Streets of Rage (Reihe)

Rechtzeitig zur Ankündigung des vierten Teils der Serie nachdem nunmehr 24 Jahre seit dem dritten Teil vergangen sind, eröffne ich mal einen Thread zu einer meiner liebsten Sidescroller Beat em Up Serie meiner Kindheit, obwohl ich noch nicht mal einen Mega Drive besaß.

In Streets of Rage schlüpft man, Genretypisch, in die Rolle eines von drei Charakteren, die sich meist in Schlagkraft und Schnelligkeit unterscheiden. Ganz 90er Jahre typisch gilt, Fettsack hält viel aus und teilt viel aus, Schönling ist ein Allrounder und Frau/Kind ist schnell, aber schwach.

Die drei ersten Teile sind inhaltlich sehr ähnlich. Es gilt immer einen bösen Obermotz zu besiegen oder ein ehemaliges Teammitglied aus dessen Fängen zu befreien. Klassisch kann man alleine oder zu zweit sich durch Gegnerhorden schlagen, die zunehmends stärker werden (und sich durch Farbpalettenswitch von ihren schwächeren "Ichs" unterschieden) bist hin zu Levels, wo vormalige Bossgegner nun normale Gegner sind. Meist kann man solche Spiele mit nur zwei Tasten (springen, schlagen) spielen, optional gibts noch Würfe oder einen Spezialangriff, der limitiert und den Screen cleared.

Ich fand Streets of Rage damals, obwohl ich ein großer Nintendo Fan bin, immer als tolle Konkurrenz zu zB. Turtles in Time, gerade wegen des tollen Coop Modus und weil man einfach sofort im Spiel drinnen ist. Die Serie wurde über die Jahre zig-Fach mittels Collections oder als Goodies zum Download von Sega veröffentlicht, zuletzt mit der Sega Mega Drive Classic Collection für ua. PS 4 für 27,99 Euro (Amazon).

Warum ich dieses Thema jetzt aufmache? Wie eingangs erwähnt wurde kürzlich ein vierter Teil angekündigt.

Die Entwickler hinter dem Remake von Wonder Boy: The Dragons Trap haben angekündigt am vierten Teil der Serie zu arbeiten. Gameplaytechnisch soll es da anknüpfen, wo die Serie aufgehört hat, ein offizieller Erscheinungstermin ist dzt. noch nicht bekannt, erste Bilder gibts aber schon.

Ich sehe die Ankündigung mit gemischten Gefühlen. Das oa. Remake war ganz gut, bekam sogar nette Wertungen, ich kann aber nicht sagen, dass ich ein Wonder Boy Fan war und kann deshalb nicht sagen, ob es mit dem Klassiker mithalten kann. Jedenfalls ist so ein Projekt immer Ambitioniert und geht mit einer gewissen Erwartungshaltung einher, vor allem auch, was den Soundtrack betrifft - kleine Randnote, der für den Sound von Streets of Rage verantwortliche Yuzo Koshiro gilt als rennomierter Musiker in der japanischen Techno Szene und wurde bereits damals nach dem Release von Streets of Rage derart berühmt, nur wegen des grandiosen Soundtracks des Spiels.

Auch weiß ich nicht, ob der Grafikstil passend für die Thematik des Spiels ist - so findet die Handlung, wenn auch unwichtig, in einer von Kriminalität überrannten Stadt in naher Zukunft statt, die feinen Technobeats und der Art Style haben das stets unterstrichen, der cartoony Style des vierten Teils (der auch an eben Wonder Boy erinnert) passt irgendwie nicht so ganz und erinnert an fehlgeschlagene Fortsetzungen anderer Klassiker wie zB. den meiner Meinung nach desaströsen Double Dragon Nachfolger DD Neon.

Die Bilder gibts hier zu sehen

http://www.gamefront.de/archiv…--Bilder-Screenshots.html

Ja, dieser Comic Look ist irgendwie so ein Remake-Unding. Mir fallen etliche "Neuauflagen" vor allen in den Bereichen Sidescroller und Dungeoncrawling (Bards Tale Reihe) ein, die diesen fröhlichen Comiclook verwenden. Für mich ist ein Spiel dann gleich zu 50% weniger attraktiv wenn es diesen Cutout Comic Flash Look verwendet, selbst wenn es sich dann als ganz passabel herausstellt wie zB Guns Gore & Cannoli bin ich kein Freund davon und bin eher Fan des "richtigen" Retro Looks in 8 oder 16 Bit.

Als Kind der 90er waren Beat em Ups sowas wie mein täglich Brot. Egal ob Turtles in Time, Batman & Robin, Final Fight, Golden Axe, Double Dragon, Battletoads, Guardian Heroes oder Captain Commando, ich habe das Genre immer schon sehr geliebt und auch in den letzten Jahren kamen viele tolle Titel heraus, vielfach auch mit "Levelsystemen" und einem Loot System Light. Wer Streets of Rage noch keine Chance gegeben hat, aber in den letzten Jahren seinen Spaß mit Castle Crashers, Scott Pilgrim oder Zombie Vikings hatte, der sollte Streets of Rage unbedingt ausprobieren. Das Spiel ist total zugänglich, einfach, overstayed seinen welcome nicht und auch schnell erlernt, dh. man kann es auch mit jemandem im Coop durchspielen, der jetzt nicht so begabt mit Videospielen ist. Es ist im Grunde auch egal, welchen Teil man spielt, da sich drei Teile weder im Gameplay noch im Overall Design groß Unterscheiden.

Der vierte Teil der Serie erschien nach knapp 26 Jahren vor wenigen Tagen. Ich war erst sehr skeptisch, weil mir der Look noch nicht so gefallen wollte und es wie diese ganzen seelenlosen 2D Beat em Ups wirkte, die alle gleich aussehen, aber als ich nun erste Lets Plays dazu angeschaut habe, bin ich richtig heiß auf das Spiel geworden.

Der Stil gefällt mir nun irgendwie viel besser, wirkt etwas comichaft und passt sehr gut zum Setting. Es wirkt alles sehr flüssig, wobei ich viele der Gegner, Attackemuster und Details der Spielwelt aus den Originalen aufgefallen sind. Scheinbar soll man auch richtig viel freispielen können und angesichts der eher kurzen Vorgänger soll das Spiel auch ordentlichen Umfang haben, natürlich nicht ohne den legendären Zweispielermodus.

Derzeit ist mir der Preis von knapp 25 Euro noch etwas zu viel, auch, weil ich mich jetzt nicht sooo nach einem 2D Beat em Up sehne, aber wenn der Preis mal runtergesetzt wird in einem Sale, sehe ich keinen Grund, warum ich da nicht zuschlagen sollte.

Ich habe gestern das Spiel im Koop mehrmals mit meinem Kumpel durchgespielt. Es ist einfach tolle Streets of Rage Action. Es gibt massig Charaktere zum Freispielen mittels lifetime Punkte und auch sonst viele kleine Eastereggs. Doch von Anfang an.

Die Grafik ist sehr liebevoll. Es sieht alles handgezeichnet aus, die Hintergründe beherbergen viele kleine Details und Eastereggs und die Animationen sind wirklich sauber. Der Sound ist nicht ganz so gut wie in den drei Sega Teilen, aber man merkt, dass sich die Entwickler Mühe gaben, dieses Feeling einzufangen.

Das Gameplay ist genau so, wie man es sich vorstellt. Neben den klassischen Attacken gibts nun auch ein paar Spezialkombos, die man ein- oder ausstellen kann (ebenso wie Friendly Fire). Jeder Charakter hat eine spezielle Attacke, die einen Stern kostet (wie im Original), die unterschiedlichen Leute haben auch unterschiedliche Stats, so ist Axel der Alleskönner, Blaze schneller aber schwach, Cherry am Schnellsten aber Schwächsten und Floyd super stark und super nackig. Es macht Laune, alle Chars mal zu probieren, man kann auch nach jedem Level wechseln.

Die Levels, es gibt 12 Stück, die alle am Ende einen Boss haben, sind leider sehr kurz. Pro Level braucht man 5-7 Minuten, manchmal auch kürzer, wodurch das Spiel in maximal einer Stunde, vielleicht 1 1/2 durch ist. Es gibt zwar vier Bonusbosse, die man finden kann, aber sonst war es das. Man kann halt in jedem Level Ranks von D bis S bekommen und es gibt fünf Schwierigkeitsgrade für die Masochisten unter uns.

Während man auf leicht 6 Leben hat, bekommt man auf Normal nur 2, auf schwer nur eines. Auf "Schwerer" und "Maniac" wird man wohl keine Leben mehr haben und die Feinde halten noch mehr aus. Es ist nicht unschaffbar aber ziemlich knackig. Man kann unterschiedliche Assisted Modes einschalten, die aber die Punkte halbieren. So kann man zB. mehr Leben einschalten, dadurch werden die Punkte aber, je nachdem, halbiert oder gezehntelt. Leider gibts nur Punkte, wenn man gewinnt, was schade ist, denn so kann man nicht einfach spielen und unlocked alles, sondern man muss - gerade, wenn man auf den schweren Graden zockt - auch das Level erfolgreich beenden, sonst gibts keine Punkte.

Mit Punkten schaltet man Charaktere frei. Am Ende jedes Levels werden die Punkte gezählt und kommen in die Lifetime Score. Hat man zB. 100.000 Punkte, bekommt man Streets of Rage 1 Adam, ganz in Pixelgrafik. Insgesamt braucht man glaube ich 1.500.000 Punkte für alle Charaktere, darunter eben alle Streets of Rage Chars sowie viele Bösse, jedoch alles in Pixelgrafik inklusive Streets of Rage Finisher.

Man kann das Spiel natürlich mit Freunden zocken, online leider nur zu zweit, offline auf der Couch sogar zu viert, was sicherlich viel Chaos bedeutet, denn manchmal war es zu zweit schon etwas unübersichtlich, da es Gegner gibt, die den Charakteren sehr ähnlich sehen.

Alles in allem eine wirklich schöne Hommage an die originale Trilogie mit einigen Unlockables und tollem Koop. Durch das Ranking und die Schwierigkeitsgrade gibts sicher etwas an Langzeitmotivation, das Spiel ist aber saukurz und alleine macht es bestimmt nicht so viel Sinn oder Spaß. Für die 25 Euro, die es momentan kostet, sollte man es sich zweimal überlegen, auch, wenn man ein großer Fan der Trilogie ist. 10-15 Euro wären bei dem Umfang meiner Meinung nach viel fairer. Ich bereue den Kauf allerdings nicht, selbst, wenn wir es in kurzer Zeit dreimal durch hatten, werde ich es bestimmt noch ein paarmal durchspielen und alle Charaktere freischalten und es ist einfach auch vom Gameplay her ziemlich gut.

Streets of Rage 4 wurde über 2,5 Millionen Mal heruntergeladen und bekommt jetzt einen (leider) kostenpflichtigen DLC "Mr. X Nightmare" mit drei neuen Kämpfern und einen Survival Modus, aber es wird auch kostenlose Updates geben, das einen neuen Schwierigkeitsgrad bringt. Näheres dazu gibts im laufe des Jahres. Einer der Kämpfer des DLCs wurde bereits enthüllt. Mit Estel Aguirre schließt sich ein weiterer ehemaliger Bossgegner der Kämpferriege an. Zu den weiteren zwei Kämpfern gibts in dem Enthüllungsvideo bereits Andeutungen.

Mir hat das Spiel sehr gut gefallen und ich hatte es (im normalen Modus) mehrere Male mit den unterschiedlichsten Charakteren durchgespielt, entweder alleine oder im Koop. Den DLC hole ich mir eher nicht. Ich mochte das Spiel sehr, aber weiß nicht, ob ich nochmal Bock hätte, es nochmal, bloß mit neuen Charakteren durchzuspielen, immerhin habe ich ja jetzt noch nicht mal alle Charaktere freigeschalten, die es gibt.