatte, gab ihm aber Hoffnung, dass noch nicht alles vorbei war.
"Mein Name ist..." der Hylianer bemerkte sofort, dass er noch instinktiv mit verstellter Stimme redete, wodurch sich die Augen der Gerudo zu kleinen Schlitzen formten. "... Malkus". fuhr er mit normaler Stimme fort. "Es ist eine lange Geschichte, warum wir hier sind. Wir suchen jemanden und möchten verhindern, dass diese Person unglaublich schlimme Dinge tut. Das Schicksal von ganz Hyrule hängt davon ab. Wir wurden aber getrennt und einer unserer Gefährten ist in Gefahr. Die Chancen stehen gut, dass er sich östlich der Stadt aufhält und das ist auch unser Ziel." Die Augen der Gerudo weiteten sich. Ihr Griff lockerte sich und sie schien nachzudenken. Bevor Malkus fortfahren konnte, zischte sie "euer Freund, der euch verlassen hat, er ist ein Feind meines Stammes. Die normalen Kriegerinnen vermögen das nicht zu erkennen, aber der Geruch, der an ihm haftet ist deutlich. Keine Verkleidung der Welt könnte ihn vor mir verbergen. Ich hätte euch töten können aber dann hätte ich wohl nie erfahren, warum es euch in meine Stadt verschlägt." Malkus schluckte und fuhr fort. "Wir wollen dir und deinem Volk nichts Böses. Wir wussten aber, dass ihr uns niemals in eure Stadt lassen würdet. Das Schicksal unseres Landes liegt in euren Händen. Lasst ihr uns gehen, oder...?" Die Gerudo lächelte. "Ist das so?" fragte sie, als würde sie sich über Malkus lustig machen. "Du bist ein interessanter Voe , das muss ich schon sagen. Und deine haarsträubende Geschichte über das Schicksal Hyrules..." sie zögerte etwas "werde ich dir glauben. Vorerst. Verlasst die Stadt. Wir sind uns nie begegnet. Folgt dieser Gasse, am Ende, wo sie sich teilt, haltet euch links. Dort ist ein Brunnen. Das Wasser kommt aus einer Quelle außerhalb der Stadt. Das Gitter ist rostig und alt, es hält nicht lange statt. Ihr könnt es entfernen und dem Fluss des Wassers folgen" Malkus war sichtlich verwirrt und noch bevor er irgendetwas darauf erwidertn konnte, küsste ihn die Gerudo auf die Lippen. Wie, als hätte sie eine lang gehegte Neugier befriedigt, grinste sie und leckte sich über die Lippen, als sie sich lautlos in die Schatten zurückzog. Malkus stand wieder so alleine da in der dunklen Gasse, wie vor wenigen Augenblicken und hätte er nicht den Geschmack von Lilien auf den Lippen, wäre er sich nicht einmal so sicher, ob er das eben nicht gerade geträumt hatte.
Nur wenige Sekunden später bogen seine Gefährten hastig um die Ecke. Sebariell wirkte ungeduldig und stellte ihn flüsternd zur Rede, warum er nicht gekommen und ihnen ein Zeichen gegeben hatte. Malkus entschuldigte sich knapp. "Ich denke, ich habe einen Ausgang gefunden." teilte er ihnen mit.