Stall am Berge {Gasthof}

  • Malkus klopfte Brom noch aufmunternd auf die Schulter, aber es war im Grunde schon zu spät. Mit jeder Minute hatte sich Brom mehr dazu entschlossen. Er konnte nicht mehr warten. Er vermisste seine Eltern. Und die Gruppe hat mit Anya einen viel besseren Begleiter. Er hatte die Gruppe in den letzten Tagen zu oft enttäuscht.


    Daher entfernte sich Brom langsam und unbemerkt von der Gruppe, er wollte die Feierlaune nicht trüben, durch seinen plötzliche Aufbruch.


    Kurz nachdem er sich einige Schritte entfernt hatte, ging hinter ihm ein Tumult los. Die Feierlichkeit hatte wohl ihren Höhepunkt erreicht. Umso glücklicher war er, dass er die Stimmung nicht zerstört hatte.


    Beim Stallbesitzer hinterließ er noch eine kurze Nachricht, damit die anderen sich keine Sorgen machten, dachte er doch an die Aufregung zurück als damals plötzliche Eve ohne Worte verschwunden war. Das wollte er nicht auch verursachen.


    Er teilte der Gruppe kurz mit, dass ihn sein Heimweh nach Hause getrieben hatte. Seit ihr Ziel der Todesberg war, war es immer schlimmer geworden. Deshalb hätte er wohl unbewusst der Gruppe so einen Druck gemacht. Das tat ihm Leid und dafür entschuldige er sich. Er würde nun allein nach Goronia weiter reisen, da er es hier im Stall nicht mehr aushält, da die Heimat so nah ist. Vermutlich wird er dort einige Tage bei den Eltern verbringen. Wenn die Gefährten bei ihrer Reise dort vorbei kommen sollten, können sie gern nach ihm fragen, den Verlierer kennt dort jeder. Mit ein wenig Glück wird er noch dort sein, ansonsten würden seine Eltern sich sicher auch darüber freuen, seine Gefährten kennenzulernen, falls er schon weg sein sollte. Er beendete die Nachricht mit dem Wunsch auf ein Wiedersehen. Vielleicht führte die Göttin uns ja erneut zusammen.


    Nachdem er die Nachricht abgegeben hatte, schaute er nochmals wehmütig zurück zu der Gruppe. Es tat ihm schon irgendwie weh, sie so plötzlich zu verlassen. So viele Abenteuer die sie gemeinsam überlebt hatte, vor allem seit sie mit Eve unterwegs waren.


    Bei dem Gedanken an Eve, erinnerte er sich noch an das verbeulte Schmuckstück zurück, das ihnen damals bei Eve geholfen hatte. Er holte es aus dem Rucksack und gab es zu der Nachricht. Die Gefährten hatten sicherlich eher Verwendung dafür als er.


    Dann drehte er sich um und machte sich auf den Weg nach Hause. Er freute sich schon auf seine Familie.


    >>>> Brom verlässt allein den Stall Richtung Goronia >>>>

  • Es war ruhig. Zu ruhig.

    Das Rauschen in ihrem Kopf ließ langsam nach. Nein, eigentlich war das Rauschen nicht in ihrem Kopf gewesen, sondern in ihrem ganzen Körper und außerhalb davon. Es hatte ihre Sinne betäubt und ihre Knochen zum Vibrieren gebracht. Anya zog scharf die Luft ein und spürte, wie der dringend benötigte Sauerstoff ihre Lungen füllte. Seit wann lag sie hier schon? Seit Sekunden, oder Minuten, Stunden? Sie konnte es nicht sagen.

    Der Schmerz wurde stumpfer und das Gefühl in ihren Gliedern kehrte zurück, ihre Augen nahmen wieder ihren Dienst auf. Sie fühlte die Kälte, die tief in ihrem Inneren wütete, aber langsam zurückwich, wie Morgennebel unter dem Sonnenlicht.


    Es brauchte einige Augenblicke, bis ihr Verstand den Dienst wieder aufnahm und sie zu realisieren begann, was gerade passiert war. Sie neigte den Kopf und sah sich verwirrt um. Ein lästiger hoher Piepton in ihren Ohren verstörte sie. Ihre Augen suchten instinktiv die Gefahr und fanden sie in Form einer in sich zusammengekauerten Frau. Anya war nicht in der Lage, einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen, aber irgendwann schrie sie ihr Verstand laut an: Flucht!

    Sie drehte ihren Kopf und legte ihre Unterlippe schon an ihre oberen Schneidezähne. Ein Pfiff und Seven wäre in wenigen Sekunden hier. Anya würde sich mit aller Kraft aufrichten, sich in den Sattel schwingen und davonreiten. Zurück nach Akkala. Einfach die Flucht antreten und so tun, als wäre nichts gewesen und ein glückliches, langweiliges, aber friedliches Leben als Zirkustante verbringen, in einem weichen Bett schlafen und... und dann?

    Dieser feige und sinnlose Akt würde nichts bringen, das wusste sie. Bis zu ihrem letzten Lebtag wäre ihr klar, dass sie davongerannt war. Vor irgendetwas. Vor Evelyn. Vor einer Verantwortung. Damit konnte sie nicht leben, auch das wusste sie.


    Zum zweiten Mal in all den Jahren hatte das Schmuckstück um ihren Hals eine nicht erklärbare Reaktion gezeigt. Das erste Mal war damals auf der Daskida-Hochebene, als sie einem Yiga-Offizier, der doppelt so groß und doppelt so breit war wie sie, die Kehle durchtrennt hatte, angetrieben von einer übernatürlichen Kraft. Und nun hatte es das Gegenteil getan: Es hatte sie in die Knie gezwungen und gelähmt.

    Anya war schon immer fasziniert davon, dass sie in einer Welt lebte, die der Legende nach von Göttern erschaffen war und die von Auserwählten beschützt wurde. Aber nun, wo sie am eigenen Leib spürte, was es hieß, mit unnormalen Kräften in Berührung zu kommen, wollte sie das alles nicht mehr.

    Ihre Hand fand erneut das Amulett und sie zischte, als sie die eisige Kälte fühlte. Was trug sie da um ihren Hals? Ein harmloses Schmuckstück mit dem Antlitz von Naydra? Sicher nicht. Oder?


    Es kostete sie große Anstrengungen, sich aufzurichten und sie keuchte, als ihr Blick erneut zu Evelyn wanderte. Diese kauerte noch immer flüsternd auf dem Boden. Wut stieg in ihr auf und ihr Herz, welches sich gerade zu erholen versuchte, schlug ihr erneut bis zum Hals. Anya hatte keine Ahnung, wer oder was sie war und es war ihr auch egal. Alles, was sie wusste war, dass das keine normale Person war. Wer mit ihr in Berührung kam, wurde malträtiert, das bewies der Zustand ihrer Freunde. Das konnte sie nicht zulassen! Das hatten sie nicht verdient! Niemand hatte es verdient, dieser Frau auch nur zu begegnen!

    Sebariell sollte jetzt eigentlich irgendwo seine Schmiede führen, eine Freundin haben, die sein Kind unter dem Herzen trug. Malkus sollte seine Tage und Nächte mit dem Kopf zwischen den Schenkeln von Frauen verbringen und sich täglich Backpfeifen für sein loses Mundwerk abholen. Und Brom sollte irgendwo mit einem vollgepackten Rucksack glücklich und zufrieden durch Hyrule streifen. Und was Anya selbst anging... Nun, vielleicht wäre ein sesshaftes Leben irgendwo doch nicht so verkehrt. Auf jeden Fall war alles besser, als zuzulassen, dass dieses todbringende Wesen...


    Erschöpft brach Anya wieder zusammen und legte sich zurück in den Staub. Es spielte keine Rolle, was nun sein sollte, sondern was war. Und die Wahrheit, so beschissen sie auch war...

    Nun, Evelyn. Du wirst mehr wissen über das Ding um meinen Hals, nicht wahr? Und du wirst es mir sagen.

  • Malkus war fassungslos. Binnen Sekundenbruchteilen fiel die Frau, die er so bewunderte über die Frau, die er einmal begehrt hatte, her. Evelyn war wie besessen und nur Sebariell vermochte mit seiner ganzen Kraft zu verhindern, dass die Kriegerin die Seele aus Anya herausdrückte. Instinktiv blickte Malkus nach oben. Kein Blutmond, nur die Sonne, die im diesigen Nebel der Rauchschwaden des Todesbergs lachte, als wäre ihr egal, was dort unten passiert. Im nächsten Moment kamen Malkus die Bilder in den Sinn von der Nacht, als die Dämonin, welche in der Soldatin schlummert, sich befreite und den Menschen am Stall verderben brachte. Die Dämonin musste erneut die Oberhand gewonnen haben, doch was hatte es mit Anyas Erscheinen zu tun. Malkus verstand nichts. Nur Sebariells klare Worte konnten ihn wieder aus seiner Gedankenverlorenheit zurückholen. Wasser... "Wasser", flüsterte er zu sich selbst. Natürlich. Sein Kopf ging auf und ab. Das Nicken galt ihm selbst aber auch Sebariells Forderung. Einen Moment zögerte er und überlegte, ob es nicht gescheiter wäre, Seba zu helfen. Wer konnte wissen, was Evelyn anrichten würde, wenn man ihr nicht Einhalt gebieten würde. Im nächsten Moment wandte er sich um, suchte Brom. Er war stark genug um Evelyn in Schacht zu halten, bis sich ihr dämonischer Anfall wieder verzog. Aber wo war der Große? Er war nirgendwo zu sehen. Verwirrt stolperte Malkus los. Seine Füße setzten sich widerwillig in Bewegung. Sie wollten scheinbar noch immer Anya helfen, aber sein Verstand war bereits am Brunnen und schöpfte einen Eimer aus der Tiefe. Wenige Momente später kam er zum Brunnen. Ein altes Mütterlein stand dort und zog gleichmäßig und sorgsam das Seil, welches über einen Flaschenzug in die Tiefe ragte.


    "Mütterchen, ich brauche dringend Wasser, meine Gefährtin ist zusammengebrochen, es geht ihr schlecht", sagte Malkus und hoffte auf das Verständnis der Frau. Die alte war beinahe Bild und hörte auch noch schlecht. Sie wandte sich ebenso langsam Malkus zu, wie sie an dem Seil gezogen hatte. Ihre Augenbrauen hoben sich, als müsste sie Malkus sehen, um ihn zu hören. "Bekommst Wasser wenn dran bist, Jungspund", sagte sie knapp und schnippisch. Sie fuhr mit Selbstgesprächen darüber fort, wie die jungen Leute sich heutzutage nicht mehr zu benehmen wüssten. Malkus wurde ungeduldig. Er schob das Mütterchen etwas unsanft zur Seite. "Wenn ihr mich schon nicht vorlasst, so lasst mich euch wenigstens helfen, ihr seht gebrechlich aus." Empört schimpfte die Alte, aber bevor jemand im Stall sich dafür interessierte hatte Malkus schon den Eimer mit Wasser hochgezogen, die Hälfte der alten Frau in ihre Kanne gegossen und versuchte, den Griff vom Seil zu befreien. Die Leute am Stall begannen langsam unruhig zu werden und wurden auf den Tumult aufmerksam. Malkus bedankte sich knapp bei der Alten und eilte zurück zu Evelyn. "Hier, ich hab Wasser geholt, Seb...", die restlichen Worte blieben ihm im Hals stecken, als er in all der Aufregung über einen Baumstumpf stolperte und vornüber fiel. Der halbvolle Wassereimer glitt ihm aus der Hand und das kühle Nass klatschte auf Anyas Brust und tränkte ihre Bluse aber auch die Spitzen ihrer roten Mähne, die sich sofort dunkelrot verfärbten. Malkus' Blick fiel sofort auf ihren Busen, der sich unter dem hervortat, der ihr nun eng am Körper klebte. Er rappelte sich auf und wollte sich sich entschuldigen, als ihm neben Anyas wohlgeformter Brust noch ein kleiner Gegenstand auffiel, der sich dort hervortat. Es sah aus, wie ein kleines Amulett, das unter ihrem Dekollete hing.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Die junge Kriegerin war noch mehr wie in einer apathischen Haltung auf dem Boden, ihre Arme fest um ihre angewinkelten Beine geschlungen. Wippend nach vorne, nach hinten, nach vorne, nach hinten. Ihre Augen waren starr und brannten, da sie in der Zwischenzeit nicht einmal blinzelte. *Gemurmel*… AMULETT … *Zischen* TOT…“ Tausend flüsternde Stimmen sprachen kreuz und Quer in ihren Gedanken, unwissend, woher sie kamen. Das Gemurmel glich einem Zischen einer Schlange tausender Personen die sich leise unterhielten. Immer wieder rutschte ein lautstarkes Wort hervor und dominierte dieses unüberblickbare Schwarz in ihrem Kopf. Sie lockerte ihren Griff um ihre Füße und presste ihre beiden Hände gegen ihre Schläfen, schloss die Augen so fest sie konnte. “Bitte. Macht das es aufhört. Es… es tut so weh.“ Ihre Stimme hatte an Kraft verloren. Ihr Kinn und ihre Lippen bebten und wieder rannten ihr die Tränen über ihre Wangen.


    Sie spürte die warmen und starken Hände eines Mannes, die sanfte Stimme des Schmiedes und wie ein kleines Kind, blickte die kleine Evelyn mit großen und tränenden Augen in das Auge des Mannes, der mit einem seichten Lächeln versuchte sie zu beruhigen. Ihre Lippen hörten auf zu beben. Ihre zitternden Schultern fingen sich. Die letzte Träne rollte ihr über die Wange. “Seba…“ Ihr Blick fiel vorbei am Schmied hinüber zur rothaarigen Frau. “Anya …“ Ohne darüber nachzudenken woher sie die Frau bereits kannte, fiel ihr Name über ihre Lippen. Wieder bebte ihr Kiefer, dann drückte sie sich enger an Sebariell. “Es tut mir leid. Es tut mir leid. …. Ich wollte das nicht. I-ich weiß nicht was es war.“ Sie schluchzte. Ihre Worte waren kaum zu verstehen, da jede Silbe mit einem tiefen Schluchzer aus ihrer Kehle unterbrochen wurde. Ihr Griff um Sebariells stattlicher Körper erhöhte sich. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. “I-ich wollte …“ Sie verstummte. Ihre Augen brennend rot und unterlaufend, blickte sie über seine Schulter hin zu Anya in der Hoffnung, sie würde sie sehen. Sie wollte sich entschuldigen. Sie wollte um Vergebung bitten und eine alten Freundin willkommen heißen!


    Als Eves Blick Anya weiter fokussierte, erhöhte sich der Druck in ihrem Kopf erneut. Sie biss die Zähne auf ihre Unterlippe. Sie schrie auf und klammerte sich noch fester an den Schmied. Sie spürte seinen Herzschlag, seine ausgehende und intensive Wärme. “Ahh. Was ist das? Diese Schmerzen. …“ In ihrem Kopf blitzten schemenhafte Bilder empor. “Dolch … Monokel … Edelstein … Amulett …“ Sie hauchte diese Worte wie eine leichte Brise über die Ohren des Schmiedes, ehe sie in seinen Armen zusammensackte und das Bewusstsein verlor, als die vollkommene Schwärze ihre Sinne übermannten.


  • Sebariell stöhnte auf. Konnte das ernsthaft geschehen? Malkus hatte das Wasser für Anya über eben diese geschüttet und sie dadurch völlig durchnässt. Peinlich berührt schaute der Schmied weg, sobald er bemerkte, dass Malkus' Missgeschick dafür sorgte, dass man Anyas Dekolleté sehen konnte. Sofort spürte er, wie sein Gesicht heiß wurde, während es rot anlief. Dennoch entging seinem Auge nicht, dass ein Amulett durch Anyas nasse Kleidung schimmerte. War es kurz am pulsieren? Vermutlich nicht. Es war sicherlich nur des Wassers wegen und sein Auge spielte ihm lediglich einen Streich. Weiter konnte Seba aber auch nicht darüber nachdenken, da sich Evelyn plötzlich in seine Arme warf. Die sonst so stolze und starke Kriegerin zitterte und schluchzte, sie ächzte und flehte beinahe. Sebariell sorgte sich, hielt sie fest, außerstande etwas hilfreiches zu unternehmen. Er schmerzte ihn, die kraftvolle Frau, die ihnen allen schon mehrmals geholfen hatte, so verletzlich zu sehen... Dann plötzlich sackte Evelyn völlig in sich zusammen, als wäre der letzte Rest an Kraft mit einem Mal aus ihrem Körper gefegt worden.

    "Brom, kannst du mir bitte helfen? Wir müssen Anya und Evelyn in den Stall bringen!" Seba versuchte Evelyn vorsichtig anzuheben, darauf wartend, dass der Gorone ihm helfen würde. Doch er kam nicht. Verwundert blickte sich der Schmied um. Wo war Brom ausgerechnet jetzt, wo man ihn brauchte? War auch ihm etwas zugestoßen? Seba glaubte, der Gorone könne gut auf sich selbst aufpassen - so er denn wollte und für sich einstand -, also schob er diese Sorge zur Seite und konzentrierte sich auf Anya und Evelyn. Zum Glück war Malkus bereits an Anyas Seite und reichte ihr die Hand, während er sich mehrmals entschuldigte und scheinbar gleichzeitig schwer beschäftigt damit war, seinen Blick im Zaum zu halten.

    Seba hob Evelyn an und ächzte. All die Anstrengungen des Tages und der Reise forderten ihren Tribut und machten Sebariells Muskeln so hilfreich wie ein Paddel in der Gerudo-Wüste! "Anya, kannst du stehen? Ich weiß nicht, was in Evelyn gefahren ist. Es... es tut mir leid. Es gibt sicher eine Erklärung dafür. Wenn du uns anhören magst, werden wir versuchen, dir alles zu erklären. Aber erst einmal sollten wir in den Stall, um euch zu versorgen." Sebariell stieß die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und hatte alle Mühe, seine Erschöpfung zu verbergen. Dennoch blickte er fest in Anyas Richtung, in der Hoffnung, sie würde seinen Worten Glauben schenken. Er selbst wüsste nur zu gern, was hier eigentlich los war!

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Ihr Kopf wurde mit jeder Sekunde klarer und das Gefühl, von innen heraus zu erfrieren und zerrissen zu werden, verschwand. Als Malkus sie auf die Beine zog, fühlte sich ihr Körper bereits wieder völlig normal an, doch der Schock über die Geschehnisse der letzten... Minuten oder Stunden ließen ihre Knie zittern.

    Anya gab es nur ungern zu, aber es hatte ihr Angst gemacht. Sie kam hierher, weil sie ihre Freunde treffen wollte. Weil sie gemütlich zu Abend essen wollte, plaudern, reden, lachen. Wieder verfluchte sie ihre Naivität. Wie konnte sie so dumm sein und glauben, dass ein simpler Plan einfach funktionieren würde?


    In ihrer Verzweiflung ließ sie Malkus´ Hände nicht los. Nein, viel mehr noch. Die presste sich schutzsuchend an seinen Körper und betete, dass er sie nie wieder loslassen würde. Ihre Augen brannten vor Schock, Wut und Überforderung und weil das Wegblinzeln der verräterischen Tränen nicht half, vergrub sie ihr Gesicht in seine Schulter und schlang ihre Arme um ihn. Malkus versuchte sich in Bewegung zu setzen, aber Anya blieb stehen. Konnte er nicht einfach hier für immer mit ihr stehenbleiben und ihr Trost spenden?

    Erleichtert seufzte sie, als sie seine Hand in ihrem Nacken spürte.

    "Lass mich nicht los", flehte sie. "Ich hab Angst. Ich wollte das nicht!"

    Seine Hand verschwand von ihrem Nacken und setzte sich auf ihre Wange. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ein paar rote Haarsträhnen von ihr hatten sich in seinem Bart verfangen. Er musterte sie mit seinen stechenden Augen, während sein Daumen langsam über ihre Wange strich. Sie konnte kleine Fältchen um seine Augen erkennen, die immer noch von dunklen Ringen umgeben waren. Sein Daumen fing eine Träne auf, dann schob er sie sanft auf seine Seite, während er einen Arm stützend um ihre Taille legte.


    Jetzt löste sich Anyas Blick von Malkus und sie sah sich wieder um. Sebariell hatte Evelyns Körper aufgerichtet, die selbst bewusstlos zu sein schien. Auch sein Blick war von Fragen und Überforderung gezeichnet.

    Sie rieb sich die Nässe vom Gesicht und atmete mehrmals tief ein. Zoltan hatte ihr mal gezeigt, wie man Angst wegatmen kann und gerade in diesem Moment war sie dankbar dafür, dass er ihr diesen Trick gezeigt hatte. Ihre Knie wurden stabiler und der Verstand klarer.

    "Wir müssen reden", sagte sie. Malkus nickte, ließ sie aber nicht los, als sie gemeinsam in das Zelt des Stalls gingen.