Fortsetzungsgeschichte

  • Mmmh, im Schloss ist es gerade ruhig dachte sich Purah, als sie vom neu errichteten Spähposten mit dem Fernglas zum Schloss hinüber schaute. Der Spähposten war errichtet worden, um das Schloss im Auge zu behalten und von hier Erkundungstrupps hinein zu schicken. Denn zwar war die Verherrung Ganons besiegt, doch aus bisher unerklärlichen Gründen waberten in dem Schloss weiterhin unheimliche Nebelschwaden, die bei längerem Kontakt gesundheitliche Schäden verursachten. Aus diesem Grund war das Betreten des Schlosses weiterhin untersagt, außer zu Forschungszwecken.


    Diese hatten zumindest ergeben, das die Nebelschwaden in den unteren Ebenen an Dichte zunahmen. Leider konnten sie bisher die Quelle nicht lokalisieren, da es leider von der Königsfamilie verboten war, die unteren Ebenen des Schlosses zu betreten. Dies ärgerte Purah, aber bisher konnte sie von Zelda noch keine Ausnahme erwirken. So blieb ihr nichts anderes übrig, als das Schloss aus der Ferne zu beobachten und die schwächeren Nebelschwaden zu untersuchen.


    So stand sie auch jetzt wieder auf ihrem Posten und beobachtete das Schloss. Es war ruhig wie immer, aber was war das? War da in der Ferne nicht ein glühender Feuerball zu sehen? Er kam von Nordosten und flog fast über das Schloss hinweg. War das ein feindlicher Angriff?


    Purah beobachtete, wie der Feuerball langsam immer näher kam, er war überraschend langsam. Aber war das wirklich ein Feuerball? Es hatte schon die Form eines Balles, aber umso näher er kam, umso deutlicher wurde sichtbar, das das Feuer unter dem Ball lag.


    Die Feuerquelle schien auch immer schwächer zu werden und der Ball verlor immer mehr an Höhe. Irgendwann erkannte Purah eine korbähnliche Vorrichtung unter dem Ball. Es schien als wenn jemand darin säße. Irgendwie kam ihr die Gestalt bekannt vor.


    Und dann erkannte Purah plötzlich die Gestalt in diesem Gefährt, oder was auch immer es war. Es war Robelo. An was für einer verrückten Erfindung hatte er denn jetzt schon wieder gebastelt. Er schien auf jeden Fall damit beschäftigt, irgendwie die Kontrolle darüber zu behalten.


    Auf einmal wurde Purah bewusst, das wenn er den aktuellen Kurs beibehielt, er genau im Spähposten landen würde oder wie auch immer man das dann nennen würde. Sofort alarmierte sie die Besatzung, so dass das Zentrum evakuierten wurde.


    Es dauerte dann auch nicht lange und mit einem krachen landete Robelo unsanft mitten im Spähposten, doch ihm war zum Glück nichts ernstes Geschehen, da er sich direkt wieder aufrappelte.


    Um Himmels Willen, was Jagst du uns für einen Schrecken ein mit deiner komischen Erfindung. Krachst hier ohne Vorwarnung mitten in unseren Spähposten. Stell dir nur Mal vor wir hätten dich abgeschossen oder schlimmeres. Zum Glück hab ich frühzeitig erkannt dass du das bist. Kannst du mir Mal erklären was das sollte? rief ihm Purah verärgert im näherkommen entgegen.


    Das ist meine neuste Erfindung, der Heißluftballon, verkündete Robelo stolz nachdem er sich den Dreck von der Hose geklopft hatte. Damit kann man wie ein Orni hoch am Himmel von A nach B reisen. Leider hab ich mich bei der Menge an Brennmaterial verrechnet, darum musste ich hier ungeplant einen Zwischenstopp einlegen. Eigentlich wollte ich nämlich zu den Ruinen des königlichen Forschungsinstitut.


    Purah sah ihn fragend an, darum ergänzte er, Ich will dort nach alten Forschungsunterlagen suchen , denn in Hateno ist kürzlich ein Wunder geschehen und ich versuche herauszufinden was es damit auf sich hat. Es ist nämlich folgendes passiert... und Robelo erzählte Purah von dem Brief den er erhalten hatte. Purah bekam immer größere Augen. Irgendwie ähnelte das erzählte ihrem missglückten Experiment, bei dem sie immer jünger geworden war, nur das das Kind in diesem Fall innerhalb von kürzester Zeit gealtert sein muss. Sehr interessant.


    Purah ärgerte sich, das sie aktuell nicht vom Spähposten weg konnte, da sie Robelo nun gern begleitet hätte. Aber sie versprach ihm, sofort einen Brief zu senden, falls ihr etwas einfallen sollte, das bei der Lösung half und verabschiedete sich dann von ihm, als er mit einer neuen Feuerquelle erneut in seinen "Heißluftballon" stieg und Richtung Institut abhob.


  • "Schön hier." Samuel wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Er stand bereits seit mehreren Minuten neben dem regungslosen Link, der wahrscheinlich nicht mal geblinzelt hatte in der ganzen Zeit, geschweige denn irgendein Geräusch gemacht oder einen Blick gewagt hatte. Link stand einfach nur da, seine Hände hinter seinen Rücken verschränkt, die Knie durchgedrückt und flach atmend.


    Zugegeben, es war jetzt nicht gerade die einladendste Art, ein Gespräch anzufangen. Aber Samuel hatte trotzdem irgendwie das Bedürfnis, hier mit Link zu stehen. Auch, wenn dieser wie eine Statue einfach nur auf das Weizenfeld vor ihm starrte.


    Samuel räusperte sich.

    "Vor kurzem noch war ich ein naiver Blödmann. Ein Großmaul. Ein Maulheld. Immer die größte Klappe. Mein Leben war einfach; ich hatte nie viel, aber ich hatte auch keine Sorge, das bisschen zu verlieren. Wieso denn auch? Probleme hatten die anderen. Hier in Hateno hat niemand ernsthaft Probleme oder Sorgen. Jeder Tag war so, wie der davor."

    Samuel blickte kurz zu dem Ritter neben sich, der immer noch ohne jede Regung dastand. Er strich sich verlegen durchs Haar und blickte genauso wie Link auf die Weizenstängel, die leicht im Wind wehten.

    "Ich erwartete gar nichts vom Leben. Bis ich dann eines Tages zusammen mit einigen anderen jungen Männern aus dem Ort Hateno verließ, um die Festung zu begutachten und zu reparieren, die unsere Siedlung vor 'irgendeiner Gefahr' beschützen sollte. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich so weit weg von meinem Heimatdorf. Und dann sah ich die Überreste einer großen Schlacht. Wächterwracks - so weit das Auge reichte. An der Hateno-Festung trafen wir auch auf andere Hylianer, sogar Gerudo, Goronen und Shiekah. Und von diesen erfuhr ich dann unglaubliches. Einst soll hier ein außergewöhnlich begabter Ritter mit letzter Kraft das Leben der letzten Prinzessin Hyrules beschützt haben. Beide verhinderten, dass diese Armee von tödlichen Maschinen Hateno erreichte. Diese Erkenntnis veränderte mein Leben."


    Samuel durchfuhr ein Schauer und die Haare auf seinen Armen stellten sich auf. Sein Herz schlug schneller und seine Augen brannten. Er atmete tief durch und tippte mit seiner linken Fußspitze im Boden herum. Dann fuhr er fort: "Zu realisieren, dass alle hier in Hateno überhaupt nur deshalb am Leben sind und dieses 'langweilige', friedvolle Leben führen können, weil jemand mit letzter Kraft eine Katastrophe verhinderte...

    Jedenfalls beschloss ich bei meiner Rückkehr nach Hateno, Micchaela endlich anzusprechen. Ich begriff, welche Chance ich eigentlich hatte und ich verstand, dass ich diese sofort nutzen musste. Und wenig später tauchte dann hier eine junge Frau mit einem Typen auf; die Frau behauptete, sie sei die Prinzessin, die vor 100 Jahren mein noch ungeborenes Leben gerettet hat. Zusammen mit dem Ritter." Samuel stieß ein kurzes bitteres Lachen aus und nickte leicht den Kopf dabei. "Kompletter Unsinn!, dachte ich mir. Doch dann wurden wir wieder gerettet. Meine Frau, meine Tochter und ich. Einfach so. Auf eine unglaubliche Weise."


    Samuels Knie waren weich und sein Bauch bebte, doch er nahm allen Mut zusammen und drehte sich nun ganz zu dem Ritter neben sich und schaute ihn an. Link verzog noch immer keine Mine. "Was du getan hast - für uns alle - werde ich dir nie vergessen! Meine Tochter wird mit dem Wissen aufwachsen, dass jemand - dass DU - alles für sie gegeben hast! Und wenn du meine Hilfe irgendwann brauchen solltest, dann werde ich nicht zögern und dir zur Seite stehen. Das wird nie genug sein und ich habe nicht mal ansatzweise das Können, das du hast. Aber ich werde mein Bestes tun und soweit es mir möglich sein wird, werde ich an deiner Seite stehen!

    Doch bis dahin: Verschwende deine Zeit nicht! Du bist weit mehr, als ein Ritter. Du bist ein Mann! Du hast Frieden, Zuwendung und Zuneigung verdient. Genauso wie die Prinzessin. Verschwende deine Zeit nicht, Link." Er legte die Hand einfach so auf Links Schulter und drückte sie sanft; den Blick immer noch fest auf sein Gesicht gerichtet. "Du musst Frieden finden", flüsterte er.

  • "Du musst Frieden finden", flüsterte Samuel. Die Worte bewegten etwas in Link. Ein Schatten huschte über seine Gesichtszüge, bevor er es schaffte, sich wieder zu fassen. Frieden finden... War ihm das überhaupt vergönnt? Er war als Sohn eines Ritters aufgewachsen und ihm wurde von klein auf eingebläut, dass es einst sein Schicksal sein würde, das Königshaus zu verteidigen. Als er dann vom Bannschwert erwählt wurde, war sein Pfad fest vorherbestimmt.

    Sein Vater Linus verdoppelte das Trainingspensum und noch bevor er im Mannesalter war, konnte Link es bereits mit den meisten Rittern spielend aufnehmen. Sein Talent war offenkundig und für die meisten wäre es ein Segen gewesen, doch für Link war es ein Fluch. Es war nicht so, dass er Zelda nicht beschützen wollte. Im Gegenteil... er würde sein Leben für sie geben, doch selbst ihm war bewusst, dass dies nicht seinem ritterlichem Eid zu schulden war. Seine Gefühle für Zelda gingen viel weiter. Doch die Tatsache, dass er nicht selbst wählen konnte, nicht frei in der Wahl seines Pfades, das machte ihm zu schaffen. Wie sollte er Frieden finden, wenn er das Gefühl hatte, in seinem Leben nicht eine Entscheidung frei getroffen zu haben?

    So blieb Link weiterhin stoisch stehen, lächelte Samuel flüchtig zu, erwiderte aber nichts auf die warmen Worte des jungen Mannes.

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Micchella hatte nur am Rande mitbekommen, dass Samuel den Raum verlassen hatte und Link nach draußen gefolgt war. Ihre Aufmerksamkeit lag voll und ganz auf den beiden Frauen, die ihre Tochter gerade behutsam aber doch äußerst durchdringend ansahen. Impa berührte vorsichtig eine der winzigen Hände und lächelte leicht, als Hylda die Finger schloss und einen Laut von sich gab.

    Dann wandte die alte Shiekah sich von dem Neugeborenen ab und fragte Micchella:

    "Zelda hat mir ihre Sicht der gestrigen Ereignisse geschildert. Ich möchte mir aber ein möglichst genaues Bild der Sache machen, daher bitte ich euch, mir noch einmal zu erzählen, wie ihr die Geburt in Erinnerung habt."

    Micchella nickte.

    "Gern. Ich werde nur wahrscheinlich keine große Hilfe sein, meine Erinnerungen sind sehr verschwommen und von Schmerz und Angst geprägt. Ich war mir kurz so sicher, dass entweder ich oder Hylda das nicht überleben werden. Sie war ja eigentlich noch lange nicht so weit und Zyrra war auch nicht hier..."

    Micchella hatte immer schneller gesprochen und verstummte jetzt, als Zelda sich zu ihr aufs Bett setzte und ihr eine beruhigende Hand auf den Arm legte.

    "Langsam, Micchella. Ihr habt es überstanden und seid stärker daraus hervorgegangen. Wir möchten nur verstehen, was genau passiert ist."

    Micchella lächelte sie dankbar an. Dann holte sie noch einmal tief Luft und begann, zu erzählen.

  • Bei ihrer Wiedergabe der Ereignisse achtete Micchella darauf, die Geschehnisse möglichst neutral zu beschreiben und wiederholt zu betonen, dass sie zu sehr von Schmerz und Erschöpfung geplagt wurde um wirklich zu begreifen, wie ihr während der Geburt geschah. Denn mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass die alte Shiekah ein Interesse an ihrem Neugeborenen zeigte, das eine Alarmglocke in ihr auslöste und einen Instinkt weckte, der seit Anbeginn der Zeit jeder Frau, die ein Kind geboren hatte, innewohnte: Die grimmige Entschlossenheit, ihr Kind zu beschützen - und wenn sie dafür über Leichen gehen oder ihr eigenes Leben geben musste.


    Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass Hylda in der Tat ein Wunder war, dass es kein zweites Mal geben würde: Die Magie, die ihrer Tochter das Leben geschenkt hatte, hatte einen Tribut gefordert, und dieser Tribut war ihre Fruchtbarkeit. Sie verschwieg es der Prinzessin und Impa, doch als sie sich während der Geburt im Delirium befand träumte ihr, dass Etwas ihr seine Hand reichte, um einen Handel zu vollziehen - das Leben des Kindes, das sich gerade seinen Weg aus ihrem Leib bahnte, gegen die naturgegebene Fähigkeit, jemals wieder anderes Leben zu gebären. Sie wusste bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht ob es eine Macht des Himmels oder der Hölle war, die ihr diesen Tausch angeboten hatte, doch sie hatte sich darauf eingelassen. Und weil sie sich auf diese gotteslästerliche Feilscherei eingelassen hatte, erschien es ihr umso wichtiger, ihre Tochter zu behüten und ihr Schicksal nicht in die Hände einer Fremden zu legen.


    Vor ihrem Inneren Auge baute sich ein grausiges Szenario auf: Sie sah Hylda, die heranwuchs und seltsame Dinge in ihrer Umgebung geschehen ließ. Dinge, die dieser Umgebung nicht verborgen blieben. Die Leute tuschelten; sie tuschelten über dieses Kind und darüber, dass es von irgendwas besessen sei. Ohne dass Micchella oder Samuel etwas tun konnten, verbreiteten sich im ganzen Land Gerüchte wie ein Lauffeuer, und dann... dann würden Leute kommen, Leute, die von dieser alten Shiekahfrau geschickt wurden. Sie würden ihr Hylda wegnehmen und an irgendeinen Ort bringen, wo sie sie beobachten und an ihr herumexperimentieren würden.


    All dies wirbelte der jungen Frau im Kopf umher, und dennoch schaffte sie es, mit unbewegter Miene und ruhiger Stimme eine entschärfte Version dessen, wie sie die Geburt Hyldas erlebt hatte, wiederzugeben. Ziemlich bald war sie am Ende ihrer Erzählung angelangt, als alles vorbei war und die Prinzessin und der Ritter sich zurückzogen, um der kleinen Familie ihre wohlverdiente Ruhe zu gönnen.


    Micchella sah Impa ins Gesicht. Es war schwierig, gar unmöglich, in diesem uralten, faltigem Gesicht eine Spur von Misstrauen zu erkennen. Auch in den Augen der Shiekah fand sich nichts dergleichen. Sie sah darin nichts als höfliche Neugier, als hätte sie der Alten von nichts ungewöhnlicherem als ihrer letzten Mahlzeit berichtet. Doch im Gesicht der Prinzessin hatte sich etwas verändert. Etwas in ihrem Blick, der vorhin noch voller Zuneigung war, als sie beruhigend Micchellas Hand ergriff, wirkte... kühler.

    Sie wirkt enttäuscht, dachte Micchella. Vielleicht begreift sie ihre Macht selbst nicht so wirklich und hat sich von mir eine Antwort auf Fragen erhofft, die sie sich ihr Leben lang gestellt hat.


    Doch ihr Mitgefühl hielt sich in Grenzen. Ihr einziges Interesse galt nun dem Wohl ihrer Familie. Ihre Tochter sollte behütet aufwachsen, und nicht zum Mittelpunkt theologischer und wissenschaftlicher Studien werden. Böse Zungen mochten es "Egoismus" nennen, Micchella nannte es "Mutterliebe".


    Schließlich tauschen Zelda und Impa einen Blick, in dem etwas unheimliches lag. Äußerlich konnten die beiden Frauen nicht verschiedener sein - die eine so jugendlich, die andere in unvorstellbar greisenhaftem Alter - doch diese kurze, nonverbale Kommunikation zeugte davon, dass sie sich geistig auf einer Ebene befanden. Micchella schauderte. Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass es sich bei der blonden Prinzessin um die handeln musste, die sie zu sein vorgab. Vor langer, langer Zeit hatte sie bereits gelebt und sich mit der Weisen der Shiekah auf Augenhöhe befunden, als diese selbst noch eine junge Frau war.


    Diese Gedankengänge wirbelten in Micchellas Kopf umher, ohne dass sie sie richtig begreifen konnte. All diese Dinge überragten ihren bäuerlichen Verstand um die Höhe eines Berges, und dennoch musste sie sich irgendwie damit auseinandersetzen. Vielleicht nicht jetzt - für's Erste war sie aus dem Schneider - aber irgendwann. Bis dahin jedoch würde sie all dies Unerklärliche an jenem mysteriösen Ort verstecken, auf den kaum eine außenstehende Menschenseele Zugriff hatte - im Herzen einer Frau.

  • Beim verlassen des Hauses wirkte Impa etwas enttäuscht. Sie hatte ganz deutlich dass Gefühl, das Micchella ihr nicht die ganze Geschichte erzählt hatte, irgendwas verheimlichte sie. So machte es die Sache nur umso schwerer, herauszufinden, was passiert war.


    Impa und Zelda verließen das Haus und trafen außen auf Link und Samuel, die wohl bis gerade in ein Gespräch vertieft waren. Was sie wohl zu bereden hatten. Betraf es auch die wundersame Geburt?


    Gerade als sie sich darüber Gedanken machen wollte, fiel ihr etwas auffälliges auf.


    He, wer ist da!? rief sie deshalb, während sie sich auf den Schatten zubewegte, den sie hinter der nächsten Häuserecke entdeckt hatte. Dort erklang ein auffälliges Geräusch und als sie um die Ecke bog, wehten ihr einige Talismane entgegen. Sie wusste auf Anhieb was das bedeutete.


    Yiga, hier im Dorf. Das kann nicht sein. Was wollen sie hier? murmelte sie, als die anderen zu ihr aufschlossen.


    Was ist passiert? fragte Link besorgt, bevor auch er die Talismane erkannte, die bereits dabei waren sich auflösen.


    Deinem Blick entnehme ich, das du schon erkannt hast, was los ist. Wir wurden beobachtet wenn nicht sogar belauscht. beantwortete Impa seine Frage.


    Wie konnte ihm das nur entgehen, dachte Link. Entschuldige werte Impa, ich habe meine Pflicht vernachlässigt. Ich war unaufmerksam. versuchte er sich zu entschuldigen.


    Ärgere dich nicht zu sehr, es ist jetzt eh nicht mehr zu ändern. Mir macht nur Sorgen, wieviel sie bereits wissen könnten. Vielleicht sind Micchella und das Kind in Gefahr. Wir müssen jetzt auf jeden Fall besser aufpassen.




    Ein paar Häuserecke weiter sackte "Alrik" entkräftet zusammen. Diese verdammte Hexe. Um ein Haar hätte sie ihn gehabt. Er konnte gerade noch in letzter Sekunde verschwinden. Zum Glück war er auf eine schnelle Flucht vorbereitet, aber trotzdem kostet dieser Trick immer eine Menge Kraft.


    Trotz seiner Bedenken hatte er es gewagt, sich dem Haus zu nähern. Und dabei war alles umsonst gewesen, weil dieser blöde Ritter die ganze Zeit vor der Tür gesessen hatte. So kam er dem Haus nicht nah genug, um zu erfahren, was darin passierte und am Ende hätte man ihn sogar noch geschnappt.


    Abermals zweifelte er daran, ob es das alles Wert war, aber er hatte seine Befehle von oben und es war seine Pflicht, ihnen zu Folgen. Aber gerade hat sich ja wieder gezeigt, wie gefährlich es war. Nun musste er sich auf jeden Fall kurz erholen, bevor er einen weiteren Versuch starten konnte.

  • Link biss sich von innen auf die Wange. Was er von dem Auftauchen des Yiga denken sollte, wusste er nicht. Diese Flitzpiepen schaute er grundsätzlich nicht mal mit seinem Hinterteil an. Er hatte vor nicht all zu langer Zeit ihr tolles Lager im Alleingang ausgehoben und ihren Anführer besiegt. Seitdem waren die Yiga nichts weiter als ein versprengter Haufen von verirrten Quälgeistern. Jedes Mal, wenn er an einem "Reisenden" in Hyrule vorbeilief, der ihn schon von weitem übertrieben freundlich zuwinkte, ging er nur mit einem Gähnen an ihm vorbei. Es sei denn, seine Geldbörse war gerade etwas knapp, dann gönnte er sich eine Minute Yiga-Klatschen und steckte sich am Ende die roten und violetten Rubine dankend in die Tasche, welche diese Witzfiguren immer wieder bei ihrer Flucht verloren.

    Sie konnten ihm nichts tun und das wusste er genauso gut wie sie. Nur diesmal war er nicht allein. Innerlich seufzte er. Er musste jetzt auf Zelda, Impa und eine kleine Familie Acht geben; vielleicht sogar auf ganz Hateno. Das war natürlich alles kaum machbar, zumal es sogar unter den Hateno-Bewohnern Leute gab, die weder ihm noch der Prinzessin wohlgesonnen waren.


    Nach außen hin verzog Link keine Mine, während er über all das nachdachte. Das war reine Taktik. Würde er jetzt nervös wirken, würde das niemandem helfen. Dass sich sein Umfeld ohne den Hauch eines Zweifels in seiner Gegenwart sicher fühlen konnte, war schon mal die halbe Miete. Unsicherheit oder gar Panik würde alles nur verschlimmern.


    Link schossen die Worte von Samuel durch den Kopf. Dieser hatte ihm erst wenige Minuten zuvor seine Unterstützung zugesagt. Vielleicht war es an der Zeit, die Beständigkeit dieses Versprechens zu prüfen. Samuel hatte immer noch eine große Beule am Kopf, machte aber abgesehen davon einen fitten Eindruck.

    "Samuel, rechts neben dir ist eine Heugabel. Nimm sie in die Hand", sagte Link so monoton, dass es wie ein Befehl wirkte. Drei Augenpaarte starrten ihn verwirrt an. Link räusperte sich. "Bitte nimm die Heugabel in die Hand", wiederholte er, dieses Mal mit etwas weicherer Stimme. Samuel kam Links Aufforderung nach und staunte nicht schlecht, als dieser ihm sagte, er solle mal versuchen, ihn anzugreifen. "Versuch´s einfach", sagte Link stellte sich vor ihm auf.


    Samuel war mulmig zu Mute. Vor ihm stand niemand anderes als Link. Er hatte vor zwei Tagen mit eigenen Augen gesehen, wozu dieser in der Lage war und nun stand der ganz gelassen vor ihm und wartete auf den Angriff. Link hatte sein Schwert nicht gezogen und die Hände hinter seinen Rücken verschränkt. War er verrückt geworden?

    Doch seine Augen forderten ihn stumm auf, endlich anzugreifen. Samuels Finger umschlossen die Heugabel immer fester. Er konnte sehr gut damit umgehen, schließlich hielt er seit seinem siebten Lebensjahr fast täglich eine in der Hand. Er wusste genau, wo der Schwerpunkt lag und wie scharf die Zacken waren. Seine Augen verwandelten sich in Schlitze. "Nagut wie du willst. Ich hoffe, ich tue dir nicht weh", brummte er und erntete von Link ein schiefes Lächeln. "Ladys, tretet am besten ein Stück zur Seite", sagte Samuel, wobei er Link weiter fixierte und sich seine Muskeln anspannten. Impa und Zelda tippelten eilig einige Meter weg.


    Dann wirbelte Samuel mit der Heugabel umher und versuchte, Link damit zu überraschen, dass er nicht mit den Zacken, sondern mit dem Stiel zustieß. Doch dieser wich galant aus, die Hände immer noch hinter seinem Rücken. Samuel reagierte, indem er sich selbst um die eigene Achse drehte und Link damit am Ausweichen hindern wollte, doch dieser hüpfte in die Luft und schlüpfte an ihm vorbei, sodass er plötzlich hinter ihm stand. Verdammt, er ist echt gut!, schoss es Samuel durch den Kopf. Wieder versuchte Samuel, Link mit dem Stiel zu erwischen, doch erneut drehte sich dieser weg und stieß ihm mit einer einzigen Armbewegung die Heugabel aus der Hand, so dass diese zu Boden fiel. Die Schamesröte stieß ihn in den Kopf.

    Doch Link überraschte ihn, als er ihm die Heugabel in die Hand drückte und sagte: "Das war schon mal gar nicht so schlecht!"

    "Ähm, ehrlich? Du bist jedem Angriff ausgewichen. Ich habe dich nicht ein einziges Mal erwischt."

    "Ja, aber das lag nur daran, dass du mir schon durch deine Gewichtsverlagerung verraten hast, was du als nächstes tun wirst. Wenn das nicht gewesen wäre, hättest du mich gekriegt. Du kannst echt gut mit der Heugabel umgehen! Außerdem hast mich beeindruckt, als du meintest, dass du mir hoffentlich nicht wehtun wirst. Genau das wollte ich hören!"

    Samuel kratzte sich verlegen am Kopf.

    "Ich werde dir ein paar Tricks zeigen, in Ordnung? Du sollst schließlich in der Lage sein können, deine Frau und Tochter zu beschützen."


    Link hoffte, dass seine Worte nicht beunruhigend auf Samuel wirkten. Er würde ihm erklären müssen, wer die Yiga waren. Doch vorerst war es das Beste, ihm ein paar Verteidigungstechniken beizubringen. Und so, wie Samuel gerade aussah, hatte dieser gerade großen Gefallen daran gefunden.

  • Ein Lob von Link! Samuel konte es kaum glauben, dass dieser mächtige Ritter und Leibwächter der Prinzessin seine Fähigkeiten lobte. Zwar wusste er nicht, was ihm es nützen würde, wenn er seine Heugabel schwang, doch die Worte, dass Samuel seine Familie im Notfall selbst schützen musste, ließ ihn aufhorchen und seine Zweifel verstummen. "Würdest du mir vielleicht Unterricht erteilen, Link?" Samuel wusste nicht, ob er solch eine dreiste Bitte überhaupt äußern konnte. Zelda und Link hatten so viel getan für ihn und seine Familie. Das Maß war sicher igrendwann einmal voll! Doch die Worte fanden wir von selbst ihren Weg aus seinem Mund. "Natürlich nur, wenn es sich mal ergibt", fügte der junge Mann deswegen kleinlaut hinzu. Link aber nickte nur knapp. "Das war meine Intention." Dann schaute er sich um, ging an einen nahegelegenen Baum und brach dort einen Ast ab. Diesen wog der Ritter, er trug gerade ein schlichtes, rotes Hyliagewand, in seiner Hand, bevor er ihn wie ein Schwert hielt. Mit grimmigen Blick schaute er Samuel. "Versuch mich noch einmal anzugreifen. Aber achte auf deine Körpersprache und sei darauf gefasst, dass ich zurückschlagen werde." Irgendetwas an seiner Haltung und seiner Ausstrahlung verrieten Samuel, dass Link auch mit einem Ast ein ähnlich verheerendes Ergebnis erzielen könnte, wie mit einem Schwert.


    Impa kam nicht umhin, ein Lächeln über ihre Lippen huschen zu lassen. Link war so durchschaubar für sie wie ein Fenster. Der junge Recke war klug und vorausschauend. Die Yiga mochten ohne die Verheerung und ohne ihren zweifelhaften Anführer zwar keine echte Bedrohung mehr darstellen und würden sich alsbald sicher zerstreuen, doch es würde immer wieder Angriffe und auch Aufstände geben, wie jetzt in Hateno, als Zelda ankam. Wäre es da nicht klug, die wenigen Verbündeten, wie Samuel einer schien, zu lehren, sich und andere zu verteidigen? Wäre sie als Oberhaupt der Shiekah nicht in einer Position, die Ernsthaftigkeit verlangte, würde sie in diesem Moment scherzen, dass sie der Geburtsstunde einer neuen königlichen Garde beiwohnte. Doch sie war nicht töricht. Die Welt hatte sich weiterbewegt und der Stolz des alten Königreichs würde nicht einfach so wiederaufleben.

    Dann schüttelte die alte Shiekah den Kopf. Dass ihr Micchella nicht alles verriet, w a r zwar verständlich, ärgerte sie aber dennoch. Es galt, schnell herauszufinden, was es mit der Geburt und vielmehr Zeldas möglichen Kräften auf sich hatte. War ihre Siegelkraft nicht erloschen? War das Aufwallen neuer Kräfte ein Vorbote? Es gab so viele Fragen und fast war es so, als würden Micchella und Hylda alle Antworten für sich behalten.

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Erschöpft, aber trotzdem belustigt sah Zelda von der Tür aus Links Übungskampf mit Samuel zu. Es tat gut, ihren schweigsamen Begleiter so zu sehen, auch wenn der Hintergund dafür alles andere als positiv war. Die Yiga waren noch aktiv und könnten die allgemeine Unruhe im Land ausnutzen um sie und ihre Position in Frage zu stellen. Sie seufzte. Ursprünglich war der Plan gewesen, das Land zu bereisen, zu forschen, beim Wiederaufbau zu helfen wo es möglich war und ihr Volk kennen zu lernen. Das wirken von Wundern und Unterweisen von einfachen Leuten war nie Teil des Plans gewesen. Auch wenn sie niemals bereuen würde, Hylda geholfen zu haben. Das Kind hatte ein Leben verdient und sie war glücklich, ihm den Start ermöglicht zu haben.

    Während sie in Gedanken verloren war, war Impa neben sie getreten.
    "Er macht sich gut, nicht wahr?"

    Zelda brauchte einen Moment um zu verstehen, dass ihre Freundin von Link sprach. Dann nickte sie.

    "Ja, er ist viel gelöster und lockerer seit er die Verheerung bezwungen hat. Natürlich ist er immer noch ernster als die meisten, aber er unterhält sich mit mir und erzählt von seinen Reisen durch das Land und allem was ihm in dieser Zeit passiert ist. Wusstest du, dass..."

    Zelda hielt inne als sie Impas Blick bemerkte. Sie war immer schneller und begeisterter geworden und wurde jetzt plötzlich rot. Impa lächtelte nur und nickte leicht, so als hätte sich ein Gedanke von ihr gerade bewahrheitet.

    Dann richtete sie sich auf und sagte:

    "Die Reise war lang und ich habe vieles, über das ich nachdenken muss. Kannst du mir zeigen, wo ich mich ausruhen kann?"

    Zelda nickte und ging gemeinsam mit Impa in Richtung von Links Haus.

    Samuel und Link blieben zurück, vertieft in ihre Unterweisung.

  • Ein Seufzer der Erleichterung entwich Impa, als die Prinzessin das Haus verließ und sie sich auf dem kleinen Bett in das Kissen sinken ließ. Zelda gegenüber hatte sie es sich nicht anmerken lassen, doch die hölzerne Treppe, die zu diesem Schlafgemach führte, hatte sie zusätzlich erschöpft.


    Selbstverständlich, sie war alt. Purah pflegte sie damit aufzuziehen, dass die sogenannte "Weise Impa" nurmehr ein Großmütterchen war, welches ständig im sitzen einschlief und vergaß, was es am Vortag zum Mittagessen gab. Damit hatte sie zwar nicht Unrecht, aber Purah hatte auch leicht reden, mit ihrem jugendlichem Gemüt und ihren Experimenten, die es ihr ermöglicht hatten, zu...


    Ein Geistesblitz durchzuckte Impas Gedanken. Natürlich! Purah war nicht nur ein Genie, wenn es darum ging, antike Bauanleitungen zu entschlüsseln und dadurch inspiriert neuartige Gerätschaften zusammenzubasteln. Nein, sie hatte auch der Natur höchstselbst ein Schnippchen geschlagen, indem sie ihren eigenen Körper um über hundert Jahre verjüngerte. Nicht, dass Impa dieses zugegebenermaßen gelungene Experiment guthieß. Es lästerte den Göttinnen auf eine nie zuvor dagewesene Weise, aber... es bedeutete, dass Purah in der Lage sein musste, auch den menschlichen Körper zu erforschen und zu manipulieren.


    Was wäre, wenn ihre Schwester das Kind Hylda untersuchen und feststellen könnte, ob und wie jene seltsamen Kräfte, die der Prinzessin innewohnten, Einfluss auf es nahmen?


    Sie hatte Micchellas Zögern bei ihrer Darstellung der Ereignisse durchaus bemerkt. Sollte die junge Frau etwas verschwiegen haben, um ihr Kind zu schützen, wäre dies durchaus verständlich. Einst hatte Impa selbst Familie gehabt. Sie hatte sowohl ihren Ehemann als auch mehrere Kinder und Enkelkinder überlebt. Jeder einzelne dieser Verluste hatte eine Wunde in ihr Herz gerissen, die nie ganz verheilen konnte. Denn egal, wie groß ihr Schmerz auch war, sie musste sich zum Wohle des Dorfes zusammenreissen und durfte sich nicht ihrem Kummer überlassen. Gewissermaßen waren alle Bewohner Kakarikos ihre Kinder, die sie zur Welt kommen und heranwachsen sah. Einige von ihnen waren mittlerweile selbst gebeugte Greise, deren Zeit allmählich ablief.


    Das bedeutete weitere Verluste und weitere Trauer um Menschen, die ihr etwas bedeuteten. Doch auch dies würde sie durchstehen müssen. Uralt, wie sie war, sehnte sie sich an manch düsteren Tagen selbst nach der ewigen Ruhe des Grabes. Doch ihre Zeit war längst nicht gekommen, das spürte sie. Ein ganzes Jahrhundert hatte sie überdauert in der Hoffnung, dass Zelda zurückkehrte und es Link gelang, die Verheerung ein für allemal zu bannen. Wozu, wenn sie nicht miterleben konnte, wie das Königreich Hyrule aus seinen Ruinen wieder auferstand? Und sie ihren Beitrag leisten konnte, indem sie Zelda einmal mehr als Beraterin zur Seite stand?


    Doch die ursprüngliche Frage blieb. Gab es einen Weg, einfach zu verdrängen, ob es mit Hylda etwas auf sich haben könnte? Vermutlich nicht. Die Umstände der Geburt des Kindes mochten dafür sorgen können, dass sie eine Gabe entwickelte. Eine Gabe, die möglicherweise zu einer großen Gefahr werden könnte, wenn das Kind nicht in der Lage war, sie zu verstehen und zu kontrollieren.


    Ihre Konzentration ließ vor Müdigkeit nach. Hylda, Purah, göttliche Vorhersehungen... all dies vermengte sich in ihren Gedanken zu einem Strudel, der sie schließlich in den Schlaf riss. Sie träumte von Obstbäumen, die im Zeitraffer aufblühten, zerfielen und erneut wuchsen. Wie das Königreich Hyrule, wenn man all den Sagen und Legenden Glauben schenken mochte.

  • Rietnar wollte sich gerade am Lagerfeuer von der Ereignissen der letzten Tage erholen, als es an der Tür klopfte. Er stand auf und öffnete einem jungen Mann die Tür. Er war relativ gebildet gekleidet und schien nicht aus Hateno zu stammen.


    Guten Tag, fing der Besucher an, kaum das die Tür geöffnet war, ich hörte ihr plant eine Schule in Hateno zu eröffnen und sucht noch passende Lehrer. Mein Name ist Simon und ich würde mich gern für die Stelle bewerben.


    Rietnar konnte seine Überraschung kaum verbergen. Ein Lehrer, für die Schule die noch nicht einmal wirklich in Planung war. Er und Zelda hatte doch lediglich über die Möglichkeit gesprochen und jetzt steht plötzlich ein Bewerber vor der Tür, das machte überhaupt keinen Sinn. Da ging etwas nicht mit rechten Dingen zu. Zunächst wollte er aber zur Schau mitspielen und die Prinzessin und ihren Ritter zur Rate ziehen.


    Ähm, ja.... Ja.... Stimmt, wir hatten über eine Schule nachgedacht und sie wollen sich als Lehrer anbieten. Höchst interessant. Ich möchte aber nicht allein darüber entscheiden, daher würde ich sie bitten, mich zur Prinzessin zu begleiten, von der diese Idee ursprünglich stammt.


    Der Besucher schien nicht gänzlich erfreut über diese Antwort, doch folgte er Rietnar schließlich durch das Dorf. Sie näherten sich dem Haus von Link. In dessen Nähe hörten sie ... Kampfeslärm ... wurde das Haus oder gar das Dorf angegriffen?


    Doch als sie um eine Ecke bogen, sahen sie die Erklärung für den Lärm. Der Ritter der Prinzessin und Samuel standen sich auf einer offen Fläche gegenüber und kreuzte die Waffen. Irgendwie verwirrend Samuel so zu sehen, was für einen Grund hatte es? Aber er hatte gerade andere Probleme, darum musste er dieser Sache später nachgehen.


    Sagt, werter Ritter, könnt ihr mir vielleicht sagen wo die Prinzessin sich gerade befindet? fragte er daher.


    Link schaute auf und wollte gerade antworten, als er den Besucher hinter Rietnar bemerkte. Auf einem Mal schien er angespannt und auf der Hut. Link nährte sich dem Besucher langsam ohne ihn aus dem Blick zu lassen. Dann griff er in seine Tasche und holte ... eine Banane hervor ... wollte er etwas eine Zwischenmahlzeit einnehmen, aber das passte gerade überhaupt nicht zu seinem benehmen.


    Der Besucher wurde zunächst ebenfalls immer unruhiger, als sich Link nährte, aber beim Anblick der Banane änderte sich etwas in seinem Verhalten. Er schien gerade zu einen gierigen Blick zu haben.


    Link schien sich bestätigt, im Verhalten des Besuchers. Er zückte Blitzschnell sein Schwert und Schlug nach dem Besucher. Rietnar erschrak auf der Grund der schnellen Bewegung. Was war hier los?


    Der Besucher konnte gerade noch rechtzeitig seine Augen von der Banane abwenden und der Attacke ausweichen. Mit einem lauten Knall verschwand der plötzlich und hinterließ nichts als seltsame Zettel.


    Wusste ich es doch, noch ein Yiga! rief Link aus.


    Rietnar brauchte einen Moment, um zu begreifen, was Link dort gesagt hatte. Ein Yiga hier in Hateno und nach der Aussage des Ritters nicht der erste. Was hatte das zu bedeuten. Also war sein Misstrauen dem Besucher gegenüber berechtigt gewesen.


    In dem Moment stürmte die Prinzessin aus dem Haus, da sie den Knall und der Ausruf von Link wohl gehört hatte.


    Was ist hier los. Sagtest du gerade "Yiga", Link? rief sie dem Ritter zu. Dieser erklärte kurz, was gerade vorgefallen war. Daraufhin fragte sie auch Rietnar nach dem Besucher aus. Die Prinzessin schien immer besorgter.


    Noch ein Yiga also? Und sie wissen auch von unserem Gespräch über die Schule Bescheid.

    schlussfolgerte sie. Das bedeutet nichts Gutes. Sie wissen über jeden unserer Schritte Bescheid. Dann wissen sie vielleicht auch schon von der besonderen Geburt. Link, was hälst du von der Sache? Sind sie hier noch sicher? Wie ernst schätzt du die Gefahr durch die Yiga ein? Du hast mehr Erfahrungen mit ihnen? Sollten wir die junge Familie vielleicht besser nach Kakariko bringen, in die Obhut der Shiekah?




    Das Geschehene blieb auch jemand anderem nicht ganz unbemerkt, der zufällig gesehen hatte wie Rietnar mit dem Besucher durch Hateno gelaufen war.


    Simon, dieser Idiot, den hatte er ja ganz vergessen. dachte sich Alrik in diesem Moment. Wieso war er direkt zum Bürgermeister gegangen als er Hateno erreichte, ohne sich mit ihm abzusprechen. In der Geschichte der Yiga hat er immer geglänzt, daher auch seine Wahl als Lehrerkandidat, aber ansonsten war er nicht der hellste gewesen. Das war ihm jetzt zum Verhängnis geworden. Von Glück konnte er sagen, das er noch rechtzeitig entkommen war. Nun konnte er sich wohl nicht mehr in Hateno blicken lassen. Viel wichtiger war jetzt sowieso, wie die Prinzessin und die anderen darauf reagierten, das konnten sie nicht ignorieren. Es könnte alle seine Pläne zunichte machen...

  • Wie ein erschöpfter und geprügelter Köter stand er vor Jin, atmete schwer. Sein Rücken war gebeugt, als wäre er ein Greis.

    Simon. Dieser Volltrottel.


    Ich saß teilnahmslos in der Ecke und rauchte Kette. Die Nische im Zimmer war nicht beleuchtet und so konnte ich meine Maske hochschieben, um mich dem endlosen Genuss des stinkenden Krauts hinzugeben, während mir die dichten Rauchschwaden zusätzlich dabei halfen, dass niemand mein Gesicht sehen konnte. Niemand konnte sehen, wie sich meine Augen verdrehten oder meine Mundwinkel verzogen, während ich dem dämlichen Geschwätz von Simon lauschte.

    Um nichts in der Welt wollte ich jetzt mit Jin tauschen. Aber er hatte es sich selbst ausgesucht, also war er selbst Schuld. Nachdem unser Meister von diesem hylianischen Giftzwerg besiegt worden war, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, den Clan aufrecht zu erhalten. Seitdem versuchte er verzweifelt, die Struktur und die Moral hochzuhalten. In Andenken an unseren Meister Koga.


    Leider machten es ihn Typen wie Simon sehr schwer. Oder Typen wie Alrik. Warum auch immer: Sie wollten sich beweisen. Keine Ahnung. Wir hatten längst aufgegeben, sie zu verstehen. Trotzdem war es inakzeptabel, was sie taten. Und so, wie ich Jin kannte, feilte er längst im Gedanken an ... nun... wirksameren Methoden als die sich immer wiederholenden Standpauken. Doch offenbar hatte er im Moment noch keine Alternativen.


    "Du hast also erneut, wider besseren Wissens, im Alleingang versucht, Hateno zu unterwandern?" Jin raunte, während er sprach. Er klang gelangweilt, doch ich kannte ihn besser. Innerlich kochte er. "In dem Wissen, dass sich dort gerade die beiden gefährlichsten Personen des Landes aufhalten, hm?"

    "Aber genau das ist doch unsere Chance! Das ist doch unser Ziel, seit Generationen warten wir darauf, dass wir sie beide gleichzeitig erwischen können. Wir könnten dem ehrwürdigen Meister Ko..."


    Jin hob blitzschnell die Hand und wischte damit durch die Luft. Simon verstummte. Jetzt war der kleine Novize auch noch so dämlich und missbrauchte die Heiligkeit als Argument. Sekunden vergingen und es schien, als hätte Simon vor Anspannung das Atmen vergessen. Jin ließ seinen Kopf kreisen, während er seine Finger ineinander verschränkte. Man konnte seine Fingerknöchel knacken hören. Er atmete schließlich hörbar ein und wieder aus. Es brauchte seine Zeit, bis er sich wieder fing.

    "Und was sollte der weitere Plan sein?" Jin begann, vor Simon hin und her zu gehen. "Hattest du überhaupt einen? Wolltest du nun für die nächsten 30 oder 40 Jahre unbehelligt Kinder in Hateno unterrichten?"

    Ich musste lachen, doch weil ich gerade Rauch in den Lungen hatte, kam nur ein trockenes Husten aus mir hervor.

    Jin fuhr unbeirrt fort, während Simon zu mir hinübersah. Er schien mich erst jetzt bemerkt zu haben.

    "Wie hättest du das schaffen wollen? Du hast es ja noch nicht mal geschafft, einer Banane zu widerstehen! Dir ist schon bewusst, dass zwei Shiekah in Hateno leben, die deine Maskerade jederzeit durchschauen könnten und würden? Dir ist schon bewusst, dass dir niemand beistehen könnte, wenn deine Tarnung auffliegt - selbst, wenn wir es wollten?" Jins Stimme wurde mit jedem Wort lauter, aggressiver. "Bist du eigentlich noch ganz dicht? Was ist, wenn der Ritter die Schnauze voll von unseren Spielchen hat, sich auf sein Gaul setzt und sich auf die Suche nach uns macht?"

    "Niemals würde er auf die Idee kommen, dass wir uns in der Akkala-Festung verstecken", pampte Simon zurück. Herrje, der wusste echt nicht, wann es genug war. Ganz im Gegenteil: Der Trotz in ihm ließ ihn dummerweise mutig werden. "Was ist denn dein Plan, Jin? Dass wir uns verkriechen? Dass wir uns verstecken? Obwohl wir beide doch gerade wie auf dem Silbertablett serviert bekommen haben! Verdammt Jin! Sogar diese Impa ist gerade da! Lass uns eine Armee dahinschicken. Wenn nicht jetzt, wann dann?"


    Jins Augen verdunkelten sich. Könnten Blicke töten, würde Simon sofort leblos niedersacken. Noch vor kurzer Zeit gab es für so respektlose Witzbolde wie ihn keine Zukunft im Clan. Jemand hätte sich um ihn gekümmert und Simon wäre spurlos verschwunden, ohne, dass ihn jemand vermisste. Doch das konnten wir uns nicht leisten. Koga fehlte einfach an allen Ecken und Enden. Was von unserem Clan übriggeblieben war, mussten wir zusammenhalten. Das wusste auch Jin. Wir waren einfach gerade nicht in der Lage, eine Armee zu mobilisieren...

    "Du weißt ganz genau, was auf der Agenda steht, Simon", zischte er. "Ich habe den Plan mehrfach unmissverständlich erklärt: Wir suchen Koga! Und du wirst dich absofort daran halten. Hast du das verstanden?" Das war keine Frage oder Bitte. Das war ein Befehl. Der dunkle Lord allein wusste, was Jin tun würde, wenn sich Simon erneut nicht daran hielte.


    Simon rieb sich den Nacken, doch schließlich nickte er. Als er den Raum verlassen hatte, drückte ich meinen Stummel aus. Jin hatte zugelassen, dass ein Novize seine Pläne infrage stellte. Und es wagte, Alleingänge zu machen und alle in Gefahr zu bringen. Und den Namen des Meisters zu missbrauchen.

    Ich betrachtete ihn und er kam mir schlagartig klein und armseelig vor. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Jin spurlos verschwinden würde. Ich grinste und zog mir meine Maske ins Gesicht.

  • Alrik richtete seine Maske, dann schob er die Zündhölzer, mit denen er seine Zigarette entfacht hatte, wieder in seine Tasche. Dabei bemerkte er das Pergament, dass er dort vor kurzem hineingestopft hatte. Sofort erinnerte er sich an die codierte Nachricht. Sie stammt aus dem Yiga-Versteck im Gerudogebirge. Jener Sitz der Yiga war zur Zeit verlassen. Das Risiko war einfach zu groß, dass Link mit ein paar fähigen Kämpfern dort plötzlich einmaschierte. Der verdammte Ritter hatte ihr Heiligtum vor einiger Zeit entdeckt und somit war es nicht mehr sicher. Vor allem, da die Gerudo nur einen Steinwurf entfernt waren... Dennoch gab es einen Spähtrupp, der dort ausharrte, in der Hoffnung, dass Meister Koga zurückkehren würde. Dies schien der Fall gewesen zu sein. Die codierte Nachricht hatte Alrik darüber informiert, dass der Meister aus den Untiefen zurückgekehrt war, auf einem mechanischen Ungetüm, und nun die Höhlen unter Hyrule erkunden wollte. Zu diesem Zweck hatte sich der kleine Spähtrupp dem Meister angeschlossen.

    Alrik konnte das Ganze nicht wirklich glauben. Eher hatte er angenommen, dass dieser kleine Trupp sich aus dem Staub machen wollte, da sie nicht mehr an den Clan und seine Ziele glaubte. Deswegen erfanden sie diese Geschichte von Kogas Wiederkehr. Beweis genug schien ihm, dass sonst niemand ein Wort über diese Neuigkeiten verloren hatte. Aber vielleicht lag es auch daran, dass Alriks Aufenthaltsort in Hateno einer der wenigen war, die seit der Zeit vor dem Ende der Verheerung noch Bestand hatte. Alle anderen Posten waren aufgegeben worden, um sich übergangsweise in der alten Akkala-Festung zu verstecken. Könnte also die geringste Möglichkeit bestehen, dass die Nachricht echt war und er in der glückseligen Situation war, etwas zu wissen, was ihr neuer Anführer nicht wusste? Wäre dies vielleicht seine Chance, um innerhalb des Clans aufzusteigen? Ihm wurde plötzlich ganz schwindelig vor Aufregung. Alrik beschloss, sein Wissen, das er bis eben noch als Unfug abgetan hatte, weiter für sich zu behalten. Es wäre wohl angebracht, Hateno vorerst zu verlassen und sich ein eigenes Bild über die Situation in der Wüste zu machen...

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Vor seinem Haus in Hateno sah Link die Prinzessin etwas überfordert an. Samuel hatte der flüchtigen Gedanken, dass der Ritter viel angespannter wirkte als gerade eben noch im direkten Kampf und er fühlte sich kurz sehr verbunden mit ihm. Entscheidungen waren noch nie seine Stärke gewesen.

    Dann drangen die Worte der Prinzessin zu ihm durch und bevor Link auf die Fragen antworten konnte, schlug seine innere Verbundenheit in Sorge und Wut um.

    "Bei allem gebührenden Respekt, Prinzessin, aber es steht euch nicht zu, Entscheidungen über meine Familie zu treffen. Wir stehen auf ewig in eurer Schuld für eure Hilfe bei der Geburt aber das gibt euch nicht das Recht uns wegen zwei Vorfällen aus unserer gemeinsamen Heimat wegzuschicken!"

    Auf diese Worte folgte eine atemlose Stille, in der alle Samuel mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken anstarrten. Rietnar war offensichtlich entsetzt, dass Samuel es wagte, so mit einer Adligen zu sprechen, Link sah ihn mit einem gewissen Stolz an und Zelda blickte nachdenklich vor sich hin.

    Nach einer Weile sah sie auf und sagte:

    "Du hast natürlich Recht, Samuel. Ich mache mir Sorgen um euch und Hylda, aber ich kann euch nicht zwingen, Hateno zu verlassen. Trotzdem würde mich Links Einschätzung der Lage interessieren, da er am meisten Erfahrung mit den Yiga hat."

    Link wirkte ruhiger als zuvor als er antwortete:

    "Ich kann es schwer einschätzen. Ihr Anführer ist weg und seitdem wirken sie wie eine kopflose Bande die auf gut Glück agiert. Dieser angebliche Lehrer hat das hier offensichtlich nicht gut durchdacht, sonst hätte ich ihn nicht so unglaublich leicht durchschaut. Ich denke, dass die Gefahr durch die Yiga nicht besonders groß ist. Und Samuel ist ein passabler Kämpfer, dem ich ein paar Tricks für den Fall der Fälle beibringen kann."

    Zelda nickte. "Nun gut, ich entschuldige mich für meinen Ausbruch. Aber, Samuel, solltet ihr euch nicht mehr sicher fühlen und auf irgendeine Art unsere Unterstüztung benötigen, zögert nicht, uns zu fragen!"

  • Zerstreut ging Samuel zurück ins Haus. Es war doch alles irgendwie zu viel. Vor zwei Tagen noch war er bloß ein einfacher Mann, der sich um nichts weiteres den Kopf zerbrach als das Geschlecht seines bald geborenen Kindes. Und nun? Kam die Prinzessin, wirkte bei der Geburt seiner Tochter ein Wunder, und als wäre das nicht genug, war er nun auch noch ein Freund des legendären Ritters Link, der eigentlich als verschollen galt. Sein übermüdeter Verstand raste und seine Nerven drohten, ihren Dienst zu versagen. Er musste schlafen, und das dringend. Und das galt auch für Micchella. Es wäre das Beste, ihr vorerst nichts davon zu erzählen, dass die Prinzessin und Link den aberwitzigen Vorschlag gebracht hatten, seine Familie umzusiedeln. Nein, sie brauchten vorerst Ruhe. Auch, wenn er Zelda zu Dank verpflichtet war, gab es Grenzen. Und diese war definitiv überschritten, wenn sie und ihr Leibwächter darüber sannen, welche Maßnahmen für ihn und seine Angehörigen ergriffen werden mussten. Er war nun ein Ehemann und Vater. Ein Mann. Und ein Mann durfte sich nur dann als Mann bezeichnen, wenn er in der Lage war, seine Familie selbst zu schützen und Entscheidungen zu treffen. Dieser Zeitpunkt war nun gekommen. Viel zu lange hatte er sein Leben von anderen bestimmen lassen.


    Doch für Grübeleien war jetzt keine Zeit, er war hundemüde. Micchella schlief, Hylde an ihre Brust gedrückt. Die Liebe, die ihn bei diesem Anblick durchflutete, ließ sich nicht in Worte fassen. Wie hatte er sich jemals wünschen können, dass sein Kind ein Sohn wurde? Er hatte nun eine Tochter, und das war perfekt. Gegen nichts in der Welt würde er dieses wundervolle Geschöpf tauschen wollen. Darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen, schlich er sich zum Bett und ließ sich neben seiner Frau und seiner Tochter nieder. Wie erschöpft er war! Er drehte sich auf die Seite und legte schützend den linken Arm um seine schlafende Frau. Micchella gab ein schläfriges "Mmmhm" von sich und schmiegte sich an ihn, ohne aufzuwachen. Auch Hylda schlief weiter. In Samuels Herz schlich sich ein Gefühl, das sich am ehesten mit "Wohlbehagen" beschreiben ließ. Und endlich fiel er in einen traumlosen Schlaf.

  • Nachdem Samuel sich entfernt hatte, entschieden auch Zelda und Link, sich zur Ruhe zu legen.


    Doch Zelda lag noch lange wach. Ihr gingen die Geschehnisse der letzten Stunden nicht aus dem Kopf.


    Micchella schien irgendetwas zu verbergen und Zelda fragte sich, wieso. Vertraue Micchella ihr nicht? Und hatte sie das Recht, dieses Geheimnis überhaupt zu erfahren?


    Dann die zwei Yigas. Link versicherte ihr zwar, das sie keine Gefahr darstellten, aber es gab ja auch noch andere Gefahren für Hilda. Konnte Samuel wirklich mit ihnen fertig werden, oder sollte sie ihm zusätzlichen Schutz gewähren?


    Samuels auftreten hatte sie zusätzlich verunsichert. Tat sie überhaupt das Richtige? Was war das Richtige? Für das Volk, für das sie nun verantwortlich war, nachdem ihr Vater vor 100 Jahren umgekommen ist. Die Rolle als Oberhaupt der königlichen Familie war noch so neu für sie.


    War Hilda so wichtig, das ihr und der Familie eine Sonderbehandlung Zustand? Was machte sie aktuell wichtiger als jemand anderen aus dem Volk, was eine solche Tat rechtfertigte.


    Samuel hatte Recht, ohne einen triftigen Grund konnte sie nicht einfach über die Familie entscheiden. Wenn Samuel die Familie allein beschützen will, ist das sein gutes Recht. Solange er damit niemand anderen gefährdet, durfte sie sich nicht einmischen.


    Sie merkte erneut, das sie noch viel zu lernen hatte, über ihre neue Rolle. Sie hatte ihr Volk zwar 100 Jahre vor der Verherrung schützen können, indem sie diese in Schach gehalten hatte. Aber es gehörte eben noch viel mehr dazu, eine gerechte Regentin zu sein. So viele Entscheidungen und sie war erst am Anfang...

  • Bevor Link sich zur Ruhe legte, beschloss er kurzerhand, Epona einen abendlichen Besuch abzustatten.


    Seine treue Stute fühlte sich in Hateno besonders wohl. Sie hatte ihren eigenen Stall und ihre eigene Wiese mit dem saftigsten Grün überhaupt. Sie begrüßte ihn mit einem leisen Wiehern, als sie ihn bemerkte und kam einige Schritte auf ihn zu. Freundschaftlich legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und er begann, ihren Schopf zu kraulen.

    Epona war für Link mehr, als nur ein Pferd. Sie war seine Gefährtin und beide vertrauten einander blind. Furchtlos stand sie ihm zur Seite, als er der riesigen Bestie auf der Hyrule-Ebene gegenüberstand. Sie hatte gewusst, dass er ihre Unterstützung brauchte und sie enttäuschte ihn nicht. Ohne Epona wäre die Rettung der Welt bedeutend schwieriger und komplizierter geworden und für ihre Hilfe konnte er nicht dankbar genug sein.

    Eine ganze Weile stand er so mit ihr da, bis er beschloss, noch eine letzte Runde durch das schlafende Dorf zu spazieren.


    Die Yiga waren keine Gefahr... oder? Link wusste, dass er ihnen gewachsen war, aber waren das auch alle anderen? Machte er sich etwas vor?

    Er musste zugeben, dass es ein recht außergewöhnlicher Schritt des Clans war, sich in einer Siedlung blicken zu lassen. Die Yiga hatten davon bislang immer abgesehen, aber nun hatten sie versucht, sich als Bewohner zu tarnen. Was hatten sie vor?

    Während er seinen Gedanken nachging, schritt er gemächlich über die kleine Brücke vor seinem Haus. Vor ihm lag das ruhende Dorf. Alle Lichter in den Häusern waren gelöscht und niemand war mehr zu sehen. Alles war ruhig.


    Doch dann erblickte er etwas, eine Bewegung im Dunkeln. Langsam ging er darauf zu, die Augen zu Schlitzen verzogen, um schärfer sehen zu können.

    Schließlich machte er vor sich die Gestalt einer Person aus. Sie packte gerade einen kleinen Karren mit Habseeligkeiten voll.

    Wer um alles in der Welt bricht um Mitternacht zu einer Reise auf?

    Link war nicht der Typ dafür, sich um die Pläne anderer großartig Gedanken zu machen. Seit seinem Sieg gegen das Böse gab es auch kaum noch Monster und sonstige Gefahren auf der Welt und nächtliche Ausflüge waren bei weitem nicht mehr so gefährlich.

    Und doch.

    Die Person schien Hateno aus irgendeinem Grund unbemerkt verlassen zu wollen. Das war merkwürdig genug.


    Es dauerte auch nicht lange, als Link von der Gestalt bemerkt wurde. Einen Moment lang stand sie regungslos da, doch dann trat sie ins Mondlicht. Es war ein hagerer Mann mittleren Alters, der aussah, als wäre er übermüdet.




    Alrik durchfuhr ein Schauer. Nur wenige Meter vor ihm stand er, sein Erzfeind. Link.

    War sein Versteckspiel aufgeflogen? Hatte Link durch Simons Auftauchen Nachforschungen angestellt und wollte er ihn jetzt hier an Ort und Stelle niederstrecken; gerade jetzt, wo er Hateno verlassen wollte?

    Seltsamerweise stürzte sich der Ritter nicht wie ein Besessener auf ihn, sondern stand verwundert einfach nur da. Alrik hatte zum ersten Mal in seinem Leben die Gelegenheit, den vermeintlichen Mörder von Koga direkt gegenüberzustehen. Eigentlich sah er ganz normal aus. Er war nicht größer als er selbst. Zwar schien er in guter körperlicher Verfassung zu sein, aber wie ein Bär wirkte er auch nicht. Und das auffälligste war einfach sein junges Alter.

    Hass, Abscheu und grenzenloser Neid stiegen in Alrik auf, doch er behielt seine Emotionen im Griff. Link würde obsiegen, wenn er ihn jetzt angreifen würde. Soviel gestand Alrik ihm ein.


    Nach außen hin war er der gelassenste Hylianer, den die Welt je gesehen hatte. Er zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. "Link! Hast du mich erschreckt! Auch noch so spät wach?"

    Von dem Ritter ging keine Reaktion aus. Er starrte ihn nur weiter an.

    Nur nicht nervös werden, Alrik. Bleib ganz gelassen.

    "Du fragst dich sicher, was ich hier mache, stimmt´s? Ich packe meine Sachen, wie du siehst. Heute kam ein Brief, dass meine Mutter schwer erkrankt ist und deswegen breche ich zum Stall der Orni auf, wo sie lebt. Ich will einfach sofort los, denn ich könnte jetzt sowieso nicht schlafen." Alrik gab sich alle Mühe dabei, sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Als er weitersprach, ging er zurück ins Haus und griff nach der nächsten Tasche. "Mit etwas Glück bin ich in drei Tagen bei ihr."


    Link folgte Alrik bis zur Türschwelle und ließ den Blick prüfend durch das Innere der inzwischen fast leeren Hütte schweifen. Als sich Alrik umdrehte und Link dort so stehen sah, ließ er seinen düsteren Gedanken für einen Moment freien Lauf.

    Ich habe sechs Messer hier im Haus versteckt und zwei davon sind zum Greifen nah. Ich bräuchte nur meine Hand etwas ausstrecken und könnte so einen Überraschungsangriff starten. Es könnte klappen. Ein gezielter Wurf und...

    Ehe Alrik seinen Gedanken zu Ende führen konnte, entfernte sich der Ritter wieder von der Tür und begutachtete den Wagen. Sämtliche Utensilien, darunter Karten, Kostüme, Bilder vom ehrwürdigen Meister und seine Yiga-Maske waren in große braune Säcke verpackt. Alrik rutschte das dunkle Herz in die Hose und atmete erleichtert aus, als Link vom Karren abließ und sich zum Gehen wendete.

    "Gute Reise", kam es vom Mörder, der nun wieder ganz gelassen davonging und im Schatten einer Eiche verschwand.

  • Der Heißluftballon schaukelte ruhig im Wind hin und her, anders als sein einziger Insasse. Robelo sprang im Korb hin und her, während er gleichzeitig Notizen in seinen Block schrieb und die Landschaft unter sich genaustens studierte. "Wahrlich erhellend, die Welt aus der Sicht der Vögel sehen zu können! Alle bekannten Karten Hyrules sind durch emsige Kartographen entstanden, doch mussten sie mühsam auf der Erde wandeln und vermessen. Von hier oben kann man noch detailliertere Karten anfertigen. Ach, was wäre es wunderbar, wenn man den Shiekah-Stein so modifizieren könnte, dass er das Land als Karte abspeichern könnte!" Diesen Gedanken schrieb Robelo sogleich auf, um ihn beizeiten mit Purah zu besprechen. Seine Forscherkollegin war zwar damit beschäftigt, den Spähposten aufzubauen - bisher war dieser nicht mehr als ein provisorischer Bau und ein paar Holzzäune, aber irgendwann sollte er zentrale Anlaufstelle für alle Völker Hyurles sein -, aber für Verbesserungen des Shiekah-Steins würde sie sicherlich Zeit finden.


    So vertieft in seine Gedanken, hatte Robelo nicht bemerkt, wie die Sonne allmählich im Westen versank und die Nacht sich anschickte, den Tag abzulösen. Zum Glück konnte der alte Shiekah einen Stall ausmachen, ganz in der Nähe seines Zielortes, den Ruinen des Königlichen Instituts. Behutsam machte er den Heißluftballon zur Landung bereit. Diese Nacht würde er im Stall schlafen und seine morschen, der Witterung hier oben ausgesetzten Knochen würden es ihm danken! Und dann würde er sich morgen frisch ans Werk machen und nicht eher ruhen, bis er gefunden hat, was er suchte!

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Trotz der Aufregung des vergangenen Tages wachte Impa zu Sonnenaufgang auf. Sie stöhnte leise, als sie begann, sich aufzusetzen, das Alter und die lange, anstrengende Reise hatten zusammen mit dem ungewohnten Bett dazu geführt, dass sie jeden Knochen und Muskel in ihrem Körper spüren konnte und nicht einer davon war bereit, bewegt zu werden. Sie atmete tief und langsam durch und begann, sich aufzusetzen und aus dem Bett zu quälen. Zum Glück dauerte es wie immer nur ein Weilchen, in dem sie vorsichtig ihren ganzen Körper bewegte, um den schlimmsten Teil der Steifheit abzuschütteln. An Morgen wie diesem verstand sie ihre Schwester und ihre Forschung zur ewigen Jugend immer mehr. Trotzdem würde sie sich niemals einer solchen Prozedur unterziehen. Das Altern mit all seinen Erscheinungen war ein unausweichlicher Teil des Lebens und nach all den Gefahren, die sie ihr Leben lang ausgesetzt gewesen war, war die Shiekah froh, diesen Teil zu erleben. Auch wenn es nicht immer angenehm war.

    Noch immer langsam und vorsichtig stieg sie die kurze Treppe in den Hauptraum des Hauses hinab, wo Zelda auf einer einfachen Matratze schlief. Link war nirgends zu sehen und es gab im Haus auch kein Anzeichen für eine zweite Schlafstelle. Bevor Impa sich Sorgen machen konnte, hörte sie seine Stimme aus Richtung des Stalles. Sie schüttelte leicht lächelnd den Kopf. Natürlich würde er ihnen das Haus überlassen und bei Epona schlafen.

    Dann fiel ihr ihr Gedankenblitz vom Vorabend wieder ein und sie setzte sich an den Tisch, wo sie begann, einen Brief an ihre Schwester zu schreiben.


    Auch am anderen Ende von Hyrule wurde auch Robbie von der Sonne geweckt. Er hatte es am Abend vorher geschafft, eine sehr viel weichere Landung als beim ersten Versuch hinzulegen und war jetzt ausgeruht und bereit, seine Expedition zu den Ruinen des Königlichen Instituts zu beginnen. Was genau er zu finden hoffte, wusste er selbst nicht, aber mit Purah, die im Schloss forschte, war das beste was er tun konnte, nach anderen Quellen zu suchen.

  • Es brennte Link wahrlich auf der Seele, Zela und Impa von dem verdächtigen Reisendem zu erzählen. Aber was sollte er tun? Nur wegen einem Verdacht wollte er weder seine Prinzessin noch die alte Frau aus dem Schlaf reissen. Aber dennoch...


    Erneut wartete er vor seinem eigenen Haus ab. Schlief einige Minuten im Sitzen, grübelte, überlegte, wie er seinen Verdacht an Zelda heranbringen konnte, ohne, dass sie sich zu viele Sorgen machte. Schließlich entschied er sich, in den frühen Morgendstunden einen Spaziergang durch das Dorf zu machen.


    Es war herrlich. Die kühle Luft, die gerade aufgehende Sonne, dieses Gefühl, dass bald das Leben erwachen würde. Hier im Dunkel zu sitzen und darauf zu warten, dass die Welt erwachte, während frische Luft seine Lungen füllte - es f+hlte sich für Link wahrhaft nach Leben an.


    Und dennoch.... er beobachtete sein Haus. Wartete ab, dass die Sonne aufging und Impa gemäßigten Schrittes seine vier Wände verließ. Er tat es nur sehr ungern, Zelda zu überfallen, aber es war dringend nötig. Als Impa außer Sichtweite war, und er sich sicher sein konnte, dass niemand sie überhörte, stahl er sich in sein eigenes Haus.


    "Zelda?"

    "Was ist los, Link?"

    "Ich weiß es nicht. Aber ich traf vorhin einen verdächtigen Typen- Nach allem, was hier passiert ist...."

    "Sprich leise! Hast du dir das vor lauter Müdigkeit eingebildet, oder...."

    "Natürlich nicht! Es war real! Und ich glaube, dass Jener, den ich dort beim Packen seiner Sachen erwischt habe, in irgegdneine Richtung unterwegs ist!"

    Zelda schnaufte. Natürlich war es Links Aufgabe, misstrauisch zu sein und jedem Reisenden böse Absichten zu unterstellen. Dennoch...

    "Und in welche Richtung ist er deiner Meinung nach unterwegs?"


    Link überlegte. Da waren die Zora, die Orni, die Goronen und die Gerudo. Auch die Shiekah und jene Hylianer, die sich in Angeltedt niedergelassen hatten. Er überlegte, wo sich die Yiga am ehesten breitmachen könnten, ohne aufzufallen.


    Dann hellte seine Miene sich auf.


    "Ich denke, wir finden einen Hinweis darauf in...."